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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 29, 1909)
Nebraska Staats-Anzeiger und Il«serold. Jahrgang 29« Grund Island, Nebr» 29. Januar IMM. (.·chitcr Theiu Nummer. 23. das Stöckchem Jm Herzen hängt ein Glöclchen fein Aug wnndeelichtem Golde, Es braucht zum Tönen Sonnenschein, Dann llingt es in die Welt hinein Gar hell und wunderholde. Doch kommt der gülvne Flimmer nicht« Dann schweigt das Glöcllein stille, Und Staub und Spinnweb legt sich dicht Um seinen Mantel fein nnd licht Wie eine Trauethülle. Und gtüßt dann noch in später Zeit Das goldne Wunderlcheinen, Dann tönt das Glöellein still bereit, Doch unter seinem Moderlleid »Da llingts -—- wie leises Weinen. .—-———s-.-«- - S Frauenfi«eundschaft. stiovellette von L. M a n g o. Wenn ihnen immer wieder der Un glaube begegnete, der Fraiienfreiind schaft anzweifelt und gering schätzt, dann nickten sie einander gliictselig zu, und in den liebtosenden Blicken lag eiii freudiger Spott: »Die Duininen, was wissen denn die! Wir sind Freiin dinnen nnd bleiven’5, wir haben in all den Jahren die Feuerprobe unserer Beständigteit wohl bestanden!« Ess- schien wirklich, als wären sie die Ausnahme, deren die Regel zu ihrer Bestöiigung bedarf. Sie waren iln zertrennlich gewesen schon in den Kin dertageii. die braune. schlanke, energi sche Anette, und die blonde, rosige rundliche, immer lustige Julia. Und das Leben, weit entfernt ihre Wege zii trennen, führte sie immer enger zusam men. Anette hatte die Künstlerlaufs bahn gewählt, die leidenschaftlich ge: liebte Musit füllte sie ganz aus. Da ihr Können aber ganz hinter ihrem Willen und Wünschen zurückblieb, die Grenzen ihrer Begabung etn Aufstei gen zu den hchsten höhen unmöglich machten, versuchte sie es nicht erst mit Mittelmäßigteit und sattelte um, das heißt, sie war bald eine gesuchte und iiberaus geschätzte Lehrerin. Julia wurdeVoltsschullehrerin, lebs» te in engen, tleinbiirgerlichen Verhält nissen, bis die Mutter starb und der Vater ihr nach tauin einein Jahre folgte. Es schien, als hätte Anette dar auf eivartet. iiiii die Freundin wirt lich völlig für sich zu gewinnen. Ihrer etwas genialen Mißachtung alles Aeußerlichen war eine gewisse Un ordnung und Mißwirthschaft in ihren Verhältnissen zuzuschreiben, die sie recht unangenehin empfand, ohne die Kraft zu besitzen, ienialg Wandel zu schaffen. Dazu war nun Jiilia da, diese glückliche Ergänzung ihregSelbsL Jhr Eintommen als Musiklehreriii, der sich die ersten Kreise der Stadt öffneten, ini Vereine tnit Juliag Ge halt und den Interessen von Anettes Vermögen ermöglichte ihnen ein iiber aus behagliches Leben zu zweien. Sieben Jahre ungestörter Harmonie waren vorüber Ulnette und Julia hingen voll ungetrübten ungeschwächi ter Zärtlichkeit aneinander. Sie waren nun Beide iiber die Sturm und Drangperiode hinaus, Julia neun undzwanzia, Anette zweiunddreißig Die Augenblicke stillen Sehnens, beim lichen Wünscheng, deren es wohl wel che gegeben haben mochte, wenn sie die selben auch niemals laut werden lie szen, lamen nun immer seltener. Im nter abgelliirter wurde ihr« gegenseiti ges Gefühl, das Bewußtsein ihrer Un löslichteit immer tlarer. Und da »s- eines Tages, tam die braune, leidenschastliche Anette spät und erhitzt zu dem gemeinsamen Mit tagessen, ohne wie sonst mit alle-Ruhe den Grund der Verspätuna anzuaeben Vielmehr erschien sie erregt , zerstreut, hastig und zersahren und dabei doch betniibt, bartnlos und unbesanaen zu scheinen. Julien seinsiiblig und llug, merkte sofort: »He-statt da stimmt was nicht!" Da Anette aber schwieg, fragte sie nicht. Und doch war es das erste Mal, das; sich eineheimlichteit zwi schen die Beiden stahl, die bisher auch keinen Gedanken vor einander bewußt vrborgen hatten. Anettes Unpünttlichteit nahm zu. Ein- oder zweimal war sie überhaupt nicht zu Tische gekommen, sondern hat te im lebten Augenblick einenBoten geschickt, und dann später über Ueber biiedung geklagt. Julia schwieg. Und Anette. die sich durch dieses Schweigen bei-rückt fühlte, wurde netvös und kritisch, wie sie esJ nie vorher gewesen· »Warum übt sie schweigend Kritik ?« grollte sie erbost, »schließlich bin ich stei und kann thun, was ich will!" »Warum spricht sie nicht?« fragte die blonde Julia tiefgetriintt. »wir ge hören zusammen, warum schaltet sie mich jetzt aus? Aber ausdtängen werde ich mich nicht!« Julia war ties unglücklich, ließ es »n!erten, schmollte cinsilbig kurz, es ; war unsagbak peinlich und ungemüth: lich, so daß Anette eines Tages kurz sresolvitt Julia an beiden Händen f packte und vorwurssvoll fragte: ,,Soll dag so weiter gehen zwischen Yuns?« »Kann ich dafür-? Warum sprichst sDr nicht?« i »Warum fragst Du nicht ich wartete nur daraus!« »Wie tonnte ich das ahnen. Jch dachte. Du wolltest mir etwas verber gen!«« »Ist ja Unsinn - schließlich sind Huir doch frei und unabhängig!« sagte YAnette wie lauernd. : Julia riß denn auch ihre hübschen, blauen Augen erschrectt auf: »Du be tonst dag so sehr ss « »-« a, Kind weil -- - ich hab’ einen gern, rasend s- abgöttifch und er michs So -- jetzt weißt Du’5!« stieß Anette erregt heraus. wie erlöst, daß es nun so weit war. Und JuliaZ Sie weinte verzweifelt, · fassunaglos, nun war thlles Jus. Tlnette begiitigte tröstete· Das sei » ja Fisinderei Er nahm ihr nichts, gar nichts. Liebe und treue Freundschaft, i konnten die nicht gleich start in der sSeele leben. Sie möge ihn, der ihr so theuer geworden, doch nur erst ten nen lernen, und sie würde sehen, daß ;,sie anstatt die Freundin zu verlieren, noch einen Freund dazu gewann Juiia wollte sich nicht beruhigen, aber fchließ lich gelang es Anette doch, sie zu beru higen, »ihn,» Herrn Dottor Richard Vollradt, bei sich zu empfangen. Sie sandte sofort eine Depesche ab, und eine Stunde später fah die vermeinte blonde Julia in das tluge, feinge schnittene Gesicht ihres ,,Todfeindes«, mit dem sie eine halbe Stunde nachher bereits so animirt Plauderte, daß Anette mit einem nervös zerguiilten Gesichtsausdruet daneben saß und sich sehr überflüssig vorkam Kaum allein geblieben, fiel Julia der Freundin erregt um den Hat-: »Du hast recht, Arme --— er ist ent zückend— ich werde ihn lieben wie Dich!« »Das ist nicht unbedingt nöthig!« gab Anette, Julia wegschiebend, so un wirsch zur Antwort, dafz die ganz er ’ staunt aussah und ein wenig höhnisch bemerkte: »Mir scheint gar, Du bist eifersiich tig?« »Könnte mir einfallen! Aus Dich?!« »Na, na sei nur nicht gar zu sie gessicher!« ,,.Deine Zcherze finde ich geschmart log.« »Ich scherze gar nicht! Du reitest einen ja förmlich mit Deiner Ruhe." »Sle das eine Drohung sein?« Julia gab teine Antwort; aber zum ersten Male seit den Kindertagen gin gen die Beiden ohne Gruß zu Bett. Es herrschte ein schwüles, drückendes Schweigen zwischen den Freundinnen. Julia tvar ruhig und heiter, Anette voll leidenschaftlicher Nervosität Und eines Tages, als sie von einem gemein schaftlichen Augsluge zttriictlaniem brach der Sturm los. Zitternd var Er tregung, faßte Anette Julin au der Ach sel: »Du scheinst ossenlsar zu vergessen, daß ich Vollradt’g Braut bin!« »Ich denke nicht daran!« »Dann finde ich Deine Roletterie und Vertraulichleit schmachvoll!« »Und ich Deine Eisersiichteleien lä cherlich- Sagtest Du nicht, er soll mein Freund sein?« ,,Allerdings, nur scheinst Du eg da raus anzuleem ihn völlig zu dein Dei nett allein tu Inachen!« »Das ist eine gemeine Andachts gung.« »Viel aetueiner als- die Wahrheit!« schrie Anette, ihrer selbst nicht mehr mächtig. »Lügnerin!" Die nicht allzu kleine, schön gesormte Band Julius saß mit ten drin in Anettes grünlichgelbent, nervös verzerrtem Gesichte· Wie eine Katze hatte sich aber Anette aus die viel stärlere Freundin gewor fen, sie gegen die Thüre gedrängt, diese ausgerissen und mit einem Ruck die Ueberraschte hinausgestoßem R ,,So!« Hoch ausarlsmend lehnte sie sich erschöpft gegen die Wand. »So vertheidige ich mein Eigenthum« sagte sie dann sehr befriedigt Wenn seitdem die beiden Unzu trennlichen einander zufällig auf der Straße begegnen, dann schaut die Gine rechts, die Andere linlg, als hätten sie einander nie gekannt. Und die »lieben Freunde« reiben; sich tichernd die Hände Hätten fis-L nicht gleich gesagt? Weibersreund-I schont Lächkkiichx s l Die schwäbischen Tand- und Reichsftädte. VonFr.Vitariu-«7. ; Der alte Spitzioeg hat ei- mir ange- » than. Ich wollte wieder einmal nach kleinen, oberdeutschen Staaten wan dern. Schließlich lohnt es sich immer noch, in Deutschland auf Entdeckunge reisen aus«-ziehen Sogar innerhalb der Grenzen der preußischen Manar chie, sogar im Frantfurter Ober aekichtsbezirl tann man ein schwiibis sches Städtchen finden, das wie aus einem Spitzioeg herangaeschnitten ist. Das ist H a i g r r l o rh. Wer tennt es? Ach, richtig, der Oberamtmann von Haigerloch hat Vor einigen Mo naten von sich reden machen. Er hat » eine wohlgemeinte Warnung an seine i Bezirtseingesessenen erlassen, ihren Hausrat-h an Alterthumshiindlek zu verkaufen. Jn der That können heute die benachbarten Häsridler im Hingab cher-Be3irt nichts mehr erwerben, wie ich von einigen erfahren habe Nämlich weil nichts mehr da ist. Als- der Brun nen zugedeckt wurde, laa das Kind schon seit geranrner Zeit darin. Er ist urn ein oder mehrere Jahrzehnte zu spät zugedeckt morden. Also Haigerloch. Wo liegt es und wie kommt man hin? Es liegt in Ho henzollern und man erreicht es übex TiibingensHechingen mit dem Post wagen oder besser über Tiibingem Eyach mit der Kleindiihn durch das schöngeschwungene Wald- und Wiesen thal der untern Eyach heraus. Wenn man aus dein Bahnhos ankommt, sieht man kaum-etwas von der Stadt. Zwi schen hohen Bergtvänden steht man an der Ehach in seltsainer Stille da. Auf der Wand zur linken, dem rechten llser der Eyach, klettert eine stattliche Gebäudegruvpe empor und hält sich krampshaft sest aus der Felsenhöhe, Schloß und Schloßkirche Auch aus dein andern Evachuser hoch oben tlebt ein Rudel Häuser. Wenn man weiter geht, wickelt sich das Städtchen lang sani aus« Nun wandert man durch eine Ztrasze mit einigen ansehnlichen älteren Häuserm aus denen zuletzt ein neuerer Steinhaufen heraugprotzt, brav nnd öde, ein ahnungisloser Fremdling im Straßenbild, dass dienstliche Erzeugnis; moderner Llrrbi tetturbeamtenschast. Es kommt ein Haus mit einem schönen schmiedeeiser nen Wirthsschild aus dem 18. Jahr hundert, die heiligen drei Könige dar stellend; eine Wendung und man steht erstaunt aus dem Marttvlatz. Tas isi der leibhaftige Spitzweg Große und kleine, mannichsvrmige, hoch gieblige Häuser, beinahe jedes dersel ben anderswohin guckend, meist mit mächtigen Tachräumen, vielen kleinen Fenstern, lirkern, Tre:-neiiaiisgäiiaen, strecken grüßend ihre schmiedeeisernen Arme entgegen· Dahinter nnd dar über die w dige Bergwand mit dem Oberstädtchen Man könnte glauben, von irgendwoher iniisse Serenissimnsz vorbeischreiten, nicht der Simpliisi mag, sondern der echte Sercnissimus aus der guten alten Zeit, etwa der Fürst von Flachsensingen oder gar Fürst Jrenäus, wie er in lfgtarpins und Schnallenschuhen, der tonsidera belsten Gedanken und der ämabelsten Empfindungen voll, mit zierlicli ge spreizten Fingern der Tabatiere eine Prise entnimmt. Abends, als die Lichter brannten und der Mond schien, habe ich das Bild decz Marktplatzes noch einmal ges nossen: es war zum Jauchzen schön und doch wie ein Traum. Gleich hinter dem Markt gelangt man tvieder zur (snach, die in langer eigensinniger Schleiie sich mn den Fuß deis Schloß berges herumwindet und dann klimmt man in beträchtlicher Steigung durch die Hauptstraße zur Oberstadt hinan. Die Anlage des Städtchens ist durch Felsen und Wasser hart bedrängt tvirllich ein bißchen verriickt ausgesch len und Gustav Schtvab hat nicht un recht, wenn er meint, es sei eine toll gewordene Stadt, sie habe einst aus der bdhe aestanden, sei durch irgend tin Ereigniß zur-Verzweiflung getrie ben tvorden und in der Todesangst in die Tiese gesprungen. Die ehemalige Schloß- und jetzige Stadtkirche hat snach ask Inschrift der Graf Chrispr srsou Zolleru im Jahre 1584 zu bauen jlsegonuenx 1748 ist ihre Jnnenauss istattung ins Rokoto ijbersetzt worden. » In den letzten Jahren wurde sie in üb licher Weise verneuert. Von ihr will ich nicht weiter sprechen, wohl aber von einem kleinen Zierstiick der Rokotozeit. Aas der höchsten Höhe von Haigerloch liegt es von einer Mauer umsriedet im Schatten mächtiger Bäume. Nahebei Delebrt uns die Tafel, daß wir in der ..3tadt Haigerloch Kal. Preuß. Ober amt-J Haigertoch, Landwehrbezirts Cobleni und Meldeamts Sigmarin -.1en« seien. Aber wenn wir die paar Eteinstusen hinaus und durch die Mauer hindurchgeschritten sind, um »a"ngt uns der heilige Friede des Be ·iinenhoses von Brügge. Wir stehen Jus einem saftigen Nasen unter dem i«.:1:ntel der hohen Bäume und schauen Äutiiictt aus einen feinen ziveistöckigen fototobark die ehemalige Hoslaplanei sser St. Annatirche, und gegenüber auf Fig Kirche selbst, einfach von außen, ein Eckunuckkiistchen von innen. Bis auf Lerinaey dafür aber ungeschickte Er käniungen des-« Fiirchenhausratlxg ist sie n ihrem graziösem schlanlen Rololo inangetastet geblieben. Ueberall schwe :-en kleine, amorettenartige Engel um nee, sie sitzen zu den Füßen der Heili k;en, umflattern die Säulen derAltäre, tandeln nun ihre Schneckenvoluten und entfliegen nach oben. Das Decken-: Oild.;eigt den Fürsten Josef oon Ho Oensollerm wie er diesiirche stiftet, und die heilige Anna, wie sie die Stiftung mnimmt. Das Weiß und Gold der Heiligen und Lingelsgestalten und der Säulen aelst tnit den zarten, blassen, liellbraunen michschotolade und rosa fachen der Bemalung und des Strick marutorg erquifit zufammen. Den lijipfelderZierlichteit erreicht die tleine Hofloge mit der Orgelempore. Ein Wingel hält die verschlungenen fiirsti Tlichen Jnitialen mit dein Fürstenhut liider ihr. Sie scheint nur auf den allerdurchlauchtigften Fürsten Jn näus zu warten. Verläßt man die de iöse Stätte durch die südliche aucröffnung, fo wird man alsbald» aus dem Rotokocharme zu der gemei nen Deutlichkeit der Dinge zurückge rufen. Man liest auf der Mauer den Anschlag der Behörde: »Jede Verun reinigung des Hofraumeg wird mit drei Mart Strafe belegt« und weiß nun wieder mit wilnschengwertlyer Ge« wißheit, daß man nicht mehr im Für stenttsurn Flachsenfingen oder Sieg hartsweiler, sondern in einem Zeit alter weiser polizeilicher Vorsicht und hyaienischer Grundsätze, wenn auch nicht ganz tadelloser Amtssprache lebt. Noch ein niertwiirdiges lsat Haiger, lach, den » Haag«. Das ist das jiidische Ztadtviertel und ec- uinfafzt an Ein tvonnerzahl gewiß ein Viertel dec Stadt. Die iiidische Gemeinde war in folge der Duldung, die ihr innerhalb diese-J ihres Stadtttseils sckon friih zu Theil wurde, von jelser start. Der Hang ist kein unfreundlicheg Ghettm er hat stimmungsvolle Gassen und ci nen schönen mit Alazien liestandenen ZynagogengPlatz von recht biedermei erlicheni Reiz. Haigerloch isc sicher ei nes der malerischften Städtchen in Deutschland, und nebenbei gesagt: auch die Vervslegnng sin Haigerloch trifft kein Tadel, wie ich ain eigenen Leid verspurt habe-. Ich icg nectarabwiirtg nach H o r b. Die tleine vStadt ist dein Geburtsort Bertold Auerbachs, Nordstetten, be nachbari und an zioeiHijgeln anniutbig Jelegen bat aber bei weitem nicht die aparte, launenhafte Schönheit Haiger locks. Das-·- Stadtbild toird toirtungg voll getraut non der Spitalglirche, de ren Auszenseite Gutes verhieß. Nie bin ich schwerer enttäuscht worden. Die aos thische Mirche ist im ltss Jahrhundert im Zeitgeschmad usngestaltet, offenbar aber jüngst einer weiteren gründlichen Auffrischung unterzogen worden. We nige Figuren in Holzschnitzerei scheinen alt zu sein. Jedenfalls sind sie neu ge faßt und mit den neuen Figuren zu schönster Eintracht zusaintnengestintnit. Nunmehr gleißt die ganze Kirche von Gold und Farben in netter, appetitli cher Helligleit Die neueren Heiligen aestalten iiberbieten an Eleganz aller-, was ich vorher gesehen habe. Solche Verneuerungen eines stircbeninventars müßte doch die Ehrfurcht bor der ge waltigen Kunst des Mittelalters ver lsteten. Wer solt denn die lirchlicbe Kunst hegen und pflegen, wenn nicht tuerst die geistlichen Vehiirdeut Erst das vortreffliche Bier, das in Horb ges braut wird, hat mich alsdann versöhn licher gestimmt. Meiner oberslächlichen Berechnung nactx ist nur das dritte Haus in Korb lein Bratihaus. Prackttstiicke unversälschter gotsiisclter Holzschnitzerei und Bemalung habe ich bald darauf in der Lorenztapelle in R o t t iv e i l angetroffen, die hl. Bar l)ara, die hl. Magdalena, die Maria Schiitte mit Recht als Werte des Hans Mutscher bestimmt. Gegen diese noch dazu vortrefflich erhaltenen Bildwerte verschwindet fast alles, wag sonst in der kleinen Kapelle an inittelalterlicher Holz- und Steinplastik versammelt ist und unter dem vielen ist doch manches gute, namentlich einige seinen Frauen heiligen. Rottweil ist überhaupt eine sehen-Z iverthe Stadt von Iuggepriigtertiteichs findt-Physiognomie Hoch liber - dem obersten Neckarthal thront sie schön n· stattlich aus einem langen Hiigelriiclen mit ihren sehr breiten Hauptstraßen und behäbigen,breitsenstrigen Häuserin Außer durch die ganz typische Hori zontalaugdehnung der Fenster fallen Die Häuser, die zu einem großen Theil dem 17. und 18. Jahrhundert, auch noch dem M. entstammen, aus durch ihre weite Giebellucke. die wie ein mächtiger Schlud die Güter unmittel bar von der Straße aus den Speicher gelangen läßt; ein sicheres Merkmal allgemeinen, alten Handelgbetriebis. liin schmucker reicher Renaissancebruns nen, 2 aothische Kirchen, darunter ei ne, die Heiligtreuzkirche,von außen we nig ansehnlich, aber im Innern von wirklicher Pracht der Ranmgestaltung, beleben das Stadtbild. Die Heilig-« treuzlirche verwahrt auch eine große Anzahl oon ordentlichen, wenn auch nicht sehr hervorragenden .Lwlzscbiiitze:v reien und Geniälden des 1—I. Jahrhun MUS. Noch zwei allgäuifche Reichåftädt chen habe ich auf meiner Wanderung besucht M e m m i n g e n und Fi a u f b e u r e n. Beide umgürtet . lzum größeren Theil die alte Stadt mauer mitThorthiirmen u. Wehr-Fang Die Vergrößerung der Städte hat sich außerhalb des Mauer-rings vollzogen und ihn nach Möglichkeit gefchont» Das von einem Nehenflüfzchen der Jl- « ler durchströmte Memmingen gewohnt, ohne sauft eine todteStadt zu fein, in einigem an Brügge; in der Stille der abgelegenen Straßen an der alten Stadtmauer und in feinen Wasser iandfchaften. Die Gruppe des Einlaß Iorcs mit der Brücke und dem Fluß lauf darunter, der im Schatten der al ten milden Bäume wie erinnerungsbes tastet ianft dahingleitet, hat durchaus Vriigger Stimmung Die Marting lirche enthält außer einigen kleinen Wandmalereien der Frührenaiffance ein Meisterwerk, Daprazhofers großes, auc- Holz gefchnitztes ChorgeftiihL das um 1500 vollendet worden ift. Jn der Frauentirche gibt es umfangreiche Wandmalereien ans dem 1:«·). Jahr-» hundert. Sie müssen zu drei verschie denen Zeiten gemalt worden fein, sind aber offenbar etwas verneuert worden. Man merlt das leicht an der Verglei chuna mit einem unberiilthen Bruch Mle Die Wasserlandfchaften hat Mem niingen voraus Vor Staufbeurem als Ztädtebild im ganzen steht dieses vor an. Es ist eine wirkliche Ueberra tclsnng. Man hat den Bahnhof verlas fen und meint in ein freundliches mo derneg Städtchen zu kommen. Der Weg führt durch tvohlgepflegte Part anlagen. Erst nach und nach, zumal in der breiten, prunlsaalartigen Max ftraf;e, merkt man die alte Reichsstadt Alt-Kaufmann hat sich ziemlich in feinem ursprünglichen Zustand erhal ten und bildet jedenfalls keine Kultur und baugeschichtliche Attrattion Bei lreitem nicht so reich an prächtigen Baun)erlen, nicht so abwechslungsvoll und vielfältig, wie Rothenbnrg o»-T., erreicht eS doch manche ähnlichen, wenn auch weniger robuste tnalerische Wir: tunan durch feine glückliche Lage. Die letftadt lehnt sich an einen mäßig bohen Hügel an und diese Bodengestal tung aliedert ihre Gebäudemassen aufs schönste Aber während bei dem heuti gen Rothenburg die überall zu fpiis rende Sorge um die aetreue Erhaltung des-z glänzenden Exterieurg unserem Entzücken etwas- itnästhetischess. näm lich den Gedanken an den Toilettentisch und losntetische Künste beirnifcht, er nistet Kaufbeuren zwar durch minder stolze, aber unbefangenere Reize-. Will nian es richtig genießen, so mufr man auf dem Hügel zu de: spätaotischen Et. Blafiuslirife steigen, die innen und außen so viel gute Kunst ans ih rer Gntstehunaszeit aufweist, und von da herniedersckanen. Da breitet es sich vor Uns aus« zuerst beinahe wie ein einziaer qroszer rnftrotlter Farbenfleck anzusehen: Dach an Tuch mit Lohziess nein qedeckt deren Last die kleinen Raupen mir miihfam m tuvien schei nin. qUmim der Mauertranz mit wehrhnften. liochaufranenden, aus Radstein sseviauerten nnd sie-1elaedeck ten Jhottbiirmen u. ariine Baumwir tel. Ein paar Kirchthürme mit Hiegels braunen Kelmen unterbrocken die rot Staune, leis hemmte Fläcke der Dächer sind ab nnd zu blickt man in eine Gasse oder Strafie hinein. Weit im Um fkreis umaibt reiche ebene Landschaft das ansehnsiche Stadtbild und im Süden grüßen die schneebedeckten Häupter der blauen Allgäuer Alpen herein. Und wenn dazu die heiße Sonne eines hellen Sommerabends auf dem stampfen Braun der Ziegel ruht und es zu einem tiefen« rothen Goldton aufglühen läßt, so trägt man eine unvergeßliche Erinnerung an die bescheidene, echte Schönheit alter deut scher Städtebilder heim. Königinnen als Komponisten. Auf die Liste der Königinnen, die lotuvoniren, folgt jetzt das Verzeich niß der Königinnen und Fürstinnen, die enge Beziehungen zur Musik un terhalten Der jüngste Rekrut unter den fürstlichen Komponisten ist die Prinzessin Friedrich Leopold, die Schwester der deutschen Kaiserin, von der eine Komposition kürzlich bei einein Kirchen-Konzert in Dresden zur Ausführung gelangte. Die Her zogin von Orleang is— älteste Tochter · des Erzherzogg Josef von Oefterreich hat viele Erfolge mit ihren reizen den Liedern auszuweisen gehabt, die besonders in Ungarn se r beliebt sind. Noch eine andere österreichiche Prinzessin, die Erzherzogin Marie Vaterie, hat hübche Lieder kompo nirt. Die Prinzessin Feodora von Reuß -- eine gebotene Prinzessin von Sachsen - Meiningen —— spielt selbst mehrere Instrumente und hat sich sogar an den Versuch gewagt, eine Oper zu tomponiren. Zuletzt wäre noch die schöne Großfijrstin Chrill von Russland, geschiedene Großherzo gin von .fJesfen-Darn1stedt, zu nen nen, die vielleicht das bedeutendste Talent von allen Komponistinnen zu nennen ist, deren Wiege dem Throne nahe gestanden hat. Carmen Sylva Yoie gelrönte Schriftstellerin—hat e—:s in früheren Zeiten auch einmal mit der Musik versucht, es aber beim Ber such belassen, da sie, wie sie selbst ein mal sagte dag deutliche Gefühl habe nicht genügend Talent zu besitzen, unv lieber gar nichts komponiren wolle, als schlechtes Zeug. fqv -j—— Eine Yrqrcifende Begebenheit. Ueber die Ietzten Tage des verstor benen Kaisers von China berichtet jetzt ein gutunterrichteter Berichterstat ter die folgende ergreifende Episode: Am It. November war eg, anläßlich deg- Geburtgtageg des 74.) feiner Tante, der Regentin; der Kaiser Kwangfii tam am frühen Morgen, um ihr entsprechend dem uralten vor geschriebenen Hofzeremoniell seine Ehrfurcht durch den Kotau zu bezei; gen. Der feine Kopf des Knienden berührte den Boden, er wollte sich wieder aufrichten, es ging nicht, die Schwäche hatte den cbgezehrten Leib übermannt und der Kniende war nicht mehr im Stande, den Kopf vom Boden »Hu erheben. Da mochten die beiden alten Widersacher sehen, es geht zu Ende, beide iibersiel die Furcht vor dem Tode und dem Ungetvisfen und -— vielleicht etwa-: Reue vor den vergangene-I Tagen. stein Wort fiel, aber lange safzen sich dann beide wei nend gegenüber Niemand wird je erfahren, mai- diese beiden Großen der Erde dabei bewegt hat, vielleicht haben sie sich iu diesem Augenblick gegenseitig stumm allen Harm ver geben. ———-.- —-.--.— Das versehn-anderer Schloß. An die längst entselnoundenen Zei ten des Raubritterthums und der inittelalterlichen Romantit erinnert die Nachricht, daß dieser Tage in Nußbach in Baden lieberreste eines alten Schlosses- aufgefunden morden sind. Izu dem Sandsteinbrucb des Maurermeisterg iliiedel wird gegen tvijrtig eine zwei Meter dicke Mauer bloßgelegt, an die sich ein langer, un terirdischer Gang einschließt Die auggegrabeuen Theile sind die Ueber reste eine-J alten Schlosse-J, dessen Name nnd Bestimmung verschieden ausgelegt wird. Während Einige be haupten das-, es lzur Sperre des Pas ses an der sogenannten Steig gedient bat, sind Andere der Ansicht, eH sei als Jagdschlosi benutz: worden. Eine gewisse Bestätigung dieser Ansicht könnte in den ausgegrabenen Wild schtveinknochen gesunden werden. Ei serne Pfeilspitzen lassen Verinuthnngen über das Alter der Ruine zu. Wie derholt ausgegrabene Holztohlenstiicke deuten aus eine Zerstörung des Ge bäudes durch Brand. Ein Rat ist nur dann aut, wenn der Gebetv so anfängt: ,,Mache es anders, wie ich es gemacht habet . . .