Das Telephon. Stizze oon S. Barintay. l. Mit vergnügtem Gesicht fah herr Mllmann aus dem Fenster. Die blaubekittelten Arbeiter kletterten lei terauf, leiterab, rollten den Draht, spannten ibn, brachten die Jsolir gloetensam Jede gelungene Hand reichung und That erfüllte den Zu schauer mit stillem Entzücken. Jn einer Stunde sollte es ihm schon zur Verfügung stehen, das Telephon, nach dem er sich bereits seit Monaten ordentlich gesebnt hatte! Was siir eine Erleichterung ftir ihn! Wie viel Ge schäftliches konnte er nun von daheim aus erledigen, so manchen Gang spa ren und so manche Stunde dafür in seiner Familie zubringen —- oder auch wegbleiben, weil er sich doch leicht ge nug entschuldigen konnte. Und das zuwidere Briefe- und Kartenschreiben an Freunde und Bekannte hörte so ziemlich auf, denn die meisten besaßen Apparate. Eine Zusammenbestellung zu einem Augfluge. Ab- und Zusagen, Aufmunterungem ließen sich trefflich durch Telephon befördern, und sogar Gratulationen waren turz und bündig und doch herzlich ganz prächtig auf diesem Wege abzumachen. O, es sollte herrlich werden! Einmi, seine Frau, hatte es dann bequem bis zum Wohlbehagen."Alleö,’ vom Metzgersleisch bis zum Tündel-» schürzchem konnte sie sich in’s Haus be- H stellen, zu ihm selbst in’s Geschäft re-« den und ihn nach Bedürfniß um Rath! sragen oder er sie nach dem täglichen Speisezettel, wenn es ihm einsiel, sich darum zu kümmern oder ihn nach sei-; nem Geschmack zu torrigiren. Zahllos waren die Vortheile! Nur. der Kostenpuntt hatte ihn so lange vors der Anschaffung zurückgeschrectt. Aber was sparte er doch auch damit! Trom, Porto und die Schuhsohlen schonte er. Das gab ein Stimmchen, das in Abzug zu bringen war! Und schließlich, für die Bequemlichkeit thut man auch mal ein übriges. Wenn ers so bedachte, so war das Telephon eine gewisse Nothwendigteit, ein Faktor des modernen Lebens. — Voll Stolz und Freude trat er zum ersten Male an den Apparat. Reben ihm stand seine Frau mit strahlenden Mienen und Julius, sein vierjähriges Sühnchem mit neugierigen Tellerau In. Nur das Bahn im Schaut-ma gen war theilnahmlos. Piillmann telephonirte an einige Freunde und war entzückt, als er sich ilmit ihnen so schön verständigen konnte. Dann unter-wies er Emmi imGebrauch und ließ Julius mit einem Onlel sprechen, der in einer anderen Stadt lebte. Sie lachten herzlich über den Jungen, der wie besessen vom Tele phon wegzappelte und suchend in’s Nebenzimmer lief, denn: »der Onkel, der ist da hinter der Mauer und hat mir was mitgebracht«, ries das Kind. »Es ist eine wunderbare Einrich tung!« sagte Oerr Pöllmann befrie digt, als er sich zu Bett legte. »Wir werden sicher viel Ruhen davon ha heut« Und seine Frau nickte in der gleichen Ueberzeugung und träumte schon da von, das theure Dienstmädchen über slüsstg zu finden. ll. Am nächsten Morgen war das Te lephon bei Pöllmann's Hausgespräch Alle Frauen leiteten ihre Morgen plauderei mit Emmi mit der bewun dernden Dehnung ein: »Sie haben ja seht das Telephon in der Wohnung! Gott, wie bequem!« Und Emmi fühlte sich glücklich und lücheltr. »Es steht Jhnen zur Verfü gung, selbstverständlich! Jederzeitt Kommen Sie nur zu uns!« Das sagte sie zu allen den Nachbarn von nebenan, von oben und unten, natür lich in verschiedenen Graden der Lie benswürdigteit. Als sie an sechster Stelle mitten in der Schilderung aller Vortheile des Apparates war, gelltc die Meldeglockr. Sie sprang gemsenfchnell in die Woh nung. Jhr Mann sagte ihr zum zweiten Male ,,Guien Morgen« vom Geschäst aus. »Nein, wie reizend!« Lachend lam sie wieder. »Wie reizend!« echoten die Frauen. Die nächsten Male sand sie es aber schon weniger nett. Einmal erwachte das Bahn aus seinem Vadeschlas von dem Geschelle und schrie wie ein Ferlel unter dem Messer, das andere Mal — ein Freund ihres Mannes sprach — brannte ihr der Braten an, weil das Mädchen eben abwesend war. Sie telephonirte das voll Unmuth ihrem Gatten. Pöllmann war ein Feinschmecken Er brummte per Draht, und nach einer halben Stunde ilingelte er lchon wieder an und sagte sich siir Mittag ah, weil ein dringendes Ge schäft ihn abhalte, den weiten Weg zu machen; er werde rasch im nächsten s Resiaurant speisen. Das war ein Kniff, und Emrni durchschaute ihn. Sie konnte allein mit Julius am Tisch sitzen. und der Opurmet ließ sichs irgendwo wohl —sein. Verdrießlich ließ sie sich nieder, rnit dem qnarrenden Kinde aus dem , Schopfe, das nicht mehr sum Schleusen ’«ls — zu bringen gewesen war, stacherte an dem verdorbenem Fleische herum und war zum ersten Male zornig aus das Telephon. Doch selbst das schlechte Essen tonnte sie nicht in Ruhe genießen. Die haudbesitzerin begehrte mit einiger Dringlichkeit Einlaß. An der Gas leitung war etwas gebrochen, und weiss nun so bequem war, bat sie, das Telephon benuhen zu dürsen. Jn der nächsten Zeit kamen sie alle, die im Hause wohnten, sie kamen vom Nachbarhause und schließlich aus der ganzen Umgebung! Erst in Rothsäl len. wenn jemand trant wurde, oder auch um Angehörigen eine wichtige Nachricht zu übermitteln, bald aber für zahllose andere Sachen. Bier, Theateriarten, Toiletten zur Auswahl, Lebensmittel, lunterbunt wurde alles durcheinander bestellt durch das Völl mann«sche Sprachrohr-. Frau Emmi kannte in kurzem alle Lebensgewohn heiten der Nachbarn, ihre Lieferanten. lihre Vergnügungen, ihre Vettern und Busen. Die Schwelle wurde taum imehr leer, und das Hauswesen ging Haus den gewohnten Fugen, denn es gab doch bei jeder Inanspruchnahme »ein kleineres, ost auch ein großes Ge spräch. Dazwischen wurden sie selbst wegen alles möglichen und unmöglichen ange rusen, und so bei ihrer Arbeit und in ihrem Behagen gestört. Keine Stunde verging, ohne daß es schrillte. lit. Nach vier Wochen war das Telephon Bein Ehepaar eine Last, doch keines Brach es aus. Erst als sich die Bitt stellerinnen mehrten, die just lamen, wenn sie bei Tisch saßen —- das Tele phon befand sich im Speisezimmer — brach der Zorn bei Pöllmann los. »Es wird mir zu dumm! Jch will mir nicht tagtäglich in die Schüsseln gucken lassen! Jch will in Ruhe essen! Laß mir leine dieser Gänse mehr hereint« »Aber haus, wie heftig! Sie ent schuldigen sich ja so artig!« »Ich pfeif’ auf die Suada und will ungestöet bleiben!« antwortete er wil thend. Das Mädchen wurde angewiesen,» niemanden in Zutunft einzulassen, wenn sie speisten. Daraufhin gab es schiefe Gesichter und lnappe Grüße, die Frau Emmi peinigten. Sie regte an, die Wohnungseinrichtung zu ändern. »Es würde sich viel ruhiger schlafen hier, als nebenan. Und dann« wegen des Telephons . . .« »Natürlich, deswegen! Dich schon gehen! Jch hab’ mein Te lephon sitr mich einrichten lassen, nicht fiir die Nachbarschaft!« Seine Frau beruhigte ihn, obwohl sie ihm im Stillen recht gab. »Wir können doch nicht unliebenswiirdig sein« ietzt auf einmal! Es ist wegen des Hausfriedensl Jch mag nicht woh nen, wo man mit steilen Nasen an mir vorbeigeht!« Sie zogen also um, und der Tanz ging weiter. Dann mußte Emmis Gotte wegen einer Fußverletzung eine Woche lang das Bett hüten. Am ersten Tage lie ßen sich Telephonbesuche abwenden; am zweiten bat man Frau Pöllmann, in den Apparat zu sprechen. »Sagen Sie, es ist eine Unverschämtheit, mir die bezahlten Sachen so lange nicht zu bringen!« »Sagen Sie, es sei eine Gemeinheit« rnir solch verdorbene Eier zu senden! Jch gehe zum Jnfpettor damit!« »Sage-i Sie, wenn er mir nicht schleunigst seinen Arbeiter sendet, soll ihn der Teufel holen!« »Der Teufel hole Dich selbstl« Pöllmann knirschte nnd zitterte vor Muth. »Jn mein Telephon werden teine Ungezogenheiten hineingespro chen!« Seine Frau hielt ihm den Mund zu »Sei unbesorgt! Es geschieht nichts-» Am dritten Tage drängten sich Dreiste bis zu ihm und wickelten eine Portion Liebenswiirdigteit um den Zwect ihres Kommens. Er mußte still halten und die endlosen Reden und Nathichliige mit glatter Miene anhö ren. Doch zwischen ihm und Einmi setzte es einen Verdruß wegen des Zim merwechsels. IV. Jch höt’" Er war taurn genesen, da wurden sie eines Morgens um sechs Uhr aus dem Schlafe geschreckt. Jm tnappsten Nealige huschte Eintni ängstlich an die Thür. Frau Stern vom dritten Stock stand draußen. »Ich bitt’ tausendmal um Entschuldigung Frau Pölltnann, wir wollen zur Bahn. Sie wissen-; ja, dasz wir heut’ aufs Land gehen! Wir hoffte-n, die Tram nehmen zu könne-n,l und nun gieß« stromweise, wir wür den naß bis auf die Haut, bis wir hinkamen. Möchten Sie nicht die Freundlichkeit haben und um einen Wagen telephontrenL Seien"s nicht bös, daß ich so früh störe, aber der Zug wartet halt nicht! haben’s die Güte!« Entrni hatte die-Güte und kroch dann sröstelnd wieder ins Bett. Nach einer Viertelstunde rasselte eine Droschke vor und hielt eine Vier telstunde wartend vor dem Hause. hieran rührte sich der Kutscher. »Es ist von Jemandem telephonirt fremden nrn einen Wagen!« forschte er. »Das ist bei Pöllmanns im ersten Stock!« Frau Pöllrnann öffnete, ein zweites Mal aus dem Bett gesprengt. »Ich bin darum ersucht worden von Frau Stern, zwei Treppen höher!« Eine Magd steigt eben abwärts. »Den Sternschen ist der Wagen zu lang ausgebliebent Sie sind grad vor hin weg«, giebt sie Auskunft. Ein lebhafter Disput entstand. Schon fast ein Geschimpfe. Frau Em mi ist entrüstet, und der Kutscher ist kein Gentleman. Er will Geld und fordert es von ihr. Sie weigert sich selbstverständlich Die herbeigeeilten Hausbewohner reden für und wider, je nachdem sie zu der einen oder anderen Partei stehen. Herr Pöllmann schaut endlich mit zornrothem Gesicht durch den Thür spalt und beendet nach kurzem Streit die Szene, indem er tnit einem Fluche die Ansprüche des Kutschers befrie digt. Jn der Wohnung setzt sich zwischen den Gatten der Wortwechsel fort, und es ist unbestimmt, wer besser weg tommt dabei, die Familie Stern oder das Telephon. »Meine Nerven schüttelt’s! Der Aerger wiirgt mich! Zieh' Dich an, Emmi, und den Buben dazu, wir ma chen eine Partie!« »Aber, das Wetter Hans!« »Macht nichts! Wenn ich daheim bleib’, blas ich, sobald mir wieder eins an den vermaledeiten Ratschtaften wil« Also fort!« Spät Abends und todtmiide kom men sie nach Hause. Sie sind in Wald und Feld herumgewandert und haben den miiden Knaben auf dem Rückweg ivechselweise tragen müssen. Wie Säcke fallen Herr Pöllmann . und das Kind in’s Bett; Frau Emmi I macht noch einige Handgriffe und ver sorgt das Baby. Gerade als sie das Flurlicht abdrehen will, klopft es leise s an die Thüre. »Frau Pöllmanni Frau sPitllmanm ich bitte!« s Zögernd öffnet sie und sieht die Jhausbesiherin vor sich. »Wie dank ich Hdem himmel, daß Sie noch auf sind! lSeien's doch so lieb und lassen’s mich an’s Telephon! Denken’s nur, mein Mann ist seit dem Frühschoppen nicht heim’tommen! Angst hab’ ich ja ge rade seine; ich weiß schon, wo er sitzt, bei feinem Schwager, dem Weinwirthl Aber Zeit wär’s wohl, wenn er jetzt heimginge, und vielleicht, am Ende, man weiß doch nicht! Jch werd’ ein mal hinreden. Er soll machen, daß er nach haus geht!« »Mein Mann liegt bereits im Bett! Aber ich werd’s besorgen!« ertoidert Frau Pällmann mit innerlicher Ver drossenheit. Dann noch ein Dankesschwall, ein unberftändliches Gutenachtsagen, bei welcher Gelegenheit noch erlundet wird, nfo und wie der Tag verbracht worden it. Frau Emmi hat gähnend laum die Thiir geschlossen, da hört sie ein Kra chen und Schmettern im Schlafzim mer. Bestiirzt eilt sie hinein. Da steht ihr Mann im Hemd vor dem Apparat und schlägt mit Faust und Hammer darauf ein, ohne Unterlaß, bis die Zerstörung vollkommen ist, und alles am Boden liegt. »Lieber will ich Briefe schreiben bis zur Gelentlahmheit«, schreit er, ohne einen Blick auf seine entsetzte Frau zu werfen, »mir die Sohlen täglich von den Stiefeln rennen und müde werden zum Umfallen und hungern und dur ften und im ganzen Leben mit leinem Freund mehr zusammentreffen, nur lein Telephon mehr in der Wohnung! Keins mehr! Jn aller Ewigkeit leins mehr!« Und dann legt er sich hin mit dem Gefühl eines Siegerg und schläft ein mit der töstlichenVorahnung, daß nun wieder Frieden und Ruhe einziehen werde in seine Penaten. Ein köstlich-O Stückchen passirte in Augsburg Abends in einer Wirthschaft. Ein Zimmeraeselle be stellte eine Maß Bier.« Als er einige Züge gemacht hatte, schwamm ihm ein langgestreckter dunkler Gegen stand entgegen. Bei näherer Unter suchung stellte es sich heraus, daß es zwei Würsie waren. Als der Zim mergeselle die Gastgeberin über den eigenartigen Fund interpellirte, ent schuldigte sich diese mit den Worten: »Ja, Herr, ich weifx leider keinen Plan mehr, um die Würste vor den Augen der Dienstboten zu verbergen, drum hab ich sie in die Maßkriige gethan.« Ju m Eisenach-. A.: »Ja, wie schaust denn du aus, ganz zerkratzt und verbeult im Gesicht, hast du denn gerauft?« L B.: »Nein, ich habe meiner Frau erzählt, mich haben heut Nacht im sTraum zwei hübsche Mädchen geküßt ) und da hat sie mich denn dran so zu - gerichtet.« So tritt-B gemacht. »Junge, ich begreife bloß nicht« wie du deine Strümpfe so schnell zerreißt, das ist ja schauderhaitt« »Ach, Mutter, das geht ganz fix: Erst bohrt man mit dem Finger, dann fährt man mit de ganzen hand dorch; fertig is de Laube!« die Augen der Schlange Eine merkwürdige Geschichte von R o b e r t B i r. 1. «Es ist ehne Thatsache, so von vilen Gelehrten und ehrbaren Männern beglaubigt wird, daß die Schlangenaugen eyne Magne tische Kraft besitzen, daß selbe alle Menschen, fo in ihren Bann hin und elendlich untergehn lan.« Harker Brayton, der sich’s in Schlafrock und Pantoffeln auf dem Sofa bequem gemacht hatte, mußte lächeln, als er diese Zeilen in den al ten ,,Wundern in der Wissenschaft« las. »Das einzige Wunder«, dachte er, »ift, daß die Gelehrten zu früheren Zeiten Sachen geglaubt haben, die heutzutage der Dümmfte als Unsinn erllärt«. Andere Gedanken folgten — Brahton war ein nachdenkender Mann, — und ganz zufällig ließ er das Buch sinken, ohne die Richtung seines Blickes zu ändern. Da bemerkte er etwas in der dunklen Ecke des Zim mers, zwei kleine Lichtpunkte, schein bar ein paar Centimeter vn einander entfernt. Vielleicht war es der Wi derschein des Gaslichtes an metalli fchen Nägeln —- er lümmerte sich we nig darum und las weiter. Einen Augenblick später mußte er, durch ein Gefühl getrieben, das er nicht analy siren konnte, sein Buch wieder sinken lassen, um das vorher Gesehene wie der zu surhen. Die Lichtpunkte waren noch da. Sie schienen heller wie zuvor und leuchteten mit einem grünlichen Flimmer, den er zuerst nicht bemerkt hatte. Er entdeckte auch, daß sie sich ein wenig genähert hatten. Doch wa ren sie noch zu viel im Schatten, um seine Aufmerksamkeit zu fesseln, und er las weiter. Von einem Satz in feiner Lektüre getrieben, ließ er plötz lich das Buch auf den Boden fallen und starrte in die dunkle Ecke, wo die zwei Lichtpunkte jetzt mit noch stärke rern Feuer glänzten. Da sah er, bei nahe unmittelbar unter dem Fußende des Bettes, eine große, zusammenge ringelte Schlange — die Lichtpunkte waren ihre Augen. Aus dem Mittelpunlte der Spirale schob sich ihm der entsetzliche Fion ent gegen. Die Umrisse des breiten, bru talen Nachens-, die blöde Stirn halfen die Richtung des feindseligen Blickes zu deuten. Die Augen waren nicht länger nur glänzende Punkte; sie schauten in die feinen mit Bedeutung und boshafter Absicht. 2. Gott sei Dank ist das Erscheinen von Schlangen im Schlafzimmer eines modernen Hauses nicht gewöhnlich ge nug. um eine Erklärung unnöthig zu machen. Das Haus des bekannten Natursorschers Dr. Druting, in dem Brahton gegenwärtigials Gast weilte, war eine Kombination von Laborato rium, Menagerie und Museum. So hausten in einem großen Zimmer des Obergeschosses verschiedene Schlan gen, die wegen ihrer Gefährlichkeit der Freiheit beraubt werden mußten. 8 Brayton wollte im ersten Augen blick des Schreckens und Etels dem Diener schellen. Aber als er schon die Glockenschnur berührte, fiel ihm ein, man würde ihn für feig halten, was er gewiß nicht war. Die Lage war lächerlich und elelhaft und erregte ihn mehr wegen ihrer Außerordentlichleit, als ihrer Gefahr« Das Neptil war von einer ihm unbekannten Gattung. War es gefährlich? Giiiich — Es war ihm ein unerträglich-er -Gedante, eine Luft athmen zu müssen, die von der Ausdünfung des Thieres ver pestet wurde. Brayton erhob sich und suchte be hutsam die Thüre zu erreichen, ohne das Neptil zu stören. Er wußte, daß er ohne Hindernisse den Ausgang ge winnen konnte, wenn er rückwärts gig. —- Unterdessen brannten die Auge der Schlange noch boshafter, unbarmherziger als zuvor. -. « Bkayton ekyoo fernen recoren Zyuiz vom Boden, um zuriirkzutreten Jnc selben Moment fiihlte er einen starken Widerwillen nagt-am »Man hält mich fiir tapfer; ist denn Tapferkeit nichts als Stolz? Jetzt fürchte ich mich natürlich, da T- niemand sieht.« Er hielt sich mit der rechten Hand an der Lehne eines Stuhles fefi. Sein Fuß schwebte noch immer in der Luft. ,,Blöosinn!« sagte er laut, »ein so großer Feialing bin ich denn doch noch nicht, daßß mir vor meiner eige nen Furcht bannt.« Er hob fein-en: Fuß ein wenig höher, indem er das Knie trümmte. Dann stieß er ihn hart auf den Boden — setzte ihn aber dabei ein wenig vor den andern! Ein Versuch mit dem linkenFufz hatte die selben Fsolqen —- wieder ein Schritt vorwästs. Er lonnve nicht begreifen, wie es geschah. Die Hand hielt liampfhaft den Stuhl fest, der Arm ivar steif nach rückwärts gedreht. Mian sah, daß sich Brayion sträubie, die Lehne fahren zu lassen. Die Schlange hatte sich noch immer nicht gerührt; aber die Augen waren jetzt elektrische Funken, brennende, bogende Nadeln. ranton war aschfahl geworden. Wieder machte er einen Schritt vor wärts nnd abermals einen, eine Strecke den Stuhl nachschleppend, der kschneßtich nach-nd zu Boden fiel. Stöhnend starrte er die Augen an, die jetzt zwei blendende Sonnen waren, so blendend, daß er die Schlange selbst nicht mehr sehen konnte. Aus den Sonnen slossen brennen-de Ringe von leuchtender, lebhafter Farbe, die immer größer wurden, bis ssie wie Seifenblasen in Nichts verschwanden. Sie schienen sein Gesicht zu berühren und dann wieder endlose Weiten ent fernt zu sein. Er hörte, wie irgendwo eine große Trommel ununterbrochen geschlagen wurde, manchmal vernahm er, nur flüchtig dazwischen angedeu tet, eine süße Musik, wie die Töne einer Aeolsharfe. Er kannte den Ge sang mit dem Memnons Bild die emporsteigende Sonne begrüßt, und er wähnte, jetzt im Schilf des Nils zu stehen und dem unsterblichen Choral zu lauschen, der das Schweigen der Jahrhunderte durchzitteri. Die Musik schwieg; oder Vielmehr, sie wurde mit unniertlichemUebergang zum fernen Rollen eines nahenden Gewitter. Eine Landschaft, glitzernd in Sonne und Regen, dehnte sich vor ihm; er sah einen fchsillernden Regen bogen, der in weiter Kurve hunderte von Steinbildern umrahmte. Und in der Mitte des Halbkreifes hol) eine ungeheure Schlange den Kopf empor. Sie trug eine Krone und hatte die Augen seiner todten Mutter. Plötz lich zerstob dieses Bild Irgend was schlug ihm heftig auf Gesicht und Brust. Er wat zu Boden gefallen, und das Blut rann ihm von der ge brochen-en Nase und den zerquetschten Lippen. Einen Augenblick lag er ge blendet und betäubt; dann aber er holte er sich. Durch- den Fall hatte er die Augen von der Schlange wenden müssen und dadurch war der Bann gebrochen. »Er war sich dessen wohl bewußt. Jetzt wenn er der Schlange nicht nochmals in’s Auge sah. Aber i-— wie schrecklich war der Gedanke, daß das Thier, nach dem er nicht fe hen durfte, nur« mehr einige Meter entfernt lag und vielleicht jetzt gerade daran war, lautlos auf ihn zu schnel len, seinen Hals zu umstricken. Er hob seinen Kopf, starrte wieder in die drohendenAugen und war wie der gebannt. Die Schlange hatte sich noch immer nicht gerührt. —- cie schien jetzt die Macht über seine Einbildung verloren zu haben; denn die prachtvollenPhan tasiegebilde kamen diesmal nicht wie der. Unter der flachen, hirnlosen Stirn blitzten die schwarzen Perlen au en mit einem unaussprechlich bosi ha ten Ausdruck. Es war, als ob das Thier, seines Triumphes sicher, es verschmähen würde, weiterhin locken de Listen zu üben. Nun folgte eine schreckliche Szene. Der Mann lag, nur mehr einen Me ter von seinem Feind entfernt, flach aus dem Boden, den Obertörper auf die Ellenbogen gestützt, den Kopf zu «riielgeworfen, die Beine der Länge nach ausgestreckt Das treidemeiße Gesicht war blutbespritzt; die Augen weit aufgerissen. Schaum stand auf den Lippen und fiel in Flocken ab. Starke Konvulsionen durchzuckten den Körper, der sast schlangenartige Be wegungen machte. Brahton bog sich in den Hüften, indem er die Beine von der einen Seite zur andern hin und her wand. Und jede Bewegung brachte ihn der Schlange etwas nä her. Er schob seine Hände immer vorwärts, um sich zurückzustemmew Doch fortwährend rückte er aus den Ellbogen weiter nach vorne· 4. Dr. Drurina und seine Frau saßen im Bibliotbetzimmer. Der Gelehrte war bei besonders guter Laune. »Ich habe von ein-ern Sammler ein pracht: volles Exemplar der Ophiophagus be tommen.« ,,Ophiophagus?« sragte ihn seine Frau. »Das ist eine Schlange, die andere Schlangen frißt.« ,,.Hosfentlich. srißt sie alle deine Schlangen,« sagte sie, zerstreut die Lampe schiebend-. »Aber wie bekommt sie denn die anderen Schlangen? Be zaubert sie sie durch ihren Blick?« »Das ist wieder echt! Du weißt doch, daß ich wüthsend werden kann, wenn man mir mit diesem Volks aberglnuben vom Schlange-ebner kommt! —« Das Gespräch wurde von einem gräßlichen Schrei unterbrochen, der M durch das stille Haus hallte. Wieder und wieder vernahm mang nett schrecklicher Deutlichkeit Sie spran ;gen auf, blaß und sprachlos. Kaum war das Echo des legt-en Schreies er storben, war der Doktor aus dem Iåimmer und stürzte mit gewaltigen spähen die Treppe empor. Jm Skor «kidor vor Braytons Zimmer traf eu einige Bedienfteie, die von den oberen Räumen heruntergeeilt waren. Sie sprengten die Thür. Brayton lag, den Rücken nach oben, auf dem Boden. Todt.« Kopf unsd Arme waren zum Theil unter dem Bett verborgen. Die Diener zogen die Leiche hervor und legten sie cuf den Rücken. Das Gesicht war mit Blut und Schaum beschmiert. dsie Augen stand-en aus den Höhlen hervor -—— ein entsetzlicher Anblick! »Geftorben infolge eines ·epilepti schen Anfalls«· murmelte der·Do!ior, als er niedertniete und die Hand auf das Herz des Tod-ten legt-e. Jn dieser Stellung warf er zufällig einen Blick unter das Beit. ,,Herrgott! Wie kommt das ins Zimmer?« Er griff unter vie Bett lade, zog die Schlange hervor und schleuderte sie in die Mitte des Zim merg. Dort blieb sie regungslos lie gen, noch immer zufammengerollt wie zuvor. Es war eine ausgeftopfte Schlange; die Augen zwei polirte Schuhknöpfr. Bescheiden. Er: ,,Jn meinem Leben habe ich nur zwei schöne Frauen gesehen!« Sie: »So? und wer war die an dere?« Parallele. Tochter (1veinend): »Er hat mit aber geschworen, mich auf den Händen zu tragen!« Vater: »Na, dazu ist der nicht sicher genug auf den Füßen!« Moder-ne Dienstboten. Köchin, eben eingetreten: »Gn·ddige Frau, wissen Sie auch, daß ich schon mal vor einigen Jahren bei Ihnen war? Jch habe es soeben im Band lll. meiner Zeugnisse gefunden!« In der Apotheke »Was bekommst Du, Kleiner?« »Um zehn Pfennig’ Leberthran, aber recht wenig, er gehört für mich!« Gefährtiches Unterfangen. Herr: ,,Junge, was heulst du denn und wie kommst Du zu dieser ge schwollenen Backe?« Junge: »Meine Schwester hat mir eine Ohrfeige gegeben und ich hab’ ihr doch bloß zu ihrem vierzigsten Ge burtstage gratulirt!« Schlimmen ,, . . . Du findest also, lieber Ro bert, daß ich viele gute Eigenschaften besitze?! Dabei habe ich aber einen großen Fehler!« «Welchen?« »Ich kann nicht kochen!" »O, das macht nichts — wenn Du’s nur nicht versuchst!« Der Paaioffelheld. Frau: ,,Eine innere Stimme sagt mir . . .« « Mann: »Was, um Gottes Willen, eine innere Stimme hast du auch noch?« Eine fleißige Familie. »Bei mir zu Hause mufj Alles mit l)elfen.« ,,Wirklich?« »Ja, der Kleinsie holt Bier, der Größere Zigarren und der Vleitefte löst den Jüngsten ab.« Tal-etc Arzt (dem Patienten den Puls süh lend): Hm, ich finde heute den Puls etwas schwächer als gestern. Patient: Das kommt vielleicht da her, weil Sie mir gestern dav Bie verboten haben, Herr Doktor! Stoßseufzer. » . . . Du glaubst gar nicht« liebe Ella, was Dieser Doktor schüchtern ist: Spricht der Mensch zehn Sprachen — und erklärt sich in keiner einzigen!« Tic perscktc Köchin. TIE Hausfrau: »Sinb Sie aber auch wirklich perfelt?« Köchin: »Welche Frage, gnädige FraUSEl Jch spiele Perseli Klavier und Tennis, bin perfelte Radlerin, Sängerin, lann malen, dichten . . . .· Hausfrau: »Na, und lachen?« « Köchin: »Na, wenn’s sein muß, schließlich auch das noch!« .