fürstin Tajdu Roman von Ekieh Eben·stein. UO Fortsetzung) » mache mir nichts aus Schauert's murmelte Sylvia, betrof fen über seine Heftigteit. »Einsach lächerlich machst du dich —- und michs Laja trug die Lam bach’schen Perlen, und auch ionst sun telte ej von Diamanten an ihr, du aber sitzest daneben wie ein Aschen hrödeL Geschämt hab« ich mich. Ja twhll Die Riedberg’fchen Perlen sind mindestens ebenso schön und kostbar Tote vie Lambach'schen, und sie hätten sehr gut zu dem dunklen Sammtlleid genaht« aber natürlich —- sie kamen ja von mir! Oder ist es dir ein besonde res Vetgrfigem dich von anderen taki-en in den Schatten stellen zu las Er hatte rnit einer gewissen hast, sich öster überstürzend, gesprochen, während rothe Flecke aus seinen Wem n brannten. Jest sah er sie mit nkelnden Augen an, bereit, aus jedes Wort von neuem emporzusch ren. Einen Augenblack blickte Solvia iassungslos aus Rainer. dessen Erre gung ihr unverständlich erschien. Dann bezwang sie sich angesichts sei ner Gernztheit zu doppelter Ruhe. « wußte nicht, daß Du o viel erth aus Aeußerlichleiten le t.« Rainer stand ohne zu antworten aus, ging einige Male durchs Zim mer und blieb anr Fenster stehen. Etwas wie Scham stieg in ihm aus. Was redete er denn da zusammen? Worüber ärgerte er sieh eigentlich? Er begriff sich selbst nicht. Unermudlich rieselte der erregen draußen herab. An den Scheiben lies das Wasser nieder wie Ströme oon Thränen, und die Wollen hin gen so ties, daß sie sast die Spiyen der Bäume berührten. Es mußte die ses trostlose Wetter sein, das ihn so außer Rand und Band brachte. Alle Nerven ließen nach dabei. Er sehnte sich plötzlich nach Menschen und Zer streuung. »Wenn es dir recht ist," sagte er ruhiger, »so fahren wir zum Thee hinüber nach Bärenegg. Hier lang weilt man sich ja zum Sterben." Sie schrat zusammen. »Nach Börenegg — nein!« Jett wandte er sich um. »Warum willst du nicht?« »Sie waren doch erst gestern bei uns! Das Wetter ist auch so schlecht!« Sie stammelte es'oerwirrt, während alles in ihr laut schrie: Sie heute T wiedersehen —- um keinen Preis! Rainer wurde wieder ärgerlich « Was erst nur ein hingewarsener Ge danke gewesen, wurde nun durch Shloias Widerstand plötzlich zum » dringenden Wunsch. Es schien ihm, « als könne er seine innere Unruhe nir- ’ gends anders los.werden, als in Bü- « renegg. Vielleicht war sie überhaupt nur Sehnsucht nach Laja. ,,Eben des « Vetters wegen will ich ja hint« sagte er. »Laja versteht es so gut. einem diese trübselige Regensiimmung der- « gessen zu machen. «Es ist immer ge rniithlich aus Bärenegg, und du kannst - ja wieder Schach spielen mit dem Fürsten.« Wie Hohn empsand Syloia diese Worte, und nun erwachte auch in ihr ein trohiger Widerstand· »Du kannst ja ohne mich fahren. Jch bleibe heute daheim» Rainer glaubte sie zu verstehen. Lajas Benehmen vom Abend zuvor fiel ihm ein. Das hatte Soloia na türlich gekränkt, auch er hatte sich ja über Laja geärgert. aber deshalb brauchte sie ihm doch nun keine Szene. zu machen. »Ich wünsche aber jeden salls,« sagte er, »daß du mittommstl Wenn du Laja ihre Neckereien nach trügst, so bedeute, dasz dies tleinlich swärr. Sie meint es ja nicht schlimm, und Lambach lobt dich immer aus ihre Kosten, das oertragt keine Frau.« : Auch Shloia war ausgestanden. .Du wirst mich trotzdem entschuldi gen müssen Ich habe Kopfweh, und —- ich will nichtl« i Datmt verliess sre das Zimmer. s Rainer sah ihr zornig nach. Dann lachte er bitter aus. »Und ich habe mir eingebildet, diese Frau wäre ein sügsarnes Geschöpr Er ging aus sein Zimmer, iramte eine Weile in seinem Schreibtisch herum, holte dann die Notizen von seinen Reisen hervor und begann an dem vor längerer Zeit begonnenen Anssas zu schreiben. Eine Stunde lang arbeitete er, dann wars er die Feder zornig hin nnd schob die Blätter von sich. Es ging nicht. Was er da geschrieben hatte, war gerade gut genug für den Ofen. Denn er doch nach Bärenegg supes Laie erwartete ihn sicher Jm nächsten Augenblick klingelte er nnd befahl anzuspannen » Idee heute war entschieden ern Un ale sit;f Rainer Rief-been Ihn te er eine hochst« unnenn ZZW Da kamst noch M « Muth Und M stcts MÆ sw- W us Nichts tlappte. use- war in Ver wirrung. Der Fürst schalt auf Laja, welche ohne ihre geschulten Leute völ kig hilflos war und die in denkbar schlechtester Laune im Schautelstuhl lag, eine Zigarette um die andere rauchend. Sie hatte die Dienerschast herum gehekt bis ihr alle scheu aus dem Wege gingen. Jetzt erklärte sie. über haupt nichts mehr mit diesem »Volt« zu thun haben zu wollen. Mit Mühe und Noth wurde ein Thee zu Stande gebracht. »Was werden wir denn zu Abend essen?« sragte Lambach ärgerlich. Laja zuckte gleichgültig die Achseln. »Ich habe um eine Köchin in die Stadt telegraphirt — mehr tann ich nicht Lun. Vielleicht ist sie bis Abends er.« Der Fürst lachte grimmig. »Eine nette Wirthschastl Kannst du dich denn nicht selbst ein wenig um das Essen betimmern?« »Du bist wirklich gelungen, Gun dater!« antwortete sie phleginatisch und blies den Rauch in schlau-un deten Ringeln von sich. Dann wen dete sie sich zu Rainer: »Deine Mu ster-Syldia könnten wir da gebrau chen. Jch glaube, die wäre im Stande, und stellte sich Oselber in die Küche, um das Abendessen zu kochen!« »Das thöte fri« bekrästigte Lam bach. »Und sie würde auch was kl wege bringen. Mindestens wüßte sie in ihrem eigenen haus Bescheid! Aber» du —" er fand nicht gleich das rich tige Wort in seinem Grimm. Laja lachte schneidend aus. »Nun» Rainer. was sagst du dazu?" Er sagte nichts, aber er blickte sie so ernst an, daß sie nicht zweifeln konnte, aus wessen Seite er in dieser Ungelegenheit stand. ( Da ging in ihrem Gesicht eine sahe tlenderung vor sich. Jhre sonst blas sen Wangen särbten sich, und die Augen suntelten förmlich vor Zorn. An Rainer selbst wagte sie sich nicht, aber vor Lambach trat sie hin und sagte wüthend: »Willst du übrigens endlich aufhören, mir diese Sylvia immer als Muster anzupreisen? Be halte sie doch —- niemand wird sie dir streitig machen. Rainer schon gewiß nicht! Der ist viel zu tlug« um sich durchs-diese scheinheilige Madonnen niene oerblenden zu lassen, wie du rnd Walter Sternberg.« «Laja!« Rainer war ausgesorungen md hatte unwillkürlich beschwörend hre Hand ergrissen. »Du weißt nicht, vas du sprichst!« murmelte er. Lei henblässe deckte sein Gesicht, und der Blick, welchen er aus Laja richtete, var so drohend, daß sie uwilltürlich Iurückwich Mit einem verlegenen Lächeln strich sie sich die roth schimmernden Eöckchen aus der Stirn. .Du magst sie doch selbst nicht!« sagte sie noch trotzig. Dann wurde es still im Gemach. Rainer starrte immer noch aus die Fürstin nieder. So hatte er sie noch nie gesehen, so entstellt von Zorn, mit so bösem Blick in den duntlen Augen. Er hatte die Empfindung. als habe irgend eine unsichtbare band den ver tliirenden Schimmer von seinem Göt terbild gemischt Lambach sah mit großen Augen oon Rainer zu Lasa. Erssiihlte dun kel, daß hinter diesem Zorn Lasas und derBestürzunig Rainerj sich noch etwas verbarg, das nicht in Worte gekleidet worden war. Ehe er indessen ins tlare darüber lam, was es war, schob Rainer sei nen Stuhl mit einer hestigen Bewe gung zurück und sah aus die Uhr. »Es ist spät —- ich muß heimt« sagte er, ohne Laja anzusehen oder ihr die band zu bieten. Niemand hielt ihn. Lambach atlH mete sogar erleichtert aus. als der Wagen fortrollte. Als er sich dann nach feiner Frau umsad, war diese verschwunden Sie erschien an die sem Abend überhaupt nicht mehr. Sylvia hatte den Thee mit Fräu lein Peter-Z genommese und dann den Vorschlag gemacht, es mit den Spinn rädern zu versuchen. Doch bald fand man, daß sie weder in Sylvias Solon, noch in das mit moderner Eleganz eingerichtete Boudoir paßten. »Sezessivnsmöbel und Spinnröder —- das geht wirklich nicht,«' meinte S lvia seufzend· «Wo aber lassen J uns sonst damit nieder?« Da schlug Fräulein Peter-S die Balle unten vor. Dort in dem Eck chen, bei dem großen, alterthümlichen Kamin standen ein paar alte Truhen, nnd auf den Wandbrettern liber der Tafelung bunte Bauerntriige und Zinnfchiisselm Dort ließe eszsich ge wiß prächtig spinnen. Man brauche blos die Ecke mit ein paar spanischen Waden gegen die halte abzuschließen, nnd man Weine sich einspinnen in einer sauer-sah HI· M anvisa war sogleich einverstanden. und beide trugen ihre Spinnriider zhinabk Nachdem Fräulein Peters· . noch ein paar Kerzen ani Lan-in entsi sziindet und das Licht in der Halle draußen ausgelöscht hatte, war es Inn-nich ska gemalt-Inn und sie ve Igannen zu spinnen. Fräulein Peterj tarn rasch wieder; in Uebung, und bald schnurrten dies Räder unt die Wette. während die Spinnetinnen einander die Zeit durch Plaudern vertrieben. Die Pe ters erzählte allerlei aus ihrer Ju: gendzeit. dann auch von Rainers Mutter, unter welcher sie noch aus Riedenau gewirthschastet hatte. Sul via plauderte von Fährenhain und Mahrenberg, und es gelang ihr da bei, ihren quälenden Gedanken sür eine Weile zu entfliehen. So vergingen die Stunden wie im Fluge, ohne daß sie es merkten, und es war schon spät, als Snlvia endlich meinte, nun sei es wohl genug sür heute. Zusäliig emporblictend, richtete sie sich plänlich erschrocken aus. An einer der spanischen Wände. durch das Dun tel der Halle fast ganz gedeckt, stand Rainer und blickte schweigend aus sie. Niemand hatte ihn tomrnen hören. Die schnurrenden Räder und das leb haste Geplauder waren wohl schuld daran. Jetzt siand Salvia stolz auf. »Du bist schon zurück?« sagte sie verwirrt. Auch Rainer war besangen. Ver stimrnt war er von Bärenegg zurück gelornrnen und hatte sich gleich zur Ruhe begeben wollen« als beim Durch schreiten der halle Stimmen an sein Ohr schlugen. Er sah die spanischen Wände und das Licht dahinter. Neu gierig trat er näher, und dann blieb er stehen wie gebannt und konnte sich nicht losreißen non dem lieblichen Bilde, das sich ihm bot. Das Spinnrad, an dem Snlvia spann, war Eigenthum seiner Mut ter gewesen, und als lleiner Knabe hatte er ost zu ihren Füßen gesessen, während dasselbe Rad dort schnurrte und ihr lieber Mund dazu Märchen erzählte. Wie deutlich er das alles ietzt wieder vor sich sah! Shlvia glich seiner Mutter äußerlich wenig. Grä sin Beate Riedberg war lange teine so stolze Schnheit gewesen, wie die junge mädchenhaste Frau, welche heute an ihrem Spinnrad saß, aber eines« hat ten sie doch beide gemein: den lieb reizenden Zauber echter Weiblichleit. Regungslos blieb Rainer stehen und blickte unverwandt aus Sylnia. Er wagte taum. zu athmen aus Furcht. eine Bewegung könnte den Zauber stören, den Glanz in Salt-ins Augen erlöschen machen. « Und dann blickte sie aus, sah ihn, und der Glanz erstarb wirtlich in dern Schrecken, den ihr sein plötzlicher An blick verursachte. i Er empfand es plötzlich bitter, baß so gar teine Freude in dem Ton ihrer Frage lag· »Ich wollte dir nur noch gute Nacht sagen, Shloia. Seit wann spinnst bu benn eigentlich Z« »Ich fand bie Räder oben, unb ba ich schon in Mahrenberg spann, und auch Fräulein Peter-s es sann, so dach ten rvir —« Rainer trat näher. »Das braune bort mit dem Kerbtnuftet war meiner Mutter Rab. Darf ich bir behilflich sein« es hinaufzutragen?« »Dann —- es rnag hier stehen blei ben." Sylbia hatte sich wieder ge faßt, und ein ablehnenber Zug lag in ihrem Gesicht. Er zögerte trohbenh «Könnte ich nicht noch etwas zu essen haben? Drit ben in Börenegg gab es heute nicht-. Der Koch is ertrantt und mußte ins Spital geschafft werden« ich habe wirt 1ich hunger." Jtn Stillen hoffte Rainer, das Sylvia selbst ihm nun ein Abendbrot zurecht stellen, ihm vielleicht sogar da bei Gesellschaft leisten würde. Aber er hatte sich getäuscht. Shlvia wandte sich nur an die Pe ters. »Sie sind wohl fo gut, den Herrn Grafen mit dem Nothigen zu versehen? — Gute Nacht'« Ein flüchtiges Kopsnicken gegen Rainer« ein freundlicher Blick auf Fräulein Peters —- und Shlvia war verschwunden. Nun hätte er gerne auf das Abend brot verzichtet, aber die Peters ging schon voran nach dem Speisezimmer, deckte rasch und trug allerlei herbei. Zuleyt die Weinflasche und einen Aschenbecher. Dann wünschte auch sie gute Nacht und ging. Es war beinahe Mitternacht « Rainer ask mechanisch und horchte dabei in die Stille hinein, welche wie ein Bann über dem hause lag- Ei war ihm immer-, als müsse plöhlich die Thtir aufgehen, und Solvia doch noch einmal bereintommen. Aber ei rührte sich nichts. Es war so todtenstill, das er sein eigenes herz klopfen zu hören meinte. Er schloß die Augen und lehnte sich zurück. Er hatte Syloia ohne Liebe gehei rathet, aber mit dem ehrlichen Willen, ihr ein guter Saite zu sein. Die Leidenschaft fiir Laia sollte aus sein —- dai hatte er ihr doch klar undi deutlich gesagt damals in der Weint-! tage. Aber dann toar es Soll-ich ce toeseu, welche durch ihre kalte, feind lich Daltung alle seine guten Vorsiise zu nichie machte Sie ftieß ihn zu riiel sie trieb ihn, wieder und wieder bei Laie Frost zu fuesein bis er end lich. erfikfpielend dann ernsthaft den Gedanken einer Scheidung ins Auge faßte , Und Laja wollte erst recht von Freundfehajt nichts willen. Kaum hatte sie ihn verloren. wollte sie ihn erft recht dessem diesmal ganz, selde um den Preis großer Opfer. Hier stockt-en Raineri Gedanken plötzlich. Als er in Riedenau angekommen war-, liebte er Laja doch noch? haßte er Enlvia da nicht geradezu? Sah er in ihr nicht die Qual allen UebeliZ . »Nein, gehaßt habe ich fie nie!« tagte er laut. Was war feitdein geschehen, daß fein Herz zu klopfen anfing, wenn tie lam, daß er enttiiuicht war, wenn sie ging, daß Lajas Gegenwart ihm faft Qual bereitete Er fuhr sich mit der Hand iiber die Stirn und ftand auf »Was gesche hen ist ?" murmelte er gequält »Ich liebe iie —- ich liebe sie!« 1 5. K a d i t e l. Sedhine v. Doll fafz mit Lori v. Graden in dein kleinen Erker des Wodnzimnier5. Beide hatten fich niit Näharbeiten beschäftigt Jm Nebenzirniner lag der alte Freiherr und schlief. Er hatte sich io ziemlich von den Folgen des Schlag anfalles erholt, nur eine leichte Stets heit in den Beinen war zurückgeblie ben, und noch kindifcher war er ge worden. Lori v. Graden war unter dein Vorn-and gekommen, der Baronin bei der Pflege zu helfen. und weilte nun Jason wochenlang auf Dollenau Sie nnd die B- ronin waren einander sehr nahe gekommen in dieser Zeit. sen-« ne wollte daß Lori zu dein ichoeaedriiuelxlichen»1ante« nun auch »Du« hinzufügte, und in der letzten Zeit larn es manchmal var. daß sie selbst Lori .Töck:ierchen« nannte. Walier, der ieit anvias heirath ieEir still geworden nar, Lebte ie t unter orsis fröhlicher Kameradfarat allmählich wieder auf. Sie ritten zusammen, spielten Abends mit der Baronin Tarosel und verstanden sich immer teilen ori ichwärmte für die Landwirtliicdaft und ieit sie Wal ter nach den Ställen und k eldern be-" aleitete, in denen sie bot-d to aut Be scheid wußte wie er, rnachte ihm die Oeionomie plii lich ioirtlich Freude· Während der ranlbeit des alten Freiherrn hatte Lori. um die »Tante'« zu entlassen, sogar die Leitung der Milchwirthschait übernommen. und die Dienstboten flüsterten es sich be reits leise zu: Das wird noch die Herrin auf Tollenau. Auch Sephine dachte eg immer ös ter, und darum hatte sie sich hequ entschlossen, oiien über mancherlei mit Lori zu sprechen, das ihr am Herzen log. Sie hatte das Mädchen io lieb gewonnen, daß sie aufrichtig ihr Gliicl wünschte. Dies aber konnte ihrer Meinung nach nur sein« wenn Lori offenen Auges in die Ehe trat und wußte, daß Walters Herz schon ein mal gesprochen hatte. Draußen dämmerte es ichon ein wenig. Die Brronin rollte ihre Näh orbeit zulamenen und seuizte leicht auf. .So, Kind, nun weißt du al les. Jch glaube nicht, dasz Walter Sylvia heute noch liebt, aber du iollft wenigsten-s ganz llar sehen. Es wäre ja möglich, daß du manchmal den Schatten einer Erinnerung auf feiner Stirn erblickest, dann follit du wissen, was er bedeutet-« Auch ori packte die Arbeit zufam men. Jhr frisches Gesichtchen war etwas blaß, und die blonden Löelchen auf der Stirn zitterten leise. »Ich wußte es längst, Tante Volk sagte sie leise. »Besser und früher. als Walter selbst, denn ich habe ihnja fo lieb, langr schont Darum lam ichda immer so furchtbar gern nach Do - nan. Aber ich weist es auch genau: Snlvia erwiderte feine Liebe nicht. Deshalb habe ich auch nie aufgehört ev holten-« «Und du fürchtest nichts für die Julunfti Du traust dir zu, mit die fem Schatten iertia tu werdens« »Jo, Tinte Boll, denn ich liebe ihn, und das giebt Kraft und Muth! Wenn er trouriq ist« will ich ihn er heitern, wenn er leidet, will ich ihn-. tragen besten. Meinst du nicht« daß dies Pflicht ist in der Ehe, und daß eine wabre große Liebe sich start ge nug siihlt dazu?« Die Baronin küßte das junge Mädchen qui die Stirn. »Du bist ein gutes Kind. Lori!« sagte sie warm, »Gott gebe, daß tm glücklich wirst mit Walan —- Wie steht ihr denn eigentlich miteinaner hat sich Walter schon irgendwie erklärt?« »Ja und nien. Du kennst ihn ja, Tantex es stillt ihm so schwer, einen Entschluß zu fassen! Wenn wir bei sammen sind, dann lese ich es wohl in seinen Augen, das er mich gern hat, nnd manchmal entschliivst ihm auch ein Wort darüber. Er möstte, daß ich immer hier bleibe, er kann sich das Wirthschasten ans Dollenau ohne mich nicht zieht denken, aber dann tornmen wieder Stunden, wo er grübelt und traurig ist« Dann denkt er an Sylvia —- vxs siihle ich. Aber ich fühle nach. das- nseine Liebe iir ihn ein quisman rst gegen ldiese r innerirn , nnd »das macht imch wieder roh und glittlich. Du wirst » Es -»- » sitt set-Inst CMUWM Its-Ih- -4---. .-«---s- ---.-.-- ----------- »Meine nicht,1berese.Jn zehn bis fünfzehn Jahren komm ich wieder nachher heirathen wit. . Schau nut, daß Ia hübsch jung bleibst!'« schon sehen, daß noch alles gut wer-s den wird! Schließlich ist die Haupt sache, daß Stil-via ihn nie liebte und nun siir ihn ganz verloren iit.«' Die Baronin dachte eine Weile nach. »Hast du nicht gesagt dasz heute eint Brief von Sytvia an ihn kam-» s »Ja —— ein schrecklich diaer noch; dazu Jch legte ihn in sein Zimmer,! damit er ihn gleich sindet wenn eri von Moorbach zuriicttomint. " »Was sie ihm nur zu schreiben hat?« sagte die Baronin todsschiit telnd. »Sonst schrieb sie doch imtner an mich? Ueberhanpt Syivia! Jchs tann dir gar nicht sagen wie ich michi um sie sorge! Es ift etwas in ihrenj Briefen das mich gar nicht zur Rude« kommen läßt. Sie schreibt so vieler tei und doch von sich selbst so gut wie nicht-IF l »Meinst du denn, daß sie nicht glücklich ist Tante Doti? Syloia hatt Riedberg doch aus Liebe geheirathet!« »Ja ja »- gewißf antwortete die aronin hastig, »aber weißt du« Kind, die Ehe ist doch immer eine ernste, schwere Sache, und es gefällt mir gar nicht —« sie brach ab nnd starrte vor sich hin. Draußen aus der Treppe tlang einT eiliger Schritt. . i «Walter!« rief Lori auffptingendJ rvährend ein freudiges Noth iiber ihri Gesicht glitt. l Auch die Baronin stand auf. »Laszi uns Licht machen und ans Abendbrot denten, Kind. Er wird hungrig sein von dem langen Ritt, und in Moor bach wird er Mittag auch nichts Or dentliches bekommen haben-« Sie tlingelte. Während das Stu benmädchen dann den Tisch deckte,i ging die Baronin ins Nebenziinmer,i um ihren Gatten zu wecken. Lori tratj ans Fenster und blickte hinaus. Siej war so glücklich. daß er wieder da’ war« nachdem er einen ganzen Tag lang aus dem Pachtgut Moorbach verbracht hatte! Und wie jeden Tag schwellte ein erwartungsvolleg Glücks gefühl ihr koste« — Eine Viertelstunde später betrat Walter das Zimmer, und man setzte sich bald daraus zu Tisch. Loris Freude war gleich bei Wal ters Eintritt jäh verslogen. Ein ein ziger Blick hatte genügt, um ihr zu zeigen, daß er heute zerstreuter war ali je. Dunkle Schatten lagen aus seiner Stirn. Irgend etwas beschäf tigte ihn innerlich unausgeseht Als dann später der Freiherr wie der zu Bett gebracht worden war, sagte Walter plötzlich: »Sei so gut, Großmarna, und lasse meinen Kosser herunterschassem ich muß morgen sriih nach Riedenau zu Rainer und Soloio.« Die Baronin meinte nicht recht ge hört zu haben Ein erschreckter Blick slog zu Lori hinüber· »3u Rainer und Soloia?« wiederholte sie mecha nisch. »Was willst du denn dort? haben sie dich eingeladen?« »Nein. Aber ich muß hin und zwar sofort, ehe —-« er vollendete nicht« sein Blick nahm wieder einen starren Aus druck an. Lori las da, ohne nch zu ruhten. Ein dunkler Schleier hatte sich ihr plöslich über alle Dinge ringsum ge breitet. Die Baronin llingelte und gab den Austrag. einen Koffer vom Boden herab in ibrej Entels Zimmer schaf sen zu lassen. Als das Mädchen ge gangen war, wandte sie sich wieder an Walten »Willst du denn lange blei ben?« »Ich weisz es selbst nicht. Aber ich denle wohl, daß ich einige Zeit brau chen werde. um —« Wieder ver stlllmirie et. Da sagte Sephine Doll erist: »Lie bet Walten hast du überlegt, was du thun willst? Ei giebt Gefahren, denen .rnan lieber aus dein Wege geben sollte, Dinge, in die man sich besser nicht ein mengt.« »Ich muß aber, Großmania. Jch wäre nie Snlvias Freund gewesen, wenn ich sie jetzt iin Stich ließe.'« Die Baronin erschrat. «Mein Gott, hat es etwas negeben aus Riedsenaut Wer-bald willst bu denn eigentlich hin?« Walter zögerte einen Moment, dann antwortete er entschlossen: »Verzeih, wenn ich dir darauf die Antwort schuldig bleibe, aber es handelt sich nicht um meine eigenen Angelegenhei ten. Glaube mir nur: Snlvia braucht mich jetzt." Er sab die Unruhe, welche sich in dem Gesicht der alten Dame spiegelte, aber er«tonnte ibr nicht helfen. Jbr sagen: Snlvia will sich scheiden lassen und deshalb schon in den nächsten Ta gen nach Mabrenberg zurück. ich aber will bin, um selber zu sehen. wie es steht, und sie vielleicht noch rechtzeitig vor einein itbereilten Schritt bewah ren —- das hieße Snlviaj Vertrauen täuschen. Dann fiel iein Blick auf Loris blasses Gesicht. nnd das Scheiben kam ibni ptöstich schwer. Wie schön wa ren die letten Wochen gewesen! Würde er Lori noch in Dottenaii finden, wenn er zurücktam?· ist-wußte. daß ihre Abreise siir die nächste Woche bestimmt war . . . Warm driiate er ihr die Hand. »Nicht wahr, Sie bleiben bei Groß mama?« fragte er. Lori fühlte: in diesem Augenblick dachte er nicht an Snlvia, sondern nur an sie. Trotzdem antwortete sie weniger warm ais sanft: »Bi5 nächfte Woche. Sie wissen ja« daß Manto mich dann in Dobrinta erwartet, wo Marm- Verlobung mit meinem Vet ter Jarornir gefeiert werden ioll." »Und wenn ich bis dahin nicht zu rück bin, Kointesse?« Sie zuckte die Achseln. »Dann fe ben wir uns vermuthlich vor dem Herbst nicht wiederk« »Das wäre mir aber sehr leid!« Er zögerte, ihre Hand loszutaffem dann feste er mit einem plöslichen Entschluß hinzu: »Ich werde mich beeilen, und nicht wahr, Sie —- Sie werden warten?« Biidete sie es sich ein. oder lag wirtlich ein besonderer Ton in diefer ’Bittet Jedenfalls schoß ihr das Blut in die Wangen, und sie antwortete leise: »Ja. Aber lassen Sie mich nicht zu lange warten!« . Etwas erleichtert verließ Walter b. Sternberg das Wohnzimmer, um fein "Gepiick in Ordnung zu bringen. ! Zur selben Stunde faß in Mah s renberg Syloias Großmutter in ihrem HLehnstuht und las den Brief ihrer antelim worin diefe den Wunfeh »aus-sprach, nach Mahrenberg zurückzu ’ kehren. s Monita riiutnte eben die Neste des « Abendbrotei fort und wollte das Zim mer oerlaffen, als ein Ruf der atten Dame fie zurüahielt «Monita —- sie will wieder zurück! Was fagst du dazu?'« Monita fagte zunächst gar nichts, sondern riß nur die Augen groß aut. Endlich stieß fte satt zornig Inans: «Na,-das kann ja nett werdent Da dürfen Euer Gnaden nur tief in den Beutel greifen! Mit Butterhrot wird vie seht nicht mehr zu füttern trin, wo sie die vollen Schüsseln gewöhnt ist. Kommt der Graf etwa auch?" »Gott bewahre. Von ihm schreibt sie gar nichts. Nur daßtie Heimweh hätte und ihr die Luft in Riedenarr nicht bekomme. Monita lachte spöttisch auf und tagte nicht« ali: »Aha!« Gortsesuna fotqt.)