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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 25, 1908)
Jahrgang Uebraska Staats— Anzeiger uikd J set-old Crit udJsca WdNb ,25. Desebkm 9 rTheW .......... Wethnachtzsahrt Skizze von F Wilde. . ie heiliäe Weil-nacht lzog durch da Lan Sie tain mit dichtern Wirbeln, tnirsehendem Frost und einem sternenllaren himme. Der weite Pakt ruhte in einer wei sen Winterdeckr. Schwer beladen neig ten sieh Wische und Zweige unter der Last des glihernden Schnees. Zuweis len löste sich eine Schicchi-und fiel weich sur Erde. Sonst war alles still rings umher Karola. Baronin von Fachwitz, schaut träumend in diese heilige Stille hinaus. ---- Jhr Gesicht ist weiß wie der Schnee. und wunderbar hell leuch ten daraus, wie der tlare Sternen himinel, die Augen vorn tiesten Blau. So steht sie und späht und wartet. Worauf? Sie fährt rnit der hand itber die Stirn Leise öffnet sich eine Thür. Schritte wagen sich zögernd über die Schwelle. Zaghaft meldet sich eine Stimme: »Gniidige Frau!« Die Baronin verharrt in ihren Träumereien Dann wird die Stimme schärfer, nachdrlicklicher. »Wiinschen Frau Ba ronin, daß die Bescheerung im Leute hause jeht stattfinden soll'- Oder ha ben gnädige Frau sonst Befehle?« Der alte Diener lies; unter halb ge senkten Wimpern einen lauernden Blick zu der Herrin hinüberschtveifen. Karola schüttelte das blonde Haupt, ohne ihre Stellung zu verändern. Der Diener räusperte sich noch rin inal, ehe er seinen Posten verließ. Da wandte sich die Baronin plötz lich, als folge sie einem turzen Ent schliesse. »Schöffer, lassen Sie an spannen. Wir nehmen den Schlitten. Jrh will in die Stadt fahren.« Es sollte im kühlen Befehlstan tlingen, aber ei mischte sich ein Zittern hin ein. Der Alte zog die buschigen Augen brauen zusammen. Jetzt am heiligen Abend in die Stadt? Das hatte et was zu bedeuten! Doch er preßte die Lippen stumm auseinander — - und ging. Die Baronin löste ihren Blick lang sam vom Fenster, von dem geheim nißvollen Leben und Weben des her einbrechenden Weihnachtsabends. Ein schwerer Seufzer hob ihre Brust. Und doch huschte ein Sonnenstrahl der Erinnerung über sie. Er leuchtete aus zwei braunen Kna benaugen, schmiegte sich um den dunt len Krauskopf und lachte von einem iibermiithigen Munde. Dieser Knabe hieß Siegfried Drewes und war der Sohn des Arztes int nahen Städt chen. Zuweilen brachte ihn der Vater, wenn er auf dem Dorfe vor dem Gute zu thun hatte, mit hinauf. llnd Ka tota, die teinen Spieltanieraden be saß, jauchzie vor Lust und sah voller Bewunderung und Anbetung zu dem schönen Knaben hoch, dem diese Ver ehrung wohlgefiel. Sie tollten zu sammen durch Wald und haide, und diese glücklichen Spielstunden legten in ihre Herzen den K.«i, der später goldene Frucht tragen sollte. Inzwischen trennte sie das Leben. Siegfried bezog die Universität, um Medizin zu studiren und nachher die Praxis des Vaters zu übernehmen. Karola wurde in die Gesellschaft ein« gesiihrt und als Schönheit gefeiert. Aber die Zeit vermochte nichts an diesen beiden Menschen zu ändern. Ali sie sich wiedersahen, wußten sie, daß sie zusammengehörten und nicht wieder voneinander lassen könnten. Sie schritten durch den winterlichen Wald, vom Sturm umbraust, vom Schnee umwirbelt, selig umschlungen, und der junge, einfache Landarzt stagte das schöne, stolze Mädchen «Willst du mein seini« Sie schwur ei unter hingebenden Küssen. —- — — Illes war anders gekommen Sie hatte diesen Schwur gebrochen und den Baron von Fachwih geheirathet. ei « Und nun hielt der Schlitten vor dem Dottorhausr. · Dte Baronin trat etn. Mit bangem ,-Herztlopfen schritt sie die paar Stufen zum Partei-e hin auf und rührte den Klingelzug. Da öffnete die alte Witte. Sie hatte schon unter Siegfeiedg Vater treu ge dient und kannte Kakola von Kind heit an. —-- Die Alte traute ihren Au gen nicht »Gnltdlge fix-aus« stieß sie über enlcht hervor. l Diese fragte freundlich: .,,Jst der fherr Doktor zu sprechen?« » »Noch nicht, Frau Baronin. Aber jwenn Frau Baronin warten wollen, er muß bald zurück sein.« Schon der Kinder wegen. Ein paar von den Aermsten, bei denen es am meisten noth thut, kommen zur Bescheerung her. Das war auch beim alten Herrn Doktor fo. —- Nehrnen Sie’s nicht iibel, 0frau Baronin, aber ich muß setzt hinaus und die Garde empfan gen, sie tritt mir sonst die Stube so voll Schnee.'« Und die alte Witte eilte in den Flur. Karola setzte sich in den Schreib stuhl, fuhr zärtlich über die Lehnen, auf denen Siegfrieds Hände wohl täglich ruhten, und lief-, einen Blick durch das Zimmer fchweifen Draußen wurde das Lärmen der Kinder lauter. Jetzt sprach eine sonore, tiefe Männerstimme dazwischen ge wifz mit einem launigen Wort, denn es erscholl ein helles Gelächter. Karola schoß das Blut in die Schläfen Die Thiir öffnete sich, und über die Schwelle trat Doktor Sieg fried Dretves. Die Thüre fiel wieder ins Schloß. Aber er hatte noch teinen Schritt ins Zimmer gewagt, so bannte ihn ihr übrrraschender Anblick. Karola war es, die ihm entgegen kam. Sie streckte die Hand aus und bat einfach, ohne große Worte: »Ver geben Sie mir, Siegfried!« Sirt Blick glitt kühl an ihrer de müthigen Gestalt herab. Dann schritt er. ohne ihre Hand zu fafsen, an ihr vorbei und sagte vom Schreibtische her: Namen Sie deshalb, Frau Ba ronin, sv hätten Sie sich den Weg bei dem Schneegestöber sparen können. Die Wunde tst längst vernarbt." Sie ließ sich durch die Schroffheit seines Wesens nicht einschiirhtern. »So sei es meinetwegen. Jch brauche eine Aussöhnung Ich ersehne sie wie ei nen heilenden Balsam.« Und dann begann sie mit ihrer melodischen, sympathischen Stimme, der man gern und willig zuhören mußte, von der Vergangenheit zu er zählen. « »Ich werde nie den Tag vergessen, an dem ich zum ersten Male in das Vaterberg blicken durfte, das mir von Kindheit an verschlossen war. Es be lainte mir in jäher Verzweiflung eine furchtbare Schuld. Ein Abgrund that sich vor mir aus. Mein Vater, ein leidenschaftlicher Spieler, hatte Uusummen durchgebracht, dazu Haus und Hof mit einer Schuldenlast über häust, daß uns lein Ziegel aus dem Dache mehr gehörte. »Nein uns, Ka rola.« hatte der Unglückliche zu mei nen Füßen gefleht. »Ja deiner band liegt unser Schicksal!« Da siegte die heiße Liebe zu meinem Vater, die von Kindheit an gewaltsam unterdrückt wurde. Jetzt, in der Noth ertannten wir einander und fühlten unsere Zu: sammengehörigleit. Baron Fachwih erledigte sämmtliche Schulden und erlauste damit meine Hund« Die Batonin schlug die hände vor ihreAugen. »Ich dars an diese schmach volle Ehe-seit nicht zurückdenlen·« Siegfried hatte sich seht ganz zu ihr gewandt. »Ihr seid geschieden?'« »Ja,« antworteteKarola leise. »Der Baron lebt in Paris. Mir gehört das Gut, das Erbe meines Mannes. hier halte ich mich schon seit einein Jahr in völliger Einsamleit ans.'« Soeben erschien die alteWittwe nnd fragte bescheiden, ob es nun recht sei. Sie wäre sertig mit allem. Und ob sie die Thiir öffnen dürfe. Der Doktor nickte. Da stand mitten in dem großen Wohnzimmer ein brennender Tan nenbanm. Seine Lichter strahlten in alle Ecken und WinleL Und um den Tisch standen sechs Flachslöpse und sangen mit weitge itssnetem Munde und begehrlichen Angen: »Stil« Macht, heilige Nachts Katola wurden die Augen feucht. Sie sah durch Thkänen in diese weihe volle hetrlichkett hinein Sie hörte ihren Namen sliistetn. Ein Arm schlang sich um ihre Taille. Und so trat Siegfrieb mit ihr in die Weihnachtssmbe. Das Lied war verklungen Die Kinder hatten ihre Befcheerung erhal ten und waren gegangen. Siegfkiev faßte ihre Hand und sag te mit feierlichem Ernst: Weihnacht! Des Wellmochtifett nat selan Friede-« TO Kehrt nun wieder del den Menschen em: 0 selig. wem das Glllell beschieden. Im Ketten stob. den Jus-dem glelch tu Oelnl Zwar nimmt dle Welt den- Rlndekglaubem Den frommem unt gar bald vom hell"gen Chr-let Voch toll ile ale uns die-en rauben-: Weib-lacht das hohe Jeik der Tlebe lit! Drum Tut-e Rette-I laut error-new Ja Ilebegslammea lodern hell und kein! Bekeltet Freude auch den Arme-h Dann vlkd gesegnet Tuch das Christer selnl »Ich danke dir, daß du gekommen bist, Kakola. Dies ist ein fchönekWeih nachtsabend! Er legte feine Finger weich in das ! »blonde Haar, küßte sie auf den Mund! »und fah ihr tief in die strahlende-I Augen. So standen sie lange im feli-; gen Gefühl des Wiederfindeng. » Ein Okcbnachtscrlkbnm Vm Eugen Reichel J n dem Worte ,,Weihnachten« lieat für die meisten Menschen ein so eigenthümlicher, strahlend-er Zauber, daß die wenigsten daran denken, wie sehr auch dieser strahlendeGlanz, diese leuchtende Sonne sich dort und hier verfinstert, wie viele Thtiinen an derse Abend fließen, an welchem so viel ge lacht wird, an welchem alle Welt sich in Friede und Freude, in Glück und Wonne zu wiegen scheint. Und doch-— wer hinter allen T iiren lauschen, wer in alle Häuser und ütten hineinblicken könnte, wer die Asyle und Gefängnisse durchwanderte-— tvie ganz anders wür de er über den Zauber dieses köstliche-i Festes denken. wie schneiden-d würden ihm die Seufzer des Unglücks, die Schreie der Verzweiflung entgegen tlingen; wie schwermiithig würden ihn« die Thränen machen, die von Tausen-1 den, von Hunderttausenden auch an diesem Abend geweint werden und heißer geweint werden als vielleicht an anderen Tagen, wo der Gegensatz von hell und finster, von Lust und Weh nicht so bitter empfunden wird! An jedem anderen Tage trägt sich das Leid weniger schwer; ec- gehört für den, der unter ihm seufzt, gewisser maßen zuniLebenx es ist ihm alltäglich geworden: und da dass Glück der ande ren sich nicht gerade herausfordernd vor ihn hinstellt, so trägt er eH in dem Bewußtsein, daß er zahlreiche Leidens genossen hat. und daß jeder, auch die anscheinend Glücklichen, ihr Kreuz zu tragen haben. Ganz anders am Weih nachtsabend Da weiß er, daß die große Mehrheit seiner Vollsgenossen entweder glücklich ist oder doch we nigftens den Schein des Glücks sieh vortäuscht; da weiß er, daß in jeder Familie der Baum brennt, daß stinsp der mit leuchtenden Augen« in dass fliniinernde Wunder schauen, daß die Herzen hoch aufllopsen----daß die Ge meinsamkeit der einen herzlichen Ein pfindung die Gemüther fest aneinan der schließt. Er aber steht draußen. Für ihn brennt tein Baum; ihm drückt lein Liebes die Hand; ihm dantt tein lachender Kindermund; ihm öffnet die Freude nicht das Thor, um ihn, wenn auch nur für diesen Abend, in das Paradies einzulassen. Wer jemals Gelegenheit gehabt yat, solche Stieflinder des Glücks am Weibnachtsabend zu beobachten, dem ward es eine Erinnerung für’s Leben, aber leine freundliche Erinnerung Jch könnte aus diesem Erinnerungsfchatz meines Lebens manches mittheilen, aber ich fürchte, die fchwärzesten Daten würden vielen die Stimmung für das Feft verderben; und fo begnüge ich mich mit einigen Kleinigkeiten, die noch nicht das Bitterfte verrathen. Es war im Jahre 1884. Jch befand mich auf dem Wege nach Haufe. Die Dämmerung war bereits eingetreten, dort und hier fab man fogar fchon leichtverbiillte Fenster-, die Kerzen des Tannenbaumes schimmern. Auf den Straßen hafteten die Leute durchein ander, um noch die lehten Einläufe zu machen. Linlo und rechts vestiirmten mich bettelnde Kinder, ihnen doch ei nen Hampelmann oder eine Weih nachtsruthe oder ein Schäfchen aus Wolle abzutaufen Als ich in die Lützowstraße eingebo gen war, sah ich ein paar Leute vor einer offenen Thür stehen. Jch trat hinzu und fragte, was los wäre. »Ist eben ein Mann hier vor dem Hause zusammengebrochen—«-sie haben ihn in den Flur getragen,« gab mir eine ältere Frau zur Antwort Ich trat näher, und zu meiner schmerzlichen Ueberraschung ertannte ich in dein Zusannnengebrochenen ei nen mir, wenn auch nicht gerade be freundeten, so doch wohlbekannten Maler, einen Landschaftsmaler, von dem ich allerdings wußte, dafz er mit seiner Frau und zwei Kindern nicht gerade in glänzenden Verhältnissen« lebte, der aber in dem abgenuhtem nicht einmal durch einen ileberzieher vervollständigten Anzuge sich mir nun als ein schwer Nothleidender enthüllte. Jch verständigte mich mit einem hin zutretenden Schutzmaum welcher den Bewußtlosen sortschassen lassen wollte, und fuhr sodann, von einem jetzt eben falls hinzugetommenen Arzte begleitet, mit dem Ungliicklichen nach dessen Haufe. Da der Arzt festgestellt hatte, daß Hunger die zweifellose Ursache des Zusammenbruchs war, so lonnte hier nicht gleich mit gewaltsamen lite gennritteln vorgegangen werden; der Leidende mußte erst die nöthige Vor behandlung erfahren, und die sollte ihm zu Hause in irgend einer Form zutheil werden Sobald wir am eiiele angelangt waren, ging ich in den vier ten Stock des Hinterhauses hinauf, wo wie ich wußte, die Familie wohnte. Als ich oben tlingelte, regte sich zunächst nichts· Ich fürchtete schon, daß Niemand zuHause wäre; aber als ich nun ein zweites Mal an der Glocke zog, da vernahm ich ein leises-, schlür fendes Geräusch es war beinahe, als ob Jemand am Fußboden hin lröche; und jetzt fragte eine kaum hör bare, trockene Stimme: »Wer ist da?« Der Ton der Stimme wirkte seltsam ergreifend auf mich; kS war wohl die Stimme der Frau, aber sie klang so fremd, klang wie der letzte Seufzer eines Ertrintenden. Ich gab mich zu erkennen und bat sie, zu öffnen. Jetzt hörte ich, wie sich ein Mensch mühsam an der Thür empottaftete dann wurde geöffnet, und ich stand vor ei nem Bilde, das mich nahezu entsetztr. Vor mir, sich mühsam aufrecht erhal tend, schwankte die junge Frau, die ich als ein schönes, blühendes Weib ge lannt hatte; sie war mit einem ganz zerlumpten Kleide nothdiirftig beklei det. Jn der aller Möbel beraubten Stube aber lauerten zwei wie blödsin nig dreinschauende Kinder, deren eins an einem aufgebrauchten Schuh nagte. Meister Knaus hat uns einmal ein blühendes Kind gemalt, das nach Kin derart an seinem Schuhchen knabbert; ein goldener humor ruht auf der Sze ne: und wer sie betrachtete hatte seine Freude darin. Dieses Benagen des Schuhes hatte etwas furchtbar Ergrei fendes; denn es war der quälende Zungen den das Kind trieb, seine ähnchen an dem Leder zu versuchen. Jch trat ein unfähig ein Wort zu sprechen. »Mein Mann ist nicht zu Haufe«---— begann die unglückliche Frau jetzt und erinnerte mich daran, was mich herge führt hatte. Jch erzählte ihr nun, was mit ihrem Mann vorgefallen, sagte, daß ich ihn in Begleitung eines Arztes hätte nach Hause bringen wollen, und machte tein Hehl daraus, daß dieses »zu Hause« allerdings nicht der rechte Ort fiir einen so schwer Leidenden wäre. Sie sank jetzt, ich weiß nicht recht,ob aus Schwäche, oder utn mein Mitge fiihl zu erwecken, vor mir zu Boden, umtlammerte meine Hände und rief mit der letzten, ihr noch zu Gebote stehenden Kraft: ,,Retten Sie ihn! Retten Sie uns, wenn Sie tönnenl Es ist aus mit uns! Alles haben sie uns genommen-— -teine Arbeit —nichts. Reiten Sie uns!« Jch gab ihr den Trost, daß ich für sie thun wollte, wag mir irgend mög lich wäre, obwohl ich selbst eigentlich gar nicht in der Lage war, etwas für sie zu thun; dann bat ich sie, sich noch eine Weile zu gedulden, da ich fiir’5 Erste wieder nach dem Mann fehen und fiir sein Unterlommen sorgen wollte. Sie oerfuchte nicht, mich festzu: halten, aber aus ihrem ganzen Beneh men schloß ich, daß sie auch aus mich ein große Hoffnung setzte. Wieder aus die Straße gelangt, schilderte ich dem Arzte, was ich oben erlebt hatte; und nun hatte ich die Freude, hinter all dem Dunkel, das mich oben umgraut hatte, die helle Sonne der Menschenliebe ausgehen zu sehen. Der Arzt war zusiilligerweise unverheirathet und offenbar sehr wohlhabend; aber er war zugleich ein echter Menschenfreund. ein Mann oon Herz, und weil er sich, gleich mir, da rüber klar mar, daß der Unglückliche in der eigenen Wohnung nicht unterge bracht werden durfte, so beschloß er, ihn bei sich aus«-zunehmen und dort für ihn zu sorgen. Dann aber drückte er mir einen Hundertmarlschein in die Hand und sagte: »Kaufen Sie schnell dar- Nöthigste für die Armen.« Er fuhr sogleich mit dem Betvufztlosen davon, den er dann wieder zu Kräften brachte, und ich beeilte mich, seinem Wunsche nachzukommen Wie die nun Plötzlich iiber das arme Weib hereinbrechende Weihnachtssreus de dort oben wirkte »das vermag ich nicht zu schildern; ich hatte nur Mühe, den Dant, den ein Andere-r verdiente-, von mir abzuwehren O-.—« ·— - . Weihnachten. stein Glockengrnß klingt so feierlich und zugleich so hell und freudig, so ein Echo swectend in aller Herzen von der kleinsten Hiitte bis-; zum Kaiser schloß hin-auf, wie der Weihnachtss grnß, der am schönsten, innigsten al ler Feste iiber die Häusermeere der Städte hallt oder in stille, friedliche, fchneeschimmerude Landschaften selt sam froh hinausllingL Kein noch so hattes, vom Sturm des Leben-J uin tobtes Herz an diesem Abend, das nicht still gestimmt in sich ging-e, dass ch über sich verxiiöchte, der hehren Weihe zu widerstehen, die im Glocken arnfz vom Thurme tlingt, in Miltio nen Werten gebengfreudiger Liebe er greifend sich offenbart oder aus ferner, langvergangener, halbverklun aener Zeit Wehmuth ioeetend in der Erinnerung heraufzitterL Das ist dar (ttrofze, das Wunder des einsigsen Fe stos, das; der Jubel, der einmal nur ein Kinderherz erschlossen, einmal nur die Lippen zu seliaem Rufe geöffnet hat, nachhallt, in tiesster Seele unber aeßlich ist ein ganzes Menschenleben hindurch! Ob nur wenige Lichter am Baume etstrahlen, ob die grünen Zweige nur ipätliche Geschenke überschatten, oder ob der Glang von aber-hundert Kerzen nnd die Fiille des Gabentifches die Augen blendet die reine. Heilige Liebe ist eg, die da weiht und seit, die im Nehmen, im Geben den Samen streut, der noch im Alter die Jugend veseligend erstehen läßt. Möchte doch die Freudenbotschaft in unser aller Herzen dringen, uns frohe, glückliche Weihnachtstage brin: gend, uns Allen verstünde-um »Friede, Freude!« ——--—«-.- — Mahnung. Herr ("der einem Dichtetlinq .«-’. Mart leiht, nachdem er ihm schon öf ters ausgeholsen): »Jetzt sind es ge nau 2:3·35 Mart; es wird Zeit, dasj Sie berühmt iwerden!« se IVieS nnd jenes vom Weinachts fest. Seit jeher hat es die Kirche meister lich verstanden, sich den bestehenden Zuständen und Verhältnissen anzu passen. Um die Germanen für das Christenthum zu gewinnen, übernahm sie natürlich auch deren natur-religiöse Sitten und Gebrauche So wurde auch das altnordifche Fest der Winters-on nentvende — Jol oder Julfest geheißen mit Christi Geburtsfeiet verschmol zen. Die heidnischen Symbole wur den beibehalten und empfingen erst seit dem Jahre 354 christlich-kirchliche Um deutungen. Denn auch die Samena lien der heidnischen Römer spielten da hinein. Als älteste Reminiszenz an die heidnischsgermanische Vor-seit ist jeden falls der Weihnachtsbaum lebendig ge blieben. Der Brauch, ein Nadelbiium chen mit allerlei Zierrat und Lichtern zu putzen, und unter seine Zweige Ge schenke zu legen, hat jedoch erst im vo rigenJahrhundert allgemeine Verbrei tung-gefunden Was Norddeutschland angeht, so tannte man eigentlich nur idie sogenannte Weihnachtsvyramidr. Sie bestand aus einem Holzstamm als Achse. Von ihr gingen Stäbchen aus«-, um welche sich in verjüngender Form von unten nach oben gesehen, Reisen legten. Das Ganze war in der Regel mit hellgriinem Papier umwickelt. An den Reisen wurden die Lichthalter nebst den Geschenken befestigt. Diese Weihnachtspyramide, aber auch Weih nachtslrone, war in Berlin bis in das vierte Dezennium des vorigen Jahr hunderts gebräuchlich und hat sich auch noch bis heute in manchen Orten der Mart erhalten. 1835 ist wohl zum erstenmal der Tannenbaum in Berlin eingezogen, heute prangt er auch in allen romanischen Ländern, ja selbst im Blockhaus ainerikanischer, brasilia nischer oder australischer Kolonisiem Wieviel Volks-glaube einstmals an den Weihnachtsäpfeln, Pfefferniissen und sonstigen Gaben bina, darf füglich übergangen werden. Ins Gebiet der nordischen Sage weist auch der Knecht Ruprecht hin über. Wir kennen ihn als dienstbaren Geist im Gefolge Berclstas. Auch seine Wandlung zu einer Schreckgestalt fiir die blinder reicht in die Frühzeit des Germanenthums zurück. Es muß bei dem Uintrieb solcher verlarvten Gesel len in den Gassen arger Unug veriibt worden sein« weil schon das Papstrecht Verbote dagegen erlassen hat. Ueber die Herknnft dieses Brauche-? weiß ein Chronist folgendes zu melden: Jni Jahre 1028 soll es sieb in einem Orte Sachseng zugetragen l)aben, dass ein Priester Namens Rupertug in der Weibnachtlshristmette gehalten, woran er aber durch 15 Männer nnd drei Weiber, die draußen auf dein Kirchhof getanzt nnd weltliche Lieder gesungen hätten, verhindert morden fei. Wohl ließ er ihnen Schweigen gebieten, allein sie spotteten seiner. Da fluchte er ihnen und wünschte daß sie von Stunde an das ganze Jahr hindurch tanzen rniiszten Alsbald sei eH ge: sehehen Unter jenen Weibern war nun auch des Priester-:-v Tochter. Jhr Bruder wollte sie von den Tänzern tvegziehen Dabei riß er ihr einen Arm aus. Sie aber hätte, ohne auch nur einen Blutstropsen zu verlieren, das ganze Jahr über mit anderen fortgetanzt Zuguterletzt hätte sie der Erzbischof Heribert von Köln durch Abgeordnete von ihrem Fluche los sprechen lassen. Hierauf wäre sie nebst einigen anderen gestorben. Die übri gen hingegen hätten drei Tage und drei Nächte geschlafen. Etliche wach ten nicht mehr aus; die anderen, am Leben gebliebenen, hätten aber ohne Unterlaß gezittert. Und von dieser Zeit an sei der Name Rubrecht ein be sonderer Schrecken fiir alle Kinder ge blieben. Ein trauriges Weihuachtssest erleb ten die Bewohner des Bremer Gebietes im Jahre 1717. Damals brach in der Christnacht eine Springfluth ins Land herein: »Sieben Tage hat"g gedruckt Sieben Nächte blieb das Wasser, Bis der große Länderhasser, Der stets vor den Deichen lauert, Sich verlaufen hat, verlor-n, Und sein altes Bett erkoren. Viele Tausend sind ertrunlen, Unzählhares Vieh gestorben, Städte, Dörfer sind verdorbe;;, Stnd verspitlt und-sind versuntesk