Nebraska Staats-Anzeiger und Ilserold Jahrgang 29. Grund Island, Nein-» 22. Januar l909. Usweitcr TheilJ Nummer. 22. Ferne. Von Marie Tyroi. Ach, mich riihrt der Schmerz noch immer Jn der tiesten Seele an, Daß ein lindes Wort dir nimmer Meine Liebe sagen kann. Daß, auch wenn du Trost gefunden, Andre ihn dir dargebracht, Daß dein Ringen und Gesunden Fremdes Mitgefiihl bewacht: Jch vermag dir nichts zu geben« Ob ich gleich dein eigen bin — Und die dunteln Jahre schweben Ueber unsern häuptern hin! Verfeblte Aufmerksamkeit Humor-Nie von A. T. Es dunkelte bereite, die Bäume. auf denen das herbstlich gefärbte Laub hin , waren nur noch als schwarze Ma e erkennbar. Vor dem Hause des Gemeindevor ftandeg zuFoldheim, Namen-Schwarz, ftand eine einfache Kutsche, und auch der Herr, der soeben, vorn Gemeinde-· haupte und zwei Schöffen begleitet, einstieg, machte einen recht einfachen Eindruck, ein ziemtichstleiner re mit runden Baden, einen diinnen ollbart und einer Brille, dabei schlicht in der Kleidung. «Thut uns sehr leid« herr Kreisdis rettor, daß Sie nicht bei uns übernach ten wollen« sagte der Gemeindevor stand höflich zu dem einfach aussehen den Manne· ,Lieber Herr Schwaer entgegnete der hoheBeamte, »ich möchte meine Jn fpettionsreife gern bald beenden, und daher fahre ich heute noch ein paar Stunden weiter. Jn Siebenberg gibt es ia doch sicher auch ein gutes Gast hau3, wo ich iibernachten kanni« »O jawohl. jatoohl, Herr Frei-bi reitort Der »Liiwe« fleht im besten Rufe, allerdings ift er bisweilen etwas überfällt, aber herr Streiädireitor wer denyhzofsentlich recht gut untertommen.« « un, das will ich auch hoffen. Le ben Sie wohi« meine Herren!« Damit verabschiedete sich der Herr Kreiedirettor von den drei Gemeinde häupterm die sich hdslichst verneigtenj und fort rollte das Wäglein. Die Falkt aing zuerst ruhig dahin aber an ei em der letzten Häuser des großen Dorfes siei eisi dort domililiri ter Hund die Pferde iciithend an, aus einem der unbekannten Gründe« die Hunde zu derartigen Gewaltthaten be wegen. Laut bellend sprana der Hund um die Gar-le herum. als hätte er sol che Thiere noch nie gesehen. Der Nosselenler· ein älterer Mann und Kutscher eines Foldheimer Gutss desihers, liefi sich die Attacken erst ruhig aefallen, dtsnn rief er dem Hunde zu: »Ach, sei still, Dein Vater war doch auch nur ein Hunds« Der Kreiedirettor lächelte ein wenig dann leate er sich in den Wagen zurück und gab seinen Gedanken Audienz; diese waren allerdings etwas schläfri aer Natur, da der Beamte am Tage »in vor in munterer Gesellschaft nicht aus die Uhr gesehen hatte nnd daher heute, nach einem gefchästsreichen Tage, recht miid war. Leider aeharte er zu den Leuten, die im Wagen nicht schlafen können, und so sehnte er sich denn herzlich nach ei nein guten Bette· Jn den Si zurück gelehnt, sah er, wie halb im rannte, die wenig abwechselnden Oertlichteiten vorüberziehen: schweigsame Fichten ivaldunaen, ein paar stille Dörser. aus denen höchstens ein hundebellen er schallte, und hier und da ein verspäte ter Wagen oder Wanderer. Nach einigen Stunden langte das Kiitschlein mit seinem hohen Fahrsaste in Siebenberq an und hielt vor dem «L·riwen«, eine-n nenuich großen, dabei atterthiimlichen Gasthause. Der Kreisdirektor fuhr aus seinem halbschlummer auf, nahm seine Reise decke und sein handtäschchen und ver ließ den Wa en. Der Kuts er, der wegen Höflichleit noch nicht vorbestrast war, verließ gar nicht erst seinen erhabenen Std, zumal der Jahrgast rief: »Weil-ten Sie nur oven.« .Gute Nacht, Herrl« iiuszerte ir nur «Gute Nachtruhet« « Dann lenkte er um, schnalzte mit rer Zunge und suhr heimwärts. with rend der Kreiedireitor mit dem lang lanten Schritte eines milden Mannes in das Gasthaus hineinaing. Jrn Wirthszimmer war noch vieiLeben, ar - mehreren Fischen saßen zahlreiche Gäste. es schien hier etwas Besonderes vor sich zu gehen. Der späte Ankömmling trat ans Bilfett tvo er den behiibtgen Wirth ge wahrte. Dieser begriisite ihn mit der Würde eines Mannes, der sich feines eigenen Wertes bewußt ist« Als der Ankömmling fragte: »Kann ich nicht ein Zimmer bekommen?« erwiderte er seelenruhig: »Ja, eins ist noch frei! Gleich!« und bewegte fich langsam zur Thür, um den Hausburschen zu rufen. Dieser junge Mann, dem man die Erfindung des Schießpulvers schwer lich zugewiilzt haben tviirde, erfchien dann auch bald darauf mit einem Licht und geleitete den Gast die Treppe hin- » auf. Jm ersten Stock öffnete er eine Thür, tappte vorweg in ein mittelgro fies Zimmer und zündete dort zwei Kerzen an. Der Kreisdireitor hatte nur ei nen Wunsch, den nach Ruhe und Schlaf, und so freute es ihn denn in feinem Herzen, als er ein mächtiges Himmelbett gewahrte, das auch, wie er sich überzeugte, frisch über-tagen war. Der Hausbursche öffnete nun die Thitr eines kleinen Nebenzimmers, leuchtete hinzu und sagte: »Da drin nen fteht auch ein Bett. Welches Sie nun wollen!« »Nein, ich bleibe hieri« entschied der Kreisdiretton »Hier gestillt es mir ganz gut.« »Will der Herr geweckt fein?« fragte der Bursche. »Nein,ist nicht nöthig," erwiderte der Gast behaglich. Und im Genuß dieses Behagenö machte er dann noch eine der iiberfliissigen Fragen, die man biswei len ftelltt »Wie heißt denn eigentlich der Wirth?« »Schmidt!« erwiderte der Bursche. »Das ist ja lornifch!« sagte der ja viale Gaft. »So heiße ich ja auch!« Mit einem »Mein zu fchlafen, herri« verließ dann der Hausburfche das Zimmer, und bald daraus lag der Kreigdirettor im stattlichen Himmel bette. Der Schlaf wollte sich indessen noch nicht gleich einftellen, denn aus derWirthgstube schallte nochLärm her auf, aber nach längerer Zeit fiel dann der Ermüdete doch in süßen Schlum mer. Einige Stunden später, etwa um ein Uhr Nacht-, langte ein Telegra pltenbote im «Liiwen«.an. Er brauchte nicht erst zu pochen, denn die Geburts tagsfeier, die heute zwei Stammgiiste »Hu gleicher Zeit begingen, hielt noch t immer eine Anzahl Gäste vereiniat. l »seh, Karls« rief der Wirth den Hausburschen« nachdem er das Tele grantm aelesen hatte. »Was ifi denn das fiir ein Herr, der da zuletzt noch getommen ist? Hat er nicht gesagt, Iwie er beißt?« ! »Schmidt heißt er!" tagte der Paus tursche gähnend. ’ «Schmidt! Na, da ist er wohl nichts besonderes!« taltulirte der Gastwirth. »Geh doch mal gleich ’naui und werte ihn! Er muß ins Nebenznnmen das beste Bett im Hause ist jetzt aerabe tele: araphisch bestellt worden. Aber ein bißchen fir, der andere tann jeden Au genblick antommen!« Karl kam dem Austrage mit Pflicht treue nach, er pochte mit arofzer Kraft an die Thür des Fimmem in dem der Kreisdirettor sch ief. »Was ist denn los?« rief der all Inöhlich ang feinem siißen Schlummkk Erwachte. »(5ntschuldiaen Sie!« entaeanete der Hausbursche. »Sie miissen aus dem Bette heraus, es ist telegraphisch be-v » stellt!'« s »Ach was, ich liege hier aut!« ent gegnete der Schlafe-last « Das half jedoch nichts. Karl tlovste und remonstrirte weiter, zumal sein Respekt vor dem timplen Herrn »Schmidt, dem kleinen, einfachen Man » ne, nicht groß war. i Der sereisdirettcr sah endlich ein, Hdaß er nur dann ruhia werde schlafrn können« wenn er demRathe des Haus Iburschen folgend das Bett im Neben -zimmer aufsuchte. Und so that er dies dann auch« nachdem er sich überzeugt hatte, daß eg ebenfalls frisch iibemogen war; so bequem wie dass schöne, breite Himmelbett war es freilich lange nicht. Er mußte nun auch das Zimmer öffnen, damit das Bett, das er eben verlassen, frisch überzoaen würde. Diese Störung-und das unwillkür liche Warten auf den illustren Gast, der das Nachbarzimmer beziehen würde, hinderten ihn dann am Einschlasen. und to laq er denn noch lanae machend und die Laune des Schicksals beseuf send. Was ihm jedoch als das Maiwur digste an der ganzen Sache erscheinen mußte. war der Umstand-, daß der er wartete Gast ausblieb, und dee Aktng daß man ihn völlia umsonst gettört hatte, trug auch dazu bei,» ihn wach zu «halten. Als am nächsten Morgen der Kreis direttor erwachte, sah er sich in einem recht ärmlichen, hart-en Bett-« Dieser Umstand und die noch immer in allen Gliedern emvfundene Störung der Nachtruhe erfüllten ihn mit lebhaftem Zorn, um so mehr« als er das Himmels bett unbenuht sand. Nachdem er sich angetleidet hatte, tlinaelte er und subr : den Hausburschen an: »Sie-sen Sie nin einmal gleich den Wirth!" Dieser erschien mit verschlasenem Gesicht und sichtlicher Verlegenheit. »Was soll denn das heißen?« suhr ihn der Streigdireltor an, der. wie viele gutrniithige Leute« im Zorn recht grob werden konnte. »Warum ließen Sie mich denn Nachts ivecten?« »Verzeihen Sie, Her-r Schmidt,« sagte derWirth, »aber das Bett wurde telegraphisch siir einen vornehmen herrn bestellt. Wenn Sie das Tele gramm selbst lesen wollen — bitte, hier!« » Der Kreis-direkten nahm das Tele aramm und las: »Gasttvirth Schmiot, Siebenberg. Bestes Bett reserviren für Herrn Kreisdireltor Kommt mit Wagen. Schwarz, Geineindevoritand.« Blihschnell wich der Aerger von der Miene des Lesenden, cr lachte laut aus und ries, während der Wirth dieAugen im höchsten Staunen ausriß: »Gros:, artig! Der Kreisdirettor bin ich ja sel ber! Da hat mich also der Gemeinde vorstand um mein autes Bett gebracht, um mir - eine Aufmerksamkeit zu er weisen!« « Moderne Verkehrsmittei. Die großen Errungenschaften, die im Laufe des vorigen Jahrhun derts aus dem Gebiete der Tech nil gemacht wurden, haben die Bezie hungen der Menschen in höheremMasze beeinflußt, als alle Kriege und Revo lntionen der Vergangenheit Ohne Blutvergießen, einsach durch die Ge walt der Thatsachen, die sich alsFolge erscheinung der technischen Entwicle lung einstellten,ist dieBethätigung und Wirtsamleit der Menschheit eine in tensivere. in ihren Folgen weiter aue greifende geworden und haben sich in scigedessen ihre gegenseitigen Be ziehungen vervielfacht und verwickelter gestaltet. als dies je zuvor in der Ge: fchichte der Fall war. Der Siege-sag der Maschine hat die Notwendigkeit und die Möglichkeit großer National staaten und Föderationen gegeben, er hat aber auch weit über die Grenzen dieser großen Staatengebilde hinaus, d:e verschiedenen Nationen zu interna tionaler Zusammenarbeit gesiihrt. Die Maschine hat den Weltverlehr gezei tigt und dieser hatte die Weltwirth schast, den Welthandels die Weltpolitit zur Folge. Aas krrgevnikz dreier großen remm schen Weltnmwälzung wie sie die An wendung des Dampseg und der Elek tri,«it«cit hervorrief, läßt sich zusammen sassen in der Feststellung daß sich im vorigen Jahrhundert, nach Maßgabe! dsr technischen Entwickelung die Weltj in einer Weise verkleinert hat, für die kein sriiheres Beispiel in der Geschichte «1i.«s-utweisen ist. Zunächst war es die Erhöhung der Verlehrgmiiglichteit aus dem Gebiete des Personen und Gittertrangportg, wie der Gedankenvermittelung, die diese Verkleinerung der Welt bewirkte. In erster Linie war es hier wiederum die Schiffahrt. deren Entwickelung fiir die Weltperkleinerung am meisten in Betracht kommt, da sie siir die Verbin duns- der durch Meere getrenntenWelti teile das einzige in Betracht kommende Mittel bildet. Welcher Umschwung ist aber gerade aus diesem Gebiete zu ver zeichnen. Als Beniamin Frantlin im Jahre 1775 seine erste Reise von Ame rika nach Europa machte, gebrauchte er noch 42 Tage zur Durchaueruug des Oxeang, und noch im Jahre lsllo be nöthigte die Savannah, das erste Datnpschiss, das die Fluthen des Ozeans durchkreuzte, M Tage zu ihrer llebersahrt. Heute brauchen die gro ßen Schnelldampser der Bremer, Ham lusraer und Liverpooler Schiffahrt-Ege lcllsclasten kaum mehr fünf Tage, also taum den achten Theil derZeit, die die Reise der Savannah dauerte. Die Reisedauer hat sich sast in jedem ( Jahrzehnt um zwei Tage vermindert» und es hat den Anschein, daß wir auch( jetzt noch nicht an der Grenze der Möglichkeit angelangt sind, denn heute beschäftigen sich die Techniker bereits mit dem Problem der Dreitagiiber fahrt, das sie über kurz oder lang zu lösen hoffen. Daß sich diese Ueber-« windung des Raumes nicht nur auss die Verbindung zwischen Europa und! Amerika erstrept, ist klar. Jm selben Maße wuchsen die Verkehrsmöglichkei ten auch bei den Verbindungen mit den anderen Welttheilen. Das bezeugt auch der Aufschwung des gesammten Schiffsberkehrs und tsor allen Dingen die Vermehrug der Schiffe selbst. Während es im Jahre 1820 im gan ·zen erst sechs Dampsschisse aus der Welt gab, wuchs deren Zahl im Jahre 1900 aus 12,289. l Noch umfangreicher und fiir die Er höhung des internationalen Verkehrs nicht minder wichtig war die Entwicke lung. die das Eisenbahnwesen einge: schlagen hat. Als im Jahre 1825 die erste Eisenbahn zwischen Stockton und Darlington in Betrieb gesetzt wurde, drehte man zunächst nicht daran, daß außer Kohlen auch noch andere Güter oder gar Personen mit diesen Gefähr ten befördert werden könnten. stei: negwegg gab man sich der Hoffnung hin, daß die bisherige Schnelligkeit durch dieliisenbahnen übertroffen wer den konnte, ja man erwog in England recht lange, ob es nicht besser sei, die Eisenbahnen statt durch Lotoinotiven durch Pferde ziehen zu lassen.· Als Stephenson dann im Jahre 1829 seine crste Lolomotive Rocket erbaute, die imstande war, ihr fünffaches Gewicht zu ziehen und 14—--2l) Meilen in der Stunde zurückzulegen, fand man alle Erwartungen übertroffen. Dennoch setzte man in England sowohl, wie in den übrigen Ländern dem Bau von Eisenbahnen die größten Hindernisse entgege Ueberall«hielt man die wirth ; schasili n Interessen jener Gegenden,? die das Danipsrosz durchfahren sollte,t fiir gefährdet Die Anstrengungem die atmacht wurden, jene Gefahren abzu lenlen, gehören heute zu den heiterstem Kapiteln menschlicher Verirrung. Den- i noch gelang es überall weitschauenden Männern, die Vorurtheile ihrer be-» fchriinlten Landsleute zu besiegen. Dies erstenEisenbahnen wurden in den Veni Staaten 182", in Frankreich 1828« in. Belaien und in« Bayern 1835. ins Oesterreich 18:t7, in Preußen 18IZ8, in Rirßland Mäs, in Dänemarl 1849 in! Betrieb gesetzt. Man sieht, die erstes Einführung gebrauchte in verschiede« nen Ländern sehr lange: sobald diese jedoch einmal erfolgt war, stellte sich mit unbeswinalicber Gewalt das Be dürfntß ein nnd die Ausbreitung der Nest erfolgte im raschen Tempo. Jn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun beitg wurde die ganze Welt mit Schik nen übersvannt. Im Jahre 1850 gab ed erst 25,000 Meilen Schienenwege auf dem Erdball. Im Jahre 1900 .«ählte man 500,t)00 Meilen: mehr als die doppelte Entfernung des Mondes von der Erde. Immer neue Landstriche werden ersI schlossen, bis in die fernsten Zonen soclängelt sich der Schienentveg. siben ist die Durchquerung Sibiriens » vollendet worden« das Dampsroß führt bereits von Lissahon bis Peking, und schon sind neue Schienemvege von weltumfassender und tveltumtvälzender Bedeutung in Arbeit. Jn nicht langer Frist wird der Schienenstrang von Europa nach dem periischen Meerbnsen fuhren und den Landtoeg nach Indien eröffnen, die afritanische Transversal bahn vom Kap nach Kairo ist ihrer Vollendung nahe uno das Riesenpro sekt einer panameritanischen Bahn von Alaska nach der Magelhaesstrasze nimmt greifbare Gestalt an. Mit der Verlilligung der TransJ porttosten ging die Beschleunigung des Verkehrs Hand in Hand. Die Schnel iigteit, die anfangs kaum 20 Meilen betrug, erreicht jetzt im Durchschnitte in Deutschland 5ss. in England SI, in Frankreich sitt, in den Vereinigten Staaten sogar 70 Meilen in der Stunde, und schon ergaben die Ver suche rnit elettrisch betriebenen Schnellvahnen die Möglichkeit einer Stundengeschtbindigleit von 150 Meis len. Es steht fest, daß heute die ioei teste Entfernung in Europa in kaum vier Tagen zu bewältigen ist. eine Zeit dauer, die man noch im ersten Drittel des vorian Jahrhunderts lzur Zuriicl legung der Reise zwischen einzelnen Vrovinzialhauptstädten des Köniag reichs Preußen benöthigte. llnd welche Petspettiveneröffnen sich, wenn man an die praktische Einführung der elet tliichen Schnellbahnen dentt, die tnit ihrer IItI Meilenschnelliateit den Kon tincnt wieder um das Dreifache ver tleinern werden! Dieser ungeheure Aufschwung des Verkehrs macht sich jedoch nicht nur in dem materiellen Austausch von Gü tern und Personen, sondern auch durch die Zunahme des geistigen Vertehrs der Menschheit, in der Entwicklung des Posttoesens, dem nicht nur der Brief vertehr, sondern auch der telegraphi sche und telephonische Verkehr zuzu Ziihlen ist. Jn den meisten europäischen Län dern lag das Posttvesen noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts sehr im Argen. Die Umstände, die es verur sachte, einen Brief auf den Wen zu bringen« die Frankirung die nach derl Entfernuna berechnet wurde, festzustel len, sind älteren Personen noch in Er »innerung. Die große That des engli schen Generalpostmeistere Rowland bill. der im Jahre 1837 auf den Wi dersinn der Distanzberschnuna bei Briefsendungen hinwies, stieß, wie das ! zu geschehen pflegt, aus große Hinder nisse. Als er 1840 das einheitliche Porto sür ganz England einführte, trurde er von den englischen »Juki-leu tcn« für oerrüctt erklärt. Doch be wahrte sich sein System sehr bald. Ganz widersinnig waren die Ber hättnisse im internationalen Briesvers tchr, wo die in jedem Lande geltenden verschiedenartigen Tarife den Dienst wie den Verkehr unendlich erschtverten, ja beinahe lahm legten. Erst die im Jahre 1874 erfolgte Gründung des Weltpostvereins durch den deutschen Postdirektor Heinrich Stephan brachte einen segensreichen Wandel in die in ternationalen, wie in die nationalen Verhältnisse 1500 verschiedene Por-i tofiitze der einzelnen Länder wurden mit einem Male umgestoszen und das--l einheitliche Porto von 20 Pfennig (5 Centg) für den Brief nnd 10 Pfennig t2 Cents) für die Weltposttarte einne sijhrt Anfangs nur einen kleinen Theil der europäischen Staaten, von den außereuropiiischen nur die ainerisl tanische Union umschließend, umfaßt der Weltvostverein heute alle Kultur länder. Mit Neujahr trat bekanntlich eine weitere Verbilligung des Brief twrtoe auf 2 Cents zwischen Deutsch land und Ver. Staaten ein, wie sie schon im Bertehr mit England besteht. Die erste elektromagnetische Tele gravhenleitung wurde im Jahre 1844 zwischen Baltimore und Washington eröffnet. Bald darauf, namentlich in Verbindung mit dem austommenden Eisenbahnbetrieke, wurde auch in Eu ropa mit der Anlage von dem öffent lichen« Verkehr dienenden Telegra phenleiturzgen begonnen. Doch war die Verwendung der Telegraphie sei tens des Publikums bei dem teuren Tarif keine große. Die Preise gestal teten sich nach Zoneneinteilung verschie dentiich Bei der preußischen Postver waltung mehrte sich auch das Defizit der Telegraphenabteilung von Jahr zu Jahr und erst als im Jahre 1876 aus Veranlassung Stevhans einschneidende Reformen, namentlich die Erweiterung des Netzes und die Einführung des Worttarise5, vorgenommen wurde, be aann sich der telegravhische Verkehr zu heben und damit auch zu rentiren. Noch länger dauerten die Verkehrs-s hindernisse im internationalen Tele graphenvertehr. Erst als im Jahre »Hei das erste große Nabel zwischen Vlinerita nnd England nach mannig fachen iiiißglückten Versuchen in Funls tion trat, entwickelte sich die Welttetet araphie in rascher Folge-. Heute be stehen .·:;·) große Kabelgellschaften, die stalsel in der Länge von 17(-),()it() Mei len besitzen. Bereits droht aber der Welttelegra hhie durch Marconis Erfindung eine große Umwälzung Diese Erfindung hat ei« eriiiöglicht, den Menschen auch dort zu erreichen imd ihn mit der übrigen Welt in Verbindung zu setzen, wo die Anlage von Leitungen nicht möglich oder auch nicht lohnend mar, so mitten iniWeltmeere, auf hohenBers gen oder iii untdirthlichen Gegenden« Ihre Ausgestaltung eröffnet ganz ge irsaliige Perspettiven und var allen Dingen eine Verbilligung des telegra ishiichen Vertehrs. Seit dein Jahre 1877 tritt die Te: lephonie mit dein Telegraphentoesen in Wettbewerb Die Stadtfernsprech einrichtungen galten zuerst als schiichterne Versuche, über deren Er folg man recht steptisch dachte. So tiiiinteii z. V. in Berlin die ersten Abonnenten nur durch den persönlichen Einfluss Stephans zum Anschluß ge turuineii werden. Heute überschreitet die Zaht der Fernsprechanschliisse in Berlin und Umgebung die Zahl Uly iiiit,t. Auch das interurbane Fern friechnetz hat sich rasch ausgebildet. Jn den meisten Ländern stehen nicht nur die halbwegs wichtigeren Orte mitein ander im Shrechverlehr, die Sprech verbindungen haben schon vielfach die Grenzen überschritten und ein System der internationalen Telephonie geschaf scn. In der ganzen Welt zählte man ille-) MINI- Stadtsernsprecheinrich ticngen mit etwa R,ltl)it«sun) Meilen Leitung. Die Entwickelung der Verkehrs-tech izit bildet die eiserne Konstitution des internationalen Lebens-. Sie hat es er möglicht, die Rohprodukte der ganzen Welt mit-bar zu machen und sie in wei ser Arbeitstheilung auszunutzen Sie liat den Austausch der Güter im größ ten Stile herbeigeführt und die Arbeit eines jeden Volkes in den Dienst des andern gestellt, damit gleichzeitig die Interessen aller miteinander aufs eng ste ver-knüpfend Die Technik, die den Weltverkehr geschaffen, schuf aber gleichzeitig auch denWelthandel, theils indem sie diesen durch die Herstellung ron tttertehrsmöglichteiten aroßzog, theils indem sie durch Vervollkomm-; innig der Maschinen die Jiidtistrie,l dag- ist die Bearbeitung der Rohstoffe, vervollkommnete und verbilligte. Was die Dampfkraft und die Elek trizität auf diesem Gebiete geleistet ba ben, übertrifft die Leistungen auf dem « Gebiete der Verkehrgrevolution noch unt ein Beträchtliches. Neben den Tousendmeilenstiefeln, die die Technik dem Menschen gegeben hat, damit er den Erdball durchivandere, neben dem thlagriicken, auf dem er die unendlichen Schätze der Erde von einem Puntt zum andern tragen konnte, gab sie ihm auch kltiesenarme und Feenhände, um früher unerhörte Arbeitsleistungen zu voll bringen. Der Handwerker konnte nur für den Bedarf arbeiten und sein tiundentreis blieb dementsprechend innerhalb der Grenzen seiner Nachbar schaft. Die Maschine arbeitete für den Markt. Für die durch verhundertfach te Leistungen erzeugten Güter mußte erst der Absatz gesucht werden, und so wandelte die Maschine den Markt zum Weltmartt. Eine vergessene Kunst Der »Berliner Vossischen Zeitung« wird geschrieben: Bot einigen Tagen besuchte ich das hiesige ethnographische Museum und betrachtete längere Zeit die Sammlung von Pfeilspitzen aus Feuerstein die früher die Jndianer, namentlich die nordameritanischen Rothhiiute und die mieritanisrbenNach kommen der Asteten und Tolteken, so überaus tunstvoll herzustellen verstan den. Dabei fielen mir meine häufiger Wanderungen durch die Jndianerla ger der Reservationslinie in den Ver einigten Staaten, wie auch durch die vereinsamten und nur höchst selten von Weißen · besuchten Jndianerdörfer Mexitos und Centralameritas ein, Wanderungen, auf denen ich wieder holt die Häuptlinge und Dorfiiltesten gefragt hatte, ob noch irgend jemand in ihrem Stamm eine Pfeilspitze aus dem spröden Gestein verfertigen tön te. Aber ohne Ausnahme schüttelten sie, die Rothen sowohl wie die Gelben, die Köpfe, mit jenem unnachahmlich melancholischen Lächeln, der ihrer dem sicheren Untergang geweihten Rasse so eigen ist« und erwiderten: »Nein, das tann tein einziger mehr von uns! Wozu auch? Seit wir Gewehr-e und Revolver taufen oder eintauschen tön nen, würde es ja für niemand mehr lohnen, diese schwierige und langwei »w- » -. « lige Kunst auszuüben!" Wenn ich sie daiin weiter befragte, ob sie mir denn wenigstens nicht angeben könnten, wie denn überhaupt eine solche Spitze zu stande gekommen sei, so antworteten sie lalonisch: »Durch Häinmern!« Ja, daß lanaanhalteiides, geschicktes Klo psen mit einem Hammer oder hom iiierähiilichen Werkzeug aus den Stein das Kunstwerk hervorgebracht hat, das sieht man so einer Pseilspitze ohne weiteres an: aber die große Frage ist und bleibt das »Wie«?- Denn auch dein aeschicktesten europäischen Stein nietz dürfte es nimmermehr gelingen, ein Stück Feuersteiii zu solch einer zierlichen und scharfen Spitze aus-zu meißeln, und da auch die wilden Stämme Afrilas und Australiens -- - nach den Mittheilunaen der glaub würdigsten Forscher s- siir ihre Pfeile und Lanzen niemals Feuersteiu ver wenden, sondern immer nur Knochen. Dornen, Fischgräten und Eisen, so handelt es sich bei diesen Steinspitzen wirklich um eine vergessene, unterge aanaeiie Kunst. - «- ...-.sp Falsch verstanden-. lsiu bekannter alter Frantfiirter Finanzaristotrat, der nur im Falle tonveiitioneller Notluvendialeit aus sein geliebtes- ,,«’5ranlsorter« Deutsch zu verzichten pflegte, befahl eines Abends beim Verlassen einer Gesell schast seinem Kutscher: »Johann, nach Hause!« Der wohlgeschulte ergraute Diener - auch ein Frankfurter Kind s- schnalzte mit der Zunge, und seu rig griffen die Rappen aus. Sein Herr versank in leichten Halbschlum mer, aus den ihn erst das Anhalten der Equipage weckte. Schon wollte er aussteigen, da blickte er um sich und sah sich in unbekannter Gegend. Aus die erstaunte Frage: .,Wo biste denn hingefahre’, Jsohann?« erwiderte der treue Rosselenler mit der Ruhe eines guten Gewissens: »Wie der Herr Baron besohle’ hawen -— nach bause’.« tbauseik Dorf bei Frank surtsi »Du Oos«, rief der Baron aereizt, »Du hätt’st ia nit nach Hause’ sahre’ solle’; ich hab’ ja gemännt: haam!« »Die Huttrenipen würden sehr ge schont, wollte man nur jene grüßen, die man achtet.« - i