Jus-man Nebraska MStaats« Anzeiger und II set-old .............................................. ummer 15. Heimath. Wem Gott die reckite Gnade giebt, Den läßt er bei den Seinen, Denn schöner als der Liebe Glanz Kann leine Sonne scheinen. Wenn einsam ich im fremden Land Gebirg und Wälder sehe, So siilli sich doch bei aller Pracht Die Seele mir mit Wehe. Und rauscht das Meer am Feisen aus, Und wallt in blauer Ferne, . So seh’ ich’s seufzend, schau-' empor Weinend zum Dom der Sterne. Was soll mir all’ die Herrlichkeii, Jst mir die Brust zerrissen; Muß ich den trauten, warmen Druck Von ihrer Hand vermissen! Einmann von Eisen. Von Friedrich o. Oppeln Broniloivski. »Die Welt wird immer solider,«. brummte der Nittmeister und Kiesenw-« verstand von Meyrinck seinen Nach bar, einen älteren Oberleutnant, an. »Sehen Sie nur, was die jungen Dachse da trinten, Sodatvasser oder PomriL Es lohnt sich gar nicht mehr, ein Liebesmahl anzuleyenz getrunken wird doch nichts, und das Kasino macht nächstens Banterott. Wenn ich dense, was in unserer Jugend geleistet wurdel Und nun!? . . . . Der reine; Abltinenzlerverein sind wir getoorsp den!« »Das macht der stramme Dienst und der Sport, den es sriiher nichti gab,« antwortete der Oberleutnant« der selber zu den Soldaten gehörte» »Friiher spielte man nach dem Früh-! itiict nicht Tennis, sondern schlug die Zeit im Kasino mit Spielen und« Trinken todt. Jch glaube, wir tän-! nen uns iiber diesen Wandel nur! freuen. Ein gutes Theil Geistes- undi eraft wird heute nicht mehr im( Altohol ersäuft, londern niiylich be-; thiitigt. Jst’s nicht ein Segen, wenn( die Kasinorechnungen kleiner werden» dieVersiihrung zu Schulden abnimth Exzesse wie damals sich von selbst ver bieten, teine Familien mehr unglück-; lich gemacht werden? Jch habe alsl junger Osfizier selbst unter dieler Un-» sitte gelitten und ihr Ende herbeige-; wünscht; und ich muß gestehen: ich freue mich, daß die junge Generationj lo viel niichterner ist, daß sie mehr. geistige Interessen hat, daß sie demt Jdeal des gebildeten Distziers, den» Goethe so bewunderte, merklich näher» tornmt.·' ; »Sie reden ja wie eine Verordnung gegen den Luxus-, Sie Streber!" itöhnte der Nittmeifter. »Ja, Sie ha ben Recht: die Armee wird unheim lich folide! Aber troßdem glaube ich, daß die alten Kerle trotz ihrer Liebe zum Altohol mehr Schneid hatten als» viefe treuzbraven Lämmer, unter de nen jede Originalität eritictt.« »Sie dürfen nicht vergessen, Herr Rittrneister,« wandte der andere ein, »daß ej gerade eines der größten Jdeale war, die die Armee je gehabt hat, ein Mann, der schon heute, bei feinen Lebzeiten, eine fagenhafte Ge ftalt ist wie weiland der alte Wun gel, daß er es war. der den jungen Nachwuchs zur Nüchternheit erzogen hat. Man wird ihn einft als Mor ganifator neben Roon nennen.« Der Oberleutnant brauchte den Na men des alten Feldmarfchallo nicht zu nennen; er war im Heere geläufig. Um seine Perfon hatte sich schon längst ein Sagentreis gesponnent wie ein Kamerad ihn als Stabsoffizier hatte verhaften wollen, weil er ihn wegen seiner langen haartolle fiir einen Vor läufer des hauptnianni von Käpenick hielt «--— wie er als Kommandirender streng verboten hatte, daß die Offi ziersburlchen als Kindermädchen ver wendet wiirden. und eines Tages, als - er einem Burfchen mit einem Kinder wagen begegnete, diesen nach hause schielte und felbft bei dein Wagen Poften stand, bis die Ablösung in Ge ftalt der Kindermagd erfchien oder wie er als alter General vierzehn Stunden im Sattel saß und sich von einem Apfel und einem Glas Milch nährte u. f. w. »Es ist wahr-« niate der Rittmeiss ster, »er war eines unserer besten Ori ginale, und für fein Talent ebenfo nüchtern und anspruchslos wie der alte Moltte oder wie der alte Garben mit leiner Schalmeifterbrille und lei ner ftrammen haltung zu Pferde- der doch einer unserer größten heerfiihrer ioar. Es t aber auch and-re gegeben. Die nicht o tolide waren und die doch was geleistet haben: ich erinnere Sie s an Sedliy und Blücher, Originale in Handerer Beziehung, wie mein alter Onkel zum Beispiel, den auch bei Leb zeiten schon die Sage umspinni. Er war keiner er großen Heerfiihrer, kenn er war 1866 noch zu jung, nnd siebzig wurde er gleich zu Anfang beim Sturm auf die Spicherer Höhen mii einem Unierleibsschuß, einem Schulterschuß und einem Lungenfchuß für todt aus dem Feuer getragen. »Er husiete, spie das helle Lungenblut auf feine Handfläche und murmelte »Lungenschuß!« Und als alter Jäger sagte er sich, daß er geliefert sei Er ist aber durch seine Bärennatur doch wieder hochgeiommen und hat es sogar bis zum Kommandirenden ge bracht, obwohl er eine Jeuraite ohne gleichen war. Er kriegte es als Divi sionskomcnandeur fertig, bei der Be sichiigung eines Regimenis bis um 6 Uhr friih mit den Offizieren zu tem peln: dann setzte er sich zu Pferde und ließ sich zeigen was sie draußen im· Felde konnten . . . . Er war ein ver wegener Reiter uno hat es als Oberst gewagt, aus einem wilden, angeritte nen Vollblut sein Regiment bei der Besichtignng vorzustellen, sich mit dem Pferde zu überschlagen und gleich da rauf weiterzulommandiren. Er war ein Mann von Eisen; und hätten wir einen neuen Krieg gehabt, er hätte Dinge geleistet, die sich aus solchen lleinen Zügen nur errathen lassen. Jn seiner Jugend hieß er der tolle N . . . Schon damals hatte sich ein Sagen lreio um ihn gebildet. Einen feiner großartigsten Streiche will ich Ihnen erzählen: Er stand als junger Osfizier in Potsdatn, als Sohn eines märtifchen Großgrundbesiyers, der mit dem hof gute Fühlung hatte. Er hat also schon als junger Offizier bei Hofe verkehrt, und zwar in den inkiinlten Zieleln des Königs Friedrich Wilhelm lx"., in denen der lunskstnnige König seine selbstgezeichneten Karilaturen herumgehen ließ. Solch ein Umgang erklärt zum Theil feinen iouveränen Uebermuth Daneben muß man noch bedenken, was das Leben der damali-: aen Gardeossiziere war: kein ers pfender Dienst, sondern ein nob er Müßiggana, der zu allerlei Passionen anreizte... Schließlich war er ans dem tnorrigen mäckischen Jnnteri stamme, der mit zähen-Wurzeln im Sau seiner heimathlichen Schalle haftet, ein Mann von eiserner, alt preußischensEnergie mit dem Gefühl einet besonderen Rasse anzugehören Er hat mir selbst erzählt, wie fein ie liger Vater noch die Patrimonial Gerichtsbarteit auf seinem Rittergut ausgeübt hat. Dergleichen macht stolz nnd in den strudelköpfigen Jus-send fahren iibermiithig.« Ter Rittmeifter hielt einen Augen blict inne, als tniipfte er selbst in Ge hinten die Fäden fester, die ihn an feine martifche Heimatl) banden. Dann inhr er fort: ,,Tie Heruptpasssion meineö Onkeng — neben Jeu und Pferde mar, soie icts schon andeutete. die Jan-, und zwar nTcht allein die erlaubte Jagd. sondern auch das Wildern, das dir-I mais noch etwas höchst Anftändiges war. Freilich war man Ovon der Kugel des Försterg ebensowenig sicher wie lJeute s aber das stvar fiir ihn toohls ein Reiz mehr! ! ifr milderte also in der wildreichen Umgebung von Bote-dam, an den träumerischen Havelseen, die dies Stückchen Erde inmitten deö 1niieti-: schen Streits-Indes zu einem der? schönsten der Welt machen. Sind Sie ;einmal von Wannsee noch Potgdanr; . rnit dem Dampser gefahren? An all« den qriinen Wnldhöhen und materi ischen Inseln und Land-sitzen vorbei, aus den-n qraue Thürme und helle Schlösser so heimlich hervorschaueM haben Zie tnnl den Weg von Moor late nach der Glienicker Brücke ge macht, ioo der Blick durch das lsohe Schilf der Buchten iiber weite, sclssini mernde Wassersliichen mit weißen Schlxviinen und Segelbooten schweift? Haben Sie bei Sonnenunterqan in Bakelsberg auf der Terrasse gestan den und die runde Kuppel der Niko latlirche, das stastenartiae Schloß auf dem Piinasthera in den goldigen Dust ragen sehen-.- haben Sie vonePtingst herg aus die endlose Seentette wie .aus einer Landlarte ausgebreitet ge sehen und sich zu Füßen die weiten Barte und die villenbesetzten Hiinels und die enge Stadt mit ihren todm, altmcsdiscten Kirchthiiunen nnd ih «"reni melodischen Glockenspiet?« »Aber nun reden Sie in wie ein Fremdensühreh Herr Mitwirkuka lachte der Qberleutnant. »Es ist meine Heimath«, entgennete der llnterhrochene. »Wei- dao Herz voll sit-« Sie wissen doch! Außerdem Wollte i Ihnen nur die schöne Staf hie schi dern, in der mein Onkel tei ne Streiche —veriibt... Er war den Förstern längst als Wilderer bekannt; sie riefen ihn, zielte-n auf ihm-aber jedesmal entwischte er ihnen durch ein Wunder von Uebermuth und Geschick liähleit und leugnete seine That leel a . Eines Tages war ihm wkeder ein Förster auf der Spur. Er flüchtete vor ihm nach dem Wasser zu, um sich im hohen Schilf zu verstecken. Der Förster rief ihn bei Namen »Leutnant von N..., stehen Sie oder ich schieße!« Ei rief dreimal erfolglos, dann legte er an und schoß. Die Kugel traf meinen Ontel am Arm. Was glauben Sie, was er that? Er lief ums Was-— ser, verkroch sich im Rohr, und als der Förster ihm nachstellte, tauchte er wie eine Wasserente unter . Der För ster, der ihn suchte, mehr, weil er fürchtete, ihn ernstlich verletzt zu ha ben, als um den Wilddieb zu fassen, fand ihn nirgends. Endlich sehrte er heim, seines Mann-es sicher: seine Wunde konnte er doch nicht alsleugnenl Er ging zum Obersörstm und dieser erstattet-e sofort Llnzeige nich Berlin —--- da es sich um einen Ofiizier inn delte, direkt an das Knbinet des Kö nias. Was that mein Ontel inzwischen? Er troch massertriesend und schwei ßend wie ein angeschossener Eber aus sei-nein Versteck hervor, erreichte, durch die Wälder geschützt, die Lan-d straße kurz vor der Glienicker Briicke nnd überlegte gerade, wie er sich am nnaussälligsten in die Stadt schmutz aeln könnte. Da erblickte er einen Leichenroagem der im Trotteltrahe einen leeren Sara in die Stadt fuhr. tsr rief den Kutscher an. versprach ihm eine hohe Belohnung für diese ungewöhnliche sBesörderungaart tin-d legte sich an Stelle des Todten in den Sara. »Der Deckel wurde sest zue inacht, nnd er passirte nnbexnertt ie Glienickcr Thorivache . . .. In Potsoam angelangt, ging er so sori nach Hause, ließ sich die Schuß ivnnde sest ·verbinden, wars sich in seinen Wassenroct, fuhr unverzüglich nach Berlin-unt ging in die Oper. Der alte Minia. der sie öfters be suchte, war aniresend: er bemertte meinen Ontel nnd nickte ihin zu, als dieser sich oor ihm verneigte. Dann fuhr der Wilddieb befriediat nach stotsdam zuriict Am nächsten Morgen wurde dem seönia gemeldet, der Leutnant von N. sei dies-nat beim Wildern ertappt nnd anaeschossen worden· Er könne .:lio endlich bestraft werden! »Der Leutnant von N.?« sey-nie der König betroffen. »Der war doch aestern in Berltn in der Oper. Ich bitte mir ans, daß Sie mir nicht so! che falschen, leichtsertiaen Meldnnjen :1-.achen!« Damit war mein Onkel gerettet; die Zache hätte ihm sonst wohl den lsnnten Kragen aetostet.« . . .. Der Rittmeister schwieg nnd that einen kräftigen Zug ans seinem Wein glase. als brächte er seinem alten On tel im Geiste einen Hochachtungss schluck. Dann schloß er, die Hand fest ans den Tisch legend: »Solche Kerle bringt unser braves Geschlecht von heute mit seinem Liino nadetrinten doch nicht mehr hervor! Die Originale sterben ausl« ,,Jaivohl,« nickte der Oberleutnant bewegt. »Ihr Herr Onkel wars-wie sagten Sie doch? —- ein Mann von Eisen8« Panit im Kriege Uralt ist die Thatsache, daß durch gewaltige Naturereignisse, deren ge läufigstes Donner und Blitz ist, eine Schreckwirtung aus die Men schen ausgeübt wurde. Die Furcht vor den Elenientarekeignissen stachelte die Phantasie, aus der heraus sich die s Anbetuna solcher Phänomene unter( ihrer ,llmsormnng zu über-irdischer Willetisäußerunkr einer persönlichen! Gottheit ergab. » Bei den alten Griechen und Rö« mein, Völkern, die an Kultur und Ettenntnighöhe schon weiter voran waren, schus die Phantasie fiir ver ineintlich geheiinnißvolle Kräste des sondere Gottheiten, von denen jede siir die Charakteristita der ihr eigen tümlichen Macht benainset war. Der Gott des reinen plötzlichen Schrecken-« hieß Pan, der in Bockggestalt mit wilden Sprüngen nnd Geschrei in Wald und Feld Wanderer nnd ver-« vergesse Liebespaare ausschrecktr. Von ihm leitet sich unser heutiges Wort »Panil« sassunggloser Schreck ad. Wir gebrauchen diese Bezeichnung heute aber nur da, wo der Schrecken Finen Hausen Menschen vzugleich be allt. Jeder tennt aus seinem eigenen Seelenleben Beispiele genug, wo Furcht ihn start beinsluszte oder es noch thut. Das Alter, in dem rntt den - l all-ernsten Mitteln große Suggeltivi wirkungen erzeugt werden können, ist die Kindheit Das wissen leider auch alle Ammen und Mütter und erzwin gen bisweilen von ihren Kindern Ge horsam mit Schreckgeschichten Beim Erwachsenen der Land-bevöl kerung spielen all die unzähligen Ge schichten von Spuk und Zauberei, in der Stadt mehr spiritistische Experi mente eine Rolle in der unberechtig ten Anwendung von Suggestion Der Arzt verwendet diese Kraft persönli chen Einflusses in einer schnlgerechten Form, als Wart-suggestion oder Schlafsuggeftion (Hypnose) zur Hei lung von krankhaften Reizzustiinden und Entgleisungen des Gebirnlebens, aber eben nicht in der Weise, daß er den Schrecken zum Ordner des See lenlebens herbeirust, sondern im Ge genteil Selbstbesinnlichkeit und Wil lenskraft zurückkehren läßt an Stelle tritilloser Etnpfindungsäußerungen Wir sehen also, jeder Mensch ist in gewissem Umfange suggestibeL Und mag bei dem Einzelindividuum der Fall ist, das wird durch die Ansamm lung von Menschen zur Masse nicbt Laufgehoben, sondern nur qualitativ Hverschiedern Wir haben zunächst zu unterscheiden zwischen einer zufällig zusamtnengewiirselten Menge von verschiedenem Alter, Geschlecht und Bildungsgrad unds zwischen einer zum Verbande geschlossenen Menge nns gleichgeartetem Geschlecht, gleich eriogenem Material und von unge sähr gleicher Altersliöhr. Das erstere nennt man ,,Psvcholo gische Menge«, also z. B. die Zu schauer eines Theaters, Zirlug, oder die Jnsassen eines Schiffes-. Das zweite heißt man »organisirte Menge«, also etwa ein Herrentlub, eine Studententorporation, ein Bete ranenverein und als unser besonderer Betrachtungsgegenstand die Truppe· Jn beiden Fällen der Ansammlung von Menschen zur Masse, wobei diese immer ein bestimmtes Streben hat (Uteugierde, Reiseziel, politische Agi DNation Vaterlandsvertheidignng) voll zieht sich nun ein psychologisches Phä nomen, das mit ,,Massenseele« be zeichnes wird. Der ElJtenschenhause bildet nämlich nicht nur räumlich ge wissermaßen ein ganzes Neues-, son dern auch der Gewächs-— und Seelen zustand der einzelnen verschmilzt in gewissem Sinne zu einein selbständi gen Wesen, nämlich der Ultassenseelr. Das erklärt sich so: Der einzelne verliert in der Menge das Gefühl fiir seine eigene Verantwortlichkeit und priist seine Wahrnehmungen weniger scharf, er wird zum Heerdenthier, das sich körperlich und auch seelisch der Umgebung mehr oder weniger an schließt, ohne jedesmal selbst präzis zu urtheilen. Z. B. lönnen in einein Theater einige Bravorufer einen sres netischen Applaus der großen Menge-, die garnicht so sehr begeistert ist, ver anlassen. Das gleiche finden wir in politischen Versammlungen und in erhöhtem Maße da, wo ein Schreck niotiv, also etwa der Ruf »Feuer«. in einem Theater eine solche seelische und räumliche Verwirrung anrichtet« daß die Bestiirznng Hunderte von Opfern tostet, auch wenn das Motiv nur scheinbar ist, d. h. die Wahrnehmung vom Brennen eine Sinnesillnfion war. Jeder hatte lontrolloö sich ans den andern verlassen und war der gleichen Täuschung erlegen. Bei der Truppe werden wir Aehn- ; liches beobachten, doch liegt zwischen der Truppe als einer organisirten Menge und der psychologischen Menge ’ ein qualitativer Unterschied vor bezüglich der Leichtigkeit ihrer Erke gunggsähigleit. Beideklei Menschen massen haben einen Zweck und ein Bestreben, das jeweils dazu beiträgt, die Menschenseele zn lonstituiren. Aber die pshchologische Menge schafft sich eine Massenseele, die mehr Wans lelmuth zeigt als diejenige der organi sirten Menge. Die Zuschauer eines Theaters sind eben in ihrem aeniein samen Ziel ans Lustbarteit eingestellt und nur in losem Verbande, wo ge genseitige Vertrautheit fehlt, so das; hier ein plötzlich betonter Reiz starker seelischer llnlust wie das »-,"euer" gleich eine hinreiszende Sttggestivtvirs sung nugiibt Bei der Truppe liegen die Verhält nisse anders. Hier haben wir nur qleichaeschlechtiges Ajlenschenmateriah das einen im wesentlichen gleichhohen Bildunggtoerth besitzt und aus Grund lonsormer Ausbildungsreqlenientg auch über die llnterverbiinde Gib-umg nie Regiment, wo indiduelle Vers trautheit untereinander vorliegt) hin ausgehend, in den Massenverbsnden CBrigade Armeelorps) vollständig gleichaerichtetes Zweckebewußtsein hat und. sofern die Leute im Felde stehen, kei ihnen eine besondere Einstellung ih« rer Psyche aus Unlust betonte Reize, die Gefahr obwaitet. Die Massen seele, die aus ihrer Gemeinschaft gebo reu wird, ist demzufolge auch ein we niger launisches Kind. Aber auch sie wird leider häufig genug durch einen plötzlichen Schreckenseindruck gelähmt und zur topslosen, verderbenbringen ten Flucht hingerissen durch die bizarr sten Ereignisse, oft vollständig unge fährlicher Natur. Die Panit entsteht bei der Truppe gewöhnlich so, daß durch ein unerwartete-s Ereigniß, also ebentuell ein Rückzugötommando im Vormarsch oder Feuerangrisf im Ritt ten, erst-einige wenige durch Rufe nnd Gebärden (Gewehrwegwersen) ihre Nachbarn ängstlich machen, dann ins Laufen gerathen unt-Unordnung in die Reihen bringen« Fernerstehende be merken, ohne die Ursache zu kennen, die Störung, Fragen und Antworten, meist trüaerischer Natur, schwirren hin und her, dann geräth der rein mechani sche Druck und das Schieben bis selbst zu den Entferntesten hin, und ob wil lig oder nicht, laufen bald alle. Jm Laufen wächst die Furcht an wie die Lawine »s- die Vanil ist sertia. Borherige Niederlagen prädisponi ten durch seelische Depression, und be sesnders panitsördernd ist physische Er schöpfung der Menschen. Ein leerer Magen, durchfrorene Glieder, schlechte Betleidung machen schon den nicht von Gefahren umgebenen Menschen un sicher und spannungslos. Und schlech tes Beispiel verdirbt auch hier die Be sten. Drum sind auch die ersten Aus reifzer die größten Sünder. Wenn die Vanik im Ganae ist, hilft auch der Heldenmuth einzelner und der Führer nicht mehr, sie werden überrannt und schließlich selbst so bestürzt, daß sie tnitlaufen Auch das geistige Niveau und Rasseneiaenschaften der Truppe spielen eine Rolle. Jm allgemeinen er zibt sich, daß Truypen der Völker, die eine alte raffinirte Kulturstufe anf tveisen, den brutaleu Kriegsgewalten nnd Schreckmotiven gegenüber weniger rviderstandssiihig sind (Rornanen) als die Völker jüngerer und einfacher-er Kultur lGermanen, Japaner). Fer nerhin zeigt sich, daß eine Truppe, die uber den Operationsplan den großen Zügen nach aufgeklärt ist, vertrauens voller den Führern folgt; in vernünf tiger Aufklärung hat man ein Gegen gewicht gegen das Auftreten jener net oösen, den Athern beengenden Span nung, die aus den Mannschaften zu liegen pflegt, die wie das Vieh herum-— geführt werden, im dumpfen Bewußt sein, daß es da oder dort zur Schlacht lsant geht. Unter letzteren Verhält nissen ist die Gefahr der Panik beson ders itnminent. Von solchen Beispielen sollen einige hier Initgetheilt werden, tvie sie sich in allen Kriegen zu allen Zeiten und bei den besten nnd schließlich siegreichen Truppen wieder ereignet haben. Wenige Tage nach der Niederlage der Desterreicher bei ziöniggriitz waren diese auf dem Marsche von feindlicher diavallerie bedroht und mußten des: halb bei Rotewitz HG. August 1866) in diarree Stellung nehmen (Ausstel lung derAbtheilungen in geschlossenen Viereck-h die nach allen Seiten feind: liche Angrisse pariren lönnen). Auf den Mannschaften lasteten noch die Abspannung und die niederschmettern den Eindrücke der Niederlage. Da plötzlich erdröhnt die Erde, hohe Staubwolten umhüllen die Ursache des- donnerartigen Geräiisches, in deni einc dunkle Masse mit großer Ges fchwindigteit sich nähert. Kein Zwei fel! Große seindliche Kavalleriemas sen reiten da heran. Da halten die schwachen Gemüther nicht stand, allge meine Unordnung tritt ein; die Offi zier: treten zwar in die ersten Reihen und muntern durch Wort und That aus. Aber die Ordnung und die De sensivitelluna löst sich anf. Jetzt ist jene Masse schon nahe, und siehe da — -- es ist eine Heerde wildgescheuchter Schweine, bei deren Erkennen die Leute ihre Fassung wiedergewinnen. Wären es Feinde gewesen oder solche aleich hinterher gefolat, so wären die Oefterreicher ohne Gegenwehr über rannt worden. Ein geradezu lächer licher Zwischensall war hier der Grund einer Panit. Jm zweiten Falle werden wir sehen, daß die eige nen Pferde ein solches llngliick veran laßten Das Reginient hat gerade einenNach schub an neuen Pferden und jungen Mannschasten eingestellt, die ihr-e Ner ven noch nie im Getöse der Schlacht erprobt haben. Bei Point du Jour vrasselt plödlich ein heftiqes Feuer auf fn nieder. Es wird befohlen, tehrtiu nsaehen und Deckung zu suchen. Da setzen sich plötzlich die neuen Reiter in Galopp, reißen die Standhafteren aus dem qeordnetenRüctzuae rnit, und bald nehhs in Karriere aus und davon (1. Panii). Der Train, der längs der s Rüclzugslinie ausgestellt ist, wird auch vom Schre erfaßt und gesellt sich im Nu der cht bei (2. Panth. So saust denn alles durcheinander, rosige wordene Pferde, Reiter und Wagen, davon gegen Mars la Tour. Offi ziere, die sogar mit Säbekhieben die Flüchtigen aufhalten wollen, vermögen sie nicht mehr zu bremsen. Erst als Mensch und Thier der Athem versagt, kommt es zum Halten. Jcn russisch-japanischenKriege lagerte im Juli 1904 das 140. russische Jn santerie-Regiment bei Haitfchöng Die Mannschaften waren gut ernährt und arrch von der Witterung unbelästigt. 15 Werst vor ihnen lagen starke ruf sische Kräfte. Alle Passe waren beseyh Vorposten überall ausgestellt, so daß an die Möglichkeit eines Uebersalles überhaupt nicht zu denken war. In der Nacht vom 19. aus den 2()· Juli erschallen plötzlich einige Schüsse, und bald daraus stürzen Leute ins Lager des 140. Negiments ohne Ausriistung in wilder Flucht und rufen: »Wir sind überfallen, und alles ist bei uns nieder gemacht.« So ziemlich die ganze Bri gade kommt in solch aufgelösiein Zu stande dahergerannt (Panii). Die Führer des 140.Regiments hatten ver standen, ihre Leute rechtzeitig bei Be sinnung zu erhalten, und so stoppte die Flucht hier ab. Freilich war nach an deren Richtungen die Welle der Panik weiter-gelaufen und hatte noch fernere Massen in Bewegung gesetzt, selbst bis zum Oberstkommandirenden Maro patlin) hin. Auch hier war der Anstoß zu der ungeheuren Wirkung eine er schreckende,aber gänzlich berechtigungs lose Sinnesillusion. Einige Leute hatten sich im Schutze der Dunkelheit abseits in ein Feld zurückgezogen, wa ren da durch irgendein Geräusch in hilfloser Lage aufgeschreckt worden und rannten nun mit dem Rufe: »Die Japaner!« dem Lager zu. Nachdem die Engländer im Bitten kriege schlechte Erfahrungen gemacht hatten, indem sie gegen die weitausein audergezogenen vorzüglichen Schützen lmien der Buren in der gleichen Ge fechtssormation zu kämpfen gezwun gen waren, wollte der neuernannte Oberbefehlshaber Lord Methuen, in der Hoffnung, daß er mit einer starken, zusammengezogenen Heeresmasse die Burenlinien durchbrechen werde, am li. Dezember 1899 in Aufstellung von 96 Gliedern Tiefe die ersehnte günsti ge Entscheidung herbeiführen. Gene ral Wauchope, der anführte, hatte nicht den näthigenAusllärungsdienst organi sirt, und so wurde gleich beim Aus marsch noch in der Dunkelheii vier Uhr Morgens, die Heeresmasse plößlich von der ,s,-ront starl beschossen Die Verluste waren zwar gering, aber der Schrecken so groß, daß im Augenblick als Wauchope vor der Froni alg einer der ersten fiel, die ganze Truppe in lriahnsiuuiger Panil restlos auseinan derstoli. Solcher Beispiele finden sich in der z:riegggeschichtc allenthalben. Die Möglichkeit des Augbruches von Pani len ist thatsächlich bei allenHeeren, auch den glorreichsten, gegeben. Stets ge lien ihrem Ausdruche bestimmte Ver liiiltnisse dorauI. Diesen entgegenzu: arbeiten, ist Sache der niilitiirischen Führung und Erziehung Schlagfertigp Ja In einein Straßenoahnwsa·s gen in Netv York waren die Passa giere liirzlich Zeugen eines Auftritts, in dem eine Dame die Antliigerisi spielte unsd ohne Zweifel in: Unrecht war. Schließlich wurde der Kon dutteur, wie das so oft der Fall ist, auch grob, und fie, die Dame, verlor den Rest ihrer Beherrschung. »If you were iny hus-banod,« sagte sie zu dem viel älteren Mann, der die Uni form der Vertehrsgesellfchoft trug, ,,J(’d giye you poifon. . . »New if J- ioere your husband Madam, J’d take it,« tam es zuriicl Der alte lionsdutteur hatte die Lacher auf sei-« ner Seite, und die Dame stiea an der nächsten trete aus« Belolmunq. Zur Belohnung fiir sein gutes Be tragen wurde Johnny gestattet, als seine Eltern eine Gesellschaft gaben, sich mit zu Tische zu setzen. Er as-, tapfer darauf los, da er sich mit Un terhaltung nicht aufzuhalten brauchte, denn seine Mutter hatte ihm klar ge macht, daß man artige Kinder wohl sieht, aber nicht hört. Als aber am Schlusse des Dessertg eine Pause ein trat, rief er: ,,Papa, kannst Du ra- s then. was ich unterm Tisch habe?« »Nein, mein Sohn«, entaeanete sein Vater mit nachsichtiger Miene; »was ist est-W »Leibschnier«s,en!« schrie Johnny vergnügt -