Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 25, 1908, Zweiter Theil, Image 10

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    fürs tin Tajdu
Roma von Stich Ebcasteith
(8· FsktfesuvgJ
Statt deffen hatte ersein kaltes,
liebt-fes Meer an feiner Seite, das
sich ihs feindlich gegenüber stellte nnd
jeden Weg zu leidlichet Gemeinschaft
verschlos.
Bat et Admch nicht wieder frei
Mondes-? Konnte es auf die Dauer
so weitergean Trieb nicht alles
zu dem einzig natürlichen Ausgang,
daß et und Laja die übereile auf sich
genommenen , eln von sich werfen
mußien, um ich angehören zu kön
nen?
Ja, das mußt-e ihr Ziel sein!
hätte Laja es nur »dakna!s gleich be
griffen und ihn nicht eefi in diefe
ihörichie Ehe himingeitiebm Nun
Isar es ja viel langwieriaet und
schweren Laja war ja tehabilititt,
wenn et sie aber nicht neuerdings
blpßstellen wollte, mußte et wenig
stens eine Zeitlang die Ehe mit Syl
via vor der Welt aufrecht erhalten.
Sich fett schon wieder scheiden zu
lassen, hieße ja bekennen. daß alles
nur eine Komödie qetoesen war.
Man mußte also warten. Aber
dann —- in einem Jahre etwa, höch
sens in zwei Jahren!
Stundenlang ging Rainer in fei
nem Zimmer aus und ab und malte
sich die Zukunft in rossiaen Bildern
aus. —
Auch Seil-via erwoa den Gedanken
einer Scheidung. Aber nicht sehn
süchtig wie Rainer, sondern still er
sehen. denn für sie bedeutete das
nicht den Anfang eines neuen Le
bens, sondern das Ende. Ueber ihre
Lippen wenigstens sollte das erste
Wort nicht kommen, das hatte sie sich
fest vorgenommen Sie hatte keine
Hoffnung mehr, aber auch ber stür
mische Troß war still geworden, und
eine Stoße traurige Stille erfüllte
ihre Seele.
Jn ihrem Zimmer angelangt, hatte
sie die Kammersrau, welch-e dort aus
ihre Befehle wartete, entlassen. Sie
war gewohnt sich selbst zsu bedienen,
und wollte auch in Zukunft daran
festhalten. Sie verschloß die Tbiir
des Gemach-ei setzte sich auf einen
Sessel in der Ecle nnd ftützte den
Kopf schwer in der hand.
Der große mächtige Raum mit
den golddurchwirtten Tapeten, den
schweren Plöschvorhöngrn und der
» mattleuchtenden Arnoel larn ihr un
heimlich-frer vor. Draußen vor
den Fenstern mußten Bäume stehen,
denn der Nacht-wint- rauschte leise
durch Blättertronem daß er sich an
hörte wie Seufzer. ’
Stil-via dachte an Maskenbera Csl
düntte ihr, als wären Jahre bergan-i
gn, seit sie es verlassen hatte, unds
ch waren ei erst drei Monate. Auch
dort rauschte nun wohl der weiche
Friihlingswind in den alten Bäumen.
und Großmama schlief schon längst.
Vielleicht träumte sie oon dem
großen Glück, das ihre Entelin so un
verhofft gemacht hatte. Und wenn
diese ihr nun eines Tages schriebe:
»Nimm mich um Gottes Barmher
zigkeit willen wieder bei dir auf.
denn ich weiß mir ja auf Erden teine
andere Zuflucht —« wie würde wohl
die Antwort lauten?
Ein Schauer lief über Sylviaz
Rücken. Rein, diese alte Frau wür
de nie verstehen. Außer sich würde
sie ein und ihr wohl gar die Zuflucht
ruf-weg abschlagen.
So jung Sylvia war-, tn dreier
Stunde übersah sie doch mit unheim
licher Klarheit ihre Laae: sie stand
ganz allein auf Erden. Niemand
würde ihr helfen, niemand sie ver-.
stehen, ganz allein mußte sie mit sichY
und dein Leben fertig werden.
Sie öffnete die Reifetasche, welchel
auf dem Tisch stand, und entnahm«
derselben ein kleines schwarzes Buch,!
dass sie in sden ersten Tagen ihregj
Benediger Aufenthalts gekauft hatte-:
Es war eine Uebersetzung des Neuenj
Testaments. Gedankenlos, einer Lan-s
ne folgend, hatte sie es damals erwor
ben, und nachher war es ilir lieb ge
worden wie ein Freund, bei dem man
jederzeit Trost findet. Sie, die frü
her, nur einer alten Kindergewohn
heit folgen-d, jeden Abend ihr turses
Gebet mechanisch vor dem Einschlaen
gesprochen hatte, flüchtete jetzt zu
Gott, da sie niemand auf Erden wuß
te, zu dein sie hätte flüchten können.
such heute kam es wie Ruhe über
sie, nachdem sie einige Zeit darin ge
lesen hatte. Es waren so wunder
bare Akte darin, Worte des Frie
dens- der Liede nnd der Kraft. »Wer
W liest der nehme fein Kreuz auf
sich nnd folge neir naÆ und dann
«- ; Stelle: «; r sollt nicht
« « auf das ihr nicht gerichtet
· W ika die Weste
list-er densesea der vor
"·:ts ’ mäse ihn gtkym
f l es «
kss ZMI .- ...s;..«« »e
I
Sie kleppte das Buch zu. legte es
auf ihr Rachelisehcheu und begann
sich langsam newsletter-. Und sie
fühlte sich plö lich nicht mehr so ein
sam und vee essen wie vorher Ei
war ihr. all hielte sie einen Faden
in det Haut-, der sie sicher leiten
müsse, so sie ihn unt nicht mehr los
ließ, über alles hinweg« auch über
M Wieder-sehen morgen. vor dem
ihr Herz so seht bang-le.
13. Kapite l.
Kurz vor ein Uhr fuhren sie nach
Bärenegg hinüber.
Dai Rott- der Ettegunglag auf
Raints Wangen, als sie die alle
betreten. Sylvia war etwas laß.
und das Herz klopfte ihr bis zum
« lse hknaut Aber sie kämpfte die
efangenheit tapfer nieder und
zwang sogar ein Lächeln auf die Lip
pen. Und »dann wurde sie plöslich
ganz ruhig. Sie hatte die Fürstin
erblickt. J
Las-. welche den Wagen gehört
hatte, lam ihnen entgegen gelaufen,
fröhlich nnd strahlend wie ein Kind.
hinter ibr erheblich langsamer die
schwersiillige Gestalt des Fürsten.
Still-Las etfter Gedanle bei diesem
Anblick war: wie konnten diese bei
den Menschen einander finden?
Sie so zierlich und auecktilbrig —
er ungeschlacht und llosigs tote ein
Bauer mit langem schwarzen Bart,
gelblichem Gesicht und nichtssagew
denden. aber gutrniitbigen Augen.
.Nein, tvie reizend das von euch
ist, Kinder, uns gle am ersten
Tag ausznsuchen!' zwischerte die
Fürstin. »Wir-flieh zu nett!« Sie
umarmte Soan nnd schüttelte Rai
ner die Hin-d.
»Wir mußten dir doch danken«,
murmelte Rainer und schlug die
Augen nieder wie geblendet durch
Lajas leuchtend Blicke, die ihn ver
legen machten.
Ach was —- Banll Jch that es
ja so gerne. es machte mir so viel
Spaß.« Sie schob ihren Arm in den
Sylvjas und blickte lindlicb zu der
sie um Kopsesliinge Ueberragenden
aus. »Bist sdu denn auch zufrieden?
Gefallt dir dein neue- Nestchem du
lieber Waldangel?«
«ES ist alles sehr schön und präch
tig —- du hast dir viele Milbe ge
macht, ich danle dir!« antwortete
Svlvia mit ruhigem Lächeln.
Nun meldete sich auch der Fürst
«Willlomnien, Rainer —- wi korn
men, Sylvia — ich darf doch gleich
so sagen?"
«Getviß.«
.Na also, nur teine Geschichten!
Nur teineSentinkentalitiitenl Das
lann ich in den Tod nicht ausste
hen! Kommt doch ’rein in die Stube
—- da zu mir. hier ists get-röthli
cher!«
» Die Fürstin blieb entrüstet stehen.
»Aber Gundalerk Warum denn
nicht in den SalonF Bei dir ist ja
fdie reine Räuberhöhle«
I Der Fürst hatte Snlvia bereits
Eiiber die Schwelle gezogen. Jetzt
lachte er getäuscht-all Mäuberbdhlel
Sebr guts No ja, sitt so ’ne Pud
docke, wie du bist, lann’s freilich nir
nds sein genug sein. Dagegen
iir einen alten Weltlätlfer isPs ge
rade der richtise "—inarn. Schau
dich um, Stil-via — i 's nicht ge
miitblich?«
J
Laja warf Rainer einen tlagenU
den Blick zu, als wollte iie sagen:
»Ist er nicht entietzlichs Begreifit du
nun?«
Snlvin sah sich inzwischen lächelnd
in dem Raum um. Gen-ehre, Waf
fen seltfamer Art, Geweihe aus aller
Herren Ländern, Felle und Hörner
füllten in nichts weniger als künft
lerifcher Anordnung do- Gemach·
An den Wänden hingen Jagdhilder,
allerhand indianische Trophäen ein
althulgarischet Czatan, Bedsinens
lanzen und turdische lange Flinten.
Dust-Eichen standen überall, wo nur
ein Bläschen frei war, Vasen und
Gläser mit Blumen. Keine Treib
hausieltenheiten, sondern ganz ge
wöhnliche Wald- und Wiesenblunien,
wie sie die Jahreszeit jetzt bot: him
melichliisseln, Aneknonen und Zweige
mit jungein Buchenlauh. Ueber dein
sganzen lag der bläuliche Duft vieler
’ verrauchter Cigarren
»Es sieht in der That heimlich und
gemüthlich aus hierch sagte Sowie-.
»Ich liebe die Bäume inrnser ain inei
iten. welche so den persönlichen Stem
pel ihrer Bewohner tragen ',er
meine ich müßte es sich gut plau tn
ne Dämme-seit oder Ahendszenin
e Lampe brennt.«
iirst klatichte vor Vergn«
".nde »Seid-lich ein vernün att
Zs dieFrauenkinnnert herrwtt von
ansehen-n Rainer. W ein
Eästtl So ein PrcchtW von
Erz möchte einer lähith —
du denn auch, was n gro
äi set dir zogen hast-i Eine Free-.
makes-i l; huftet und ritme
IKM indei, ,fldie———«’di ad
nicht o, un
an m- - sicu- wir-»h
Aber Lokal-such schien einmal im
Zug-. «Reeven! Dichde Wenn
I ich das blos höre! Hast di- aneh so
Dipinmoebfeine Nerven. Solvia. daß
. du leanl witsi, wenn ein-et herzpr
« lacht neben dikk
»Nein. ich mag es ganz getn!«
lachte Sinon-, der vie lätmende Ztl
des Fürsten wie eine Erlösung not
lam, denn sie half ihr iibek dieses
Wiedersehen binve . ;
Et- iiißie t ihre Hand.
»Nein. so ’n weißer Nabel Daß«
man das bei uns noch findet und gar
in der Familie!« Dann zog er
zu eine-i Diwam iilsu welschem ein
Bärener von außerordentlicher Grö
ße lag. »Da fes dich —- es ist der
Ehren-las in meinem Wigwnm, und
keine Sanais bei noch datan feien
viikfenl Aber du bist eine Ausnahme
Weißt du denn, worauf du si est?
Auf einein echten GtiszzlvfelL elbst
etbeuiet am Rio Ver-M Teili r Hu
dettns, war das ’ne Jag ! Fünzig
Apachen waren mit nur und a e nah
men Reißaus, als der alle Onlel da
antrat-le « du mußt nämlich wissen,
daß die Jndianet eigentlich eine
feige Bande find heutzutage -—- na,
und ich steif selber etft wie angehan
nert. Aber dann! Mitten ins Auge
hilf-« ich ihm die Kugeln gegeben, zwei
hintereinander — und mausiodt war
et! Es war mein MeisiekstiiC Rizt
aus Suniatra half ich noch ern-nat so
åut geschossen. Damals war's ein
iger « Fort vor dem Kantin liegt
seine haut.«
Mast du nicht endlich ein ver
nünftiges Wort reden, Gundalerf
Diese ewigen Jagdgeschichten —«
.Ra, dir» erzähle ich sie ja auch
nicht. Es war wirtlich zn schade.
Aber wenn du dich langweilst — nur
’naui. Genier dich nicht —- nur
’nani!« Er machte eine bezeichnen
de ndbewegung, lachte aber ganz
ges-nehm dahei.
Laja trat mit Rainer ans Fen
ster. .Waj sagsi da dazu? So ver
wilbert ist er urückgelomnrent Oder
war er inrrner in und ich sah es nur
nicht? Manchml lernt-it er ntir di
rett verrückt var. Manchmal möcht
ich ihn —« Sie brach ab und sin
aerte neun-'s aus dem Fensterbrett
herum.
Rainer sagte nichts. Er war auch
weit gereist, hatte mancherlei Men
schen kennen gelernt und hätte unter
anderen llrnstanben Lambachs sprin
lose Art höchstens originell gesun
den. Ei war etwas risches darin,
und die Gutmüthigleit ahinter leuch
tete doch überall durch. Es gab
Frauen, welche sicher gut tnit ihm
ausgetornnren wären. Aber sür Laja
war es natürlich eine Qual. Rainer
sah das ein.
Dazwischen horchte er unwillkürlich
nach rückwärts. Lambach hatte sich
einen-Stuhl an den Diwan gerückt
und plauderte seeletttergniigt weiter.
»Weißt du, los ist ja ein Glücks
sall für mich, wie dirett vorn Him
mel gefallen!«
»Was beans« fragte Snkvia
»Daß du nun da bist! Bis zum
herbst hätt’ ich doch aushalten müs
sen, und mit ihr allein ——« er mach
te eine Ropsbewegnng gegen das
Fenster hin —- »ist es manchmal
greulich. Sie hat nicht eine Spur von
Ratursinn —- tch rede sa gar nicht von
der Jagd, obwohl estfa in unseren
Kreisen mich sehr reine table Sparta
darnen giebt. Aber die Natur: das
ist doch was Göttliches! So ein Mor
gen im Wald, wenn noch alses grau
unsd vüster ist und dann so langsains
goldig wirb, wenn ein Flüstern urchs
die Blätter und ein Rauschen ianann H
geht —- oder Abend-s- wenn’s so sanft.
und itl wird. alles müde. die Bluts
inen ch zusammenhuscheln, blas Gras
sich unilegt —- na, überhaupt —- al
les. Davon versteht sie nicht einen
Schimmer. We blos Spinnen-—
.Dn bist ein grosse Natursreund
—- ich sehe es an ben Blumen hier!«
sagte Shlvia warm.
«Alle selbst aepsliittt Man sourc
vielleicht nicht thun aber ich tann
nie widerstehen, und dann sreuts
mich so roenn sie da stehen und mich
angucten wie helle Kinderaugen.
Dann krieg sie ich so ordentlich lieb.
Und Laja? Was glaubst du, was
sie thut draußen in atr Natur und
hier bei den Blumen? Sie lacht nnd
sagt, es langen-eile sie! Und dann
örgere ich mich, dann werde ich grob.
—- Diese tiinstlicten Odeurs in ih
ren Ziinmetn, die verrückten Orchi
deen welche sie überall ausstellt der
ganze Mirnslramä von Unnatur
ringt mich in Wirth. Da totnnits
mich manchmal an, als hätt’ ich auch
Nervenf
Er lachte, aber es tlang zornig
und bitter
Syloia veru uchte abzulenten »Du
bist oiel aus isen — nicht Rei«
Hast immer So an der olle
kleben, das ist mir fürchterlich Im
mer lsinaus in die weite Wein sies
ist ja so schön! stach hause lomme
ich nur dann und wann, um ch
gründlich athtern met- wieder
in u nserern n deutschen Wald
spazieren in . dann trag’ i
wohl ldas Gen-e mit, aber blos an
Pole-bei W —- Welt-II msa ichds
nr
»Da oeranstaltest also nie grosse
Japdenk
«Gott demsret Die hasse sch
So ’n anne- harinloses Weh wegzu
lichtes-en sxng tara-esIa knieeten-Weu E nha
n re
Hienie- Miso-» AMI.
aeas Mich auena usw-bitte
Maul-met Ia ich lieber
. »Wie lieb uns-d gut das von dir
IM« sa te Soll-in- tm, nnd drei
,Fütsi g ie! ihr imme besser I
)
)
Er tiff nach syst-Hand und fah!
It M Fig en. an — wir beidk
inspllen fest sinniger-allen - jaYHJ
sagte ek. »- haft mir leich gesal
len, es isi so was Einfa ö, Natür
lichec an M, ganz andetj als —«
M eine swfkvepng Ins dein
Fenster Rächst-it dann last --et
leise. »Aus bist glaubet-. daß ich.
so groß nnd ungeschlache ich bin. biet
die reine Null bin neben Ihrs Unter
ktiegen kann sie einen —- nean bannt
t nicht dazu- sich zu Muth Reue-I
enj maß ich sogar, wenn wir allein
sind, zu Tisch tm sSmoling erschei
nen; Ich! Kannst du dir das vorstel
len «
«Schwek!« Snlvia lachte unwill
tätlich.
»Und ich hats so 'ne bequem
Hauöjacke aus Somnzt « ein bis n
tnmponitt Knot, Idee spnsixideni. « e
darf ich Leyt gar nicht mehr verboten
« sie nllt im auf die Rade-W
Hoden-U Aber warte nur« wenn ihr
zu uns zu Tisch kommt — ibk kommt
doch has-d? ——— dann wag’ ich's! Ich
zieh’ sie an! Dorf ichs«
Von mit aus gekn! Du sollft dich
doch vor allem beheng fühlen in
deinem han«-U« — «
.-- . -
«thcgttchl Dis-pla, Mr orrr var
eseheiteste Frauenzimmer aui Erden!
ehaglichl Ja, das sollte man. Dazu
heirathet man doch eigentlich! herr
gott, was dieser Rainer siir ein
Glückipilz ists«
Sie lachten beide. Der Fürst herz
lich, Stiwia etwas bitter. «
Wie hormlos nnd fröhli die bei
den plausderten und wie-di im Ver
laus dieier halben Stunde schon das
leite Lachen von Sylviae Lippen ge
fallen wart Rainer ärgerte sieh da
rüber. Warum unterhielt sie sich
nicht mit Laie-, warum ging sie ans
alles so bereitwillig ein, was Lam
bach sagte? Es war eins-ach tattlos.
«Wethalb sprichst du denn gar
nicht? fragte Lasa jeht leise in vor
rourssoollem Ton mit zärtlicher-i
Augenausschlag. »Ich hatte mich so
aus dieses Wiedersehen gefreut, nnd
nun —" ,
Rainer fuhr wie aus einem
Traum aus. Auch er hatte sich ja
darauf ge reut. Aber nun siihlte er
sich gar nicht stob
»Verzeih«, msurmelte er. »Du
haft recht. dein Mann hat sich sebr
verändert Er war sriiher nicht so
— so lebhast.' "
O, sonst schweigt er sich auch
gündlieh genug aus! Diese wun
rbare Gesprächigteit heute ist nur
Syloiai Wert« Sie wars einen
Blick nach den beiden hinüber und
beugte sieh näher zu Rainer. uUebri
tkens —- Shkvia, ich bin einsaS Will
Sie benimmt sich ja, als hätte sie ihr
Lebtag nur die große Dzme ar
spieltl Und diese Toilettel hast du
ihr die zusanrsrnengestellt?«
«Nein. Sie entwickelt überraschetrd
Talent darin. Wir trafen in Italien
einen Maler, der gab ihr verschiedene
Winte. Seitdem kleidet sie sich ganz
selbstständig.«
«Unglaublich. wenn man an die
Mahrenberger Vergangenheit denitl«
Sie schwieg und ließ den Blick
aus Syloia ruhen mit einem seltsa
men Ausdruck von Neid und Aer er.
Rainer folgte diesem Blick. rst
seht siel ihm aus, wie tleidsatn das
hellgraue Gewand und der große
schwarze Federhut mit den blassen
Rosen Soloia stand. Unwilltiitlich
sah er dann Lasa an. Und merk
würdig: zum ersten Male lam« sie
ihm heute nicht so elegant vor roie
sonst. Das inallrothe Kleid auf
leichter Seide bildete zroar einen apar
ten Rahmen zu dem blassen einen
Gesichtehen mit deti dunklen irgen.
aber er konnte roth überhaupt nicht
leiden, und es erschien ibin viel zu
aussallend siirg ein haust.
Sie liebte die satten vollen Far
ben, brauchte sie vielleicht auch, aber
es lag doch so viel biihnenmiißiges
Rossinemeni in dem ganzen Arran
gement. Und der ärgerliche Aus
druck stand ift auch nicht. Er mochte
sie ältee qui eben.
«Lache doch ein bischen!« bat Rai
ner. »Ich habe mich se- ien-h deinem
Lachen ge ehnt!«
Sie la e sogleich. aber es larn ge
zwungen herau- und stand ihr wie
eine Muste.
Er blickte auf vie Uhr. »Hei-We
seit übrigens-. daß wir an die Heim
ehr denken!« san-e er laut. »Für ei
nen ersten Besitz sind wir schon viel
zu lange da."
Stil-is erhob sich sosott und ver
abschiedete sich von Lambach, wel
cher ei sich indes nicht nehmen ließ.
sie noch bis an den Wagen hinunter
Iu begleiten.
Auch Lein lain mit. ,Gott sei
Vanil« sagte sie unten, «dask wir
nun wieder ansteiten können, Rai
ner! Allein machtest inie gar leine
tende. —- Du reitest doch auch,
ylpiak
»Ja —- Mlter Sternbeeg lehrte
es snielj in Dosen-im Dort ritt ich
viel init ihm —- in Mal-readers hat
ten wie lerne Reitpferdes -
Bei der Erinnerung an Pollenm
gtdbsnllser glitt ein Schatten über
y ·W.
»Die ilrffs welche es bemerkte»
les-· to th- «üch ie. du wutstäc los
viel mit Weiter nsvninienl haft
du dich nicht man l nach ils-ali« »
cis-CI in der use trieb Sylvia
das slut in die agen. . n
pssmtete sie M: ,0em rde
« ins freuen. ihn metzee zn sehe-,
ever dazu iii wohl voriiiuiig teine
Tit-MAX
Ernte Syiviai Er war ioich ein
getreuer Ritter Zoggenbnkgs Ich
kann mir deuten wie schwer ihm der
Abichitd windet Und auch diri«
Sytpia send es unter ihrer Pä
de, date-i etwas zu erwidern. e
n· welcher so deutlich in Les-«
pn läg erschien ihr un Stich is t
M echt-etwa stieg des
Wegen tin-d Rainer xder imSe -
speöch mit Lambach nichts von denr
tleiscs Mcheniall geirret-it hatte,
soigte ihr.
tihr iibrigeits.d1s; Ontei
Ietician sehr trank ist?« rief Laie
ihnen noch noch. Die Graden schrieb
es netzlich ver Fürstin Zedern Er
soll einen Schlaganstll gehabt hu
beRainer und cylvia hoben beide
erschrocken deit Kopf tonnten aber
nicht weiter fragen, denn die ohne
hin schon nngedutdin itnmpienden
Pferde zogen mit einem piößiichen
Ruck an und der Wagen rollte da
von
»Mit Tante Sephine dir ettrias
davon geschrieben-.Zu fragte Rainer
Syst-is
»Kein Wort Ich erhielt schon seit
acht Tagen keine Nachricht Vielleicht
liegt heute ein Brief zu bat-set Die
Post stammt ja, glaube ich imtner
erst Nachmittang , «
»Ja. Es wäre schrecklich fur
Dante Dost«
Eine Weile iulsren sie schweigend
hin, jedes mit leinen Gewnlen be
schästigt. Auf einmal sagte Rainer
«Lanihach vernachlässigt sich schreck
lichis CI muß eilte wahre Tortur
siit die arme Las-n sein« seine Zär
mende Art zu ertragen!«
Snlviap die in Gedanten immer
noch auf Dolletkru weilte, antwortete
zerstreut: «Jch sinde ihn ganz nett.
Er hält nicht viel auf Formen, aber
das thut in nichts. Weientlich ist doch
nur, wie der innere Mensch tsl.'
hre Antwort iir erte Rainer.
»Sie nimmt nur liir i n Partei mir
smn Irr-IF dachte er und hilllte sich
sin den Rest der Fizlyrt in Still
schweigen.
13. Kapitel
Acht Tage später sagte Enlvia zu
Fräulein Beten-: »So· meine Liebe,
nun wollen wir, nachdem Keller und
Vormthgtnmmer und auch die Wä
schelarnmern erledigt sind, heute die
Dacht-öden iuspiziren Nachher möchte
ich mit dem Gärtner sprechen, und
zuletzt statten wir der guten Burbe ei
nen Besuch in der Küche eb. Wir
miissen uns durckxaus selbst überzeu
gen, ob sie alles richtiglnrcche für das
Abendeslem Ich fürchte, unier guter
Vetter Lamboch wird ein strenger
Kritiler sein«
Lore Peterz war heute niOt mehr
erstaunt über Sylviae Absichten in
Bezu aus Deckel-oben und Küche.
Gleis im Art-sang, als die junge
Gräsin alles sehen wollte. die
Schlässel verlangte, Silber unlz Ver-s
zellan nachziihlte und to mit lanrreru
Hand die herrschait im Haus an sich
zog, war sie freilich sprachlos aewe en
und wußte nicht« ol- fte sich blos ör
gern· oder gleich kündigen sollte.
cLllDer dann war es nicht einmal
schlimm geworden. »Es-sehen Sie·
meine liebe Peters«, hatte die Grö
sin mit ihrem sanften stillen Lächeln
«eiagt, das ihr alle Herzen in Rie
enan gewann, «uniere Wirthschaxi
terin in Mabrentserg hat mich wol
in allen Dingen unter-Vielen aber in
der Führung eines so großen haue
haltes sind Sie mir entschieden til-er.
und da muß i noch viel von Jtznen
lernen. Wir wobst also hübsch ein
nächtig mileinan r arbeiten —- ni t
wahrt Sie sind die Lehrerin, ich va -
tiiufig nur Schülerin, später theilen
wir uns dann in die verschiedenen
Bellt-rief
Dadurch tam sickf Fräulein PeteriI
e
mit einem Male he wichtig wr·
Ueberhawt schwärmte sie von Tan»
u Tage mehr fitr ihre junge dem-u
bitt sicherenr weil-lichem anftintt Et-;
te sie begriffen, daß es um diele »he»
recht traurig stand und daß Salt-ren
oburobl fee nach außen bin rulzrge Ge
lassenheit zur Schau trug. innerlich
doch ichtvet litt. .
seczkihlichek Its-ists
Onkel Caus der Proväiizjx »Du Wsmkst Mich Doch ZU Eins Osmmhucht
schuf-be fähtenz mik- fchtint aber, dZ drinnen ist eme Geftüselssntkh
uns . . -
Reich been Grund bin e man
nicht weit Fu suchen. Der sf km
oder ging täglich nach Zärenegg nnd
wenn er einmal en Hause blieb, W
lane sicher die Färftin angeritten need
drängte zu einem SWiertitt. Frei
lich mußte dann die junge Geäiin Mel-«
mit. aber man lonnte lich doch den«
ten. was für ein Vergnügen das- tin
nur!
sei den Mahlzeiten —-—- Jesu, der
antwortete. erzählte ei ja täglich -
wurde them ein Wort sprossen
Unv Abends lieh der Graf eine neige
Gemahlin meck- Ineiit allein. Sich
nach dem Abend-lieu zog er sieh unter
dem Verwand, daß er «nebeiten«
müsse, in lein Zimmer zuriiet Als
ob der was zu arbeiten hätkei Sein
Kommerdiener behauptete zwar er
schriebe an einem Reisen-ert, Jder
Fräulein Peters tonnte nnr lachen
dazu.
Sie selbst saß dann Ynit Snlvia
im SpeiseinaL rechnete, sprach mit
jin über Wirthichaftsongelegenheiten.
sie machten den Speisezeitel iür den
nächsten Tag, nnd Fräulein Peter
tmr immer bemüht, diese Stunde
möqlielkft ausmdelmem nur damit die
arme junge Frau ihre Verlasiendeit
nicht se merken cesllte.
So war schon nach kurzer Zeit eins
dem bloßen Dienstverhältnis eine Art
stiller Freunpichnft zwischen Leiden
Frauen entstanden, denn Dur-Ia
merlte wohl, das sie in der Peter
nienigstens eine treue Seele aus Rie
denau besaß s— und M that ihr
wohl. -
deute alio stiegen beide, in Staub
mitntel pebiillt auf den Boden und
besichtigten dessen Inventur.
Es Nite sich im Lause der Zeit
allerlei Strom dort angehäuft und
Sylvia bezeichnete eine Reihe liin
ausrangirter Möbel, welche vertan-i
werden sollten. -
Dabei wagte bie Peters die Be
merkung, dasi man iiir das alte
Zeug nicht viel bekommen würde, ob
man es nicht lieber unter der Band
an arme Leute der Umgegend geben
dürfte, denen ei immerhin von
Werth war. Sylvia rvnr ganz ein«
verstanden. meinte aber, von armen
Leute sollte man sedensolle leie
Gelb nehmen« Sie wollte den Gra
sen darüber befragen, aus dessen.
Wunsch die Bären geräumt werden
sollten
Gleich darauf stieh- sie einen lei
sen Freuknrus aus.
.De-rt hinten stehen die Spinan
derl Wie reizend! Bitte. Fräulein
Peters, geben Sie sie doch vori«
Die Spinnräder wurden hervor
gebvlt und ein wenig«nbgestaubt. Sie
waren noch ier gan gutem Zustand,
nn einem befand sich sogar noch ein
Bündel Macht«
Sylvia setzte sich aus eine Kiste
und versuchte zu spinnen. «Kiinnen
Sie auch spinnen, Fräulein Peters?
Ich vertrieb mir die langen Winter
Nacbmittage in Muhrenberg ost ds
ps
mil.
Eine tinbliche Freude urtlijrte
ihr Gesicht·
- z «
-
Ich have in meiner Jagenu aug
nianchmal aespvnnen«, sagte z riirklein
Miets, «rniein Vater war Mir
Cvettor, und Mtler hielt viel darauf,
daß die Leute Abends spannen. Ei
war iebr lustig dabei. Vater erzählte
Geschichte-i und Mutter theilte nach
her Bratävfel aug. Aber ob rcki es
heute noch lann — ?«
»Ach, Sie müssen es wieder Ter
nen! Mir zuliebe! Dann letzen ioir
uns im Winter Abends an meinen
Kaniin und spinnen und erzählen ein
ander auch Geschichten.«
Fortsetzung folgt-)
Ost
Die Freude darüber-, daß Carrie
Nation sich nach Europa etngeschifft
het. wird einigermaßen getrübt durch
die Befürchtung daß man sie uns nur
zu bald zuriitetlchicken wie-in
Ob wohl ver Mr. hohlen den Ver
tragi zwilchen den Ber. Staaten und
Jae an als eine persönliche Beleidigung
ansi hen tritt-J
s
Der gelehrte Dr. Bertillon sagt:
Liebe iit eine Krankheit »Das hette
Mittel dagegen ist die Ebe.