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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 8, 1909)
persönliche Erinnerungen aus Arizona. Von Guido Jlges. Als ich irn Herbst 1868 nach einer langen « und evmädenden Tagereise. per Ambulanz, durch die Sandtviiste von Arizona auf der Moh.iwl-Sta tion eintraf, fand i dort einen ver abschiedeten Unteros izier meines Re inentes als einzigen Bewohner des Wes vor, dem ein roßer Ballen beißer auf Schritt ung Tritt folgte. Die Station bestand aus einein ein stöckigen Ado be-.f)aus von vier Zimmern, durch dessen Mitte sich ein osfener Gang zog; der Stall schlos; ich der hinteren Wand des einen liigels an. Die vier Fenster waren niit Brettern vernagelt nnd waren Schießscharten durch die Wände des Hauses unid Stalles frisch ausge hauen. Mit Ausnahme von Kultus und wildem Salbei. »die in üppiger "lle wucherten, treit und breit tein m oder Strauch in Sicht! Die Staiionen waren iin Dienste sder Postverwaltung, ungefähr 20 Meilen von einander entfernt, längs ider Landstraße und in der Nähe des Eilet-Flusses ur , iitterung und zum Wechseln der OUfer sowohl, als auch susm Komsort der etwai en Passa giere, die sich in sehr beschränkter An zahl in dieses wilde Lande der « ndias ner, Priiriewölse und Klar-per chitin gen wagtem erbaut worden. Wer je mals so unglücklich gewesen, zu jener Zeit in einer dieser Stationen eine ahlzeitesu genießen, wird sich sicher lich zeitl eng mit Ekel des Ereignis ses erinnern. Alles, was einem dort vorgesetzt wurde, roch und schmeckte sauer — so r der Thee und Kaffer. Wer ein ris legtes Ei erwischen konnte, dein war icher das Glück hold. Für ein solches Mahl meistentheils aus aufgewiirmten Bohnen mit Speck und trocknem Brod bestehend —- bezahlte man einen Dollar in Gold. Papier aeld war damals im Territiorium verpönt. Die Männer, welche diese Statios nen fiir Onlel Sam verwalteten, wa ren meist wilde Gesellen, die im Ver dacht standen, Getränke-, Pulver und Blei an die Jndianer zu verkaufen. Lange blieben sie selten in ihrer Stel lung, denn sobald sie sich einige dun dert Dollars erspart oder zusammen gestohlem verlauften sie aus und zo gen nach Tucfon oder Arigona City, wo sie mit gleichgesinntem Gesindel Fusamnientrafen und sich am Spiel ische und auf den Fandangoz nach herzensluft austoben konnten Der Mann, den ich auf ver Mo hawt-Station vorfand und der Elliot hieß, war eine rühmliche Ausnahme. Sein Haus war reinlich gehalten. und er selbst brav und ehrlich. Etwas wortlara unsd scheu fand ich ihn zu erst, allein daran trug wohl der Um stand sdie Schuld, baß er sich, als ge dienter Soldat, n ch nicht des dem Ofiizier gebühren n Refpett ent wöhnt hatte. Nach dem Abendessen, zu wel em mein Bursche aus der Izlmbulanz e meiste Material geliefert hatte, als ich oor dem Hause stand und in vie Dämmerung hinausblickte, sah ich in der Entfernung von einigen hundert Schritten etwas Lehendei zwischen den Kattuspslanzen Es war indes en schon zu dunkel, urn den Gegen tand zu erkennen und, meine Büchse ergreifend, gin ich rasch darauf zu. glaubend, da sich ein Prairiewolf oder gar ein Jndianer dort herum schleiche. Bald hatte ich die Stelle erreicht und sand, auf einem tleinen Sand hiigel ausgestreckt, eine junge Frau die leise lachte, seufzte und sang. Auf meine Frage. was sie suche oder was i fehle, antwortete sie in gutem Eng sch, daß sie ihren Gatten erwarte. der ban zu tomsmen verspro chen habe. Aus dem Klange der Stimme, an idern wilden Blick und dem vernach lässigten Haar, das ihr ungepflegt iiher Stirn und Nacken fiel, ertannte ich sofort, das; ich es mit einer Gei stes-gestörten zu thun hatte. »Kommet: Sie Init mir zu dein hause«, bat ich sie sreundtich, »Ihr Mann wird Sie dort sicher fiwden.« Sie schien mich nicht gehört oder nicht verstanden zu haben. Aber der Klang einer menschlichen Stimme, sdie Mitgesiibl ausdrückte, mußte doch wohl eine Saite in ihrem Versen ge troffen haben, denn sie brach plötzlich in ein trampihaftes und thränenvol les Weinen aus. Mir ward unheimlich zu Muthe in soer Nähe der Unglücklichen und ich tehrte langsamen Schrittes zur Sta tion zurück. »Wer ist die Frau, Elliot?« frug ich den Mann, der mit dein Meinigen ver Kochneschirre beschäftigt war. »Das tst eine traurige Geschichte«, antwortete er. »Der Name der Frau ist arie Brownz ihr Gotte wurde hier or zwei Monaten Von Meritai nern ermordet und sie selbst schwer verwundet. Broww Leiche liegt un ter dem Sandhttgel eingescharrt, auf welchem Sie die Frau Kleinan ha ben. So sißt die Ungehl etliche schon seit Wochen aus dein rabe. Wovon e lebt, ist rnir unbekannt, denn sie nimmt teinen Beistand von rnir an« Lan e kann ei so nicht mehr rnit ihr; ein' e n.« . kosten als wir in der hintereni Stiel-e saßen, erzählte mir Elliot heut Ist il: rr und seen seoton toaren vor --· —- » , ungefähr einem ahre aus Tean ge kommen, in der Nicht, sich in Cali sornien angwsiedeln Wegen plötzli cher Erkrankung der Frau mußte das Ehepaar längere Zeit auf·bieser Sin tion verweilen. ser Plah gefiel ih UM schließlich und Brown kaufte das sGeschiist von dem damaligen Be i sitze-X i »Die Beiden waren fleißige, nüch sierne und ehrbare Leute, und gerne ihielten sich die Reisenden bei ihnen sauf. Die Mahawtdstation gewann innier ihrer Leitung großen Ruf für « Reiniichieit und gute Bedienung »An einem Freitag Abend im ietz ten September trafen zwei Mexikaner auf dein Wege von Sonora nach Fort Ynmah hier ein nnd beschlossen, zu ü«bernachten. Die Männer sahen wie Vagabnnsden und gefährliche Sirt-Lebe aus und Herr Brown ver weigerte ihnen ein Nachtquartier. Es war ein trüber und regnerischer Abend, und die Mexitaner zündeten ein Feuer gegen die növdliche Hans wand an. Es war dies die einzige Stelle, wo, wie sie behaupteten, sie sich tgegen Wind unid Wetter schützen könn en. »Herr Brorvm dem es unt die Sicherheit des Hauses und Stalles «bangte, verbot ihnen ans dieser Stel le zu rasten nnd goß, eda sie sich in ihren Vorbereitungen zum Abendmahl nicht siören ließen, einen Eimer Was ser auf oas hochaufwoernoe Feuer. »Unler Fluchen und Drohungen zogen die Beiden darauf weiter. Aus »An-rathen seiner Frau, welche die schrecklichen Drohungen vernommen und deren Herz mit Angst erfüllt war. safz Brown während der gan zen Nacht mit der Büchse in der nd am Fenster. Die Pferde. die onst während der Nacht am Gilaufer, das eine halbe Meile« von der Station entfernt liegt, weideten, hatte er zur Sicherheit in den wohlverscblossenen Stall gebracht. : »Erst gegen Morgen legte er sich ;niesder, und es beaann die Frau mit sZuvkkeitung des Fruhsuicks fiik nut scher und etwaige Passagiere, denn schon um 5 Uhr wuvde die Anlunft des Postwagen-Z erwartet. »Das Bett, auf welchem Brown sich niedergelegt, stansd im vorderen Zimmer zur linlen Seite des Gan es und in der unmittelbaren Nähe s offenen Fenstens. Die Küche in wel cher die Frau beschäftigt war, war das hintere Zimmer auf sder rechten Seite des Gan-ges. »Was sich zugetragen —- die Ein zelheiten des Ueberfalles —- ist nicht belannt geworden, da die Frau leine Auskunft geben lann. Was ich Ih nen erzählt habe, weiß man aus einem Tagebuch der Frau und von dem Kutscher, der an »dem verhängnifkvol len Morgen hier eintraf und den Tod ten und die schwer verwunsdete Frau fand. Der Stall war erbrochen wor den und waren die Mörder aus den gestohlenen Pferden entlommen.« »Am Abend- sdesselben Tages san lden vorüber-ziehende Emigvranten Brown’s Leiche auf dem Bette ausge streckt; mehrere Kugeln hatten ihm die Brust durchbohrt Auf dem Bo sden lag besinnungslos die verwundete Frau, die augenscheinlich in der Küche überfallen worden war und, wie die Blutspuren zeigten, aus derselben über den Gang in das Schlafzimmer gelrochen war, um an der Seite ihres Gatten zu sterben.« »Ist die Obrigkeit von dem Veri brechen benachrichtigt worden, und wurden die Mörder Verfolat?« trug ichs-, »Die wissen Ia Ielosr, net-er Der-, wie wenig dag Gesetz hier im Terri torium gilt. Die Obrialeit ist fast machtlos. Selbst wenn sie wollte, was selten der Fall ist, lönntc sie den umherrvandernoen meritansischen Mordgesellen das- Haudioert nicht le« qen. Dabei fehlt alle Beschreibung der Mörder. Die gestohlenen Pferde werden sie gewiß längst durch hellem hetser versilbert haben. Es sehen sich die Merilaner einander so ähnlich und sind dieselben fast alle solche Halsabi schneider, daß man auf den verschie denen Stationen schon mehrere dieser dunkelhäutigen Vagabunden aufge: tniipft hat. Hoffentlich hat man die Schuldiaen dabei ern)ischt. Die An deren bccben’s jedenfalls auch reichlich verdient.« Unsere Unterhaltung wurde durch ein leises Klopfen an die Thüre un terbrochen, die sich sofort öffnete. Frau Brotvn schleppte sich·miide her en und liefi sich auf dem Fußboden vor dem offenen Kamine nieder. »Den Elliot'«, flüsterte sie mit kaum hörbarer Stimme, »darf ich Sie um eine Tasse Thee bitten?« Rasch wurde das Geioiinschte her beigeholtx sie trant mit gierigen Zii aen und verschlang »die Speisen, wel che ihr vorgesetzt wurden, gleich einem halbverhungerten Thiere. Wir lasen es sofort in ihren Au gen, dasz sie ietzt beim vollen Bewußt sein ihrer Lage war. Der Ihr-anm sstronh welcher sich nach meiner An sprache Bahn gebrochen, hatte un åveifel«haft dies Resultat herbeige « «hrt. « Sie stellte viele Fragen, die von Elliot niit großer Spannung beant wortet wurden. Uns theilte sie die Einzelheiten des Schreckensmorgenö folgenderrveise mit: »Ehe die Positutsche angetommen, hörte ich plöhltch mePrere Schüsse nnd wurde, im»Begoife, aus der Küche zu stii en, von den beiden »U! tIanern nie rgeschlagen und in Jchäxndlicher Weise miß adeli Rachdeni mein sem- etn zur-tit '»- ,.« «. , W gelehrt, schleppte ich mich zur Seite meines Gatten. Seit jenem Augen blick ist bis heute Abend bie Vergan genheit ohne Verständnifz für mich ge wesen.« Aus mein dringendes Anrathen willigte das arme Weib ein, am fol gen-den Morgen in die Ambulanz zu steigen, und mich nach Fort Yurnah zu begleiten, um im dortigen Hei-spi .tal Heilung fiir ihre Kopfwunde zu suchen. Mit Tagesanbruch fuhren wir ab und erreichten zu später A·bendftun ide Antelope - Peate - Station. Hier fanden wir mehrere Amerikaner und eine weiße Frau, deren theilnsahms volle Worte der armen Kranken un endlich wohl Zu thun schienen. Ich bemer te in dem lhalbduntel zwei leblose Gestalten, die an einem nahestehenden Muslit iBaum hingen und vom Abendwind hin und her ge schautelt wurden. Frau Brown wurde der Leichen im selben Augenblicke ansichti uwd trat rasch auf dieselben zu, o ne auf meinen Versuch, sie zurückzuhalten, zu achten. - Lange blieb sie mit über der Brust gefalteten Dein-den und wie leblos vor den Gelynchten.stehen; endlich wandte fsie sich ab und sagte zu mir, der ihr fgefolgt war: »Die waren seine IMiirdert Gottes Strafe hat die Elmden erreicht!« Die weitere Reise nach Fort Ya « mah währte mehrere T.rge, uwd sahen wir nicht weniger als ?- Leichen von Mexilanern, welche des Wegs ent lang von den Aesten der Bäume hin n. Der wilde Grimm der Arneritaner hatte Opfer gesucht uwd gefunden zur Sühne sder von Meritanern verübten SchandthaL Der Anblick war fiir die trante Frau von Verderben. Von Tag zu Tag wurde sie schwächen Sie starb wenige Wochen nach unserer Antunst ianort Yumah im Dortigen Hofm ta . Frauenhände. Von Katie Lubowsti. Am Schluß der Mittagsmahlzeit sagte er es ihr: »Du, Grete, morgen to der neue Oberlansdesgerichtspriiside mit noch zwei andern Herrn zur Revision meines Amtsgerichts.« Er schien so gar nicht dasoon erregt zu sein. Ganz tühl und ohnehin tlang die Mittheilirng. Die jun-I Frau aber merkte, baß seine Häsn dabei leicht aus den Knien zitterten. Sie gab sich leine Mühe, ihre Aufre gung zu verbergen »Gott sei Dankt« sagte sie mehr mals und preßte die Finger inniger zusammen. spDa suhr ern helles Rot-h über des Mannes Stirn. »Ich wüßte wirllich nicht wo sür gerade jeßt.« Jhre Augen leuchte ten. »Es muß nun doch endlich offenbar werden —- Dein unermüdliches Arbei ten, Dein Ringen um das Licht der Gerechtigteii, das keinem zu Unrecht brennt oder sticht.'« »Pflicht«, sagte er kurz, »kein Jota darüber." thie hab'-die Hände ein wenig argen i n. »Früher habe ich Dir das ge glaubt, Richard. Jetzt, wo ich mir von Deinen Kollegen aus ebenfolcher tleinen Städten erzählen ließ, wie lange sie arbeiten, thue ich es nicht mehr. Jch weiß auch, daß Du Dich niemals in die vordere Reihe drängst, ja, kaum Deinen Platz behauptest.« »Möchtest Du denn wirklich, daß ich anders handelte, Grete?« »Heute, nachdem ich gefühlt, wie wir Beide darunter leiden —- wie sich langsa i die Bitterkeit in unsere Her I zm s eichi, weit doch die Wen sucht aus lauter stillen, demüthigen Leuten sbesteht.... sordere ich es sogar von Dir.« Er suhr sich müde über die hohe Stirn. »Laß das jetzt, Rind. Du änderst mich nicht mehr. Jch hosste, daß auch Du die stolze Befriedigung verstän dest, die ich nach einem besonders hei ßen Arbeitstag empfinde.« I i »Da hast Du eben geirrt. Ich habe nur geschwiegen, weil ich Dir Zeit lassen wollte, ein wirklicher, d. h. ein » natürlicher Mensch zu werden« i »Und was müßte ich —- nach Dei " net Ansicht « als solcher thun?« » »Morgen zum Chespräsidenten sa ! gen: »Es-leben Jahre bin ich jetzt hier. . An einem Ort, der stiller als ein Dorf »ist. Wenn ich müde von der Arbeit ’ bin, ist niemals ein Kreis aleichgedil ideter Männer für mich bereit. So - bald ich anfangen möchte, Mensch zu Hein, musz ich darben usnd hungern. L Und dann besitze ich auch noch eine »Frau, Erzellenz. krauennerven sind lnoch viel seiner gesirnmt. Auf die hat es besonders nachgewirtt. Sie ist menschenscheu und menschenfeindlich sdariiber geworden... Darum nehmen ’ Sie mich jetzt sort —- in eine schöne, igroße Stadt.... Daß ich avbeiten ltann, werden Sie gesehen haben-« ! Wider seinen Willen hatte sie ihn s mitsortgcrissen. Sonst wäre er wohl s wortlos gegangen. So sagt-e er, wenn » auch mit starker Jronie: »Und Exzellenz wird« sagen-, wenn er gut gelaunt ist: . .. »Nun, da mel den Sie sich nur recht tapfer, Herr Kollege.« lhat ihm aber iraenid etwas «in«ißsallen, wie das auch besi mir kehr gut möglich tst, wird er mich ein ach ohne Antwort stehen lassen« — i »Das wäre auch ein Schritt vor ? wärt-L Dann ist’s wenigstens tlar in unserm Leben. Du nimmst die locken de Stelle als juristischer Beirath in Deines Bruders Jndustriegesellschaft an.« »Grete« schrie er auf, »das räthft Du mir, die Du mich doch kennen solltest!... Meinen Beruf soll ich lassen?«... «Jawohl«, sagte sie tonlos, »das mußt Du. Denn Du hast auch Pflich ten gegen mich, Richard.« II· si· III Ein heller, scharfer Dezembertag begrüßte die Herren. Amtsrichter Greinert führte sie in den Räumen des neuen Gerichtng bändes umher, das im zweiten Stock werk eine Dienstwohnung hatte. Frau Grete saß indessen fern von ihnen. Sie dachte an ihren Mann. Seine feine, stille Seele würde schließ lich verstummen... Schon jetz; tam so leicht ein müder Zugin sein cisichi. Es half nichts, sie mußte es thun... Schon suchte sie Hut unsd Mantel her svor, um den nächsten Zug nach Berlatz zu brausen. Dort mußten die Her ten zwei Stunden warten. hrem Mann wiirde sie einfach durch das Mädchen mittheilen lassen, daß sie bei der Schneiderin wäre.... Da wollte sie mit Exzellenz sprechen.... Nach einmal schickte sie den Blick zu dem Vorgärtchen hinunter, um sich Kraft zu holen. Da fah sie ihn, mit dem sie heimlich die ganze Nacht ge redet, langsam im kümmerlichen Son nenschein auf und nieder schreiten... Er wartete wohl aus die anderen Herren... Nur ein kurze-Z Wanken Dann lief sie die Treppe hinun «ter zu ihm, dessen Bild neulich ein Paar illustrirte Zeitungen gebracht und ihr scharf eingeprägt hatten. Es war ihr voll bewußt, daß es formlos Jwar... eigentlich un-mäglich... und ’ dennoch that sie eg. Sie zitterte trotz ihres Muthes. Erst als sie feine Augen fah, wur i de sie sicherer: tiefe, klare, aute Augen, die mehr sehen als dsie der Alltaggi menschen. ;;yr mar, ais siansoe ihr ioorer ura ter vor ihr, er — —- der sie mehr ge liebt als irgendein anderer. Und leise sprach er zu ihr: »Was soll’s denn, mein Döchstsing2 Na, na, man ruhig.« Als sie ihren Namen nannte, klang die Stimme noch ein wenig zittrig. Aber als er den klaren, gütigen Blick nicht von ihr hob, sprudelte sie ihr Leid heraus. DerMsann, der um sei nes tiefen Wissens und seiner echten Menschlichteit halber mühelos empor aetomsniem erkannte die Noth ihrer Seele. Nur um sie ganz kennen zu lernen, that er die Frage: »Ja, aber warum meldet sich denn »Ihr Mann nicht fort, giiäsdsige Frau?« »Er hat es gethans... schon vier mal.« »Er scheint sich aber trotzidem durch aus wohl zu fühlen. Sonst hätte er für mich, da ich ihm vorher meine volle Zufriedenheit augfprechen tonn te, ein Wort der Bitte gehabt.« ,,Exzellenz, Sie kennen ihn eben nicht. Er meint, nicht sbitten zu dür fen. sEr sieht dar- alg Selbstein .sck,ätzung unId». Ueber-schätzung; an." »Man sollte kaum meinen, dafz es ! in unserm Zeitalter —- der Epoche ei .ner gesunden Ellbogenpolitit —- noch « solche Käuze gäbe.« »Aber wirklich, er ist sv!« »Und warum wollen Sie denn fort gnädige Frau?« Sie wies mit der Hand auf die »Promenade«, aus der in endlos er scheinenden Reihen schnatternsde Gän se vorüberzvgen —- dazwischen pfei fenide Jungen und immer weiter Gan se« . nichts als Gänse-! ,,1258 sind es, Exzellenz«, sagte fie, als er sich die Ohren zuhiclt »Aber nur heute« »Nein, seit acht Wochen alle Tage Und viermal regelmäßig Eie miis sen hier nämlich zum Wasser« »Hinten heraus ists dafür auch doppelt freundlich und friedlich « »Wenn Exzellenz sich überzeugen « möchten-« Er that ihr den Willen. Sie sahen auf ein graues viereckiges Gebäude, diag -— nur durch einen schmalen Weg getrennt z-« dem- Ge lricht gegenubemg xa Drinnen wohnte der städtische Mttsitoirettor mit seinen 255 Lehrlingen. Täglich, mit Ausnahme der Sonntage -s— wo sie grelle Tanimnsit machten, iibten sie acht Stunden — jeder das ihm anvertraute Instrument unabhängig Von dem des Genossen. .,,Unertra·,11ieh«, sagte Erzellenz schattdernd... »Nun gibt es aber noch eine dritte und vierte Seite. Die vierte ist übel. Da stiegen wir ja vorher aus-. Sind- eigentlich bestän: dig diese Schauteln und Atrobaten »w?« Sie nickt. Bis Abends um 12 Uhr. Die Po lizeistunde ist verlängert. Wir wissen es genan. Unser Schlaszimmer führt sda hinaus.« »Die dritte Seite, Frau Kollegin«, drängte er. Da grüßte sie die uralte Schule. Sie lag zur ebenen Erde und hatte auch jetzt im Winter geöffnete Fen ster, weil die da drinnen nicht gern bei lebendigem Leibe ersticken woll te... Die tl-are, dünne Lust trug die heiseren Stimmen der alten Lehrer zu ihnen. Dagvischen trischte eine entarterte Fie l. Ein- Bösewicht chrie mit kräftigen Lungen. Sie mußten beide laut und herzlich lachen. Er sah sie dabei sest an. Jbr Mut-h wu I. Sie erzählte ihm noch man cher i von dem aus-echten Mann, · e - ' - » ·. e Hist Idem sie ihr Leben anvertraut Erl Ihatte ein Riefenpensu·m, volle sieben s Jahre — ohne ein Wort der Klage-J , ohne Bitte um einen Hilfsarbeiter ge— itreulich bewältigt Das redete ei gentlich schon genug für sich. Exzellenz gab iein Versprechen ab. Nicht einmal die Hand liißte er ihr zum Abschied- Dsafür hatte er sie aber ganz leise und tröstlich gestreichel1... ...A!ntkrichter Greinert verlor ein paar Stunden später nicht viele Wor te iiber den wichtigen Tag. Er sagte nur: »Sie hatten keinen Grund zum Tadel, umd- beim Abschied war Erzellenz sogar herzlich zu mir. Jch werde mich heute ein letztes Mal melden... dann bin ich sertig.« —- — -—-- Alsdcht Tage vor dem lieben Weihnachtgfest ihre Versetzung an das Landgericht 1 Berlin beraus kain, konnte Richard Greinert doch nicht umhin, seiner Frau zu sagen: »Jetzt siehst Du, daß nian nicht zu bitten braucht, wenn man fordern iann.«... Sie sah still auf ihre rechte Hand heer und lächelte. Jhr war, als wenn die guten, klugen Augen des großen Mannes sie schsal haft aus der Ferne anlachten. Eine Genferin als Wohlthiireriu Rat-etwas I. Nach englischen Quellen erzählt derl Perner »Bund« eine Napoleon-Ge-l schichte, die zwar nicht ganz neu ist, aber doch nur wenig betannt sein dürfte: Eines Tages og ein junger Soldat mit seinem fliegiment durch Lhon; er erkrankte und mußte in ei nem Gasthause zurückgelassen werden. Seine geringen Geldmittel waren bald aufgebraucht. Die Wirt-hin ließ ihn trotz seines hilflosen Zustandes in einem Speicher unterbringen; ein Bett und ein Stuhl waren hier das einzige Mobiliar, ein Trunk Gersten: wasser -die einzige Erfrischung Ei: nen Arzt herbeizurusen hatte die Wirthin sieh geweigert· Im ersten Stock des Gasthauses wohnten da mals zwei Damen aus Geni, Frau und Fräulein Aaill. Durch ihre Kinmmerzosie erhielt Firäuslein A «ll Kenntniß von dem trsaurigen Zu stand, in dem sich der junge Sold-at befand, und von der Härte der Wir thin· Jshr Mitgesijhl ward geweckt, und sie sandte sofort zum Arzte. Als der Kranke genas, versah sie ihn mit Geld, so daß er wieder zu seinem Res giment stoßen konnte. Er hatte ihr gesagt, daß er Napoleon BonapariH heiße. Beim Abschied von seinerl Wolthiiterin war er sehr ergriffen: ,,Glauben Sie mir, Sie wer-den von mir hören«, sagte er· Er reiste ab, und. Fräulein Agill ging mit ihrer Mutter nach Gent zurück. Bald wurde Napo leons Name berühmt, und Fräulein Agill sreute sich iiber den Erfolg ihres Schützliiigs, der sie, wie es schien, ver gessen hatte. Jahre vergingen Da; zog eines Tages Napoleon, der ficht auf sdeni Wege nach Italien befand-J durch das Städtchen Rhon, das etwa; zwölf Meilen non Gens entfernt liegt. Während seines turzen Aufenthalts in Nhon schickte er einen Adjutanten nach Genf, mit Oder Weisung, eine Dame Namens Agill ausfindig zu machen nnd sie zu ihm zu führen. Fräulein Agill, die unterdessen hei nahe erblindet war, zögerte nicht, dem Boten zu folgen. Napoleons kam ihr u Pferde nach Versoir entgegen, in egeitung seines Sta es. »Meine Herren«, sprach er, sich zu seine-m Stabe wendend »Sie sehen hier meine Wohlthäterin, der ich mein Leben verdanke. Jch war von allem entblößt, als sie mich nnterstiitzte Ich bin glücklich und stolz, ihr Dank-« barleit zu schulden; ich werde Das nie vergessen.« Sie unterhielt sich zwei Stunden mit ihm und er weihte sie ein in alle Einzelheiten seiner Pläne: als er sie verließ, wiederholte er dies Worte, die er in Lhon zu ihr gespro:» chen: »Sie werden von mir hören.«« Bis zu seiner Krönung erhielt sie tein Lebenszeichen mehr von ihm; vierzehn Tage jedoch vor diesem Ereignisse erj schien General Vullin bei ihr unso var sie, nach Paris zu kommen da Na poleon wünsche, das-, sie seiner Krö nuna beiwohne. Als sie in Paris eintraf, führte man sie in ein den Tuilerien gegenüber aseleaenes Haus, das Napoleon aufs alänzenrste hatte ausstatten lassen, um eS ihr als Ge schenl anzubieten. Er schenkte ihr außerdem noch Waan und Psersde unsd setzte ihr eine Jahresrente von 6000 Franken aus-, « —-- --.—O-.-—— Wozu er gut ist. »Eiuen Mann duldet ihr also irn mer in eurer Frauenversammluna?« « a, der muß das Hoch aus sdsie Damen aus-bringen« Im guten Glauben. Postrevisor: »Warum haben Sie den telegraphischen Wetterbericht ei genmächtig geändert?« Neuer Postbalter (auf dem Lande): ,»’ wollt’ halt sdek Post a Blamaae erspar’n, denn telearaphirt h.1ben’s »schönes Wetter« und derweil hats g’rad’ g’regnet, wag tönna hat« Höchste Realistik. Freund: »Dein letztes Gemälde ist eine ganz außerordentliche Leistung Der Schneesturm sieht ganz natürlich aus·" Künstler: »Ja, das hab’ ich schon» vor einigen Tagen bemerkt, als ein« Fremder irn Atelier war, um das Gemälde zu besichtisgen Dem scheintf dabei lalt geworden zu sein, denn als er fort war, vermißte ich auch meinen Ueberzteher.« — Neue zuckchssnng. L » ie lange sind Sie schon hier?« ,,Ekst vier Seiden« Drohung. Junget Mann fznm Heirathsvers mittler): Und idas sage ich- Jhmfk gleich, wenn Sie mich nicht ordent Lich bedienen, da kriegen Sie sie wie ker! Tag größere Uebel. »Seitdem die Olga ein Auiomobil von ihrem Manne bekommen hat, isl sie so stolz, idasz sie uns aus dct Straße ganz über-sieht« »Oh, wenn sie uns bloß nicht übers fährt!« Schlimm. ,,Geht Jhnen Ihre Frau in Ihre-m Geschäft auch an die Hand?« »Nein, aber san die Kasse!« Izu-plappert Gast (in der Weinineipe, die zu gleich mit einer Bierbrauerei verbun den ist): »Der Papa ist wohl gern-de beim Bierbranen, Hans?« Sohn des Wirthegz »Nein, heute wird Wein gebraut!« · Bei-schnappt. Kellnet: »Den-f ich Ihnen den ileberzieher aus der Garderobe ho ien, mein gerrW Here: »a, bitte! tEin Trinkgeld gebend-J Aber einen anständigen!« Jn der Werkstatt Geselle: »Du bist wohl nicht ganz gefcheiidt, wie ich sehe, hast du gar zu gleicher Zeit zwei Hemden an, sage mal, warum denn das?« Lehrjunge: »Gut-Z fiik die Kälte und eesng fiir die Wärme.« Feinden-mund. Töchterchem »Mutter, wo geht -dek Väter hin?« Mu.ttet:.»Et geht zur Wahl, mein Kind.« Töchterchem »Sei ruhig Mutter-· er wählt Dich ivieder.« Einfcitige Bcsichtigunk,. »Alle Wetter, dias ist aker eine Sc henssiviiedigkeit, das neue Rest-m rant!« »Nicht w.1hr! Haben Sie die Prachia vollen Wand- unsd Metengemäloe be wundert und das geschnitzte Basses und Die oergoioeten Stühle . .. ?« »Nein, so weit tin-d wir noch nichs aetommen — heute Hab-en wir vorersti ’mai das Bier probirt!« Jn- Jn! Ehemannt »Sie können jagen, was Sie wollen, meine Herren, es hat doch etwas-«- gutcs, wenn man ver heirathet ist. Sehen Sie, man weiß doch dann, wo man des Abends fein sollte!« Nun glaubt sic’o. Magd: »Die Schweine wollen das Futter nicht anriihren.« Bäuerin: »Hei mein Mann doch recht gehabt: dem tvnkltUJ heute pat tout auch nicht schmeckenF Ein guter Mensch. Der biedere Tienftmann Ripsl has seiner bettläzicrigen Ehehälfte eins Wasseriuppe bereitet, die aber, da sit ihrem Namen zu sehr Ehre machel zurückgewiesen wird« »Auch gut«, ist die trockne Ant wort. »Wenn Du sie net magst« schlag’ i’ noch a’ paar Eier ’nein — unsd iß sie felber!« Irr-frisch Hart-Birnen »Es iit ootii k« ärger lich! Jetzt l)-ib’ irlfd schon auf dem Herd, dem Spiriixisiocner und der Gasheizung veriudit aber der Ku chen will nicht aitfqehen!« Mann: »N.1, da versuri)’g doch mai niit Ttinamii!« Beruliigeiw , I——- x Leutnant: »Warte heute Um die Tochter eines Millionärg anhalten. Johann, wie denken Sie über meine Aussichten?« Bursche: »Ich wenn eine hätt’, die triegtenSie gleich, here Leutnanu«