Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 01, 1909, Zweiter Theil, Image 11
N Wust Schreibebrief non Tini- kaut-unget. --- .,,—-«- --—— Ro, 843. Am Dag nach unsere Opening Persormenz hat uns der Thierecktet zu e Mieting zfusammegp ru e. Mer sin auch all zuacnmekow me, dasor«hat schon der Wedesweiler gesorgt, bikahs der hat schon widdek aus e paar Dahler gerechnet, wo bei Note Okeschen gest-end dehte wer’n. Der Thiereckter hat gesa t: »Lehdies un Schentelmänner, uns ern Schoh war ratten. Es is nit soviel die Per sormenz gewese, hikahs die hat soaar e paar ganz hervorragende Monu mente gehabt, wo ich ptaut draus sin, es war mehr die Ahoienz, die hen sich ganz schändlich behest un die Fellersch duhn gar nit dieserse, daß se ehbes diesentes zu sehn un zu höre kriege Awwer es is e alte Storie: der Pros seht duht nicks gilte in sein Vaterland un ich hen jetzt zwei Prapposischens wo Ihr drin-wer wohte könnt. Daol erschte is: Wolle mer noch emol e· Persormenz rioke?« Da hen mer alll shallekk »Nosser, ei schutt seh natt!« l isse Se, Mister Edithot, ich schwär me sok die Kunst, das is e sehuhtes Ding un ich duhn einiges, sor den storpes, awwer ich fühle doch nit, als oh ich mei Leive riske sollt odder mei Gimhs un sot den Riesen hen ich so laut wie hie Jungfrau von Ruh-Or lieni nur hallere kann, gehallerk »Ei» schutt seh natt!«' ! Der Thieren-r hat dann gesagt:» «Well, Lehdie un Schentelmcinnet,» ich kann an Jhne Jhr Wodum sehn,f dass Se nii zu fühle, noch emal dorch den Dhtdsiel zu aehn un jetzt kommt meine zweite Prahooiiichem Wolle mer mit unseren Schoh an die Rohd i« Da is vor e halwe Minnit o« r so alles so kweit gewese, daß mer e Pinn hätt drappr höre könne. Dann awwer is ei los gange: Der Wedesweiler tat siirs Wort gefragt. Sie hen’s hat der Thiereckter gesagt. «Görli un Bew, hat der Wertes-pei ler dann gesagt. ich will Euch sage, wag meine Oppinjien is. Ter Schob war arig gut un ich lann euch sage, ich hen noch nie nit sooiel Mensche in mein Plah gehabt. un das geht zu pruhse, daß die Persormenz ahlrecht gewese is. Ich denke nur, daß alles noch e wenig mehr Schliss hen mug un den könne mer nur in die Roh kriege; wenn die Kompenie so ebaut vier, sechs Woche an die Rohd war, un kommt dann widder reduhr, bei Schinko, dann sollt Ihr emol sehn, was ich for e Binnetz duan« Well, Mitter Edition ich hen ja nie nit keine große Oppinjien nit von den Wedesweiler qehabi, aber, das bische was ich noch von ihn ge dentt den« das is getroscht worde, wie ich ihn den Weg hen tahke höre. Also mir solle in die Rohd gehn, nur for daß er e großes Bißneß dubn kann! Ich den ihn erkBlick zugeschniiise, ei Zell fuh, wenn der hunnert Pfund Kwoge hätt, dann wär von den We sweiler nids iwwergebliwcoe, wie en großer Griesspati. Er bat .enod tißt, daß ich mäd war, un da Jgut er leich die Kimmeibattei herbeigehoth for nnd-der uff zu mache. Ich weiß ja, daß er e gutes Herz hat un, well, ich tann ja auch nit so sein un io hen ich dann e Kimmelche genomrne un ben Bands mit den Wedesmeiler ge schehit un dann hen mer uns widder vertrage. Mer hen dann Bißneß ge tahtt un espefchjellie die Roho iwwer eiohtt. Der Thiereckter hat gesigtx o er ietzt wißt, daß mer all einig wäre, müßte rner auch den Bißneß Part berücksichtige. Es wär in die erschte Lein nothwendig, daß er fort deht gehn un dein die Dei-to mache. Das Triiwweie deht oft Kohrö e» wenig Geld koste, und weil er doch kein Millionin wär, niii te mir e we nig Geld enei blohe, or seine Ect-« spenjel zu bezahle. for seine Zeit deht er ncks frage. Well, das hat ganz sehr gesnnnd un ich hen gefragt, wie viei er denke dept daß er juhte könnt. O, well, auhse önnt er e ganze Latt, tat er ge agi, awwer er wollt nur so viel ben, das er tein schien set aus sich zu mache braucht, sonst wär das ganze Interpreie oon vorne herein gespeile Irr-ever wann mir so ebaut zwei hunnert Dahier susannne trie g konnte, dann dein er denke, daß wö- for die ertchie Zeit iufsitchend re. Do den die Ieckterschpiebei answer doch sauere Fehses gemacht! Mer sin in die Kompenie zwanzig geweie un das hätt auf den Kopp zehn Dahler ausgemacht Oif Kohri hen mer auch nit die Viel-el- wo nur an den allge eneine Amor-net partissipehte dahin Ffor zehn Dahler frage könne un da: shen ich gesagt. daß ich willings wär. lfor mein Port fufzig Dahler zu gen-we Der Wedesweiler hat gehst. er deht auch fufzig Dahler enei blohc un der Rest soll dann die annere dun nert Dahler besteuern. Das hat «fchon e wenig besser gesaund un se sin auch bereit gewese, das Geld den VIII zllssmme zu bringe. Well, in sett von e Stand war das Geld da un der Thierreckter hat uns e Ressikk. gewwe un hat gesagt, daß er for jeden Cent etaunte wollt, bilahs bei ihn müßt alles fttedt un sehr zugehm So « war also alles zur u riedendeit ge fettelt un nur noch ein Ding hat der Thieereckter gesagt, befor daß mer for heim gestart ben. Er hat gesagt: »Was Euch noch fehle dubt das is e ganze Latt Riehötiels un For die in meine Aebsenz zu männetsche is nie- » mand besser lehpebel, wie die Lizzie. Die verstehts un ich will, daß sht in alle Stücke ihr folge duht un eel iicktlie fo, als ob ich es wäre.« Selle Nie- . mark hat mich arig geticieli un ich hen doch ietzt gelehn, das meine Ei sorts epprie chjiehtet wern un daß ich mitaus Deut auch e wenig Tiillent in mich heu. Jetzt wolle mer emol sehn« tax mer »für en Suetzeß hen. Mit be Riegards Yours Lizzie HanfftengeL W Im Gefchöitseiier. here Meier hat auf dem Kontor einen Witz erzählt der ein schallendes Gelächter hervorgerufen. »Haben Sie zugehört?« wendet er sich an seinen Buchhalter, der in eine Kallulation vertieft ist. »Einen Augenblick," entschuldigt sich dieser —- «ich lache gleich!« Kleine Wiss-schaus. Fräulein (in der unteren Woh nung): »Finden Sie nicht« daß die Herren alle bier heraussehen, wenn ich am Fenster site, Anna?« Dienstmädchen: »Natürlich, Fräu lein hedwig, gerade unter dem Fen ster ist ja eine —- Uhr!« « Nißlickh »Warum wir-d denn der herr Asess sor bei Meiers nicht mehr eingela den?'« »Weil er schieit -—· die beiden Töch ter standen mit einander immer aus dem Kriegssuße —- jede behauptete, er habe sie angesehenf saht ibse gerade. Arzt: «Jedensalls müssen Sie so sort aus der feuchten Wohnung her aus!« Patient: »Na, wenn Sie'5 anords nen, dann will ich in Gottes Namen diese Racht durchbrennen . . . ich bin nämlich noch siir sechs Monate die Mietbe schuldig!« Zu spät Die Wirtbin »8ur schönen Aus sicht« fSonntagi Morgen-M »Wenn das Wetter nicht anders wird, können wir heute unseren ganzen Kuchen sel ber essen . . jetzt wollte ich doch, ich hätte Butter statt Margarine genom men!« Geheimnis-voll »Ist es nicht merkwürdig, daß so wenige Männer das Geheimnis des Erfolges im Leben entdecken?« »Ja, aber noch mertwürdiger ist es, dasz dieses Geheimnis noch immer ein Gebeimniß bleibt. Die Wenigen, die es entdeckten, müssen es doch ossenbar ihr-en Frauen verrathen ha-.«ben Rücksichtsvoll Onkel: »Na, wie fühlst Du Dich in der jungen Ehe?« " Junge Frau: »Ach, selig! Onkel: «Da will ich mich aber fchleunigst wieder empfehlen Es ist nicht gut« den Frieden der Seligen zu stören.« f Rossi-sitt Arzt: »Alle Herr Meyer, ich lann Sie nur dann turiren, wenn Sie mir feierlich versprechen, alle meine An ordnungen zu befolgen.« Meyer: »Gut, Herr Doktor, ich ver spreche es Jhnen.« Arzt: »Schön, das erste, was Sie zu thun haben, ist, daß Sie mir meine vorjährige Liquidation bezahlen!« Jrn Eifer: Gemeindevorstand (dei Gelegenheit eines seht reichlichen Fest essenö, einen Toast ausbringend): «hochverehrte Mitesser. . . . !'« Itsfillis. « . P ,,Jsidok, warum haste heuet nich’ gedient dein Jahr-W Jsidokt »Wer-N ich doch nicht ma khehn das Einjährige in einem Schalt Ia t.'· Jsr dunklen Heut-vierg Kein Sherlock holmes hat der vergnüglichen Zunft der Gauner soviel Schaden gethan, wie das eleltrische Licht. Es ist ein Jam mer! Die ganze Poesie des Rinaldo Rinaldinitums geht zu grunde. Wenn heutzutage irgend ein hungeriger Bra vo einem nichts oder noch weniger ah nenden Passanten einen Revolver vor i hält und einen Griff nach dem Ge-» höuse flüchtiger Stunden wagt, so ge schieht das in brutaler, höchst unfchö-« ner Form. Nicht so, wie einst, als die Zeit noch nicht im Rennautomobiltem po dahinsauste, als man sich in der Er füllung des Berufes noch Zeit giinnen lonnte. Das ist unwiederbringlich da hin, seitdem wir das abscheuliche elek trische Licht und den Cilzugloller ha ben. Wo sind die geblieben, die lieben. prächtigen herren Räuber von einst? Sie, die so wunderbar mit den Augen » rollten und mit den Ohren wackelten? Die dir eine Pistole vorhielten, die nicht geladen war und auch sonst nicht losgegangen wäret Jene Burschen in hohen Stulpstiefeln, mit einem Arse nal im Gürtel und auf dem Kopfe ei- ; nen Kalahreser in Regenbogenfarben2 Nein, es ist heuzutage wirklich gar kein Vergnügen mehr, iich umbringen zu lassen oder ausgeraubt zu werden. Und auch Chamifso würde so etwas schwerlich mehr besingen. — Brausen, vor oer Hammer-eaon te, wo in Petrrsburg eine Fabrik der anderen den Schatten wegnimmt und das Elend der Sorge die Hand reicht. Ida draußen, wo die Bogenlampen ebenso selten sind, wie die Schuyleute —- da haust das dunkle Petersburg. Wen sein Beruf am Tage hier her aussiihrt, auf dem Wege zu einer Fa brik oder nach Gutujewsk, zum Hafen oder Zollamt, der steckt sich Kupferliw ge in die Taschen des, bitte ja, fest zu gelniipften Paletots, damit er sich die zudeingliche Schaar der Bettler vom Leibe halten kann. Besonders gefähr ’ich sind jene jüngeren Herren, die iiber ier Stirn eine »Schmachtlocke« tragen. Kriedlich ruhen in ihrer Hosentasche amm und Biirste neben dem finni schen Messer. Sie halten viel aufs Aeußere, um bei den ,,Damen« ihrer Bekanntschaft nach Verdienst gewür digt zu werden. »Nach Verdienst« trifft ja eigentlich nicht recht zu, sintemalen diese Herren einen Beruf ausüben, der vom Arbeiten und Verdienen recht weit entfernt ift. Es ist kalt, der Winter kam dieses Mal einige Wochen früher, als man seinen Besuch erwartete. Sehn. zwölf Grad. Ein wahres Glück, daß es Rronsbranntweinbuden gibt. Hier verkauft ein Beamter die gefährlichen weißen Flaschen und Fläschchen. An das Gitter, das denBorrathsraum mit dem Berläufer umgibt, drängen sich Arbeiter. Mädchen, Krüppel, Hooli gans und Lockengeschmiickte. Die Roth gesiegelte heißt ihre Sehnsucht. Ge zahlt und heraus ins Freie. Denn im Lolal darf nichts getrunken werden. Das ist Gesetz. Der Siegellack wird an der Mauer deshauses abgestreift; röthlicheStriche schmücken die Wand in Mannshöhr. Dann ein fachtundiger Schlag an den Boden der Flasche. Der Karten fliegt heraus und das Naß in die Kehle. Ein Glucksen. Dann ein Aufathmen. Welch ein Glück! DirWangen röthen sich, das Auge bekommt einen feuchten Glanz Todtschliiger Alkohol lächelt. Prüfend kontrillirt der Blick, ob ja nicht ein paar Tropfen zurückgeblieben sind. Dann zurück in dieBude, um den Ein satz für die Flasche —- oder lnur zu ost) eine zweite und dritte zu holen. Dagegen kommen freilich zehn Grad Kälte nicht auf. Neulich ging eine Notiz durch die Blätter, die von den vielen erzählte, die in St· Petersburg nicht säen und doch s ernten. Es war recht hübsch erfunden, s was dort erzählt wurde. Manches « darunter mag auch einmal Wirklichkeit gewesen sein, damals in St. Peters burg zu Anfang des vorigen Jahrhun » derts. heute aber ist das Geldverdie ’ nen auch hier recht, recht schwierig ge worden. Besonders seit (srzellenz, der - her-r Stadthauptmann, den Gewohn heits- und Falfchspielern so tüchtig auf die Finger geklopft hat. Was nützt schließlich das vollkommenfke Falsch spielen, wenn man kein Lokal zum Jeu mehr zur Verfügung hat! Aber, wie« schon gesagt wurde, General Brat schewski hatte für diefeAbzweigung der »handpflege« durchaus kein Verständ nis;. Vom Baccarat stieg man zum — Lottospiel herab. Das konnten die herren, die stärker waren, als das Glück, nicht verwinden. Sie packten die Koffer und reisten nach Jrkutsk, Tomöl, Wladitawkas. Dort lassen sie sich seht als Kulturträger feiern. Hier ist auch das rechte Feld für sie: Ost asten, das Land des Va banque. Hier wird noch leicht verdient, hier dürfen Ehrenmänner dem Glücke noch nach delferr. Aber in St. Peterödurg ist das Erwerden schwer geworden. Wo sind sie geblieben, da der Vetter im Ministerium die ganze Familie bis ins dritte und vierte Glied versorgtei Die Protettion macht schlechte Geschäf te. Aber sie ift noch nicht ganz ausge storben, gewiß nicht. Die Sonntags nutnmer der Nowoje Wremja erzählt so manches davon. Zum Beispiel: Vorn auf der ersten Seite, Reklame theil, fingerdicker Rand, Baumstamm lettern. »Gesucht eine Dame mit gu ten Verbindungen, welche für eine be deutende blung eine Verseßung aus der Prov nz in die Residenz bewert - stelligen tönnte.« Ein Drama rollt sich vor unseren Blicken auf. Wer ist der Er? Ein Richter, dem eine Erb schaft in den Schoosz fiel oder einOffi zier, der eine wohlhabende Frau be tommen hat? Einerlei. Einmal, vor Jahren war er in St. Petersburg. Acht Tage zwar nur, aber diese acht Tage, sie sind ihm die Hälfte seines Lebens-. War das ein Genuß! Die ses Gewirbel von Lebensfreude und Sorglosiateit, Barth-T Champagner, Troitafahrten, Zigeunerniusit. Mein Gott —- und dann wieder die Provinz. Wie abgeschmackt«fiir einen Großstäd ter. Acht Tage St. Petetsburg ha ben ihn dazu gemacht. Ja, seit dieser Zeit hat er nur einen Traum: Zur Nema! Einmal hat er gehört, Pro tettion, das sei das Ganze. Aber in der Residenz des großen Peter kennt er nur Pawel Ssergejervitsch Bolwanoto und der verkauft Rips im Apraxin Dtvor. Ein riesig gemüthlicher Kerl, der eine rau von drei Arschin Brust umfang ein eigen nennt und einen Batzen »Gereinigten« vertragen kann, aber —- kein Proteltor, wie er ihn sich wünscht. Nach langem Nachdenken ist ihm denn die Jdee gekommen, die zu der Annonce in der Nowoje Wremja geführt hat. Kein Zweifel: ein Regen von Angeboten wird sich über den ver aniiaunaslustiaen Provinzialen ergie dem Welch eine Perspektive eröffnet sich unserm Aventurirt Hundert werden ihm ihr Herz anbieten. Zwei hundert werden ihm schreiben, daß sie in direkter Linie von Rurit abstam men und zweihundertsünfzig daß der Minister X. weiches Wachs in ihren Tichänen Händen sei, Also . . . Abko pos, was zahlen Sie? Jn diesem Schlußsatz. was weiten Sie, werden sich alle Protektions - Prätendentin nen begegnen. Vielleicht aber ist der Einsender gar nicht irgend so ein Hy pernaivus aus der Provinz, sondern! ein abenteuerluftiger St. Petersbur ger. Oder —- auch das liegt im Be-. reiche des Möglichen — ein Hochstap ler, der nach Material zu Erpressur gen sucht. Hier, wie dort: das dunkle St. Petersburg wird an die Arbeit gehen. Nicht immer ist die Schule leicht, die jene Enterbten des Glückes durch machen müssen. Die Polizei, die stets besser sieht, als andere Menschen« wars einen Blick unter die morsche Nilolai brücke und was fand sie da? Ein Häuschen Kinder, zwischen acht und zehn Jahren, die im Schutze der wind schiefen Bögen nächtigten. Bei zehn Grad Kälte. Aber Stroh und ein gu tes Gewissen und Kinderschlas halten warm. Die Kleinen erzählten, daß sie sich seit mehreren Jahren durch Bet teln am Leben erhielten; sie wußten auch die Namen ihrer Eltern, die sie ei nes Tages, als sie des Schlagens über drüssig geworden waren, aus die Straße hinausgejagt hatten. Man hat die Aermsten dem Wai senhause zugeführt, und dort«werden sie sich vermuthlich, wie-beinahe hätte ich gesagt —- zu Hause fühlen. Viel leicht auch nicht. Manchen liegt das Vagabundiren, der leichte Gelegen heitserwerb im Blute. Eines Abends, wenn derThiirhiiter nach,,Gereinigtenx gegangen ist, werden sie die Thür aus klinken und aus die Straße hinaus fchlüpsen. Es gibt ja noch andere Brückenbogen, wo die neugierige Poli zei noch nicht hinsah. Aber frei sind sie, frei. Sie können essen, wann sie wollen, oder besser gesagt, wann sie zu essen haben. Unter dem Brückenbogen gibt es keine Disziplin. Hier sind die Herren. Das Glück, das ihnen voran schwebt, trägt ein graues Gewand. Zu den gefährlichen Kreaturen des St. Petersburger Verbrecherzirkels gehören die Ermessen Jn St. Pe tersburg wird mit der Daumen schraube der anonymen Drohung rast los earbeitet. Eine Zeit lang war es in ode, dem zum Opfer Ausersehe nen zu schreiben, man wisse, daß er sich politisch tompromittirt habe und wer-: de die Polizei daraus aufmerksam machen, wenn.nicht . . . Das Geschäft war früher recht einträglich, denn man wußte, das; derartige Anzeigen aus fruchtbaren Boden fielen und den De nunzirten ins Unglück bringen konn ten. Inzwischen bat sich manches geän dert. Es gibt teine ,,Dtitte Abwei lung« mehr und die Erpresserwirth: schast der Delatoren nahm ein Ende. Auch unsere Erpresser sind mit der Zeit gegangen. Sie arbeiten in der breiten Oessentlichleit, allerdings ohne dadurch an Gefährlichkeit verloren zu haben. Beispiele? Jn der Zeitung Sport und Favorits liest man: »«n türzester Zeit wird ein neues illustrir tes Journal unter dem Titel Der Sportsumps erscheinen. Das Blatt wird sich als Aufgabe stellen, in das intime Leben der leitenden Persönlich keiten der Sportvereinigungen einzu ,dringen, ihre Laster und kleinen Ver sgehen auszudecken und mit allen Kräf ;ten Uneinigteit und Streit in Sport lreisen zu siien. Es werden Mitar beiter gesucht, die leine seste Beschäf tigung haben und imstande sind, Ge Theimnisse auszuspüren. höchste Be » ahlung, da das Blatt von reichen ; ersönlichteiten subventionirt wirb.« : Wir haben die schamlose Publiku Jtion wörtlich wiedergegeben. Was will der ehrenwerthe herausgeber in spc wohl? Der wird genöthigt, zu abonniren, der sür das Ablegen eines tompromittirenden Artikels »Ent schädigungshonorar« zu zahlen usw. Das Revolverblatt wird vermuthlich - --k —. — -k, nur sporadifch erscheinen, wie es das Bedürfniß des Herrn Herausgebers und seiner Bande erfordert. Aber es wird vermuthlich seinenMann nähren, bis eines schönen Tages der Stadt hauptmann seine Hand darauf legt. Noch ist der Standal der Russj, einer großen politischen Tageszeitung, in aller Erinnerung. Jahrelang hatten unsere großen Banken Tausende von »Entschädigungsgeldern« gezahlt. Nur um Ruhe zu haben. Jeyt ist die Zei tung eingegangen. Aber es bedurfte des Einschreitens der Regierung, um die Meister der Daumenschrauben un schädlich zu machen. Was nähte es, ,.Slandal zu machen«, wenn sich nie mand fände, der denSkandal fürchtet? Hängt elektrifche Lampen auch in die ses Viertel des dunklen St. Peters burg ! Dr. E. W Horstkamps Sydow. Tuberkulofesguiftelluus. Die Kampagne, welche unter den Auspizien der Gesellschaft vom Rothen Kreuz gegen die Tuberkulose im gan zen Lande in’s Werk gesetzt worden ist, trägt augenscheinlich die besten Früchte, und ein wie großes Jn tersse man im Osten der Agita tion entgegenbringt, geht aus dem riesigen Besuche hervor, dessen sich die Tuberkulose-Ausstellung in New York erfreut, welche in diesen Tagen eröff net wurde. Die Aussiellung findet im Naturhistorischen Museum statt. Mayok Gevtge B. McClellan eröff nete-Namens derBevölkerung von New York die Aussiellung mit folgender Ansprache: »Dr. Robert Koch, der im Jahre 1882 die Tuberkulose endgültig in die Gruppe von Krankheiten ein reihte, die infektiös, ansteckend und heilbar sind, zollte jüngst unsererStadt das größte Kompliment, das sie je mals empfangen hat. Er erklärte die Bedingungen fiir den Kampf gegen die Krankheit in New York siir nahezu ideale. Dr. S. Adolphus Knopr der unserem Gesundheitsamt angehört, hat in seiner berühmtenFachschristüber Tuberkulose diese Bedingungen dahin zusammengefaßk »Die Schwindsucht erfolgreich zu bekämpfen, erfordert die vereinten Anstrengungen einer klugen Regierung, trefflich ausgebildeter Aerzte und eines intelligenten Publi kums.« Daß diese Bedingungen bei uns erfüllt sind, ergibt das unzweifel hafte Lob von Seiten einer Autorität wie Pros. Dr. Koch« Der Redner zollte dann der städti schen Verwaltung unter seinen Bor gäugern, wie namentlich den mit dem Gesundheitsamt verknüpften Beamten die höchste Anerkennung und wies ins besondere auf die ersolgreichelThätig keit des Dr. Hermann Biggs, des Ge neral - Sanitätsbeamten des Gesund heits: - Departements hin, der bereits im Jahre 1887 die ersten Schritte ge than habe, aus sanitärem Wege gegen die weiße Pest anzukämpfen. Uner- » müdlich sei er für seine Jdeen eingetre- » ten, bis er es im Jahre 1894 durchge setzi habe, daß die ersten Regulationen zur Bekämpfung der Schwindsucht er- ; lassen worden seien. Der Mahor zähl te dann im einzelnen aus« was heutzu tage in diesem Kampfe von der Stadt geleistet wurde, nämlich: 1) Die Anmeldung und Registri rung aller zur Kenntniß der Aerzte kommenden Tuberkulose-Fälle. Gegen 4166 Fälle im Jahre 1893 sind 1907 BLGZO zur Anmeldung gekommen. Rechnet man die Zahl aller Schwind suchtsfälle in der Stadt auf etwa 40, 000, so kommen mehr als Z zur An meldung. « 2) Die unentgeltliche Untersuchung ides Sputumg von krankheitsverdächti gen Personen. Derartige bakteriolo gische Untersuchungen wurden 1893 nur 511, 1907 dagegen 27,277 vorge nommen. Z) Erziehungsmaßregeln in umfas sender Weise, durch Vorträge und Ber tdeilung von belehrenden Cirkularen, von denen im vergangenen Jahre uber 600,000 verausgabt wurden. 4) Besuche von Schwindsuchtslran keu in ihren Wohnungen und Ueber wachung ihrer Behandlung durch Acrzte des Gesundheitsaintes. EI) Unentgeltliche Desinsettion der thnungen von Schwindsuchtskran ken. M«-- sp- —., tj) Beklycllllllq voll kutllul u. Ulctn an Kranke und ihre Ueberweisung an Wohltbittigteitsgesellschaften. 7) Durchfijhrung der Verordnungen gegen das Ausspeien auf der Straße. Z) Förderung wissenschaftlicher Studien, Untersuchungen und Experi mente mit Bezug aus Tubertulose. Endlich die Unterhaltung von be sonderen Hospitälern zur Behandlung von Schwindsuchtskranlen. Ueber den letzten Punkt ließ sich der Mayor eingehend aus und führte an, daß für Tuberkulose - Behandlung be reits in der Stadt 3500 Betten in öf fentlichen und privaten Krankenhäu fern zur Verfügung stehen. Da in den Bereinigten Staaten nur 14,000 Bet ten fiir Tuberkulose-Fälle bestimmt sind, kommen auf die Stadt New York allein 25 Prozent davon; mit der ge planten Zurverfiigungstellung weiterer 1500 Betten wird sich der Prozentsay auf etwa 36 Prozent erhöhen. Dann wandte sich Herr McClellan der ftädtifchen Heilanftalt für Schwindsiichtige in Otigville zu, wo 1300 Acres ungetauft sind und jetzt 200 Patienten behandelt werden tön nen, in Bälde sogar 250. Er führte unterAngabe genauer Zahlen aus, daß sowohl hinsichtlich des Baues wie der tUnterhaltung der Anstalt die OW viller Anlage die denkbar hilligste sei, ohne daß den berechtigten Wünschen der Heilwissenschast im geringsten zu nahe getreten werde. Während des zweijährigen Bestehens der Anstalt sind nur zwei Todesfälle vorgekom men, dagegen von 500 Patienten 20 Prozent vollständig, die restlichen 80 Prozent so weit geheilt worden, daß ihrer Rückkehr in ihre FamilienBeden ten nicht mehr entgegen standen. Nach Vollendung der Otisviller Anstalt werden dort alljährlich gegen 5000 Pa tienten die beste und sorgsamste Be handlung erhalten können. . »Zugegeben,« fuhr der Redner sort, »daß hier die Bedingungen imKampse gegen die Schwindsucht nahezu ideale sind, sie müssen aber ganz ideale wer den. Dazu gehört das engste Zusam menwirken der Behörden, der Aerzte und des Publikums Behörden und Aerzte wirten bereits in sruchtbringen der Thätigteit auf das engste zusam men; was noch fehlt, ist die Mitwir tung des gesammtenPublitums. Nach der Richtung muß sich der Kampf zu nächst bewegen, um zum Ziele zu süh ren, daß Schwindsucht, gleich anderen ansteckenden Krankheiten, nicht an dauernd eine Bedrohung der öffentli chen Gesundheit ist, sondern höchstens wie jene epidemisch austreten tann.« Heilung der Schwindsucht. Dr. Abraham Jacobi, der sich au ßerordentlich um das Zustandekommen der Tuberkulose-Ausstellung in New York verdient gemacht hat, hielt im Namen der Aerzte-Welt von New York eine längere Ansprache, in welcher er in außerordentlich beherzigenswerthen Ausführungen den Nutzen schilderte, welchen die Bevölkerung der Stadt aus dieserAusstellung ziehen soll und muß. Wenn man heute besser über die Tu berkulose unterrichtet sei, führte Dr. Jacobi aus, so sei dies nicht das Werk eines Einzelnen, sondern vieler Män ner und von Jahrhunderten. Um die Tuberkulose zu überwinden, bedürfe man nicht nur der Mithülfe ei nes Mannes,sondern auch seiner Nach barn. Auch bei dieser Ausstellung zeige sich dies. Selbst die glühende Beredt samkeit von Dr. Alsred Meyer hätte die Ausstellung nicht von Washington hierher bringen könen, wenn nicht seine Kollegen, sowie die Sympathie und in telligente Freigebigkeit von Miit-tit gern und ftiidtischen Behörden dabei geholfen hätten. Schon oor Villemin und Robert Koch seien Tuberkulosekranke gebessert oder geheilt worden. Das zeige sich bei zahlreichen Obduktionen alter Leute, bei denen sich geheilte Spuren von Tu berkulose fänden. Die Heilungen seien entweder von selbst durch ünstige Le bensbedingungen eine krä tige Konsti tution, frische Luft, geeignetes Klima, Ruhe und reichliche, gute Ernährung serfolgt, oder aber dadurch. daß man »diese günstigen Heilungs-Bedingungen geschaffen habe. Durch Medikamente allein habe man zwar keine nachweisli chen Erfolge erzielt, aber in Verbin dung mit all’ den Methoden, welche in dieser Ansstellung dem Publikum vor geführt würden, seien sie von großem Nutzen. Um diesen Feind zu besiegen, müsse man ihn kennen. Diesen Zweck habe diese Tuberkulose-Ausstellung, in wel cher nicht nur durch den Anschauungs Unterricht, sondern auch durch erläu ternde Vorträge die anatomischen, kli matischen n. theilweise auch die sozia len Ursachen der Tuberkulose dem Be sucher klargelegt werden sollen. Dann soll ihm gezeigt werden, wie er sich nnd seinen Nächsten vor der Ansteckung schützen oder eine im Entstehen begrif fene Erkrankung bekämpfen müsse. Ueber Sanatorien und Hospitäler, Zelt- und meist billige Heim-Behand lung werde der Lernbegierige hier nach jeder Richtung hin unterrichtet werden. Mit offenen Augen mögen die Besu cher schauen und sich umthnn, denn nichts sei besser, als eigene Anschau ung. Und auch jene Frauen und Mäd chen, die hilfsbereit den Mitmenschen beispringt-n wollen« mögen aus dieser· Ansstellung die Leiden ihrer weniger glücklichen Mitmenschen kennen ler nen, mögen sehen, wie sie leiden und sterben. Und dann mögen sie hingeben und helfen. Häufig sehe man in begiiterten Fa milien einen unertlärlich erscheinenden Fall von Schwindsucht, trotzdem alle Angehörigen gesund seien· Jn der Aussiellung könne man die Erklärung dafür finden. Sechs Wochen lang könne man Kenntnisse schöpfen, welche für jeden Einzelnen, seine Familie und die Stadt, in der er lebe, von unersch lichem Werthe seien. Lebdaftester Bei fall dankte Dr. Jacobi für seine Aus sührungen. Lebensabko Von Wilhelm Müller. Bedenke, daß jede Nebensache zur Hauptsache werden kann. Lerne auch aus »dem Lachen die Ge danken und Gesinnungen der Men schen erkennen. Berurtheile das Streben eines Menschen mehr nach seinem Handeln in freien Stunden, als nach seinem Schaffen in der Zeit seiner Berufs arbeit. Verachte einen Menschen nies da rum. weil er Dein Ge net ist. Bedenke, daß die irtuna Deiner Worte niemals eindringlich ist, wenn diese aufdringlich sind. Wappne Dich nicht nur ge en das Leid. sondern auch nequ die queudes