WHALVJ sine Mansvergeschichte von E. h a r t mann Der Derbst war im Anzuge, und die Truvpen der kleinen schlesisehen Festung G. waren bis aus ein zurück gebliebenei Wachtommando zum Ma növer ausgerititi. Jnr Städtchen herrschte eine un heimliche Stille, und selbst in der »polnischen Stunde«, dem altehrwiir digen Abendschoppen der honoratioi ren, sehlte das heitere Element des zweierlei Tuchez das nur durch den Major von Glaser von der Fußbombe vertreten war. Aber auch sein Platz solle bald leer bleiben, denn er war zur Theilnahme an den Manövern zum Stabe der Jnsanteriebrigade des General-s von Schallhoss tommandirt worden. Er machte zum ersten Male ein Feldmanöver mit und mußte beim Verlassen der polnischen Stunde das Versprechen geben« nach seiner Rück tehr über das im Manöver Erlrbte zu berichten. Wie alles in der Welt, so war auch dieser Krieg im Frieden zu Ende ge gangen, und als Major von Glaser wieder zum Abendschoppen erschien, wurde er mit lautem Hurra begrüßt, war er doch als liebengwiirdiger Er zähler bekannt, der den Schall nicht verleugnen lonnte. Nun hieß es, nachdem eine Hoch sluth ärgster Kalaurr sich verlaufen hattet »Erz«a·hlen! Erzählen!« Der Major, an den diese Aufforderung ge richtet mar, zündete sich, listig ver schmitzt lächelnd, eine Zigarre an, trant noch einen tüchtigen Schluck und begann daraus feine Erzählung, sitt deren größten Theil er die volle Wahrheit verbürgen zu können be hauptete. — Ei war ein itderheitzer Manovertag gewesen, an dem mein General von Schallhoff zu führen hatte. Er war gut abgeschnitten, wie es militiirisch heißt, und daher in rosigster Laune. An diesem Tage war Quartierwechfel vorgesehen, und der Vrigadestad kam auf das Rittergut 3immersdorf, das als Manöverguartier nicht sonderlich beliebt war, da die Herrschaft gerade während des Manövers auf Reisen zu sein pflegte. Am Nachmittag kamen wir also im Herrenhause an —— Schloß hätte man nicht sagen können —- und schon bei dem Betreten des alterthümlich mit Platten helegten hausslurs merlte man, dasz das Haus nicht dauernd bei wohnt war und die fiirsvrgende Hand der hausfrau fehlte. So tam uns denn der Jnspektor mit freundlichem Gruß entgegen und wies einem jeden von uns sein Zimmer an. Jn den Zimmern herrschte eine ei genartige Luft. Dumpfig, stoaig, mod rig ----- das wäre zu viel gesagt, über trieben. Aber man merkte, daß man in diesem Hause von der hhgienischen Wirkung der Luftzuführung durch fleißiges Fensteröffnen nur wenig Als-» nung hatte. Auch im getneinfchaftli-’ chen Speiiezirnmer war es nicht besser. I und nach heendeter Mahlzeit setzte ichs mich mit dem General auf eine Ruhe bank unter einer mächtigen alten Linde. Wir saßen erst kurze Zeit im Sie-i sprach zusammen als der General mik! lautem Schrei und schreclhastem Ge-? ficht neben mir auffprang. Ein gro ßer schwarzer Kater war über die Lehne der Bank ihm auf den Rücken gesprungen, während um den dicken( Stamm der Linde ein krummbeiniger Tretet hervorkam, der den Kater ge jagt hatte. Jch erfaßte den schwarzen Burschen beim Fell und wars ihn mit einem kräftigen Ruck über die niedrige hofmauer. «Dieser verfluchte Katerl'« sagte der General, nachdem er sich von dem Schrecken etwas erholt hatte, und das gerade mir!« »Wieso gerade Ihnen, hert Gene rais« i i i »Ja, sehen Sie, mein lieber »Herr von Glaser. Jch tann so ziemlich alle Thiere gut leiden, aber Katzen «- brrrt Meine Abneigung gegen diese Schlei cher geht so weit, daß meine Verlo-« bung seinerzeit beinahe wegen solcher Katze zurückgegangen wäre, die sich meine Bian hielt. Da gab es keine Wahl sür sie, entweder die Katze oder mich.« »Waran sie sich natürlich siir Sie entichied,« wandte ich besiinstigend ein, indem ich so etwas wie: »Wahrhastig, scheuszliche Schleicher!« hinzustigtr. »Und nun muß sich dieses schwarze Vieh ausgerechnet meinen Buckel er wählen; der Jhre hiiite sich doch eben so gut geeignets« ' »Natürlich, natürlich,« erwiderte ich mit einer respettvollen Verbeugung »Gott hier im herrenhause zudem nicht recht geheuer sein Verwunsche nes Schloß! Besitzer deshalb meist aus Reisen!« Nun suchte ich dem Gespräch einex andere Wendung zu geben« aber der’ schwarze Kaier hatte dem General den Aufenthalt unter der Linde verleidet, und nach einem Rundgang um den dicht beim hause gelegenen Weiher be gab sich ein jeder aus sein Zimmer. Mein innrer ein sormlichee tsieits stall an eösze, lag aus der linlen Seite des Dausslues, oon dem aus ein kurzer Gang zu meiner Zimmerthiir führte, die in der obern Füllung matte ; Glasscheiben enthielt, wodurch der Gang sein spärliches Licht erhielt. Rechter hand dieses Ganges hatten die Brigadeschreider ein kleines Stüdchetis inne. In der dunkelsten Ecke meines Zins-s mers schrögab von der Thiir stand ein gutes Bett mit allem modernen Zube-; hör, innerhalb des sonst recht altdäter- » lichen Hausraths Ader im Maniivee ist das gute Bett die hauptsache, alles andere Hekuba Nach dem Abendessen zog sich der General bald zurück, da er aus die ge wohnteWhistpartie diesmal derzichtete Auch wir übrigen vom Stabe folgten seinem Beispiel, denn der nächste grauende Morgen sollte uns schon! wieder im Sattel finden. Jch schärste’ meinem Burschen Wilhelm ein, mich rechtzeitig zu wecken, sonst würde ein» heiliges . . . aus ihn niedersahren. i Daraus hatte ich mich zur Ruhe ge- « legt, auch meiner Gewohnheit gemäß die Zimmerthür weder abgeschlossens noch verriegelt. Das mittlere von den s drei Stubentenstern, die nach dem» Garten hinausgingen, hatte ich ossens gelassen, um gute Lust im Zimmer zu haben. Jch mußte schon einige Zeit geschla sen haben, als ich plötzlich durch ein Geräusch in meinem Zimmer erwachte. itlusblielend gewahrte ich an der Fen sterseite in der Nähe der Thür eine weiße Gestalt, vor der ein sahlee Licht schein wie von einer Laterne aus den Fußboden fiel. Jch hielt die Gestalt Ifiir meinen Burschen, der im Quartier idie Drillichjacke zu tragen pflegte, und ries ihn an: »Wilhelm sind Sie est IJst es denn schon Heil zum Aussie ! hen?« Keine Antwort. ) »Zum Teufel, können Sie den sMund nicht aufsperren?« l Wiederum lautlose Stille. Die Ge sstalt macht kehrt wendet sich zur Thiir » und verschwindet geräuschlos durch sie, Hohne dass ich auch nur ihr Oeffnen zund Schließen wahrgenommen hätte. »Auch der Lichtschein entfernt sich den jduntlen Gang entlang, was ich deut Jlich durch die Glas-scheiden der Thiir wahrnehmen konnte. Nochmals rief ich den Namen des Burschen so laut. daß es in dem Reit «stall ordentlich widerhallte. Alles still. Verwunschenes Schloß! hatte der Ge neral gefagt. Vielleicht ein Gespenst-? Pelor-erla var-plv Es mochte sich ein Kamerad oder einer der Schreiber auf dem Gang verlaufen haben und in ein falsches Zimmer gerathen sein. Also einfach auf die andere Seite gelegt und weiter geschlafen den Schlaf des Gerechten. »Es ist drei Uhr!« Mit diesen Worten wectte mich Wilhelm in aller Herrgottsfriihr. »Gut, Wilhelm,« sagte ich. »Wer-en Sie übrigens heute Nacht schon einmal hier im Zimmer?" »Nein, Herr Major!« »Unsinn! Sie müssen doch vor etwa zwei Stunden hier gewesen sein. Mit einer Laterne in der Hand! Wollten Sie die Sachen zum Putzen holen?'« »Nein, Herr Major! Jch war in der Nacht überhaupt nicht im Haufe, sondern habe die Nacht drüben im Stall bei den Pferden geschlafen.« Jch schwieg. Bedenken stiegen mir indeß auf, als der Bursche das Zim mer verließ, dabei die Thür faft un hörbar öffnete und schloß. Gerade wie heute Nacht. Höchst sonderbar! Sollte mich der Kerl am Ende belo gen haben? Aber ich kannte ihn zu gut als eine treue und biedere Haut und oerwarf diefen Gedanken. Zu gern hätte ich aber gewußt, wer des Nachts in meinem Zimmer war. - Rasch kleidete ich mich an, begab mich ins Frühstückszimmer und bald saß der Stab nämlich General, Ad jutant, Ordonnanzoffizier und ich, im Sattel. Der General war heute Schiedsrichter, wir seine Gehilfen, alle vier trugen die weiße Binde um dent linken Oberarm. »Wissen Sie schon die Geschichte von heute Nacht?« hörte ich den Or donnanzofsizier zum Adjutanten sa gen. »Was fiir eine Geschichte?« »Nun, die von dem Gespenst?'« Das Wort Gespenst machte mich, der ich mit dem General vor den bei den Sprechern ritt, stuyig und zu gleich neugierig. Jch verhielt daher meinen Gaul, um mich ihnen zuzuge sellen. »Was sagen Sie da von Gespenft, herr von Lehr?« fragte ich den Or donnanzoffizier, woraus auch der Ge neral, sich umwendend: »Gespenst'i Ranu!« ' »Ach, es ist eine alberne Geschichte von meinem dämlichen Burschen,« er zählte Herr von Lehe, »die ihm heute Nacht vassirt sein soll. Er hatte sicher lich gestern Abend zuviel Kartoffeln in sich hineingestovst, was ihm wohl Alp drticken verursacht hat. Er habe schlecht geschlaer und wenig Luft bekommen; so sei er ans Bodensenster getreten, - - i havc vier geöfqu und in vie unstet helle Mondnacht hinaugeschaut. Plötz lich habe er mitten im Weiher eineni alten Mann mit weißem Kittel gesesj hen, der durch das Wasser dem Ufer zuschritt schnurstracks auf uns -r Haus zuging und in der Hausthiir ver-; schwand Darüber hätte der Bursche, der allein auf dem Boden fchlief, Angst bekommen, fei nach dem Stalle z. den! anderen Burschen gelaufen und hatte ihnen die Geschichte mit dem alten Mann erzählt. Die Kameraden hätten. ihn aber nicht nur ausgelacht, fonderni wegen Störung ihrer Nachtruhe noch dazu vervriigelt. Er sei aber auf den Boden nicht mehr zurückgegangen, weil es ihm ohnehin in dem alten Bau nicht recht geheuer vorgekommen sei.« ( «Toll, die Geschichte,« sagte der Ge neral; »haben Sie denn dem Manne nicht gehörig den Text gelesen?« »Ein-as Wahres kann an der Sache immerhin sein, denn mir ift heute Nacht auch eine mindestens eigenthüm liche Geschichte passirt,« nahm ich das Wort und erzählte nun von dem nächt lichen Besuch in meinem Zimmer. »Na. na, Herr von Glaser,« scherzt; der General; ,,vielleicht auch zuviel Kartoffeln zu Abend gegessen?« »Nun, ich werde schon dahinter kommen,« sagte ich ruhig; »den mor gigen Nuhetag werde ich für meine Nachforschungen benutzen« Uebrigens hatte sich die nächtliche Spukgeschichte bereits im ganzenHause herunigesvrochen, und die Hausbewoh ner befanden sich ob des Ungewöhnli-s chen in einer gelinden Aufregung. Die ! Dienstleute waren zerstreut, vergaßeni alle Augenblicke etwas, und sobald man die Aufmerksamkeit von ihnen abwandte, steckten fie die Köpfe zu-» sammen und tuschelten iiver die abenteuerliche Erzählung des Bur schen. Jedenfalls mußte die Sache aufgeklärt werden. - Als ich nun am Ruhetage tur vors Tisch dem General im wohlgepf egtenf Garten begegnete, sragte er mich: »He-treu Sie den schwarzen Aater vons gestern gesehen?'« »Nein, Herr General! Darf ichs mir die Frage erlauben: Weshalb?'«1 Er sah sich etwas verlegen und wie scheu um« ,,Wissen Sie, mein lieber Herr Major, ich bin gewiß nicht abergläu bisch, aber ob nicht der schwarze Ka ter mit dem Sput zu-sammenheingi?«» Jch sah ibn ganz betroffen und ver bliisst an »Ja, ja, es ist mein voller Ernst Denken Sie sich, der Kater ist seitdems verschwunden und trotz aller Nachfor schungen nicht wieder zum Vorschein gekommen.« · »Aber, Herr General«, wandte ich ein, »ich werde den Kater allerdingss etwas unsanst iiber die Mauer ge-? worsen haben; er wird irgendwie ver t letzt sein und sich irgendwo verkrochen haben.« Indessen versprach ich dem General weiter nachzusorschen und wandte mich deshalb an den Gutsinspettor Auch dieser hatte alle Leute im Hause wie aus dem Hofe gefragt, ob einer von ihnen Nachts bei mir im Zimmer ge wesen wärr. Aber von ihnen wollte es ebenso wenig einer gewesen sein wie von den Soldaten; er gab jedoch zu, daß irgend etwas nicht dabei in Ordnung sein müsse. Nun sollte mir der Jnspektor bei meinen Nachforsch ungen helfen. Er sollte allen Leuten bekannt mai chen, daß ich dem sofort siinf Mart auszahlen würde, der zugibt, gestern Nacht in meinem Zimmer gewesen zu sein. Isivar übernahm der Jnspettor diesen Austrag, meinte aber doch, das-, sich bei einer solchen Belohnung mehr als einer melden wiirdr. Kurze Zeit daraus tam der Jnspet tor mit einem jungen Knecht in mein Zimmer nnd sagte: »Hier, dieser will es gewesen sein.« »Brav, mein Eobn", wandte ich mich an den jungen Menschen. »Sieh. hier find siini Mart«---- und ich legte das große Silberstiiel aus den Tisch — »nun sage mir nur noch, roie du hereingetommen bist und welchen Weg du im Zimmer genommen hast« Dumm glotzend sah mich der Junge an. »Na, erzähle nur, wie es war und was du hier gemacht hast« Keine Antwort war aus dem Bur schen herauszubetommen, aber der Jnspettor lachte ärgerlich und packte den Knecht an der Schulter-: »Ver dammtes Lügenmaull Jch dachte mir es schon.« »Bitte, Herr Jnspettot, lassen Sie nur den Schelm lausen«. sagte ich. dich habe ihn durch die versprochene Belohnung nur in Versuchung ge führt. Es ist meine Schuld Geh mein Sohn«, wandte ich mich dem Knechte zu. »Lügen haben kurze Beine. Schäme dich, daß du gelogen hast-« und auch, daß du so dumm bist. Der Mensch schob zur Thitr hin aus. Jch ärgerte mich über den Töt pel, der aus die silns Mart so lüstern war, da klopfte es abermals an die Zimmerthiir. « rein!« Ein junger, itsbscher Mensch trat halb verle en, halb aufgeregt ins Zimmer. Ich hatte ihn schon im Gartenszesehem ei war der Gärtner. »Herr ajor«, begann er stockend· »ich war gestern Nacht in Ihrem Zimmer.« »So? Sie auch? Na, Sie wollen wohl nur die ausgesehte Belohnung«, und dabei wies ich aus das noch aus dein Tische liegende Fünsnraristiick hin. »Aber erzählen Sie mal erst, evai Sie gestern Nacht hier gemacht haben.« »Bevzeihung, Herr Major«, sagte nun der Gärtner bescheiden. »J bin durchaus nicht wegen der fünf art gekommen. Jch wollte den Herrn Ma jor nur bitten, der Luise jetzt u sa gen, daß ich in des Herrn ajors « immer gewesen bin, um nach der « langsche zu suchen, sonst glaubt sie es mir nicht.« »Wer ist Luise? Wer ist Mang fche?« fragte ich ihn und sah dabei gewiß nicht besonders geistreich aus. »Bei-zähen Herr Miajor, die Luise ist die Tochter des anspektors, und die Blangiche ist der Luise ihre Katze, die seit gestern Nachmittag verschwunden i t.« »Und da suchten Sie die Katze bei mir? Das verstehe ich nicht« »Ja, sehen Sie, Herr Major, ich wußte nicht, daß einer der Herren Osfiziere in diesem sonst nicht be wohnt-en Zimmer einauartirt wäre. Als ich dann vorgestern spät etwa ge gen Mitternacht im Garten nach der Katze suchte, sah ich hier das mittlere Fenster ossen stehen und dachte, sie könnte sich vor dem Dackel, dem Hund, am Ende hier hinein gerettet haben. Im vorigen Jahr-e hatte sie ihre Jungen in diesem Zimmer, das meist leer steht. Sie tsennt es ebenso genau wie den Zugang durch das Fen ter.« ,;Mewfch, was soll das alles hei ßen?« fuhr ich aus ihn los. »Ich ver stehe tein Wort von der ganzen Ge schichte. Wollen Sie mir erst mal sa genz was Sie hier im Zimmer tha ens« »Aber sehr gern, Herr Major«, sagte der Gärtner bescheiden, aber bestimmt. »Ich kam zur Thür her ein mit einer tleinen, funselig bren nenden Laterne in der Hand und ging hier rechts zum offenen Fen ster und die Wand entlang, wobei ich leise rief: »Miez, Miezt Da auf ein mal riefen der Herr Major mich mit »Wilhelm" an. Zuerst erschrak ich, denn ich hielt ja das Zimmer für un bewohnt, unsd dann dachte ich wieder daran, daß es gerade in diesem Zim mer nicht ganz geheuer sein sollte... hrn, und da drückte ich mich sacht zur Thür hinaus. Der Herr Major hatten mich jedenfalls nicht erkannt, sondern für den Burschen Wilhelm, den Soldaten, gehalten.« Das stimmte alles und war wohl auch wahr; jedenfalls milderte sich» meine Stimmung zu seinen Gunstensp »Was hat es denn nun aber für eine» Bewandtniß mit der Blangsche und der Luise?« » »Sehen Sie, Herr Major, das tam so. Die Luise fand vor zwei Jahren eine junge, ganz schwarze Katze und. zog sie mit der Flasche auf. Sie hatte sie sehr lieb — und ich kann nun ein mal teine Katzen leiden. Deshalb zantten wir uns oft wegen der Katze. lAha, dachte ich, ganz wie bei meinem General.) Das Thier war gron und ungewöhnlich schön, aber raben schwarz.« »Und diese schwarze Katze hieß die Blanche?« fragte ich erstaunt. »Ja. Als die Herrschaft damals auf ein paar Tage hier war, hatte sie das Fräulein die Blangsche getauft. Es sei dies ein Witz von ihr, hatte sie ge sagt« weil die Katze lein einziges wei ßes Haar hätte. Wir verstanden zwar den Witz nicht, aber die Katze hieß nun einmal die Blangsche.« »So, so! Aber die Luife und die Katze, wie ist’s damit?« »Ich hetzte wohl manchmal den Dackel auf die Katze, und das nahm die Luise übel; das letzte Mal erllärte fie sogar, es sei aus zwischen uns, wenn ich der Katze teine Ruhe ließe. Nun muß der Dattel vorgestern Nach mittag die Katze wieder gejagt haben. Der Gärtnerbursche hat es gesehen, wie der Abter hinter ihr her war am großen Lindenbaum. Seitdem ist die Katze fort. Die Luise heult und meint, ich habe das Katzenthier um gebracht. Nein, so was! Was soll ich nun machen? Wenn sich die Katze nicht findet, so ist es aus zwischen uns beiden, und das geht doch auch nicht« »Während der Nacht ging ich nun lange durch den Garten,« fuhr er ganz betrübt fort. »und rief nach der Katze. Als ich hier das ossene Fenster sah, dachte ich, sie hätte wieder einmal ihre alte Wochenstube ausgesucht. Die Hausthiir ist ietzt nicht verschlossen, und so ging ich um den Teich herum, weil dies der nächste Weg zum Hause war.« »Und wie waren Sie bekleidet?« forschte ich weiter. »Ich hatte meinen weißen Arbeits tittel an, da ich zuletzt im Treibhause gearbeitet hatte.« »Und da sah Sie der Bursche des Ossizierö und hielt Sie siir einen al ten Manns« Der junge Gärtner lachte wider Willen. »Ach, das Gespenst von ge stern Nacht? Ganz recht! Der Mond schein —- vielleicht wars auch die La terne noch einen hellen Lichtstreifen, der ihm svulhast erschien. Glauben der Herr Maior nun, dasi ich biet im Qtnnner war? An den fiins Mart ist snir nichts gelegen.« Als icb ilun beiahend freundlich iu ssikste setste er iögernd binim »Und Iwollen der Herr Major der Luise; selbst sagen, daß ich ihre Blongsche gesucht habet Sonst glaubt sie es mir doch nicht.« »Natürlich,« sagte ich lachend, »das will ich herzlich gern thun und dabei zugleich gestehen, daß, wenn einer der Katze ein Leid zugefügt hat, ich dies vielleicht selbst gewesen bin.'« Nun war die Reihe an dem Gärt ner, mich fragend und ungläubig an ,zusehen. Mit wenigen Worten er Iziihlte ich ihm den Vorgang unter der Linde, und schwer fiel es mir aufs Herz, daß ich nicht gleich nach der Katze hatte suchen lassen. »Alfo zur Luise, " sagte ich »Kom men Sie!« Sie wurde aus der Küche geholt jJch begriff nun, daß der arme Tropf Ivon Gärtner sehr unglücklich bei dem iGedanten sein mußte, daß es aus sein stönnte zwischen ihr und ihm, denn Luise war ein hübsches dralles Mä del. Und nun gar wegen der Katze! Der Kummer um diese war zwar bei Luise noch recht groß, aber in ihren blauen Augen stand doch deutlich zu lesen, daß ihm vergeben werden wür de, —- wenn er noch eine Zeitlang ldarum bäte ! Ich entfernte mich nach wenigen saufllärenden Worten, um den jungen Leuten Zeit zur Aussprache zu lassen und auch nach der Katze dort zu suchen, wohin ich sie vermuthlich geworfen hatte. Es war nichts zu finden. Auf ei nem lleinen Umwege wollte ich zu dem versöhnten Liebegpaar zurückkehren. Jn Gedanken sah ich schon Luiseng Thränen von Neuem wie Bächlein flie ßen, da hörte ich eilige Schritte hinter mir. »Herr von Glaser!« —- die Stimme des Generals. ,,Warten Sie doch nur. Der gräßliche Kater ist wieder da!« Jch drehte mich um. Der General kam in einer gewissen Erregung aus mich los, die Jdiosynkrasie gegen das schleichende Thiergeschlecht schien ihn wieder völlig ergriffen zu haben. »Das scheußliche Vieh ist wieder hinter mir her, gerade als ob es mei nen Widerwillen kennt.« »Was! Die Blangsche?« ries ich er freut. ,,Blangsche? Nein! Der Kater, der schwarze Kater von gestern.« »Nun ja, Herr General, das ist die Blangsche, nach der ich seit geraumer Zeit- suche. Wo ist sie denn?« »Dort, hinter mir! Das Thier folgt mir nun schon seit zehn Minuten aus den Fersen. Entsetzlich scheußlichk« Mit der Hand wies er nach rück wärts. Richtig. Da stand sie, die große, prächtige Katze, dicht hinter dem General. Ganz zutraulich hatte sie sich dicht an ihn gedrängt — und im Maule trug sie iwei kleine, ganz jun ae schwarze Köder-en die sie wahr scheinlich nach meinem Zimmer brin gen wollte, dem ihr vom Vorfahre her bekannten Katzenliuderzimmet Bei Luise war der Jubel gros-» Ihr Verlobter sah allerdings etwas nachdenklich und ängstlich aus diesen neuesten Kanensamilieniiiwackig, denn die viedere Blanasche schlevpte narh und nach sechs jung-e Kätzehen ins Haus, alles lauter echte, tleine Mang schen, nicht ein einziges weißes Haar war an ihnen zu entdecken. Die alte Blanasehe hatte sich dem General, als dieser an ihrem Lager im Garten vorbei lam, wohl in der lieberzeilguug angeschlossen, nun vor dem Darlel sicher zu sein, den sie ietzt weniger gebrauchen konnte als sonst» So war der General wider Willens ihr Wohlthäter geworden. Das Ge-! spenst aber, der nächtliche Zwit, war in nichts zerronnen, und kvern ich von Vornherein nicht daran geglaubt hatte, so wußte ich nun doch, wer in» jener Nacht in meinnem Zimmer ges wesen nur« —— —- —— ; »Bravo! Gut erzählt! Famoseri Mensch, dieser Majori« so ichwirrtei es lachend durch die Runde der Zu hörer. Der Major- aber tranl ruhig den Rest seines Schoppens mit he sriedigter Miene aus, qriss nach Saks bel und Mütze und mit einem »ns Abend, meine Herrens« verließ er die polnische Stunde. ——-— -.-—— Taucherkampf auf dem Meeres grund. Jn einer Schilderung seiner Ersi fahrungen als Taucher erzählt der; amerikanische Tauchermeister CapitiinJ N. P. Sorensien ein Abenteuer aus« den Meeres-tiefen, das einen Einblick gewährt in die Gefahren, denen die Taucber bei Der Ausübung ihres Berufes so oft entgegentreten müss sen. Sorensen arbeitete damals im Dienste der Gelona Wrecting Comgs pany von Queens Cliff, Mellrourne;! bei Pt. Napier war der »George; Ruder« gescheitert und untergegan gen und der Taucher arbeitete inl einer Tiefe von 18 Faden an demi Messe »Was-such spukte ich um Ale einen heftigen Druck. Jch liuclte zu sammen, tausend Vorstellungen schoss sen mir durch den Kons. Jch wußte. dies ist ein lebendes Wesen-, aber zu gleich erinnerte ich mich: kein jåiber rascher Schatten war,ausgetaucl)t, derl das Nahen eines Hai bekundet hättes Dann trat es mir in’s Beiwußtsein:. während der letzten Setunden war es dunkler und düsterer um mich geworsi den, allein ich war zu eifrig bei ber Arbeit, urn daraus zu achten. Jn Selundensschnelle schwirrten diese Ge danken vorüber. Jch warf mich her um, und nun sah ich es vor mir. etwas Graulemrregendes uWur bates- Es war ein unförrniger iiger Kopf. dick unsd plump wie M Vordertheil eines Boote-. Und dann erkannte ich es deutlicher: es tust wie ein großer Schnabel, gekrümmt wie der eines gewaltigen Papageij und darüber starrten große grün leuchtende Augen. Kalt und grau sam waren sie auf mich gerichtet, nnd dann fah ich auch weite geipensstis Schatten im Wasser und ertan e ihren Ursprung, die gewaltigen lan gen Fangarrne, die sich ausbreitetem sich -wanden, trümmten und sich mit sentgegenreckten, gleich den tnorrigen Aeften tropifeher Bäume. Zwei, drei, Setunden liarrten wir uns an. gab das Nothsignal Dann aber war ich von den großen lederartigen Ar men umtlammert. Vor meinen Au gen öffnete sich der schnabelförmsige Schlund und legte sich um meinen Kupferhelm Jch spürte, wie meine Rippen sich bogen, und mein heim wurde in der ersten Umarrnun eingedrückt. Mit einem verzweife ten Ruck bekam ich ein-en Arm frei. Noch behielt ich eine kurze Eisenbarre in der Hand; ich stieß, stieß noch ein mal. Das Ungeheuer hielt eine Welle inne und wieder sah ich die großen grünen Augen starr auf mich gerich tet. Ein neuer Ston von mir, dann Packte einer der großen Fang-arme die Barte und entriß sie meiner Hand. Jch war hilflos. Mit mei nen gummigiepolstertenFäusten schlug ich um mich. Es war, als ob ich ge gen einen ledergepolfiertcn Leib schluge, und ich glaube nicht einmal, daß Das Ungeheuer es spiirte. Lang sam näherte sich mir wieer dieser gräßliche Kopf. Das gab mir eine Chance. Ich ballte die Faust und mit aller Wucht schlug ich auf das ; große glimmensde Auge nnd versuchte eg zu zerschmettern Aber auch bier diese elastiiche, lebet-artige Zähigteii. Ter Polvp schob mein-en Arm bei - seite, und wieder preßten sich die fie l«en, acht, neun Gsliseder Des Thieres um meinen Körper, zogen sieh zusam men, enger, immer enger, und ich priirtie, wie meine Kraft erlah«rnte. t In diesem Augean ram mein we Tfiihrte mit Waffen und Messern in die Tiefe unsd mir zu Hilf-e. Meine beiden Arme wurden durch ein ein zige-z der großen Greifwerkzeuge des Polypen fest an den Körper gepreßt; ich fah noch, wie zwei der Fangarme an einem felsigen Riff des Meeres grunde-Z sich anklani«merten, und dann spürte ich heftige Schläge, die durch meinen ganzen Körper gingen und die mich überzeugt haben, daß diese unterseeischen Polhpen elektrifche Schläge austheilen können. Der Kampf währte nahezu eine Stunde. Jch bekam etwas Freiheit, konnte Waffen ergreifen, und so nach und nach gelang es uns, den grairsigens Feind zu bezwingen. Mit Messer und Speeren erwehrten wir uns der Fangarme die von allen Seiten durch das dunkle Wasser sich uns ent gegenwälzten, und schließlich gelang es ung, die Greifmerkzeuae zu ver stijmmeln und von dem Körper des Poliipen losiuliiifm Sie hatten eine Länge von etwa sechs Metern; un mittelbar am Rumpfe hatten sie einen Durclmiesser von zwölf Zoll. der sich nach den Enden zu verjiinate. Mit dem Speere durchbohrten wir den Rumpf, und mit unsiiglicher Miihe wurde er dann an die Oberfläche ge fckafft Noch iiber sechs Stunden lang zeigte er Leben. Später haben wir unsern unterseeissclscn Feind nach London verkauft, wo er jetzt im Bri tisliiiTIinseusn ausgestellt ist« Ein lintter Schädel. Bauer izum Freundes: »Die gan zen Finger han ich mir zerschlagen« alg ich Dir Sonntag bei der Rauferei die Wascti’ii geben l)ab’, Seppl: an Deinen stopf sollt’st auch schreiben »Vorsicht«!« Deutlich. Dame izu einein lästigen Besucher): »Sie sind in unserem Hause jederzeit willkommen, und wir würden uns freuen, wenn Sie uns in zwei -—— drei Jahren wieder einmal besuchten!« Ver-lockend Zechpreller lzum Wirths: »Was haben Sie davon, wenn Sie einen Schutzmann rufen und mich einstm ren lassen? Geld habe ich doch nicht, um bezahlen zu können; wenn Sie hingegen nobel sind und mich laufen lassen, bleibe ich Jhr ständiger Gast.« Schiuierigc Berechnung. Js »Dente bir, Vetter Edgar, dein Aa merad Schmettin hat mir gestern ewige Treue geschworen.« »Na. wenn er sie dir nur halb so lang hält, kannst du zufrieden feint«