Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 29, 1909, Zweiter Theil, Image 16

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    reich e- nchms sich IIch I
hsTresle von Jofef Gangl.
, Or ehrlich leben möchte, der soll
b her oberen Säufenau ein Berg
ianer werden. Dort zwingt vie Ar
W zur rechten Tugend. So viel
M braucht, befcheert ibm in der
Mienau der Himmel Aber mehr
nicht. Und wer dort nicht brav und
fleißig ifl und die Stunde versäumt,
die der Himmel zum Erbäpfelheimi
bring-en gab, der kriegt die Erdäpfel
nimmer.
Den Pauli verdroß das Bravvlei
ben feil seiner Kindheit Er war aber
nicht traurig, weil er nicht nach Her
Zeusluft schlimm fein konnte, sondern
vergniigte sich, fo viel ers ging. Sein
Weil-, bie Raffla. hatte ibn deshalb
seheirathet, weil er so lurzioeilig war.
hernach wurde ihr seine immerwäh
Mde Lustigkeit doch zuwider. Er
sollte sich mehr Gutes gönnen,« als vie
kleine Wirthschaft trug. Wenn ihm
Isffla einen Genuß verbot, wurde er
wild. Aber Raffla war nicht leicht zu
verfchüchterie Sie war inber «fchie:
chen Stirb« ausgewachsen, die ein recht
tüchtiger nnd tapferer Bergsteiger von
der oberen Säufenau aus in vier
Stunden erreichen kann. Wer dort
oben groß wird, dem tann fonft nir
gends mehr so recht bange werden.
Pauli kam neben der Raffla zu keinem
rechten Wohlleben So suchte er sich
kenn fern von ihr zu erfreuen. Er ver-«
legte sich auf ein Geschäft, das ibn oft
weit von ihr fortfiibrte ——-· auf den
setzten-edel Das Geschäft gefiel der
Russla nicht. Pauli schwitzie nicht da:
bei, wie es Gott von den Menschen ha
ben will, aß und trank über alle Ge
bührlichkeit und brachte trotzdem noch
Geld heim. Rassla sah, daß er, um
es recht gut haben zu können. denj
Bauern sitt ihre Wälder viel zu wenig«
sub. Und sie war rechtlich genug, um
von dem, was er verhandelte, nichts-il
zu berühren. außer wenn sie ihm das-·
M etwas an den Kopf schmiß. (
Wenn er von seinen Gängen nüch-l
ietn heim lam, berichten sie aber doch
manche schöne friedliche Stunde mit
einander. Ost kam er aber betrunken. s
Dann machten ihn ihre bösen Worte!
rasend. Jtn Rausche schlug er aufs
das Weib zu. Rasila schlug recht;
fleißig zurück. Aber zuweist unterlag;
sie mit ihrer Krasi der seinigen. Nach»
einem jeden solchen Siege bat er stei
lich wieder mn Gnade. Und Rassla
W ihn doch zu gern, um ibtn lange
böse sein zu können. Aber völlig
raGnchtistei wurde sie deswegen doch
nicht. Sie fiiblte immer die Lust.
· ihm einmal alles heimzuzablen, was
sie ihm fest noch schuldig bleiben
raste
l
Ihm that der Holzhandel nicht gar
W gut Als es ihm dabei am be
sten gefallen hätte bekam er die Gicht
Eines schönen Tages lonnte er nicht
mehr von Rassla sort. Er bot alle
Kraft aus« utn aus dem Bett zu rom
nren. Aber es ging nicht. Lebiglich
aus das Erbarmen des Weibes ange
wiesen. mußte er daliegen. Pauli
toar trotz seiner Mannbarkeit sehr
mitleidig Er hätte bei gar feiner
Jolternng mehr schreien unb jam
mern können als jetzt. Dabei litt er
seelisch mehr als körperlich. Am mei
sten quälte ihn die Furcht, baß ihn die
Gichi zu einem langen Daheimbleiben
zwingen könnte. Seine Freiziigigteit
war bisher sein größtes Glück gewe
sen. Er weinte um sie unaufhörlich
heiße Thränen. Naffla zeigte sich
nicht so mitleidig, wie er es wünschte
Sie ließ es zwar bei seiner Betreuung
an dein Nöthigsten nicht schlen. Aber
zuviel mühte sie sich nicht um ihn. Er
meinte, daß ihr seine Qualen das
Herz zerschneiben sollten. Aber aus
Achtung wurde ihr kein Auge naß.
Mte er gefährlicher lrant gewesen, so
hötte ihr ins gewiß auch die richtige
xen Sorgen gemacht. Die Gicht
konnte sie ihm. Sie hielt es siir recht,
baß er siir baö litt, wovon er die
bekam. Und weil sie seine Weh
« teit kannte, ward sie von seinem
« se eher lustig als traurig ge
fiijnri. Sie hätte es vielleicht nicht
T USE das ihr sein Jammer Spaß
sichs-. Uber er wurde zu grob als
It sie zu seinen beredtesten Klagen
M Male spöttisch lacheln sah. Da
M sie ei ihm denn ohne hinterhalt,
so wie sie es munte:
»Ich halte dts sür.ein ganz heilsa
mes Wehthun,« sagte sie. »Men
Dit nut, was Du jetzt sük Dei.:e
Schlechtigkeit leiden mußt. Und wenn
Da wieder gesund wirst, dann sei
- brav.«
«Nein!" schrie et zoxnig. »Wenn
II wieder gesund werde, dann treibe
II es Dir zur Colle ärger als je, dann
- bringe ich es Dir ein, daß Dir mein
MS Leiden gefällt.«
»Bei-n Du so gewillt bist,« sagte
Is- Des- mvs ich wünschen, daß Du
I steil-st. Lieber bist Du mik,
m Du Dich got nicht regen kannst.
III Du Dich nur reng, um mich
- ku. Ja, so liege nur und
- ä- Ditd des get nicht zuwi
".pk saht-. Lieber pflege ich einen
Thus-ist- M besoffen-IX
et M km Vett- be
si- ICIP schrie
its- - - HPMHJM —
er. »Bei-il Der wird mir aufhelsenl
Und dann freue Dich!«
Sie lachte ihm in das Gesicht.
»Tai-e nur, mein lieber Pauli. Jch
hab in Deiner Gen-alt auch oft getobt
und es hat mir nicht geholfen. Jehi
bist einmal Du in meiner Gewalt.«
Er verlangte nun ungebärbig einen
Stock, damit er nach ihr schlagen
könne. Sie lachte. Da wollte er aus
bern Bette, fiel aber gleich nach der
ersten Anstrengung wimmernd zurück.
Dann verfluchte er das Weib, so bös
er konnte, und schließlich fing er zu
weinen und bitterlich über sein grau
sames Geschick zu klagen an.
Das alles war ihr siir die von ihm
erhaltenen Schläge noch nicht genug.
Schlechtere Weiber heucheln in solchen
Fällen Mitleid, an das sie dann sogar
theilweise selbst zu glauben vermögen.
Aber Raffla war zu einem solchen
Verstellen zu ehrlich. Sie gestand sich
selbst und auch dem Pauli die Genug-«
thuung ein« die sie bei seinen Qualen
empfand.
Je mehr er jammerte, desto befrie
digter lächelte sie. Das Stechen in
seinen Beinen wurde immer ärger.
Rassla hatte ihm große Pechpslaster
ausgelegt. Die halfen aber nichts. Er
riß sie weg. Gerne hätte er sie dem
Weibe auf das Gesicht get-irrt Das
brachte er aber nicht zuwege, denn auch
in seinen Händen stach die Gicht.
»Dann verlangte er, baß sie ihm etwas
anderes zur Linberung seiner Schmer
zen verschaffen sollte. Sie hätte wohl
ein gutes Mittel gewußt Jhre Nach
«barin hatte einen in der ganzen Säu-L
senau berühmten »Reißenaeisi«. Den
wollte Rassla erst holen, bis die Gicht
den Mann gehörig zermiirbt hatte.
Sie sagte sich: »Mache ich ihn gleich
wieder gesund. so hat sein Krantsein
keinen guten Zweck gehabt. Wenn er
so untirre aufsteht, wie er ietzt ist,
schlägt er mich gleich wieder." Des:
halb sprach sie von dein Reißengeist
nichts-. Aber Pauli hatte von dem
guten Gichtmittel schon reden gehört.
Und nun erinnerte er sich dessen.
»Die Nachbarin hat einen Geist«
sagte er. »Mit dem wirst Du mich
einreiben. Gehe gleich und hole ihn.«'
Es blieb ihr nun nichts übrig. alsi
hinaus zu gehen. Draußen im Hof-;
kaum blieb sie stehen. Sie war nicht
geneigt. den Reißengeisi jeht zu holen.
Jn der Kammer hatte sie einen anderen
Geist. Den hatte ihr einmal, als die«
alte Kuh lahm gewesen war. der
Schönthaler Feldscher gegeben. Die
Kuh wurde nach der dritten Einrei
bung hin. Der Geist hatte sie zwar
nicht umgebracht, aber er brannte ihr
Idpch die Haare von den Beinen weg
s und schus ihr mehr Schmerzen. anstatt
weniger. Rassla hatte mit ihren dont
schwerer Arbeit gar hart gewordenen
Händen das arme Thier eingerieben.
Andere Hände hätte der siirchterlich
Jscharse Geist übel zugerichtet. Aber
jRassla spürte ihn aus ihren Schwielen
I gar nicht. «
Sie dachte nun: .3u arg lann es
dem Pauli nicht schaden« wenn ich ihn
damit einreibe. Und ein Theil seiner
nichtönusigen baut mag immerhin
darausgehen. Daran liegt nicht«
Dann ging sie starlen Muthes in die
Kammer, goß den Geist in eineFlasche,
die der Mann noch nicht kennen
mochte, und ging wieder in die Stube
zurück.
Pauli hatte sie mit Sehnsucht er
wartet. uHat sie ihn Dir gegeben?
Und ist es auch der rechte?« fragte er.
Sie uickte zur Antwort. Und da
bei dachte sie: .Fiir Dich. Du Lum
penterl, ist das der rechte. Bis Du
braver wirst. dann will ich Dir schon
einen anderen holen. Aber sriiher
nicht«
Hernach rieb sie ihm die Beine ein.
Er schrie gleich grell aus, als der
Geist an seine Haut kam·
»Es ist Feuer in Deiner Handl«
schrie er: »Feuer!«
Sie lächelte und goß wieder frischen
Geist in die geböblte Hand-flache
»Schon ber, Wasser ist’g,« sagte sie
und rieb ihn wieder tüchtig über die
Haut. Er schrie, was er vom Munde
brachte: »Du hast Dir vom Teufel
Höllenbrand geliehen! Höllenbrand!«
,,Sei nicht so zimberlich,« sagte sie.
»Ich spür’ den Geist gar nicht auf
meiner Hund«
»Ja, Dul« grollte er. »Wenn Deine
bainbuchenen Prayen hell brennen, sa
spürft Du es nicht. Aber ich! Meine
schöne, feine Vanil«
»Du brauchst keine feinere Haut als
ich,« sagte sie und rieb immer fester.
»Und er schrie immer mehr. Aber er
konnte sich mit seinen zermarterten
Gliedern gegen das Weib nicht wehren·
Er schimpfte nnd verfluchte sie so böi,;
als das möglich ist. Und gerade des
wegen ließ fie recht lange von ihm sieht
ab. Seine Wirth regte Rafflaj wollü
stigen Eifer erst recht an.
»Geh Pauli,« sagte sie. »Jetzt kann
ich Dir doch einmal bei. Die Gelegen
heit muß ich trägem Ei bat lange ge
nug bis zum Zahltag gedauert. Aber
W ist er da.«
— Uls er keinen Fluch mehr wußte,
er zu weine-; Aber es fiel
that nickt ein, Im setzeilnxng nnd
san Barmherzigkeit zu bitten. I
Iar eben IM. nur keine seit
- Mwszw k- eise
L
Rsssls eiserne-irre Ieise und Zer
knirschnng m ihne. Aber ibrn fehlte
die dazu Gebige Einsicht Dei wußte
Messi- nicht See-seit baue sie ihn eben
bisher noch reiche kennen gelernt. Sie
mäte ibn einmal sanftre sehen, als er
bisher gewesen war. Und er konnte
nicht fanfiet sein· Es war ihm einfach
nicht gegeben Aber beuien konnte er
so garstig, daß ibkn für das Aufhören
wohl gern ein Jeder etwas zugestanden
hätte.
Eine Weile verichlug eg ihr neben
ibtn völlig das Gebär. Deshalb been
digie sie die Peinigung. Er winfeiie
dann noch eine Weile« Aber feine
Webiante wurden immer leiser. End
lich lag er ganz iiill ba.
. Jn seinem Gesicht war nun der
Ausdruck einer freudigen Hoffnung.
Darüber erschrak Rasilci bis in das
tiefste Herz. Es wen etwas geschehen.
was sie am allerwenigsten vorausbe
dacht hatte. Sie hatte gerade das ge-»
than was sie nicht thun wollte "
Die Einreibung linderie plösliebj
fein Gichtstechen. ’
Es gin wunderschnell rnit der Bef
serung. Bald athrnete er wie einer.
denr um ein Unsögliches wohler gewor
den ist. Und seine Mienen belebten sich
immerksreudigen Es leuchtete eine
Lustigkeit in ihnen, die noch viel grö
ßer war als seine gewöhnliche- Der
armen Nassla wurde diesmal völlig
angst. Dabei stieg ihr ein großer Zorn
gegen den beimtiickisclien Geist aus·
Sie lief mit der Flasche hinaus und
Herichellte sie an der Kuhstallwand
I Pauli hörte in seinem Bett das Kitt
. ren. Er wußte, wag das zu bedeuten
hobe. Da lachte er plötzlich kaut anf.
, Raffla hörte fein Lachen und es wurde
ihr dabei var Galle qanz schlecht.
Sie konnte sich nicht erinnern, ie
mals in ihrem Leben etwas so Ver
tehrtes gethan zu haben.
Bauli lag lange ruhig in seinem
Bette. Arn Als-end begann er sich dann
zu rühren. Er hob erit ein Bein und
ließ es wieder langsam nieder. Dann
machte er es mit dem zweiten Bein
ebenso.
Raile fah ihm eu· Aber sie mußte
sich dabei vor Schrecken wiedersehen
hernach hob er beide Beine zugleich,
ließ sie aber nicht wieder zurückfallem
sondern schan sie über den Vettrand
hinaus und sehte die Fäße vorsichtig
aus den Boden. Da sprang Rasfla
empor. Sie wollte zur ThLir hinaus
fliegen. Aber Vanli lachte.
«Bleid’!« rief er. »Bleibt Jett
triegst Du Deine Schlöae noch nicht
Jch will erst in das Wirthshauz gehen
und mich aehöria antrinlen. Aber
dann! Freu’ Viel-P
Er aing mir-flieh in das- Wirths
haus· Und Raffla tret-am wirklich
ihre Schläge Aber deshaib liebten
sich die Zwei doch
peter, der Feigling.
Slizze oon hons Heinrich
Ehrler.
Peters Mutter ioor eine der Witt
iren, vie in dein hinterlassenen Kinn
ihr einsam gewordenes Leben ganz
zusammensossen und in einein stillen
Glanz nachsommerlichen Glücks sich
erhalten. ’"
Diese Frauen verstehen ost so schön
ihre kärglichen Einkünfte zu einer fast
heiteren Zehnglichteit nagst-breitem
jeden Nietel wie eine besondere Kost
barkeit aus die möglichst sinnige Art
zu verwenden. Das Geld gewinnt in
; diesen sparsamen händen einen eige
« nen Schein oon Sonderleit und geseg
Ieter Bedeutung. die man sonst nicht
on ihrn fern-L
Und eine seltene sonntägliche Rein
lichleit ist unt sie. Sie gehen im ein
fachen Bonnrwollkleio, aber knon fühlt,
baß sie darunter frisches Linnen tro
gen. Der hanörotlz jene brounpolirs
ten Birnbonrnmöbel der besseren Be
omtenwittwen, ist sorgsomst behandelt
nnd Miit-weiße Vor-hänge und davor
das Geranienbeet machen vie gutes
Stube so freundlich und erinnernrsgs-I
voll. daß man sich gleich beim Eintritt
eine schöne Geschichte oon Theobor
Storrn denkt. Das sind Stuben, die
die Sonne einluden, in denen was von
kder Sianne liegen bleibt, auch wenn sie
ort .
Und die Arbeit iit bei diesen Franenf
ein ruhig Walten Sie entsteht sonst
unter leisen Händen, die wohl müde
sind, nicht mehr munter Meint-eisen,
aber auch mit teiner Gebärde ich be
llsgen Solche Hände ringen sich
nicht mehr, sie kalten sich nur noch.
Und sie wenden dann schön. man He
trachtet sie« wie sie im fchtoarzensiletd
ichooß liegen und man freut sich da
raus, bis man ihre betuhigende Wär
me beim Weggehen in den eigenen
Händen auf einen Augenblick verspü
ren wird.
Ich lam öfter in die ileine Woh
nung zu H Mutter. Stets, wenn
ich was Mögliche-Z brauchte, etwas
Feenndli s erfahren, over auch ein
neues he es Buch gelesen hatte, das
ich dann mitbrachte saßen wir uns gen
genllbeh ichsiipste auch- Peter an «
Mutter het, an ihrer Seite herant,
Kopf an Kopf. Sie nah-m ihn mit ie
net Magd-it schönen Atmbetoegnng
zwickte Mitte an sich. n dreien
NOT-litt machte sie ein inn get-Stahl
no bedentender nnd ütiger.
M« MW WANT M
s c c! MS «
Inn schnellen mrdeåidsä Nun
W IW M Mc
mi MUUTIUNMW
, l
der FIQM Irauenleele stellst-liebstes
Peter weiße leise Mutter Eber alle
schön halte-. Er steer sickä zu ihr stets
wie im Wid. alt wollte er mich unver
merkt Fug Ver-rechter mache-h So
mußte er se lelber manchmal vor dem
Spiegel haben und feinen Kalt mit
ihr treiben. Er vergeh nie in meiner
Gegenwart eine lebhaer Lieblosung
und doch nie-A deren eln steter unsicht
barer Fluß von ihm aus. Sei-ne Au
gen standen voll ruhiger ;Slörrlichleiten.j
Und leis-. Arm schmiegte Ich Tiber ihre»
Schulter vor, daß die lchmale kindliche.
Hand laß herunter hing. So weiß wie
die Hand der Mutter im schmarzenj
Kleidschooß I
Einmal, da Peter fort war, fingen
wir wieder von ilkm zu sprechen an:
»Er ist wie fein Vater . . .«
Eie sagte das anders. als man
imlj solch-e Vergleiche gött, schwer opn
u eisser schmerzlichen HellialeiL
».... Wie er seinem Vater auch
gleicht und als sein Ebenbild heraus
mächit Jch muß mir oftmals vorstel
len. ob nicht irgendwo auch ich seht
alr- junaes Mädchen noch einmal u
finden sein möchte. Für ihn. Ach« ich
rad· ins-h fast in diesen asizsonverlichin
Gedanken verliebt.«
Jnre Worte waren in eine Glutb
gerathen nnd ausgegangen Wie dis
trete Menschen einmal ihre liebsten
Gedanken ausschließen
Sie ging nebenan und brachte eine
tleine aerahmte Photographie. Jch
hatte das Bild noch nie gesehen
Es war Peters Vater.
Peter, wie er in acht, neun Jahren
fein nsußtr. Das gleiche schöne
schmächtige Gesicht Nur schon leis
beschattet und ermitdet Und die glei
chen Linken sprach-en weiche innigeIra
gen ans.
Sie trisckte das Bitdrtxen leicht ab
nnd Tab es mir. Ihre Stimme zog
tiefer an nnd staate rasch:
Ingleichen Sie doch einmal! Und
bitte genau! Er ist sein Vater? Pe
ter hat nnr das Eine nicht« das Ei
was, das von der Krankheit? Nicht.
nicht wahr? . · . Peter ist srisch! s
frisch!'«
Sie hatte mich fest bei der Hand
genommen. Jch antwortete ihr heiter.
Aber in mir war ich ties erschrocken:
Peter war sein Vater . . .
Nach einer Weile sing sie in leichter
aeschiirzten Ernst wieder an:
»Und dann das Mertwiirdige von
Peter. Ich habe ihm eigentlich nie.
wie has sonst die arge Sorge ver
Mütter ist, sagen müssen. daß er sich
sauber halten soll. Er ging immer
und ganz selbstverständlich frisch toie
zur Sonntaastirche. Sah er dabei
vielleicht mit seiner lieben Klugheit
schon tiefer? Denn er war nie eins
der kostbare-: Nervenlinder, die eine
miide Feigheit von derben Berührun
gen abhale Jeh hab’ ihn immer in
vie Sonne geschickt· Und er spielte so
lebhaft wie seine Kameraden- Ich
nmszte ihm manchmal die nassen
haare und das glühende Gesicht trock
nen, während er mir hochgehende Die-l
schichten seiner Erlebnisse erzählte.«
Sie sprach das fester ud erhobener,
als wollte sie sich selber damit noch
einmal bestätigen« dasz Peter ein unge
brochener. bubenhaster Junge sei.
»Bei etiva zwei Jahren sing Peter,
wenn er von seinen Kameraden plan
derte, hausig von einem an· Sau
teks Karl hieß er ihn. Der sei un
heimlich start und alle fürchteten ihn
Eine Großthat um die andere brachte
Peter von dem Burschen heim. Er
legte jeden nur so glatt aus den Bo
den. Und einmal habe er einer leben
digen Fledermaus den Kopf abgebil
sen·
Zuerst sprach die allen Buben ei
gene Bewunderung von der groben
Stätte aus Peters Berichten. Dann
aber tam allmählich eine Abneigung
in ihm aus. Er tdnn den Karl nicht
leiden. Er erzählte von Reibereien.
Daß Sauterz Karl es jetzt aus ihn ab
gesehen habe. Daß er ihn mit Püssen
lan der Wand herumster und ihn ei
:nen Feigling schimpfe. der sich nicht
anzubinden getraue. Und die andern
lachten so srech dazu. Jeßt sei's ein
mal an dein --— «·’feinen«!
Als Peter mir das sagte, übernahm
ihn ein grimmiges Weinen.
Un einein Juniabend tam er, aus
einen Kameraden gestiiht, heim. Eine
ganze Schaar davon roar rnit vor’I
Haus gelaufen. Er war ganz still und
seste sich jäh aus einen Stuhl zusam
men. Der andere unterrichtete rnich
zögernd, daß Peter den Arm gebro
chen. Das Uebrige müsse ich Peter sel
ber fragen. Der hab’ ihn« zu sagen
verboten
Dte Jungen hatten auch schon den
Arit herbestellt. Als wir Peter auszo
gen, war er til-er Brust und Rücken
und Arme mit schweren Malerei be
deckt. »Der Puls ist geschlagen war-»
deut« tonstatirte der Arzt. j
Jst Bett tara Peter tn ein leichtes
Ziehen Ich saß bei ihm. Und da
strich er aus der Deäe heraus mit set
ner freien Dach die met-re:
»Ich soc Dir alles. Bist Du mir
ist« Winters
Ich hat« nicht mehr halten tön
M
, W MI- im Schall-It Ist er
, wieder M MI. Die andern
. W
Irrt-Ich
-'
Eises sder drei TMnmen nach Butuuschluß in Die Gefchdsftstönnze
tcrnmnz »Heut« sind sie wieder vor der sen fortgegangen jeder Sts
ist säva MU«
Dich gedacht. Ich dats Die nicht weh
thun. Und hab' an meine Kleider ge
dacht. daß es geeegnet hat und ganz
schmutzig im Hos ist· Und da hats ich»
den Sauteks Ratt angescheieem Mak
gen Mittag beim-Baden. ohne Meis»
bee. zeig’ ich Dit, ab ich ein Feiglingi
bin! Du bist so dreckig. daß ich Dich
so nicht anfangen mag! Da hat der;
ganze hos »Vtavo« gescheieen. Unds
da hat ver Some-s nski mich runde-;
saheen lassen und warten müssen. i
Alle Buben waren heut beim Bei-I
den. Sauteeg Kaki hockte sichon aus-s
gezogen da, als ich tam. Er strich sich
die verbrannten Arme and zog seine
Muskeln aus und guckte sie an. Die
Buben standen im Kreis herum unds
paßten. Mo ich ausgezogen an Sau-;
tees Kaki hintany roch ee schon aegf
nach Schweisz und ietzt erst sah ichJ
daß ich neben ihm eine ganz weißel
Hanf hatte. Es wurde mit etelig vors
ihn-. ;
an dann besann ich mich nicht«
mein nnd packte ihn an. Zuerst lachtes
er nnd wehrte sich kaum. Ich spürte!
wie die anderen dachten: Armerz
Travik Da schlag« ich ihm mit der
Faust unsers Kinn. Jetzt sluchte er
wüst, partie mich am Hals und drückte4
mich hinunter Ich spürte nicht mehrJ
wie er aus mich dreinschlug, nur daßj
ej eine Schmach fei. Und von den ein-l
dern hörte ich nichts, bis ein HansenJ
lam und mit Schreien sein rothes,;
garstiges Gesicht von mir wegtiß. ;
So ist’s gegangen. Bist Du mir;
bös, Mutters» (
Peter lag nach dieser Geschichte:
leuchtend in den Kissen. lind ichs
glaube, ich hab' ,i-ie Geschichte da
eben sast mit seinen Worten Lieben
erzählt . . .· j
Sie tannte nicht weiter sprechen.
Peter tam mit einem Schwall frischer
Lust herein und griißte sriililich Dann
ging er, wie automatisch. zu seiner
Mutter, schmiegte sich an sie nnd legte
wieder seine hand am ihre Schulter.
Sie hing iibersichtig weiß und zart
hervor. Durch eine nebensächliche
Frage ersulsr ich von Peter. daß vie
band van sriiher lahm sei.
Und er schaute seine Mutter dabei
innig an
sausen-e Geiste-.
Bisniaret war belanntlicti ein stor
ter und eisriger 9toucher, der herum
sachlich die Pseise beooriuate Anders
Goethe, ver ein entschieden-r Feind
des Rauche-is war nnd Den Ausspruch
that, das; ein wahrhaft aenioler Mann
nicht Tobak tauchen würde: er märe
überzeugt, baß Lessinq nicht tauchte
Alk- owon einige Freunde des edlen
Rauchtobats hörten, ließen sie sich die
Miit- nicht verdrießen. l·ei ver stät-e
ren Honztyölterin Leisings in Waisen
biittel anzutragen, osb Leising gemacht
hätte. »Ju«, ,erroiderte die Alte
Jchrnouchen undichreiben lonnte der
herr Leskan, aber sonst war er zu
nichts zu brancken.« Goethes Aug
soruch erklärt sich daran-, dass er
überhaupt geaen alle Lebensgewohn
heiten, die seinen ästhetischen Aussas
Isnngen nicht ganz entsprochen, eine
große Abneigung hatte, und damals
wurde von vielen Seiten qerade vom
ästhetilchen Standpuntt aus argen das
Barschen eisrig angetämpst Gleichwohl
muß Goethes Ausspruch. aust- abgese
hen von Lessings Beispiel, wuredernehi
men. da außer Leisina eine ganze An
zahl berühmter Männer, denen man
die Genialitzt nicht absprechen tonn
und die alle vor Goethe over mit ihm
gleichzeitig gelebt haben, den-. Tot-ot
genus reebt fleißig huldigten So war
Schi er, wenn auch tein Mancher, so
doch ein hervorragender Schnapser,
der dieser Leidenschaft in einem sol
chen Grade duldigtq da er stets unter
der Nase einen lleinen ehren-statisti
tpulst hatte. Der junge Po meinte.
selbst das hätte den großen ann lie
benswürdig entleiben Schon lange
vor di er Zeit hatte sich der große eng-.
lt che chter Mllton sdieler Leiden
st hiMbem was tttbri I des
·ptie er Uaachautoritö n m
sersvfiåt cs herrsst nämlich Heradi
- ) l I ,
unter den leidenschaftlichen Manchem
vietfgch vie Meinung, daß mu, Inst
zum vollständigen Rand-Jesus zu
tonm. den Tabat nicht nnt schw
cten, sondern auch den Rauch sehen
müsse. Das qeböte zum Gan en. Mil
ton hatte sich aber die Leidenchsaft erst»
anqewönnt, als et völli erblindek
wem-nd brauchte es als Zeitvertreib
in einsamen Stunden. Der berühm
te enqtifche Satitätek Ekvift erklärte
feine unftillbare Zuneäaung zu W
edlen Kraut damit, daß et sagte:
»Wenn ich nicht tauch, fisllt snik nicktks
etn.«
Auch Bnron äußerte sich wiederholt,
daß· ihn diJH Restchen bei seiner dich
terischen Produktion anrege. Interes
soni ist die Veranlassung die den be
tiidmten englischen Mathematiker und
Aitronosnen Newton zum Rauchen
verleitet kurie. Nervton ionnte ebenso
wie später der allbekannte Berliner
thuselnnd nicht begreifen, daß der Io
lxit einen Genuss verictaisen tönnr.
und er nahm sich vor, der Sache wil
senichasllich ans den Grund zu gehen.
Er oriisie nun den Teile-ilf nuß so
lange. bis er sich ihn angervdhnt hol
te, und als er so iveit war. sagte er:
»Ich habe zwar noch immer teine wis
ienlchastliehelkrttseunq geltenden aber
einen Grund weiss ich doch schon: ich
tauche, weil mir's schnedt.« Auch der
große Philosoph Kont iit in ähnlicher
Weile vom ranMn-den1yoretiler zum
Prnltiler geworden. und old ihm seine
Hsuöäiilterin dariiber Vorholtu
mochte. beries er sich aus sie-return «
gute Frau wußte aber nichts von
Rewion und fragte, wer das wäre.
woraus der Philosoph erwiderte:
»Wenn Ihr es auch wüßtet« würdet
Ihr vom Rauchen doch nichts ver
stehen.« Alexander von humboldt
ging ed ähnlich mit der Leiden
schasts lür das Schnupien, gegen
die er lanae Zeit vergebens an
tiimpite. Obwohl er die Leidenschaft
nicht berähnren konnte. truq er doch
teinen Schnur-sucht bei lich. Ali
er eines Tages rnit einem Belannten
spazieren ging und unterng jede
Weile in einen Tahnllirden eintrat
und sich eine Diite Schnupstabat
. louste und sie. nachdem er eine Peise
saenocnmen hatte, wieder sorttvars,
fragte ihn sein Begleiter« worum er
denn nicht Schnur-itale in einer Dole
bei sich trage. »Ich will rnir das
Schnur-sen nicht anoeroöhnen«. ernst
derle humboldt gelassen, used leert
wieder in den nächsten Tahcrlladen.
um sich eine Prise in holen. Unter
den Feldherren iveir Blächer ein sona
liischek nasche-. Seine Leidenschaft
hinderte ihn aber nicht. durch Befehl
das Rauche-i aus osiener Straße In
soerhietem doch erlaubte er sich selbst
- den Genuß der Pfeile auch unterwegs
nicht vers-gen zu sollen. Da larn er
aber bei einer Schildwoche schlecht an.
Der Wachtposten oerlanate dem alten
’Haiideoen ohne weiteres die Pseise ob,
da das Steinchen oui der Straße ver
boten wiire. »Kerl. bist Du toll?·
weilerle der Mariehnll »ich tauche so
»aus Gesundheitsrücksichten« Die Uni- ·
rede holl ihm nichte, er mußte die
szeiie abgeben. belani sie aber spsler
gegen ein Lösegeld von zwei Thalern
. wieder.
Wieviel site Kaiser Amme-r
Neuheit kamst
Graf Zeppelin erzählte kürzlich eine
lleine Anelvole von Kaiser Wilhelm
ll., mil vern er beim Grafen Stol
betg-Wetnigetope zur Jagd qelnden
war. Als nach beendiglet Jagd abge
blglen war, näherte sich Graf Stol
berg dem Kaiser und erzäylle ils-m,
daß er alle Relords geschlagen habe
und 64 Hirsche erlegt hätte. Die
Opfer des laiieklichen lslewehri wur
den in ekner Doppellinie ausgelegt,
und die zahlreichen Pholographen, die
sich immer wie zufälli in der Nähe
des Kaisers Juli-altem schicken lich an,
den kaiserliche-i Jäger mil feine-Jagd
kcule zu phorogravhiren Jkn Angen
bliele aber, wo sich der Kaiser hinter
s die Sirt-le poliirle, um sich im Bilde
fellnelnnen zu lassenIt hörte ihn Graf
Zewelin zu leinem Oberiii er mut
7 meln: «Vietnndlechzig A f Du
- scheinst mir wittlrch zu v l habe
. doch nur dreißig Mut W s.
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