Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 26, 1909, Zweiter Theil, Image 13

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    Dummste von Orts Baa.
Der »diese Zeiten« rpar erster An
aesrellter in Konsul und Kaufmann
Wust-Ets- araßern Kohlen-, beiz- und
Mssklkslgtichsöst Er war ein großer,
korpulenter her-r in Ideal besten Jahren
—- etwa um die Merzia herum — ein
tiichliaer Geschäftsmann; aber wenn
er nicht im Komptair saß und ge
schäftlich zu thun hatte. lonnte er es
nicht lassen. sich Schelmenstiicle ana
iudenten und auszuführen Natürlich
war er Junggeselle, wie solche Leute
in der Regel sind. «
Der Wirth im hotet «Postbos«' war
kein bester Freund. Sie mark-n gleich
gestirnnite Seelen und unterstiitztrn sich
getreulich in den Schienen die sie mit
leen Mitmenschen trieben. Sie gr
ntrten sich auch nicht. neaenseitia mit
einander Scherz zu treiben, uno zwar
gelegentlich in so derber Weise, wie es
sich ein anderer wohl schwerlich hätte
bieten lassen. Aber gerade in der Nei
gvna zu diesen handareittichen Scher
zen hatten ihre Seelen sich gesunden.
Kreigarzt Möller roar unbedingt
ker bedentendtte Mann im Städtchen
Unter einem scheinbar rauben und
barschen Wesen rerbara er eine unte
stechliche Ehrenhastiateit und einen
lieben-würdigen Charakter. welcher
:d:n allmählich ten ersten Platz in der
tleinen Gemeinde verschafft und ihn
zu einem Manne aemacht hatte, vor
dem Alle Achtuna und Respett em:
psanden. Verschiedene tcmmunale
Vertrauensposten hatten sich im Lan
der Zeit auf seine Person vereinigt.
Diese drei errren, der »diese Jen
sen«. der Octelwirtd nnd Doktor Möl
ler sind vorläufig die Hand-personen
in unserer wahren Geschick-te
Einer- Iaaee saßen Jenseit nnd der
Hoteltvirtb miteinander in der Reiten
ration und plauderten.
.Diese unausstelzliche Gesundheite
lommiision«, iacike der Wirth, ,,to«-nmt
Her bei mir anoeftieaen und macht
Lärm iiber einen kleinen Rinnstein
kiier im Hof, den sie für gefiindlyeits
ersäktrlickk erlliirt und den ich nun
durchaus umleaen foll. —- ·- ker dae
gehört glücklicherweise iu den Pius-»l
die ich selbst teitimine, und es mird
nickt gemacht, elje es mir paßt«
.Tl)u dock um Gottes wrllen nicht
so wichtig!« sagte Jeniem ,,liesite redeii
du io groß, morgen werden trir dick.
bereits den Ninnstein umlegm «ehen."
»Bei meinerSeelen Zelle-leid nein!«
sagte der Wirth und schlug aus den
Tisch.
»Sieh acht, sie werden Doktor Miit
ler aus dich hegen. er ist Vorsitzender
der Geiundleitstommimon.«
»Mir ganz gleich, ich tanze nicht
nach Mller’s Piciie«. sagte der Wirth
überlegen·
Etwa eine Woche nach dies-r Unter
baltung ilingolte eines Nachmittags
das Telephon des hotelen Der Wirth
trat selbst an den Apparat
»Ist VOM Posthva
»Ist es der Wirth sechste-« fragte
eine barsch-e Stimme.
»Nun-ow«
»Was bedeutet die iniame Schwei
nerei mit dem Rinnttein in Ihrem
Hot? Vor mehr als acht Tagen hat
die Gesundteits-Ftommiiiion Ihnen
bereits befohlen, ihn in Stand zu
setzen, und noch ist nicht-! daran ge
scheuen. Glauben Sie denn. das-, Sie
Jsgr Dokek ungestraft gu einer liest
bohle machen dritten ja? Na warten
See nur, ich —- Doktor Moller
werde Sie schon eines Besseren teleh
ten-«
Its seiner Beitiiriung und Verle
genheik oerbeugte sich der Hotelmirtli
tiei am Telephon .Ja. «- ich bit-e
sehr um Entschuldigung Herr Tot
tot aber -—- —«·
«V16 kann ich Jst-neu sagen« , un
teebrach man ihr-. -entweder derRinn
stein ist binnen drei Tagen in bester
Ordnung, oder Sie sollen von mir hö
ren, und zwar in einer wenig angeneh
men Weise!« —— und dem beitiiriten
Wirth wurde die Thiir gleichsam vor
der Nase zuneichlagen
Noch am selben Nachmittag wurde
ein Steinseßer beauftragt den Rina
stein umzulegen und am nächsten Ia -
ge roar er in musterhaster Ordnung. !
Etligit begab lich der Wirth nun
ans Telephon und llingelte Dotter
Mller an. »Seid Sie es selbst, here
Doktors —- Na. hier Hotel Paitlios
Ich wollte nur gehorsamst melden, daß
dser Ninnflein in Ordnung gebracht
it.«
»Was iit in Ordnung oebracht?«
fragte fer Doktor
»Der Rinnitekn, weqen dessen mich
der Den Dotter oeitetn antief·«
»Was denn? fech neile nicht, wai
Sie meinen! Ich habe Sie nie weaen
eines Rinnlteins anaekulen Sie km
ben wohl zu tief ins Gläschen ge
schaut?« und dank-it klingelte der Tot
tot ohne weitere Umätiinde .1b.
Wie vom Bliv aeteotfes blieb der
Wirth. mit dem Hötwbt in ver hand,
einen Augenblick anhebt-glich ileben.
»So also verhält ej sicht« los-»ich er zu
sich tell-et, »Da steckt der Dicke dahin
tet, das will ich wetten.«
Etwas später tllnqelte et in Koniul
Blume-'s Kenntote an. Dei Dol
toks Stimme neulich-nnd der landet
llch am Telephon leicht zu lopiken
war, fragte et:
»Wer ilt denn da, wenn ich fragen
des-M
»Mit-haltet Fee-klein« lautete die
Antwort, die völlig nach des-n Wunsch
des Willst sie-sieh
»Na lot biet Doktor Milllett —
Ssqen Sie voll-, baden See need von
dein Vorm-in Ja vier Kronen dies
Flasche, wsie Se im vorigen Monats
goes-? dem Krankenhaus geliefert has
en «
«Jan-obl, here Dottor, es ift noch
etwas davon dal«
»Gu, dann schicken Sie mir, bitte,
heute nech zwölf Flaschen davon in
meine Wohnung. Aber legen Sie
sicherheitshalber eine Bifitenkarte bei
und schreib-en Sie darauf: »Für Dok
tor Möllers Iirivatgebrauch«, « fiir
den Fall, daß ich nicht feltit zu Haufe
iein icllte.«
»owolil, Herr Doktor. Soll ar
sckxehen Schlußs«
Arn Taae darauf irae-. Doktor
Miiller und Konful Winther sich auf
der Straße. «
«Brfien Dank fiir die gestrige Auf-—
merlfamkeit«, faate der Doktor, »das
war ein hiibicher Gedanke von Ihnen«
»Von welcher Aufmerksamkeit spre
chen Sie?« fragte Der Koninl Verständ
nißlos.
»Von den zwölf Fleisch-en Portmein,
Mann. die Sie niir fchidten Das war
eine allerliebste Aufmerksamkeit, und
sie kamen aut zupaß. Noch einmal be
sten Dank. alter Freund!«
Meine Uriacte'«. erwiderte der eKon
inl. der lein Eterkensxviirtchen von
der ganzen Rede begriff. Aber als
er nach Haufe kam, fraate er feinen
Blick-halten wie es mit der Portwein:
fenduna ,iitfain«menk,-inae, und Jenien
ahnte sofort, daß es sich hier um einen
Sckelrnenfkreich handelte.
»O nie-sp, faqte er nnd kraute fich
im Nacken, »da iteclt dieser Efel oom
Hotel dahinter-«
»Der Porttvein kommt vorläufig
natürlich auf Jlire Rechnung«, sagte
der Koniul«. mir fällt es selbstver
ständlich reicht ein, die Ratten Ihrer
Nsrrenitreiche in iraaen.«
»Der Voriivein wird bezahlt, dafür
werde ich inraen«. mursnelte der Buch
kalter nor sich hin.
Der Holeltvirttx hatte einen sehr rei:
cken Lsntel in Kopenbaqen und legte
aus leicht verständlichen Gränden den
ariißten Werth darauf, sich Glut mit
tät-m tu Mit-tm Der cnlel pfleate ihn
ein paarnial im Jahre zu befucksenx
iu «in!«vi.iiren", irsse der dicke Jensen
es nannte und dann wurden ims
nxer viel Umstände gemacht Unter
anderem war es eine ieitstebende Re
aek, daß ihsn ein ausgesucht seines
tleines Mittagessen vorgesetzt wurde
ntozu ein paar Freunde, die der On
lel in Istadt hatte, einaelnden
wurden. Lu diesen aelyörte immer
Doktor Motten
Eines schönen Tages erhielt der
Hotelwirtb ein Telearamrn aus Ko
pennaaent
»Komm-e mit dem Manniqu sie
ben Ube. Kurier Beinch· Hatte die
Getotltinlichen tu leben. Onkel Erim-«
Nun lam Leben in’s Hotel Die
Einladung-en flogen, und das Mich-ens
nerional wurde angewiesen. eine to
alt-gesuchte Mahlzeit zustande zu
bringen wie die tut-te Vorbereitung
keit erlaubte Die Anltrenaunaen wur
ten m t Eriola aelrönt, schon um halb
sieben Uhr stand ein festlich mich-miet
ter Tiich mit sechs Gedeeten bereit für
die erwarteten Gäste. Und der Spei
iezettel hätte jeden Feinschmecker be
iriediat
Der Wirth fuhr lelbft im boteltras
ten an die Bahn, um den Ontel zu
empianaen. Ter Zug kam, die Rei
senden stieaen aus-: aber trotz aller
Spätens war der erwartete Onkel
nicht zu entdecken. Daaeaen aina der
dicke Jenlen aernöchlich aus dem Bann
tteia aus und nieder. Das war aller
dinas nichts Aitsinllendeg, denn hier
im Städtchen war es ein allgemein
iiblictes Vergnügen« zum Abendzug
an die Bahn zu aeben und sich vie
Reisenden anzusehen.
»Hi» mir, meinen Onkel zu sinden«,
sagte der Hoteltvirth, «er teleJravhirte,
daß er mit dem Abend-tunc tommen
würde, aber ich lann ihn nicht ent-:
j decken."
Nun lucttte jeder auf eigene Hand,
ber iie lamen übereinstimmend zu
dent Schluß, daß der Erwartete wirt
lich nicht unter den Rot-senden zu fin
den iei. Der Wirth war recht ärger
lich über diese Entdeckung-»
»Das ist eine nette Geschichte«, tagte
er, «nun habe ich all die Anstalten ge
macht und die Menichen zu Halb acht
eingeladen. und nun bleibt der Ehren
aait aug, —- toos soll man nun ina
ckien?«
«(Fr wird i.-n letzten Aueenklicle ver
binrert worden iein; vielleitt findest
du zu Hause schon ein Telegramm
vor«, nreinte Renten
,.Das lnnn ia iein«, scate der
Wirth iend sah nachdenklich vor sich
bin. »Höre, willst du nicht mit inir in
die Statt zurwinbren?" lünte er bin
zu. als der Buchbalter Miene machte
lich en entfernen.
»Danle. in, mit Vergnügen« tante
Jensen
Während der deinesnhst klärte sich
die Laune des Wirthes bedeutend aus«
»Ja, sq«, sagte er, »unser Mittag
essen müssen wie nun schon wohl oder
ilbel allein essen. Hättest du nicht
Lust, mitzuspeiseni Es ist in ein Platz
lrei geworden, und du kannst mir hel
fen« vie alten Burschen tu unterhalten.
Jensen machte zuerst bescheidene
Einwendungen; aber schließlich nahm
er vie Einladung doch an und fand
sich eine Viertelstunde ipöter in voller
Gala iin Hotel ein.
Man nina zu Tisch. Der Wirth
wies den Herren die silr sie bestimmten
Pläne an. und Jensen lächelte hinter
lttti als sein Blick über die reichge
icknn ette Tafel erlitt.
Nu seste sich; aber ten-in hatte·
Iensen seinen Stuhl berührt, als er
auch schon mit einem fürchterlichen Ge
brüll wieder in die Höhe tubr.
Die anderen sahen ihn berbliistt an,
während er mit schmerzberzerrten Zit
nen hin und ber bübitr. Der Wirth
; wand sich vor Gelächter.
« »Ja«, innte er. »sawmle erst einmal
» die Knopfnckdeln aus deinem Stuhlsin
» beraus, und dann setze ditb und iß!
Irgend-die mußte ich mich dir gegen
über doch erkenntlich erweisen, denn
das-, du binter dem Telenramtn steck
teit, ist Inir doch lännst tlar geworden-«
Ietzt wurde die ganze Stiche von
der Rinnsteingescksickite bis aus den
heutigen Tag erklärt und näher be
sprocken. —-— Das Teleqmmm hatte
Ren-sen durch einen guten Freund aus
Lobenbaqen schicken lassen.
»Ja, in, ver Rinnstein arbeitet gut,
das läßt sich nicht leuqnen«, iszte der
Doktor, und somit fingen sie an zu
essen und fröhlich zu sein.
---—-.-—-—·
Wie der Herr —- so’5 Gescherr.
Eine Disienstbotenneschichtr. Von
era Goeringer.
Wir saßen wieder einmal beisam
men und tlatsekten Tag ist und bleibt
eine berzitärtendse Beschäftigung gleich
reizvoll siir hoch und nieder. Dieser
Höhenst.-.nd in unserem Falte rein
beistqu aenommen! Wir hielten uns
nämlich damals alle fiir sehr bedeu
i tend, einmal. weil untere Männer zu
jden Fiiriten der ersten Großmachl
« zählten —-—- als Redntteure Verschiede
’ ner Zeitungen, zweitens, weil die
Frau-en sammt und ionders selbst die
Feder schwangen, das Publikum erzo:
gen und die Literatur ksereichertem
Außerdem lebten wir in der Schweiz,
trag meiner Erftrrrnnq nack. bei den
Deutschen stets eine milrse Form von
Größenwabn »in zeitiqen pflegt.
Also wir saßen in unserem Stamm
lolal uin einen großen runden Tisch,
tranlen Waadtländer und tlatschten——
über Dienstboten Die Männer im
mer mit. Schließlich aina es sie ja
auch nahe aenug an. Ten Anstoß zu
dieser nicht aanz neuen Unterhaltung
batte eine junge Frau begeben, die
Zwar allerliebste Kinder - Geschichien
schrieb, aber weder ibre beiden bild
ltiibschen, maßlos wilden Rang-en noch
ibre direrfen ,,Minna5« in Ordnung
zu halten verstand. Minna hieß das
Haue-, Koch- und A«inoermiidchen —
der Name blieb, doch die neue Minna,
eine Vollblut : R«epublilanerin, hatte
der Frau Doktor am Vormittag auf
einen Verweis bündig erklärt: »Ich
leffe mir von JIbnen gar nichts sagen
—- ich bin eine freie Schweizerin und
Sie sind bloß ’ne Deutsschex« Weniger
in ihrem Nationalftsolz als in ibrer
Hausfrauenebre aelriinlt, fragte die
auioritätslofe Herrin bei uns an, wie
sie es wohl anzusanaen habe, daß ihre
toiderborstiae Denna Respekt vor ihr
bekäme.
hierauf brachte Jeder einen Seufzer
und eine eigene traurige Erfahrung.
jedoch teinen brauchbaren Rath an.
Ein Junggeselle, den wir Frauen nicht
ausstehen lonnten. tot-il unsere Man
ner nach seinem Herrenabenld stets eine
Woche lana von den Vorzügen dieser
.fi"iiche, ber Ordnuna dieser Wobiiuna
der Disziplin dieser Dienstboten ein
Vreirslied sangen. erllärte mit dem
itm eiaenen satalen Aunenziointerin
»Jede Herrschaft bat die Dienstleiite,
die sie veroient." Ich konnte den tell
ten auch nicht leiden, weil mein Mann
immer behauptete, in dieser Haue-bat
tuna stünde der Gumtnitopf stets auf
dem Schreibtifch und nie in der Küche.
außerdem giebt es dort weder oerleate
» Bücher, noch zu früh verbrannte riet
Ttunaen Aber diesmal mußte ich dem
»Hausfrauenschrerten doch beiftiinmen
Mir fiel nämlich eine Geschichte auc
meiner Aindbeit ein, die ich als beleh
rendes Beispiel damals und jetzt er
zähle.
Meine Familie besitzt ein schöne-:
Gut, das tief versteckt im Walde lieac
unid ein aroßesz Arbeitsverional per
langt. Mein Vater verheirathete sub
sehr jung. Er war nicht viel über die
Zwanzig, als ich fchon in der Wiens
schrie, aber er hatte Musteln wie ein
Bör, und ein inuthiaes Here. Sobald
ich trabbeln tennte, steckte ich den nan
zen Iaa in den Ställen, zur Freude
meiner Leute, die mich areulich ver
hättchelten und zum Entsetzen meiner
Mutter, die sich itets die Nase ruhielt,
wenn ich direkt von meinen vierfüsiigeit
Kameraden tomunend in einem plötzli
chen Zärtlichkeitsaniall in ihr eleaan
tes Bondoir drang Aber mein Vater
ichiitzte mich. »Wie den Frass sagte
er, »Sie-Haft ist gesund und der llm
aana mit Thieren erzieheriicher als
der mit Men"schen.« Als ich fiinf Jahre
alt war, schentte mir der Kutscher
Müller-. ein besonderer Verehrer mei
ner Wsiniiqteit,« zwei Stallbaien
Wunderichöne weiße mit rothen Au
gen. Nach vier Wochen waren aus
zweien —- zehn geworden und nach
einem halben Jahre erklärte der Kuh
hütet, die Daiensheerde untergrabe ihm
den ganzen Stall. Da wurden sie er
mittirt in einen leeren Schweineloben
Aber ich iand es auch dort herrlich und
hockte den halben Tag unter meinen
Aarnickeim die mich liebten wie ich
sie. Die Knechte hatten ihre Freude
daran, und weil sie wußten, daß mei
ne VielsraßMsellichait mit Vorliebe
daher laute, steckten sie mir ioviet sie
ionnten von den Nationen, die sie mo
natlich slir die Pferde bekamen, zu.
Das hinderte jedoch durchaus nicht,
daß ich nebenher noch herber stahl, so
bald ich mich unbeodaehtet glaubte.
« Eines Tages nun war ich wieder
über die gessen Kisten gerathen, die
iin einem besonderen Raum neben der1
lGeschirrtommee standen als ich vor
i sichtlge Schritte hörte. Schwer-pl
l tlcwpte ich den Deckel zu und lroch in
l den schmalen Zwischenraum hinter den
Kisten und der Wand. Gleich darausl
tam der Anton, ein erst seit zwei Mo
naten bei uns eingestellter Pferde
lnecht. in die Kammer-. Er trug einen
leeren Satt und ein Getreidemaoß l
Nacheinander öffnete er die Kisten
entnahm einer jeden ein volles Maß
Hafer und leerte es in den Sock.
Nun wurde mir mit einem Malei
llar warum die Knechte plötzlich nicht
mehr mit ihrem Haber aus-kamen Dert
Verwalter hatte in meiner Geaenwrrt
ickon einmal weidlich darijber ge
schimpft, und ich war schuldlkewußi zu
meinen Karnicteln qefliichtet Aber
» meine paar Händchen voll machten den
therlust nicht aus. Das that Anton
imit seinem Maß und seinem Sack.
Und ebenso plötzlich fühlte ich, disz ds
nor mir ein wsirtliches Unrecht begani
nen wurde, das-, der Knecht stahl. Jni
nächsten Augenblick fuhr ich hinter
Keiner Kiste in die Höhe und tief den l
Mann an. (
Er erschrak furchtbar. Zugleich aber
packte ihn auch die Wuth und mit ei-(
nem Trohroort griff er nach mir. Ich;
war jedoch schnelle-e, witchte an ihnij
vorbei, hni zur Thür hinaus und in«
die Gesindestubr. ,,Lorenr, der Anton
stiehlt den Haber aus den Futter
tiiften"· rief ich dem Verwalter zu.
Die Leute warfen ihre Messer hin,
mit denen sie sieh eben das Vesperbrot
und den Speck abschnitten. und wie dies
wilde Jagd aina’S nack- den Ställenvl
tkinsanf in die Knechtetainmer. Dort’
packte eben der Anton feinen Ran säu: z
herlich unter seinen Strohsack.
Von sehr unzart zuareifenden Fäus
ften wurde der Dieb und seine Beute
vor meinen Vater gebracht.
Der liebe Gott hat meinem Erzeu
aer ein Organ verliehen, welches siiii
in der Ruhe anhört wie ein fanfter
Donner, bei dem höchstens tleine Kin
der und nervizfse Damen erschrecken»
ini Zorne jedoch an die Trompeten von
Jericho nenmhnL
Lilnaesickits des Habersarts aernhte
des Herr des Hauses zu trompeten.
Das Ende des Tonstüdes ttana in die
Worte aus: ,,Jn vierzehn Tagen
kannst Du Dich zum Teufel scheercn.«
Das war ein harter Spruch Denn
wer bei meinem Vater so ruhmlos-« ent
lassen iruroe, fand anderswo nicht so
leicht eine Stellung. Der Anton sagte
nichts-, aber er sann auf eine Nieder
tracht. Die fand sich bald. Er wußte,
daß ich ihn angezeigt hatte, wußte,
daß mein Vater unendlich an mir hinq
und daher ein Leid, das mir geschah.
ihn am empfindlichsten treffen wurde.
So gina der rachsüchtig-e Knecht hin
und öffnete des Nachts die Lute am
-Setnvetnestall, in dein meine Lan-in
chen saßen. Am nächsten Morgen, als
ich die Thüre des Kolbes öffnete,
sprang mir reicht eines der Thierchen
entgegen. Sie laaen alle am Boden
mit einer tleinen Wunde an-. Halse -—
todt.
Antong Berechnuna war einaetrofs
sen. Ein allezeit beuteaieriaeg Wie-sei
hatte die offene Lute entdeckt und mei
ne zweiunddreißia Hasen ermordet.
Da laaen sie nun in ihrem schönen
weißen Fell, die oroßen stattlichen Ali
ten un: die heriiaem drolliaen Klej:
nen, ftarr und talt.
Ich habe so laut aej.1nnnert nnd ae:
schrien, daß die Knechte herbeiliefen.
Auch der Anton. Tie Leute waren
empört, nur der Anton qrinste. Dai
verrieth ihn. Man saate eg ihm auf
den Kopf zu und olsaleich er leugnete,
flogen ihm die derbsten Schinspsxoorte
an den stopf.
Mein Vater hörte den Lärm unif
tam besorat herbei. Sein auteg wie
sicht wuroe dunlelroth vor Zorn. lir
nahm mich aus den Arm und ich mein
i te an seinem Halse. Dies-mal trompe .
! te«te er nicht, er saate nur aanz ruhia,
aber unsere Leute erschraken trotzdem«
vor dem Ton: »Du bist ein Lunis-,
Anton. Wer sich an ioehrlosen Thie: -
ren verareist und ein Kind tränkt, der
ist ein elender Lump. Fiir einen solchen
ist tein Platz unter meinem Dach.
Moraen mit der ersten Post machst Du
Dich davon, sonst laß ich Dich raus
schmeißen Mert’g Dir.«
Dann trug mich mein Vater in uns
sere Wohnung und diesmal hielt sich
meine Mutter nicht die Nase zu. EsJ
standen ihr selbst Thränen in der- Au
gen, als sie den ersten großen Schmerz
sah, den ein schlechter Mensch ihrem
Kinde anthat. Sie hat das später im
Leben noch öfters sehen müssen. -—
Mein Vater hatte die Gewohn
heit, seden Abend nach zehn Uhr noch
einen Runsdaana durch die Stallungen
zu machen. Er sah nach, ob die vor
schristsmäßigen Laternen brannten
und alles in guter Ruhe lag.
Asm Abend nach dem staninchem
mard tam der Verwalter ins Herren
haus und bat, Vater möge in dieser
Nacht den Rundaana unterlassen. Ter
Anton habe geschworem er wolle es
dein Herrn schon heimzahlen, daß er
ihn brotlos mache. Der Verwalter
meinte, dem Anton sei alles zuzu
trauen und Vorsicht sei besser als
Ratt-bedacht Aber mein Vater er
tliirte, das wäre noch schöner. wenn
er sich nicht in seine eigenen Stallun
aen getraue, verbat sich energisch jede
Begleituna und trat zur gewohnten
Stunde seinen Rundgang an. Nicht
mal eine Wasse nahm er mit.
Aber seine Augen hielt er essen.
Und da sah er, als er das That des
Pserdestalles ö« snete, einen Schatten,
der blihschne hinter einem breiten
Pseller verschwand, ungesäshr in der
»Mit« des Ganges, zwischen den bei
den Reihen Pserdestitnden.
, Ruhia schritt mein Vater ans den»
Pseiler zu. Noch einen Schritt war et»
von ihm entfernt, als er dahinter ber
vorbrach——der Anton mit einer schade-l
ren, zweieisenzinligen Mistgabel. Die-»
fes appetitliche Instrument wollte er’
seinem Herrn in den Leib rennen. Jsm
lnächsten Augenblick sü«hlte er eine
Faust im Gesicht, die Mistgalel wurdel
ihm mit sckszvunahastem Ruck aus deri
Hand aedrebt und der Stiel sauste aus;
seinen Rücken, daß es trachte-. Zugleich!
esscholl die Trompete von Jericho iml
Fortissimo. Die Stallthiire flog auf
Ver Listen-h der Müller und noch ein«
Paar mit Heuaakeln nnd P»eitsche«t.
lainen berekn.
»Branch euch nickt«, briillte siljr Ge
bieter, ·.:Verd’ schon allein fertig. Platz
aemaclrtl« Und zwischen Den mich Zur
Seite weichenden Knecliien sanfte der
zerblänte Anton wie ein Heulsiirdel
hindurch und fiel erst aus der anderen
Seite der Straße neben einesn Baum
schwer zur Erde. Solche Schrein-Ia
lraft steclte in den starken jungen Ulr
ntentmeines Vater-T
»So, der war’ drantzen", hrumsnte
der Lorein zufrieden »
Mein Vater aber aina nach Hause
Zu Weib und lKind, gefolgt von den
achtungsrollen Blicken seiner Leute.
Am nächsten Moraen — wir sahen
eben heim Frühstück —- meldete das
Mädchen: »Der Anton itt draußen,
er möchte den Herrn sorechen.«
Vater strich sich das Eiaelb aus dem
Schnurrbart uno meinte: »Hm der
noch nicht genug. Soll reintom
chSOs
Durch die Thiire driickte sich beschei- ;
den eine lange Gestalt. Dak- Attentah
roar nicht spurlos an ihm vorübers
gegangen. Gesährlieh sah der Anton»
in dieser Verfassung nicht aus.
Mein Vater mustertse ihn ichiarfx
»Was- willst Du noch — ich denk« doch,
Loir zwei haben ausgeredet miteinan
ist«
Aber der Anton war anderer An
sicht. Er hielt eine lange, verworrene
Rede: Ter Herr möge ihn behalten. Er
»ioisse ja. er habe es nicht verdient,
aber er wolle von seinem Verdienst
den Hater ersetzen und das andere,
das hoffe er auch gut zu machen·
Zum ersten Male in seinemLehen habe
er Respett vor einem Herrn. Der Ver
walter lätte ihm verrathen, Daß er den
Herrn gewarnt hätte. Trotzdem hätte
der Herr teinen Revolver, teinenStocl,
teinen Hund mitgenommen, sondern
sei ihm tapfer mit seinen Fäusten ent
gegengetreten Da e mache es aus —
da müsse man den Hut ziehen —- bei
einem solchen Herrn wolle er gern die:
nen, der habe das Recht, das Maul
auszumachen und einen anzuschreiem
weil er halt ein Ganzer sei. Und ob
es der Herr nicht nochmal Probiren
:oolle.
Mein Vater überlegte nicht lange.
Er rief den Anton herbei nnd bot
ihm die Hand: »Wenn Du ein ordent
licher Kerl werden willst, dann schlag
hier ein, aber sieh’ mir ing Gesicht da
bei.««
Der Anton tfat es und blieb·
Seinen übrigen Leuten redete mein
Vater freundlich .iu: »Wer den Anton
an das Vergangene erinnere, der flöge
raus —- aber vorher schlijge er ihm
alle Knochen entzwei.«
Vier Wochen später bat der Anton
an einein Eonntaa um Urlaub. Er
stavste zu Fuß siinf Stunden na«ch der
nächsten Stadt und fünf Stunden
wieder beim. Am nächsten Morgen
ssafzen in dem verlassenen Schweine
stall zwei schneeweiße Hasen mit ro
then Augen und je einem getnietten
Ohr, das Zeichen höchsten Kaninchen
adel5. Von diesem gUloraen an be
stand eine Freundschaft lzwischen An
ton und mir, die so lange aushalten
:r-ir.d« wie mir beide selbst.
JJlein Vater aber hat nie einen
besseren Knecht aehabt, und bei
einem stoßen Feuerbrand vertraute-i
er dem Anton eine hohe Geldsnmme,
um die in die Stadt auf die Vant zu
tragen. Gestohlen hat der Anton in
feinem Leben nicht mehr und Mistgas
beln gebrauchte er ebenfalls nur noch
zu ihrem ursprünglichen Zweck.
Als ich mit meiner Geschichte zu
Ende «ivar, blieb eg eine Weile stumm
Dann meinte die tleine blonde Frau
Dottor schüchtern: »Ich glaube nicht«
daß bei meiner Minna Prügel helfen
würden.«
Wir lachten alle mit der schön-en Bei
reitivilligteit, mit der man stets iiber
die Dummheiten anderer lacht.
lDer Junggeselle aber sagte trocken:
»Ich halte die Prügel nicht für das
Nachahmungsivertheste aus dieser Ge:
schichte. Die Tüchtigkeit des Herrn ist
es, die den Diener ersieht Und das
erleben wir ja positiv oder negativ
täglich selbst-" Sprach-D verneigte
sich und schritt davon im Vollbewußt
sein seiner vorzüglichen Häuslichteit
und des angenehmen Rückschlusseg aus
seine Person.
Wieder schwiegen wir eine Weile,
bis eine sehr lustige junge Dame unse
re geheimsten Gedanken in den Aus
spruch zusammenfaßte: »Was hilft es
mir· wenn der Mensch vollkommen.
aber dabei nicht nett ist!«
Und darüber wiaren wir alle einig.
Rats-.
Einbrecher lvon dem heimkehrend-en
Inhaber der Wohnung üsberrascht):
»Entschuldigen Sie nur, Herr Pro
fessor, ich glaubte, hier wohnte nsoch
der reiche Wucheret Zinswer
Professor: »Bitte, bitte; aber ich
möchte Ihnen doch rat n. sich ein
neues Adreßbuch zu tau n!« i
»Er-Insow«
f- - »
Vater: »Von wem haft du denzgne
Liebe asktiegt, Iritzekl?«
Friyerh »Von deiner Schwieger
1nutter!«
Zuvor-kommend
Trau: »Was, keck sind Sie mich
noch? ist das der Dank fiit meine
Güte? Daß Sies nun wissen, von
heute ab darf mit Ihr Kanonsier nicht
inschr in die Küche kommen!«
Röckim »Da fein S’ nur unbe
sorgt, anii Frau der kommt sicher
nimmer! — J hab ietzt an Magd
net!«
W——«
Bostitriptuuh
Gatte: »Was liest Du denn da?«
Gattin: »Einen Brief von M-.«ania
GatteH »Enthäli er etwas Wichti
ge5.-« «
Gattin: »Ich weiß nicht, ich habe
das Poststriptum noch nicht gelesenf
Ablenkung.
Haushiilierim »Herr Rath, heute
sind exc- siiniundzwanziq Jahre, daß
ich in Uhren Diensten stehe «
Rath: ,,.sia, trösten Sie sich andere«
bleiben auch sitzen «
Später Fortschritt
»Deine Dir, ich habe jetzt schon seit
sechs Wochen teine Köchin mehr nö
thin«
»Wer hit denn nun kochen gelernt?
: Dein Mann oder Du?«
Erklärt. (
Frau: »Liebe-s Männchen, was be
deutet denn einentlich — Zukunfts
staats-«
Mann: »Seht einfach — wenn du
B. jetzt im Februar schon deine
»Friit,iahrgtoilette einlausen wolltest!«
6 In angenehmer Chef
Buchhaltert »Nächste Woche seiere
ich meine goldene Hochzeit; ich wollte
Sie deshalb bitten, miir an diesem
Taae srei zu geben«
Chef (miirrisch): »Alle tünsund
einanin Jahre diese Störuna
Morgens oder Nachmittags-W
L, diese Soldatenhräntel
»Wie kommt das-, ec— fehlen so viele
Speiieoorrathe, trotzdem Ihr Soldat
doch irn Manöoer iit?«
liökhinr «Jn, ich hebe ihm seinen
Jlntteil eben per Postpacket nachge
ichicli.«
Kleiner Jrrtlpum
Bauer ider anliiszlich feiner silber
nen Hochzeit aus einem Nachbardorse
ein Telearimm erhalten, zisr Baue
rin): Sakra, schreibt d’r Kohlenbauer
Toni a seine Handschrift!
Nüelsichtcsvolb
Student ider mit seinem Onkel in
die Stammlneipe kommt, leise zur
Fiellnerin): »Mie«s,e, mein Konto legen
Sie ihm erst vor, toenn er gegessen
hat: er leidet ohnedies immer on Ap
Peptitlosiqleii!«
Uebertrpsscn.
Er war von einer größeren Aus-j
landJ reife zuriietgetebrt und erzählte
seine Abenteuer. »ich habe auch die
Ehre gehabt«, sagte er, »mit einem
Könige Whist zu spielen.«
Einer der Zustiörer bitte bisher
ruhiq zugehöri, doch nun räinpfte et
verächtlich die Nase nnd antwortete:
»Das ist qor nichts! Ich spielte mal
mit vier Königen«
,,W!irtlich?«
»ano-hl mit vier Königen und ei
nem Afz.«
Entweder oder.
Hausfrau: »Hm. mein Zimmer
kierr telephonirt jetzt schon eine halbe
Stunde-! ..... Der hat entweder ein
Verhältniß oder er tröstet seinen
Schneider."
Bedauern.
Herr tzu einem Bekannten, dessen
Frau aussallend häßlich ift): « e
Frau hat sich in der langen Zeit, eiti
dem ich sie nicht gesehen habe, aar niQt
verändert !«
..Le«ider. « t«