Das Burgfräulein. Roman von Friedrich Friedrich (8. FortseßungJ Renne- hatte, wie er bereits vor Eva ausgesprochen, den neuen Arbeitern freiwillig den erhöhten Lohn gewährt, MW er den früheren abgeschlagen. er wollte zeigen, daß es ihm nicht aus das Seid ankam, sondern daß er sich nichts abtroßen lassen wollte. Da durch erhöhte er noch die Erbitterung bei den Abgewiesenen, von denen viele noch keine Arbeit wieder gefunden hat ten. Deß schürte diese Erbitterung und ohne Scheu stießen sie die laute sten Drohungen gegen Renno aus. Jn der Betgschenle und in dem Wirths hause des Dorer brachten sie fast den ganzen Tag zu, und ihre Aufregung stieg. anstatt sich zu mildern. Carlsen erfuhr es: er trat zu Renne, um ihn zu warnen. uNehmen Sie die friiheren Arbeiter wieder an,« bat er: .ein großer Theil von ihnen bat noch keine Arbeit wieder gesunden.« »Nein!« entgegnete Renno kalt und bestimmt: »ich habe erklärt, daß sie bei s mir nie wieder Arbeit erhalten werden, dabei bleibt es!" »Die Leute sind se r aufgeregt«, fuhr Carlsen fort-. »sie stoßen bereits Drohungen gegen Sie aus, und ex sind einige unter ihnen, welche vor keiner Gewaltthat zurückschrecten!« Um des Ameritaners Mund zuckte ein spdttisches Lächeln »Glaubt Jhr vielleicht, daß ich sie fürchte!« rief er: er zog einen Revolver aus der Tasch ,.Seht, mit diesem Dinge da werde ich sie mir ferne halten: mit ihm werd ieh sofort den Ersten. der an mich herantritt, niederschießen, und Jbr dürft Euch daraus verlassen, daß ich ihn nicht fehlen werde.« Er blickte zu dem Baume, unter welchem er stand, empor. Jn der Spthe desselben saß ein Vogel: rasch erhob er -den Revolver, kaum eine Se kunde lang zielte er, dann drückte er los, der Schuß hallte im Wald wieder Der Vogel fiel von Zweig Fu Zweia herab und todt zu seinen Füßen. Sol nun könnt Jbr denen welche neir drohen. sagen daß ich mein Zielj and treffen kann und daß es ihnen seist besser ergehen wird « sprach er nnd schritt davon· Er schien in der That teine Furcht « zu empfinden denn fast Tag für Taa ritt er zur Pleßbueg: Deß und meh« rete Arbeiter· welche geschworen hat ten, sich an ihm zu rächen, wagten nicht, ihrn entgegenzutreten denn si wußten, dasz er den Revolver stets bei fah trug und im Stande war, seine Drohung auszuführen . Die Erbitterten wählten einen an dern Weg der Rache. Der Damm dec— großen Teiche-T welchen der Ameri laner mit großer Mühe und mit dem Auswande bedeutender Kosten hatte anlegen lassen, war während einer Rath-l durchstochen und das gewaltsam drangende Wasser hatte dann, das nicht sosort hülse zur Hand gewesens war fast den ganzen Damm sortge » rissen und einen großen Theil der kaum beendeten Anlagen überfluthet und vernichtet- Die angerichtete Zer störung bot einen wüsten Anblick dar: der Schaden war ein bedeutender und das Zerstörte konnte nur niit großem Zeitauswande wiederheraestellt wer i den. Albert Renno was am Morqu nach der That, als er die ganze Ber fiung überblicken konnte, bleich: eine Brauen waren finster zufam mengezogen, feine Lippen fest auf ein ander gepreßt. feine Augen leuchteten unheimlich Nur mit dem Aufgebote aller Kraft vermochte er seine Erbitte rung zurückzuhalten Die meisten Ar beiter wichen ihm schen aus« weil sie besät-bieten sein Zorn könne sie tref sen, obschon sie an dem Geschehenen keine Schuld trugen. Noch war kein Bett Tiber Renno·s Livpen gekommen fast starr ruhte sein Blick auf der Ver wüstung. Er dachte nicht an den Schaden, der ihm erwachsen war, denn er war reich und konnte ihn leicht ver Gesetzen, nur an die Zeit, welche zur Herstellung des Zerstörten erforderlich me, dachte et. , Er hatte alle Kräfte aufgeht-ten um die Anlagen vollenden zu lassen: in kurzer Zeit hatte er gehofft, das neue Bergwerk einweihen zu können, die Zusage Eva«s, bei der Einweihung zu gegen zu fein. die Hoffnung, sie durch die Großartigteit der Anlagen zu über-raschem hatte ihn unablässig be schäftigt nnd manche andere Sorge, welche sich ihm aufdrängte, vergessen lasset-. Mit einer Leidenschaft wie et He seit Jahren nicht mehr empfun den hatte, verfolgte er den Plan, Eva zu gewinnen, er hatte geglaubt, dem Ziele näher und näher zu rücken nnd nun war aus Wochen, vielleicht auf Monate hinaus Alles vereitelt Und vernichten Eine ansagt-are Er eesiillte ihn, denn auf eine IIW Rache war er nicht vorbe . . W« Meu. er hatte geglaubt, der III M sich nur gegen seine Per mid er war jederzeit bereit gewe sen. seinen Gegnern entgegenzutreten »Wer hatte dieses; Bubenstiick ausge fuhrts —-— Wen sollte er zur Rechen schaft ziehen? Er ließ- alle Arbeiter zusammenrusen und trat vor sie hin. Hundert Thaler gebe ich De jeni gen, welcher mir den Namen ssen nennt, der diesen Damm durchstochen hat!« ries er. Die Arbeiter schwiegen, der hohe Lohn lockte sie; sie hatten Alle nur den seinen Verdacht, daß Deß die That be igangen habe, dennoch wagten sie den Namen desselben nicht auszusprechen. zweit sie ihren Verdacht nicht beweisen konnten. »Ihr schweigt!" fuhr Renno fort-, »besitzt keiner von Euch so viel Muth, den Namen des Schuldigen zu nen nbeni —- Hahal Jhr fürchtet Euch vor i m!« »Wir tennen ihn nicht!« warfen ei nige der Arbeiter ein «Gut, dann sollt Ihr seine Tücke mit empfinden!« rief Renne: »in we nigen Taaen muß Alles, was durch den Bubenstreich vernichtet worden ist« wieder hergestellt sein! Jhr erhaltet einen vermehrten Lohn, aber arbeitet mit Ausbietung aller Kräfte: gelingt es Euch nicht. so werdet Jhr sämmt lich aus der Arbeit entlassen!« Er wandte sich ab und ging sort,T ohne ein Wort hinzuzufügen Bald daraus ließ er Carisen zu sich rufen: er schien etwas ruhiger gewor den zu sein« wenigstens verrieth sein Aeuszeres nicht mehr die heftige Er regung. »Ihr habt mich zwei Mal aewarnt.« sprach er, als der Aufseher In sein Zimmer trat, »nun nennt mir den, der in dieser Weise Rache an mir genommen hat« »L’tch lenne ihn nicht!« entgegnete Cis-Men Renno stand dicht vor ihm und fachte mit dem Blick in sein Innerstes m dringen. »Und Jhr habt auch lei nen Verdacht?« fragte er. Carlsen schwieg einen Augenblick »Keinen. den ich beweisen könntest Iab er dann zur Antwort. »Ihr solltet nicht eben so fest, wie ich es bin, davon überzeugt sein, daß cJeß die That begangen hat?« suhr Renno sort. »Ich weiß es nicht,' wiederholte Lkarlsen »Nun gut, ich will Euch Gelegenheit geben, hundert Thaler zu erwerben,« sprach Renno; »sorscht nach, —--—- bringt snir Beweise, daß heß die That be: aungen hat, und ich werde Euch sofort das Geld geben!« »Erlassen Sie mir diese Ausgabe.« bat Carisen. »Weshalb?« »Ich tauge nicht zum Spionirem ohnehin verlehre ich nicht mit den Männern, welche dies wahrscheinlich gethan haben.« »Als Jhr mich vor ihnen warntet. lagtet Jhr mir, Jhr wolltet nicht, daß die Sache der Arbeiter durch eine Ge maltthat beschimvst werde —- ist dies vielleicht keine Gewaltthat? Glaubt Ihr, das Interesse der Arbeitervartei werde dadurch gefördert?« »Ich bedauer, daß es geschehen ist," qab Carlsen sur Antwort. »Vat« ich eine Ahnung davon gehabt, so würde ich Alles ausgeboten haben, um es zu verhindern.« »Ihr wollt mir den Namen des Thäters nicht nennens« rief Renno unwillig· »Ich kenne ihn nicht!" »Wütdet Ihr ihn nennen, wenn Jhr ihn lenntet?« Carlien schwieg. Antwortetan meine Fraae!· fuhr Nenno fort: »Mit-bei Jhr ihn dann nennen?« »Nein»f gab Carisen zur Antwort. Renno schieif dies nicht erwartet zu haben, denn er trat näher an den Auf seher heran und seine Augen schlossen sich halb. »Und weshalb nichts-« fragte er: seine Stimme klang toie riet-Zimpr «Jch würde nie zum Verräther wer den!« entgegnete Carlsem »ich weiß, wie schwer mich schon der Verdacht, als solcher betrachtet zu werden, ge drückt hai!« Renno vreßte die Lippen auf ein ander: das Gefühl seiner Machilosig leil erhöhte noch seine Erbitterung »Gehl!« rief er heftig, »Ihr taugt Alle nichts, Jhr seid gegen mich, des halb erwartet auch von mir leine Schonung und lein Mitleid!« Befehlend gab er Carlsen mit der hand ein Zeichen, das Zimmer zu ver »lassen, und schritt dann erregt in demselben aus und ah. Alles, was den eigenthümlichen Mann in der legten Zeit beunruhigt hatte, schien mit einem Male aus ihn einzustiirknen. Er halte sich über die Nähe seiner Mutter und seines Bru ders durch den Gedanken zu beruhi gen gewußt, daß ihn-Niemand wieder erkennen könne. Wer konnte in dem reichen Manne den armen Knaben, der einst nach-Amerika gegangen war, ver muthen? War er dort nicht ein ganz anderer gewordeni Hatte er sich dort nicht Kenntnisse und eine Bildung er worben, welche wohl kaum Jemand er wartete? Und doch hing sein Geschick wie an einem dünnen Faden. Konnte nicht durch einen Zufall Alles entdeckt werden, und verlor er dann nicht Alles, was er erreicht hatte! Er konnte dann nie hoffen, Eba’s band zu er halten« wenn es beiannt wurde, daß Carlsen fein Bruder und die arme Frau in dem Dorfe seine Mutter war. Weshalb traten Beide, von denen er sieh längst losgesagt hatte. ihm gerade seht in den Weg? — Sollte ihretwe gen vielleicht fein Plan scheitern? Er stand still und dreßie die hand auf die glühende Stirn. Wußte er sdenn schon, ob es ihm gelinaen werde« EEva zu erringen? Bald hoffte er und dann zweifelte er wieder; er wußte, daß er einen Eindruck auf das Burs friiulein gemacht hatte, und dann schien sie denselben wieder abzuschiit teln. Konnte er bei ihrem Charaiier voraussehen. wie sie sich entscheiden werde? ——- Sie war artia und freund lich gegen ihn, sie schien sich zu freuen,1 wenn er lam, und doch war es ihm,; als ob sie in der letzten Zeit ihm wie der fremder geworden sei. Nicht Ar lhur, welcher seit mehreren Tagen wie der auf der Pleßbura weilte. war schuld daran, denn Eva liebte ihn nicht, sie scherzte mit ihm, sie lachte über ihn, sie war indessen ein zu fesiee und entschiedener Charalter, um sich an einen so schwachen Mann anzu schließen. Albert war nicht im Stande. aus Arthur eifersiichtig zu sein, obschon dieser eisriger als se um Eva’s Liebe ward. Aus Dr· Werneck richteten sich seine Gedanken, der. so lange er Bar bara behandelte, sast täglich aus die Pleßburg lam. Er hatte den ruhigen sind ernsten Charakter dieses Mannes bis jetzt verlannt. Der junae Arzt schien in Eva’s Ge aenwart sich vollständig gleich zu blei ben, dennoch war es ihm nicht ent gangen, daß die Augen desselben leuchtender wurden, daß seine Wangen sich leichter siirbten, als koste es ihn eine Anstrengung diese äußere Ruhe Zu bewahren. Er hatte ihn beobachtet, wie sein Auge heimlich und mit dem Ausdrucke des stillen Versentenä aus Eva ruhte und sich dann rasch ab wandte. wenn sich Jemand ihm nä herte. gleichsam als habe er etwas Unrechtes begangen. . Dr. Werneel schien zwar nichts zu. thun, am die Gunst der jungen und reichen Gutsberrin zu gewinnen: selbst wenn er wußte, daß seine An sicht sich mit der Eva’s im Gegensahe besand, sprach er dieselbe ossen aus und vertheidigte sie mit sv viel Grün den, daß Eva meistens besiegt wurde, wenn sie dies auch nicht immer ein räumtr. Es war Rennv nicht entgan gen, daß Eva’s stolzer und oft sogar trotziger Sinn sich nicht beleidigt fühlte. sie ertrug es sogar, daß Wer nea sein geistiges Uebergewicht iiber jedem Anderen gegenüber sträuhte. Die Macht dieses ruhigen Ernste-, bei dem fortwährend eine innere Wärme durchschimmerte, verhehlte sich Renno nicht; auch er war ruhig, al lein er fühlte wohl, daß seine Ruhe mehr den Eindruck der Kälte machen mußte. Es giebt ja Eins in der Menschenbrust, wag keine Kunst nach zuahmen vermag, das ift die Tiefe und Wärme der Empfindung, das Feuer innerer Begeisterung, der Zau ber aufrichtiger Ueberzeugung. Er fühlte, daß er dem Doktor in dieser Beziehung unterlegen war und er haßte ihn deshalb. Er achtete mit größter Aufmerksamkeit. ob Wernea sich nicht eine Blöße gehen oder eine Schwäche verrathen werde, allein an dein Charakter dieses Mannes schien sein scharseö Auge zi- scheitern. Er hatte sogar Wermckg Leben nachge forscht, dasselbe war einfach, denn derl junge Arzt schien allein seinem schwe-i ren Berufe zu leben. f Wohl sagte er, daß es Thorheit fei, wenn Werneet sein Auge zu Eva erhebe: ihm stand lein Vermögen zur Seite, und konnte dies junge und stolze Burgfräulein zu der Gattin eines Arztes herahstrigen? Und doch wieder mußte er sich gestehen, daß die Liebe alle die hindernisse, welche sein Kopf aufbaute, überspringt und be siegt, daß sie sich hinwegsett über Stand und Armuth. daß sie oft erst durch die Hindernisse erstarkt und mächtig wird. Er konnte diesen Gedanken zuleht sie ruhig ausübte, während sie sich nicht mehr ertragen. denn sie drohten ihn zu übermältigen. Der Raum in sbem Jagdschlosse wurde ihm Izu-eng « und trat er hinaus, so hatte er wieder den Anblick der Verwüstung und der Menschen« die er verachtete. Er ließ sein Pserd latteln und kaum hatte der Reitinecht dasselbe vorgesührt, so schwang er sich mit hast hinaus und gab ihm die Sporen. Er mußte einen Gegenstand haben, an welchem er sei nen Groll auslassen konnte, der ihm fast die Brust zu zersprengen drohte; er jagte durch den Wald und über die Hochebene hin. Die Ruinen der alten Pleszbukg» blickten zu ihm herüber und schienen ihm zu winken und doch mochte er in dieser Stimmung nicht zu Eva hinab eeiten. Da bemerkte er in der Ferne einen anderen Reiter und sein scharsee Auge erkannte Atthur in ihm; iein Jsei-r tue-te Em, weiche gen-Henne mit ihm zu reiten pflegte, Arthur war allein. Er sprengte aus ihn zu, denn teine Gesellschaft würde ihm in seiner erregten Stimmung iieder ge wesen sein, als die des Lieutenants. der, seitdem er ihn näher tannte, stete einen erheiternden Eindruck aus ihn machte. Dieser gutmüthige. etwas beschränkte, aber trotzdem an seine un über-treffliche Klugheit sest glaubende Charakter amiisitte ihn, da er wußte, daß er seinen Plan nie lrenzen würde Wenn er ihn erblickte, drängte sich ihm stets das Bild eines sich teil und un iiberlegt dem Sturme entgegenstellen den Rohr-es aus, wel i- zwar nur allzuhald gebrochen w" , dies indes sen mit stiller Geduld erträgt, weil es einmal geschehen ist. »Ah, Herr Lieutenant, Sie reiten allein?« rief Her ihm zu. als er sich ihm genähert I hatte »Ja, entgegnete Arthur ziemlich un willig: »ich habeidai Verlangen ein wenig Lust zu schöpfen.« Er richtete sich aus dem Pferde ge rader empor, um der Brust mehr Raum zu gestatten. Es war ihm in der That unten in der Pleszhura zu eng geworden; er hatte siir einige Zeit Urlaub genommen und war aus ders Stadt entslohen weil ihm das Drän-! gen seiner Gläubiger zu unbeauemI wurde und er in der That lein Mittel mehr wußte, um sie noch länger hin zuhalten. Er hatte sich gesagt, daß es siir ihn eine Nothwendigleit sei, zu sheiraihem um"endlich einige Ruhe zu gewinnen, und er hatte es deshalb siir angemessen erachtet, seiner schönen und reichen Cousine aus«-Z Neue seine Liebe zu gestehen. Lachend hatte Eva ihm erwidert. daß auch sie ihn zwar liebe, doch nicht genug, um ihn zu heirathen, und zu viel. um ihn zu verstoßen Er solle sich deshalb damit genügen lassen, ihr lieber Vetter zu bleiben, und wenn es in seiner Macht siehe, so inde et noch ein wenig wachsen. das werde ihm aus leinen Fall schaden. Aergerlich war er sortgeritten. An fangs war er entschlossen gewesen, seine Cousine siir immer zu verlassen, »dann hatte er seine Ansicht geändert sund den Entschluß gefaßt, Eva nun »aus jeden Fall zu heirathen, denn bei ruhigerer lleberlegung war er zu der Ueberzeugung gekommen. daß ihre Weigerung die thörichtste Laune war. welche sie je gehabt hatte. Er durfte dieser Laune nicht nachgehenz als ihr Vetter war er verpflichtet, daraus zu dringen daß sie ihr Glück nicht mitth willig vernichte. Nach seiner Meinung konnte sie mit-» teinern Manne so glücklich werden als mii ihm, denn wer besaß so viele Var- » iiige wie er! Das Einzigr. was ihm sehlte, nämlich Vermögen, besaß Evas selbst hinlänglich und es mußte ihr sehr angenehm sein. wenn sie dies mit ihm theilen konnte. Er faßte diese Theilung freilich nicht im wörtlichen Sinne aus« denn war Eva ersi die Seinige, dann war er entschlossen, als unumschräntter Gehieter über ihr Vermögen zu verfügen. Es war ihm sreilich nicht entgan gen, daß der reiche Amerikaner aus seine Cousine einen Eindruck gemacht hatte und sich um ihre Liebe bewarb, dennoch hielt er ihn nicht siir gefahr lich. Nenno, über dessen Vergangen heit und Hertunst ein Schleier lag, war ein Bürgerlichen lsva ionnte ihm also nie die Hand reichen, ihn nicht einmal lieben. Er beschloß jedoch, den Bewerbunaen dieses Mannes um die Liebe seiner Cousine dadurch ein Ende zu machen, daß er ihm unver hohlen erklärte, er werde sie selbst hei rathen. Es mußte sich dann von selbst verstehen, dasz dieser Mann lich zurück zog «Und Fräulein o. Hansiein hat keine Neigung gehabt, Sie zu beglei ten?« wars Renno aus seine Antwort ein. Arthur sand diese Frage eigentlich etwas impertinent; er wollte spitz darauf antworten, besann sich jedoch ander-. »Ich habe sie nicht dazu ausgespr dert,« erwiderte er lächelnd; »ich hatte den Wunsch, allein zu sein, nicht um, wie thörichte Menschen zu sagen pfle gen, meine Gedanken zu sammeln, denn ich halte dieselben jeder Zeit, wie mein Pferd. sest im Saume, sondern um ihnen ungehindert die Zügel schießen zu lassen. Geht es Ihnen auch bisweilen sof« »Ja, auch ich empfinde manchmal das Bedürfnis;, mich zu zerstreuen,« bemerkte Renno Wieder sand Arihur diese Antworts etwas dreist; wozu bedurfte ein Bür geriicher der Zerstreuung? I »Ich hatte auch noch einen anderen Grund,« fuhr er spri. »Ich will mich an die Gegend, an die Einsamkeit und an das Land gewöhnen. denn wenn ich meine Eusine gedeirathet habe. werde ich doch wohl meinen Ub ’ schied nehmen, urn hier ganz ungestört Ja leben. Ich liebe den Dienst zwar, allein bisweilen wird er doch lästig; meine same-enden werden es sehr be dauern, wenn sie mich verlieren-« Nenn-i war bei diesen Worten leise zusammengezuektz alles Blut hatte sich nach seinem herze-i gedrängt, dann gewann die ruhige Ueberlegung freilich wieder die Oberhand und er sagte sich. ei sei unmsgiich, das Eva dem Lieutenant die band reichen tönne. »Ah! Sie sind oerlath — Jch dars Ihnen gratuliren?" rief er, scheinbar ganz sreudig überrascht. »Noch nicht,« bemerkte Arthur etwas verlegen: »ich hofse indessen, Jhre Gratutation bald annehmen zu tön nen, da meine Verlobung nur eine Frage der 3eit ist!« »Jch dars also auch Fräulein v. «Hanstein noch nicht gratuliren?« Tsragte Renno mit einem etwas boo hasten Lächeln. Diese Frage schien Arthur sogar zu erschrecken. »Nein!« ries er, »ich darf überhaupt von Ihrer Diskretion das tiessteSchweigen iiber meine Worte er-: warten. Sie wissen ja," suhr er et was ruhiger und mit einem sast ver traulichen Tone fort, »daß man die Liebe eines Mädchens vor der Verta bung mit teinem Worte erwähnen dars; es betrachtet dieselbe als dasj tiefste Geheimnisi; ist die Verlobung indessen erfolgt. so möchte die gliicts liche Braut das Ereigniß noch an« demselben Tage der halben Welt vers l tiinden. Die Damen haben einmal besondere Latinen und Wünsche,« fügte er mit einer Miene hinzu, als ob er der größte Kenner des weib lichen Charakters sei. »Sie wissen also, das-. Jhre schöne Cousine sie liebt?« warf Renna ein. Diefe Frage erschien Arihur wieder fein impertinent, denn er erwartete· daß ein Jeder davon feft überzeugt fei, da es sich nach feiner glücklichen Meinung ganz von felbft verstand. »Gewiß,« entgegnete er; «doch lassen Sie uns etwas schneller reiten, wenn es Ihnen nicht unangenebm ift, mich zu begleiten.'· , Er gab feinem Pferde die Sporen, denn er hatte nicht Luft, das Gespräch fortzusetzen, da nach feiner Meinung Renno eine sehr dreifle Art zu fragen hatte. Der Mann nahm sich, weil er reich war und Eva ihn zu freundlich behandelte, zu viel heran-« und er würde ihn ganz entschieden viel der der zurückgewiefen haben, wenn er nicht feine Ruhe und geistige Ueber legenheit gefürchtet hätte. Es wurde Albert leicht, Artbur in folgen: in scharfem Trabe ritten fir auf einem Wege hin, der fich von der Hachebene langsam in das Thal bin abfenlie: Fall Dorf und die Plefzbura lagen ihnen zu Füßen. lssortfehung folgt.) Die Fee-benenne Ten ersten französischen Fremden-« legitian lernte ich in Port Darwzn in Nordaustralien tennen Dorthin war ich mit vielen hundert Genossen ans Westaustralien gekommen, wr wir alle in den neuentdeckten Gold sekdern herrliche Schätze zu er beuten liossten und nichts san den, als Hunger, Durst und sonst mancherlei Entbehrunaen Nun saßen wir in Port Dartvin und warteten aus die erste oesie Schisssgelegenheit um wieder zu Menschen zn tommen. Denn in Port Dartnin gibt es nur Chinesen und schwarze Eingeborene, und das sind für einen weißen Kclonisten de kanntlich keine Menschen Die Zeit bei Diesem Warten oertrie ben toir uns unneist damit. daß wir im Meer baden ainaen. Jeden Tag that ich das zwei— oder dreimal, nnd wenn ich also auch in staubiqe und zerrissene Lumpen artleidet war, konnte ich mich dennoch meiner Reinlichteit riitnnen Im Bade machte ich die Bekanntschaft eian Freiiitienleaionärg, der hier gro ßes Aussehen erreatec er war nämlich vnn der äußersten Spitze der großen Siebe bis zu den Haaiwnrreln an der Stirn mit blauer und rotherFarbe tii » towirt. also daß ek sich in Europa iiir Geld hätte zeian können· Er war so zusagen ein lebendiges Wicblatt und einige der Zeichnungen, die ihn bedeei ’ ten, waren wirklich sehr amiisant nnd komisch, obgleich nicht gerade siir die weite Lseisentlichkeii berechnet. Unter den Bildern standen sranzösische Worte, die anch witzig waren. Unter diesen Umständen können Sie sich denken. daß ich nicht wenia stolz war, von diesem ilnilnm in deutscher Sprache angeredet zu werden und zu erfahren, daß der Mann ein naher Landsmann nnd zwar denn Niederrbein war, dem es aus der Insel Formosa gelungen war, anr- der Fremdeixlegion zu deiertir-.n. Später, fo Ungefähr vor zetkn sah ren, bin ich in Aeanvten einem ganzen iftudri deutsch-er Freriidenlegionäre be gegnet, die wenige Tage vorher defer tieri waren. Aegnplen ist dazu das bequeknfie Land: Man hat nur nötig, im Suezlanal überBord zu gleiten und an Land zu schwimmen » Die Frenidenlegion wurde im Jahre 1231 gefchaffen nnd von Anfang an vornehmlich in Afrita verwandt später auch bei andern überfeeifchen Unierneh ! mungen. In Europa hat die Irren-! denlegion nur ein einziges Mal ge liimpft, und das war ihrer Konstitu tion zuwider, die ausdrücklich vor » schreibt, daf; sie nur in Koloniallriegen benngt werden foll. Die einzige Aus nahme wurde durch eine Umgebung des Textes gerechtfertigt. Es war nämlich .ni mehr die französifche Fremden leg on, diev von 1835 bis 1839 für die spanische Regierung gegen die Karliften ganze Le ion formell aufgelöft worauf sie eben io formell mit Satt und Pan von der spanischen Regierung angeworben wor v den war. Von diesem spanischen Zwischenst uligeschem ist die Irrwdeselegion nie mals in Europa ausgetreten. Sie hat besonders in Algerien, dann oder is China und Tontin. in Mexico und Liiadagaslar und überhaupt überall, rro Frankreich iiderseeische Abenteuer aufsuchte. das Hauptgewicht der kriege rischen Arbeit getragen und vonr rein, französischen und lolonialen Stand-« ountte aus unschätzbare Dienste gelei stet. Es ist denn auch sehr tdiiricht, sich ein«-bilden die Franzosen könnten je nsals durch Rücksicht aus solche Vor lornmnisse wie der Zwischensall in Cass HFablanca iur Auslösung der Fremden j leaion getrieben werden. Diese stern den Trndpen geben den französischen Kolonialnlsenteuern das denlbar beste Material in die Hand. Wenn auch wirklich Zehn oder hundert oder tausend dieser Siildner erschlagen werden oder an lintoedrnngen oder Krankheit zu grunde gehen, was liegt daran? Die ossentliche Meinung in Frankreich regt sich darüber nicht aus. wie sie sich aus regen würde. wenn es sich urn die Söhne und Brüder der Zeitungsleser handelte Diese Leute gehen das sran zösisclie Volk nicht-J an, und keinMensch kiimmert sich um ihr Schicksal, selbst ins Lande ihrer Herkunst nicht. Denn in den meisten Fällen lassen sie sich un ter einen- falschen Namen nun-erben nnd ihre Vlnaehörigen erfahren nie nsals, was ans ihnen geworden ist. Nun braucht man aber nicht zu den !-n, das; die ganze Frerndenlegion aus Zpißlsnben nnd Hallnnten bestehe, die, diese letzte Zuflucht ausgesucht haben-E ioeil sie snh unter ehrlichen Leuten nicht mehr sehen lassen dürfen. Gewiß gibt es auch derarttae Elemente unter den Irernnenleaionärem aber die große Mehrzahl bat steh aus reiner Lust an Jlserleeischen nnd lrieaerischen Alpen teuern anwerben lassen. Die Leute müssen sich auf fiinf Jahre verpflichten, nnd dem harten Leben, den Entbehruns gen nnd Strapazen, ver strengen Mannen-ihn die etwas ans Zuchthans :.-innert, hält die Abenteuerlnft nicht so eanae Stand. Daraus ertlärrn sich dann die Deiertionen, sobald dieFrern dknleaion einen der Flucht günstigen Ort bezieht. Aus Südalgerien. wo die Frenrdenlegion gewöhnlich steht, ist die Flucht so gut tote unmöglich: der Veserteur wiirde in der Wüste ver schmachten orer von den Eingrborenen. die in ihm nseiter nichts als den Feind, den französiscksen Soldaten sehen. er schlagen werden. Wer ans seiner süd alaeriselxen Garniian vesertirt. aer be-' geht einfach Selbstmord. Es ist also begreiflich, daß diese Leute alsbald eine to aiinstiae Gelegenheit ergreifen, wie ite sieh ihnen jetzt in Marotto bietet Denn dort befinden sie sich trotz aller itrotelte der Franzosen nicht ans fran zösischenn sondern auf neutralern Bo den, nnd die Franzosen haben zwar de facto, teinegweggs aber de jnre eine Ge richtgdarteit aber ihre ans marottanii scheni Boden befindlichen T—ciertenre. Daß das deutsche Element in der Itanzösischenfsretndenlegion immer noch Ir- start ist, findet seinen Grund nicht nur in der großen Abenteuer-tust unse rer Landsleute, sondern man tann sich das aus dem Brauche der sranzösijchen Behörden erklären. die jeden iibe die T-eutsch-:sranzösische Grenze kommenden laeutsctien Deserteur durch Drohung der Auslieferung tun-. Eintritt in die Fremdenlegion zwingen. Ebenso gebt ec— den Glsässem die in der Fremden leaion ebenso start sind wie die Deut schen und wie die Franzosen Die besten Element-.- totninen natür «ich nicht in die Fremdenthian, aber «iese ·scsten Elemente eines friedlichen Bürgerleben-s find durchaus nicht die Festen Leute tiir eine Rolanialarmer. Talltiitine Abenteurer eignen sich dazu viel besser. und die Fremdenieaion ist denn auch, rein soldutisch und kriege risch genommen, eine Elitetruppe, die ihre-— gleichen sucht. Am zahlreichsten sind in der Frem denlegion nie Franzosen, Eisiisser und Deutschen, die ungefähr gleich start pet tteten sind. Die Betaier stellen zu den 12,000 Mann derGesaxnnttsiärte rund ist« die Schweizer etwa WO, die Deutschen. Franzosen und Elsiisser je etwa 2100 bis 2500 Mann. Der Rest besteht aus allen möglichen eures-Zischen Nationen, und auch die iiverseeischen Europäer, die Südi nnd Nordamerika ner schle- nicht. Karl Engen Schmidt. - ; Esperanto wird Weltsprache« lautet s die neueste Nachricht aus Europa. Na, I na, immer hiibsch sachte! Anzeige: Junger Mann wünscht sich zu verheiraten hat aus Wunsch auch ; Gemüt l t- i- I . Eine Menge Unheil in dieser Welt sentsteht daran-, vasz der unger der Uebersiittigten nicht gestth werden tann. I s- ie- s Ueber nichts wird in der Presse mehr Lärm geschlagen, als über das, was der Abruzzensherzvg in aller Stille vorzunehmen gedentL O M I Nun wäre auch bald Onkel Eddh mit einer persönlichen Liebesertlörung site die deutsche Nation an die Reihe s i I Dem guten Mann fäll« schwer, die zu finden. aus die er kann zählen, Lumpen sinden in der ganzen weiten Welt gleichgesinnte Seelen.