—— WH-» Die verlorene Krone. Roms ans dem Jahre 1866 von Heukikttk v. Mut-beinah WILL f (6. Fortsetzung) Der König blieb vie ganze Nacht stri. In seinen Mantel gewickelt, den Kopf cui die zur Faust geboklte Hand sesisiisi, saß er regungslos des. Der erwartete Angrifs de: Preußen blieb aus. Statt dessen erschien Trüb seen füns Uhr ein Parlamentön der er Uörte. General Boqu v· Fijlctensiein hbe ietzt von dein Wassenstillstand Kenntniß bekommen und werde ihn refpettiren Mmsningen stampfte leicht mit dem Fuß auf bei der nnwilllonimenen Sack-richt. Dieses ewige Hinausichies sen der Entscheidung iolterte ihn. s Auch bei den Truppen machte sich eine gewisse Mißstimmung beinertlich.. Das thatenloie Warten wirlte tät-« muri-. Jn dieser geneitterselpmEilen.1 elektrisch überladenen Lust wäre ein emsiläredner Blis Erlösung gewesen. Reue Befehle wurden ausgegeben Es hielt schwer-, ruhige Besinnung zu lieb-alten bei diesen stets widerspre elsenden Maßnahmen An Frieden glaubte doch niemand mehr. Daß es ohne Kampf nicht enden könne, leuch tete jedem ein. Aber die Rollen nn ren vertauscht, die Stellungen pet fchobem Die kannst-ersehen Iruppen blie den am nächsten Tage nicht melir in der Lage. angreifend umzugehen son dern der Feind bereitete sichtlich feinen Ungriss vor. Bis die Zeit dazu ge trennten war, ermädete er den Gegner. Der 26. Juni war ein schmälen drückendlieißer Tag. Die hznnövers iche Armee war ruhelos der Hitze. dem Hunger nasse-fest An Lebens mitteln gab es nur wenig, und auch das konnte nicht ausgeniitzt werden, weil die meisten Truppentdeile keine Zeit zum Adtochen fanden. Der König hatte rnit seinem Ge folge wieder fein Quartier in Lan Malza bezogen. Fast den ganzen ging er ruhelos im Zimmer auf nnd ab. Ungeduld-in erwartete er die Antwort aus Berlin, die Rücktritt der nutgesandten Boten, die aber, wie sich später herausstellte, von den Preußen nicht durchgelassen worden waren M underrichteter Sache user-spenden mußte-, ohne Zweck und Ziel ihrer Ieise erreicht zu haben. Diese erwartungsvolle Spannung is hauptauartier des Königs ver Mrfte sich stündlich, so daß alle wie befreit auiathmetem als am Spät sachmittage noch einmal ein preußi kelser arlamentiir, Oberst v. Döring Lin önig gemeldet wurde. Georg V. empfing den Lfkizier ste hend. Die Hand leicht auf den Griff feines Säbels qeftiiit stand er mitten ten Zimmer, durch dessen kleine, im slei gefaßte Fensiktscheiben die Strahlen der röthlich erglühenden Abendsonne fielen. Reben dem König stand der Kron inz in seiner reichverschniirten Dus arensUniform Jn seinen jugendli chen Zügen lag erwartungsvolles, fast neugieriges Staunen. Rings um den König arudpirten sich die Herren sei ner Umgebung. Meinen ein hochgeroachsener Mann mit ernstem, entschlossenekn Gesicht nnd tiefliegenden grauen Augen uns ter einer übertüngenden Stirn, trat dicht vor den Könia hin und über reichte ihm ein Schreiben. »Es ist dies die Sommation vorn 15· Juni«. sagte er kurz nnd tlar, »die Seine Rath der König von Preußen Eu Iet Maiefiiit noch einmal zustellen Ist zur leiten endaiittigen Entschei dung. Nehmen Eure Majestät die jamais gestellten Bedingungen jetzt ank « J «Ieein:" s Laut und hart fiel im selben Mo ; incnt wie die Frage, ohne eine Ze kunde des Haut-erns, die Antwort von des Könias Lippen. Ein ichwiiles Schweigen folgte So Habe ich nur noch b: nznznfii «gen, daß der Waffenftillftand hiermit aufgehoben ift und die Feindieliateiten Beginnen werden«, antwortete Oberfti v. Döring ernst. l »Die Soiiveriinitiit meiner Krone. Ums ich fiir mein Hans nnangetastets erhalten« DIE-zwingen lasse ich mir( IWQ ( Der König wandte sich mit diesenx Dosten ab. Seine zuckenden Fingers take-ten nach der Hand des Sohnesd Oberst v. Döring versengte sich» Und wendete sich zum Gehen Ifcf Hallertnund sing ihm nich nd Würde eine Annahme der Be Mit-gen wirklich noch etwas geän - Jedenf« fresse er leise. MVMQ v. DIng fette seinen Oel-n Die Lage würde sich vorang xsts zu Gunsten hintan geän Meduse-T erklärte er gelassen, ob seneral Vogels Faldenfiein thards zntn Ungtiff bereit ; Bestimmt nnd ging den åafkk innnter Laut klirrten seine » der Säbel sites rasselnd anf Wanf dein ho. lalutirte der - W und ich dein Fort etsenIM neue-In Sein Messen-Hm - Ismäiswsmw r Diesen fand er dagegen völlig , e-» lassen. von unerschsiittewe Zuverii t. Hauch tntt diesem letzten «Nein«« das einzig Richtige geantwortet zu hat-en. Der König blieb auch trotz hallet niunds Zureden hartnäckiq dahei. es sei feine heilige Pflicht. an seinen sSiouveriinitstsrechten unerfchütteriichj festzuhalten; um den Preis eines-H Schmälerung derseiben diirie er ieiij ner Gefahr outside-dem Graf Hal ietmund konnte in diesen Worten nur eine Bestimmung zu seinen früher so oft feihstgeiiillig vorgetragenen eiges nen Behauptung finden. aber heute in der anderen Beleuchtung, die iibee allen Vorgängen durch Preußenö zielbewußtes, entschlossenes Vorgehen lag. kamen ihm doch Zweifel an der Richtigkeit dieser Ansichten. Reze nirte ihm des Gegncrs ruhige IT eherheit. oder wurde er newös ge macht durch das zaudernde Hin- und Verschieden der hgnniiversaien Ar mee, wurde er nrißtrauisch gegen de ren Führers Ihm war. als oh der Boden langsam unter seinen Mißen fortgslitte und er ins Leere, Ungewifse hineinfänke. Nur noch wie im Traum hörte er die laut durcheinandergehenden Stim; men um sich herum. Die Nacht ver gina ibin und wohl auch allen anderen Bewohnern des Schlasses schlailos. Die fortwährend kommenden und ge kenden Ordonnanzen aeniigten init ibren schweren Tritten, unter denen die wes-seligen Treppen zitterten um jeden Schlaf zu dericlxeuchsen, iekbft wenn die marternden Gedanken den Minister nicht wach gehalten litten. Bei Tagesanbruch wurde von den Vorposten eine stärkere Bewegung der preußischen Armee gemeldet, die auf einen beabsichtigten Angrifs schließen ließ. Der König besabl sosort den Ausdruck-. Das puf einer sanft ansteigenden Höhe gekegene Dorf Tbamstuiia war ichnell erreicht. Jrn Psarrbause wur de Quartier genommen Aus den-« Hos rauschte eine breitiistige Linde. Die einsache holzbansk darunter stand im kühlen Schatten. - Der König ließ sich dort nieder. Der Kronbrinz nadrn neben ihm Platz. Fiir die übrigen Herren wur den schnell Stuhle und Schenkel von der Magd lserbeigetragem Die kleine freundliche Psarrerssrau wußte nicht aus noch ein vor Verlegenheit. zu so sriider Stunde solche hohen Gäste be wirtben zu sollen. Aber endlich stand denn doch ein ländliches Frühstück auf dem sauber gescheuerten Tisch· Milch, Brot« Schinten und Eier. Die Herren langten ordentlich zu. Der Ritt in der Morgentüdle, die schlaf lese Nacht hatten hunaer gemacht. und man konnte nicht wissen, ol- es deute noch etwas zu essen gab. Vor sorglich schob der Oberstallzneifter v. Huebner einen Vorrath bartgetochter Eier ssiir den König und den Kron prinzen in seine dadurch weit abste benden Rocktaschen. Ramminqen brachte kaum einige Bissen herunter. Er saß auf seinem dreibeinigen Schemel, mit dem Rü cken gegen den Lindenstamrn gelehnt, und sah rnit halt-geschlossenen Augen ilinzelnd in das grüne Laub. Utn die goldigen Blüthen summ ten die Bienen eintönig. Der Lindenbliithendust zauderte ihm wieder den letzten Abend von Herrenbausen bar die Seele. Jn Prin zeß Fredrikei haar lag damals solch goldneer Blüthentranz der Dust umschmeichelte ihn wie hier. Ein dumpfen lang nachballender Ton unterbrach die friedliche Mor genstille. « Der König fuhr auf. »Das wars der erste Schuß! Die Preußen grei fen. an! Rammingen, die Pferde :ot.« Die Herren stürzten fort. Jn we niqen Minuten brachten die Orden nanzen vie Pferde. Ramnnngen hielt dem König den Bügel. Geotg V. hob schen den Fuß, als ein Rittineis fiet auf den hof gejagt lam und den König zu sprechen verlangte. »Was giebt’s?'« fragte Gearg V. bggig und zog seinen Fuß wieder zu ru . .Majeftät, General v. Atentsichildt bittet um die Vollmacht tnpituliten zu dürfen, wenn et das iiit erforder lich hält.« Ramstningen riß das Pferd des Königs vor Entlesen iibek die-se Bitte beim Beginn einer Schlacht so heftig am Zügel. daß der Schimmel sich un willig bäumtr. Mit finstetein Gesicht hörte der König die Meldung an. Reiten Sie ist-et zu dem General zukück«, be fahl et laut und fW, »und sagen zSie. befehle ihm, sich ge n«den preußi chen Angtiss zu vert idigen s- lns auf den lebten Mann. —- Bte- ; eben wir auf. meine herunt« j Der König schwang sich in den. Sattel. , Müh-en Sie mich-auf einen Platz. von dein aus vie Tannen mich von allen Seiten leben könne-IT wandte et Sile »kleinen Generaladjutantem »Sie ten-en ja diesussiellnns unse M I M««s »Hu-« c hecks-M M is- Sein-suspe f gen hinein. Rammingen hielt des i Pf erd des Königs ans Leiiieil i Auf einer weithin sichtbaren W wurde gehalten. .Ma«kesiäi. hier können wir leicht für eine Kavallserieabiheilung geh-Il ten wert-en und das Ziel feindlichen Granaifeuers werden«, warnte der Kriegsminiiiein «iGleichviel«. antwortete der Kö änia unbewegt »Ich will, daß die Soldaten mich fehen." Und wer isn so hatten sah, die-sen ewig langen, glühendhei sen Sein Intericisg hindurch, dem blieb der Un dlick ewig unvergeßliclp Genen den blassen Hintergrund fahlgelber Fel der, über denen ein mniiqeiiinier Himmel hing. hob sich die dnnilr. schlanke Gestalt des Köniqg auf dein silbern schimmernden Schimmel sckarf ab. Stamm. unbeweglich, ungeruhri durch den zifchenden Schlag der Gra naten, saß er ruhig im Sattel. Nur durch das Gehör vermochte er von der um ihn herum tobenden Schleichi Eins-. drücke zu empfangen. Unfäb ,ig, selberi einzugre .,fen beseeiie ihn nur der eine. aliihende Wunsch feine Pflicht als Kriegsheer in erfüllen seinenTruppen durch den Anflick ihres Kön: as Muibs zu machen. »K0nllcll die TVOINIUI MMI Qllch" iehen?« Zimmer wieder kam diese ergreifen ve Frage von feinen bald durch die mitleidlos brennende Sonne trocken ausfaeiprungenen Lippen Dsie Umgebung berichtete dem Kö nia unaufhörlich alles, wir- sie von ibrem Standpunkt aus von dem Fort gan-: der Schlacht fetten lonnte. Die Meldung-en liefen immer spärlich-er ein. gegen Mittoq hörten sie ganz Ini. Es schien. als ob General v. cLunt fckrildt die Leituna über die Bewegun gen feiner Truppen, die von dem un gestümen Feuer der jungen iniziek re riirliichtslos weiter-gekiffen wurden, verloren hätte. Dis Vermörtgdrängen der bonniis verfchen Armee und die Rückwärtsk .vegunq der Preußen wurde immer deutlicher. Um fechå Uhr Nachmit tags war die Schlacht entschieden. Der Qnernladfutant lon-. arti fei nem erfchöpiten Pferde zum König Eieranqejogt .Sieg, Maieftät « Sieg!« schrie er ichon von weitem. Sein bräunli ches Gesicht war mit Schweiß bedeckt, die Augen leuchteten. König Georg wollte antworten, aber im erstrn Augenblick beklagte ibm die Sprache. Rammingen hielt ihm fchnell einen Feldbecher mit Wein Ein die Lippen. Der König tranl bo Ug »Jch danke Gott fiir die-sen Sieg«, fogte er dann gerührt. .Jch bin stoiz auf meine vortreffliche Armee und fiitrle mich ihr zu unauslöfchlichenr Dank verpflichtet.« »Ah-bin befeblen Euer Maiefiiit zu reiten?« fragte Rammingen. «Ueber das Schlachtfelb ——— nach Lonnenfalia zurück.« Ein entietzlicher Ritt! Ueberall la aen oit gransig versiünrrnelte Leichen herum, deren starre, toie entfest aufge riffene Augen in die versliibende Son ne falten. Reiterlose Pferde jagten über das Felb, andere wälzten sich in schrecklichem Todeslampf am Boden. Das Pferd des Königs trat in gro fee Blutlochen, das weiße Fell des ichs nen Thieres war bald von rothen Blutfprinen befleckt. Vielleicht war in dieser Stunde die Blindheit ein Glück fiir den König. Sein weiches here würde 9folterqncis len bei diefen entfehlichen ’ldern ar litten haben. Der junge Kronprink bielt ficb nur noch mäbsfom im Sattel· Sein Gesicht fah grouweiß und ver zerrt aus. Eine vbvstichk Uebelleit fckriittelte ibn bei vielem Anblick der zahllofen Todten und Verwundeten auf deren Elend die Sonne immer noch in rosigem Schein berunterläichel te. Die ganze Luft war wie erfüllt von· Klagen-und Stijbnen - i r— xckr Nrregsmmuier v. Brander wandte sein aribeL verfallean Ge sicht mit den tief eingesunkenen An aen dem Generxlabjutnnien zu. »Wir haben also gesiegt. Aber was wird nun aus uns werden? haben wir noch Truppen genug. utn die Preu ßen, die sich raich sammeln werden, noch einmal zu fchiaqen?« »Mehr« Die Antwort des Gene raladiuianien iianq indes-sit .T-ie' Trupven bedürfen dringend der Ruhe, denn sie sind zum Tode erschöpft Mu nition und Vervilegurm fehlt auch.« »Mit- was wird geschehka wie derbolte der Kriegsminifier ungedul dig. Der Grimme schwieg. Brandis fih idn scharf von der Seite on. Miisien wir USE der gest wonnenen Schlacht Iavitttliren?« . Nur flüchtig, kaum vernebrnlichi ilsna die bange Frage an des Gene rqiaisiuiantm Odr. l Der senkte stumm den Kopf. Sein ichmerelicher Blick irsf die stolz nnd aufrecht vor ihm bereitende Gestalt des Könias. von dessen hat-di heute froh des schwer errungenen Sie-Fee die Mienen-e her isten wer. Der neckst atmet hing blei ern und nftig iiber der Gegend. Eine sehne ce, ivdeitraurige Stirn nnms breitete sich über dem verlasse nen Schlachtfer sus. « 9 Kapitel. Wie autgeiiprben waren die Stra ßen von denn-den such die seiest Hm so deiedte herrenheufer Allee blies sue We Linden M Ietblll di, nnd die-säumt . oben ! stieg-. wes-Zinss ) sp-«»«--—--—--.«—--——---- - ,-j staub der verneinen Blüthen Ein paar Kinder spielten am Wegkmde und schwenkten ilwe Zell-weißen Fähn-( eben, als sie des Wagens ansichtig wur den. der eben in die Allee einbeg. Erzellenz Henbner nickte den Kin dern im Denkt-erfahren zu. Ein un fcheldiaet Patristiinws, den diePreu-. ßen wohl dulden wert-euch sagte etl nicht ohne Bitterkeit zu feinem Bes gleitet. Rom-singen der ebenfalls wie Deubnct Civsillleidee trun, nackte stumm. Er schien lein Dort her-ove bcingen tu können. während Denkt-« net feinen zurückgedrännten Gefüh len augenscheinlich Luft mszchens mußte. j »Oui«-en Sie bemerkt, wie and-erst bannt-ver aussieht? Kein Mensch, den man kennt, läßt lich auf der Straße sehen! Freilich die banne venner bleiben ietzt alle am liebsten in ihren Höuiern seitdem in unse ren itifernen mit noch preußiiche Trupren liegen. Und doch glaubt noch leiner an die schreckliche Wahr heit. daß das Ksnigteich dannen-er Preußen einverleibt werden soll. Alle hoffen, daß dieser zustean ein vor überaeljender sein wird und wir un ter Preußens Oderbobeit doch gewis sermaßen unt ere Selbstständigleitde f halten werden« »T.1iu würde König Georg sich nie entschließen«, entgegnete Ram rningen ernst. »Für seine Natur giebt’s leine solchen Kontprotnisse.« »Er hat aber doch zu Gunsten des Kronprinzen verzichten wollen«. wars Leubner wie entschuldiaend ein. ' »Auch das wies Preußen ab. Herr u. Bis-macht dat nicht einmal unsere Vorschläge entgegennelnnen wollen Ichqu ja zu, daß Preußen in einer servissen Zwangslage handelt, denn L- lanit uns als ,ieindliche Macht’ nicht in seinem Rücken dulden. und act fedeo Vertrauen zu unserer Poli tit verloren, vielleicht auch wirllich verlieren müssen.« »Zeicher bleibt dcch trotz aller Feindseliateiten ein selbstständiges Ko nigreich.«' »Ja, weil Frankreich das entschie den verlangte. Nur siir uns riilzrt niemand einen Finger." .Waruni ging der Köni auch gleich nach Wien!« klagte Hammingen .Gras Hallerrnund ist nicht von seiner sixen Idee zu heilen, daß Oesterreich allein Hannover helfen tann. Und wie ich ans heiter Quelle erfuhr, war der Empfang inWien zwar persönlich her-, lich, aber über Politik spricht der Kai ser teine Silbe. Rußland und Eng land, an die wir uns hilsesuchend wandten, zucken bedauernd die sichs seln. Nein, wir sind und bleiben ganz allein aus uns angewiesen —- das mits sen wir einsehen.« hesdner beugte sich vor. Das neu erboute Schloß des Königs arn Ein gang der herrendauser Allu, welches an Stelle des alten Stadtschlofses in bannooer siir größere Festl· seiten errichtet worden war, nahte sich einer Vollendung. Die leßten Arbeiten da ran waren freilich vorläufig einge stellt, aber die breite Faiscrde laa schon stattlich va. Auf dem Hof des Schlos ses stand ledenöarosz in Eäzo iegofsen das springende Pferd der eiien Haft ist's oollendet.« Namntingen deutete aus den stattlichen Bau. »Und wahrscheinlich wird der Könij nie da rin wohnen.« Deubner nickte trübe· Essai-ten Sie u!«· herrschte Ram minaen den KuLcher an, als der« weil er glaubte, die-Herren wollten den Bau eingehender besehen, seine Gänle in gemächlichen Schritt fallen ließ. Der Kutscher hieb aus die Pferde ein. In schlantern Trab ging’5 weis ter, die Allee hinunter, bis oor das langgeftreette gelbe Schloß von her renhausem das wie pertriiunit nnt seinen geschlossenen ariinen Laden in dem rosenduftenden Bart lag. Breite Sonnenstrahlen fielen über die Freitrepde, die vom Garten auss von beiden Seiten steil zum Schloß hinaussührtr. Ein ichmerziiches Er innern durchzuckte Its-mittinnen Wie ott hatte er die reizenden Gestalten der Prinzessinnen diese zwei Treppen hinunterlaufen sehen; unten angekom men, begrüßten sie sich dann vor der steinernen Sonnenuhr mit tiefen, ne diichen Knie-ten. Vor-Zitter- vorbei. Keine Schildtvache stand deute mehr vor der Thür. Die hannoveraner durften nicht mehr auf Wache ziehen, und preußiiche Posten hatte sich die Königin verbeten. Ein Knmmerherr empfing die An tommenden in der Vorhalle Sie wechselten einen stummen händedruet, dann führte er sie lautlos durch die dämmerigen Säle. Ab und zu stahl sich ein Sonnenstrahl durch das grüne hvlzgitter der Läden und spielte mit goldenen Lichtern in der ichs-« n Wolle feiner Staubchem die vor n Fenstern flimmerte. stammtngenö herz schlug laut und schwer. Der alte heubner itie den »An-ern auf eregt durch die zu enden i Natenfliige . Sein Mund war transpi I haft zutamnengepeeßt Flut Befehl Ihrer Matestiit ver lasse ich die herren hier«, sagte der Kammerlperz Er llopite leise an die trdeißqznldenei Schiesethiir, die er lautlos zurück og.«. Unmittelbar darauf standen Heu neri und Rammtngen im Salon der Kö nigin, vor der sie M tief derbe-isten Die Königin Ma reichte jedem der Herren eine ils er l malen wei n hsnde hin. Die stinkt nen standen etwas hinter ihr. lle drei trugen tiefe trauer. Va- blonde f Haar der Königin war in diesen wr ; nkgen Wochen ergraut Der schwarze . Schleier gab ihr etwas Ronnenartrs ; geg; sie sah aus wie eine um den Tod ! ihrer Söhne tieftrauernve Mutter. « Ihre Haltung war gebeugt, als ob die Last des llngliicki zu schwer fiir ihre Schultern sei. Prinzeß FreveMe da gegen hielt immer noch mit der ihr ieigenen unnachahmlichen stolzen Hai E tung den braunloetigen Kopf ein we i niq in den Nacken geworfen. Frei-e Ge Lbärde, jede Miene ihres schonen Be ; sichts drückte Protest aus gen-r das gransen-ne Geschick das Land nnd Haus « der Melken Zerschmettert hatte. « Nehmen Sie Play«, iagte die Kö nigin leise. Auch ihre Stimme hatte den vollen Ton verloren. wee von unzähligen Thrkinrn erstickt klang ih-» re Sprache. »Sie werden beide miide sein von der Reife. Der König iten det Sie mir mit Nachrichten?« »Ja Befehl. Majeität«, antwortete Nammingen nach- längerer Pause. denn Heut-net laß vornuixergersengr und in sich zusaminengefunlen auf seinem ihm angewiesenen Stuhl und schwieg. Die Hände hielt er vor sich aus den Knieen gesaltet Seine Fin ger preßie er so sest ineinander. daß die Kniichel der brauner-then Hand ganz weiß wurden. « »Der Köniq läßt bitten«. fuhr Rammingen fort. »daß Eure Majesiät nnd die Prinzessinnen sobald wie möglich Herrenhausen verlassen und’ nach der Marienburg übersiedelns möchten. Seine Maikstiit frilchtet diel schmerzlichen Eindrücke und auch san-i itige Unnannehmliehteiten in harmo-« ver. Schloß Marienburg iit Privat lesitz linker Majesiiit und deshalb un antastbar.« »Als-) aus unserer eigenen Resi denz werden wir ausgewiesenk Dir Firbe tam und ging aus Prinzesz Fredritee Gesicht. ,,Erspart uns denn das Schickle teine De:nilti-,-Zgung?« Brit-zeig Mary sah sich verwirrt unr. »Wenn-T s-- Herrenhanien, unser schönes-, liebes Herrenhausem gehört uns nicht mehr?" Die tindliehe Frage wirtte erschüt ternri. Die Königin sireichelte zärt lich das hlasse Gesicht ihrer jüngsten Tochter. »Der König hat recht«, sagte sie dann ruhig. «Es ist besser. wenn wir abreilen. Ich kann, wie die Verhältnisse nun einmal liegen, über leine Rüssichtslosrgteit des Sie gers Augen« aber es ist wahr· jede preußisehe Maßnahme in hannsver ist ein Dolchstoß, eine Demiithigung für nns·« Der alte Heiibner richtete sich auf cir prollte etwas entgegnem aber mit Er wollte etwas entgegnen. oder ·mit die Selbstbeherrschunq. Er wars lich in seinen Sessel zurück, vie geborsten Hände an die Augen gedrückt, schlang te er sassungslos vor sich hin. »Grzellen,i —- urn Gottes willen. Erzellen3, nehmen Sie sich zusaan men!' bat Rammingen Er beugte sich Zu dein laut schluchzenven alten Mann, »Nehmet Sie sich ein Beispiel an Ihrer Maiestiit. Was soll die Königin von Jshnen denken?« Aber tein Zureden, kein Mahnen hols. In der peinlicherr Stille wirtte das stoßweise, lrampshaite Schluch zen nervenzerreihend. Die Königin wurde noch blossen Der Jammer des alten treuen Diener-i zerriß ihr das herz, das schon aus so vielen Wunden blutete. .Vetzeiknmg, Majestät!« stotterte duebner endlich. Er ließ die hänve sinken. Sein gani von Thriinen überströmteä Gesicht rnit den getö tbeten Augen sah vie Königin bittend an. Sie reichte itmr stumm die Hand hin, die heut-net in tieser Bewegung an seine Lippen preßtr. »Ich tsnn es nicht ertr.1gen!« stieß er in schmerzlichem Zorn zwischen den Zähnen hervor. »Mein König, mein armer König -— abgesetzt, vertrieben! Warum — warum mußte das alles so kommen?« »Ja, biet konnte das nu geschehen«. Prinzer Iredrite richtete ihre kosten duntlen Aus-en in teidenschn tlicher Antlage aus Rammingenj ernste- Ge sicht. »Wir stegten doch bei Lungen salzas Unsere Armee hat sich hel denmiithiq geschlagen!« »Das that stet« bestätigte der sun qe Ossizier stolz. »Die Soldaten sechsten rote die Löwen angesichts ih Al — ’:e5 geiiebien Königs Rein —- die Iruppen trifft keine Schum· , »Und die Offiziere2« . »Die jüngeren Offizieee bewiesen z den gleiehen Heidenmuih.« » Eber die Fähtee?« i Ranuningen senkte den Blick eTit kBoden »Es steht mit nicht zu. n tetheii zu iöllen«, wich er zögernd ’ aus. .Abek ich wzge es, meine Meinung Un sage-» Der site Heuvnee mische sich mit dem sank-rücken über die na i ien Augen. »Um M der Sch i ’ fuhr Seine Majesiöi neii mit im nfie neg Wagen durch die Sind-. Inbeind drangien sich die Teuppen aus allen Vpkficidien nnd Our-nieren, dates die wie kamen, bekan, um ihren König zu ishr-L Keine Spuk von Ermü dung tout an ihnen zu bemerken, Lille verlangten siiiemiich. nochmals gegen den« Feind geführt zu werden — -« Hals ich nicht recht, Rammingenii Sie nisten ja mit Kohitausch hinter uns den« »Ja-wohl Erzellenz, auch ich hatt den Eindruck, daß wir sofort mürr marichiren konnten, am in Eilniiir· schen rie Bundestrupven zu erreichen. Bereits in den nächsten Tagen wurde uns dies dann durch die Preußen un möglich gemacht« »Warum unterbtjed der Weiter marschi« fragte die Königin ledhoff »Weil alle höheren Führer und der Generalstabschef bei der BerathunF, die arn Abend des Sehlachttages ftat fand. dem Kiinig einmiithiq ouf ihren Eid erklärten, die Truppen seien zu Tode erschöpft. und die Munition verbraucht, die Armee müsse Ruhe haben und könne nicht noch einmal aegen die Preußen kämpfen. Der Kronprinz ist zu jung -und Seine Majeität ist durch iein Unglück nicht im Stande, felbit zuenttcheiden Wir baten daher unt Waffenftillstand, den aber der inzwischen herangeriirlte Ge neral Vogel o. Falckenftein ablehnte, da er. kreil einmal Blut geflossen sei ntit der banniioerichen Armee nur noch iiher die Aapitulation verhandeln könne« . »Das war bitter iiir unsere Sol daten«, fiel Ranuningen erregt ein. »Den( Feinde, den sie eben erfi he siegt hatten, mußten sie sich nun he dingungslos unterwerfen.« »Wie nahmen die Truppen die Nachricht anfi« »Als die Soldaten erfuhren, baß die ruhmreiche Armee, der ssie rnit Stolz angehört hatten, aufgelöst wer den falle, daß sie ihre Fahnen, Wof sen, Pferde dem Feinde übergeben müßten, da geriethen alle in eine un beschreibliche Aufregung Dieser sus gan toar den einfachen Köpfen unbe arei lieh. Alle Bande der Disziplin drohten sich zu lösen. Viele hingen ihr Lederzeug an die Gewehrporamiden, stießen ihre Mir-bis aus die Baionette und warfen sich verzweifelt auf den Boden nieder. Andere hielten laute Rede-, denen niemand zuhörte Utah die Besten bergaßen die gewohnten Formen. Bärtige Männer liefen wie von Angst gefoltert zwecklos hin und her. bis es endlich den ernsten Ermah nungen ihrer bisherigen Vorgesesten gelang, die Ordnung einigermaßen herzustellen. Kann nian sich wundern, daß diese einfachen Leute die Vor gänge nicht begreifen tönnen, denen wirralle noch rathlos gegenüberste den »Der beste Trost in unserem Un glück ifk uns die Liebe unseres Vol tes«. sagte die Königin weich. »Von allen Seiten, vom Adel, san Wegeen und Bauern, werden uns täglich Ve weiie der Treue und Sympathie ent gegengebracht.« »Wie könnte das auch anders sein!" rief Rammingem »Wie gedenken Sie Ihre Zukunft zu gestalten. herr v. Rammtngenk fragte die Köni in kheiinekjmentx »Lehren Sie zu J rein Regimenk zu riict —- ach, ich sage nach immer p. ich kann mich noch nicht daran ge ’h nen, daß wir keine Armee« keines Nes gimenter mehr besiIenP (Forisehung faigU Der Phonograph ist immer noch er träglicher als fchtvashafte Menschen; man tann wenigstens das Unterhal tungsthema wechseln, was bei diesen fchlechterdings unmöglich ist. l— Msmfisudsit Was-meisten sei-nasse —- RetkuiJixdoks.- Was-Wisse- IM. verhältniss— Rekrut: KW