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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 18, 1908)
fürstin Maja. Roman von Ekich Ebeusteim ««-000000WM000- isooooWoooooooooouoo (7. FortseßungJ Jn ihr stärmte und gäbrte es wild durcheinander. So weit also war es klommen. daß Fremde sahen. wie es» Um ihre Ehe stand! Daß Fremde ihr ins Gesicht sagen durften: dein Mann(l liebt dich ja nicht und macht dich nurz elend! Daß sie ihnen trotz ihres ta-« UMM Benehmens als eine herren lose Beute erschien. nach der man wa gen durfte. die Hand auszustrecken! Nicht über Weiher war sie empört. An den dachte sie taum. Aber über siainer, daß er sie da zweckloö in der Fremde berumschleppte, sie zwang« allein spazieren zu fahren. und sie da durch in Situationen brachte, wie diese. »Wenn er mich schon nicht liebt,« dachte sie bitter, »Sei-us wäre er mir doch schuldig und so viel Für sorge, daß nicht die Spatzen auf den fDächern Spottlieder auf mich pfei eitl« Jn dieser Stimmung erreichte sie Terontala kaum anderthalb Stunden später, als sie es verlassen hatte. Rainer war zurückgeblieben um an Laja zu schreiben. Er hatte am Mor gen einen ver-zweifelten Brief von ihr erhalten, worin sie ihn beschwor, doch endlich zurückzukehren Auch im Nie denauer Thal blühe der Frühling» und die Nachtigallen hätten begonnen, zu singen. Aber ohne ihn sei es trost los« Er wußte nicht, was er thun sollte. Es war bestimmt daß sie die Oster woche in Rom verbringen. dann nach Neapel, Capri und zuleht noch nach Sizilien sollten. Was sollte er Syl Iis lagen, um sie nun plötzlich zur Rückkehr zu bestimmen? Freilich — sie war so gleichgültig, daß es ihr vielleicht einerlei gewesen wäre, da oder in Riedenau zu sein. aber einen Grund hätt man doch angeben müssen« und ihm siel keiner ein. So beschloß er, vor allem Laja zu beruhigen und dann den ersten besten Vorwand zu ergreifen, der sich bot, um die Reise abzubrechen Vielleicht wiirde sich in Rom Gelegenheit dazu ergeben. Ja sein Zimmer brannte die Nach mittagssonnr. Er schloß die Läden. aber nun war es wieder zu dunkel. Da zog er es vor, wenn auch zögernd und widerwillig, in Shlvias Zimmer nebenan zu gehen, wo es schattig war, s und das sogar einen Schreibtisch dichtl am Fenster enthielt, einen Luxus-, der seinem Gemacht fehlte. l Wie ihm der Wirth versichert hatte, war es zwei Stunden bis an die Ruinerh Sylvia konnte also kaum dor! Abend zurück sein. Aus ihrem Schreibtisch sah er den Brief an Sephine o Doll liegen. Es« gab ihm einen kleinen Stich, als er den Namen las. Hatte sie nicht recht behalten? War nicht alles gekommen» wie sie es vorausgesagt hatte? » Er betrachtete Sylvias Schrift. Wie klar und sest und rührend kind lich sie war! Ganz wie die Schrei berin selbst. Und plötzlich war ihm, ali sage eine geheimniszvolle Stimme neben ihm: Dieses reine Kind bist du im Begriff zu verderben! Erschiittert starrte er aus den Um schlag nieder, dann schob er ihn scheu von sich und begann zu schreiben. M reihte sich an Bogen. Ber gesien war Syloia und die mahnende Stimme in seinem Innern. Nur Laja stand vor seiner Seele, und im mer neue Worte liebevollen Trostes drängen-sich in Rainers Feder Da plötzlich ein leichter Schritt aus der Treppe —- die Thiir wurde hastig sssgeiisfneh und Sylvia blieb wie ange wurzeli ans der Schwelle stehen. Alles hätte sie eher erwartet, als Rainer hier zu finden. Sein Anblick weckte den Groll in ihr von neuem. Was that er hier in ihrem Zimmer, an ihrem SchreibtischZ Erschrocken war Rainer ausgespeun gen. Jhr Aussehen erschreckte ihn noch mehr, als ihr unerwartei sriihes Kommen. »Du bist schon zueück?« fragst er verlegen. »Ich dachte — Sylvia hatte die Thür geschlossen nnd trat langsam näher. »Ja-— weit nicht bei den Ruinen Jch stieg her aus nnd ging — spazieren.« »Das hättest du nicht thun sollen — Eli-in in der fremden Gegend!« »Nein. ich hätte es nicht thun sol Len« gab sie seltsam start zurück. - uIliet nicht der fremden Gegend hal - iet. sondern weil —- ioeil ——« Plötz lich brach sie leidenschaftlich aus: - pei- vs mich schstlps gelassen hast seit eine stau, die jeder bemitleiden :- dqthder jeder die Lieblosigleit ihres W Wen darf, schlimmer ist, alt eine Vettletim weil —« sag bach in Wicht-en fans. Allieei ges Masch, e zu amnien - wniim W tan 132 Hm lik; pg M n, io etc K wie tief dieses Erlebnis sie eeui v Zell-k- Messe-·- wiss-. W Sie sank auf den Stuhl, von dem er bei ihrem Eintritt ausgestanden war, und schlug die Hände vors Ge sicht. O nichts, was dich berühren isnnte,' rang es sich bitter, von Schluchzen unterbrochen, aus ihrer Brust. »Mir mich — mich! —- Wei her war dort —- und wagte —- mir feine Liebe zu gestehen, weil —.weil er schon in Venedig sah —- wie es um uns steht!" Sie lieh die hände sinken und starrte trostlds vor sich hin. »Warum bin ich auch mit dir gegan gen? Warum bist du in mein Leben getreten? War ich denn wahnsinnig, daß ich glaubte, ich könnte das Leben neben dir noch ertragen?« Rainer fah, wie sie zusammen ichauerir. Erschiitiert blickte er auf sie nieder. Auch er dachte fest nicht an Weiher. sondern nur an das. was er aus ihrem Munde gehört, an den jammervollen Ausschrei ihres gequäl ten herzens. an den Abgrund, den ihre Worte vor ihm aufrissen. Sie hatte ihn also nicht geliebt! Wider willig war sie ihm gefolgt, und das Leben an seiner Seite war ihr eine Qual! Er wußte nicht, was es war, das ihn plöslich durchzuckte wie ein ra sender Schmerz. Wie ihm das Blut zum bergen trieb in Eiihem Schrecken Daß sie von seiner Lief-e zu- Laja seine i Ahnung hatte, nicht haben konnteHl schien ihm zweifellos, und auch er; fragte sich bang: Warum ifi sie dannl mit mir gegangen? » Dann paaie ihn herzes Mitleid mit: ihr. Er fab sie an —- fo schön, fof jung noch und fchon fo elend. Durchl ihn! Und er fah sie wieder, wie sieJ noch vor wenigen Wochen gewesen; war strahlend und glücklich! J Sanft nahm er ihre Hand in die feine· »chlvia —- ich wußte nicht ich dachte daß du mich liebst. Laß: uns Geduld haben und das Leben zusJ fammen tragen, da es nun doch ein-i mal fein muß —- vorläufig wenig-! ftens. « J Der weiche Ton feiner Stimme riß alles in ihr auf, was fie monatelang zurückgedrängt hatte. Ganz ferne im Dunkeln tauchte wieder ein Füntchen hoffnung auf. Rainer fuhr fort: »Wenn ich dich gekränkt habe, Salt-im vergieb mir. Jch will versuchen, gut zu machen — vielleicht wirft auch du mir gut wer den init der Zeit, wenn du siehst, daß ich dich glücklich machen will« Jhte Blicke glitten fcheu über ihn hin, dann im Gemach umher. Wenn es doch noch möglich wäret Wenn sie ihn zurückgewinnen könnte? Aber plötzlich gab es ihr einen Ruck. Sie hatte die vielen eng bef iebenen Blätter auf ihrem Schreibtif erblickt und daneben einen offenen Brief mit der fteilen Schrift von Lajai Hand.j Jäh war die weiche Stimmung ver ,flogen, der Hoffnunasfunte erlofchen.J « Darum war er nicht mit ihr gegan gen! Sie erhob sich rafch. .Nein,« tagte sieialt, »ich tann dir nicht gut fein,J und dit wirft mich nicht glücklich ma chen. Jch — ich verzichte auch darauf. Dein Weg und der meine führen zu weit auseinander, und alles, was ich noch von dir verlange, ist, daß du vor der Welt wenigstens den Anftand wahrft. Jch will mich nicht länger be mitleiden lassen.« ’ Unter ihren Worten verflog auch bei Rainer die weiche Stimmung «Ganz wie du willftf antwortete er. «Wir bleiben alfo einander fremd wie bis her. Und da es keinen Sinn hat, weiter zweckloi in der Welt herumzu-« reifen, wirft du nichts dagegen haben, wenn wir nach Riedenau heimkehren. Wir find dort jedenfalls nicht so eng aufeinander angewiesen-sie hier in der Fremde.« Sylvia nickte ftumm nnd wandte sfich ab. Or aber raffte feine Papiere zusammen nnd verfchwand in feinem Zimmer-. i Uns nächsten Morgen fchon traten sie die heimeeife an. Von dieer Tag an war ihr Verhältnis in ein tlaeeret, bestimmter-« Stadium getre ten. Rainer fühlte fich innerlich frei, Innd Sylpia hatte aufgehört zu hoffe-. 1 2. K a pite l· Fräulein Peters, welche in Rie denau das hauihaltungszepter schwang, war in der größten Aufre gung. Anfangs lzsatte es doch gehei ßen, die jungen herrschaften kämen bestimmt nicht vor Juni oder Juli, und« nun plöslich das Telegramm, welches ihre heimlehr noch vor Ostern meldete! Es wer rein, um den Kopf zu ver lieren-. All die Kisten mit den Sa chen, welche der Graf seinerzeit in Wien gekauft halfe. standen noch un auzgepackt in der helle unten: die ganze Schlafzimmereinrtchtung, das send-le der junge-s MIN, US neuen Teppiche nnd Vorhänge, Bil Her und Mode-suchen Wie sollte man denn um Gottes willen das alles jeit in knapp achi Tagen ansftellen und ordnen? Der Schreck war Fräulein Peterz derart« in die schon etwas allers schwachen Beine gesahren. daß sie wie ein Häuflein Elend aus einer der Ki sten in der Halle hoelte und rathlos, das Telegramrn in den Händen hal tend, vor sich hinsiarrtr. Jn diesem Augenblick erschien ge rade Frau o. Loderi von Bärenegg urn ihre alte Freundin Lore Peters zu besuchen. Die beiden iannten sich. schon seit ihrer Jugendzeit, noch bevor Lore nach ihrer Eltern Tod MamsellI auf Riedenau wurde. Als es dann der Zufall fügte, daß die inzwischen verwittwete Loders eine ähnliche Stel lung bei der jungen Fürstin Lamlsach heute larn sie als rettender Engel Sie nahm sich nicht einmal Zeit, ab zulegen. sondern feste sich gleich neben Fräulein Peters aus die Kiste und ließ sich das große Ereigniß ausführlich erzählen. Das war ja eine ganz über taschende Neuigkeit! Wenn es da nur ; nicht etwas gegeben hatte zwischen dem Jungen Paar! So mitten drinnen die Hochzeit-reife abzubrechen —- und di rett vor Rom! Daran hatte Fräulein Peters noch gar nicht gedacht. »Du meinst?« fragte sie verdient. »Aber ich bitte dich, Lore! Natür-" lich! Man verzichtet doch nicht ohne Grund aus Rom. Sie wollten ja so gar noch nach Sizilien! Gewiß haben sie sich gestritten. Uebrigens iein Wunder —- sie soll dumm und häßlich sein, diese kleine Mahrenberg. Und aus Liebe hat er sie auch nicht gehei rathet, das weiß ich am besten! Na. die Fürstin wird Augen machen!« Nun begann ein großes Getuschel zwischen den beiden. Sie wußten ja nichts Bestimmtes, aber man hatte doch Augen im Kopf, man ahnte so viel, und das würde ja jeßt furchtbar interessant werden! Endlich erinnerte ein Blick aus die umherstehenden Kisten Fräulein Pe ters wieder an ihre Verpflichtungen Seufxend stand sie auf. »Sage mir nur blos· was ich jetzt zuerst anfan gen soll? Wie soll ich denn in acht Tagen alles eingerichtet haben? Es ist direkt unmöglich!« · Die Loders hatte schon manches mitgemacht und tam nicht so schnell aus der Fassung. «Untnöglich ist gar nichts, meine Liebe,« sagte sie überle gen. »Du telegraphirst zuallererst nach der Stadt nach einem Tapezier und läßt inzwischen die Kisten hier von deinen Leuten öffnen. Das wei tere sindet sich schon. Schließlich tornrnt deine neue herrin ja in ein eingerichtetes hauz und es handelt sich nur um Neuanfchassungew Na türlich muß alles zusammenhelsenf Dann takn ihr ein grandioser Ein fall. «Jch werde jeht gleich zuriick nach Bärenegg gehen und es der Fiirsiin sagen. Jch wette, sie kommt selber und ordnet alles an, dann bist du aus der Verantwortung Langweile hat sie ohnehin immer, und dann handelt es sich ja um —- ihn.« Beide sahen sich an und lächelten. «Schließlich tann sie es auch ganz gut thun." sehte die Loders hinzu, »als nächste Nachbarin und Ver wandte. Niemand wird es aussallend sinden.« — Sie hatte sich nicht getäuscht. Die Fürstin war Feuer und Flamme bei dern Gedanten, in Riedenau alles siir die junge Frau einzurichten, und stand den ganzen Tag wie ein Feldherr mitten unter Tapeziergehilsen, Tisch lern und Dienern, bis alles sertig war. Während dieser ganzen Zeit beherrschte sie nur ein Gedanke: »Er kommt zuriicki Jch werde ihn wieder sehen!« Am letzten Tage wurden dann noch" alle Raume mit Blumen geschmückt, wozu, da der Riedenauer Gärtner nicht alles allein bestreiten konnte, auch die Bärenegger Gewächshäuser herholten mußten. »Und nun mußt du auch hinüber-, Gundater,« erklärte Laja ihrem Mann, »um dir alles anzusehen. Es ist fabelhast hübsch und gernüthlich.« Der Fürst, dem, wenn " er zu hause war, seine Bequemlichkeit über alles ging, war zwar nicht sehr erbaut von dem Gedanken, noch Abends nach Riedenan fahren zu müssen, aber schließlich gab er doch nach. Schon von weitem flatterte ihnen die Fahne entgegen, welche am Thurm ausgezogen worden war, dann fuhr man durch reisigumwundene Triumph bdgen nnd hielt vor dem Unmenge schmiickten Portai. In den Räumen des Schlosses, die rnit erlesenem Ge-! schmac eingerichtet waren, hatte man drobeweise alles erleuchtet. Es sah .beinahe seenhaft ans. « »Da links neben dem Speisesaal ist Rainers Rauchzimrner, daneben sein Arbeitsgemach und dann das Schlaf zinuner, Shlvias Band-ir, und ein kleiner Satan- skechts noch ein paar Gesellschastsrönme und Fremden-im mer. Jst es nicht reizendf« Der Fürst nieste. »Urgemüthtich. Wenn die nicht glücklich sind, dann möchte ich ak: wissen — Bin til-ri aens ieft se neugierig ans diese Shlvia Magst du sie gerne,«Laia'l Ein Schatten slvg iiber das eben noch strahlende Gesicht der Fürstin. »Gewiß —- natürlich!« sagte sie dann rasch. Sehr bedeutend ist sie ja nicht noch etwas schüchtern und anfertig, eine rechte Unschuld vom Lande. aber das werden wir ja bald wegbetoms men —- iiußeriich meine ich.« Sie hatte nicht bemerkt. daß Fräu lein Peter- eingetreten war, und är gerte sich, daß diese ihre Worte ge-( hört haben« mußte. Etwas hochsahrend wandte sie sichs an sie: »Sie wissen also, was Sie zu thun haben, nicht wahrt Das Menii siir die erste Mahlzeit habe ich der Köchin bereits gegeben. Sorgen Sie, daß jemand rechtzeitig bei der Kapelle postirt wird, damit die lelet losge hen. wenn der Wagen in Sicht kommt. Jch denje. die herrscheften werden mit dem Schnellzug um sieben Uhr ankom men; um sechs Uhr muß also alles bereit und jeder auf seinem Posten sein« »Durchlaucht tönnen sich verlas sen —«' »Schon gut. Ich hasse, Sie machen keine Dummheiten.« Sie nahm den Arm ihres Gatten und rauschte hinaus. Fräulein Petets blickte ihr einge schiichtert nach. Wenn die junge Gräfin auch so austrat, dann konnte es ja siir sie sortan nett werden hier! »Ein Wunder, daß ich bei dem ewigen Kommandiren in diesen Tagen den Kopf noch nicht ganz verloren habet« dachte sie und machte sich seufzend daran, die Lichter ider Reihe nach aus-« zudreben —- L Rainer und Snlvia tamen wirtlich mit dem Schnellzug. wie die Fürstin erwartet hatte. Die Böller trachten, als sie sich Riedenau näherten, unter dem Portal überreichte ein weißgeslei detes Mädchen Shlvia Blumen, und in der Halle stand die » versammelte Dienerschast in Festlleiderm Syldia war so sarblos wie der weiße Flieder und die Nelten, welche man ihr til-erreicht hatte. Verwirrt, angstvoll beinahe glitten ihre Blicke über die Dienerschast, iiber die im Lichterglanz strahlende halle, in wel cher eine Menge sremdländischer Din ge, die Rainer von seinen Reisen mit gebracht, ihre-n Plan hatten und iiber die tostbaren Teppiche hin, die auf den Treppen zum ersten Stockwerl lagen. Sie die so ärmlich ausgewachsen war, bedrückte diese vornehme Pracht. Sie hatte sich vorgenommen, wenig stens äußerlich ihrer Stellung gerecht zu werden, nun empsand sie angesichts dieser zahlreichen Dienerschaft plöt lich Angst. Würde sie den Anforde rungen, welche ein so großer haushalt stellte, auch gewachsen sein? Mit einem schüchternen, unendlich liebreizenden Lächeln nickte sie ihren neuen Untergebenen zu, und dieses Lächeln, das so kindlich und ganz und gar nicht zeremaniell war, gewann ihr die Herzen der Leute im Sturm, noch ehe sie ein Wort gesprochen hatte. Auch Rainer erwiderte die Be grüßung der Leute lächelnd, aber es siel allen aus« wie gezwungen sein Wesen war. Er war, ganz irn Ge gensat zu seiner früheren, so ruhi gen Art, aufgeregt, nervös und laut, hielt eine sehr kurze, etwas scharse Ansprache und stellte dann einzelne der Leute seiner Frau vor. Zuerst Sterban, den Verwalter, dann den Obeegiirtner den Forster Göy und als Hauptsache Fräulein Peter-, die »gute Fee von Riedenaus an welche man sich mit allen Anliegen zu wen den habe und der man diesen hüb schen sestlichen Empfang verdanke. Fräulein Peters lnickste erröthend und lehnte dieses Loh bescheiden ah. »Es ist alles die Idee Jhrer Durch laucht der Fürstin Lambach«· sagte sie; «auch die Zimmer oben sind genau nach den Angaben Ihrer Durchlaucht eingerichtet worden, sie war die ganze Woche hier und wir führten nur ihre Befehle aus.« Jn Sylviaö Gesicht veränderte sich kein Zug bei dieser Mittheilung, Rainers Blick aber leuchtete auf, und das Blut fchosz ibrn in die Wangen. »Wie gütig!« sagte er, unb zu Syl via gewendet, fügte er hinzu: «Grosz artig von Laja, sich unseretwegen so viele Mühe zu machen!« Sie nickte ruhig. »Ja, es ist sehr freundlich von der Fürstin.« Dann ging man hinauf. Rainer kannte ben Geschmack ber Arrange menti nicht genug loben und bewun dern. So etwas an Vornebmbeit und Gemütblichteit brachte eben nur Laja zu Stande! s Nachher, während Snlvia sich um kleibete, nahm er Fräulein Peters auf bie Seite. «Einige kleine Ver änderungen miiszten freilich noch ge itrcs en werden«, begann er, »zum» ,Bei piel im Schlaizimmer. Die Grä-» .fin liebt ei, lange zu schlafen, ich Haber bin ein Friibaufftehen Da märeJ ’eI doch gut, um meine Frau nicht zu stören, wenn ich mein Dominzil isn rechten Flügel ausschlüge. Eines ber Gesellschaftszirmner als Arbeitsraum und bie Fremdenzimmer als Schlaf unb Wobnraum.« Fräulein Peiers machte große Au gen unb schlug vie "nbe verzweifelt use-armen. »Aber r Graf! Das schöne Schlafiimmer Und überhaupt ldurchlaucht meinten. es wäre gerade Flie- io passend zulammeugesiellt, o —O »Ja, ja, gewiß. Ader schließlich ift doch die Bequemlichkeit die Haupt lache. Jch möchte durchaus nicht, daß sich die Grafin gesiiirt fiihlen würde. Sie sind wohl lo gut und veranlassen das Rsthige. während niir essen-« I »Der-te nochi Mein Gott« wie ist das denn ——«. . »Sie lassen einfach ein paar Die ner antreten und meine Sachen hin iiber schaffen. Das Röthigsie nur. Alles andere lann Morgen gesche hen.« Fräulein Peters lam den ganzen« Abend nicht aus dem Kopfschiitteln heraus. Das sing ja nett an! Er drüben und sie bilden — fast das ganze Stockwerk dazwischen. Die. Loders hatte also recht mit ihrer Be-; hauptung, daß es etwas gegeben ha-! den müsse. Aber in den anderen Punkten hatte sie nicht recht. Häßlich war die junge Griisin durchaus nicht und dumm auch nicht« Das hatte ihr sicher die Fürstin nur eingeredei. Wie die von der armen jungen Frau dachte, hatte sie gestern ja mit eigenen Ohren gehört. Fräulein Peters ärger-te sich furchtbar, wenn sie daran dachte, und im Herzen schwur sie sich zu, in allen Stücken blindlings aus seiten Suldias zu fein. — anwischen saß Syloia drüben im SpeiseiaaL dessen Wände die Bilder längitversiarbener Riedbergs schmück ten, an Rainees Seite bei Tisch. Beide hatten leinen rechten Appetit, obwohl das Essen vortrefflich war. zwangen sich aber zum Essen, um die Schüsseln nicht unberührt hinausgehen zu lassen. So lange der Diener anwesend war. zwangen sie sich-auch zum Sprechen.« Fainer fragte. wie ihr Niedenau ge iele. »Seht gut«' antwortete ne verlorn-« men. «Jch hatte es nicht so großartig in der Erinnerung.« : »Es ist selbstverständlich,« sagte er; nach einer Weile, »daß du dir deint Leben hier ganz nach Gefallen ein-i richten kannst. Macht es dir Spaß,; dich mit der Wirthschaft zu beschäf-; tigen, fo steht es dir frei, andernfalls; tannst du der Peters alles ruhig über-i lassen, sie ist verlößlich und die Leute; sind gut geschult. Bücher wirst du in» der Bibliothet genug sinden. ein Fliiiz gel fteht in dem tleinen Solon neben! deinem Boudoir, und natürlich hastl du Wagen und Pferde jederzeit zurj Verfügung Bezüglich des Verkehrs find wir vorläufig aus Lambachs unds die Fürstin Zedern in Wolfsberg an-; gewiesen, aber in einigen Wochen bess ziehen wohl auch schon die anderni Nachbarn ihre Güter.« I «Wie bemüht er ist· mir Beschäfti-, gung zu geben, damit ich ihm nicht lästig falle!« dachte Snloia bitter.s Laut aber sagte sie: »Ich möchte vors allem trachten. mich durch Fräulein Peters in die Führung des Haushal-; tes einzuarbeiten, denn fo ganz müßig· und zwecklos möchte ich nicht dahin leben-« Sein Mund verzog sich spöttisch. »Wie dentft du dir das eigentlich? Du tannst doch nicht selbst arbeiten? Beil Lambachs drüben ist ein viel größerer; haushalt, und Laja hat nie etwas zu thun damit· Dabei ist die Peters» oiel tüchtiger als Frau v. Leider-L welche immer die Dame heraustehren will.« i »Ich meine, Arbeit findet immer, wer Arbeit sucht, und nichts ist schreck licher als Müßiggang Uebrigens ftelltesi du mir ja frei, mir das Leben einzurichten nach meinem Geschreis-ji« Rainer betrachtete zerstreut feine Nägel. »Gewiß. Wenn’s dir wirt lich Spaß macht —- was ich übrigens noch sagen wollte.’ es ift die doch recht, daß ich eine kleine Veränderung an ordnete. Um dich in teiner Weise zu belästigen, meine ich, tfi es besser, wenn du den linken Flügel allein siir dich behältsi. Ich ziehe rechts hinüber in die Fremdenzintmer.« «Dante' sagte fie rasch und mit einem so tiefen Seufzer der Erleich terung, daß Rainer es unwilltlirlich wie eine Däräichiitlzi ng Trägan « Er qui r e r ver ern. Einzelne Pause trat ein. Der i - A———————— Allerdings-. Heu-: »Guten Tag, Bett Professor erinnern Sie sich nicht mehr an Ihren ehemaligen Schüler, Müller U« Professor: »hn1, ja ja, ich entsinne mich jehh nur kommt es mir vor, all hätten Sie damals das sagt anders getragen-« - yDiener war fchon dor eirier Weile sek fchwunden und Raineri Zigarre arti getaucht. i Zögernd erhob er fich. »Du wirst müde fein —- ich möchte dir nicht liins ger liiftig fallen.« «« Wieder fagte sie mit deutlicher Er leichterung »Danie.« und stand eben falls auf. »Wie ist es mit dem Früh itiicki Wird es hier eingenommen, oder —« " uGanz wie du es wünschest Viel leicht wäre es arn beanemsten, wenn jedes auf feinem Zimmer früh ftiickte?« Auch das war ihr recht. »Um zwölf Uhr ift Frühstück nnd um drei das Diner. Zu Abend wurde bisher gewöhnlich urn acht Uhr ge ipeift. Willst du andere Zeiten wäh len, fo füge ich mich gerne-« »Nein. Es tann alles bleiben wie bischen« »Und morgen nach dem Frühstück müssen wir natürlich zu Lamdachi.« fagle er plötzlich hastig. »Es ift nicht mehr als recht und billig, daß wir Laia danten für ihre Bemühungen um die Einrichtung hier.« ES tlsig fast fo, als erwarte er einen Widerspruch Shlvia aber antwortete völlig ru hig: »Ganz wie du willft.« »Gute Nachts« Rainer ging hinüber in feine Zim rner. Er alhmete auf und ftreckte sich, als fei eine Laft von ihm genommen. Jm Grunde war Sylvia ja ganz fanft und nachgiebig sitzt. und er hätte tei nen Grund zur Unzufriedenheit haben fallen, aber ihre Gegenwart bedrückte ihn doch. Dieses kalte, lieblofe Zu iarnmenleben war ja der reine Hohn auf eine Ehe! ' Und ganz leise tauchte in seiner Seele ein Gedanke aus« der ihm nicht zum ersten Male lam. Aus jedem Bries Lajas hatte er es herausgelesem wie unbefriedigt, ja Idirett unglücklich sie war. Das Zusammenleben· rnit ihrem Gatten schien ihr immer uner träglichen Gleichgültig hatten beide diese Ehe seinerzeit geschlossen, jth war sie ihnen, der Fürstin wenig stens, nur nach eine drückende Fessel. Lajas Liebe fiir Rainer war durch die Trennung und seine heirath gewach sen. Sie empfand jetzt tieser, leiden schastlicher als sriiher und empfand darum auch ihre Ehe immer mehr als verhaßten Zwang. x Und er selbst? Rainer ging in Ge danken die letzten Monate durch. Ge wiß — er war iein schlechter Mensch, er hatte die besten Voriöhe gehabt, Solvia ein guter Gatte zu sein. Sephine Dolls Worte waren nicht un gehört an seinen Ohren verklungen. Er wallte das Unrecht. welches er Snlvia ohne ihr Wissen zugefügt hatte, gut machen durch liebevolles Be nehmen. Er wollte siir Laja nichts mehr empfinden als Freundschast, wollte jedes andere Gesiihl in sich ge waltsam unterdrücken, wollte ein neues Leben beginnen und iiihlte ja ganz deutlich. dasz jeder Gedanke, der über die Freundschast hinausging. ein Verbrechen an Salvia wurde. Aber er hatte bei alle dem mit jener Snldia gerechnet, die er zuerst in Mahrenberg gesunden hatte. Als selbstverständlich hatte er angenommen. daß sie ihm wenigstens teine Schwierigteiten in den Weg legen, ihm eher helsen würde. lFortietzung folgt.) —- -—-. Der Jnternationale Hoteiiervers band ertlärte den Trinkgeldunfug für ein unvermeidliches Ilebel. Wenn die Hotelierö den Grundsatz ausstellen, wird sich das Publikum wohl willen los fügen müssen. . Zehn gute Freunde sind noch lange nicht das, was ein einziger Freund ist« i O I »Vater, was heißt denn das: Eulen nach Athen tragen?« —- ,,Nn, bös if ungefähr a so, als ob du dir a Fassel Bier ins hofbräuhaus mitnehmen tät’tt!« - s- i Jnfolge einer WahltVette hat sich ein Mann in Illinois verlobt; es ist aber noch zu früh, um sagen zu tsnnen, pi er gewonnen oder verloren hat.