Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 12, 1909, Zweiter Theil, Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    F f " -
Ofen-r schreibst-rief non
situi- Innkmngki.
Ro. 349. Der Thiereckier fiyi vor
läufig noch in die Schehl. dikays sein
Treiel is noch nii aufgeioknme, awwei
mir hen doch die Sättisfäckschen, daß
wenn mer auch unser Geld ikit mehr
widdet kriege dahei, daß der Schwind
ler wenigstens geponnischt wert-. Un
cui allermehrfchie hat es mich geticteit,
daß der Phiiippp, was mein Hosband
is, instrumental gewese is, den seunne
dann zu tonm. Kehi duhn die"Leierf
den Mit priepezte un all Daa mu
eins von uns in das Kohrthaus for
Testinwiinie abzugewwr. Das werd io
bei un bei teieriomin, awwer ich gen-we
nicks drum. Jch den bei die Geleqen
heii wenigstens e Tichehns mein gute
Stoff zu wehte un wie mer uff deiifch
xage dahi, einal zu ehre. Se wer·n
chon genohtißt hen. daß mich das in
giische Pehper e paar Daa zurück en
arig schöne Reitopp gewwe hat un
iebwen meiBickfcher geprint hat. Dss
Hohes duhi mich das Pickschek keine
Tfchvsiis geivwe un duht wie mer auf
deitfch sage dicht nit auf zu Eckspeck
tehfchens komme, annver das macht
nicks aus; es duhi unser einem schon
gut un macht einem gut fühle, wenn
mer nur sein Name einol in Print
sehn dahi. Ich weiß, die Wedesnssei
lern is arig ifchellics. bitabs wenn vie
emol geprsint werd, dann is es nur«
wenn se zu e Kaifeekränzche essender
hat un das is all.
Oel- Phikipp gleicht das auch un ei
tell jud, der hat schon mehr Schuh-T
perfch an die Mäiter getrunke, als wie
die Bolies erlauwe dunk. Ich derf ihn
ojf Kshts nicks sage. bikahs er is doch
einer von die Mel-n Wittwesses un
wenn der, so stobborn wie er is, sein
Feind aufmacheduhtz daß er den
sechs orappe dunk, dann is es rein
Hut-L daß mer edettigehn delit un mer
dnnte dann den Thiereater acad is)
gut dißtschaktschr. Wenn mer zusam
me nach den Kodrthaus gemußt den
—- off Rades is bei die Geschicht auch
e ganze Latt rett Tedp aewefe —- dann
den mer auf den Weg heim, immer bei
den Wedesweiler gestappt un mer den
dann als e Wahl, weil mer nit geivißt
den, was met mit den anaebeoclzene
Abend duhn sollte schon Mittan e
Gedmche Sechs un sechzig vier Händen
gestatt. Ei tell jub, das is e Gehtn wag
ichgleiche dabei. Das Gehin recht zu
spiele, das nimmt Seienz unPleheesch
da macht es nicks aus, was mer ihr e
san-d hat-, nosset, mer muß sei bsfche
eehn juhle un das is. was der Phi
lipp nit kann. Ja die erschte Lein hat
er nit viel Brehn un das wenise wag
er hat« duht er sich nit gern an trenar.
Das is der Riesen, daß er jedes Gehm
verlier-e duht, atvwer die nämliche Zeit
llehint er doch. daß er blos lfor den
Mejen oetliere del-t, bitalye er teht
telneKatds stiege· -—— nicks wie neun
Stäahe un dann un wann eniol en
Jd
Well, den annere Dag hen mer auch
widder beilamme gelosse un der We
desveiler hat Spedts Temnp gemacht.
Ich hen e fein-e band gehabt un den
wenn der Wedesiveiler gespielt Hat,
wo mein Partner qewele is, immer ge
chinieet tabietdibänd. Das bat den
- lipp mshd chi. Er bat ne
a t, wenn et f dedi, wie so dumm
pielt werd, dann deht er ebbes an
Joch kriege. Ast-ever mer sollte nur
entwich ee deht ans schon ficksr.
Nachher hat ek sedlelt un er hat Nlopz
,-.,-- -.--»- . -- .--- .-, .--»
Trenn- qemacht. Wie sein Tökn is
comme. di hat et verzig qemenictxent
»m! ich Sen ihn fein Ring mit en Ten
Tpatt Klops abgenomme. Den nöchite
.Ttick hat er genomine tm dann das et
Hztoanzig in H.:rts qicmenfcheni. Bei
"Galle hen ich ist mich gedenkt, wie iiJ
Tdenn das-? Ich txen Doch den Lqu e
iHeu-is in mei Hand! Well, das bat
»Hm-wer doch einiges gebote! Jch hen
cshn gesagt, er soltt emol den Kinn ati
zden Diiw leg-: un da hat et MM k
Spetyts hingelegt! Do hat akkroer der
’Wedesireilet ebbes zu sage qehath
TSchieiviß, was Ufer ihn daunge
Jtatxltl Ver Philipp, das dumme Qui
;meel, hat dann geklehmt, et könnt bei
cttifiichel Licht die Kolleks« nit io nnt
eckitinkwiiche un er hätt iden Srebt for
en hat-is genomme. Met hen dann
noch weiter gespielt un was denke Se.
da iinae met auch aug, daß er die
verzig gar nit gehabt hat.
»Sein Paktner die Weveswesilem hat
die Wien gehabt! Jetzt is es awwer
aus un vorbei gewese
Det Wehe-weiter hat feine Hiind
hingeschmisse un hat gesagt, mit
Baneknfiingek deb! er nsit spie-te Er
wär bei den tkartptehe der felitfte
Staat wo mer suche nn finne könnt
un et wollt, daß auch die Piebelz wo
mit ihn spiele qrad so feht sin, sonst
debt et ttappe. Un dann ict er den
Philipp noch einiges geheiße· wac- ek
nur hat kiemembete tönne un der Phi!
bat gar nit gewußt, III-as er hat sage
solle. Er hat e Fehs gemacht, wie e
Katz wenn es donneke dicht, un das
Lit den Wedesweiter me noch mein
Nöef gewwe. Schließiich bat er ge
sagt: »Wenn ich dich jetzt nit beim
Wickel neinme un dich an die Sttitt
werfe, dann geschieht das nil, bitahs
du haft es nit diesseit, es geschieht
auch nie, bilahs ich hen zuviel Sim»
peltie mit deine Familie, ev geschieht
auch nit, bikahs ich will dich nit kla
inire. nossek die Such bat nur den eine
Riesen. bilahs die-bist en Kostiemer
von mich un ioenn im dich enkus
schmeisse dehl, dann deth du ni:
mehr in mein Platz komme un ich tann
es nit erfordern. en Kostiemek in ver
liere. Welt das Kalb von Philipp is
mit die Ecksplenehfchen sättikfeit ge
wefe un hat fiit das Haus en Kinimel
aufgeschl. Ich kann Ihm sage, der
Fellet hat mich schon mein Eint-emsi
inenls gemacht, wie einige annere Frat
stende konn. Mit beste Riesan
Youtsz
-Li«ie HanffiengeL
Seine Mitwirkung.
Ein bankiichet Landtagsabgeordne
tcc aus Mitglgdori wird von feinen
Wähletn interpelliet. way-um mag
denn von ihm nie etwas in der Zei
tung lese.
»Ja· fegt’s«, rechtfertigle sich der
Hine- in einein Schreiben. »i bin elf
alleiveil fleißig, wann in der Zeitung
fleht: Auge-meines händetlstichm do
bin i immer dabei!«
Rades-seiten
Ctyes: »Als-a anstatt des tlbendef
seng, das Sie bisher in meinem Hause
hatten. möchten Sie lieber eine baut-e
Beraiitungu Sie haben wohl jetzt ein
Vethältniß, bei dem Sie zu speisen
aedenten7«
Schreiben »Allerding!« .
Chef: »Dars ich fragen, mit mein-«
Schreiben »Mit Ihrer Köchin!"
Ein Mensche-stund
RichterJ »Sie wußten. dass Ihr
Schönheitsmittet gistige Bestandtheile
enthält und haben es trotzdem Ver
taust. Hatten Sie denn gar seine
Gewissensbisse?«
Anaettagter: »O doch! Ich habe
Deshalb auch in den Zeitungen annon
Tritt: Vor Nachahmungen wird ne
warnt!«
i Im Rötteensmsnmasiuu
) Professor: »Unser Mimitry ver
steht man die Erscheinung, daß gewis
se Thiere die Eigenthümli teit ihrer
lUmgebung täuschend nachä sen. tfs
sgiebt eine optische und eine atustische
Mimitry. Ich selbst habe beobachten
daß eine Elster, die sich aus einem
Hühnerbose befand, nach kurzer Zeit
das Krähen der ähne nachahinte.
Also, Fräulein Hut a, wie nennt man
das?«
uldat »Das nennt man Mirniti:
teetti.«
Galan-.
·
Reicht Crbim »Ach, wie mich die Mücken umschwäkmen2«
Verehrer-: »Und da spricht man von Unvetniinftigen Thieren!«
Rußlands ansmärtige Politik.
Die Rede des russisazen Ministers
des ttleußeren Jsmolsli. iiver Nuß
landg Auslandpolitit liegt jetzt in
ausfiihrlichern Auszuge vor. Der Mi
nister begann mit der Erklärung, der
Optirnigmu5, mit dem er im vergan
genen Winter in der Reichsduma aus
die Gestaltung der Dinge im Stillen
Lsean hingewiesen habe, habe sich Ce
wahrheitet Das asnerilanisch - japa
nische Abtonlmen sei ein neues will
lornmenes Glied in der Kette interna
tionaler Adiominen zur Aufrechter
haltung des status qu« an den Kü
sten des Stillen Ozeans und zur Si
cherung des sreien internationalen
Handels und der Wahrung der Inte
grität und Unabhängigkeit China-L
Er könne zuversichtlich behaupten, daß
in dieser Richtung keinerlei Verwicki
lungen zu erwarten seien. Ueber das
englisch russische Abtotnmen, das eine
nothwendige und natürlicheErgänzung
des russisch japanischen bilde. wolle er
nur saaen, daß eg in den persischen
Wirken bereit-:- eine sehr ernste Prü
fung überstanden habe. Jn Persien be
ztvecke die russische Politik die Aus
rechterhaltung der geschicht·lichen
freundschaftlichen Beziehungen und
der rnssischen Handelsinteressem vor
nehmlich in den persischen Nordprovin·
zeu. Jede Verletzung der Jntegrität
und Unabhängigkeit Persieng sowie
jede Einmischung in die inneren An
gelegenheiten liege Russland durchaus
fern. Eben diese Grundsähe lägen
dein Abtommen mit England zugrun
de, mit dem Russland in den persischen
Angelegenheiten in vollerEinmiithigs
teit handle. Beide Staaten seien jeder
zeit bereit. Persien zu helfen. Eine
schnelle Klärung sei fiir Russland unt
so wichtiger. als die Wirkung der per
sischen tirise am enwfindlichsten in
dem an Rußland angrenzenden Aser:
leidschan ver-spürt werde, wo der rus
tische Handel bedeutend leide. Das
englisch-russische Abtomnien, das ge
nau bestimmte tonlrete Fragen be
treffe, sei fiir Ruleand auch vom all
gemeinen Standpunlt sehr wichtig«
indem eH zwischen beiden Mächten völ
lig freundliche und vertrauensvolle
Beziehungen herstelle.
Rats-sche- Btindnitse nnd Beziehunqem
Mit tiefer Genugthuung, erklärte
der Redner, hebe er hervor, daß .eine
auf Befestigung der Bündnisibeziehuw
gen zu Franlreich gerichteten Bemü
hungen von Erfolg gelrönt gewesen
seien nnd Ruszland und Frankreich in
allen Fragen der Weltpolitil in vol
lei liebereinstimmnng l)andelten. Das
hinderettiuszland aber leiiiegrvegg, auch
zu andern Mächten freundschaftliche
Beziehungen zu unterhalten und sich
ganz und gar der Ansicht des Fürsten
Bülow anzuschließen, daß die russische
Politik teine Spitze gegen Deutsch
land richte, daß im Gegentheil zwischen
Russland und Deuschland die alten
sreundschaftlichen Beziehungen ge
wahrt blieben. Er tönne auch die
Bersicherungen des Fürsten Biilow be
siätigen, daß zwischen Rußland und
England weder öffentliche noch gehet
nie gegen gegen die deutschen Jnteres
sen gerichtete Abtomnien beständen
Tsie jiingste Annäherung Ruszlandg
und Italiens sei die natiirliche Folge
gemeinsamer Interessen beider Länder
an der Wahrung des territorialen
mita- isusp aus dem Baltan und der
politischen und ökonomischen Unab
liiingiateit der Ballanstaaten. Er messe
der Annäherung cui Italien großen
Werth bei und sei überzeugt, daß sie
eine friedliche und gerechte Lösung der
ruf der Tagesordnung stehenden wich
tiaen Fragen wesentlich fördern werde.
iBravo!) Die letzten Jahre hätten be
wiesen« daß tttnßland ein wichtiger
Fattor deg- europäischen Gleichge
iuichts sei, und daß seine, wenn auch
nur zeitweilige Schwächung durchaus
nicht dem Interesse des Friedens ent
spreche
Iie rnlliiche Verstand-liter
Besonderg gesahrdrolyend wäre eine
Schwächung Rußlandg siir die slatni
schen Stämme und Staatsorganig
men· Den Beweis dafür, daß die ruf
fische Gesellschaft die Ueberliefernngen
Russland-Z nicht vergessen habe, tiefere
die allgemeine Aufmerksamkeit, die
sie der Rolle der russischen Diploma
tie in den Fragen der Reformen fiir
Mazedonien zugedacht habe· Roch
greifbarer sei das Festhalten an der
tleberlieserung in der Sandschatbahn
frage hervorgetreten, die«Rußland An
laß bot. entschieden und uneigeniiiitzig
fiir die Interessen der Baltanstaaten
einzutreten. Dabei habe sich erwiesen,
dafk Russland auf die Unterstützung
einiger anderer Staaten rechnen
tönnte. Gleich entschieden und nn
eigenniitzig handelte Russland in der
Frage der Reformen für Mazedonien
Russland und die Türkei.
Der Minister ging dann auf die
Wiederherstellung der Verfassung in
der Türkei ein. Der neuen türkischen
Staatsordnung sei die Gleichberechti:
gung der christlichen und mohainnie
danischenBevölterung zugrunde gelegt.
Die Reichsdiima wisse, wie die russis
sche Regierung diesem Ereigniß gegen
über gemeinsam niit allen Mächten
sich verhalten have, die eine friedliche
Lösung der Krise auf der Ballanhalbi
insel wünschten. Der Minister beton
te, dafz auch auf der Ballanhalbinsel
lich die Dinge offenbar günstig gestal
-«- -...-. « -..- « .,. .«-.- .. ..-..-..--—-.
teten. Es sei vielleicht der erste Fall
in der Geschichte, daß Ruszlnnd in sei
nem Vorgehen gegenüber den Vorgän
gen in der Türkei aus eine einmüthige
Zustimmung selbst derjenigen zählen
diirse, die sonst Misztrnnen und Miß
gunst an den Tag gelegt hätten.
Die Aussieben-up
Der Minister ging hieraus aus die
Angliederung Bosnieng und der Her
zegotvinn und die llnabhängigleitser
llarung Brilgariens liber· Die Stim
me der russischen Gesellschaft sordere
dringend einen Einspruch der Regie
rung gegen die Annexiom Bezüglich
der gegen ihn gerichteten Angrisse er
lärte der Minister, toer von ihm ei:
nen scharsen Widerspruch gegen die
Annerion sordere, glaube offenbar,
daß der russische Minister des Aru«
szern in dieser Frage unabhängig von
vorher eingegangenen Verpflichtungen
handeln könne. Leider sei dem nicht
fu. Der Schleier, der die Vergangen
heit verdecke, sei jetzt ein wenig gelüs
tet, wenngleich das durch fremde Jn
distretionen geschehen sei, so könne er,
der Minister, nicht die Echtheit der
veröffentlichtenSchriftstüele des Pester
Abtommens von 1877 nnd der Ber
ltner Erklärung von 1878 in Abrede
stellen. Das Urtheil über diese Alte ge
höre der Geschichte an; des Ministers
Sache aber sei es, mit ihnen und auch
noch mit einer Reihe späterer diploma
tischer Abtommen zu rechnen, von de:
neu einige zweifellos ihre Kraft ver
loren hätten, andere aber gewisserma
ßen noch immer die Freiheit der rus
fischen Diplomatie einengten. Unter
solchen Umständen sei es nicht schwer,
einzusehen, zu welch gefährlichen Fol:
gen fiir Ruszland ein Einspruch ge
fiihrt haben würde. Einen Einspruch
aber erllären, ohne die Absicht, ihn,
wenn nöthig, mit den Waffen zu un
terstützen, sei der größte politische
Fehler, den er nicht habe begehen mol
leu. Wenn Nußland auch tein persön
liches Recht habe allein zu widerspre
chen, so habe eg doch das Recht, ja die
Pflicht, auf den internationalen Alt
hinzuweisen, der die Lage Bosnieng
und der Herzegotvina bestimme, auf
den Berliner Vertrag. Trotzdem dieser
eine gute Hälfte der Ergebnisse ver
nichtet habe, die Ruszland siir die sta
mischen Völker.erreicht, habe es stU
Jahre lang nicht daran geriihrt. Wenn
jetzt aber eine der Mächte sich ent
schlossen habe, eine Abänderung eines
siir sie unvortheilhasten Artilelg des
Berliner Vertrages anzuregen und
lituleand das nicht verhindern tänne,
so falle ihm die moralische Pflicht zu,
aus andere Artikel des Vertrages hin:
zutoeisen, die fiir Russland unvortheil
hast und beengend seien, besonders
aber fiir die Ballanstaoten und die
Türkei.
Die Konten-u
Die Stellung Rufztand5, dem die
Mehrheit der Mächte sich angeschlos
sen, habe von selbst aus den Gedanken
einer Konserenz geführt· Der Konse
renzgedanle gehe aber nicht von ihm
(Jgioolsti), sondern von der Tiirtei.
als der unmittelbar Geschädigten,
aus-. Eine Konserenz brauchten alle,
für die die Wahrung des Grundsatzes
wichtig sei. daß Verträge nicht abge
ändert werden tännen ohne Zustim
mung der Signaturrnächte. Rußland
diirfe aus die Zustimmung wenn nicht
aller, so doch der Mehrzahl derMächte
rechnen. Dabei habe Ruleand durch
aus nicht eine unsreundliche Haltung
gegen Oesterreichllngarn angenom
men· Nach Miltheilung des Inhalts
der siingsten Cirlulardepesche an die
Vertreter Rnszlandg bei den Signa
tarmächten tvieg der Minister sodann
daraus »hin, daß Ruszland seit Beginn
der Krisis nicht nur mit Frankreich,
sonoern arra) nnc isngiano nnd Hm
lien im Einverständniß gehandelt l)a
be. Die Türkei könne bei den Ver
handlungen auf Rufilandg Smnpa
thien fiir ihre gerechten Forderungen
rechnen. Auch Oefterreieh Ungarn, das
eben einen Beweis seiner verföhnlichen
Stimmung gegeben habe, und das mit
ihm solidarische Deutschland, rviirden
sich fiir eine Lösung der Streitfragen
aussprechen, die den allgemeinen Frie
den fördere Russland trete in dieVer
handlungen ohne eigenfiichtige Absich:
ten ein und es werde auf die Wahrung
des fiir alle nöthigen Friedens bedacht
sein. Auf Rußlandg Anregung sei in
das sionferenzvrograrncn der Punkt
iiber Vergünftigungen fiir Serbien
nnd Montenegro iibernonnnen
Die Stellung zu Puls-trink
Warme Theilnahme bringeRußland
auch Bulgarien entgegen. Bulgarien
habe allerdings gegen die eindringlich
ften Rathfchläge Russland-H gehandelt;
doch könnte Rußland nicht urnhin, mit
dem von ihm geschaffenen Bulgarien
zu shmpathisiren. Daher sei auch
Russland bemüht, ein gerechtes Ab
kornmen zwischen Bulgnrien und der
Türkei möglichst schnell herbeizufüh
ren. Bulgarien sei verständigt, dass
Rußlands fernere Haltung nicht von
Bulgarieng Handlungsrveise in der
Vergangenheit, sondern in der Zu
kunft abhänge, das heißt, inwieweit
Bulgarien mit den übrigen Vulkan
ftaaten einig bleibe. Bulgarien, Ser
bien und Montenegro müßten durch
drungen sein von dem Bewußtsein der
Nokhtvendigteit moralischer und politi
scher Einigkeit untereinander. Nuß
lands Ziel bestehe darin, diese Staa
ten susammenzufchließen und mit der
Türkei durch den gemeinsamen Ge
danken an den Schuß ihrer nationalen
und wirtbschastlichen Selbständigkeit
zu einigen. Zu eben diesem Zwecke
xtniisse man der Türkei beweisen, daß
kkliußland der Bemühung der Ver-jün
gung ihrer inneren Ordnung mit aus
richtigster Sympathie gegenüber-stehe
und teinessalls die Sicherheit derTür
tei bedrohe. Rußland hasse, in Bel
grad und Cetinje werde man verstehen,
daß man taltblütig und besonnen blei
ben müsse. Die russische Regierung
habe ausg bestinunteste angetiindigt,
daß ihre Unterstützung unmittelbar
von der Handlungsweise der Serben
und Montenegriuer abhänge. Der
Minister sprach zum Schluß die Hofs
nung aus, daß seine Ausführung eine
genügend tlare Vorstellung von der
russischen auswärtigen Politik gäben
und es sowohl in Russland wie im
Ausland ganz klar sein werde, daß
Rußland teine Habsiichtige Zwecke
versolge und nur eine gesetzmäßige
und friedliche Lösung der erwähnten
Fragen anstrebe, loie sie der nationa
) len Würde Rußlands entspreche.
Dte Ensläeidee in Indien
Der Generalagent der Nordivestpro
vinzen, Sir Haeald De-ane, besiegelt
eine liebenswürdige Einladung zum
Diner mit der Erlaubnis-« den Rhy
bcrpaß zu l-esichtigen.
Mit militäritcherBedectung trabe ich
gen Westen. Zu meiner Rechten
ichpeebedectte Höhenziige, die den Hi
niolaja mit den Strebepfeilern der
mittelasiatitchen Hochebene verbinden.
Als wären sie mit weißen Todtenlaten
zugedectt, so erscheinen diese Heimitiit
ten moderner Barbaren. Vor mir die
Grengzebirge des heutigen Afghanii
stan, überragt von den glitzernden
Wänden des Hindutusch Millionen
Jahre blicken von seiner eisigen Höhe
auf tin-«- herab. Jn derselben Rich
tung, 7 Meilen entfernt, gewahrt man
Jainrud Eine Stunde später errei
chen wir den Fuß des Hügels-, der das
Fort trägt. Es gleicht einem großen,
siuhlgebanerten Kriegsschiff, das vor
der Mündung einer schwierigen Fahr
rinne antert. Kanonen slantiren das
hitiorische Defilee, durch das der Ma
zrdvnier nnd nach ihm die niohamnie
di uiscben lkroberer in Indien einfielen.
Weltberiihniter Rhyberpaß, Schaule
so vieler Heldenthaten, Zeuge so vieler
bedeutsamer Ereignisse, to reich an Er
innerungen aus allen Zeiten!
Ich Zeiqe der im Fort stativnirten
Wache meinen Paß und lese die Frem
dcnlifle: Counteß Mexata, Mrs. Gilni
Scott - - Namen. die mich an sonnige
Tag- erinnern Hauptmann Hof
mann, Graf und Gräfin Montgela5.
Jch zeichne als Vierter im Bunde und
bettete den Paß. Er riecht nach Blut
usid Pulverdainvf.
Bergauf, durch verworrenes Fels
land, an ungeheuren, senkrecht absol
lei:den Steinblöcken vorüber, windet
sich die von britischen Jngenieuren er
bixuts Straße. Nirgends eine Spur
von Vegetation sis nur Stein und
Sand in elementarer Gewalt· Be
festigte Thurme krönen in Abständen
von je 1500 Fuß die Vorspriinge
längs der Straßc Deutlicher als al
les andere sprechen diese burgähnlichen
Wchnungen von der Unsicherheit des
Lardeg. Hier hausen die Schutzioachen
des Passe-« Afridis in englischem
Golde
Lange Karalvanen ziehen fortwäh
rend ansunH vorüber. Sie tommen
bou stabuL Tafchteut, aus Central
asien Nach Absatz ihrer Waare tekkren
diese lebenden Meilen. mit indischen
und europäischen Erzeugnissen reich bei
laden, auf demselben Wege nach der
Heiniathzuriict »Made in Germany«
schleppen viele der Vierbeiner. Zu wie
derholten Malen ioird mir meine Ko
lonne durch die Transporte aufgehal-:
ten Selbstverständlich an den schmal
steu Stellen, längs schtvindelnder Ab
stürzt-, tvo ein Fehltreten unser irdi
taicg Pilgerwauen beschnenen munte.
Neids einem Ritt non drei Stunden er
reichen ioirLlli Magjid ein alterthüm
licbesz Badsteinfort, nm nnaloindische
Trupp-en darniioniren Ali Mag-jin
lieat auf halbem Wege zur Grenze.
Hier beainnen sich dirYBerae zu gewal
tigen For:n.1tiorien auszuwärmen sieh
uber Raum nnd Zeit in die blaue Un
crmeszlichteit zn erheben. Wir passiren
einzelne Wohnstätten derEingeborenen.
Sie hängen iiber Abgrundem dieseFeli
sinnester jener arimmen Raubvöael,die
ihrer Brut Mord nnd Pliinderungsi
lntt vererben. Immer wilder, groß
ziigiacr wird setzt das Landschaftsbild,
aber von schreclhaster Melancholie. Die
Straße dreht nnd windet sich in tiihs
nen Kurven zwischen starren Felsen-:
wiilicn, aähnenden Spalten, bis sie in
der höchsten Höhe des-«- Passes in ein
großes Becken einmündet Hier hält
Lundi Kotal Wacht als der äußerste
britisehe Posten auf der Straße nach
Mittelasien. vor den Thoren Mut-ani
stan"5.
Die Befahuna besteht aus indischen
Truppen unter dem Befehl eines eng
lischen -Ofsiziers. Er ist der einzige
Europäer, der an dieser iveltverlorenen
Civilisation auf Posten steht. Hell
leuchtet in der düsteren Umgebung die
weiße Uniform des jungen Rriegers.
Heute roth, moraen todt! Jeden Tag
droht ihm bei der Ronde die Kugel ei
nes heimtiickischen Wegelagerers. Von
dem Verkehr mit seinesgleichen völlig
al-gesschnitten, ermangelt sein Dasein
jeder Abwechselung. Selbst Jagd und
Ritte in der allerdings wenig reizvol
len Umgegend sind ausgeschlossen
Zwar steht der Komman von
Lnndi Kotal mit Peschawar in Me
graphischer Verbindung —- doch was
würde das im Ernstfalle nützen? All
ein aus sich selbst angewiesen, verlassen
ihn trotzdem nicht seine stohgemuthe
Laune, sein guter Humor. Kenneih
Vorge, Leutnant im 16. Kavalleriere
Igiment, ist ein sympathischer,höchst un
terhaltender und angenehmer junger
Herr. Er schien ungemein erfreut,
während zwölf Stunden ein anderes
weißes Gesicht betrachten zu können,
als sein eigenes Spiegelbild. Nicht
nur Soldat ist dieser junge Osfizier —
s prachentiindig, ethnologisch und tarto
qraphisch aebildet, muß er sich auch
diplomatisch zu betbiitiaen wissen Sein
Leben ist teine Sinetnre Ständig be
sindet er sich im Dienst: in der Ausbil
duna seiner Leute, in der Fürsorge sür
die Untergebenen, im Uebertvachen des
Fort-Z und seiner Außenposten Ein
sain und eintönia verstießen seine Tage
und bringen stündlich neue Ueberra
scbmgen Aber Arbeit und Verant
nortung erhalten seine Daseinsfreu
di nleit, und inmitten der trostlosten
Einödr. der ertödtendenWeltabgeschie
denheit bleibt er der lebenslustige, ele- »
aante Guardsman von früher.
Um R Uhr Abends ist Quelta ek
reicht. Der Himmel hat sich umdiistert.
Es schneit -— Schnee in Indien!
Das Haus des tomrnandirenden
Gssneralg steht inmitten freundlicher
Gartenanlaaen. Hohe persische Sil
berpappeln erheben sich vor derFassade.
General Smith Dorien ist aus Urlaub
abwesend. Sein Stellvertreter, Gene
ral Pearson --— und seine liebenswür
diae Gattin —«— nehmen sich meiner in
giiiiger Fürsorge an. Jch wohne im
Generaltommando und genieße in wel
tender liinöde echt englische Gemütli
lichteit
»Ein japanischer Ofsizier reiste mit
mir im selben Zuge.« »So, so," nickte
der General. »Sie besuchen uns jetzt
häufig hier an der Grenze die Japa
ne: Immer und überall wollen sie
lernen!"
,,Würde es Ihnen Vergnügen ma
chen, meine Frau auf einer Spazier
sahrt in die Umgegend zu begleiten?«
Dankbar nehme ich das freundliche
Anerbieten an. Jn liebenswürdigster
Weise erklärt mir Mrs. Pearson die
Wunder der Stadt. Quetta. noch vor
wenigen Jahren eine Wildniß, wurde
von heute auf morgen der Mittelpunkt
einer ftarlen militärifchen Macht. Wie
all-e Städte neueren Datums-, steht auch
Ouetta im Zeichen langer, geradliniger
und im rechten Winkel sich treuzender
Straßen. Sie sind mit hohen Silber
pappeln oder herrlichen Obstbiiumen
bestanden·
Wir fahren an dem Fort vorüber
Ein irotzigeiJ Bollwerk ist dieses Wahr
zcichen britischer straft. »Dort liegt
Chamann,« bemerkt dieGeneralin, nach
Norden zeigend, »der äußerste britische
Posten an der belutschiftanifch-afgha
nischen Grenze. Vor uns auf der Hö
he sehen Sie die neue indifche Kriegs
atademie. Auch eine der vielen segens
reichen Schöpfungen Lord Kitcheners.
Spielen Sie Turms-, Krietet oder Po
loZ Ich dcnle. wir fahren jetzt in einen
Klub; dort werden Sie ganz Quetta
kennen lernen. Eine Tasse warmen
Theeså wird uns gut thun.«
Es geht nichts iiber die indischen
Klubs. Jeder kleinste, von Europäern
bewohnte Ort besitzt einen solchen. Sie
bilden den Mittelpuntt gefelliger Ver
einigung zu Ruhe und Erholung, zu
Spiel und Sport -—-- den heimischen
Herd, um den sich die Kolonie zusam
menfindet ohne Unterschied des Stan
des, deH Geschlechts, dies Alters.
Die Rlubg auf der Hallinsel zeich
nen sich durch ihre praktischen, zweit
entsprechenden Einrichtungen aus.
Fremde tönnen hier fast immer auf ein
llutertommen, jederzeit auf leidliche
Küche zu allen Etltahlzeiten rechnen. Die
Bedienung ist aufmerksam, der Speise
faul grofz und geräumig. Jn der Bib
liothet - wo hohe, stets geöffnete Fen
ster Licht und Luft Eingang gestatten
—- laden bequemeArnrstiihle zu Lektüre
nnd beschaulicher Betrachtung ein. Ne
ben den Lotalblättern liegen die her
vorragendsten europäifchen und ameri«
tanischen Journale aus. Reuter-Tele
gramuie werden gleich nach ihrem Ein
laufen angeschlagen: ,,t5rfolgreicher
Aufstieg des Grafen «-3cppelin.« Ganz
Quetta umdriingt diese Nachricht.
Wann wird man zu Luft die Heimreise
Ullclclcll lUllllcllk
Außer dein Lentburen werden Men
schen und Angelegenheiten der Rolonie
gewissenhast durchgefnroctien Sind
iiber die Bewohner vie Ansichten ge
theilt, so herrscht iilser die Oertlichleit
nur eineStimme: »Quett—-. ist das öde
ste Nest des- tfrdenrtinde5. Fern von
allem Verkehr, ernmnqelt e-? jeglicher
örtlicher Reize. sur Winter eisme
Winde, isn Sommer sengenre Gluth
Nur Soldaten — keine Abwechslung
nicht als-— Soldaten. GeringerReit-,
mäßigster Schiesisport.« Doch die der:
zeitigen militärischen Verhältnisse Jn
dienz verlangen die weltserne DiHlota
tion, die Massenanhäusunq von Trup
pen an geographisch wichtigen, durch
lotale Geländeverhältnisse zur Zusam
tnenziehung geeigneten Punkten. Lord
Kitchener die Ehre! Er brachte die in
dische Armee auf ihre heutige militäri
sche Höhe, schiveiszte sie zu einem festen
Ganzen zusammen « zu einer Wasse,
hart und scharf genug, jeden Angriss
abzuschlagen Er legte Straßen und
Eisenbahnen an« leitete die Vertheidis
guna der Nordwestgrenne in neue »Wi
se, die, von einerCentralstation gestellt
wären die Wälle des Kindutuseh heute
ohne Kitchener, den englischen MoltteTX
h. von König-matt