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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 6, 1908)
Das Burgfräulein. Roman von Friedrich Friedrich « - L a UWI (5. FortseiungJ Art-nur hatte während der ganzen Unterhaltung scheinbar voll-ständig Wlti am Fenster gestanden und auf den utshof gebliclt Trotzdem war ihm lein Wort entgangen und Leitk Ansichten neigten sich sehr denen alten Fräuleins zu; er liebte das Vol-l eben so wenig wie sie, fand es je doch zu unbeq·uem, dasselbe zu hassen, wie Mina es that. Als Werneck in dessen aussprach, was nach seiner Ist-Erzeugung für die Beruhigung des räuleins am Besten sei. wandte er ch vafch um« um die Wirkung dieser Worte zu beobachten. Er sah Mincks stechen-den Blick, sah. wie sie sich er hob und das Zimmer verließ. »Das hat getroffeul« sprach er leise vor sich hin sund ein genusgtduendes Lächeln glitt über sein Gesicht- während er sich wieder dem Fenster zuwandte. Eine kurze peinliche Pause toar nach der Entfernung der alten Jung fer entstanden; es war für Eva pein lich, daß ein solcher Austritt in der Gegenwart des Doktors stattgefunden hatte. »Meine Tante hat ein Thema »gut«-« sprach sie sich schnell fus fend, «dai auch mich sehr unangenehm berührt hat. Sie sind zugegen gewe sen, Herr Doktor, als der Bursche die Unterstützung, welche ich seiner Schwester sandte, zurückgewiesen hat Ohne meine Schuld und zu meinem Bedauern hat mein Pferd die Frau niedergeworfen; ich rann es nicht un chehen machen, allein ich habe Sie sofort ersucht, sich der Frau anzuneh men, und sandte ihr zur Unterstützung und Hülfe eine fiir sie gewiß sehr reichliche Summe; wenn dies den Leu ten nicht genügt, so weiß ich in der That nicht, was ich weiter thun soll; ich muß meiner Tante beistimmen diev Leute werden zu anmaßend.« »Ich glaube, Sie haben die Zurück weisung falsch aufgefaßt. gnädiges Fräulein,« entgegnete Wernecl. »Ich glaube nicht,« bemerkte Eva ziemlich kurz, da die Erinnerung an die Zurückweifung und die drohenden Mr Konrad's ihr Blut schneller fließen machten. · «ES giebt Augenblicke, in denen das setz so tief nnd gewaltig erschüttert ist« daß der Gedante, dieser Schmerz Miene durch Geld aufgewogen und ge siihnt werden, unerträglich ift,« erwi derte Werneck7 «e3 liegt für das Herz eine Einweihung darin, alg oo sein Schmerz etneWaare wäre, welche be zahlt werden kannt« »Skt;en Sie wirklich bei diesen Leu ten eine so zarte Empfindung vor auss« warf das Edelsräulein ein. Warneck glaubte in dein Lächeln, mit welchem Eva diese Worte beglei tete, einen spöttischen Zug zu bemer ken. »Die Armuth macht nicht em pfindungslos!« gab er ruhig zur Antwort. Eva schwieg einen Augenblick. »Hat der Bursche Ihnen diesen Grund für seine freche Zurückweisung angege ben?« fragte sie dan. »Nein; er hat mir jedoch einen an dern Grund genannt, obschon ich überzeugt bin, daß die von mir ange deutete Empfindung mitgewirkt hat« selbst wenn er sich ihrer nicht tlar be wußt gewesen ist.« »Und welchen Grund nannte er Jhnen2« »Er hat es noch nicht überwunden, daß Sie ihn haben prügeln lassen.« Fräulein von Hanstein’s Auge leuchtete aus; es war, als oh Alles, was an diesem Tage verstimmend peinigend auf sie eingewirlt hatte, mit einem Male zum Ausbruche dränge. »Und ich würde ihn noch heftig-: schlagen lassen, wenn er eine ähnliche That wiederhole!« ries sie; »ich war in meinem Rechte und glaubte ihm noch eine Gnade zu erweisen, indem ich ihn nicht dem Gerichte überliefern ließ! Jst der Salz eines Bettlers so empfindlich? —- Die Menschen glau ben in der That, uns gleich zu stehen, nur daß fie unsere Rechte nicht achten wollen; das ist die Freiheit, nach der sie sich sehnen, —- die sie zu erringen trachtet-it« Es war Werneck schmerzlich, aus dein schönen Munde diese Worte zu sei-nehmen« »Ihr Vorwurf mag Viele treffe-, gottloli trifft er immer noch die Vesigsieii,« entgegnete er; »seien sacht, Fräulein von Hansteire If II M IMME- is ich W sp se safti, natsirltch wenn die Ar IN. das vergebliche Ringen gegen U M siehst erbittert macht, und M das erhitterte Gemüth zu weil ! sitt-er Bursche mir erzählte » u Ist Jst-m Befehl geschlagei siedet set. trak- ihni die Thriinen ir Ue III-I s —. « W des Trost hat sit : tät-se Inse- Wt« wart »sama«-amt «-a-s«ut»vcs dgl ist-Westens- eii u L — — i Noth hat ihn zu dem Diebstahl ge trieben, —- seine Schwester- lag trank darnieder, — die Kinder weinten vor Hunger; wenn er da ein Unrecht that, so konnte er es vor sich selbst entschul digenx Eva schwieg; des Doktors Worte klangen wie innerlich bewegt. »Meine Cousine hat recht gehan delt!« rief Arthur, sich vom Fenster abwendend; «hiitte sie den Burschen ungestraft laufen lassen. so wäre er am nächstn Abend wieder gekommen, um Kartoffeln zu holen; solche Men schen finden es immer bequemer zu stehlen, als zu arbeiten. Milde deu ten sie salsch und sie verdienen die selbe auch nicht, ich hätte ihn noch derber züchtigen lassen!« Der Lieutenant glaubte Eva einen Dienst dadurch zu erweisen, daß er ihre Partei ergriff. Wernecks Lippen zuckten, er be herrschte sich indessen. »Herr Lieute nant, ich glaube, unsere Ansichten ge hen zu weit auseinander. als daß eine Uebereinsttmmung oder gegenseitige Ueberzeugung je zu erreichen wöre,« sprach er ruhig. Eva war durch das Dazwischentre ten Arthur’s nicht angenehm berührt denn sie wußte, wie leicht er, wenn er gereizt wurde, zu weit ging, wie wenig er dann die Worte priiste, ehe er sie laue-sprach i »Sie haben Recht, herr Dottor,« Ifiel sie mit fein fühlendem Takte ein; ) »unsere Ansichten gehen zu weit aus Heinander ich glaube jedoch, ein jeder ivon uns hat zu gute Gründe für die selben, als daß er seine Ueberzeugunz Ileicht gegen eine andere eintauschen möchte? Sollen wir nicht dieses JThema fallen lassen? Mir gestatten i Sie wohl noch die Bitte, Alles was in Jhren Krasten steht, siir die un glückliche Frau zu thun und rnir über sihren Zustand stets Nachricht zukom snien zu lassen. Kann ich ihr helfen, so werde ich es thun: Sie sehen, ich bin nicht unversöhnlichf fügte sie lächelnd hinzu. Wernecl versprach. ihre Bitte zu er füllen, und empfahl sich. Eva saß am Fenster und blickte durch dasselbe hin in die Ferne; sie war ermiidet und in diesem Zustande körperlicher Abspannung ließ sie ihren Gedanken freien Lauf. Sie dachte an Nennu, den sie sich ganz anders vorge stellt hatte; es schien diesem Manne eine Thattraft und Entschlossenheit ieYn e zu wohnen welche fie interessirte; war ihr lieb ihn kennen gelernt zu haben. Diese Sicherheit und Ruhe hatte sie noch bei wenigen Männern kennen gelernt: dieselben-schienen der Gewinn eines bewegten Lebens zu sein, die Errungenschaft eines klugen Kopfes, der sich zu beherrschen und die Verhältnisse zu berechnen versteht. Sein leuchtendes Auge verrieth, daß sein Blut einer leidenschaftitchen,,hei ßen Wallung wohl fähig war. Und dann dachte sie wieder an Werneck; auch er war ruhig; doch schien ihr dessen Ruhe mehr aus der Festigteit und Klarheit seines Cha rakters hervorzugehen. Wernecks Worte hallten in ihr wieder; hatte er Rechts —- Einige Minuten lang sann sie darüber nach, dann stand sie erregt auf und schritte unruhig im Zimmer auf und nieder. Doktor Wernecl ritt auf einsamem Wege nach der Stadt zu: auch er ge dachte der Eindrücke dieses Tages; im mer wieder glaubte er die Worte Etwa zu hören. Sollte ihr Herz wirklich keines wärmeren Gefühls fähig seini —- Mußte diesem schönen Körper nicht auch eine weiche. schöne Seele inne wohneni Ohne daß er es gewahr wurde, erfaßte ihn ein Gefühl der Trauer, es war ihm, als ob ihm ein schöner Traum zerstört sei. Viertes Kapitel. Ueber die Hochebene sprengte ein Reiter auf wildem Rosse. Mit vor gestrecktem Kopfe jagte das Pferd Tiber Steine und Gräben dahin. und der Reiter, der ohne Sattel auf ihm saß, aber mit ihm wie zu einem Körper verwachsen zu sein schien, zog die Zügel nicht an, um es aufzuhalten, sondern schlug mit der Reitgerte auf es ein, um es zu noch lchnellerem Laufe anzutreiben. Es war ein wil der, toller Ritt, als ob Roß und Reiter zu der wilden Jagd gehörten: es fehlte nur der Peitschenlnall, das Gebell der Rüden und der Klang des JagdhornQ Jn wenigen Minuten war der wilde. - geheimnisvolle Reiter hinter dem - Waldessaume verschwunden. Der Reiter war Renno, welcher das Z Fräulein von hanftein gegebene Ber " brechen zu erfiillen suchte. Sein Augt Miete unheimlich, diister7 ei guckte und Eies sich halb, als ob ei Ge I kalten, welche vor seinem Geiste anl - Wen, nicht bemerken wollte. -MWMHT .;.s:»--— - d- W Der wilde Ritt die Anstrengung urn das Thier zu dändigen, hatten seiu leidenschaftliches Blut erregt. es pochte in seinen Schlösen, es stiirrnte iu seiner Brust, und es that ihm wohl, daß er filr kurze Zeit jeden Zwang von sich adwerfen und der lei denschaftlichen Gluthxin seinem Jn nern die Zügel schießen lassen konnte. hier sah ihn Niemand: es sah auch Niemand die Gestalten, welche vor ihm auftauchten und ihn zu verfolgen schienen; er lachte über sie, denn sie waren nur Gebilde seiner Phantasie, sie waren ohnmächtigl -Konnten sie austreten und von seiner Vergangen heit erzähleni Konnten sie ihn ankla gen, und die Muste, welche er trug, abreißen? Das Weltmeer schäumte zwischen ihnen und ihm. mochten sie ihn auch drohend anhlicken; lachend hieb er mit der Reitpeitsche durch die Luft hin, er spottete ihrer, denn er war reich und durch seinen Reichthum mächtig! Ungefähr eine Stunde später ritt er langsam durch den Wald dahin, sei nem hause zu, das wilde Thier war gebändigt, es gehorchte dem leisesien Druckr des Zügels und ging ruhig; es war über und iiher mit Schaum he deckt und jedes seiner Glieder zitterte. Renna liichelte ruhig, selbstbewußt; es war nicht das erste Pferd, dessen Wildheit er gebändigt. und er wußte, daß Eva es jegt ohne Gefahr reiten könne. Gewandt schwang er sich hinab, rief einen Reittnecht herbei, warf demselben die Zügel zu, befahl ihm, das Pferd einige Zeit auf und ah zu fiihren und dann rnit wollenen Tüchern ahzureihem Jn der Nähe standen mehrere Ar heiter, welche mit dem aus dem Schachte gewonnenen Schutte einen Weg auffüllten »Ist das nicht das Pferd, mit wel chem das Burgsräulein die arme Bar bara niedergeritten hat?« fragte einer der Arbeiter, ein bereits befahrter Mann. »Es ist dasselbe,« gab ein Anderer zur Antwort. »ein schönes Thier; er hat es gebändigt, jeßt wird es wohl nicht wieder durchgehen: seht, wie ru hig es fest ist, nie geduldig es dein Reittnecht folgt.« »Ich habe gesehen, wie er auf ihm iiber die hochebene hinjagte,« bemertte ein Dritter: «es war ein toller Ritt! Jch hätte nicht auf dem Pferde sihen mögen! Ein einziger Fehltritt, und Beide konnten den hals brechen!« »Er hat das Reiten in Amerika ge lernt,« warf der Alte ein; «hier macht ihm Niemand einen solchen Ritt nach: es ist gut abgelaufen, es konnte jedoch auch anders tomrnenl« « »Und was hätte es geschadet, wenn sich Beide den halz gebrochen hättent« rief ein Arbeiter, eine große, kräftige Gestalt. der bis dahin noch kein Wort gesprochen hatte —- es war deß. der selbe Mann, den die arme unglückliche Barbara beschuldigte, ihren Mann von dem Felsen hinabgestoßen, seinen Tod verschuldet zu haben halb erstaunt, halb ängstlich blick ten die übrigen Arbeiter ihn an, wie leicht tonnte ein Unberufener diese Worte gehört haben! Deß schien diese Befürchtung nicht zu theilen. »Es wäre besser gewesen, er hätte dem Thiere eine Kugel in den Kopf ge schossen!« fuhr er fort: »seht, wie er herantritt und es streichelt! Es war ja nur ein armes Weib, welches die wilde Bestie niedergeworfen, und wenn es stirbt, wer fragt danach!« »Steht es so schlimm mit der Bar bara?« fragte ein Arbeiter. »Sie liegt an der Verlehung schwer darnieder,« gab ein Anderer zur Ant wort; »der Arzt kommt jeden Tag zu Lihrz wiers werden wird, weiß noch »Viel verliert sie nicht an dem Le ben,« bemerkte der alte Arbeiter; «sie hat schon schlimme Zeiten tennen ge lernt, und es wird ihr schwer werden, sich mit ihren beiden Kindern durchzu helfen!« «Schweigt!« rief Heß heftig; hat sie nicht dasselbe Recht zum Leben, wie das stolze hochadelige Fräulein? Was sind wir mehr als die Sklaven der Reichen? Wir sind es ja nur deshalb, weil wir uns geduldig dazu hergeben, weil wir die Nacken beugen! Blickt mich nicht so ersiaunt and —- ich weis-, was ich sage, und bin mehr umherge tommen als Ihr! Es fällt Euch nicht einmal auf, daß die Thiere es besser haben als wir! Seht, wie sorgfältig der Reittnecht das Pferd ahreibt! Wer trocknet uns den Schweiß ab, den die Arbeit hervorgerufeni Wer ist für un sere Gesundheit besorgt, wenn wir in Wind und Wetter dastehen? Kommt morgen Abend zur Bergschentex dort hin ist eine Arbeiterversammlung ausgeschrieben; ich werde Euch dann noch mehr iiher diesen Gegenstand er "hlen.« Die Arbeiter schwiegen; man sah ei den Gesichtern an, daß sie mit sich un einig waren; sie wußten noch nicht, was sie zu den Worten ihres Kamera den sagen sollten, oh dessen Ansichten in allen Stücen Billigung verdienten sie arbeiteten ruhig Lott. Am andern Iben ging es in der Bergschente latet zu. Das große sinnt-er war dicht mit Männern ge fällt, welche latet durcheinander spra chen und riesen. Jeder suchte seine Meinung geltend zu machen. aus Gründe wurde bereits nicht mehr ge hört, Bier und Branntwein hatten ohnehin die Köpfe noch mehr erregt und die Anschauungen noch verwirrter gemacht. Einer der Arbeiter trat zu deß. welcher ruhig dasaß und mit seiner Ansicht noch zuriiagehalten hatte. »Nun tretet aus und sprecht,' de merkte er; »sagt uns, weshalb wir hier zusammengeiommen sind.· »Ich werde es thun, sobald es Zeit ist,« entgegnete Beß, während sein Auge mit einem zustiedenen Lächeln iider die Versammlung hinglitt. »Die Männer werden immer ausge regter,'« suhr der Arbeiter fort; »Jeder sucht seine Ansicht geltend zu machen, hört, wie sie durcheinander rufen und schreien!« »Laß sie!« rief heßx .sie sollen auch nicht ruhig sein; wenn ihre Köpfe er regt sind. werden sie eher einsehen. daß sie lange genug Sklaven gewesen sind.« Das Lärmen wurde immer lauter. Von mehrerenSeiten gedrängt, sprang Deß endlich aus den Tisch; seht waren die Männer in dem Zustand, in wel chem er sie gern haben wollte, erregt, halb berauscht. jetzt lonnte er sie zu den tollsten Entschliiisen bewegen. Jn gewandten Worten sprach er seine Lieblingsansichten aus, daß die Arbeiter nur Sllaven seien, —- daß die Reichen sie ausbeuten und von dem Schweiße der Arbeiter schwelgten. Die Versammelten unterdrachen ihn wiederholt durch ein lautes und zu stimmendes Bravo. »Sehtt« ries er, durch den Beifall noch mehr angeseuert, »wenn die Ar beiter zusammenhalten, dann sind wir eine Macht, der Niemand widerstehen tann: wir tönnen dann die Gesehe schreiben und die Bedingungen aus stellen. unter denen wir arbeiten wol len. Der Fluch der Arbeiter sind die Reichen und das Kapital! Wer nicht arbeitet, hat teine Berechtigung zu leben, er ist ein unniiyes und saulez Glied im Staate, und wer dieses saule Glied vernichtet, macht sich um den Staat verdient und stellt sich aus die Höhe seiner Zeit. hat nicht jeder Mensch das gleiche Recht zu lebeni Deshalb verlangen wir gleiches Recht, — gleiches Geseh, —- gleiches Vermö gen siir Allei« — ..Braoo! Er hat Recht!« riesen die Berauschten. »Es freut mich. daß Jhr Alle mit mir iibereinstimth« suhr heß mit sie gesgewohntem Lächeln sort. »Nicht Alle! ertönte eine Stimme aus dem Hintergrunde; »ich stimme nicht mit Euch überein!« »Ah, Carlseni' riesen mehrere Arbeiter. welche sich umwandten und den Sprecher, eine mittelgrosze, sast zierliche Gestalt, erkannten. Ließ' Auge zuckte. »Dann hättet Jhr nicht nöthig gehabt. hierher zu lommen!« ries er; »es wird Euch übrigens wohl Niemand zurückhalten, wenn Jhr fortgehen wollt!« .Jch werde bleiben!« entgegnete Carlsen und seine durchaus nicht laute Stimme llang sest und bestimmt. »Nicht allein, weil ich dasselbe Recht habe, hier zu sein« wie Jhr, sondern auch, weil wir nicht blos deshalb hier hergetomrnen sind, um Euch anzuhö ren; wir wollen hier gemeinsam über unsere Laae berathen!" »Schweigt!« unterbrach ihn Hesz heftig; »auch Eurer Ansicht verlangt Niemand!« «Doch —- doch, auch Carlsen soll reden!« riesen mehrere Arbeiter. »Er will nur Unruhe und Zwie tracht stisten!« rief Heß. der seine Ruhe längst verloren hatte. »Carlsen soll reden!« wiederholten die Arbeiter. Erbittert, wüthend, sprang Deß von dem Tisch. Ruhig stieg Carlsen aus eine Bank; er war jünger als heß und erschien gegen dessen große Gestalt sast wie ein Knabe, allein aus seinen dunklen Augen sprach ein sester und entschiedener Sinn. «.Veß hat Euch soeben gesagt,« he gann er ruhig, »daß er ein gleiches Recht, ein gleiches Gesetz und ein glei ches Vermögen siir Alle verlange und doch beansprucht er das Recht, hier allein zu reden!« »Das ist wahrl« riefen Mehrere. »Auch ich verlange ein gleiches Recht und gleiches Gesetz,« suhr Carlsen sori; »Thorheit ist es indessen, ein gleiches Vermögen zu verlangen, denn es ist eine Unmöglichteit. Deß hat Euch serner gesagt, der Reichihutn und das Kapital seien der Fluch siir die Armen und Arbeiter — wer giebt uns aber Arbeit, wenn es nicht die Reichen thun, und ohne Arbeit sann Keiner von uns leben. Wenn wir zu weit gehen und uns zu Thorheiten hinreiszen lassen, so werden wir un sere Lage verschiechtern, anstatt sie zu verbessern-" des ries hestig dazwischen, die Ar beiter verwiesen ihn zursi u.he .Er nennt uns die Sklaven ver Reichen!« fuhr Carlsen ruhig fort «isi der ein Sklave, von dessen sreieni Willen es abhängt, ob er heute arbei ten will oder nichts« ON W svl klin- et ist ek- VII riitherl er isi pon Renno besiochen. urn gegen mich aufzutreten!« ries Deß nrit lauter Stimme ihn unterbrechend. Er war nicht länger im Stande, sich zu beherrschen und war wieder auf den Tisch sprungen; seine Augen gliihs ten. « ir sind nichts mehr, als die Sklaven der Reichen, denn sie benuhen unt nur, um immer mehr zu erwer ben; von unserem Schweiße schweigen sie! Wir werden ewig in Armuth und Noth bleiben, wenn wir uns nicht zum Kampfe riisien, zum Kampfe gegen das Kapital und die Reichen. Jeder Reiche isi ein Feind der Arbeiter, ein Feind der Armen; er bedrückt sie, weil er sie verachtet. haßt und fürchtet; — er driickt sie, um sie nicht emporlom men zu lassen, — um zu verhindern. dasz sie mächtig werden! Glaubt nicht den Verräthern, glaubt nicht Denen, die bestochen sind. uns entgegenzutre ten, damit wir unser Recht nicht er ringen!« Die Arbeiter lauschten leinen erregt gesprochenen Worten; plötzlich wand ten sie die Köpfe der Thiir zu und Zeichen der Unruhe priigien sich auf ihren Gesichtern aus Hefe bemerkte es und auch er blickte zur Thür; starr blieben seine Augen dvrt hasten; er wollte sprechen, allein leine Lippen bewegten sich, ohne einen Ton hervor zubringen, aus seinen Zügen sprach Besiiirzung Er hatte einen Mann an der Thiir stehen sehen und dieler Mann war Rennb, der unbemerkt eingetreten war. Ueber das Gesicht des Ameritaners glitt ein Lächeln: wer ihn indessen ge nauer lannte, errieth aus seinen halb geschlofsenen Augen, dafz sein Jnneres nicht so ruhig war, wie sein Aeußeres erschien. «Sprecht nur weiter, ich will Euch nicht siiiren!«« rief er Hefi zu. .Es ist mir sogar interessant von Euch zu hören. was fiir miserahle Subielte wir Reichen sind!« Deß war zu beliiirzt. um zu ant-» warten, es fehlte ihm der Muth, dein Manne persönlich entgegenzutreten, iiber den er foeben in so feindlicher Weile gesprochen hatte; er lprang vom Tisch herab. »Ihr schweigt?« fuhr Renno fort: »Ihr habt soeben behaup tet, Carlsen sei von mir bestochen, um Euch hier entgegenzutreten; Jhr habt gelogen, denn ich habe mit dem« Manne nie ein Wort gewechirlii Jch will aber durchaus nicht stören: guten Abend, meine Herren!" Mit dieien Worten entfernte lich Renno aus dem Kreise der Verbliifsten. Gottfrhung folgt.) Der see-O des sei-same Die Frage, inwieweit man durch die Farbe den Gefundheitszustand beein lrssen kann oder oh sie gar als Heil mittel für bestimmte Krankheiten zu dienen vermag, wird gegenwärtig in Aerztekreisen viel behandelt. Jn ei ner ärztlichen Zeitschrift wurde vor Kurzem behauptet. daß gemiskeFarben ausSchwindsiichtige von vortheilshafter Wirkung sind, und es wurde empfoh len, die Schwindsiichtigen möchten aus die Wahl ihrer Kleidung ganz beson dere Sorgfalt legen und nur,Jolche Farben wählen, die der weiteren Ent wicklung ihrer Krankheit hinderlich sind. lDiesem Rathe liegt die Theorie zugrunde, daß gewisse Lichtstrahlen ei ne keimzerstörende Wirkung haben und daher die Kleidung aus solchen Far · hen bestehen sollte. die den wohltkiiti gn Strahlen freien Zutritt gewahr-en. Diese Theorie ist keineswegs neu, d enn sie bildet die Grundlage, aus der der verstorbene Finsen feine berühmte »Lichtkur'· gegen Luvuo und ähnliche Krankheiten aufgebaut hat. Finsen aber verdankt seine Entdeckung den Erfahrungen älterer Aerzte, die sich schon gewisser Farben zu Heilzweaen bedienten, ehe noch die moderne Reini Theorie sich entwickelt hatte. Bereits vor länger als vierzig Jah ren hat ein Amerikaner, der General A. J· Pleasanton, unter dem Titel: «Blaue5 und Sonnenlicht; ihrEinflusz auf Leben und Krankheit« ein Buch herausgegeben, und eine kurze Zeit waren die Vereinigten Staaten von einer förmlichen Sucht befallen, die blaue Farbe anzuwenden. Plötzlich aber schlug die Meinung um, und man lcchte iiber den General und sein Sh stern; als man jedoch Dr. Finfen um seine Meinung iiber Pleafantons Buch befragte, erklärte er allen Ernste-: »3weiselloö war der General auf dem richtigen Wege.« Pleasanton erwähnt verschiedene Fälle, in denen durch An wendung blauen Lichtes Besserung er folgt sein soll, und er will bei einer Quetfchung durch dreimalige Bestrah lung von ie einer halben Stunde Dauer vollständige heilung erzielt haben! Das wird durch die Behaup tung eines Arztes in St. Petersburg laubhaft, der durch Anwendung des felben Mittels in nachftehenden Fäl len vollständige heilung erzielt hat: Geschwulst infol von Bienenstock-, angeschwollene rilsen, Ohrenwelz Quetschungen, Luftröhrenentzilndung und durch Röntgen - Strahlen her vor erufene sla en. an bat a darauf hingewiekem daß das blaue Licht von beruhigen er, einf läfernder Wirkung auf die Ner ven fi, und daher kann Inan schon in , manchen Krankenhausern Lampen mit blauen lindern finden. Aus dein elben runde bat man auch fitr Get Ikrante blaue Grillen empfohlen sund gute Erfolge damit gehabt. l bei sei-us Forschen arek die iWirtung des Lichtes au die Haut Dr. Finsen in der Medizinischen - bliothet zu Kopenbagen eine sroschlire in die Hände, die inr ahre l— von einem Dr. Picton vers entticht wurde. Jn ihr wird erzählt, daß bei einer Blatterepidemie mehrere Soldaten, die in dunklen Kettern saßen, zwar von der Krankheit befallen wurden, nach erfolgter Deilung aber nicht jene ent stellenden Narbe-i aufwiesen. die fiir dieses schreckliche Leiden charakteristisch sind. Dadurch fah sich Dr. Picton veranlaßt, Untersuchungen iiber den Einfluß des Lichtes auf den Fort schritt genannter Krankheit anzustel len, und er tam dabei zu der Ueber zeugung daß der so seltsam erschei nenden Behandlung älterer Aerzte doch ein sehr vernünftiger Kern zugrunde lac. s John von Gallesdem der die be riibmte medizinische Abhandlung — die älteste in englischer Sprache — s»tttofa Medicinae« schrieb und 1361 sstarb ließ den an den Blattern er I trantten Sohn Eduard l. in scharlach sfartene wollene Decken hüllen und mit ’einer alten Steppdecte zudecken. Jn ein Zimmer. das rotheGardinen nnd Vorhange aufwies, liesz er den Kran ten bringen, gab ihm Maulbeertvein zum Gurgeln und den Saft rotber Granatäpfel zum Trinken. Die Foige war, dafz der Krante nicht nur genas, sondern die fürchterliche Krani heit an seinem Körper teine Spur oder Narbe zurückließ. Finsen erfuhr, daß es in China, Japan und Numiinien bereits seit Jahrhunderten üblich war, Gesicht und Hände eines an Blattern Ertrantten in rathe Tücher zu wickeln. Das be wog den dönischen Arzt, Patienten, die mit demselben Leiden behaftet wa ren, in solchen Zimmern unterzubrin gen, in die die Sonnenstrahlen nur durch rotheGlasscheiben dringen konn ten. Die Folgen-ar, daß die Symp toine einen milderen Charakter annah nsen,dao Fieber schwand und die Tem peratur normal wirrd:. Wurde aber anderseits ein nur theilweis herge ftellter Patient dem weißen Sonnen lichte ausgefent, so brach bei ihm die Krankheit von neuem aus. Durch ebenso geistreiche wie interes santeVerfuche an Tbie:en setzte Finsen seine Forschungen fort. Regenwür mer, die er in eine Schachtel brachte, derenDeael zur Hälfte aus rothem und zur anderen Hälfte aus blauem Glase bcsiand, wurden durch das blaue Licht so erregt, dafz sie stets unter das rothe i· I--«I. I « »Ist Its Das Erqebnisz all dieserllntersnche sur-gen beweist, welche Wichtigkeit das Licht als deilmittel hat, daß während ’ das rotbeEnde des Speltrnms bei der Behandlung der Blattern und vieler Janderer Krankheiten von großem Werte ist, die blauen und violetten,na ’n:enilich aber die unsichtbaren ultra Evioletten Strahlen bei der Heilung ssolcher Krantheiien wie Luvus nnd sSclswindsucht noch hohe Bedeutung lhabem — Cin Ilseverttöndnisp Ueber ein ergötzliches Mißverständ nisz am Telephon berichtet die Deutsche Wochenzeitung für die Niederlande und Brigiem Ein sehr hoher Staats beamter im Haag llingelte einen Freund an. Nach langem Warten hörte er eine Frauenstimine fragen: »Wer dort?« Und als er seinen Na men nannte, sauchte dieselbe Stimme wüthend in’s Telephon: »Halt doch'5 Maul, dummes Luderl« Sehr indig nirt zog sich die Erzrllenz vom Tele phon zurück und stellte am Abend den Schuldigen zur Rede· Dieser hatte leine Ahnung von dem Vorfall, un tersuchte denselben aber sofort und tam dahinter. dasz die alte Dienstmaad, welche den Mechanismus des Tele phoni nicht kennt, während des Ge sprächs den Haus-bund angeschimpst hatte, der fortwährend bellte, so daß lsie nichts verstehen tonnte. Urtheil. Ein Chauffeur war in New York vor’s Gericht zitirt worden« um sich wegen zu schnellen Fahrens mit sei nem Auto zu verantworten. Zu seiner Rechtfertigung gab er an, daß leine Gefahr in diesem Fuhren liege, denn er könne selbst bei einer Geschwindigkeit von 40 Meilen in der Stunde seine Maschine auf die Ent fernung von 12 Fuß zum Stehen bringen. Der Richter lächelte etwas ungläu big. Den nächsten Zeugen, einen Sachverständigen, fragte er: »Wenn ein Auto mit 40 Meilen die Stunde läuft, nnd ein Chauffeur vermöchte es innerhalb 12 Fuß anzuhalten, was lönnte wohl aus,dem Manne wer den?·' »Das käme ganz darauf an, wel chen Crdenwandel er geführt hätte,« war die Antwort. « So mancher kcheint beim erften Blick verschlossen, arr und eisig kühl, doch birg sein herz, für den« der sucht, den reichsten Schatz von MikgefiihL i ·- « Dem neuen Nationalle des König retchs Bulgarien lönnte vielleicht das bekannte Lied: Ferdinand," wie schön bist Du« zu Grunde gelegt werden. - i « Großes tnternattonalei Tut-le n fen am saltant m p