Nebraska Staats-Anzeiger und Treu-old Jahsqang 29. Grund Island, Nebr» 12. Februar l909. (.Zweiter Theiu Nummer 25. Mein Tag.« Mein Tag, wie ich dich immer schau: Du kamst smir grau und gingst mir grau, Unsd zwischen Grau und Grau ge schmiegt Ein bischen helle Sonne liegt. Das bischen heller Sonnenschein Soll mir, wick- Gott, ins Herz hinein, Tief, tief, recht tiefvdakz Wams und r Die lange, graue Zeit durchbricht Nicht immer, dask es is gelang, Und daß mein herz die Noth be ERN Ost war es dunkel drin, und oft hab keinen Glanz ich mehr erhossi. --—.--. Recht. VonRoseRaunau. Ich atte see seit kangem satt täglich so gese n. Sie hielten Arm in Arm in einem Hausflur still, lugten hinter der Thitr hervor und redeten leise zu einander. Leise, als hätten sie annsn sie seien drüben an dem Fenster zu bö ren, an dem ihre armen alten Augen scheu und doch unverrückt sehnsüchtig hingen. Und dann tam manchmal ein Aus leuchten in ihreGesichter, und ein zärt lich eixrises Nicten und Grüßen be gann, as niemand sehen und niemand erwidern sollte. Ein Knabe und ein Mädchen hatten ihre hellen Kö se am Fenster gezeigt, »in kindlichem axnpse über ein Spiel zeug, das seder allein gewollt, und das sie ebenso schnell wieder fahren ließen, um sich gemeinsam in ein gro ßes Bilderbuch zu vertiefen. Die Ge sichter der tdiden Alten strahlten dazu wie Sonnen. Du, leise erschreckend, bogen sie siclk zurück. Sie wollten wohl sicherer sein vor dem indifferenten typischen Go verneßgesicht, das hinter den Kindern auf-getaucht war und zu rufen schien-· Und sie warteten weiter, warteten geduldig, ohne die Gitterthiir ans den Auaen zu lassen. iJth til-erflog sie ein Erzitternx er wollte eilen, aber sie hielt ihn ängstlich nnd .keschwi5rend zurück, und er fügte sich. Endlich setzten sie sich in Bewe-» nun-g, mit vorsichtig nlimessenden Schritten hinter dem Fräulein nnd den Kindern her, die das Hat-H verlas sen hatten, dem Pakt zu, dessen lichte Bäume gleich hinter der Häuserreihe sich irn Winde wiegten. Die Sehnsucht trieb sie vorwärts und wollte ihnen Flügel geben, und zur Freude die Kraft und Schnelle der Jugend. Aber ein tliigeres tlekerlenen hemmte die histenden Schritte und wehrte den Abstand zwischen ihnen und den geliebten Kindern Es mußten ihnen wohl geliebte Kinderjeinz es war, Fli- ob eine zwin gen-sie Welchtl voll wesen junge-« ichwinaien Füßen tani und auch nie alten schweren Fiisze leicht machte. Stahen die Kinder zurück, io traten saie alten hinter ein Gebüsch, oder sie drehten sich um und biictten sich nach einer Blume am Weg. Dann saßen sie bis zum Sonnen untergehen aus einer Bank von weiten-. still und sahen qtiictlieh dern Glück der Kinder zu. Die lachten in jener aus athmenden iterteit, die ahnen läßt. daß sie Erlö tsein von einem verschüch terndm Druete bedeutet, der aenieins hin aus ihnen lastet und, von keinem milden Mutterwort gehoben, wieder aus sie wartet. Die Frühlingssonne war im Ver scheidenx sie lies; ihr rothes Blut in den blauen himmel verströmen und iibergosz schmeichelnd die alten nie-os -betoachsenen Bäume damit, die ihre langen grünen Sammetschleppen wie Königinnen trugen. Die Kinder iauchzen in die rosen sarkene Gluth hinein und jagen mit wilder Anmuth um Bitten und Bu chten Bis das Fräulein, das, lesend, steif aus einer Bant gesessen und nur ab und zu kfliehtrniißig ein stereo typ-es- «Don’t.« in ihren Uebermuth gerufen, sie zum heim-we aufsardert und ihnen die weißen wo enen Jucken überziehen hilft. »Di- tirne now!« Sie gehen heim an der Hand des öltbiehen Fräuleins-. das ffosielnd und verdrossen in dao dännvernde Daniel sieht mit dem un bewußten Gedanken, dah wieder ein Tag lich abgesponnen, sreudloe, stan los wie die anderen, ein Tag im- Früh tina noch dazu. Sie ift in sich versunken, und die beiden Kinder nütien das froh aus und ruer sich, vorwärts und rückwärts geneigt. lustige Neckworte zu. Der alte Mann unddie alte Frau sind iihm blieben. Sie sehen ihnen nur nach, pii n, solange-Licht von den sieben Pei Gestalten durch die Wische iehemt. ---- -- - -..---«-·.p .—» —-......—. s-- . , « — »Ok) sie denn gar nicht mehr Deutich reden? fragt sie. »Ireilich«. tröstete er. »Und der Haken wird doch Ostern, deute ich, in die Schule lammen, und eine englische giebteo hier doch Gott sei Dank nicht. Wie arosz der Junge ir-ird«, setzte er stolz hinzu. »Und wie schön ric Given heute wie der gewesen ist. hast ou auf ihren Gang ausgepaßtT Ganz so, aber auch ganz so, ist doch unsere Mars-e gegan gen; daß man immer meinte, sie fliegt nur so am Boden hin, statt darauglzu treten.« Sie wischte ver tohlen die u gem die aussahen, als ob das Weinen ihnen Gewohnheit sei. Ich sehte mich zu ilmen aus die Bank; ich sagte, daß ich sie sost chon gesehen be, und daß es ein schönes ruhiges lätzchen hier wäre, und wie das beste aus der Welt dieKinder seien. Es war nicht schwer, sie zum reden zu bringen. Erst sprach nur sie, und er musterte mich still, als müsse er er gründen, ob ich etan zum S ioniren gedungen. Dann til-erzeugte i n wohl mein Antheil von meiner Ungefähr lichleit und meins Erstaunen, das so mit allen Sinnen bei ihnen war. Was alles heißt das Gesetz gut! Was unterstützt es gar! Sie hatten in später Ehe ein einzig Kind gehabt. Dai- liatten sie voll Liebe behütet. hat ten geschasst und gedarbt, um ihm mehr Erziehung geben zu können, als ihnen einmal in einer arbeitvollen Ju gend gegönnt. Eins Kind. ein Mäd chen, das Odie Zärtlichkeit belohnt, das ihnen immer tieser mit dem eigenen Leben verwachsen war, und das ge ichworen hatte, es würde nie jemanden heißer lieben als seine beiden guten alten Eltern. Die lächelten zu diesem Schwur und warteten heiter auf die Stunde, wo er gebrochen werden würde. Sie freuten sich im voraus, wieviel leichter es ih rem Kinde werden sollte, sein Haus zu bauen als ihnen, die so lange bitter siisze Jahre des Harren-s dasiir verlo ren, freuten sich daraus, ihres Kindes Dant·barteit darum zu sehen und zu gestiegen Ubet es wurde anders, als sie träumt hatten; schöner, ganz unwa· r scheisirlich viel schöner, sagten die, die es nicht verstanden. Der Mann, der, ihnen unbegreiflich, ihrer Tochter Herz gewonnen, ist über ihrem Stande, ist stolz; und sie lieben ihn nicht wie er ihrer nicht hedars. Er entstammt ei nein anderen Lande. Und sie mehrten sich und legten der Ehe, die ihnen als ein seltene-s Glück geneidet wurde alle Steine in den Weg, die sie finden konnten. Bis die Steine u einer Mauer geworden waren zwiche n ih nen und dein, der ihr Sohn sein wollte Sie werden viel Schuld getragen haben, die alten eigenwillizen Leute, und ihm das sLeben erschwert haben, weil ihnen gedünkt, er verachte sie am ihrer Einfachheit willen, indesi er wie der jede leiseste Veränderuna nnd Ver stimmuna seiner Frau aus ihre Beeit flussnngaeschoben hatte. »He gingen dato qar nicht mehr in fein Hanf-, nur die Tochter tam zu il) nen. Sie bracht-e ihnen Sonnenschein und tausend Freuden mit ihren beiden holden Kindern, die, schnell isinterein ander geboren, der Mutter nur viel von ihrer Kraft genommen hatten Wie es immerhin möglich geworden, daß eine einfache Eriältunq sie zer brochen hatte, das hatten sie damals nicht begriffen und würden es nie de greifen im Leben. Wenn er nur nicht Schuld trug! Damals waren Vater und Mutter an ihrem Bett gewesen und nicht sort gegangen, gar nicht bedriidt von ihrem gebildeten Schwieaersohn, der ihnen unwichtig geworden schien, wie sa al les aus der Welt Unwichtig war vor diesen Augen, die sich schließen wollten Und dann, wie sie unter tausend Blumen begraben lag, hatten sie erlebt, was wie ein Dammerschlag vor ihre Stirn gewesen war, von dem sie erst langsam zum Bewußtsein kommen soll n. Er hatte sie ersucht —- o so höslsich, er war immer so höflich! — den weiteren Verkehr mit den Kindern einzustellen; er hatte ihnen ertliirt, daß er teine sremden. störenden Einstiisse in seiner Erziehung wolle. Keine frem den« hatte er gesagtt »Wir haben seine Wohnung nun nicht mehr betreten, natürlich nicht, wir haben ihn bloß gebeten, wahrhaf tig gebeten und immer wieder ge ehrte ben drum, er möchte uns doch marniy mnl die Kinder schicken. Und wenn's nur stir eine Stunde wäre. Er hat es nicht gemacht. Nicht ein ein iges Mal sind die Kinder zu ihren roheltern gekommen, wo doch die Mutter unser ebekges Kind gewesen ist. Es gibt bal keinen Anwdlt hier und keinen Konsulentem die -mei;tens tliiger sind, wo wir uns nicht he ragt haben: von Gericht zu Gericht sind wir gegangen, und überall sagen sie immer wieder: Der Mann ist in seinem guten Rechte! i Ein schönes gutes Recht, das ihm das erlaubt. Er darf uns einfach je des Wort zu den Kindern verbieten, er darf sie strafen vor unseren se den Augen, wenn sie im Vorüberge n zu uns lächeln untd leise und verstohlen niclen wollen und Thränen in den Au gen haben. Er dnrs die Polizei zu Hilfe rufen, wenn wir sie umarmen wollen. Jahrelang haben wir getämpst unsd alles versucht, weil wir dn mit unseren alten Köpfen nicht drüber weg konn ten. Die Kinder von unserer Tochter sind doch unsere Kinder auch, haben wir uns alle Tage gesagt. So gut, wie sie uns einmal beerben müssen. Aber das soll alles nicht gelten vor Gericht Nun sind wir endlich soweit ruhig. Wir müssen uns eben verstecken und alle Nachmittage drüben hinter der hausthiir warten wir wie Diebe und sehen zu, ob die Kinder nicht ans Fen sten kommen, und wenn sie fortgehen, geken wir hinter ihnen her, solange-· wie sie zu sehen sind. Ansprechen thun wir sie schon lange nicht mehr, dass wir ihnen die armen tleinen Seele nicht nnszloserweise kann-er machen. Und hoffen thun wir auf gar nichts mehr, auf nichts-. Wie wir dort die Sterne am ·mmel sehen sund bewun dern, so dür en wir die lKinder sehen und bewundern. Anders nicht. Ach wer sie doch einmal noch tiissen Wim te, blos ein einziges «M«al.« Der alte Mann hatte tröstend den Arm um sie gelegt, ein ·ut-er Blick aus seinen Augen tviirnite i r Gesicht und ließ die Thränen darauf verfcknvinden Thörichter Vater, mußte ich denken. Jst-denn die Welt an Liebe fo reich, daß wir das Erbe unserer Kinder ver schmenden dürfen? Wartet denn im Leben draußen soviel Wärme auf uns, daß mir verachten dürfen, was uns von Lieke in die Wiege gelegt ist's Und was hast du ihnen in der Welt zu ge lsen fiir die Zärtlichteit und Treue, die du von ihrer Thüre sagst? » Ich sann auf ein Wort, das ihnen Iwohltlmn konnte, und sprach endlich von deer Segen, den Liebe auch in der Ferne mitten könne. Sie hörten mich wohl taum. Sie sahen wie mit Miet lofen Anan in den Wald hinein, der . fröftelnd im Dämmer stand. Nur die weißen Bietenstämme leuchteten her vor, und auch die schienen ihre Her melinmäntel fester um den feinen Leib zu ziehen, als wollten sie sich schützen vor der lalten Welt und den talten Menschen darin. ..·..--..-— - -« Große Vermögen « in Wechsel zeitgeschichtlicher Aus sa ungen verändert sich auch die Vor stellung von Reichthum, voni großen Vermögen Jn früheren Jahrhun derten galt schon als Krösiis« der eine Summe von einigen Tausend sein Eigen nennen konnte, heute dagegen würde ein gleicher Besitz an irdischen isiiiterii ihn iaum mehr ali iisohllialiend erscheinen lassen. Worin ist dieie grundsätzliche Erscheinung zwischen eiiiit und ietzt in puncto der sezialenellierthung des Vermögens be gruner Man sucht sie gewöhnlich damit zu erklären, dasi man sie als eine natiirliche Folge der allgemeinen lintiverthung des Geldes bezeichnet Jnsolge dieser Veränderung des Geld ioerthes habe sich auch derWerthrnesser, die Begriifsfeiiitellung sitr das große Vermögen verschoben. Ob diese Theo rie in ihrem nollen Umsange richtig ist, ob nicht vielmehr noch andere soziale und inltnrelle Momente hierbei eine Rolle spielen --— das festzustellen, ist gewiß eine danienswertheAusgabe der ioziawbilofovhiichen Forichnug Dein gegenüber ist es jedoch Thatsache, dasi . ie Biioung großer Berniogen in neue rer Zeit weit rascher vor sich geht als Er- sriihereii Jahrhunderten Dafür sind die tiiiesenverniöaen ini Dollar lande sprechende Beispiele. Hier be stehen allerdingg auch andere Verhält iiitse: die Beschasseiiheit der Kultur, der Charakter der Gesetzgebung wei cker dersiapitalbildnng förderlich war, und-last not least-—die wirthschast liaie Ruhrigteit und Erpanfionssähig teit der großen Masse des Volleiz spie leii da eine wichtige Rolle. Die wirthschastlichoCntwicklung un serer Zeit neigt natürlich start zu Ka pitalbildung hin. Das zeigt sich recht zdeutlich bei den Genossenschasts- oder »Gemeinschaft-LUnternehmungen, deren sTendenz überhaupt daraus gerichtet ; ist, arosze Vermögen an einer Stelle zu jrereinigein Hier gehört es gar nicht smehr zu den Seltenheiten, dasi das isiaoital solcher Unternehmungen auf ieinige hundert Millionen sich bezisseri. jSo veriügt beispielsweise die Deutsche Flianh die größte unter den deutschen sGrosibantein über ein eigenes Kapital ilAitieniapital und Reserven) von mehr als 75 Millionen Dollars, wäh rend die bei der deutschen Reichöbanl ! liegenden Gelder (beeares Geld und Wechsel) die erkleckliche Summe von Z Milliarden Mart übersteigen. Aller dings handelt es sich hier nicht um Vermögen in dem Sinne, daß jene Summen dasEigenthum dieser Betrie be darstellen. Aber sie arbeiten und werben sdoch in wirthfchaftlicherHinsicht nnd bilden ebenso eine finanzpolitifche Großmacht wie der einzelne Geldfiirst. Gar manches Land und mancherStaat trat sein Schuldtonto im Hauptbuch der Großbanien, auf deren Blättern oftmals die verworrenen Fäden poli iischer Ereignisse zusammenlanfen. Nur kommt bei dieser Art eines großen Vermögens nicht das Persönliche des Einzelunternehmer-T als vielmehr der genossenschaftliche Geist einer Gemein schaft zum Ausdruck. Die Entstehungsnrsachen dieserVer: möaen liegen llar zutage. Sie beru hen auf einer durch Gesetzgebung und genossenschaftliche Organisation be-· xsiinstiaten Kapitalbildnng und Kapi tallonzentration, also auf einer künst lich geschaffenen Grundlage. Ganz anders bei den aroßen Vermögen der Einzelpersonen, die dassErgebniß einer aanzen Reihe versönlicher Eigenschaf ten und Bethiitigungen sind. Jhr Ent stelsungsvorgang ist also ein rein na türlicher, wenn auch dar- Moment des lilliirleg nnd Zufalles oftmals eine große Rolle spielt. Hier gibt es des-— halb auch keine Vorausbestimmung, leine Anbaltsvnnlte iiber das Wachs thum eines solchen Vermögens wie bei genossenschaftlichen Kapitalbildungen, sondern lediglich einen geschichtlichen Werdeaana, der allerdinas oftmals auch mit zahlreichen wirthfchaft5-psy chologischen Momenten verbunden ist. Vielleicht qelinat es, an der Hand die se- da·«« Duntel unermeßlichen Kapi talwachsthums zu lichten. Die Kuliurgeschichte ist nicht arm an Veispielen der Entstehung großer Ver mögen. Und Reminiszenzen von welt geschichtlicher Bedeutung verknüpfen sich mit ihnen; denn die Macht des Geldes konnte ja in früheren Zeiten unumschräntter herrschen, weil die Kultur über keine andere ebenbürtige Macht verfügte. Selbst die herrsch süchtigsten Kaiser und Könige beugten sich vor ihr. Schon im M. Jahrhun dert hatte sich bei den reichsten Kauf leuten der damaligen Zeit, den Fug gern, ein Vermögen gebildet, das nach Millionen zählte. Jui Jahre 1546 verfügte das Handelghaug in Auge burg über ein Betriebskapital von 5 Millionen Gulden, während das Pri: vatvermögen der Fugger sich auf mehr als etwa 60 Millionen Gulden belies. Einer der Inhaber jenes großen Han delshauseg, Hans Fugger, dein außer dem wie allen Fuggern, ein ausge dehnter Landbesitz (im Jahre 1575 siel ihm bei dertfrbtheilung ein solcher von nahezu 52l),t)(.)0 Gulden zu) gehörte, war in der angenehmen Lage, 60,(,)00 Gulden im Jahre fiir feinen Privat bedarf ausgeben zu können. Ueber haupt konnte er sich einer so großen Zahlungöfähialeit rijhmeu, daß er in dem Jahre Mist-, in dem seine beiden Söhne heiratheten, Ausgaben in Höhe von 243,0(u) Gulden zu machen ver mochte. Er sowohl wie die übrigen Fugger haben denn auch Unsummen Geldes für Kunstgegenstände, Samm lungen und Unterstützung ähnlicher kulturfördernder Bestrebungen aufge wendet. Ja selbst Fürstenwappen und Fiaisertroneu sind mit dem Gelde der Fugger bezahlt worden. Soweit ging der Einflqu des großen Vermögens der Fugger auf die Entwicklung der Weltgeschichte und die Geschicke der Völker. I Aus verhältniszmiißig einfachensVer hältnissen waren auch die Welser, die in Hambura lebenden Kaufleute des Hauses Parish und einige andere Han delsherren der deutschen Hansa zu ums-en Vermöaen gela»»t. Diesen Geidsiirsten aus der Bliithezeit des Handels im Mittelalter treten die Geldflirsten aus der Blütezeit des Rothschildg ekenbürtia zur Seite. Noch heute erweckt der Name dieser Familie die Vorstellung unermeßlichen Reich thums. Nicht etwa bloß in Deutsch land, vielmehr ebenso auch in Frank reich, England, Oesterreich und Ame rika, wo sich taufinänniscke Niederlas sungen dieser Familie befinden. Und haben sich auch die Reichthümer unter zahlreiche Glieder dieser Familie ver zweigt und vertheilt, so zählt doch noch jeder Rothfchild zu den reichsten Leuten der Welt. Als vor einicsen Jahren der Führer des Rothschild-.bauses in Pa ris, Baron Alfons Nothschild, starb, hieß es. sein Vermögen habe sich aut 70 Millionen Dollars belaufen. Wohl aus die gleiche Höhe schätzte man das Vermögen jenes »armen·' reichen Noth schild ein, der als kranker Mann, ge traan von hölzernen Krücken, den mit to reichem Golde bestreuten Wea des irdischen Daseins wandeln mußte. Dieser Baron Rothschild in Wien, der den Reichthum selbst nicht genießen konnte, besaß wenigstens die Eigen schaft, als Mitfühlender soziale Lei den lindern zu helfen. Sonst immer rechnend und sparsam, ja sast geizig, erschien es ihm Pflicht, von seinem goldenen Ueberslusz die »Kleinigleit« von Millionen für arme und trante Leute auszugeben. Noch als dieser Rothschtld in jene andere Welt über siedelte, da die Macht des Geldes tei nen Bettelpfensnsig mehr werth ist, schenkte er der Stadt Wien 50 Millio nen zum Besten ihrer Kranken und Leidenden. Freilich was bedeutete diese letzte Gabe gegenüber der Fülle seines Reichthumsl Andererseits ver mochten sie aber doch im sozialen Le ben des- Gemeitnvesens manche Thräne trocknen, manchen Schmerz lindern helfen. z Wohl an die zwei Iltilliarden sindl es, über die diese Familie versügt und s von deren Gliedern der Reichste, Lord« Rothschild in London, »nur« 75 Mil lionen Dollars sein eigen nennen kann. Entschieden hat es einen beson deren sozialpsychologischen Reiz, den Ursachen nachzuqehen, daß die Ströme so unermeßlichenReichthums gerade »in einer Person, in einer Familie zusam niensließen. Allein die historische For schung findet hier oftmals verschlossene ,Quellen. Und doch würde, wie der « Chronist berichtet, der Histoeiter in den Archiven der verschiedenen Rothschild Banlen die Weltaeschichte von einer eigenthümlichen Seite kennen lernen und überraschende, nicht immer er freuliche Einblicke in die grosze politi sche Küche gewinnen. Denn auch diese Vermögen waren einst eine Großmacht Von ausschlaggebender Bedeutung in deren aoldenenr Glanze wichtiqe Epo cheln der Weltaeschiehte sich widerspie qk U. Allerdings werden diese Vermögen aus der deutschen Handelsgeschichte Inichi nur durch ihre Zahlenhöhe, son dern auch durch die Eigenart ihrer sEntwictlung übertroffen. Hat doch schon der Volksmund den »grenzenlo Hen« Begriff des .,Multimillionärs« geprägt « ein Begriff, der so recht die Vorstellung des hiinmelstiirnienden sWrsltentratzers oder anderer ,,unbes grrnzter Möglichkeiten« erweckt. Auch der Multimillionär ist ja eine Pflanze der amerikanischen Treibhauskultun Hier liegt die Entstehung und das Wachsthum derVerinögen klar zutage Eine neue Kultur, eine neue Geschäfts politik setioas herrschsüchtig und unge fättr ebenso skrupellos wie die deS ;!l.ltittelolters) und die soziale Eigenart s der Gesetzgebung mußten sich verbin den, um das Gras in die Halme schie ßen zu lassen. Denn nicht allein kauf männische Tüchtigkeit (ini Sinne von Sparsamkeit und Rechtschaffenheit), oder die geschäftliche Ausnutzung der sionjitnkturen führten zum Erfolg,son· dern hier wirkte auch die Trustbildung ais wichtiger Fattor mit. Es zeigt slcls Mel Un Illsdllllilcllmlllkll UDll kaufmännischer Persönlichkeit und ge nossenschastlicher Organisation Wie anders könnte das Lebenswert eines Einzelnen niit einein Milliardeii:Ver—-s nidgen aetrönt werden, über das bei spielsweise der Petroleuinkönig Jolsn D. Rockesekler versügt! Oder sollte lediglich die kaufmännische Tüchtigkeit ins hergebrachten Sinne Andreio Car negie 125 Millionen oder W. K. Van« derbilt 100 Millionen in den Schooß gelegt haben? Darin liegt ja der so ziale Unterschied des Erfolges-: War die Fugger, die Rothschild5, dieseruppg und andere durch Generationen hins disrcfi erreichten, das haben jene Mul iinrillionäre in der verhältnißniäßig kurzen Zeitspanne eines Menschenal ters fertig gebracht. Es scheint, als ob in unserer schnelllebigen Zeit auch die Vermögen schneller ioiichsen Auch » Pierpont Morgan niit seinem aus 75i Millionen und Georg Gould mit sei-s nein aus 70 Millionen geschätzten Ver i mögen gehören zu diesen modernen Geldsiirsten Aber auch aus dein Glanze dieser: Millionen und Milliarden leuchten diei Ereignisse der Weltgeschichte, der amess riknnischen Kultur hervor. Sie stel-; len wie aus einem Oelgeiniilde den sor bigen Hintergrund dar, auf dein sich das Bild der Weltereignisse erst recht deutlich abhebt. Schon in der Ent wicklung des Handels der Neuzeit tre ten marlante Züge hervor, die an die Geschäftspolitik amerikanischer Teilst rnagnaten erinnern. War es doch Theodore Roosevelt, der das Wort von den »reichen Räubern« prägte, um da disrch die neschöstlichen Manivukatio nen der Dollarksnsige zu charakterisi ren. Und noch hat die Geschichte nicht ihr letztes Wort gesprochen, noch hat überhaupt die Fackel der historischen Forschung nicht hineingeleuchtet in die Werkstätten dieser großen Vermögen! o groß aber auch der Vermögens tz der einzelnen Betriebsform oder des einzelnen Menschen ist« alle diese Summen stellen doch nur einen Theil des Nationalvermögens dar. Des halb hat auch die Gesammthrit einen gewissen Anspruch daran. Präsident Roosevelt machte sich diesen Satz zu eigen, indem er die großen Vermögen bei der Verwirklichung eine-I neuen Steuerplanes bevorzugte. Auch sonst isi wohl den meisten derGeldfiiriten die Mehrheit dieses Satzes zum Bewußt sein gekommen Sie streuten Tau sende um Tausende für gemeinnützige und wohltätiae Zwecke, für die große und wohlthätige Zwecke, für die große bauten Arbeiterhäuser, dienten der Kunst, dem Kunstgetverbe und der Förderung der Kultur. Die Roth sclnlds vermochten Millionen zum Besten der nothleidensden Menschheit; tin-pp, der ja auch etwa 45 ktiillionen besitzen solt, schus eine ganze Reihe vor bildlicher sozialer Einrichtungen siic seine Arbeiterschaft und Beamten. Und die amerikanischen Dollartiinige wett eifern beinahe, sich durch wissenschaft liche und wohlthätigeStistungen volks thümlich zu machen. Die Millionen spcnden Carnegiejz Nobels und ande rer siir hervorragende wissenschaftliche Leistungen sind ja allenkhakisen be trunk. Eine solche Art der Verwendung sitt den großen Vermögen einen un schiitzbaren intierewKulturwerth. Denn siiiange noch nicht das Jdealbild einer sozialen Kultur, nach tsselitsein es keine Armen mehr gibt, erreicht ist, wird der ileberfluß stets einen frucht lueen Boden finden. Darin äußert fut- die soziale Moral der Reichen. M. Richter. —-—-.- .—.-— .-. Mir Geniettretch zweier Schneider-. Zwei listige Schneider mußten vor dem Strafrichter einen kleinen Genie streich in recht empfindlicher Weise büßen. Vor der 6. Straikammer des Landgerichts in Berlin waren die Schneider Andreas Hauffa und Sta nislaus Zmudinsli wegen einein schastlichen Betrug-es, bezw. chtverer . Urkundensälichung eingeklagt. Hanffa betreibt in dem Hause Kirchstrafze 5 in Moabit eine Schneiderwerkstatt. Bis zum Dezember v. J. hatte er im mer piinitlich die Mietbe bezahlt. Erst als im Dezember das Geschäft schlecht ging, blieb er sie schuldig. Um aber zu verhindern, daß sich der Haustvsirth san sein-en Möbeln schadlos halte, tam Hauffa auf einen schlauen Ausweg. Er ging zu feinem Landsmann Zmud zingti und weihte ihn in feinen Plan ein. Am nächsten Tage erschien Zwieb zinsili bei dem Hauswirth und stellte sich als Schneidermeister Miuzek vor. »Er erklärte, er wolle den Laden des Hauffa, der, wie er aehört habe, sich in Zahlungsschitvierigteiten befinde, auf mehrere Jahre miethen. Jn Begleitung des angeblichen Muzet befand sich noch ein Mann, der sich- alS Tuchlieferant deiz M. vorstellte und diesem das beste Zeuaniß anb. Der Hauswirth war natürlich höchst erfreut, ein-en so guten Mietlkser zu belonnnen, und ließ Wein und Zioanat auffabren, den« sich Muzel und sein anaeblicher Tuchlieferant gut schmecken ließen. Schließlich tam ein Mietbgvertraa liustansde, naeb welchem der Muzek-Zinudzinsiti die Räume bis zum April 1913 miethete. Nun-mehr stellte es sich heraus, daß M. schon die Wohnung zum 1. Februar beziehen wollte. Fiir den Hauswirtb war nun guter Rath tbeuer, da Hauffa bis zum l. April Kontralt hatte. Aus Anre guna des Muzet begab sich der Wirth zu Haufia und zahlte diesem eine Ab schlagsssumme, damit Hauffa schon am 1. Februar die Wohnung verlassen sollte. Auf diese raffinirte Weise blieb H. nicht nur im Besitze sein-er Möbel, sondern erhielt auch noch Geld dazu. Zmudzinsli. der den Mietbtontratt mit dem Namen ,,Muzel«, der in der Uebersetzung ,,-Sch·wein« bedeutet, un terschrieben hatte, zoa natürlich nsie in die Wohnung ein, so daß der Haus wirtli der doppelt Geprellte war. s Jtu Kanicnier Taaeblatt ist unter Sitzung der 2. Straftamtner deg Königl. Landgerichts zu lesen: ,,Viels sach heiter, aber veränderlich; zeitweise leichte Regnfälle; mäßige nordijstliche Winde; Temperatur nicht erheblich ge ändert.« Die Sitzung der Straftam mer scheint im Freien stattgefunden zu haben. Jm Uebrigen hat offenbar nicht viel zur Verhandlung vorgele gen. st- Iit II Es hat zum Zaren sich ernannt Bulgariens Herrscher ohne Müh’; Und wird er selbst auch anerkannt. Er bleibt doch stets ein . . . Zarvenu. III V- Il que französifche Zeitung, die be hauptet, Amerika sei spärlich mit Dichtern gesegnet, sollte einmal in un serenSensationsblättern Umfcbau hac ten. Das würde sie von ibrem Irrtum sehr schnell kurieren.