Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 12, 1909)
Va- Jagdreisidezooaof , humoreste von J. Jobsi. »Das Rendezvous isi also noch ge nau wie früher bei Bauer Hanieiu Großvater?« »Na natiirlich, wo denn anders? Oder bisi du zu vornebm geworden, um uns aus hansenö Kessel die Erb sensuppe zu servirens Dann sagUEz nur ehrlich und ich bitte die Tante dumm« »Ich zu vornehm! Großvater-, glaubst du dass« Die schlanke Gestalt der haustoch ter reckte sich zu ihrer ganzen Größe und ans den lusiigen, blauen Augen flog ein Blick so iiberiniitbiger Schel merei zu dem stattlichen Hofbesitzer Dirlsen herüber, daß er sie wohlge fällig von oben bis unten betrachtete nrn dann schmunzelnb einzulenlent »Ich hätte mir’s denken können. ein Kind von Böghoved kommt wieder, wie es gegangen ist. Das bißchen Klugeedem was sie dir da draußen angewöbnt haben, verlernt sich ja rasch wieder.« Almutb lachte hell auf. »Aber wo fiir basi du denn das Heidengeld aus gegeben, wenn ich alles vergessen toll. was ich in der vornehmen Pension gelernt habe, Großvater Und ich meine, ganz so, wie ich vor zwei Jab ren gegangen bin, lehrte ich nicht zu ein« »Nein, du hasi dich tüchtig gehäu tet, bist verteufelt hübsch geworden Kind. Wird ein Mordsspeitaiel wer den bei dem Erbssuppenvergniigen aus hansens Diele. Werden die Kerls Augen machen.« «Meinit du, Großvater?« Ein priis sendet Blick Almuibs flog nach dem Spiegel herüber. Der alte Herr that desgleichen .Kannst dich, weis-, Gott, sehen lassen, Kind. Was meinst du, glaubst du« dass du unserm Erbsobn Dirl Dirtsen gefallen wirst? « s— Aha, nun lann man rotb wer den« Aber ich sage dir, der ist ein Narrn alle Mädels lausen dem nach, er sragt aber da nichts nach und geht stolz seinen Weg. Woraus der wohl warten mag?« »Ich will rnal geschwind nach dem Essen seben, Großvater.« unterbrach das tiesergliibende Mädchen den Sprechenden und lies eilig hinauss. »Dur, bm!« machte der Alte, »der brennt was, trosdem sie sich nie rnit dem Dirk vertragen lonnte. Und bei ibrn wird's eben zum Dach beraus schlagen. wenn er das Kind wieder siebt. Frist-er schlenlerte alle-J so an ihr herum wie bei einem jungen Jagd bund, aber ietzt. Donner und Dortn, was ist die Dtrn schön geworden« Eine helle Stimme, die vor der Thür laut wurde. weate ibn aus sei nen Träume. »Gehen Sie nur ber ein, lieber Hausen, der Großvater ist drinnen. Sie kommen wohl wegen der Jagd. Wird sein werden diegtnal.« Die Thür össnete sich und unter Almutbc Vorantritt schob sich unter lintischer Verbeugung ein alter Bauer über die Schwelle. «Na, Hansetn was bringt Sie denn ber, doch, da lönnen wir gleich alles besprechen. Die Jagd ist also am Sonnabend und - s- -— ——- — Doch was ist anen denn. Mann, Sie se ben so verstört aust »Man blot, Herr, ict bebb Sei wat to seggen —- rnin Stine is nu dot.« »Was, Ihre Frau ist todt?« »Jo, hiit gen Morgen to is se in: slapen.« »Hm. das thut mir leid, Hamen sehr leib.« »Mir anch, .Lmnsen,« Almuth trat hinzu und schüttelte itnn die Handv .Frou Stint war eine gute brave Frau.« »Gut was se, ’ne aode Fru. Un nu mutt se so unt-aß sterben un ict « un ick verlier durch ehren Dod inien teibn Mart, Herr. Wenn se dat tviis;t. tein Raub habt-e se up ehren Letzten.« »Ja, das ist allerdings ein unange nehmer Ztvischeniall. Die Jagd tonn scht aufgeschoben werden« so muß ich mir für das Rendezoous einen ande ren Platz out-suchen Schade, Hausen, schade. An die dreißig Jahre und da rüber toar es ans Jhren Hos, der so bequem liegt.« »Jo, Herr, un iet bar-n rni genaug, dat bat Ungliiet np düssen Dag rni droben bett. Und wenn bat knien Stine wüßt — teihn Mart —-- all’ de Johr lang, un de schallen rni dörch de Lappen gekan »Vin, dumm« sebr dumm«, sagte Dirtsen, utn nur etwas zu sagen. »Un, herr. alle-is wat recht is. Sei weeten’t oot, ’nen Witertopp hett se man habd —- — -——« Dirtsen begnllgte sich, seine Zustim mung durch ein Kapsnteten zu bestä tigen, er war begierig zu hören, wor aus der Bauer hinaus wollte. «Un —- un«, subr hausen bedächtig fort, »so ehren richtigen Klaus hart se oot schon manniche Johr nich.' «Konn wohl setn,« siet Dirtsen ein nnd zwinlerte lustia seiner Entelin zu, die sich abwenden munte, um nicht laut loszulochen liber die seltsamen Jeden des trouernben Wittwers. «Un so gob as se was — ne — ne —- tvenn se wüßt—teihn Matt, Hekt. So nödig as ict se hiibb to’t Gtäfniß. Dat tost bannig veel Geld. Wut eien mitten de Lüe —— un do is ool dnt Bier —- un de Sehnens -— un de Pa stee —- —- —« »Das stimmt, lieber Hausen.« «Jp, Heu-, bat seggen Sei opt, un so hatt iel bi mi dacht, wenn ick mien Stine env Dag eher inbuddelte, un bat Gköfniß up Fridag fastsett. Mi ift’s recht, da ward de Paster woll ock nix bi to erinnern hebben bi dese Umstiinn. Un dann ward jo allens got-. Un mien teil-n Mart iämen mi denn von rechtswegen to.« »Wenn das ging. Hausen, dann wären wir ja aus aller Noth.« »F wo schallt nich. Wut lfxtraiges kann knien Stine doch ool nich ver langen, wo le doch en Watetlopv ,hadd und ganz von Verstanne was » all de Jede-" i »Na, mit lollUZ eecht sein« Hnnien l dann machen Sie es soo, wie Sie es l meinen und bringen mit Bescheid.'« »Je) Lett, un icl sah nu, da ick’t sinkt de « stok keguleet, he ward jo » en Jnsei hebben.« . »Und dann ist also das Frühstück aus Ihrer Diele zur gewohnten Einn i de. Meine Enkelin lommt stüt) her " aus, nm alles zu besorgen« »Jo, je, denn is’t got, un allens blin bin Alten« Min Ztine biet-d sich io bannig akgert, wenn uns de teihn Mart echaviert ivöten.« Noch ein Händeschijtteln und der alte Bauer verließ das Haus-, um die Leiche anzusagen und die beiden Zu kiictbleibenden lachten iilier die lon dekbate Lebensvliilosorhie des trau ernden Wittwets, bis ihnen die Theti l nen let-nen. is Der Tag der Jagd brach an. Tags zuvor batten die Holsteins Lande in dichtenNebel gelegen, aber heute strahl le de lichte Sonn-; Schimmernder Rauhreif breitet seinen Königsman tel aus iiber Bögboved und das ganze Jagdgebiet, das schon feit undentli chen Zeiten dein Besitzer des herrlichen Hofes unterthiinig war. Ja, folch’ einen hof, wie den von Böghoved, gab es fo leicht nicht wie der im Lan-J Das waren ungefähr die Gedanfen Almuths als fie, im leichten Jagd tvagen sitzend, dem Fuchs einen er munternden Schlag zutheil werden ließ. Nunmehr ging es ini flotten Trade weiter, fo daß der Platz des Rendezvous bald in Sicht kam. Dort lag das freundliche Bauern ljau5. Dicht neben dem Hause breitete eine mächtige Wermuthstiefer die lang benarselten Zweige aus. Es wir, als ob iich alles rund urn das trau lich: Geliiiit die Hände reiche —- die Linicts nicht ausgenommen — damit die Stille feines teschaiilichen Daseins nicht geftört wurde. Umfomehr stach davon kie jetzt ber einbrechende Unruhe ad. Gesckeäftige Menschen luden den Vorratbestvaaen ad, der schon vor Almuth eingetrof fen war, man schleppte Stärke und Kisten und allerlei Grün. Bauer Hansen empfing Alniuth so ftralflend wie es die viel-en Falten in einem verwitterten Gesicht zulie fien und er war sich der Ehre voll be wußt, die Enckelin Dirl Dirtfeng aus seiner Schwelle begrüßen zu dürfen. Nach einigen Worten trat Almuth ein« und traf nun geschäftig ihre Anstalten· Sie lchlviirinte für das alte Bauernhaus mit der großen Diele und so lief; sie auch jetzt ihren Blick entzückt auf der offenen Feuer ftelle ruhen, wo der mächtige Kupfer tesfel am geschwärzten Haken hing und in dein schon die tfrtsfen niit allerlei fchinael«l;-.iften Zutlraten von gefalzenem Schweinefleifch und träf tigem Wurzelwerl brodetten Sinnend ließ sie sich auf einen Schenkel nieder nnd fal) den Leuten zis, die die ganze Diele mit Tannen zweiescn und Wnchholder festlich lctmijckten Verwundert steckten die vier Mille und die beiden Pferde ihre Köpfe weit tervor und betrachte ten mit ihren runden Augen das nn geivolinte Leben und Treiben in ihres Herrn Haut-· Gestern eine Leicke mit Vielen Leuten, tstelsei und Gesnna und heute eine fidele Adaerei. Al rnuth wiegte ihren hübschen Kon ta: oelnd auf den schlanke-n Schultern, dann aber sprang sie rasch n-.if, wie nm sich nller Hirnqespinnite zu entle digen, und griff nach der riesigen Suppenlelle, um doc- Jnnere des Kel selg auf feinen lsjeichrnnct zu prüfen. Doch sit-on r.isselten die Walten heran und ließen sie in freudiger lFrrequnq der Hof-Mir zu eilen. deren Fliiael Bauer hanfen schon weit zuriiet fchlu . denn so liebte ec- der alte Herr Bitten. Die Frdflamme schlug lxoch em por, a I wollte sie einen wirliasnen Hintergrundabgeben zu der kraftvol len Frauen-gestalt« die sich am Ein gang den Gästen freundlich lächelnd entgegenneigte und in alt-er Mundart rief: Rinlamenl Wut etent Ein fröhliches Lachen tvnr die Ant wort, und bedächtig kletterten die al trn Jäger von dein ersten Wagen, einem jüngeren Wsaidknanm der den feinen mit einein mächtigen Satz ver ließ. neetend zurufend· »he, Vikt fen, weit hest du’t hildl leilig).« Doch dieser hörte nicht auf den Zu rut, er lob nur anf« sellinntkr die ilm mit Jenchtenden Augen aus sich zuei len fah, ihn, der ihres Lebens Jnljalt war. so lange sie denken konnte. Ihre Augen fanden sich im alten ! Anschein noch ehe die hände in ein ander lagen und er die ihrigen kreßte mit einein Druck, der viel, viel mehr sagt-e, als die kargen Worte der Be grüßuna: »Du haft die Sprache der Heimath nicht verlernt. Almuth?« »Nein, Tirl, wie follte mir. dem Kind von Bönhovelx fo etwas kom men.« »Aber viel Neues hast du gelernt, Almsuth, ich habe gehört, du bift miiche tig llu geworden.« » »He t du mir die Klugheit aus der Nafenfpihe an?« neckte Atmuth ihren Vetter, der sie in ehrlicher Be wunderung anfah. ’ »Nein, aber vieles andere, was mir wohl gefallen lann.« Die letzten Worte verklangen chml in dein allgemeinen Lärm. aber das junge Mädchen hatte sie genau der ftanden, das bewies das glühende Roth, welches unter den heißen Män nerdlicken, jählings Almuths Gesicht überfluthele. Sie machte sich rasch am Reffel zu thun und füllte die Tel ler mit der kräftig duftenden Brühe während Bauer Haufen allerlei Ge tränke die Runde machen ließ Das junge Mädchen, das von jeher der derzogene Liebling alk diefer Graubärte gewesen war, in deren Mitte ne nach ziverjayrrger sen-wesen heit wieder auttauchte, hatte wenig Ruhe. Jhre Zunge hatte genug zu thun, all’ die Scherze abzuwehren. die ihr zuslogen und den Blicken der Be wunderung von jungen und alten Augen stand zu halten. ohne sich doch mit zu großer Vertraulichleit etwas zu vergeben. Nein, Almuth hatte die Sprache der reimath nicht vergessen. auch der Großvater sah es mit Befriedigung und manch listiger Blick des Ver stehens flog zu seinem Hoserben herüber, der sich gar keine Mühe gab fein Herzensgebeimniß zu hüten. Diese Beobachtung hatte fFiir den al ten Herrn großes Jntere ,e, und er gab nur ungern das Zeichen zum Ausdruck-, sah er doch nur zu deut lich, daß das edelfte Wild gefangen war in unentrinnbaren Fesseln. ,,Log, los, Dirl«, rief der Jagdherr Flut gelaunt, »oder glaubst du, daß auch die Hasen hier zu dir zum Ren dezvons tommen werden« »Ich lomme schon, O-ntel!'« »Das ich-.- ich, oder willst du Hasen mit den banden greifen. »Die Biichse —- —— —-«. Der zer streute Jägersinann stürzte der Diele zu, in dessen Eingang Almuth sicht bar wurde, die ilnn die Vermißte entgegen hielt. »Weißt tru. Möbel-en, diß es mir heute zum ersten Mal im Leben Pat lDrL dssz ich die Biichie vergesse?« »sliisterte Dirl der Ergliikjenden in’s Obr. »Da-ei ich dir lxente Abend er Hält-len, warum dies geschah, Al :nuth?« Sie nickte laum merklich. Mit heftigem Druck griff Dirl nach ibrer Hand· »Weißt du, was es mir » lostet, so lange zu warten, Mädchen? Biber ich meine, diese Frage sollst du mir nur in Bögbdoved beantworten, dessen Herrin du bist und mit met « nem Willen auch bleiben wirft.« ----i— - P- « Eine heikle Frac» e. Stizze aucts dem Leben eine-J Staats animlts von Lothar Schmrdt. ) Die Siyung irar beendet. Staatss ’anwalt Dr. Karl Sangern leate im Richterzimmer die schwarze Anrtgrobe i ab, unter der er den hechtarauen Stra szenanzug trug. Ein Gerichtsdiener ; in halb inilitärischer Haltung gab ihm den arauen Cylinder in die Rechte während die Linie bereits die wich-. l farbigen Glacehcsndfchuhe hielt.« An zug, Hut und Handschuhe -— man sak) es ihnen an —- hatten ihrem Herrn länger irhon aedient als standest-»mwa war. Staatsanwalt Sange-In machte, ;n-ie gewöhnlich nach aethaner Arbeit seinen Lllarhrnittaasipaziergang iiber die Proinenade, die sich quer huren ! die Provinzialitadt zog, und an deren Ende die Konditorei lag, wo er er var :der Heimkehr zu seiner Gattin die Zeitungen zu durchdliiltern pflegte-. So war es heute wie alle Tage. Mitten in der Lektikre hielt er inne. Eine unwillkürliche Arinkseweanna : hatte esn Knistern in der Bruittafche » feines grauen Gehroctes verursacht Er ariff mechanisch an diese Stelle und fand einen Brief« den zu lesen er » noch nicht die Zeit oder den Nuth ge » funden hatte. » Der Brief war von seinem Sohne, dem Leut-unt Kurt Sange-en und ; enthielt wieder einmal höchst unerfreu liche Nachrichten. Aurt hatte neuer Ihings Schulden gemacht, deren Ziahs l lung sehr pressirte. Die Karriere iftand auf dem Spiele. Jn wenigen ! Worten, mit neroöser Hast theilte der Sohn das mit. Die Schriftziiae wa ren kaum zu entziffern. Dem Staats anwalt legte sich die Epistel schwer aufs Herz. Jhm war. als ob auf einmal alles Blut aus feinem Mir per wich, uin gleich darauf mit häm mern-der Gewalt in die Adern zurück ultriimen. Er wurde sehr blaß. Seine sonst strengen Augen bekamen etwas hilflos Jrrendes, seine markanten imännlichen Züge verloren alle Ener gie des Ausdrucks. Er las den Brief zum zweiten Mal, dann wieder und wieder. Darauf steckte er ihn mit zit ternden Händen wieder ein. Dieser Junge. dieser bot-erlag leicht sinnige Bengel! Ins Grab brachte er einen noch mit seinem liederlichen Lebenswandel Da hatte man sich nun ins zwanzigjiihriger Sparsamkeit Iwenn nichts dazwischen kam. Und i l J ein paar tausend Matt eriibrigt ge habt, hatte sich alles versagt, was die andern, die Kollegen, sich gönnten an Reisen und Veraniigungen, hatte mit einer bescheidenen Wohnung vorliebz genommen, um dem Musjeh später« einmal einen Nothgroschen zu hinter- Z lassen —- und es war alles umsonst gewesen. l Länast in Nichts eerronnen war das in freudiger Enthaltsamteit stetig ge inehrte Stimmchen Den sparsamen Eltern entlockt hatte er’s durch Schmeicheleien nnd Bitten, erpreßt hatte er’s durch die beredte Schilde rung der drohenden Gefahr feiner Verabschiedung aus dem Heere, wenn Schuldlcheine und Wechsel nicht recht zeitig eingelöst würden. Und sie hat ten alles beraegeben ihn zu retten. Als er dann wußte, daß tein Ver mögen mehr da war, hatten sie Nu gehabt vor ihm; die alten Leute has « ten, er habe sich geändert, gebessert. Binnen Kurzem mußte sein Arm-nee inent zum Oberleutnant erfolgen, nun war es wieder die alte Geschichte! Allmählich wich der Schreck und die Bestiirzung des Vaters einer grim mienn Wust-. »Bis hierher und nicht weiter! Kei nen rothen Heller bezieht er mehr von mir, der Lümmel! —--— Abschied? Gut, mag er den Abschied nehmen oder gar mit Schilan und Schande davon ge jasat werden! Oder soll vielleicht ich auittiren, weil ich die Schulden nicht bezahlen tann, die ich machen müßte, Inn die des leichtsinntigen Burschen zu tilgen?« »Aber wenn er sich eine Kugel durch den Kopf schießt?« »Mir zu, nur zu! Der Staatsanwalt sprach diesen letzten Gedanten in seiner Aufregung so laut vor sich hin, daß neben ihm die Gäste in der Konditorei aufborchs tin und sich verwundert nnblidten. Da rief er den Kellner, bealich fein-e Rechnung und ging. sc II Its i Entgegen seinem sesten Vorsatze, entgegen tausend Schwur-m die er sich geschtvoren und tausend Fliiehen, die er dtm unaerathensen Sohne in die Garnison sandte, hatte Staatsanwalt Sangern sich schließlich doch dazu ver standen, noch einmal siir den Leutnant tsen sättigen Wechsel einzulösen Seitdem warens Wochen vergangen-. Sangern hatte ausgerechnet, daß er das lzur Rettung des Sohnes ausge nommene Darlehen innerhalb vier Jahren abstosten könnte, rrenn er und seine Frau die aetrohnte Sparsamkeit verdoppelten und den ohnedies schon knekr als tsssckeidenen Haushalt um ein Erlleeltiches einsscljriintten Das aeschah auch mit einer Konsequenz, die an Selbstverlettgnung grenzte. Der Staatsanwalt hätte siir seinen techtarauen ttlnzua drinnend einen neuen gebraucht und die Frau Staats-· attwalt benijthigte eines halbwegs mo-. dernen Son1n:—erutantels. Man ver ist«-te. Der alte Herr litt an Gal lensteinenx der Arzt wollte ihn nach Karlskad schielen Man toeiaerte sich energisch, tiefe sich trotz wiederholter schmerzhafter Aniälle nicht einmal da zu bewegen, den theuren Brunnen da heim tu trinken. Die istothtvenviateit zu lnielern und tnausern wurde den beiden dermaßen Zur Pflicht daß sie das Gerede nnd Gespött der Leute er regten. Der Staatsanwalt, vordem ein passionirter Rauch-er, zündete sich sogar an: Sonntag keine Ciaarre mehr an. lfr harte sriiher bei Regenwetter manchnnl die elettrifche Stranenbahn benutzt, um ins Gericht zu salsrenz fortan fah man ihn nur zu Fuße aei ben. Am härtesten aber von allen Entbehrunaen lam ihm der Verzicht aus den Konditoreibesuch an, Nach mittags wenn er seinen üblichen Spa zieraana aernacht hatte. Jn diesen (i·ntsaauna·en aab es siir das Sanern’sck,e tsbetnar dennoch la etwas wie einen Lichtpunlt, nämlich die freudiae titenuatbuuna, von einem Tage zum andern Pfennig um Pfen nia. Mart tun iths.trl, den Inhalt der Spartasse, die zur Tilgung ihrer kIcksuldeu diente. mail-sen ist feben Sie besahen eine Kassette aus aeslochs tenem, ariin gestrichenem Draht. Da leaten sie ieden Abend aemeinsck-astlich das Geld hinein, das ein jeder siir sich taasiiker durch Minderausaaben im Vergleich tu den Rechnunaen der Bor jahre eriibriatr. Er kaltulirte aenau jeden Posten, den er seinen periiinli chen Bediirsttissen, sie jeden Posten, den sie sich und der Wirthschast akaei zwackt hatte. So mehrte sich stetig das kleine Ziimmehen. von dem jeder NickeL jeder Pfennig eine Entbehrung, ein Onier t·cdeut-ete. War eine »ar tvisse Menge beisammen, so trug man es als Tilgungsrate aus die Bank zu rück, die das Darlehen vorgestreckt , hatte. Eines Tages, kurz nach dem Ersten eines Monats, als der Staatsanwalt nach Empfang feines Gehaltes ver fchiedene laufende Rechnungen bezahlt, viel Gold ansqeqeben und wenio Sil ber zurückerhalten hatte machte er in seinem Portesnonnaie eine unliebsam Entdeckung, nämlich die eines Fünf rn-.rrlstiickes von zweifelt-after licht heit. Es fühlte sicb ölig an. hinter-— ließ bei energischer Reibung orn Tau inen einen metallischen Glanz, war, wenn er es auf den Tisch warf. klana los,« nnd, kratzte man mit einem Mes ler oder einer Scheere an der Ober fliiche, so blieben verdächtig-.- Spuren zurück, wie wenn Blei gelchabt wird Noch zwar lkatte Selngern keine Ge wißheit daß es sich hier wirklich um ein Falsifikat handelte aber er konnte sich leicht Aufklärung verschaffen,· wen-n er wollte. »Er zögerte und zögerte, es zu thun. Endlich, weil ihm die Angelegen iseit keine Ruhe ließ, löste er smit sei nem Taschenmesser ein winziges Spähnchen von dem Geldstück und hielt es mittels eines alten crust-angie ten Kochlöffelns über die Gasflammr. Das Metallspöhnchen zerfloß sofort. Jeht gewann er die traurige lieber zeugung, sdaß seine fünf Mart ans ge meinem Blei waren. Er hütete das Geheimniß sorglich vor seiner Frau. Was ihm übrigens die Pflicht asebot als loyalem Bürger und besonders als behördliche Person, das wußte San aern genau. Strafsällia würde er sich machen, wenn er Geld, das er zwar als echtes empfangen, aber als unecht erkannt l,satte, weiter oerausgabtr. Also Anzeige erstatten und das Falsisitat, so hartzihn in seiner gegen wärtigen Lage der Schaden auch an kam, der Polizei abliefern? Hm, verdammte Geschichte! Was hatte er der Sache auch aus den Grund gehen müssen und solange grü beln und experimentiren, bis ihm die Fälschung unwiderruflich seststand. Aus-geben hätte er das Fünsmarlstück sollen, wie es empfangen worden war. Das wäre das einzig Vernünftige ge wesen. So eine Dummheit, sich fehl der wehe zu thun! Fünf Mart s— für andere Leute der Verlust einer Bagatelle, für ihn aber, der buchstäblich mit jedem Pfen nig zu rechnen hatte, der sich auf feine alten Tage schlimmer als der Ge ringste seiner Subalternbeamten ein zuschränten hatte, für ihn wars-« ein Kapitals Jmmer tiefer grub sich der Schaden in die Seele des ohnedies verärgerten Mannes. Und dabei sich nicht einmal mit seiner Frau aussprechen zu kön nen! Hätte ihm gerade noch gefehlt, ihr Gesammer und Gestöhn! So gab er sich einige Tage redliche Mühe, allein fertig zu werden mit dieser Widerwärtigkeit. Aber es half nichts; wo er ging und stand, ver folgte ihn der Gedanke an fein Pech; jede von beruflicher Thätigkeit freie Minute war erfüllt von dem Gram über das tviderwärtige falsche Fünf markstiick. Die ungleich größere Sorge, daß fein Sohn ihn über kurz oder lang wieder mit einem neuen Streiche überraschen könnte, schien weniger Ge malt iiber ihn zu haben. Eines Nachmittags auf feinem ge-» wohnten Spaziergange erörterte er aus s rein theoretischetn Interesse an der Frage das strafgesetzliche Problem, ob er juristisch verpflichtet sei zur An zeige des Falles und zur Ablieferung des Geldes. Nein! Das Gesetz verbot und ahn- J dete nur das »Jnvertehrbringen« als falsch erkannten Geldes. Also er durfte die fiinf Mark auch mit gutem Gewissen als fein Eigenthum behal ten. Er hatte sogar das unzweifel hafte Recht, sie als Sache von immer hin einigem Werth sich nutzbar zu ma chen, sei es, daß er das Falsifitat als Gewicht am defekten Flaschenzuge sei ner Gaslrone im Speisezimmer ver-· wendete, sei es, daß er es zum Blei-« llumpen zerhackte und an den Kleino ner verkaufte. Endlich auch konnte er das zerhaelte Fiinfmarlftiick sich aus heben als lluitum oder zum Anden len. Ja, das letztere sollte geschehen. Heimgekehrt legte der Staatsan malt die ominöse Münze, damit er sich nicht immerfort über ihren Anblick zu ärgern brauchte, beiseite. Jn das untere Fach der grünen Sparkasse that er sie hinein, dahin« wo keine Pfennige lagen, kein Nickel und kein Silber, sondern nur die quittirten Be lege über die bereits geleisteten Raten zahlungen zur Tilgung des Dar lehns. Dort ruhte es einige Wochen unbe merkt von der Gattin des Staatsan walks. Eines Abends war es verschwun den. Frau Sangern hatte alles in der Drahtkassette befindliche Geld gegen einen Hundertrnarkschein eingewechselt und diesen auf die Bank getragen. Sangern, als er das erfuhr, bekam keinen gelindert Schreck, alser er sagte kein Wort. Schließlich tröstete er sich damit, daß sie es ja im besten Glauben gethan hatte, ohne fein Wissen Auch ohne sein Wollen? Auf diese Frage blieb der alte Herr sich die Antwort schuldig. Sapütekivetdhett Jn der Physikstunde demonftrirt der Lehrer das bekannte Experiment: Eine Metallkugel geht gerad durch einen Metallring hindurch: sie wird ange wärmt und bleibt dann iiber dem Ring liegen. Nach dem Erkalten geht sie wieder durch den Ring hindurch. Der Lehrer gibt die Erklärung Jn dek Wärme dehnen sich die Körper aus in der Kälte ziehen sie sich zufammen. »Meis; jemand noch ein Beispiel da für?'· wendet er sieh an die Klasse. ——— »Nun Fritz Miiller?« -- »Im Som mer find die Tage heiß und lang, im Winter sind sie kalt und kurz.« Wh Wer das Beste will, muß oft das Bitterftc kosten Gewissenhaft —- JXIJ I »Das ist doch unerhört! Schon eine Viertelstunde über die festgesetzte Zeit — und die Dame ist noch nicht da! . . . Na, zehn Minuten will ich noch..zuge den« weil ich annanzirt hab-: ,mit gut müthigem Clmalter’!" « Wut-re- Gewiss-Mem Herr Kolonialniaarcn - Händler Schmidt mit dem schönen Vornameti Fritz wird respektloser Weise von sei nen Gehilfen und Lehrlingen nie an ders als ,,75ritzchen« genannt. Ein-es Tages kommt seine Schwiegermutter zum Besuch, die am Abend das Thea ter besuchen will. Es wird gerade sSudermanns ,,Fritzct)en" gegeben Herr Schniidt hat seinem ältesten Ge hiler den Auftrag gegeben, zwei Bil lette siir den Abend zu besorgen. ,,Emil«, ruft der Gelilsse den jüngsten Lehrling herbei, »telepij:onire mal an die Theatsertasse und bestelle zwei Bil lette fiir ,,Frit-cheni« ——— Verleaen kö gert der Lelirlina Endlich meint er zweifelnd: »Sol! ich nicht lieber sagen Zwei Billette für Herrn Schmidt?« Umgangcm Frau tiliren Mann verlassen-d der noch im Nestaurant sitzt): »Du kommst also gleich nach?« Mann: ,,"ch gebe Dir mein Ehren wori, dies ist das letzte Glas Bier, welches ich trinte!« v Nachdem die Frau sich entfernt hat« zur Kellnerin): »Rösel. dies Glas Bier irerde ich fiel-en lassen und zu letzt trinken . . . Vorher tiinnsen Sie mi noch einiae andere bringen« Eigenlols stinkt. Kuschelmanns mach-en eine Wald partie. Unterwegs bei einer Rast schmücken sich alle Familienmitglieder mit Eichenlawb. Nur der kleine Max verschmäht diesen Schmuck »Nami, willst du denn nisclvt-.’« sagt der Vater ,,Nee«, meint der Junge, ,,E-Eechenlob sisinlt!« »Woso denn?" wird von al len Seiten gefragt, nnd der Makel der Eiche klärt sich so auf: ,,’«’Fremdes Lob llinat, aber eechens Loh lEigenlob) stinkt lrat nnser Lehrer gesagi!« Macht nichts. Frau Czum Stubenmädcheny »Um Himinelswillen, Sie haben doch nicht den großen Spiegel im Salon zer schlage-al« « Stubenniädchem »Oh. das macht nichts-. Madam » ich bin nicht aber gliiilbischl« Schlamm-Um Der Opernsiinqer R» der in jungen Jahren Tagelöhner anf dem Lande ge wesen war, bis man sein-e Stimme entdeckte-. stach in einer Gesellschaft ei nen protzenhaiten Parvenii aus. PkirIJEniL »Ein-en Sie mal, womit lesckiistigen Sie sich doch in Ihrer Ju per-dif« Opernsänger N.: »Ich lernte da nialg mit Flegeln nmaehen.« Metat »«tlber was- thnn Sie denn mit dem uralten äslntoZ Este haben doch das AllerniokernsteV » Das war mein erstes nnd darum bekommt eg sein Gnadenbenzin!« Hilfe in der Noth. Besitzer eines Zaubertheaters auf der Festmiesc ,,Treten Sie näher, meine Herrschaften Sie werden sprachlos sein iiber die Dinae, die Sie zu sehen belonmien.« Ehennnn, der eben eine lauter Straspkedigt l«etonnnen; »Da mußte ’neinael:en, Alte, das ist was-für Dich!« O diese Fremdwitrtcr. sit-NR I· «"- « »Jetzt darf ich Sie aber f W lang nimm-a g’»feh’n, »Frau Schnitt elbekget -—s wie geht’s denn?« »O :Isci’. net guJL Sechs Wochen war ich im Kremotorinm —- und mx how mit gholfen!«