Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 04, 1908, Zweiter Theil, Image 14

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    Das Burgfräulein.
Roman von Friedrich Friedrich.
(9. Fortsekungd
»Ein same-fes Thier, Jhr Pferd!"
nahen Arthnr das Gespräch wieder
auf; Joahl sehr theer«
«Dutchaus nicht, ich habe es sogar
fiir einen sehr ringen Preis ern-vor
dem weil sein rüherer Besitzer seine
guten Eigenschaan jeden alls nicht
erkannt oder vielleicht auch nicht ver
senden hat«, ad Renno zur Ant
vort. «Reitet rt nicht der Doktor
Berneck aus das Gut Ihrer Corrsine
zuf« fügte er hinzu, indem er mit
der Rechten aus einen Reiter zeigte,
der soeben eine Baumgruppe verlassen
hatte.
Er trieb sein Pferd zu noch schnel
lerern Gange an.
, das ist Werneck', entgegnete
set . »Er erstattet fast täglich
meiner Confine Bericht. tote es der
stau, welche sie iiberritten, ergeht; ich
habe den Doktor trotz seines ernsten
Gesichtes gern, er ist ein gescheidter
Mann und lä t fich durch alle Gran
dezsa meiner nie, Mino von n
neberg. nicht etnschitchtern Jch g au
be, die alte Dante ha t ihn, obschon er
ein durchaus harmlo er Charakter ist.·
»Ich glaube, Sie beurtheilen den
Doktor nicht ganz richtig«, warf Ren
no lächelnd ein; «ich halte ihn nicht
sitt so harmlot.« — · » »
»Er ist es!« versicherte Arthur.
»Sie täuscht vielleicht der Umstand,
daß er in den gesellschaftlichen For
men wenig Gewandtheit besißt Meine
Tante haßt ihn, weil er nicht an ihre
schwachen Nerven glauben will; er
ist zu llu dazu und hat längst einge
sehen, da sie gar keine Nerven hat.
Jch glaube ich bin net-böser als sie
und weiß wahrhaftig nicht ob es
überhaupt Nerven giebt Meine Cou
sine unterhält sich gern mit ihm; vor
seiner Klugkit muß indessen auch sie
meist die Segel streichenk
»Sie scheint dies nicht übel zu neh
men', bemerkte Renno.
»Durchaus nicht.«
»Den Lieutenant«, fuhr Renno
fort, »wollen Sie mir eine Bemer
kung nicht iibel nehmen?«
Arthur blickte den Fragenden fast
erstaunt an. »Das weiß ich noch
nicht«, entgegnete er, denn er war ge
neigt Nenno Alles übel zu nehmen«
»Was meinen Sie?« fügte er sogleich
hinzu, denn er war doch neugierig, die
Bemerkung zu erfahren.
»Sie haben mir Jhre Absichten aqu
die Hand Ihrer schönen Cousine offen
mitgetheilt, ich darf Sie deshalb auch
wohl ebenso offen vor dem Doktor
Wernrck warnen.«
»Wie soi« fragte Arthur, der die
M in der That nicht begriff.
»Sollte es Jhnen wirklich noch
nicht aufgefallen sein, daß Wemeck
sich um die Gunst Jhrer Cousine be
wirbti«
Arthur lachte laut »Nein, wahr
ftig nicht!« rief er; dieser Gedanke
lustigte ihn sogar. »Schaha! Fiir
lo kühn halte ich den Doktor nichts
ich glaube, er weiß noch nicht einmal
was Liebe ist! Es würde mich jedoch
ankiisiren, wenn es der Fall wäret
Das wäre ein köstlicher Spaß!"
Würden Sie es wirklich nur als
SWf aufs assen?·«
tiirlichx wie sonsti«
»Und wenn nun auch Jhre Cousine
den Doktor gern hättes«
Irthur - stußte bei dieser Frage;
dies würde ihn durchaus nicht amti
iirt haben, er seßte sich indeß mit sei
nem leichten Blute schnell darüber
hin
åcäskitk rief er; »meine Cou
jne kann einen Bürgerlichen
nichtglieben n noch weniger heira
»Beshalb nichtk warf Renno ein.
halb nichtk wiederholte Ar
andkse voner kam ihm ekr liber
il es unrn ich istl«
Ml ihr Stolz es nie zugeben
endaß die Liebe den
Ellbnwindetz llglauben Sie dies
seini Ich lau
Ich derdu entf ene Charakter
wohl im Stande sein,
I IberM ein solches Martheil hin
III-TM
Es stiegen doch in Arthur Bedenken !
aus, denn et überhörte sogar-, daßj
Kentu- den Unterschied zwischen Adel?
nnd Bür rtlyum ein Vorurtheil
Ununte. hatte sich schon über
Manches hinweggesetzt, und wenn ihr
Troj wachgerusen wurde, war sie
im Stande, Alles zu thun. Seine
Brauen zogen sich zusammen und er
gab seinem Pferde die Sporen, als
ob ei die Schuld trage, daß eine sol
Oe Möglichkeit überhaupt gedacht
werden könne. Dann trat der Ge
danke »vor ihn hän, da Eva. die reiche,
Holze Glauben-tm ie Frau eines
rztet werden sollte, und epieder lach
:·...- Wegs-»H- ers-W
er· , n wa tg
vier Sämtlich-ist« »
M !« ent e sete
see-i ers »ich THE-»Wer- go ich
W nicht irre, und Ihrem Inte
M möchte ich Ihnen rathe-h den
W sorgfältig in besuchte-; es
III-es is e sc sM ver
s »Ich will ihn beobachten!« rief Ast-;
Ithur. »Und wenn Sie Recht haben,.
dann —- dann soll den Doktor -—'·s
I Er beendete seine Worte nicht« er hat-s
Ite hinzufügen wollen: »der Teufels
ihr-me- Dieg verstand sich jedoch michs
! seiner Meinung ganz von selbst, denn;
I wozu war der Teufel verharrt-ein«
Iwenn er in einein solchen Falle nicht
fseine Schuldigleit thun wollte.
Jn schnellem Trade waren sie zum
! Thale hinabgeritien und langten
gleichzeitig mit Werneck vor der Meß
burg ·an. Arthur war durch des
s Amerikaners Worte in eine Aufregung
z gerathen, die zu verbergen er sich ver
1 gebens bemühte; el- erwiderte Wer
" necks Gruß kaum und warf ihm ei
knen erbitterten Blick zu»
; Eva empfing die herren in freund
E lichsier Weise, es war ihr sogar lieb,
daß Arthur nicht allein zurückkehrte-.
sie hätte in Fol seines erneuerten
Heirathsantrages til-er ihn nur lachen
können und doch wollte sie ihn nicht
beleidigem
Die Nache, welche an Renno geübt
war, kam zur Sprache, da Eva be
reits davon gehört hatte. »Es ist ein
Bubenstück«, sprach Alberi, »und
obendrein wird es·mir schwer werden«
die Schultügen zur Rechenschaft zu
ziehen; wer wird sie verratheni«
»Wollen Sie nicht die Hülfe des
Gerichts in Anspruch nehrneni« warf
Gan-ein«-u « — ,- » «
.Nein!« gab Renno zur Anna-pru
,,ich würde auch schließlich wenig da
durch erreicht und nur Unannehmliche
reiten baden.«
»Haben Sie teinen Verdacht, wer
die That begangen hat?« fragte Eva.
»Gewiß, sie ist eine Rache Derjenis
gen, welche ich aus der Arbeit entlas
sen babe.«
»Ich glaube. Sie baben den Arbei
tern gegenüber den Bogen etwas zu
straff angespannt«, bemertte Dr.
Wernech
»Wie so?« fragte Renno mit einem
faft herausforderan Tone; »ich
glaube nur von meinem Recht Ge
brauch gemacht zu babenl«
»Herr Doktor, dies ist auch meine
Ueberzeugung und ich würde vielleicht
ebenso gehandelt baden, wie Herr
Renno«,· warf Eva ein«
Um Wernecks Mund zuckie ein lei
ses, sartastisches Lächeln.· »Daß Sie
das Recht, so Zu handeln, hatten,
wollte ich durchaus nicht betiimpfen«,
sprach er ruhig. »Sie werden mir je
doch einräumen. dasz auch in der Aus
übung des Rechtes oft eine große här
te lie en tann. Unsere gegenwärti. n
gesellschaftlichen Verhältnisse, die ico
cialen Interessen, welche zu solcher
Macht angewachsen, sind nach beiden
Seiten bin durch das Geseh und Recht
noch durchaus nicht genügend be
grenzt, und es fragt sich, ob dies
überhaupt möglich ist. Es lann eine
That dem Gesetze volllomsmen entspre
chen und doch genügt sie der bumanen
Anschauung nicht und ist vielleicht so
gar unbillig zu nennen!« —
,,Glauben Sie, daß dies auch mei
nen Fall betrifst7« fragte Renno mit
etwas spöttischer Miene.
«Allerdings , gab Dr. Wermck
rubiå zur Antwort.
. ie meinen also, die Arbeiter hät
ten das Recht, mit ibrer Forderung
an mich beran zu treten, und mir
stand es nicht zu, sie zu entlassen und
andere Arbeiter zu wählen?' wars
Renno ein.
We müssen die Fragen doch et
was anders stellen«, erwiderte Wer
nect. «Die Arbeiter hatten allerdings
das Recht, und daß ihre Forderung
reine unberechtigte war, haben Sie
selbst dadurch zu geben, daß Sie den
« neuen Arbeitern einiillig den erhöh
.ten Lobn bewilli t haben. Ob die
» Arbeiter ihre For erung in ge teuren
» der Form vorgebracht haben, rüber
tann ich ni entscheiden. Sie batten
das Recht, s an Sie ellte Ver
langen zurtickzuweisenz "e sosoeti
Entlassung aus der Arbeit ist aber n
Wirtkichte eine Strafe siir eine be
rechtigte Jorderung.«
»Sie unterscheiden sehr fein
cunM der Arbeiter«, bemer
Nenn-. .
»Ja, ich nehme in diesem Falle dief
Partei der Arbeiter«, fuhr Wernectts
ruhig fort. »Der Kampf ukn die»
Existenz trieb «er dazu; wir müssen
die nngiiickseliaen Verhältnisse der2
Armen und Arbeiter bedauern und;
können es diesen wahrlich nicht verar-»
gen, daß sie diesen Verhältnissen sich
zu entringen streben. Jsst es nicht?
natürlich, daß Erbitterung eintritt,
wenn diesem Streben ein absichtlicher
Widerstand entgegengesetzt wird?«
»den Doktor, Sie wollen doch
nicht die Rache der Leute in Schutz
nehmeni« rief Eva.
s »Gewiß nicht, gnädiges Fräulein«,
b Werneck zur Antwort. Niemand
dauert sunv verriet tlt Diese rohe
und verwetfl« That icher mehr als
ich, ich kann shalb kaum glauben,
das Ihre Frage wirklich ernst ge
rnetnt war. «
i » .Sie haben Recht«, entgegnete Eva
, lachean »ich hatte nur einen Ang
«Ilic las vers-M Sie ein
- III Us dies
see-M
stehn fun- « Ost-«
ung eine Frage gelöst werde, die doch
schließlich nur eine Frage der Macht
ist. Wer M beiden Parteien die
größte Macht besitzt, der wird egen!«
»Ich wünsche keinen Sieg. andern
eine Versöhnung und friedliche Aus
gleichung«, bemerkte Wernett
Die unverkennbar freundlichenWov
te, welche Eva zu »dem Doktor gespro
chen, hatten Artburbs Erbitterung
aufs Höchste getrieben; Nenn-« Mit
theilung liallte in ihm wieder. Hastig
trat er vor. »Diese Frage muß Idur
die Mncht entschieden werden!« rie
er. »Diese Menschen haben kein
Rchl, Forderungen zu stellen, fie müs
sen zufrieden seinrnit dem, was sie
erhalten« und wenn sie den Kopf ern
herzurichten wagen, müssen sie mit
Gewalt niedergedrückt werdens
begreise nicht, wie man eine Versch
nung init solchen Leuten wünschen
tanni Solche Jdeen müssen sie frei
lich noch dreister machen. Man sollte
deshalb zuerst sein Augenmerl auf
Diejenigen richten, welche den Arbei
tern die Köpfe verdreben und ihre
Parti ergreifen, denn sie trifft die
meiftse Schuld, fie hoffen selbst da
durch zu gewinnen und fühlen sich zu
den Leuten hingezogen, weil ihre Bor
fabren vielleicht demselben Stande
angehört haben. Dies ift.rneine Lin-I
ficht von meinem Standpunlte auslH
Der Lieutenant glaubte dem Dol-’
tor hierdurch einen Hieb verseit zui
haben, den dieser ni zu pariren per-·
mochte. Dieser betige und beleidi-;
gende Ausfall hatte Eva und Hierin-)
fast erschreckt, erstaunt blickten fie ist-H
tbur an. Nur über Wernecks Gesicht
glitt ein ruhige-s Lächeln. »Und wel
ches ist Ihr Standpuntt, here Lieute
nant?« fragte er. .
Artbur wollte antworten, allein
über diese Frage batte er sich selbst nie
Rechenschaft geben; sein Standpunkt
wars eben ein Standpunkt;« mehr
wußte er selbst nicht.
»Ich balte diese Frage für iiders
flüssigk rief er endlich mit wegwer
fendern Tone.
»Liebe: Vetter, Du vergiszt Dich!«
besiegelte Fräulein v. hanstein mad
nen .
JDurchaus nicht, denn ich habe nur
meine Ueberzeuzung ausgesprochen!«
entgegnete Artbur troyig
»Herr-Doktor, mein Vetter meint
es nicht so böse«, fuhr Eva in halb
fcherzendem Tone fort, um dem pein
lichen Augenblicke dadurch die Svi e
abzubrechen: »auch ich habe oft Stee :
mit- ihm, wir versöhnen uns jedoch
tvieder.« ,
»Sie sehen, gnädiges Fräulein, dasz
ich nicht beleidigt bin, denn ich bin ja
nicht verpflichtet, die Ansicht des
Herrn Lieutenants zu theilen , ent
gegnete Versteck lächelnd und fuhr
dann ernster fort: »Meine Vorfahren
gehörten allerdings dem Arbeiter
stande an, ich kann ljedoch teinen
Werth daran legen, rveche Stellung
dem Menschen durch die Geburt an
gewiesen wird, denn nur eine wirt
liche« Kraft vermag sich emporzurin
gen, die Klugheit und Geistesbildung
ist Hottloh an leinen Stand gebun
den.« .
Eva lächelte, sie gönnte ihrem Vet
ter diese Ahfertigung, dieser hatte die
Worte zwar nicht recht begriffen, er
fühlte indessen Wetnecks Ueberlegen
heit und schwieg.
Mit feinem Takte ließ Eva in der
Unterhaltung keine Pause eintreten,
sondern richtete an Renno die Frage,
ob er den durch den Durchhruch des
Teiches angerichteten Schaden bald
wieder herzustellen hoffe?
»Ich werde alle Kräfte anspannen
und s ar des Nachts bei Fackel
.licht ar iten lassen«, entgegnete der
Ameritaners «es ist fast unmöglich,
sich g- u iprchc Tücke sichckzusieam
; ich hof e es jedoch dadurch zu erreichen,
J da ich »die Arbeiter zur größten Thä
’ tigteit ansporne und ihnen nicht eine
Stunde Rathe gönne, bis Alles wie
der hergestellt ift. Es ift mir gleich
gültig, ob fie rnir deshalb grollen, Zier
gleich werden sie auf den erbittert, r
ihnen diese Mühe verursacht hat, und
es lie in ihrem Interesse, eine ähn
liche t zu verhüten.«
Arthur xiihrte das Gespräch in leb-.
hafter We se weiter, unt nicht zu zei-l
n, daß er durch Werneck eine Edle-(
rlage erlitten habe. Eva war illeri
geworden, ihr Tit-F glitt wiederholt
iiber Werneck hin, er an ein Fenster
getreten war und an der Unterhaltung
nicht« mehr Theil zu nehmen schien,
denn in Gedanten versunken blickte er
hinab in das Thal, über das Dorf
hinweg auf die Wiesen und Felder,
die sich bis zum fernen Walde hing-w
ärt. Er hdrte nicht einmal, daß
nnd sich entfernte nnd-Archiv ihn
begleitete.
M befand ch allein rnit ihm im
ener, eine -’nute luden-and sie
is «da, erwartend, daß rneck sich
en It wenden werde, dann trat sie
an ans an ihn heran. »Den Dot
to!« sprach sie.
Ueberrascht wandte Werneck sich
um, ei war, als ob aus seinen Au
gen der feuchte Glanz einer erregten
Stimmung schimmerte; er strich mit
der Dand über die Stirn hin, als ob
et die Gedanken, welche ihn soeben be
schäftigt hatten, ver-scheuchen wolle.
»Mein Vetter hat Sie beleidigt«,
sprach Eva; »rechnen Sie es ihm nicht
zu hoch an, denn er läßt sich vom Au
genblicke hinreisen, ohne feine Worte
zu wägen.«
Werneck schüttelte ablehnend mit
dem Kopfe, man sah es ihn- an,. daß
er sich zu sammeln suchte. »Ich bin
nig: Pewa o chorsatäine Weg-e
In W r en n«, er -
date er, Je W hart und es
Its III-it dris
der Sprecher geahnt bat. Es giebt
Verhältnisse, in denen der gerin ere
Stand, in welchem wir geboren ind,
wie ein Fluch sich an unsere Fersen
bestei. Wir ringen, um ihn zu liber
s winden, —- wir sehen die ganze Kraft
des Mannes ein« — unser Verstand
glaubt das besiegt u haben, was er
nur als ein Vorurt eil sitzt-sehen ver
s mag, —- und doch ist dies Illlei nicht
mehr als Täuschung. Die Schranke
bleibt! —- sie tritt unseren Wünschen
entgegen, —- sie stößt uns bergloe zu
rückl«
; Seine Worte llangen erregt, leise
sbebend. ,
J »Herr Dotier, giebt Ihnen Ihr-»Be
- rus, Ihre Bildung nicht Anspruch aus
i die höchste Achtung-ji« ries Eva; »ge
" nießen Sie dieselbe nicht? —- hebt die
s Bildung die Schranle; welche Sie er
wiiyzem nicht aus?«
« einl« erwiderte Wernech »Man
schäht den Arzt, wenn man seiner be
dars, — man achtet die Bildung,
welche der Mann sich errungen und
doch —- doch —! Lassen Sie uns hier
über schweigen! Jch schätze die Zeit
als eine glückliche, welche das leste
Vorurtheil begraben wird.—in der es
einem Jeden vergönnt sein wird, nach
dem höchsten Ziele zu streben. der die
Kraft, es zu erreichen, in sich siibltl«
»Ist dies nicht schon jeht gesiatteti«
sra te Eva.
Line sliichtige Selunde lang schie
nen Wernecks Augen auszuleuchtenu
dann le te sich wieder ein ichwermii
thigek ucdkuck aus sein Gesicht. »Es
ist nicht gestattet!« sprach er, «und es
ist vielleicht aut, daß uns eine Be
schränkung auferlegt ist. Wir thö
richten Menschen wünschen uns Flü
gel, um uns über die Erde-erbeben zu
lönnen, und wenn wir sie besagen,
würden nicht auch unsere Wünsche
wachsen. würden wir nicht streben,
uns bis zur Sonne emporzuschwins
gen, deren Glanz uns verlockt und
blendet zagt-ichs Jhk Vette- hat
Recht; wer den Ko zu boch erhebt.
muß mit Gewalt nedergedriiett wer
den, bis er den Staub aus seinen
Fäßen bemerlt!«
hastig, erregt, ohne Adieu zu sa
gen. stürmte er aus dem Zimmer.
Erstaunt blickte Eva ihm nach; sie
sah, wie er sich vor dem Hause aus
sein Pserd schwan und ungestürn
iiber den Hof der leßbßurg spreng
te. Einige Minuten lang bemerkte
see aus der im Thale sich dinziebenden
Straße«noch den Staud, den die huse
seines Pserdes außvirbelten, dann
verle derselbe in der Lust. «
Sinnend blieb see am Fenster ste
hen. Was hatte den to ernsten ruhi
n Mann in solche Ausregung ver
eptt Sie glaubte noch das Leuchten
seines Auges zu sehen und den heben
dett Ton seiner Stimme zu verneh
.men; wie ein Röthsel erschienen ihr
feine Worte. Wohin ging sein Ziel?
«Waren seine Wünsche so vermessen,
daß er selbst davor zurückichreckte?
; Nach seinem sonst so ruhigen We
» sen hatte sie vermuthet, daß er völlige
»Genugthuun-g und Zufriedenheit in
’seineni Berufe und in der geachteien
Stellung, welche er einnahm, finde,
sie hatte nicht geahnt, daß auch in sei
ner Brust eine Gluth lodere, die er
heute zum ersten Male verrathen. Sie
suchte den Schleier, der iiber seinen
Worten lag, zu heben, unyv darüber
verloren ihre Gedanken sich mehr und
mehr in das Gebiet des Traumes.
Arthur, welcher in das Zimmer ge
treten war und dicht hinter ihr stand,
schreckte sie plötzlich daraus aus.
«Gottlob, daß dieser widerwiirtige
Doktor sori ist!« ries er.
Eva wars ihm einen unwilligen
Blick zu, dann alitt ein spöttisches
Lächeln übek ihk Gesicht hin. »meine
Vetter, gestehe es nur ein, Du benei
dest ihn um seinen Geist«, sprach sie
und schritt schnell aus dein Zimmer.
Arihur blickte ihr einen Augenblick
lang verwundert nach, dann wars er
,s«ech in einen Fauteuil, zündete sich
eine Eigarre an, schaulelte zufrieden
mit den- rechten Fuße und kam u dein
Gedanken, seine Eousine habe ot eine
niederträchtia scharfe Zunge, die werde
er ihr jedoch cis-gewöhnen, wenn sie
erst seine Frau sei.
Siebentes Kapitel.
In Odem lleinen Hause, in welchem
Barbara wohnte, war neues Leben
eingekehrt. Die Noth war beendet,
denn die junge Frau war wieder ge
nesen und hat nun Alles aus« urn das
durch ihre Krankheit Verlämnte nach-;
zuholen. Vom sriihen Morgen bit
zum Alten-de war sie ihiitig, und Wer
neells Mutter trug daiiir Sorge. daß
es ihr nicht an Ilrdeit fehlte; es dire
wiihrte ihr lFreude, arbeiten zu l -
«Mlich Mk WITH-IN
we onra e er e ,o n -
heheung leben, Harima leate deshalb
i oe Verdienst surttch um einen Spar
p ennia zu bestsit- tvenn Konrad ein
mal weniger verdienen sollte.
M
Doktor Werneck lehrte dann und
wann noch immer in dem lleinen
hause ein« nicht weil Barbara seiner
Hülfe noch bedurfte, sondern weil er
an ihrem Geschicke einen auttichtigen
Antbeil nahm. n tiefster Noth hatte
er die Familie ennen gelernt und er
durfte sich dreist sa en, daß sie durch
feine Hülfe aus der elben befreit war.
Er hatte schon manchen Armen seine
Unterstützng angedeihen lassen, selten
hatte dieselbe einen woblthiitigen Ein
druck binterlassenx hier war sie arlf ei
nen fruchtbaren Boden gefallen. Aus
Barbarcki Augen leuchtete ihm die
aufrichtigfte Dantbarlett ent exn
und war wirkliche bemüht, IF r
er nen lfe wilqu zu set-en,
ebenso sie d, der im mir so
«-«..»-««-.(
fleißiger geworden war und mit er
höhter Luft arbeitete.
Und wie sauber es fett in dem klei
nen zinrmer aussah, in dens- Barba
ra'5 nd wieder ordnend und reini
gend waltete. Konrad schien ein An
derer geworden zu fein, seitdem er
niit Carlfon Freundfchaft geschlossen
hatte und viel mit ihn verkehrte. Es
war, als ob der fefte und entfchloffene
Charakter, zu dem er die Anlagen in
sich trug, sich täglich sichtbarer entfal
tete; er war fest auch heiterer gewor
den, weil seine Schwester wieder ge
nesen und die Noth aus dem tleinen
Haufe entfernt war. »
Wenn Carlfon des Abends zu ih
nen kam, dann vlauderten sie heiter
und blickten voll Vertrauen in die
Zukunft; enger und enger fchlofz sich
der Freundschaftsbund zwifchen rh
nen, denn sie hatten ein gleiches Stre
ben und suchten auf re lichem Wege
sich emporzubringen Zusammen gin
gen sie des Morgens zur Arbeit, zu
funrmen lehrten sie Abends zurück.
Deß war Carifon nicht wieder entge-!
ngetreten; er war zu klug, um nichts
ofort wahrzunehmen, daß sich die»
Simmung der Arbeiter Renno’s ge
gen ihn gewendet hatte. .
Gottietung folgt.)
WH
ctne Frone-fahre tue pas-m
Von Esl sähst-leit
Es war ein wundervoller Morgen«
Anfang Oktober. Ein leichter Boden-l
nehel herrschte, durch den die Sonnel
bereits siegreich hindurchzudringen be
gann. Die ruhige Luft versprach einel
ruhige Fahrt und bei dem ausgesuchten
Wetter auch eine sogenannte Damen
landung. Wenn die Luftfchiffer eine
fehr glatte. leichte Landung haben, fo
bezeichnen sie diefe nämlich fo, während
sie eine schwierige Landung, die jedoch
ohne Unfali verlaufen ift, «gliictlich«
nennen. Wohl 20 Soldaten ftanden
um den fertigen Ballon und hielten ihn i
noch auf dem Boden zurück. Nun bat
der Führer, einzufteigen, um das foge
nannte Abwiegen. das heißt, wie viel
Auftrieb der Ballon haben muß. um
mit mäßiger Geschwindigkeit emporzu
steigen, vornehmen zu lassen
Ja, »Bitte einsteigen". das ist leicht
gesagt. Wie soll ich kleine Frau iiber
diesen hohen Korbrand hinübergelan
gen! Ehe ich mir recht daritber tlar
war, siihlte ich mich plötzlich von rück
wärts emporgehoben und gewahrte«
mich aus dem Korbrand schen zum gro
ßen Gaudium der Umstehenden. Kurz
entschlossen sprang ich nun aus einen
Sandsach der aus dem Boden des
Korbes stand. Wie gut, daß ich ein
turzgeschiirzteg Straßentleid gewählt
und nur einen tleinen, keinen moder
nen Riesenhut ausgesetzt hatte, welch
letzterer ohne Zweifel zwischen den Lei
nen hängengeblieben wäre.
Aus das Kommando »Anliisten«
licszen die Soldaten einen Augenblick.
los. und nach mehrsachchiederholungs
des gleichen Manövers war das Ver
hältniß zwischen dem Körpergewicht
der drei Jnsassen und dem in Säuen
mitgesiihrten Ballast aus seingesrebtem
Sand festgelegt, so daß nur noch derk
zugebundene Füllansatz geöffnet zui
werden brauchte, um in die Liiste zui
steigen. Jch dars nicht vergessen zu er- i
wohnen, daß die Ausnahme eines tlei-·
nen, niedlichen Reiielorbes allein das
Gewicht zweier Sandsiicte- ausgemacht !
hatte. Da der Ballast gewissermaßen!
das Neisegeld vorstellt, so mußte es·
schon eine eigene Bewandtniß mit die
sem Korb haben, daß ihm so viel!
»Geld« geopsert wurde. Der berühmte
Frühstückstorb enthielt neben vielen
belegten Butterbroten eine Anzahls
Apielsinem mehrere Flasche-it Soda-I
wasser und last nat ieast —- zwei
Flaschen Seit. »Laßt —- los« kom
mandirte der die Absahrt leitenbe jun
ge Ossizier, die hände der festhalten
en Soldaten verschwanden, sund mit
mäßiger Geschwindigteit irhob sich un
ser Ballon maiestiitisch in die Lüste.
Es war ein eigenes, doch etwas bange
Gesiihl, als ich die Mutter Erde unter
mir versinken sah. Doch im Vertrauen ·
auf die Erfahrung unseres Fährerss
und- die zur-ersichtliche haltung meines
Mannes gewöhnte ich mich bald an die»
etwas sonderbare Situation und stellte1
mir unwillkürlich vor, daß unser Korb!
und wie der einzige ruhende Punltxin
der Erscheinungen Flucht seien, wäh-;
rend alles andere sich fortbewegte.
Ueber die gelehrten Dinge, iiber die
Beobachtungen atmosphärer Verhält
nisse mittels eines besonders« ton
itruirten Thermometers. das Ablrsen
der erreichten hohe am Barometer so
wie iiber die geheimnisvolle Kontrolle,
Hdie ein seines. in einem Kästchen un
stergebrachtes, automatisch schreibendes
Miaschinchrw der sogenannte Baro
graph, ausübte, will ch mich hier nicht
weiter einlassem.— Wir waren seht wohl
6000 Fuß hoch gestiegen; ab und zu
drang etwas Gasgeruch in die Nase
und machte es mir lo recht begreiflich,
warum die Herren wegen der Explo
sionsgefahr auf das ihnen so theureLa
iter des Rauchens Wzichien müssen.
Der Bodennebel hatte sich aufgelöst
unv nun war der Blick völlig ungehin
dert. Unsere alte Reichsstadi mit ih
ren Thürinen war zurGröße eines-iu
cheniellers zusammengeschrumpfi, und
nur das Münster bewahrte noch, aller
diagk auch nur wie eine sei neFili ran
arbeii, eine etwas persönlichen vie
Wie eine zierliche Zeichnung lag die
reiche Ebene zu un eren Füßen, in
rechiwinfli n Linien ichniiien sich die
ihn, un wie weise Bänder-Wo n
- die Leids-rese- hindnech. nfeere
schönen Waldberge erschienen nicht
mehr. als Höhen, sondern grenzten
gleichsam wie riine Wiesen« flach aus
gezogen, das ild ein. Auch der e
waltige Nbeinstrom hatte viel»von ei
ner Mafestiiut eingebüßt und fchkiins
gelte sich wie eine silberne Schlange
aus dunftiger Ferne von Süden her
dem Norden zu. wo Himmel und Erde
in eins verschwammen. Aber dort im
Süden, in weiter Ferne, stieg seit eine
silbertz gezaclte Linie, wie aus dem
goriz nt herausgeschniitem empor: die
jpfelwelt der Asden· Von der Lusi
des Schauens übern-ältng erwachte
ich plötzlich in einem nüchternen, un
durchsichtigen Grau. Unser Ballen
war in die Wolken gedrungen, die iede
Orientirung vorderhand hinderten.
Da erschien vlöhkich eine bleiche Schei
be wie der Mond, um zusehends heller
und strahlender zu werden. Die Son
ne siegte, sie kämpfte die Dunstma en
nieder, und wieder trieben wir da in,
in sluthendent Licht gebadet. Da hätte
ich mit der Walkiirensungfrau Brun
bilde ausjauchzen und singen m« en:
Heil dir, Sonne, Heil dir, Licht! us
dieser hohen Stimmung wurde ich je- ·
doch durch die drastischenWorte meines
Mannes her-ausgerissen, der trocken
sagte: »Ich dächte, wir äszen erst einen
Happen,« und so ganz unrecht hatte er
nicht, denn von reinen scharfen Lüften
und Himmelsglanz allein tann der
Mensch nicht bestehen. Der rege Ap
pet« mahnte uns an die erdgeborene
Al ängigteit, und daßswir teine Ue
bermenfchen seien. »Selterwasser ver
dirbt den Magen, wir wollen nur
gleich Veuve rliquot aus ihren Banden
befreien," entschied mein realistischer
Gotte wieder. Der Pfropfen tnallte
und fuhr direkt senkrecht nach oben in
den Iüllansatz hinein, fo will es der
Luftschifferbrauch. Während des
Frühstücts war die Aufmerksamkeit
mehr aus das Korbinnere gerichtet ge
wesen, und so gewahrten wir erst spä
ter. daß unser vorher noch so pralle
Ballon in seiner unteren Hälfte Run
zeln bekommen hatte und noch weiter
Neigung zeigte, gleich einem bratenden
Apfel zusammenzuschrumpfen. »Ich
glaube, wir gehen jetzt am besten zur
Landung über,« sagte der ftihrende
i
Hauptmann, «sehen Sie jene große
Wiese hinter dem Walde dort, fre gibt
einen vortrefflichen Landungsort.« -
Gar zu gern hätte ich noch weiter in
den Höhen geweilt, waren wir doch
erst vier Stunden unterwegs: mein
schüchterner Protest mußte jedoch ge
genüber den höflichen, aber bestimmten
Werten des Führers, dessen Willen
sich der Korbinsasse enau so unter
ordnen muss wie der « assagier auf ei
ner Seereise dem Willen des Kapi
iäns, schweigen. Nicht nur der ver
ringerie Gasgehalt, auch die nahe
Landesgrenie, deren Ueberschreitung
immer einige besondere Scherereten
waen des Riiettransports des Mate
rials mittubringen pflegt. entschieden
zu Gunsten des Führers. Meh re
Ventilziige brachten iuns dem Bo n
sichtbar näher. Ein sonderbares
dumpfes Gefühl in den Ohren, dem
sich ein leises, wie aus weiter Ferne
tonxmendes Sinaen beimischte· bewie
sen, daß der Ballon herunterging. un
war mir doch etwas bange, als i die
Erde mit Wäldern und Wiesen so
schnell auf uns zuloinmen sah. Mein
Mann hatte inzwischen die Apparate
verpaett und oben an den Kotzbleinen
besestigt, auch der seines Inhalts so
ziemlich entledigte Frühstückölorb war
sestgebunden worden. Der Führer
wars wiederholt Sand über Bord und
instruirte mich, auf das Kommando
»Achtung! —- Klirnmzug!" mich an
einer vorher ausvrobirten Stelle etwa
anderthalb Fuß iiber dem Korbboden
mittels der Auslaufleinen festzuhalten.
Ein dramatischer Augenblick, höchste
Spannung, zum Nauichen des Waldes
gesellte sich das Flatschen der unterm
Stosfbahnen des leerer und leeret wer
denden Ballons, da schlang sich das
Schleppseil um einen derben Bau-nati.
Es gab einen gewaltigen Ruck- auf den
wir aber entsprechendgorbereitet wa
ren. Der so um das ewicht des Set
les entlastete Ballen senkte sich fkit
langsamer und tauchte mit uns im
Korb etwas zwischen die Waldwivsel.
Also war die Wiese doch nicht erreicht,
die Bremsftrecke war etwas zu kurz ge
wesen« Lange jedoch lallte unsere luf
tige Gefangenschaft nicht dauern. Es
lnaitte unter uns, und bald daraus er
schienen, athemlos keuchend, zweiWalds
arbeiter, denen es gelang, das Seil zu «
lösen. Wiederum stieg der Ballen
etwas und tam dann richtta itbee die
ersehnte Wiese. wo er nach einem wei
teren lurzen Ventilzug alatt landete.
das heißt. der Korb berührte den Vo
den, tipvte um und wurde dann von
den erwähnten Arbeitern festgehalten.
Ich tonnte zwar nicht nzte aus einem
Eisenbahneouvts bei-aussteigen, aber
doch herauskriechen und war nicht we
nig stolz, nicht nur eine so schöne
Fahrt, sondern auch eine etwas schmie
rigeke Lands-mir also eben keine Da
menlandunq qebabt zu haben. Jetzt,
nso diese Zeilen mir nochmals alle
Einzelheiten in Gedächtnisz riesen,
« merte ich doppelt, daß »der Löwe Blut
Jgeleckt hat« nnd freue mich auf die
nächste Fabri, wo eine Ameritanerin
Tmich hegt iim wird. und später heis
iich selbst Führerin zu werden!
Es heißt, Bundessenator Eltins
werde seiner Tochter, falls der italie
nische Herzog sie heirate, eine illion
LIMqu als Zehrgeld mit in e Ehe
gebe-. Also daher das Gerede san
einer Liebe-Matt
J ,. «- Eis-THI- —.- — - ;..;«k