Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 22, 1909, Zweiter Theil, Image 14

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    Das Burgfräulein.
IOICI von Friedrid Friedrich
(16· Fortsetzung)
De Meletzten müssen fort von
Vett« sprach sder Arzt, nachdem ei
de Unzlijcklirhen untersucht und von
der Sei-Here ihrer Verletzunan fiel;
Eise-sengt hatte; »hier kann ich sie nicht
genügend verbinden!« ·
·Jeh will sie Alle auf nsein Gut
bei-gen lassen, dort sollen sie gepflegt
werde-VI bemerlte Eva.
»Der Weg ift zu weit, ich befürch
te, laß Mhrere den Transport nicht
ertragen würden«, entgegnete Kurt
III blickte sich priifend um. Jn des
Nähe stand eine Scheuer. sise schien
ihm zur Aufnahme der Unglücklicben
am geeignetsten »Wem gehört das
Gebäu-det« fragte er.
-,,M«ir«, gab Eva zur Antwort
«Dans wollen wir die Ver-letzten
dorthin brian Eassen«, fuhr Werneck
fort; »ein bequemes Lager fiir sie
wird sich wshl herstellen lajsen.«
»Aus-en Sie Sorge, daß Alles,
was irgend nöthig ist, Betten. Linnen
- und Matesasern von dem Gute bott
hin sitt-acht werd,« wandte sich Eva
an den in der Nähe stehenden Inst-et
tor ihres Gutes. »Es soll Alleg, was
in meinen Kräften steht, für die Pfle
Ie Dr Un lett-Moden gethan werden«
« M tra fvfort Vorkehrungen um
die Oerlesten in das nahe Gebäude
III-M zu lassen; Eva mintte ihn in
fich. »Den Doktor-, ift für irgend ei
nen der unglücklich-en Männer Geist-di
voeharlden?« fragte sie mit leise be
ten-der Stimme.
Wer-nett zögerte mii der Antwort:
du er die Wahrheit lagen-Z Was
hal das Berichweiaen derselben, da
er sie doch nicht lange geheim halten
rennst
»Ich habe sie noch nicht arnau un
ter-fachen können, doch befriraite ich
für Æhrerr.j entgegnete er.
»O Gott!« rief Eva, die Hände nor
das Mast presseiw.
»Ich wer-de Alles, was in meinen
Krä en steht, auf-bieten, um iie zu ret
ten«. sprach Kurt beruhigend.
Eva vermochte nicht zu antworten,
ihre sanft fo stolze Gestalt schien plötz
lich gebrochen zu fein.
M Vers-Indien wurden in das
sahe Gebäude gebracht, Arthur war
dabei behitlflich Barbara wich den
Unglücklithen nicht von der Seite, sie
hatte ein ähnliches Geschick felbji
durchlebt
Renan trat zu Eva. Echte heim«,
hat er; »der Anblick IIIDUngliicks Liber
ftejgt Deine Kräfte, Du leidrsk ds
durch, Wuhelfen zu können«
Eva «·ttselte ablehnend mit dem
Ufe- .,Jb bleibe hier!« entgegnete
sie; »ich habe sdas Unglück verschuldet
desbalb tvill ich es auch mit ertragen«
Neuen-S Bitten blieben erfolglos,
er wandte sich wieder den Arbeitern
u, welche alle Kräfte aufboten Außer
alten Riiie fehlte noch ein anderer
Lisetten Wohl war wenig Hoffnung
vorhanden daß sie noch lebten; es
galt, ibre Leichname unter dein Schut
te aufzufinden Und sie wurden aufs
gefunden. -—— Beide todt. . »
Während der Arbeit hatten met
Männer erzählt, wie Das Unsalück aesi
schehen war. Ohne Vorteickten wars
die Wand eingestürzt; sie hatten diei
Gefahr indessen gekannt und wareni
fast mit Gewalt, durch date Verfvre Z
chnnaen von dem Fräulein, zi- der Ae
beit bewogen war-den.
Finsteke Blicke wurden auf die jun«
ge Guts-herein geworfen »Sie triiatk
die Zchuid des ganzen Unglücks!« rief
einer der Arbeiter-. »Der Weg sollt-i
in wenigen Tagen fertig sein. sie
hörte nicht auf die Mahnungen Carl
sen’s, der sie auf die Gefahr aufmenk
iatn machte!«
»Sie wollte nicht darauf bören!«
tief ein Anderer: »was staat sie dar
nach, ob Fwei arme Arbeiter todt und
mehrere schwer verwundet sind!«
Die Stimmuna wurde immer erbit
teter und die Erbitternna immer lan
ter; schon wurden Drohungen gegen
Eva ausgernfenx Renno hörte es; et
»We- daß es veraebens fein würde,
die«Arbeiter in ihrer Aufregung zur
Ruh-.- zu ermahnem er trat zu Eva,1
um sie noch einmal zur Heimtebe zu
bestreiten Wieder Xehnte Eva dies ab.
»M’ es«. bat Renne; »die Män
ser sind erbittert sie behaupten, Du
kennest die Schuld Oes Unglücks und
Elbe-! bereits Drohungen ausgeste
ts.
»Gegen Denj« tfragte Eva, indem
e.
»Gege- ÆP aab Renno zur Ant
wort-: kalt-set nie-befugt. so lange
M M , pied Die Niemand
koste sieh in Evas
If
vI- . GMDZM " «
MTMNM ist-« -
»Seid ruhig!« rief Renno befeh
lend. »Ein-h ist kein Unrecht gesche
hen!«
»Auch wohl Demn nicht, die todt
daliegen!« erwiderte Konrad-; »sie sind
trotz der drohenden Gefahr fast ge
zwungen worden-weiter zu arbeiten
—- wir wollen unsere Kameraden
räche-M
«Er hat Rechts« —- er hat Rechts«
riefen die Arbeiter und dransen dro
hend sor. Eva sah sie nahen, sie hatte
die Lippen auf einander gepreßt, ihre
Augen leucht-isten: furchtlos stand sie
da, ohne einen Schritt zuriickzutöeii.
aku.
Renno span den Vordiingenden;
entgegen. »Zurück« rief er; »seidl
Jhr wahnsinnig geworden? — Nicht(
einen Schritt weiter, oder ich werde
Euch mit Gewalt zur Vernunft zu
rückführen-V -
Er hatte eine Hacke ergriffen und
hielt sie drohend gefaßt. »s- Konrad
wollte sich ihm entgegenwerfen, er
wurde von seinen Kameraden zur-Zick
gehaltem die Arbeiter drangen nicht
weiter vor.
»Komm, komms« drängte Ren-no in
Eva; er erfaßte ihren Arm und zog sie
fasft mit Gewalt mit sich.
Auf dein Gute angelangt, brach die
Erregte und auf den Tod Bett-Eine
phnmächtig zufammen, ihre Kräfte
nichten nicht mehr aug·
Selbst bis in das Herrenhaus hatte
sich die Beitürzung und Verwirrung
des Unglücks erstreckt, die Dienerichaft
war noch der Unglücksstiitte geeilt und
noch nicht zurück etehrt. es war zu
Evas Bedienung iemand da. Rentw
eilte nach Wasser, nach welchem die
Iiaft Ohnmächtige verlangte.
Nur Mina von Hennebera schien
durch den traurig-en Fall wenig er
ichiiltert zu sein. Das Unglück hatte
Fja nur Arme und Arbeiter betroffen,
. und mit ihnen Mitleid zu empfinden.
swar sie nicht irn Stande; der Tod ih
rer Lieblingslatze würde sie hundert
nsal fchmerzlicher berührt haben. »Ich
begreife nicht« wie Du Dich dadurch
io seh-r aufregen lassen lannfi«, sprach
sie zu ihrer Nichte.
Diese antwortete nicht« sondern
machte mit der Hand nur eine unwil
lig abwehrende Bewegung
Jn dem hassflur waren mehrere
von Wemrck abgesandte Männer er
schienen, um Letnen und Betten zu
holen. ,Gieb Alles hin!« rief Eva.
Meiner zögerte. »Diese Menschen sol
len Deine Betten «henusen?" fragte
ie.
Es ift für die Berwundeten8« rief
einer der Arbeiter, welcher diese Frage
gehört hatte.
»Geh ihnen das Gemänfehtez ei soll
Alles für die Unglücklichen aeichehen«.
wie-verhalte Eva, da sie selb noch
nicht genua Kraft befas, das rlan
gen der Männer zu erfüllen.
Unwillig kam Mina den Worten
ihrer Nickite nach. L
»Die Männer klagten Tiber das Un
glüc, welches tbre Kameraden betrof
fen harte. »Meine Nichte wird fse da
für bezahlen«, erwiderte Mino berz
los.
»Kann sie auch die Todten durch
Wslt um Leben surückrufen?« riefen
Die Arbeiter Unwtllig: »Nun sie be
-»1tslen. wenn Carlsen und Heß idt
Leben l-Inq einen frechen Körper be
halten?-«
Fräulein Min-: fand dtele Worte so
frech, daß sie tausm eine Antwort ba
rauf hatte. »Ich würde Ihnen aar
nichts qebenk -—- es sind jaJrur Arbei
ter!« rief sie und schloß die Thür- hin
ter sich.
Sie hörte vie Worte derEntriistung,
welche über sie ausgerissen wurden,
nickt mehr. Ihre herzlose Aeußerung
hstte die Männer auf das Hektigfte er
bittert; sie tagen die empfangenen Sa
cken zu den Berlesten und erzählten
ihren Kameraden die Worte des alten
Fräuleins.
Werneck war nrit den Verlenten be
;t"chäftigt und lot Alles aus« ihr Ge
schick zu erleichtern. wobei Barbare
idm bitltreich zur hand qing· Carlsen
und Heß waren ajn bist-ersten ver
letet: als er Beide sorgfältig unter
slncht und verbunden hatte, trat er ei
nen Augenblick zur Seite· uns-sich zu
erholern
Gefahr fiir sie vorhanden?«.
fng e Pathe-IT « J
»Ja«, gab Wemeck zur Antwort:
»Hei- gebe ich M, Carllen VIIM
hoffe ich zu rette-U
Die junge Wittwe starrte Mem
vor sich bin·
«Barbara«, fuhr Furt fort, »Alle,
welche biet liegen-, bei-tiefen der totg
la Pflan, nnrse « von ebnen
hoben ngelifrise in der , wollen
Sie sich derselben CWI Sie
wi eu, wie vol-l einein Meere eine
r Wegen-de band that bleiben
Sie hier nnd Dritter-W sie mtchk
Blick zu beruhigen suchte, leise dass-Eure
chen.innr unmöglich wur.
Einige Zeit lang ließ Werned die
Alte gewähren, dann fii rte er sie fast
mit Gewalt fort. »Ihr Sohn bedarf
der Ruhe, Sie dürfen ihn nicht cul
regen«, sprach er.
Die Alte verlangte, daß Eier Sohn
in ihre Wohnung gebracht werde, sie
wollte ihn pflegen.
»Lassen Sie ihn hier«« fuhr der
Doktor fort, »denn hier ist er in den
besten Händ-km Sie würden Ihn durch
JlIren Schmerz nur aufregen und
Ihre Kräfte würden zu seiner Pflege
nicht rusreichen.«
Die Frau war nur schwer dazu zu
bewegen; als indessen auch Bari-ern
sie darum bat und versicherte· daß sie
ihren Sohn auf das Sorgiatniie pfle
gen werde, gal- sie endlich nxch
Der Einflhtt der Beten-and halte
! das ganze Dorf in die größte Aufre
gung versetzt Die ttlrsbeiten welche
nach dein Rettuniqewerle ihrer un
glücklichen Kameraden file diesen Tag
nicht zur Arbeit zuriickqelehrt waren.
hrtten sich ian stimmtljch in der Dorf-:
schenke versammelt um dort das Ge
schehene noch einmal zu besprechen.
Die ohnehin bereite auiutkeglen Ge
mütber wurden durch das Bier und
den Branntwein noch erhitzter. Die
Erbitterung gegen das itan Burg
fräulein. deren Troh nicht ohneGrund
das ganze Ungliick zur Last gelegt
wurde, hatte noch nicht nnd-gelassen:
da traten die Männer, welche iiir die
Ver-legten Leinen von dem Gute ge
holt hatten. in das Zimmer und er
zählten Mino von Denneberg’s herz
lolen Worte. Dies hatte noch e
lehlt, um die Erbitterung auf ·e
höchste Spihe zu treiben.
»Ist hört Ihr. wie gering diese
adeligeSipve von uns denll!« rief»
einer der Männer; »wir sind ja nuel
Arbeiters —- Mit wenigen Thalern
glauben sie uns abfinden zu lönnen,
wenn wir durch ihre Schuld elend und«
zum Krüppel werden!«
»Als Carlien der stolzen Gutsbe
sitzerin heute Morgen sagte, er könne
die Verantwortung nicht aus sich lu
den, daß wir uns solcher Gefahr aus-s
ietzen«, fuhr ein Art-derer fort.
sagte sie, sie wolle die Verantwortung
übernehmen Jeyt wollen wir sie beim
Wort nehmen; sie foll uns das Leben
der beiden Todten zurückgeben — sie
soll Caelsen und heß ——- sie iotl alk
die Berlesten wieder gesund machen!«
»Da! sie tro t auf ihren Its-ich
thum!« fielen brere ein: «ift ilfr
Leben mebr als das unferige2swir
wollen sie an die Verantwortung er
innern! sie soll das Geschehene beißen
und mit ihr die Alte, deren Herz nie
ein Gefühl des Mitleids gekannt bat,
—- die zu stolz ift, utn den Gruß eines
Arbeiters zu ertvidern!«
»Aus zum Gute! —— zum herren
bausei wir wollen unsere Kameraden
rächen! riefen Viele.
Einige Befonnenere suchten die Er
reqten Zurückzuhwiten
«Wir wollen zum Gut-l« rief Kon
rad, indem er auf den Tisch spranq.
»Die Alte bot gesagt, die Gutsherrin
krerde das Leben der Tod«-n und die
Gesundheit der Verlekten mit Geld
bezahlen, »- ste soll uns sagen. wie
hoch sie das Leben und die Mund
beit eines Arbeiters schåstt —- llen
wir uns noch länger drücken und zu
all' dem Unglücke noch verhöhnen luf
ien? —— Das Maß ist voll! —- Folgt
mir; wir wollen sehen, wie tbeuer das
Leben der Adeligen ist! Ein Leben-hu
ben sie auch nur!' «
Er sprung vom Tische und stürmte
aus Dein haufe, die Anderen folgten
ihn-, und in höchster Aufregung, mit
Aexten und hacken, mit Kniitteln und
Steinen bewaffnet, zog der hause zur
Pleßburg.
Ulbert Renno war, um Eva zu be
rubigen, nach dein Gebäude geritt, in
welchem die Ver-wandten lagen, und
soeben zum Gute zueiickgetehrt. Eva
richtete fragend den Blick auf ihn, als
er wieder zu ihr in das Zimmer trat:
der Abend diinnnerte bereits. Kennst
Gesicht verhieß eine wenig- beruhigende
Nachricht
l
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Am
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»Wie ttelrt est tragte tie, als
Renno schwieg
»Der Doktor bat Deß aufaegeben "
»Und Carlfen?«
»Er hofft ihn retten zu können, ob
7cbon ei den Umfang der inneren Ver
letzung nicht qenau ertennen tann und
noch nicht weiß, welchen Berlan sie
nimmt.'
Eva blickte starr vor sich hin. »Wie
fteht es mit den anderen Verleytenf
fragte sie endlich weiter.
»Für sie ist teine Gefahr vorhan
den, obschon einige Wochen vorüber
gelsien sioertpm ehe sie völlig wieder ge
ne en.«
» »Ich will sie für Alles entschiid" n,
I wenn nur ihr Leben erhalten blei l«
rief Eva. »Und wenn sie nie wieder
die hanc- zur Arbeit rühren können,
to soll doch Keiner von ihnen Noth,
leiden!«
»Verspeis- nicht zu viell« bemerkte
A.
Eva überhörte diese Wort-. »Ist
Dr. Werneck noch wett« fragte sie.
»Ja, er will auch die Nacht über
dort bleiben, mn sofort zur Band zu
lein, wenn der Zustand eines der-tran
ken sich verschlinmiert.«
»Er bietet Alles aut, uin die Un
glücklichen zu retten und ihr Geschick
zu erte irr-", etei Arme, der dein
Doktor · dem Transporte der Vet
leiten nach der Scheuer bebütflich ge
tän- DMI est »st. »O
n zur -
te. Ets- W sieh-I- t m M
glück der Männer ihm zu Heeren
ging-"
«»»J»ch werde ihm ewia dankbar da
tuk tein«. bemerkte Eva.
»Ich finde die Theilnahme nicht
mehr als netiitlich«. wars Mino scharf
ein: .seine Vorfahren gehörten dem
selben Stande an, außerdem leistet
ihm is. wie ich gehört nah-, Bart-am
Gesellschafts-« -
« Eva liuckte unwillig zusammen
.Iante, Ich alawbe ee ist nicht die Zeit
und vie Veranlassung zu solch« bit
teten Bester n«, sprach sie ernst.
Die alte detz ose Dame richtete sich
stolz empor.
«Meine Vorfahren gehörten nicht
dem Arbeiterstande an nnd doch habe
auch ich den Ungliiellichen beigestan
den!« riet Atti-un »ich meine. es ge:
hört nickt mehr dazu als ein mensch
lcicksek Gefühl s-- nnd ein menschliches
erz;"
Die alte Dame war-s dem Lieutei
nant einen sehr bitteren und döien
Blick zu. .Was der Herr Lieutersant
thut, lütrtmert mich nichts« entgegnete
sie spitz: »ich meine, auch im Unglück»
giebt es immer noch eine Schnan
zwischen uns und diesen Masche-n.’
Man Des-könnt sie nur. wenn man ih
nen iolclke Rücksichten erweisl.« i
Armut wollte hieraus antworten,;
in dem Augenblicke stürzte ein Dieners
aufgeregt in das Zimmer-. »Die Ar
beiter rücken ans doi Gut zuk« riet er.
»Was wollen sie-s« fragte Rennn
»Sie End mit Aetten und Hecken
« bewaffnet. -—- stoßen wilde Drohungeni
- aus und rufen-baß sie den Tod ihrer
Inneran rächen wollen!"
Eva nsar ausgesprunaen, bleich stand
sie da. »An wem wollen sie sich tä
chen?« fragte sie.
»An Ihnen nnd an Fräulein von
Henneberg, welche gesagt hat. das Un
aliick werde mit Geld bezahlt werden!«
»Da. diese Joche-W ries Mino von
Hennekem — 4 l
»Ich werde sie em.trten". tpram
die Burqiriiulein indem sie sich ents
ichlossen ums-liste.
»Die Männer drangen bereits mit
lautem Geschrei auf den Gutshoi ge
gen ris- berrenhaus vor.
.(.5v.1, ich bitte Dich, laß mich mit
den Leuten verkehren. ich werde sie be
ruhiaen". bat Rennm
»Ich fürchte sie nicht". qah Eva zur
Antwort: »!.2ae ihnen. daß Keiner von
ihnen mein Haus zu betreten wagt!
Ich will iiir die Verletzten thun, was
in meinen Kräften steht. mehr tann
ich nicht«
»Ich werde Dir beistehen!« rief Ar
ttiur entschlossen; »Dir ioll Niemand
zu nahe treten!«
Mina war i einen Sessel aesunlen
und rief nnchpWasserJ ihr Ruf ver
hallte jedoch ungehört in dein lauten
Schrei der Arbeiter, welche bereits vor
dem hause erschienen waren.
Renno öffnete die aus einen Halten
führende Thär und trat hinau »Was
wollt Ihri« rief er den Auf regten
zu.
»Unsere todåen Kameraden rächen!'
schrie der aufgeregte haufen. -
»Das alte Fräulein hat gesagt. vie
Gesundheit und das Leben unserer
Kameraden würde mit Geld besahltF
ries einer der Männer: jetzt soll sie sa
gen, wie hoch sie das Leben eines Ar
beiters ichäht und dann werden wir
sehen, wie viel ihr eigenes Leben werth
ist! Sie hat der Welt nie aenüktL Sie
ist zu stolz, um den Gruß eines Ar
.heiters zu erwidern, jeyt ioll sie vor
ihnen·erzittern!« — —
«Schlagt sie todt! schlagt die gnn
Sippschaft todt, denn sie taugen A e
nichti!'· schrie der wilde haufen;
«drknat in’s hatt-! —— Schlagt sie
todt!«
»Zurück!« rief Rennoz «den ersten,
der das dates zu betreten wagt, schieße
ich niwerP —
Er riß einen Ren-wer aus der Ta
Me und hielt ihn drohend vor; vie
änner wichen streitet
Die Diener hatten die Hausthiir
umschlossen f » »
»Ich werde Dich uniernutzen",
sprach Eva zu ibrern Verlobien; sie
hielt ein Jagdaewehr in der Hand unsd
ihr Auge blickte io entschlossen, daß;
man es ihr ansah, fie märde das»
Aeußersie gethan haben.
» . Uuch Aribur hatte sich bewaffnet
«« r Lieutenant, reiten Sie kzur
Sta , holen Sie Militär, daß es den
Pöbel niederlchießt!« rief Mina von
ihrem Sessel aus, von dem sie sich
nicht zu erheben vermochte.
Aether antworte nicht darauf. Das
Lärmen vor dem Hause wurde immer
lauter, die erbitterten Männer suchten.
da die Thür verschlossen war, durch
vie Fetsier in das Zimmer zu drin
gen.
»Zurück« rief Renno noch einmal
drohend
Oie Gefahr für die Bewohner des
herrenhaules war in der That groß,
denn elang es nichi, vie Arbeiter zu
eiitzvgaliem so war von ihrer Erbit
terung das Schlimmste zu erwartet-.
Eva stand an dem offenen Fenster,
das Gewehr in der Band· Da eilte
Varbara über den M und wars sich
den anfgere ten Miinnern entgegen.
nriiai zu !« rief sie, beide Arme
a htend ae das Herrenqu wie
lchlihend aus reckendz »was wollt Ihr
beginnen? —- th das Unglück noch
M;«groß genug? —- Konratz auch
«Uir wollen untere unglückliche-r
QFneraden rächen!« erwiederie Kon
ea .
»Wir wollen« in das haust« schrie
»der sen. «
ur Iber meine Leiche wer-bei Ihr
is dasselbe dringenl« rief Verbots
eniWess «
g
» , A,-;-i Cis-—
Wernett drängte sich in diesen Lin
penbiict due-Cz die dichte Menge; er säh
i Eva mit been gespannten Gewehr-e am
Fenster stehen: neither Kraft der Ver
«.,zrreiflung rang er sich direct und
sprang durch ein Fenster in dzs Heers;
in Eis-III Zimmer stiirzte er. »Um
Gottesmann halten Sie ejnsp riet er
Fräulein v. Hanitein za
«Wir wollen die Frechen ziichtigen!«
entgegnete Reis-no
Kurtspranq auf ist-a zu, um ils-r
das Gewehr zu entreiße-L »Weder
Sie nicht zur Mörderint —- Rasen
Sie ficht ein unabsehbaren Unglück
herbeik« rief er. · ,
Er hatte das Gewehr aeiaß:, es ent
lud sich. während er ex- Enge-Hand
entrann: zun- Glück aing Per cckiusr
zu doch, nnr Jemand zu treuen.
Eos --wc1r erschreckt Zuriieigetretem
ein Schrei der Entrüstunn Qtvurde
J draußen laut. . » .
»Sie wagt zu ichießent'« riet eine
"Stirn!ne: »in das Haus« -- schlagt
sie todt!«
Renan war an das Fenster gesprun
gen und hatte den Revoloet erlesbenx
ein Stein trzf ihn, ehe er geschossen
hatte. an die Stirn. halb des-unange
los taumelte er zurück.
lFortseßung solgtJ
Der Rufens-.
« Dammes-te von Adolf Stark
Schwerfällia stieg Frau Miiller aus
sxnd blickte sich ans dem leeren Bahn
tteiq enn
.Natiirlich. tein Mensch da. weder
der Iris noch die Lise. - Auf diese
Dienstboten kann man sich doch gar
nicht verlassenk«
here Müller seufzte. Jetzt war der
Moment gekommen. den er solange
binausnescholsen Aber gesagt werden
mußte es deckt Also hab er mit
xchiichterner Stimme on: «Die Lise
nnd der Fritz. ja, weißt Tu. liebes
keins-, die lönnen auch nicht gut hier
km."
.Wie’ Worum nickt?"
«Minilich, wir hatten doch ursprüng
lich die Absicht, erst in acht Tagen
heimzukehren, und haben die beiden
»Ich für solange beurlaubt!«
. »Als ob ich das nicht alles längst
n-iißie. Aber als ich mich entschtaß,
eine Woche trüber nach Hause zu rei
ten« bade ich lpiort an die Liie aeichries
ben, und auch an den Fritz. Deswe
gen müßten sie also an der Bahn lein.'·
»Aber wenn sie nicht tönnekx?!«
herr Müller naan allen seinen Mut
zusammen
Nämlich die Briefe, weiche Du ge
scksrieben bnit habe ich heute morgen in
meiner Rocktasche gefunden Jeb ber
gask sie in den Maßen zu stecken«
Er senkte das Haupt und erwartete
das Ungewitter, das sich über ibn ent
laden würde. Aber Frau Müller war
in allen Lebenslagen eine praltische
Person« Die Gardinenprediat blieb
ihrem Alten natürlich nicht erspart.
aber das batte Zeit bis nachher-. Jeht
galt es, die Situation zu llören.
»Du bitt doch ein unberbesserlicher
-— —·— na! So etwas tann nur,Dir
bassiren Was sangen wir fest bei
Nacht an, ohne den Wohnungsschlüss
sel?"
Er athinete ans.
»Q, was das betrifft. tannit Du rn
lxig sein. liebes Kind. Den Haus
ichlüfsel trage ich ja immer bei nur«
.Nati.irlich!«
»Und auch den Schlafzimmerschlüis
iel habe ich bei der Ablabrt einaelteetL
Wir brauchen also nur die Hintertrevpe
hinaufzugehen dieSchlafzimtnertbürr.
die aus den kleinen Vorplatz mündet,
in öffnen, und sind zu haufe. Den
Weg finde ich-irrt Dunkan .
-
Bot Dem Dummste liarnsesr noar
zahlreiche Miethwagen Herr Müller
niiihlte mit Bedacht ein Gesamt das
»in ältesten und llappriasten aussah.
Er hatte sich nicht getäuscht. Der Kar
ren machte beim Fuhren ein solches
Geräusch, das; man sein eigenes Wort
-·«cht hören lonnte und Frau Müller
sdie sil: die Fahrt aevlante Gardinen
predigt zum zweitenmal verschieben
mußte. ·
So aelangte herr Müller verhält
niszmäßig wohlhehalten in seinSchlafii
zimtner. Seufzend tastete er nach dem
»Am-pl der elektrischen Leitung« Jeht
ltcm das unvermeidliche
Aber was war das ? an Dunllen
fiihlte er, wie die Finger seiner Ehe
lsiilste seinen Arm umspannten und
ihre Stimme, sa leise, wie er sie noch
nie gehört, hauchte in sein Ohr: »Du«
Karl —- »s«
»Was denn9«
»Ist, nicht to laut —— —-« —«
Schau hin, dort. ivie Thüre zum Spei
sezimrner —- ·-— —"
»Ich sehe nichts in der Duntelheit!«
.,—Leise! Unten. der Spalt« es schirns
mert Licht durch!'
Wirtlich. jetzt sah er es auch. Was
hatte das zu bedeute-If Mitinle
lauschten die beiden. Deutlich hörten
sie eine rauh-, ihnen unbekannte Mön
nerstimrne.
»Gut-reicher l« hauchte Frau Mul
ler; ihr drohten die Sinne zu schwin
den, sit sah sich bereits ilheriallen und
ermordet.
Sen-Zielet gefährlichen Lage bewie
ihsGatte eine staunentmerthe Geistes
gegentvart. Mit einer Geschwindig
·teit, die man ihm bei feinem Mir-Ir
untsang tauni zugetraut hätte. reli
rlrte er au den Port-lah, vie Gattin
nach si zie d, und athmte ertt tote
ver au , als er die Zimmerthilre leise
i
i- -—:—-t; isi - k --:
ins Schloß gedrTickt nnd Isen Sikliiiiel
von außen jin-gedreht hatte
Auf dem Bei-plus hielten sie iliis
sternd Kriensrad
»Wie, wenn wie die Leute im zwei
ten Stock Mien?«
»Die find in noch in der Sommer
llrilche. Der Portier der alte, schwer
börige Kerl, ifi fobald nicht wach zu
betornrnen Das beste ift nnr geben
zur nächften Polizeistatinnf
Seite an Seite tatteten fre die Treppe
binali schlossen dashanstbor auf und
eilten davon. Erft ietzt fiel ei Müller
ein. daß er garnicht wußte. wo die
nächste Polizeimacht war. Ein k rem
der begegnete ihnen. und Miiller prach«
ihn an.
»Die Polizeiwache? Was wollen Sie
IdcrtLV
- Müller dsmpfte feine Stimme. aBei
n·.ir in der Wohnung find Einbrecher.'
»Einbrecher? Das ift ja febr inter
eiiant. Die möchte ich mir einmal an
sehen«
Entsetzt itarrte Müller den Maan
on, der ein in fonderbares Verlangen
empfand-. Auf einmal tam ilnn die
Erleuchtung. »Sie find wohl fele
Polizeibeamter9«
Der Fremde lachte. Hain-g erra
tbenl Geheimpolizift Schulze. Na,
seht belcbreiben Sie mir die Geschichte
einmal nahm«
Müller that es n. schilderte mit der
dentbarftrn Genauigkeit das Vergebl
lene. wobei seine Frau. falls er ein De
stail vergaß, aushalt. Gebetmpolizift
; Schulze zeigte ficb lebe befriedigt Er
nickte iiiters und fragte dann: » ben
l
1«Jn dem Zimmer, wo die Verbrecher
lsind nur weniges Silberzeug. Aber
nebenan im Schlafzimmer da liebt der
eiierne Geldlchrant mit oern ganzen
Schmuck meiner Frau nnd ein paar
l laufend Mart Baargeld.«
WNun der Geldlchrant ist wohl ver
schlossen?'
«Freilich, immer. Den ein-en Schlitt
sel tmae ich bei mir, und das Duplitat
hat meine Frau in ihrem bunt-titsch
Öen.«
Jm gleichen Moment stieß Frau
Müller einen lmitenSchrei aug. »Mein
TöschcherL ich habe es im Schlaszimmer
lieben lassen.'·
here Schnlze runzelte die Stirne.
,,Hm. das ist total. Wenn die Bur
tetsen den Schlüssel sinden. dann «
jetit heißt es schnell handeln. Eil-n
Sie rasch auf die nächste Polizeista-—
tion, am Hasenberg.«
»O, so weit, das ist in snst eine
»Stunde.·" stiilinte Herr Müller.
F «Ia, die nähere Statian ist meinen
itan geschlossen, wegen « wegen Lokal
reinigung. Also aelten Sie nnd holen
Sie Hilfe. Inzwischen will ich die
Burschen überwachen Wo hoben Sie
den hausi- tmd 3immerlchliilsel?«
«Was, Sie wollen« - —- so allein --'«
bewunderte Frau Müller.
»O, ich iiirchte mich nicht! Doch wir
baden teine Zeit zu verlieren!" Damit
skilte der Mann von dannen.
» here Miiller mußte zum Gsiick nicht
jtveit laufen Zehn Minuten iviiter
itrqs er einen Polizisten. der ihm eine
Polizeimnche ganz in der Nähe nach
wies. Dort brachte er seine Erzäh
lung vor. Kopfschiittelnd hörte der
Kommi ar zu.
«Gebeimpolizist Schulze? Kenne
ich nicht. Das ist ja die reine llzerei.
wenn nicht Schlimmeres-! Na. wir
werden sehen. Jnspettor Mauer-, neh
men Sie drei Mann Und gehen Sie mit
dem Herrn-«
Jn bertthigter Stimmung eilte das
Ehepaar in sicherer Polizeigeselllchatt
ieinem Hause zu. Das hausthor stand
Possen, ebenso die Schlafzimmerthiir.
Nach immer schimmerte dar- Licttt aus
dein Nebenrimmer, unt- soeben hörte
man die rauhe B stimme laut lachen.
Mit triiftigem uck ris: annettor
Mayer »die Thiir auf, gleichzeitig den
Revqtner schußbereit haltend, wiiisrend
Miller sich versieht-halber in den Hin
tergrnnv zurückzog.
Im selben Moment erscholl ein lau
ter Schrei ans Frauenmunde
Jm hellerleuchteten Speisezinnner
stand Lise, und neben ihr, ein verlege
nelt Lächeln aus dein breiten Gesicht, ein
Soldat, der. wie die Speisereste bewie
sen. soeben Frau Miillers Finan lshke
angetan hatte.
«!siämlich, weil der Franz, mein
Schatz, keinen Urlaub gekriegt bat und
weil sie bei Muttern ohnehin io wenig
Platz haben, bin ich dagelslieben,«
schluesizte Lise, »und bab’ ihn eingela
den« und wir heirathen, wenn er vom
Militär nach hause tommt, und die
Wurst wäre ohnehin schimmelig gen-or
den und — »s«
Ein lautes Gelächter der Beamten,
in welches here Müller mit einstimmte,
verschlang den Nest der Rede und selbst
die gestrenge Hausfrau empsand in der
Freude darüber, daß leine Einbrecher
unter ihrem Silber gehaust, eine sanfte
Re ung und neigte zum Verzeihen. «
lötzlich ries Müller: »Aber wo ist
denn Herr Schulzei«
Alle blickten einander an. .
«Vielleicht noch im Schlaszimmee?«
meinte Frau Müller. «
Von einer bangen Ahnung ergeissen.
stürzte ihr Gotte hinein, drehte das
eleltrisehe Licht aus und sant mit einein
iichzenden Seuszer aus den nächsten
Stuhl. Der Geldschrant stand weit
ossen und war leer.
»Alle daseh ein Eint-ruchl« ries dee
Polizeiinspelton
»Ja. und ich Esel habe ihm Haus
thür- undZtmmerichliissel ais-eben und
ihm gesagt. wo er den Seh siel zum
Geldschrant sindet," stöhnte Fluten