fürstin Anfa. Roman von Etich Ebenfteitr. (2. FortsehiMSJ We Stimme war wieder weich nnd Moos Wärme geworden. Rainer ndbleich, schwer atdmend am et und drehte imchanifch die « en seines Schmierdattes Jdes Ton tisf idni seltsam ans Herz. Er! u e seine längst verstorbene! uttet sprechen zu hören und wars ehrlich genug, sich einzugesteden daß sie sitt jede-ne Worte im Recht war. i Ader dintee Sepdine Doll erhob sich ein weißes, feines Gesicht, von widdipndem hast umtahmt zwei Watte Augen leuchteten gedeimnißq voll lockend. und Lajaö schmale Kin detdande erhoben sich bittend: Vet I nicht was du mir bist! Denke,« ich dein Wort dabe —- siit deute n ins-nett« »Nicht wahr, du siehst es ein, Hainen und net-sprichst mit diesen ins-sinnigen Plan auszugeben?« drängte die Baronin flehend. Seine Brauen zogen sich finster gar-knieen »Nein —- ich kann nicht« ich beschlossen dabe füdtte ich noch jederzeit aus. Laß uns darüber nicht weiter reden, Tante Sepdinek Sie seite sich siill an den Tisch zu tiick und stiiste den Kopf in die hand. Fdr Gesicht sah plötzlich ur alt ten-d verfallen aus. Dann —- dann«. begann sie end kich mühsam muss ich dich bitten, Dosen-in wieder zdn verlassen. Mein han« soll nicht t Ausgangspunkt senden siie solch eine —- Erbärm lichkeitck Rainer zuckte zufammen, wandte sich aber augenblicklich zum Gehen. »Wie du wünschest Meine Sachen sind noch nicht ausgepactL Sei fo freundlich und gieb Auftrag, daß sie nach hubertusrube geschafft werden. Peneda lud mich heute ein, und ich schlug es nur ab, um bei euch —- nun kann ich ja hinüberzieher. Du bist wohl so gut, den Onkel und Walter zu grüßen. Jch fiihle mich momen tan außer Stande, und —-« er trat zu ihr und reichte ihr flüchtig die Hand, seine Stimme klang gepreßt —- »nun lebe wohl, Tante. Vielleicht wirst du in Zukunft doch einmal besser von mir denken, wenn du siehst, daß Soldania trotz allem keineswegs un glücklich wurde.« Sephine Doll wischte schweigend die Thtiinen fort, die ihr iiber die Wan gen kollerten, und drückte stumm feineli hand. Jn diese·m Druck lag alles, was sie ihm noch zu sagen hatte: ihr Schmerz und ihre leidenschaftliche Bitte, umzukehren, ehe es zu spät war. Unten im Hofe traf Rainer mit Falter o. Sternberg zusammen· »Wie —- du willst schon wieder forts« fragte dieser erstaunt. »Und wie siehst du denn aus? Jst dir nicht wohlt« «Doch. Jch habe deine Großeltern bereits begrüßt und muß nun nach hubertuzruth Ferry Peneda. lud irr-ich ein, fein Gast zu sein.« Walter war sehr erstaunt. »Und ich hatte mich schon so sehr gefreut, daß du bei uns bliebesti Auch Groß inania hat ficher datan gerechnet.« »Ein andermal, lieber Walteri Diesmal geht es nicht« Walter ging direkt zu seiner Großmutter. Es herrschte ein sehr. herzlicheg, beinahe kameradschaftliches! Verhältnis zwischen der Greifin und diesem jungen, rothbäckigen, gesund heitftroßenden Manne. Er war der Sohn ihrer jüngsten Tochter, welche starb. als Dalter zwölf Jahre zählte. Dann kam er zu den Großeltern. Zwei Söhne und die Tochter waren ihnen gestorben, kurz darauf auch de ren Mann. Walter war der einzige Intel. Aber er wurde nicht verzogen. So lange er ein Knabe war, hielt ihn die Großmutter sogar lehr streng, « dann aber ließ sie ihm völlige Frei heit. Er war sehr gut veranlagt, nur etwas bequem, und verlangte lein an deres Leben, als das in Dollenau bei den Großeltern. Sein einziger Feb ler war eine große Unentichlossenheiii in allen Dingen. Kaum hatte er einen 3 Entschluß gefaßt, so reute ei ihn wie der, und er suchte nach einem neuen. Dieb that er im Großen und im Klei nen Jahrelang hatte er darüber ge Hrtibelh wozu er eigentlich arn geeig netsten veranlagt war, und noch heute, M zahlt-sen Versuchen, wußte er es t. S- bewikthschanetk et einstweiim Balle-am obwpr er sich einrebete, kein Geschick dazu zu besisen· Und doch par er ein vortrefflicher Landwirtb. M et mm seine Großmutter mit bewehrten Zagen so vergriimt und wißt-i dasisen sali, wurde er sebr be , . t. « satt, was bat es denn nur IT Mk Du hast is Is t Und ainer sal- aut wie ein Die-Mel Warum ist ee fortf W Mel-— M nicht gezankt H · ««- » —MHPMHW4MIM"« »Es-«- , « « « Die Baronin versuchte zu lächean Ach nein. Wir sprachen nur von allerlei ernsten Dingen. Du brauchst nicht weiter dariiber zu erstaunen, lie ber Walten Sage mir lieber was du heute getrieben hasti« Dazu war er gleich bereit. »Die Kartoffeln sind glücklich im Keller. Wir hatten sehr gute Ernte dies’ Jahr. Wenn es uns nun noch mit der Schweizerkuh glückt — ich denke, in ein paar Tagen wird es Ernst mit ihr —- dann bin ich wirklich zufrieden. Freust du dich auch schon aus das Kälbchen unserer Schweizerin Groß-i mamai' »Ja — gewiß." ; »Ich möchte, wenn sich die Zucht bewährt, nur Schweizertasse im Stall haben. Na, erst muß man ab warten.« »Sage, Walter«« die Baronin hob plöhlich den Kon und blickte ihren Enkel fragend an, »warsi du schon lange nicht in Mahrenbersz Sie fragte es in seltsamer Weise. Walter wurde blutroth. Wußte denn die Großmama, daß er Solvia heimlich liebte? Wo er doch selber kaum im reinen mit sich war, ob es die wahre, echte Liebe sei.« »Besten war ich dort,« antwortete er verlegen. »Und wiej geht es Syloia?« »Gut wkmuthiich.? Sie läßt sich ja Ifo selten blicken, wenn Besuch lommtl ; Jch sah sie eine Woche lang nicht« »So, so. Und doch meine ich, soll test du dich etwas des Mädchens an 3nehmen. Sie lebt so troftlos einsam! Und wir find doch ihre nächsten Nach-. barn.«' ; »Mein Gott,« plagte Walter unge-· stiim heraus, «man kann wirklich nicht mehr wünschen. sie zu sehen, als ich« es thue. Aber fie zieht sich ja stets zurück. Was soll ich denn thun?« H Die Baronin blickte ihn ernsthafti an. »Hast du sie lieb, WalteriH fragte sie ohne Umschweife. Er antwortete ebenso: »Ja, Groß mama — sehr! Jch glaube wenig stens," feste er schon wieder unsicher hinzu. Sephine Doll seufzte leicht auf; »Jn solchem Fall muß man ganz llar wissen, was man thun will,« sagte sie langsam, »und dann darf man auch nicht zögern." Als Walter in grü belndes Schweigen verfielS setzte fiel aufstehend hinzu: »Ich glaube, Rainer! v. Riedberg tam in bestimmter Ab-! ficht hierher; Er —- er will plötzlich« die alte Kindetfreundfchaft mit Syl via wieder erneuern. Es wäre sehr leicht möglich, daß ein so unerfahre ines Mädchen geblendet würde durch ssein gewandtes Wesen und sein statt j liches Aeußere.« ! T Damit ging sie aus dem Zimmer,; ihren Enlel irr-großer Bestiirzung zuH rücklafsend. , ; Rainer wollte um Sylvia werben-El Und Großmania wußte darum? War ei das, was sie miteinander bespro chen hatten? Aber das lonnte doch gar nicht sein! Rainer sollte ja ganz ver liebt in seine Vase Laja sein. Wie sollte er da an Syloia denken? Dann packte Walter plötzlich ein große Angst. Das mit der Fürsti brauchte ja nicht wahr zu sein. Und wenn Rainer wirklich —i Jn diesem Moment glaubte Walter ganz deut lich zu fühlen, daß er Sylvia liebte und nie eine andere zur Frau haben wollte als sie. Zum ersten Male im Leben oeri brachte Walter o. Sternberg eine fchlaflose Nacht. Zum ersten Male empfand er eine llare Entschlossenheit in sich. vie rein Zweifel erschüttert-. s « 4. K a p i te l. Es war schon dunkel, als Rainer bei Ferry Peneda eintrat. Dieser saß eben trübfelig, seine Zigarre rauchend, am Kamin und dachte darüber nach, wie endlos langweilig das Leben sei in jenen Stunden, wo man nicht ja gen konnte. Er begrüßte Rainer mit ebensoviel Freude als Verwunderung. »Wie nett von dir, daß du heute noch her überlommftl Jch war eben im Be griff, vor Langeweile zu sterben!« Rainer toar etwas verlegen. »Ich möchte dich bitten, mit nun doch noch deine Gastfreundschaft zu gewähren. Ei —- ei hat unerwartei eine Ver stiimnung gegeben zwischen mir und Tanie Gewinn so daß ich nicht auf Pollenau bleiben lonnte.« I Peneda fragte nicht weiter, san-l dern stellte sich und, fein baut dein Gast mit so aufrichtiger herzlichseit» zur Vertilgung daß Rainer erleich tert aufatbmete. Aber ei widerstrebte seiner ehrlichen Natur« aus dem Bor gefallenen ein Geheimnis var Veneda . u machen, da er doch dessen Sati « reundschaft ansprach. « »Ich will dir ganz iin Vertrauen reinen Wein einschenken, lieber Pe neda,« sagte er, »natiirlich muß die sacht unter uns bleiben« f »Das versteht sich von selbst!« Also. Jch lanr nach Dosen-un weil ich mich unt Syldla Madrenberg bewerben will, und dies paßt Tante Sepbine nicht. Dariiber kamen wir ins Streiten, und deshalb mußte ich fort. Nun weißt du’2.« Peneda ließ vor Schreck die Zi garre sallen und sprang auf. »Wed berg, Mensch — du willst heirathen? Und gar dieses Monstrum von einer Mabrenbergs Bist du verrückt9« «Durchaus nicht. Und bitte. sprich nicht in solchen Ausdrücken von Syldia. Ei ist gewiß nicht gerecht sertigt.« »Na —- du wirst ja selbst sehen! — Aber was söllt dir überhaupt ein? Wozu brauchst du zu heirathen? Geht dir was ab? Warum um Gottes wil len diese Tragödie »- oder soll ich sagen Komödie ausführen wollen, die man Ehe nennt? Da müßte man ja geradezu dein Feind sein, wenn ——« »Willst du mir etwa deshalb auch die Gastsreundschast kündigen?« lachte Rainer gequält Peneda besann sich, seyte sich nie der und suchte aus dem Teppich seine noch glimmende Zigarre. »Nein — Gott bewahre, obwohl es vielleicht die beste Freundschast wäre! Verzeih, daß ich mich so hinreißn ließ, aber weiß Gott, dabei lann man aus dem Gleichgewicht lommenl So ein Prachtmensch wie du und —- heira then! Na, bleibe nur sitzen, ich bin schon still. —- Warum muß es denn gerade Shlvia sein?« setzte er nach einer lleinen Pause hing-. »Weil ich —- sie liebe." , Sehr verliebt llang das gerade )nicht, aber Peneda war ein harmloser Mensch und achtete nicht weiter dar aus. Er lam noch immer nicht aus seinern Erstaunen heraus. »Na — in Gottes Namen. Es giebt wirtlich sonderbare Käuze aus dieser närri schen Welt. Da soll ich dich morgen wohl gleich aus den Anstand brin geni« »Es wäre mir sehr lieb.« «Aber ich sage dir gleich: dein Wild ist scheu. Die Alte stimme ich. dir günstig mit einem »Duhend Reh-« hühnern, aber die Junge hab’ ich selber laum zu Gesicht bekommen. da mußt du schon allein sertig werden.«" Dann brach er plötzlich in lautes Lachen aus. «Jch —- der eingesleisch- . teste Eheseirrd, bin also vom Schicksal bestimmt, nun einen Kuvvelvelz zui verdienen! Geht's etwas Tolleres?«j Der Eintritt des Dieners, welchers meldete. dass das Abendessen bereit stehe, unterbrach die Unterhaltung,i sehr zu Rainers Erleichterung ! Nach Tisch rauchten sie ihre Zigar-J ren und spielten eine Partie SchachJ Gegen zehn Uhr bat Rainer, sich zusj riiclziehen zu dürfen. Jn seinem Zimmer schrieb er dann noch einen langen Brief an Aglaja, in dem er ihr allts mittheilte, was er erlebt und ge hört hatte. ! »Eines steht sest,« schloß er, »in Bezug auf Sylvias Aeußeres hast Du Dich getäuscht, liebe Laja! Wenn ich auch nicht glaube, daß Penedas Aus druck ,Monstrum’ gerecht ist« so fürchte ich doch, es wird schwer werden, die Welt zu überzeugen. daß ich eine ,Lie besheirath’ schließe. Immerhin. Je schwerer das Opfer, desto größer das Verdienst —- nicht wahr? Und ich bringe es ja dir, meine Lajal Das måcht mich trotz alledem beinahe glück li .« Es war Mitternacht, als er sich zu Bett begab, und es wurde Morgen, ehe er Schlaf sand. Dann träumte er von rothen Hän den, strupvigem, braunem haar und einer vierschrötiaen Landvomeranzem gestalt, die lächelnd tniaste und höh nisch sagte: »Ja. ja, ich bin Shlvia, die du so schrecklich liebst!« Punkt halb zwölf stand Rainer mit Peneda vor Mahrenberg. , »Ein bischen verwahriost ist der alte Rumpellafien·« sagte Peneda, aus das windschiefe, schadhaste Dach des Baues weisend und auf die Mauern, von welchen der Verputz großentheils abgefallen war. Rainer fuhr aus seinen Gedanken auf und blickte mißgestimmt um sich. »Es sieht sehr ungemiithlich aus. Auch der Garten gleicht einer Wüste. Alles verwildert.« Ein alter Mann näherte sich mit verdrossener Miene. »Das ist Gerpott, das Fast-stum eriliirte Peneda und zog seine Karte heraus. »So. lieber Gern-sit melden Sie mich an. Und die Rebhiihner hier tragen Sie einstweilen in die Kache. Der Alte blickte fragend aus Rai net. »Ja so.« marmelte der und zog hastig ebenfalls seine Karte, um sie dem Diener In übergeben. Während sie iiber den most-e Wlkwspäwåsi M IT M : en, e e : « an III aa m seitens-inhan ruscht bar förmlich sein in Mahrenbtelrz Die. lte vergißt keinen Augenl- , das-« einein alten Geschlecht angehört die änselin einer wirklichen Mit-sinnen des hauses entsprach sei-send Es war spärlich insb mit altem. werthlofem Kram. Verbot-se hatte man im Laufe Es» TTZ r Jahre offenbar zu Geld gemacht Nur die Ahnenhilder waren dage hlteben nnd fügt-en die Wände der halle. Sie nahmen fich recht tran rig aus in dem sanft fast leeren Raum. Es dauerte lange. ehe Malvida v. Mahrenderg sich fo weit in Staat ge worfen hatte, um die Herren empfan gen zu können. Als es endlich ge schah, fah sich Rainer einer kleinen hageren Matrone gegenüber, aus de I ten pergamentartigem Gesicht sich zwei Irunde Vogelaugen halb neugierig, lhalb feindselig auf ihn richteten s Er murmelte ein paar Phrafen snahm den ihm angebotenen Platz ein und erkundigte sich nach Snlvia. « »Meine Enkelin wird sogleich er scheinen. Jch habe sie bereits verstän digen lassen.« antwortete die alte !Dame und vertiefte sich gleich daran tn ern Gespräch über die Rebhiihner Ijagd mit ihrem Freunde Peneda. ; Wirklich ging weniae Minuten spä ; ter die Thiir auf und Shlvia erschien J Körper so saltenreich, daß man beim besten Willen nicht sagen konnte, ob Rainer erschrak. Sie sah erntachl scheußlich ein Ein altniodisches, ver blichenes Gewand umschloß ihren sie voll oder mager oder vielleicht gar verwachsen war. Nur eines ließ sich erkennen, daß sie grosr war. Das einst blonde Haar war nun braun, lag glatt angedriiekt an den Schlösen und war rückwärts in einen Knoten enggeslochtener Zövse zusam mengenestelt Ueber der mäßig hohen Stirne schien es sich zwar eigenwillig kröusein zu wollen, war aber sichtlich mit hilse einer Pomade glatt nieder gebiirstet worden. Die Züge waren nicht übel, der Teint klar und frisch, aus den Wangen rosig angehaucht. Ueber die Augen ließ sich nichts sagen, denn Sylvia hielt die Wimpern ge senkt, auch ihre Stimme war bei der Begriiszung so leise. dasz Rainer nicht einmal wußte, welche Rlangsarbe sie hatte. Dann seßte sie sich neben ihn, hielt die Augen zu Boden gerichtet und schwieg. »Sie ist eine Ganö,« dachte er halb belustigt, halb verzweifelt, »nein, schlimmer als das ——— so wie sie da sigt, ist sie wirklich ein Monstrum. Man sollte nicht glauben, daß es ein junges Mädchen ihresgleichen heute noch giebt.« Peneda unterhielt sich sehr eifrig mit der Baronin Mahrenberg So versuchte Rainer wohl oder iibel auch mit Sylvia ins Gespräch zu kommen und sing von allerlei Dingen an. die sie vielleicht interessiren konnten. Aber ihre Antworten blieben einsilbig· Erst als er von Föhrenhain begann, wo sie sriiher rnit ihren Eltern gelebt hatte, ging eine Bewegung über ihre Zilga »O Fohrenhain,« ries sie und ihre Stimme bekam plötzlich einen weichen, tiesen Klang, der an Geigentöne er innerte, »mein liebes Föhrenhain! Er zähle mir davon, Rainer. Wie sieht es seht aus Kommst du öster hin?« »Ja. Grabens, denen es jetzt ge hört, verbringen stets den Sommer dort. Alles ist noch, wie es war.'· «Wirklichi Auch die Eremitage hinten irn Park mit dem Epheubaum und dem Klematisgwirr?« «Allei. Nur dichter noch und un durchdringlicher ist das Gewirr ge worden. Würde es dir Freude ma chen, es wieder einmal zu sahen, Syl via?« Da schlug sie plötzlich die Augen zu ihm aus, und nun prallte Rainer beinahe zurück vor Ueberraschung. Diese herrlichen vcilchensarbenen Augen von seltsamer Ausdruckssähig teit hatten etwas so Faszinirendes, daß man alles Grotese der übrigen Erscheinung darüber vergaß. Jest stand brennende Sehnsucht darin zu lesen. «Freude machen?« wiederholte sie leise. »O nur einmal — nur ein ein ziges Mal noch im Leben! —- Aber daran ist ja gar nicht zu denken,« seste sie traurig hinzu. Dann stand sie plöhlich aus. »Komm mit mir, ich möchte dir etwas zeigen!« s Rainer erhob sich. Er war sroh, aus der ihm unsympathischen Nähe der Großmama sortzutommem und dann interessirte ihn dieses Mädchen Möglich. Salvia wandte sich an die alte Dame. »Ich will meinem Vetter den Garten zeigen-E sagte sie slüchtig und eilte ihm voran hinaus. Sie ging so rasch, dasz er ihr kaum solgen konnte. Auch hinter dem hause war alles oerwahrlost und un schiin. Ein paar Gemüsebeete, aus « denen melancholisch Kohl- und Kraut ’siriinte in den nebligen herbstiag starrten, dahinter ungepslegte Rasen slöchen und oerwilderte Baumgrups Ab und zu zeigte eine verwil derte Sandsieinsigur oder der Rest einer Tour-hecke, daß es einst Besiter aus Mahrenberg gegeben hatte, die. diesen kleinen Pakt mit Sorgfalt Sylpia eilte sast bit anifnde des Gartens. Hier blieb sie pltihl ste hen« wandte sich in Rainer und aste, in einen Dintel weisend: »Da —- ist ei Ihnlichk »Die creaitage von Ishrenhain!· rief er erstaunt aAlter so s nlich ist«-, vie lich est-ei Dqu nur s na sein tsnnent see hat das gemachtk «Jch! Jch habe ja hier sonst nicha zu thun. Monatelang arbeitete ich daran. gleich nachdem ich herkam. Und wenn ich das nicht biitte s» ich glaube. ich hätte es überhaupt nicht ausgebalten aus Mahrenberg!« »So sehr gerne also warst du in berenbain?« Wieder schlug sie die Augen voll zu ihm aus. »Dort war ich glücklich. Dort hatte ich alles. die Eltern, Men schen, die mich lieb hatten, Theilnahme und ——" »Und hier?« -« »Nichts. Niemand.« j »Hm dich deine Großmama denn nicht lieb?« Sylvia senlte den Kopf. Etwas Trostloses breitete sich iiber ihre Züge. »Ich bin ihr nur eine unnütze Esserin, nichts weiter,« murmelte sie. Dann pliiylich im Ton tiefster Verzweif lung, siigte sie hinzu: »Das ist schreck lich, nicht wahr? Jch möchte fie lieb haben und ihr etwas sein, aber sie braucht mich nicht!'« ’ Er blickte mitleidig auf sie nieder. »Armes Kindl« murmelte er unwill tiirlich. « Snlbia richtete sich auf und strich sich über die Schläfen. »Niemals hätte ich mit jemand darüber reden tönnen, aber du bist mir verwandt, mit dir war ich in glücklichen Zeiten auf Föbrenbain zusammen. du bisi mir wie ein Bruder. Nicht wahr, du mißverstebst mich nicht, Rainer?« »Gewiß nicht! Es freut mich, wenn du Vertrauen zu mir basi. Jch möchte öfter nach Mabrenbera tommen." Wie spielend ergriff er ihre Hand, die wobl kräftig und nicht sehr gepflegt, aber durchaus nicht mebr rotb war wie in der Kinder-Zeit »Man es dir lieb, wenn ich öfter tämef« «i Sylvia wurde blutroth. Ud es ihr lieb war! Jn den ganzen sechs Jahren, die sie aus Mahrenberg weilte, war Rainer der Held ihrer heimlichen Träume gewesen« ver tniivit mit den todten Eltern, dem verlorenen Föhrenhain, der glücklich-v sien Zeit ihres Lebens. Als sie heute seine Karte sah, war ihr Fu Muthe! gewesen«- wie wenn zu einem in dunk ler Kerlerhast Gehaltenen plötzlich ein' Strahl des hellsten Sonnenlichts dränge. « «Ja,« antwortete sie leite und be-i sangen. Ihn anzusehen wagte sie nicht dahei. Seine blonde Redenges stalt erinnerte sie immer an den Hei-I den Siegsried, und sie fürchtete, das; er etwas von dieser heimlichen Be geisterung in ihrem Blick lesen tönnte.: Rainer liess ihre Hände sallen.l Wenn sie die Augen geientt hielt, dann! sah er wieder nichts als die schreckliche; Frisur und das monitriise Gewand« »Du solltest dich anders srisiren, Stil-T via,« sagte er, »diese glatten Scheitelj stehen dir nicht, und man trägt sie’ auch nicht.« » « »Ach, es ist doch gleichgültig, wie ich aussehe!" »Das dars ein Weib niemals sagen. Frauen sind wie Blumen, welche eine» gütige Gottheit an dem grauen Weg des Lebens sprießen läßt. damit man sich an ihrem Anblick erfreue. Auch aus deine Toilette mußt du mehr ach ten. hast du denn gar tein anderes Kleid? Ein —- hiibscheres, meine ich.« »hiibschere? Nein. Sie sind alle wie dieses. Großmama taust nichts Neues, sie hesikt ganze Schrönte voll von alten Kleidern aus ihrer Jugend zeit, daraus muß Monita dann im mer etwas siir mich zurechtrichten." »Unglaublich! Und tommst du denn nie mit anderen jungen- Mädchen zu-. sammeni« ? .Selten. Jeden herbst tornmen Gradens zu Dolls siir einige Jersey wenn sie zu den großen Jagden chka Onkels nach Dobtinta reisen. Dann bin ich öster mit ihnen zufammen sonst mit niemand. Nur Walter v. Sternherg besucht Uns Ost Und BG kpn Penedra, wenn er gerade aus set nem Jagdtchlößchen weilt.« l.ch möchte doch, daß du aus det Aenereo etwas mehr Sorgfalt ver wendesi.« Eber wie denni Großmarna prei digt immer die Richtigkeit der äußeren Erscheinung und —« »Nun, vielleicht läßt es sich mit der Zeit doch machen.« s Sie gingen ins haus zuriich Pe neda war schon im Ausdruch begrif fen und lonnte sich nicht deuten, wo Rainer so lange blieb. F Kaum waren sie außer Sicht von Mahrenberg, als Peneda sich lebhaft an den Freund wandte. »Nun — habe ich zu oiel gesagtil" »Nein—— und doch auch —- ja! Snlvia ist wie eine Pflanze, die im Keller wächst. Erst wenn sie an die Sonnenseite tommt, wird man wis sen, was an ihr ist.« »Und du bleibst dabei, sie an die Sorgienseite versehen zu wolleni'« « a." Peneda sagte nichts weiter. Schweigend legten sie den Heimweg zurück. Rainer hatte ein seltsames Gefühl nach diesem ersten Besuch in Mahrens berg. Einerseits fühlte er ahnend die Wonne des Gebens voraus, denn hier tarn er ja mit seinen Absichten wie ein reicher König zu einem blutarmen Bettlertind, anderseits aber hatte er die fatale Empfindung eines Men schen, der die Last einer großen Ver pflichtung auf sich nimmt und doch weiß, daß seine Mittel nicht ausrei chen werden, sie zu bezahlen. Aeuszerlich lonnte er Shldia d. Mahrenberg unendlich viel geben« Aber innerlich? Mußte er, ob sie ihm da nicht tausendmal mehr bieten würde. als er erwidern konnte? Jq als er wünschte und bedurfte? Jt dem Blick ihrer Augen« lag eine Fülle von Gefühl. die ihn beunruhigte. llnd diese satale Empfindung lief ihn nicht mehr los. »Ich muß trach ten, die Sache so rasch als möglich zur Entscheidung zu bringen und in dem unerfahrenen Kind keinerlei ro mantilche Gefühle auftommen zu las sen,« dachte er» »Sie weiß nichts vorn Manne und söiner Liebe, dabei muß ich sie erhalten. Von allem Anfang an muß ich ihr die Ehe als Vernunft sache beibringen, dann wird es sclton gehen. Schließlich ist es ein Gliich dafz sie so unwissend Ist in allen Tin gen des Lebens.« » Damit trachtete er sich zu beruht gen. lFortsetzung folgt.) Einen Menschen, der iich bei der Gestaltung seines Lebens nur von« der Vernunft leiten läßt« nennt man einen Sonderling. O I I König Peter von Serbien soll siir einige Tage verschwunden gewesen sein. Vielleicht hat er sich nach dem Wege über die Grenze erkundigt. « ·- « Den Straßenliirm in einem Pho nographen auszufangen, ist gewiß eine gute Idee. Dadurch wird der Groß ftiidter, wenn er in die Sommersrische geht« in die angenehme Lage versedt, einen lieb gewordenen Genuß auch in der ländlichen Stille nicht entbehren zu müssen· i I i Selbst von denen, die noch viel zu lernen haben, lann man manches ler nen. «- k se Soaar die chinesische Post arbeitet tnit einem Ueberschuß. Ob es die amerikanische wohl auch noch einmal so weit bringen wird. « O I O »Sie wünschen diese Wohnungs« fragte der Haue-verwalten »Sie wis sen jedensalls, daß Kinder ausgeschlos sen sind.« — »Das ist in Ordnung. Wir haben nichts als einen mechani schen Klavierspielapparat, ein Gra niophon und einen Papagei.« Mit-ne pessima-. Die Meigqu doch sich-: mit Ihm vekwauvy Wut-in Ame-tief dGewic- wit sind is zusammen ausgewachsen s