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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 25, 1908)
Der Wethnachtsnrlaub Von Ottvmclt HatmeH ibkt Sohn ich fchikie Dir 3 Mi. sue reife. komm heftimt zu weih mäien wir fchiachten das Schwein end bei Sitügeti wird getanzt. deine Muttet.'« So stand auf dem Abfchnitt einer Seldanweifung, den der Wachtmeiftet Menge Mitte Dezember dem Kanoniet Lange beim Appell aushändigtr. ,Witd fchwet angehen,'« brummte, nachdem die Battetie zum Essenholen sbgetteten war, Lange, sich den dicken, wolligen Kon tranenv »Hab’ zu viel auf dem Ketbholz: »drei Tage Kaften wegen Dienstverfiiumniß, fünf wegen Schlafens auf Stallpvften und dann M Uebrige: Strafexetziien, Antre ten, Strafputzem Strafftallwachen. Ungettagen habe ich ja um Urlaub, aber mir gibt der Alte sicher leinen. Und der Wachtmeifter gar, wo der - Etsch nur sieht, beißt es gleich: »Wie , fiebft du aus, du Schwein, wieder nichts geputzt! Na, warte. mein siltfchchen Die schöne vierte Hofe sang verfaut und zerrissen«, und fo sehW weiter. Dabei haben fie mit ein dsschen gegeben, das ganz gtiin und miitbe ift; wenn man die ordentlich biikftet, reißt fie noch mehr in Fetzen.« —- Ja, der Wachtmeiftet wiitde fchon dafür sorgen, daß er nicht forttäme. tpenn der Alte auch vielleicht noch mal Gnade fiir Recht ergehen ließ. Resignirte Gedanten an die gute Wurst, die Mutter machte, durchkreuz ten Langes Hirn. Was war das schön, sich ein paar Tage mal ,,aalen«, so ganz saul in den Tag leben, Morgen-« lange schlafen, ohne daß die weckende Stallwache einem im besten Traum die Bettdeae sortzoa. Der Tanz bei Krüger war auch nicht dumm und Kritgers Minna ein zu nettes, dralles Mädchen. So ein gesiihlvoller Walten die rechte Hand, vorsorglich mit dem Iaschentuch umtoiclelt, fest um die pralle Taille der Liebsten gelegt; rechts herum. linls herum, ganz langsam, stumm und andiichtia. Aber Urlaub gal« doch wohl nicht. Wie hatte ge stern Abend erst im »dienstlichen Un terrieht" der dicle Vizewachtmeister Schild, vor dem alle solch heillosen Respekt hatten, gesath »Urlaub ist letn Recht des Soldaten. Nur Leute bon guter Führung und unzweifelhaf ter Sauberleit" — — und dabei hatte er Lange so höhnisch angesehen—»diirsen um Urlaub bitten. Die Mistsinten und Faulpelze lasen wir nicht los aus das friedliche »d, das wäre ja eine Strafe sih deren arme Eltern· Die Leute Waren während der Ur laubstage Rachhilfestunden in Allem, was sich silr einen bropveren, ordent lichen Soldaten gehört." Nach der Rede war also siir Lange gar nicht an Urlaub zu denlen. Und betrübt stieg er mit seinem Esznaps zur sticht hinunter um sich durch eine doppelte Portion Erbsen und Speck zu trösten und siir die Strapazen des Mittagsstalldienstes zu stärken. »So-ist noch was, Wachtmeister?« fragte zur selben Zeit der Batterie hef, hauptmann Schneemann. »Den hauptmann wollten noch iiber den Weihnachtourlaub der Leute sesehlen.« »Schön, Menge, Sie wissen ja: den anzen Urlaub in zwei Theile theilen, keimten möglichst alle zu Weihnach n, der Rest der alten Leute zu Reu sahr. Nur so viel zurücklassen, daß Sie mit Wachen und Pserdepslege gut auölommen, ohne daß die Pferde Noth leiden. Haben alle alten Leute Urlaub angetragen?« ,,3u Besehl,'« sagte Menge, sein dieses Buch, in dem alle Sünden und Vergehen der unterstellten Kohorte ge sucht waren, herorziehend, »bis aus uns, die hier zu bang sind, und« — siigte er zögernd hinzu—,.auch Kano nier Lange hat beantragt!" »So, der Lange auch; na eigentlich verdient hat er ja den Urlaub nicht« aber zu Weihnachten können ivir wohl ein Auge zudriickem Mchtmeister.« »Verzeihen, Herr hauptmann,« er laubte sich Menge zu erwidern. »Lange ist so viel bestraft, er ist immer» schmutzig; er ist doch das richtige Bat terieschwein. Wenn wir dem Urlaub gehen, ist es doch ein schlechtes Beispiel siir die andern Leute.« «Brummen Sie man nicht,« lachte der Dauptmanm »das Batterieschwein ist er ja. Aber er reitet gut, seine Pferde sind immer dick« l »Weil er den anderen Göulen das Futter aus der Krippe tlaut,« dachte Menze), »und dann hat der Mann in seiner ganzen Art etwas, das mir gestillt, trog seiner Liederlichkeit; er ist sorsch. heimDienst immer frisch, und wie er mit dem et-« ligen Schläger. der Barhara, um-? springt, macht ihm so leicht leinerl nach. Lassen Sie ihn nur fahren, und; reden Sie ihm noch ordentlich in’s’ Gewissen, ist ja Jhre Forte. Morjen,i Mense." Und mit zwei Fingern an die Mit tippend, ließ Schneeniann sei nen chtmeister stehen« Der Hauptmann hatte auch den Kopf voll Weihnachtggedanlen. Zu Hause bei ihm waren drei tleine Kin der, deren hellen Weihnachtsiubel er Ich aus dem weiten Wege von der tin serne ausmaltr. Und für seine junge Frau mußte er sich auch noch allerlei Ueberraschungen überlegen; da konnte er sich wirklich nicht lange mit dem Batterieschtoein aufhalten. Schnee-. mann toar ein gerechter, wohlwollen der Vorgesegtey der seine Leute gut behandelte und sich meisterhasi auf die Eigenart jedes einzelnen seiner Unter gebenen verstand. Darum hatte er auch den guten Kern bei Lange erlannt und mochte ihn nicht ungern, obwohl er des Oestern durch Unpiinttlichleit und Unsauberteit Grund zu Ansstellungen und Strafen gegeben hatte. »Der Alte ist zu gntmiithig!« title nirte Menge, nachdem der Hauptmann gegangen war. »Dies Unthier, der Lange, hat mich schon schwarz geär gert. Nun lriegt so ein Kerl, der im iner aussieht, als ob er im Mist ge schlasen hätte, noch Urlaub. Na, ich will ihm aber erst die Wahrheit geigen, ehe er geht, daß er mich nicht so schnell ver ißt, und feinen Anzug revidire ich vor er, daß er Blut schwitzt der ver fluchte Kerl!" Angesichts dieses Vorsatzeg tann man sich ungefähr vorstellen, mit wel chen Liebenstoiirdigteiten Menze dem Kanonicr Lange die Bewilligung sei: nes llrlaubsgesuches eröffnete. Ver aber versprach Alles: Sanberteit und Wnttlichleit, Strauimheit in und au ßer Dienst, nnd wasder Wachtmeister sonst noch siir einen propperen Solda ten fiir unbedingt erforderlich erklärte. Lange meinte es sogar ehrlich, denn aus eine Erfüllung seiner Urlaubs miinsche hatte er selbst nicht zu hoffen gewagt. Nun wollte er sich auch fein machen, heute nach dem leendstali noch feine Crtrabofe aus der Stadt holen, um zum Tanz bei Kriigers no bel zu erscheinen. Und mit ganz an deren Gedanken als heute Mittag gqu er zum -leendstalldienft, um seinen Vorderpferden Anna und Barbara eine Ertraration -—— aus der Futter liste, die Futtermeister fo dicht an feine Pserdestiinde gestellt hatte. zu uiausen. Am nächsten Morgen, dem 22. De zember, meldete Men mit geheimen-. Triumph bei Friihraryport dem Hauptmann: »Kanonier Lange fehlte gestern Abend beim Abfragen; er ist fzebn Minuten nach Zapfenstreich iiber die Mauer geklettert.« »Verfluchter Kerl!" ärgerte sich Schneemaun. »Nun war ich fo gut itniitbig und wollte san sogar Urlaub geben, und seht macht er solche Sa chen. Soll beklommen, der Lange!« Lange meldete sich. fchmuhig koie immer aussehend, zur Stelle. »Was haben Sie wieder ange stellt?« fulyr der Hauptmann den Schuldigen an. »Geftern gebe ich Ih nen Weihnachtsurlaub, den Sie, weiß Gott, nicht verdient hatten, und zum Dank dafür streichen Sie Zapfeni Sie sollten sich schämen! Wo haben Sie sich denn berumgetrieben, wobl in der Kneipe gesessen und mit Mädchen pvufsirt?« « i »Ich liabe beim Schneider so lange «an meine Ertrahose warten müssen, die ich zum Urlaub gleich mitnehmen wollte«, entschuldigte sich der Delin quent. «Dumme «Llusreden!« donnerte Schwein-Inn »Bei Tage Mittelars rest. Und mit Urlaub brauchen Sie mir nicht mehr zu kommen. Macht-s meister, geben Sie die Strafe heute beim Appell betannt!« So waren denn für Lange alle schö nen Hoffnun n aus Wurst, Tanz, Minna, Aus chlafen begraben. Trau-. rig schlich er zu Anna und BarbaraJ um bei den geliebten Pferden vielleichN Mitgefiishl fiir feinen Schmerz zu sin den. , Gegen Mittag stand der Haupt kmann in der Reitbahn und fah den itoenig befriedigenden Evolutionen der Halten Führers den Nägeln zum-Sar ge jedes Batteriechefs, zu. »Die Kerle : taugen nichts, lein Leben in der gan Hen Bande, tein -Schneir'«, brummte »er. Nur Lange mit feiner Barbara gab ein Bild. Da war noch Zug dahinter und Die Bari-am wahrhaftig nicht leicht zu reiten. Wirtlich schade um iden Kerl. : Da führte ein Mann der Wache Jdem Hauptmann einen gutgetleideten Herrn zu, der den »Herrn Haupt mann gern sprechen möchte« und sich höflich als Kürschnerrneifter Fittig vorstellte. Etwas erftaunt fragte Schneeniann nach feinem Begehr. »Ich fuche«, hob der Herr an. »ei nen Aanonier der erften Batterie, der geftern Abend gegen 9 Uhr durch die Karlftrafze lam, er hatte eine hofe auf der Schulter.« — »Natürlich wie der der Lange«, rief Schneemann grimmig, »so spät gekommen ift er, über die Mauer gellettert, was hat er denn nun schon wieder verbrochen?« »Auf-rochen nichts«, gab Herr Fit tig zurück, »irn Gegentheil: meinKind hat er gerettet, und leicht hätte es ihm dabei selber schlecht gehen lönnen. Laffen Sie mich erzählen, rr hatwtmann Ich lam gestern A end gegen 9 Uhr mit meiner Famile von einer Weihnachtsfeier irn Verein; un fere Veiaen kleinen Mädchen gingen voraus. An der Ecke der Karl- und Franiitrafze lam plötzlich eine Clet trifche über die Franzftraße gefauft. Mein ijtteres Mädchen springt noch f nell vorher herüber, meine Jüngste wll quriict jin unt« Da kommt gleich zeitig von hinten eine andere Elektre Lebe, und das Kind rennt gerade vor iese. Der Führer ithegenttronn ich will zuspringen, a er alles wäre zu spät gewesen« wenn nicht plötzlich ein Attillerist, den ich vorher gar nicht ge sehen hatte, zitgesprungen nnd das Kind ganz dicht vor dein Wagen zu sich herübergerissen hätte. Sie beka-! nien beide noch einen kräftige-n Stoß! nnd kamen zu Fall. Als ich nnser’ Kind unversehrt iivieder habe und mich bei dem Retter bedanten will, sehe ichi noch den Attilleristen, der eine Hose über die Schuslterns hängen hatte, fortlaufen. Und nun«, schloß der Kiirschnermeister, »bin ich hier-, nms mich dein mutbigen Soldaten erkennt lich zn erweisen, denn ein Unterossi-: »Hier, der vorn aus der Elektrischen stand, sbat bei beni Kanonier eines weiße TroddeL also erste Batterie, ge sehen. « »Unser Botterieschmein«. sagte! ! Schneemnnn gerührt. »Ur-nimm Siei ber, Lange. Haben Sie gestern Abend is-— - -—. - -.. .- «-- ---..-... ein Kind vor der Elekisischen in der Karlstrasze gerettet?« »Ja Befehl, Herr Hauptmann!« antwortete Lange sreudestrahlend. »Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, und warum sind Sie dann nicht, wenn Sie sich aus diese Weise oerspätet hatten, ossen durch’s Thor, anstatt über die Mauer einpassirt?« »Ich hatte so Angst, Herr Haupt mann, daß mir mein Urlaub, aus den ich mich so freute, genommen würde, und hoffe, es wäre oben noch nicht ab gesragt worden« »Dann sollen Sie jetzt zur Beloh nung statt drei Tage Mittelarrest zehn TageWeihnachtsurlaub haben! Macht rneister, lassen Sie die Batterie hier antreten, ich will das selbst bekannt geben!« So lam Kanonier Lange, das Bat terieschwein, doch aus Weihnachtsur laub. Der verkanntc Dicnstimmn. Likcihnach Humorekskc von P a U la K a l d e m c y. pustend und schnaubend fuhr der Verortzug in die weite glasge deckte Halle des Anhalter Bahnhoses, und gleich daraus sluthcte eine Men schenrnenge die Treppe hinab und strebte in sichtlicher Eile dem Aus ganze zu. Denn wer heute in später Nachmittagsstunde des heiligen Abends aus den Vororten in die Stadt kam, noch dazu bei dem dichten Schneege stöber, das kaum die Hand vor den Augen ertennen ließ, den trieb zwei sellos ein unaufschiebbarer Gang dazu. Auch die junge Dame, die, den Kra gen des hellen Jacquetg hochgeschlagen und das Pelz-mischen teck aus das rechte Ohr gedrückt, aus dem Bahn hosportal trat, schien nicht im Un llaren duriiber zu sein, wohin sie ihre Schritte zu lenken habe. Trotzdem zögerte sie noch einen Augenblick und blickte suchend umher· Aha, da stand ja ein Dienstmannl Seine von der Laterne beschienene ro the Mütze leuchtete bie- hierher· lind mit kräftiger Stimme ries sic: »He, Dienstmann, sind Sie srei?« Keine Antwort· »Dienstmunn! Dienst-nann! ertönte es nun noch lauter. Endlich schien auch der Angekusene zu hören, wenigstens drehte er den Kopf nach der Richtung des Schalles, und als er die Bewegung der kleinen Hände-he chen sah, die iym teoyaii zu wintten, kam er, wenngleich etwas zö gernden Schrittes, aus die schlanke Mädchengestakt zu anwischen hatte sich das Flockenge: riesel noch verstärkt, so daß man von dein Nahenden außer der rothen Mütze nichts weiter erkennen lonnte. »Ja, wo bleiben Sie denn so lange,« tlang es ihm zürnend entgegen. »Sind Sie überhaupt frei?« »Jarvohl « war die Antwort. »,Nun dann kommen Sie schnell ich halJe keine Zeit zu verlieren Jch will in die Friedrichstraße in das B.’sche Stickereigeschiist und dort einen Para vent ndholem den müssen Sie mir dann tragen· Auf ein Trinkgeld soll mir’s auch nicht ankommen. weil heute sWeihnachten ist.« Bei diesen Worten hatte tslfriede, sdas bildhiibsche Töchterlein des ver Jtvitttveten Kanzleirathes Raßdorf zu »Lichterselde, energisch mit dem Kopfe «genictt nnd schritt nun vorwärts Jshr zur Seite folgte der Dienstmann, eine hochgrwachsene Gestalt mit braunem, krausem Haar nnd lustig sunkelnden Augen. Schweigend gingen sie eine Weile» neben einander her, jedes von ihnen ins tiese Gedanken versunken Kaum ach teten sie daraus, daß hin und wieder hinter den Fensterscheiben schon die Lichter des Weihnachtsbaumes auf slamniten oder eine Kirchenglode zur Christandacht ries. . Jn der Friedrichstrasie hatte man; Miihe, vorwärts zu tomrnen, so großj war selbst an diesem Abend das Lesi hen und Treiben. Aus allen Gesichternj aber spiegelte sich die frohe Erwartung des Kommenden, und keiner eilte vor . bei, der nicht mindestens ein Packet inj der Hand trug. i Vor einem Geschäfte, dessen Ausla-; gen die verschiedenartigsten Tapisseries artitel zeigten, machte Elsriede Halt und wendete sich an ihren Begleiter: »So, hier sind wir. Kommen Sie« nur mit herein, dann können Sie sich gleich mit dem Osenschirrn heladen.« Eine Minute später standen die hei den in dem hellerleuchteten und wohl durchwiirmten Laden, und eisrig ver handelte die junge Dame mit der Ver tiiuserin wegen des abzuholenden Ge genstandes, der schon in einer Ecke be reit stand. »Da steht der Paraventl Nehmen Sie ihn aus den Arm!« Damit kehrte sich Fräulein Naßdors zu dem Dienstmann uni. Doch was war das? Sie fuhr mit der Hand iiber die Augen, doch das Bild blieb das selbe. An Stelle des mit ihr eingetretenen Dienstmanneö stand ein junger Mann in der Unisorm eines preußischen Sta tionsassistentem in der Hand die rothe Milde des diensthahenden Beamten, und liichelte sie vergnügt an. Faft hätte Elfriede einen Schrei aus-gestoßen, aber die erstaunten Blicke der Verlänferin mahnten sie rechtzei tig daran, daß hier nicht der Ort fei, um ihrer Wertminderung Raum zu geben. Und dazu blieb ihr auch keine Zeit. Denn ohne ein weiteres Wort ergriff der junge Beamte den Para vent nnd öffnete ihr rnit einer leichten Verbeugung die Thür. Jm Freien angelangt, blieb er fte: hen: ,,Gniidige«5 Fräulein. was werden Sie von mir denkens Bitte, zürnen Sie mir doch nicht« daß ich mir den Scherz erlaubt habe.« Treuherziq nnd flehend zugleich blickten feine blauen Augen in die ihren. »Ich denke, ich habe mich nnr zu ent fchuldigen, denn ich habe Sie infolge Ihrer rothen Mütze fiir einen Dienst mann q·t,-alten«, klang es schüchtern zurück. »Dann triiai also einzig nnd allein die Miitze Schuld! Uebrigens war ich aeraoe im Beariff sie zu vertauschen, als Jhr Ruf mein Ohr erreichte. Und als ich Sie nin fah, mein verehrte-z Fräulein, wer will es mir da verden ten, daß ich anf die Verwechslung ein ging nnd die mir zugedachte Rolle übernahm. Jch bin nämlich fremd hier in Berlin nnd kenne noch keinen Menschen, denn erft seit dem ersten Dezember bin ich als StationssAsssis ttent zum Anhalker Bahnhof versetzt worden »5n dem Augenblick, tvo Sie erschienen, war mein Dienst gerade zu Ende und ich im Begriff, mein ödes Junggesellenbeim aufzusuchen. um in kroonser Einsamheik den hei!igen Abend zu verleben.« «Jn, haben Sie denn Niemanden, der Ihnen einen Christbauni nnziin:’ dei, Herr» »Ritter ist mein Name.« Dann fuhr er bitter fort: »Um mich küm mert sich leider ieiue Menschenseele, seit mein Mutter-kein todt ist!« In Elftiedens Augen schimmerte; es feucht, und heißes Mitleid durch-» zog ihr Herz. i i Tiefnthmend blieb er stehen: » »Dann kommen Sie mit zu uns ;Herr Ritter, nach Lichterfelde, wo mein Vater Aanzkeimkb iiiaßdorL eine kleine Villa besitzt. Feiern Sie mit une- den Christ.rbend, denn ich tönnte doch nicht froh sein bei dein Bewußtsein daß Sie iim allein ver leben müßten« War es nur weibliches MitgefiihL das ihr die Worte in den Mund gab, oder hatte das Aussehen des hübschen, jungen Mannes vielleicht auch etwas dazu gethan? Wer kann dass sagen?! Jn den Blicken des letzteren kzuckte es freudig auf, indem er zögernd er ividerte: »Aber wag wird Jtir Herr Vater sagen, oerebrteg Fräulein, wenn ein Fremder am Weihnachtgabends so mir nichts, dir nichts in sein Haus —-- in des Wortes ureigentster Bedeutung -— hereingeschneit tommt?« »O. der ist so herzencsguh der ist mit allem einverstanden was seine Elsriede thut.« ,,(flfriede heißen Eie, gnädiges Fräulein? Für mich der schönste Na me aus Erden, weil er der meines theueren Mütterleing war Also wirk lich ich dars S wagen aus ihre Ver intwortung hin niii Ihnen Zu tom men?« »Sie dürfen nicht nur« nein, Sie müssen sogar«, erwiderte das junge Mädchen fröhlich. »Denn wer sollte mir sonst wohl meinen Paravent nach Hause tragen! Sie sehen, es geschieht alles aus reinstem Eigennutz!« Und nicht minder glücklich wie die Kinder die gerade allenthalben Um den Kerzenhnum sprangen, eilten die Beiden vorwärts. Kanz.eirath Raßdorf war zwar ein wenig erstaunt über den späten Gast am heutigen Abend, als er aber die Geschichte vom vertannten Dienstmann gehört hatte, da stimmte er bald in die Fröhlichteit der jungen Leute mit ein. Fritz Ritter mußte helfen die Lich ter am Tannen-bannt entzünden und erwies sich eben-so als Meister aus dem Klavier beirn Begleite-i des Weih nachtsliedes, als nachher heim Brauen des Wunsches-, zu dem die lnussperigen, braunen honigtuchen von Glsriede selbst gebacken, vorzüglich mundeten. Lange schon waren die Kerzen am ------ o— ..—-«--...«--»- . Christbaum heruntergebrannt, und noch immer tonnte der junge Mann sich nicht von dem trauten Kreise tren nen, sa, er versicherte ein iiber das anderetnal, daß dies der schönste lBläeihnachtsabensd sei, den er je ver-» e t. vAber der kommende itvar vielleicht; doch noch schöner, als Kanzleiraths Raßdors nach Berlin fuhr, um beis Stationseoosrsteher Ritter den heiligen Abend zu verbringen. i seit-erachten in Instit . i Es ist überaus an«ziehend, zu beob-! achten, wie gerade das Chrtstsest ini den verschiedenen christlichen Ländern verschieden gefeiert wird. Während sich zum Beispiel der Engländer und Ameritaner kaum darum kümmern oder es höchstens den Kindern usnds jungen Leuten, halb mitleidig, über lassen, ist es im spanischen Amerika und namentlich in Merito weitaus-! die größte Feier des ganzen Jahres und dauert hier volle 14 Tage: genau vom 10. bis zum 24. Dezember. Da bei spielt die Hausptrolle ein hübscher, romantischer Brauch, der besonders in Merilo start ausgeprägt ist. Jch meine die Posadas, llniziige der hl. Familie durch die Straßen. Zu einer Posada gehören: ein Mann, eine Frau oderl ein Mädchen, ein Kind oder dasiir eine » große Puppe, und ein Esel. Ders Mann muß als St. Joseph vertleidets erscheinen, dise Frau als die Mutter Gottes, die Puppe als Cristustniib-J lein, und der Esel - nun, der Esell bleibt entweder sein unbelleideteg ein-» saches Grauthier, oder er wird je uach Neigung und Vermögen seines Besitzers oder des Festveranstalters mehr oder’ minder prächtig geschmückt Die Ge wänder der l)l. Familie können recht verschieden sein, wag Kostbarkeit uttd Pracht betrifft; ja eO wird zuweilen damit ein nnerhörter und aan unsin uiaer Aufwand getrieben, unsinnig, weil ja doch nach der Bibel diese gseiich teten Flüchtlinge die ärmsten der Ar men waren und solalicii auch so darae stellt werden müßten. Sind die vier siir den Utnzua nothwendian Theil nehnier glücklich beisammen, so setzen sie sich nach Einbruch der Duutelheit sehr langsam in Bewegung, unt den Schein zuerswectem das schlafende Je suskindlein diirse nicht gestört werden, und begeben sich vor das nächste ihnen enabefreundete Haus, dessen Bewoh ner, sobald sie nur die Antdmmlinae erblicken, schleunigst dag Thor sest verschließen, woraus sie sich lauschend dahinter stellen. Nun macht die hl. Familie vor dem scheinbar so ringt-ist lichen Hause halt und erhebt in kläg lichem Gesange ihre Stimme: »En nombre del cielo « Os pido posada« "(»J-m Namen des Himmels bitte ich Euch um gastliche Aufnahme«). Aber die Jnsassen des so angesangenen Hauses erwidern, ebenfalls in spani scher Sprache singend: »Nein, nein, nein! Wir lassen euch nicht ein! Wer seid ihr denn? Nur Strolche scheint ihr uns zu sein!« Hieran erhebt draußen von Neuein, diesmal aber noch viel jammervoller, die Familie ihre Stimme und bittet die drinnen Lauernden, doch nur her aus-zukommen und sich zu überzeugen, daß sie es keineswegs mit Land streichern zu thun hätten, sondern wirklich und wahrhaftig mit den» ,,humilde5 pelegrino5«, den deiniithi-i gen Pilgern. Nun wird das Thor, zunächst nur ein ganz llein wenig ge öffnet, und ein mißtrauifch sein sol lendeg Augenpaar blitzt hinaus-; plötz lich aber schreien alle Hausbewobner aus vollem Halse: »Zerbrecht mir gleich das Thor! Und laßt sie schnell herein, Die Hochgebenedeiten! Sei, Joseph, uns willkommen, Willkommen du« Maria, Willkommen, heil«ges Kind!« Und weit auf fliegt die Hausthür; zuerst reitet Maria auf ihrem Esel ein, die Puppe im Arm, Joseph folgt ihr, und sobald beide in der Mitte des Flurs sind, schauert ein Regen von Zuckerwert, Feigen, Niissen und ähn lichen Früchten auf sie herab. Nachdem der Esel irgendwo untergebracht war den ist und Joseph und Maria ihre Vermummung abgelegt haben, eilen· Wirthe und Gäste zu der längst bereit stehenden Tafel; aber ihren Genüssen wird nur sehr mäßig zugesprochen, denn alles wartet ja nur begierig aus die Hauptsache, die Krone der ganzen Posada — den Tanz! und es ist dann wirklich eine Augenweide, diese graziö sen, dunkeln Frauen mit den reichen, blauschwarzen Haaren und den ver triiumten. fehnsüchtigen Gluthaugen sich im Ole oder in der Jota schwingen zu sehen. A nächsten Tage erwidert die heute be chte Familie die Posada bei ihren Gästen, und genau dasselbe merkwürdige Schauspiel wiederholt sich hier: auch fie, die Familie, wird anfangs angewiesen, dann avek even falls mit lauter Herzlichteit und dem unausbleiblichen Hagel von Zucker zeug und Früchten empfangen Und so gebt es fort, Tag um Tag, durch alle Schichten des Volkes. Bis vor wenigen Jahren hat sich selbst Don Porfirio Diaz, der noch regierende Präsident von Mextto, von diesem ehrwürdigen nnd fast geheiligten l W Brauch nicht ausschließen diiefen, nnd noch fest werden ihm auf feinem ho hen, wundersamen Schlosse in dein ne alten Parte von Chapnltepea wo Veilchen nnd Rosen zu Weihnachten im Freien blühen, Posadas darges bracht, wenngleich er, bei feinem hohen Alter, sie nicht mehr erwidert. Am Christtage endlich findet der größte und glänzendsie Urnzug statt, der in den Häusern der Reichen mit einem märchenfchönen Balle endet; friih am Morgen wird dann noch der berühmte »ensalada de la noche buena", der aus wenigstens zwanzigeklei Früchten und Gemiisen bestehender Weih nachts-Salat gegessen oder richtiger gesagt: nur angesehen, und ani näch sten Tage folgt Reue und Buße, mit unzähligen Kirchenbesuchen, Wall fahrten zu allen nur denkbaren Heili gen und oft genug auch strengen Kasteiungeii, ja schweren, blutigen Selbstziichtignngen. Das Christkindei. Von dein verst» ihn riia ti, D. T O Du lieiver Kindoeeds KrischdagZ Lebfcht noch tvack’rig in nieim Herz; Denk ich an Dich. ioas ’ii Pulsfchiag Fiehl ich, wag ’n HeemivetisSchmerzt Dunkle Wolle sehn ich hente Zwiiche mir un seller Zeit; Du scheinscht aber in ineiin Beute, Bcfchtcs Licht on Kind-herbe Ficid. Ja, icti sehn der Kristme ficiitth Schinunzle an Der Stunde Wand. Was en Licht sioar felt iiii Tiiiith Himmelfchee im Erd-elend Himiiielschee im Gmel-Jud Wer kann zätile Die Nichttun « Niisi iin Zucker allerlei! Eins-, n: er schtasine iiiusi ziier denn-, VII-»l· schifft Au EJLIW TIE: Tei« mai jktiiir sz kikii Sirisniijxidxi tfg unt all-cis Des n."-«ii«.iclii: Heericnt Du iiet fein Belietliiiiil Jn Der stille sikisciioxu Nacht-! Jiocr Bergs, Hinz-Del, THE-nie Zagt eH iiiil sei :ii Zci;-1 im- bei; -cb,toi)pt irii Lii is ins I ichlnppi iiaiii ficht Mix fci"iii Eint xxiii --tioriii·chtee zick. ’S is alles schtillI Die Kinner schied Schnock im Bett un drahme schrct Santa Klaus wird sie net weite, Er duht all’ sein Such alee·", JSchleicht herum im ganze Hang, s Legt sei Gsade rang mit Lache, E Un- dann Ho! « zum Schornschxree s Mus! Mecht d: Wunnermann mal sehn-, Doch er is zu schlief un schlau! Schmoskt un lacht er, wie Leit merkt-? Js sei Bart so lang un gran? Hot er Backe roth wie EppelZ IS sei Gesicht so brceo un fett? Hegt sein lana Haor imme sehne-EI JS er gar so treistich nett? Un die Renntdicr ----- acht im Schrittes Ach, ich mehmt, ich sehne geht! Des is g’fnhtc, des is Tritte-, Jwer Forscht un Eis im Schnee-! Er dnht bei sich selmer lache, Net weih-, fahre geht so qu:, Awer weil er so viel Sache An der Kinncr Rrischtbaom duht. Dheel Leit meene Des wär Famu, Es toeer teen Firiscbtindei so; Vegel Pfeier nach Dem Schrsnmei, Schlohe Krischte ajljarvc schlokx Ich hab« es noch nie qesenne Jn der heil’gen Firischtenspxrhtt Doch sehn ich- ocn sirisrrkbaxitn funkle, Sog ich: er hot des Genick-txt Sei gegrüßt, DJ sehean «JJ-’ä!s-v1:c, Blei-time immer srism im jung; Deine Güte, Deine Wurme-: Singt so jede htinnersunkr Komme wieder — komme note-» Komme Neid-irr sanft im sacht, Zier den Krischtdxmm ior oic than Jn der l)eil’qen zirismidazrstxchtY H-— Vor der Christbescherung· Weihnachtgversc ·iir zwei Kinder. B r ii d c r w t- n: Hört ihr der Ensslein Füße gehn? Spürt ihr das leise FiiiqelwehM Seht ihr in gl(1n;;imisloss’ner Pracht Das Christkind schweben durckk di Nacht? Sehin ftctchcnc Mit seines weißen Kleides Saum Streift es heimlich den Lichterbmnn, Linde-et der Menschen Gram nnd Schmerz, Trägt seliges Glijct ins Rinderyerz. B e i d e: Steige herauf, du Wundernacht, Die uns des Lebens Heil gebracht, Mit Tanncnduft und Kerzenfchein Laß dich empfangen, ChristtindleW ....-.-.---—s Weihnachtsperlen für die Allen-kleinsten Vor der Bescheetn 11«c;. Du liebe-, gutes Cliristtinvleim O kehre wieder bei ung ein, Wir warten alle, groß und klein Und bitten dich: laß cg aus Erden Doch endlich, endlich Weihnacht wer den«