NuMein Freund Ifcrettniarr.A « « Novelleite von Helmuth tan or In der Prima des Ghin ms lernten wir uns kennen, Rudol rett manr sund ich. Mein Vater war aus einer siiddeutschen Garnison nach Norddeutschland verseht worden, nnd da er sich vom «Einzigen« nicht tren nen mochte, mußte ich mit. » der Prima des Ghmnasiums also, n das Ich eintrat, machte ich seine Bekannt schast — und wir zwei Süddeutsehen hatten bald Freundschaft geschlossen. Troß der Verschiedenheit unseres Temperament-. Denn während ich mit meinen glücklichen siebzehn Jah ren let-hast« laut, ein wenig unruhig war, war er die Ruhe und Friedh tigieit selbst· Schon damals zur Fettleibigleii geneigt« war er langsam und schwerfällig in seinen Bewegun gen —- langsam auch im Aussassen eines Lernstosses. Es dauerte ot unendlich lange, bis er etwas begri · sen hatte. Und se mehr sich ein Le - rer dabei ausregte, ihm etwas llar zu machen, desto ruhiger wurde er. Wenn ihn die Kameraden neckten, lächelte er nur verlegen und rieb sich die hände — aber er erwiderte ihre Nesereien niemals. Einmal hatte er sich zu der Abwehr aufgeschwungen: Geht — loszM mir mei’ Ruh!«-— hatte damit aber einen sol en Sturm von Heiterkeit entfesselt, aß er in Zukunst gänzlich schwieg. Schweigsam war er überhaupt — wie das Grab. Was er einmal nicht agen wollte, das lockte lein Uebun nghiiinstler der Weit aus ihm her aus. Es dauerte lange, bis ich ersah ren hatte, wer seine Eltern seien, und noch länger, bis er mich einmal aus forderte, ihn zu besuchen· Sein Vater war ein Miin ner, der aus Gott weiß was fiir Gründen nach Norddeutschland qetvmmen war. wo er nicht binaelförte und wo er sich so unbebaglich und unglücklich wie möglich fiibltr. Ganz wie der Sohn war auch er: dick, gemiithlich, lang sam und ein wenig schwerfällig, grenzenlas gutrniitbia und dabei un ter Umständen arenzenlos grab. Aber des Dialelts wegen klangen selbst feine faustdielen Grobheiten fiir das Ohr des Narddeutschen beinahe lie benswürdig. Er schien Gefallen an rnir gefunden Fu haben, und ich wur de häufig Gast in seinem hause. Die Mutter war eine stille, wortlarge Frau. von deren Gegenwart man er gentlich herzlich wenig bemerkte. Jeder in der Klasse hatte »natiir lich« seine Flamme, der er Fenster promenaden machte, vor der er den but besonders tief sog und mit der er gewöhnlich in die Tanzftunde ging. Jn einer besonders vertraulichen Stunde suchte ich von Rudolf Areti mayr zu erfahren, wer die »seine« wäre. Da fab er mich lächelnd an. ..Eine «Flamme« habe ich nicht,« sagte er. »Aber ein Mädel in der Munchnerftadt drunten, das ichvan her-sen lieb babe und das ich mir lkos len werde, wenn’s an der Zeit ft. So. nun weißt Du’s und nun rede nicht darüber." Ich dabe nicht darüber geredet. such nicht« ais ich in dem Natizbuch, das ihm aus der Tasche gefallen war, eine blonde haariocke und die Photo rapbie eines reisenden Mädchens ge funden habe. Er wurde lnabenshaft roth, als ich's ibm surilckgabx aber» ich habe mich gehütet, auch nur zus lächeln. Dafür ist er mir danker qewesen und wir sind gute Freunde eblieben, auch als die Schulzeit vor-( ber war —- als ich die Universitäts besuchte und er in einer Brauerei lernte. Ich hatte ihn längere Zeit nicht ge sehen, als er eines Tages zu mir farnz s noch stiller, noch worttarger, noch ru-j biger als sonst. Jch merlte es ihm; an. daß er etwas auf dem Herzen; hatte: aber ich fragte nicht. Fragen machten ibn nur uneugönalicheh und; ich wußte, was er m r zu sagen hatte,: oas iagie er auch io. i Und richtig. Nachdem er eine gute. Viertelstunde in meinem Zimmer ges sessen hatte, ohne ein Sterbenswiirt iein «u.reden, tam er damit heraus.i »Sie hat sich veriobt,« sagte er,’ und ich wußte, wer die »fre« war. Es gab mir einen Stich, wie er es sagte; " denn ich wußte, er hatte das Mädei sehr eliedt. »Sie hat sich veriobt. Mit e nem jungen Kaufmann, einem Freund von mir-« Ich sagte tein Wort. ich drückte ihm nur warm und innia die hand. Ein Weilchen war er still: dann sprach er ia sam weiter· » ch bin aetommem um Abschied von Dir zu nehmen, Dein-. Jch gehe nach Miinchen zuriiet Jhr Verio ter ist ein tüchiiaer Kausmann —- glaube ich. Aber er bat kein Geld, weißt Du Und sie müßten deshalb noch Jahre warten mit dein heirathen, hat mir das Mädel geschrieben.« i »Ja, aber mein Gott« weiß sie denn nicht, daß Du iie —« Er sah mi beinahe erstaunt an· »Weder so te si« denn wissen? »ich habe siei aetoiß nicht merten las ien. Sie it mi siir ihren guten Freund, u das w ll ich ihr dei Gott auch sein« —- Aber was ich Die Näh len wollte —- ich gehe aiso nach tin chen, und mit dem, was ich vom Ver ter geerbt habe, sange ich e ne staue rei an. Wei t, in einem Vorm-i von Mit-schen eine zu verkaufen; die tsill ich noch etwas ver-großem Und ihr Uerlobter soll den kaufmännischen c l besorgen; davon verstehe ich n ts. Dann wiod er im Stande s sie ou heirathen« Es saß mir etwas in der Kehle, ich konnte ihm iein einziges Wort ermi dern. Nur wieder und wieder habe ich ihm die Hand gedrückt Und trie er dann gegangen ist, hat er actiieiieltz aber zwei aroße, schwereThriinen sind rhm iiber die Wangen geiaufen. Und ich habe an mich halten müssen, daß Ich ihm nicht um den Hals fiel. — — Jahrelansg hörte ich nichts von ihm. Da fügte es der Zufall, daf: nich eine Geichäftsreise in die Nähe Münchens fühttn kurz entschlossen fuhr ich hin über, um ihn einmal zu besuchen. Im Gasthaus ließ ich mir das Abendblatt bringen. Und beinahe das Erste, was ich las, war die Notiz »Der Brauereibetiher Rudolf-tren mahr, über dessen Prozeß wir bereits ausführlich berichteten, wurde gestern in später Abendftunde wegen betrüge rischen Banterotts zu einer Gefäng nißitrafe von drei Jahren verur theilt.« Ich habe das Blatt angeftarrt, als Landen da Hieroglyphen und nicht utlich lesbare Buchstaben. Das war doch nicht ·denbbar, nicht iaßlich »Ein Adreßbuch!« rief ich der Kell nerin mit heiserer Stimme u. So unsinnig net-bös war ich, dal: ich ge raume Zeit brauchte, bis ich seinen Namen gefunden. Und dann fuhr ich unverzüglich zu ihm hinaus. Neben dem großen Gebäude der Brauerei stand eine unscheinbare Villa; hierhin verwies man mich, als ich nach ihm fragte. An der Thür zur Wohnung im ersten Stock stand auf breitem Messingschild der Name »Der-traun Sterring«; und eineTrep Pe höher eine Visitenlarte: . »Nun-us Krettmayk.« Eine Klingel gab es nicht, so tlopf te ich denn an; einmal, zweimal und noch ein drittes Mal. Da endlich naherte sich von drinnen ein schwerer, müder Schritt —- die Tbiir wurde zu einem lteinen Spalt geöffnet, und ich hörte eine leise, laum verftiindliche Frage, wer da sei. Ich suchte meiner Stinkne einen lustigen Klang zu geben« als ich ihn von bietdraußen begrüßte. Er dis nete die Thiir sofort» und mit einer flammen handbewegung forderte er mich auf, iiber die Schwelle zu treten. Nur mit einer Regung geheimen Bangens vermochte ich’t, ihm ins Ge-! sicht zu sehen. Aber er blickte genau; io rubig aus treuher igen blauen Au gen in die Welt wie zumal, nur ein wenig blaß schien er mir. Er sagte» noch immer tein Wort —- also gan ’ der Alte. Ohne viel Umstände — ich wußte. so war’s ihm am liebsten — nabm ich mir einen Stuhl, und er setzte sich mir gegenüber. Das Zimmer, in dem er hier oben hauste, war bescheiden genug möblirt etswai zu bescheiden siir einen Braue reibesiiers, wie mich diinlen wollte. So recht den Eindruck eines Dach stiibchens machte es. Das Schweigen begann mir doch nachgerade auf die Nerven zu fallen, ala er plötzlich sagte: »Du weißt es noch nichti« Ilso doch —- es war leine Täusch ung gewesen vor in. Aber merkwür dig, wie mich die Zeitungsnotiz ge trosfen hatte, wie ein Schlag, brachte das Cingeständni, das in seiner Frage lag, mein lut nicht in schnel lere Wallung. Es lag etwas Bezwins gendeö in seiner Ruhe, etwas, das ein großes Mitleid oder einen theilneh ineärden Schmerz nicht auilommen te . Jch nickte nur als Erwiderung. Denn was mir vorhin als unsinnig erschien, nahm ich fehl als Thatsache hin — nur noch gespannt auf die Er lliir-ung, die sicherlich lommen würde. Und sie tam. . »Es ist ja eigentlich unrecht, daß s ich zuerst von meinen Angelegenheiten rede, nachdem wir uns so lange seit jnicht gesehen haben,« sagte er in ei-« ner gewohnten langsamen Sprech »weise. »Aber Dir sehe ich’s ja an, daß Ding nicht schlecht gebt. lind Jweisii Du —- ich muß wirklich mal imit einem Menschen reden, den ich ’ gern habe, der mich versteht und dem ich vertrauen lann.« Er steckte sich eine Cigarre an nnd dann begann er zu erzählen. »Ich bin damals nach Miinchen ge gangen und habe mich mit hermann Sterrina verständigt. Er sollte tein Angestellter werden, sondern so eine Art Theilhaber — mit einem be stimmten Antheil am Jahresgewinn Dafür hatte er alle- Geschöitliche u besorgen. Das Möbel und er, ce waren beide aliielselig —— und ich habe mich techtschafsen gefreut an ihrem Glück. Sterring it eigentlich der Leiter der Brauerei geworden und ich war so was wie ein Bräumeistm nnd so war es mir gerade recht. Ich habe ein rechta ngenehmes Leben ge macht; nnd ich hatte mit dem ge schäftlichen Theil nichts weiter zu hun, als daß ich die Rapiere unter-» schrieb, die Sterrina mir brachte. Die Brauerei ging sreilich nicht besonders t, ich hatte nur gerade so viel, um anem davon leben zu können. Ster ring aber führte ein großes Haus« fah Geleillcha ten und Mille nnd rat sehr gro rtlg aus. Jch habe nie gefragt, woher er das Geld hatte.s Wenn er’3 mir nahm — wenn er! mich darum betro —- was lag mir an dem Geldes o tam es doch ihr In Stattem sagte Dir schon, daß ich nur zu un erschreiben hatte, was er mir vor le te. Ich that’i, ohne mir die Pa zare anzusehen; znmeist warens lanloeAeceptg die ich ihm gehen mußte. Er bat mir immer erklärt, daß er die Summen noch nicht so ge nau angeben tönnte, deren er gerade bedürse. Jn der letzten Zeit tasn er isnmer txiäusiaer und häufiger — bis er eines Tage-Z ganz aushheh Er war gesto W Was soll ich Dich mit den Ein zelheiten dessen plagen was nun folgte? Jch mußte den Konturs an melden, aber ich hatte von vornherein ieine Aussicht, auch nur die Hälfte der Schulden zahlen zu können Es wurde eine Anzeige gegen mich et fratiet wean betrügerischen Baute rotts ——— da mir die mißliche Lage der Firma schon seit Jahren betannt sein mußte. und da ich es hätte wissen müssen, schon vor einem Jahre wissen müssen, daß ich sie nicht halten konn te. Au Herinann Sterring hatte Rieman einen Verdacht —- umsowe niger als ich durch mein Schweigen alles zuzugestehen schien, was sie mir zur Last legten. Es hätte mir ja auch kaum etwas bei-sen können, wenn ich ihnen d:e Wahrheit mittheiite; war doch ich allein siir die Firma verant wortlich. Um ihretwegen die unter der Last des Unglücks beinahe zu sammenfiel-rochen ist beiasteie ich ihn nicht und ersand den Anderen gegen ijhereineglaubhaste Erklärung siir sein Bernh-winden So haben sie mich denn nun verur theilt. Und ich wäre wohl gleich in dasGesängniß Wornrnen wenn mein hausarzt nicht gegen Einspruch er hoben hätte. Er erklärte, daß eine Gefägnißftrase jetzt fiir mich eimr Todesstrafe gleichtomme; denn ich habe ein schweres herzleiden. Und er bat dringend um einen Strasaus schub. Er ist mir gewährt worden. Ein Fluchtverdacht liegt auch nicht vor.« Er lächelte sonderbar und blickte vor sich nieder. »Weißt Du,« begann er nach einer Weile wieder, »daß sie mich gestraft haben, das geht mir so nahe nicht. Aber das Leid der ungliicklichen jun gen Frau —- das will mir manchmal einahe die Kraft nehmen. Sie muß ihn doch arg lieb gehabt haben, ihren Mann. Und sie nimmt’s gar zu schwer, sdasz er nichts mehr von sich hören läßt.« »Und wer sorgt siir sie? Hat sie Mittel. um zu leben?« Wieder lächelte er ein seltsames Lächeln. »Sie wird le n tönnen,« sagte er sest. »Sie wird eben können —- da rauf vertafse Dich-Aber Du ziirnst mir nicht, wenn ich Dich bitte, inich nun allein zu lassen? Jch habe noch Vielerlei zu besorgen heute Abend.« Jrh habe ihn nicht wieder gesehen.j Er hat sich der Strafe durch diel Flucht entzogen — und es war ders Entriistung iiber ihn in den Blättern. tein Ende. Nach einigen Monaten: aber erhielt ich von ihm einen Brief —- ein turfes Schreiben, wenige Zei . len. von fe ter Hand sicher und ruhig » geschrieben: »Liebe- erundg Nicht wath Du geftattest mir, Dich noch so zu nen . nen? Oder hast Du mich auch ver-; urtheilt in Deinem herzeni —- Nein,l ; ich glaube es nicht, denn Du hast mich allezeit verstanden, und Du wirst s i mich auch jeht verstehen. Nur, um Dir zu erklären, warum ich geflohen bin, wende ich mich noch einmal an Dich. Sieh, ich mußte doch der unglückli chen Frau, Nr ich so sehr liebe, die Mittel zum Leben be chassen. Wie sollte ich das wohl tun, wenn sie mich in’s Gefängniß sperrten —- in’5 Ge fängniß, das mir zum Grab gewor den wäre. Jch muß ja doch leben und arbeiten für fie; und deshalb, lieber Freund, bin ich geflohen. hier itn Ausland habe ich eine Stellung gefunden, die ganz gut be zahlt wird. Ich brauche ja so wenig. Die geliebte Frau ist in eine lteine Stadt gegangen — aus meine Bitten, und dorthin schicke ich ihr, was sie braucht. Sie hat es nicht gewollt aber sie hat's doch thun müssen, ich habe ihr teine Ruhe gegeben. Und nun noch etwas ganz Süßes, und das ist das Schönste, was ich vom Leben gehabt habe; sie hat mich getiiszt und hat geweint, wie wir aus einander egangen sind. Nur Du, der einzige jreun , den ich gehabt habe. nur Du sollst das wissen. Denn Du weißt es ja auch, dasz das wohl das Schönste und Größte ist, was mir ge geben werden konnte. Gedenie Deineö Rudolf Krettmahr.« Die Leute, die sich feiner erinnern, sprechen von ihm voll tiefster Verach tung noch heute nur als von dem Be triiger und Banlerotteurz ich aber shabe nicht aufgehört, ihn in meinem « Herzen wie vor den Menschen meinen Freund Krettmayr zu nennen, und. noch zu keiner Stunde habe ich micht dieser Freundschaft geschiimt. Seine steifem-up Unterossizien »Gegen Sie mir, Einjiihtiger Müller, wozu ist das » Schildethaus das« Einiährigen »Um dem Posten bei Unwetter Schuh zu qewö ren.« Untevoffizien »Da sin Sie aber auf dem Holzwege, Einjähttger; das Schilderhouö hat lediglich den Zweck, die königlichen Montitungs itilcke nicht vertuiinikt werden ver stehen Stet« Verschiedene-.- Standpunkt Frau Cwelche soeben ein neues Kleid liefert bekommen hot): »D Meid it wirklich vtachtvoll qeiungenZ ich bin mal neugierig, was es kosten wird.« Mann: »Ich nicht!'« Wni: Txotische«iiatze. — « Von E. Thielr. Sie saßen im Kaiseraarten und hatten gerade ein vorzügliches Diner eingenommen. Fräulein Grete legte den Löffel, mit dem sie eben das Erd beereis ausgeschmeclt hatte. beiseite. »Mutichen, nun wird es aber bald Zeit, sich zu entschließen, wo wir den Nachmittag ver-bringen wollen« Die verwitiwete Rentier Lehmann lächelte. Sie wandte sich an das männliche Mitglied des Ttios: »Ja, wie ist es, Herr Assessor? Wo soll’s hingeben?« Assessor Kluge schob sein Pincenez zurecht, guckte die Achseln und sandte einen rathlosen Blick aus seinen im meriniiden Augen zu seinen schönen visia-vis hinüber. »Ich weiß wirllich nicht« Mir ist alles recht, was die Damen kesehlen.« »Wie wars denn mit dein Zodi« schlug die Tochter vor und wippte er wartungsvoll mit ihrem·Stuhle. »Ich habe da neulich ein reizendes Kätz chen gesehen. Jch glaube aus Siam. Ein himmlisches Thierchen!« »Um dieses Käkchens wegen?« »O, es ist süß! Frau Lehmann blickte die Schwär meein oerweneno an. . « »Geh-ob Dich doch nicht so wegen einer Kaßet Aber zum Zoo könnten swir wirklich wieder einmal sahren.« ! »Ob« zahlen!« Der Assessor ries’s, beglich an den dienstsertig herbeieilenden Ganhmed die Zeche und bedeutete diesem, ein Auto zu besorgen. Wenige Minuten später hielt ein Wagen vor dem Thore. Die Drei stiegen ein« und in schneller Fahrt gings hinaus nach Charlottenburg. Es war ein heißer Sommertag. Schier unerträglich schlug die Hitze von dem durchglühten Ast-halt zu riiek. Der Assessor legte seinen Shim der, unter dem die Schweißtropfen dick und schwer hervorguollen, beiseite und trocknete mit dem Taschentuch sein rothleuchiendes Gesicht. »Ussf Jst das eine hißei« stöhnte er ein iiber das andere Mal. Frau Leh mann sei-undirke ihm getreu. Nur Fräulein Grete schien sich wohl zu fühlen. Mit unverhohlener Scha densreude beobachtete sie die vergebli chen Versuche ihres Gegenübers, sei ner Transpiration Herr zu werden. »Von der Stirne heiß Rinnen muß der Schweiß," deklaniirte sie, lustig mit den Augen winkernd. »Und warte nur, bald ichwißt Du noch mehr,« seßte sie leiser hinzu. In der schwülen Lust des Raubthierhauses sollte ihm die Hölle noch heißer ges-nacht werden. Was brauchte er ihr auch aus Leben und Tod die Cour zu schneiden! Wenn er der Mutter so gut gefiel, dann konnte ihn die ja nehmen. Jhr paßte er ganz und gar nicht. Seine über triebene Dienstbewilligieit, die ign all ihren Launen nachgeben ließ, pa te ihr ganz iund gar nicht. Es mußte ein Mann sein, ein rech ter Mann· so- etwa, wie Architekt Neuhoser, den sie kürzlich bei dem Sommernachtball in der Philharino nie tennen gelernt hatte, spann sie ihre Gedanken weiter. Unterdeß war der Wagen am Zoo angelangt. So schritten sie denn iiber die iwohlgepslegten Aieswege an dem verschiedenerlei Gethier vorbei. Als erstes mußte der Assessor eine Anzahl trockener Schrippen erstehen, die Peter, der kluge Elefant, mit offe nem Maule auffing Mutter Letf mann huldigte derweilen ihrer Po - sion, den buntfarbigen Rakadiis, die sich mit mißtönendem Gekreisch in den zu beiden Seiten der Wege aus gestellten Ringen schaukelten, das »Mit-vie zu krauen«. Als Frau Lehmann dann den Wunsch äußerte, etwas an Getränken zu sich zu nehmen, beeilte sich der Assessor. die Damen zum Restaura tionsplateau zu führen. Aber Fräulein Grete schmollte. Sie» zog mißmuihig eine Alsonslippe: i »Gott nein, schon wieder sitzen! Ich; werde jedenfalls ein wenig zu deng Raubthierhäusern bummein. Rom-s men Sie mit, Herr Assessor?« ; »Aber Jihre Frau Mutter?« i »Geben Sie nur ruhig mit. Jch’ siße ganz gerne eine Weile allein. Nur( nicht zu lange!« meinte Frau Leh-» - mann. - Sie gingen. Nach wenigen Schrit ten hatt-en sie das große Raubthier-; haus erreicht. Milde lagen die gewal-( tigen Löwen umher« nnd nur verein zelt rannte eins der Wüstenthiere un muthig zwischen den Gitterstäben hin und her. Selbst die sonst so ruheloseni Tiger dehnen ihre langen Leiber aus( dem Boden. Schläfrig blinzelten sie! mit ihren grünen Augen, in denen ess sonst so wild flatterte. Auch die Hei-z neren sremdländischen Katzenthieres hatte sich in den tiefen Schatten ih-i rer hältnisse zurückgezogem s »Du müssen wir schpn in’B Haus’ hinein eben, um an die andere Seite der Käsige zu lommen,« sagte Fräu lein Grete. »Ein-Unten Sie, Herr Assessor!« Als ihnen die sticki e, nichts weni r als angenehm du tende Lust des . nnenraumö entgegenschluf, srng LFräulein Grete mit unschu digemGe-. »Wenn Sie lieber draußen warten »Aber ni t doch!« entgegnete der Assessor. U mit Emphase fuhr er fort: »Mit Ihnen ginge ich in die Hölle hineinl« .Na, nat« Ihr Lachen tlang etwas spöttisch »Sie glauben mir nicht? Jch woll te eine der Bestjen risse sich los, dann würden Sie schon sehen, daß ich mein Leben fiir Jnres einsetze. —— Sie wei chen mir immer aus, efrijulein Grete, trotzdem Sie wissen, es wissen mus sen, daß ich. »O, wie schadet« unterbrach ihn seine Begleiter-im die angestrengt in einen der Käfige hineinschaute. »Se lgen Sie, da hinten liegt das Kätz ,en.« Der Assessor ließ das Ende des angefangenen Satzes in einem Seuf zer ausklingen und blickte ebenfalls durch idie engen Gitterstiibe hindurch. Von dem »siißen« siamesischenKii chen war nichts weiter zu sehen, a s anderthalb Zoll des braungeringel ten Schwanzes-. Der Assessor lockte: ß«—— U-—tz»—Pß-—: Pß — pß·-— pß. Das Thierchen ruhrte sich nicht. Erst als er sich im Bellen eines Hun des versuchte, schnellte der Katzentöp per hoch. Fräulein Gerte ließ ihren weißen Handschuh in den Käfig baumeln. Flugs griss die kleine Psote des hübsch gezeichneten Kätzchens zu und legte ihn neben sich aufs Stroh »Ach Gott, was machen wir nun?« »Den wer-de ich schon wieder her ausbolen,« sagte der Assessor beruhi gend und versuchte, seine Hand durch das Gitter zu zwön..gen Doch er kam nur so weit, daß ihm die Siarnesin einen-Abdruck- ihrer Krallen in seinen Zeigeeinger rrnen konnte. »An versl —- «— pardout Das macht gar nichts! Und er riittelte nunmehr vorsichtig an der Verschluß tlapve. Diese war mit einer Schrau «ben-mutter angedreht. Der Assessor versuchte sie zu lösen; es gelang. Nun galt es, den Handschuh her auszuholen Aber jedesmal, wenn die Hand des Assessor sich vorschob, begann das »reizende« Thierchen zn sauchen und zu spuelen. Das Taschentuch trampsshast an die Lippen gepreßt, sah Fräulein Grete dem Spiel eine Weile zu. Dann saß ten ihre schlankem weißen Finger schnell zu: der Handschuh war geret e »»Seben Sie. mir thut sie nicht5!« iriumphirte Grete. »Ein gerne möchte ich sie haben. Da könnten Sie mir wirklich einen Gefallen thun, wenn Sie mir diese Katze verschafften.« Sie wars ihm einen totettenBlick zu. »Sie wollten sehr Leben stir mich wagen! -— Rauben Sie siir mich die Katze!« Mit einem silberhellen Lachen ver schwand die Eva Verdutzt stand Kluge da. Er, der tönisglich preußische Assessor sollte ei nen Diebstahl begehen? Einen regel rechten Einbriichsdiebstaihl? —- —— — Aber für Grete Lehmann hätte er wohl einen Mord begehen können. — Er miußte ihr den Wunsch erfüllen. Ueberdies war die Sache ja gar nicht so schlimm. Er zog aus seiner Brustiasche ein Lederetui, entnahm demselben seine Visitentarte und tritzelte darauf: ,,Jn Verfolg einer Wette habe ich die siamesische Katze mitgenommen. Jch werde den Werth derselben mor gen ersetzen. Diese Karte wars er in den Käfig. Nun tam der schwierige Theil der Mission, die Katze, sdie eine starke An tipathie gegen den Assessor zu haben schien, zu erwischen. Dabei strich der Wärter andauernd im Gang umher. Doch endlich hatte er’g doch ge schafft Mit einem Ruck wars er das Thier in seinen Zylinder und drückte diesen gegen die Brust. Dann schritt er eiligst von dannen. Aus Seiten-we gen shatte er beinahe den Ausgang er-« reicht, da —- zwischen Lipp’ und Kel-. chesrand schwebt ost der finstern Mächte Hand — stürzte mit gewalti-l gen Sätzen ein Bernhardiner, dessen’ seine Nase den Erbseind witterte, auf den Assessor los. ; Der suchte vergebens seine Beute zu retten· Rücklings fiel er zu Boden, die Angströhre rollte über den Weg, und mit einem Riesensprung sliichtete die Katze in das nahe Gesträuch, nicht ohne vorher ihrem Entsiihrer noch ei nen Krallenhieb auf die Nase versetzt zu haben «n der Nähe erscholl ein silber helles Lachen. Ein Lachen, das dem Assessor gar wohl bekannt war. Schnell rasste er sich aus. Da tam Fräulein Grete und mit-ihr ein Herr. »Herr Architett Neuhoserl — Herr Assessor Kluge!'· »Verzeihung, Herr Assessor!« ent schuldigte sich sdrr Architekt, »für die Ungeberdigteit meines Hundes«. Jch konnte ihn leider nicht zurückhalten. Sie haben sich doch keinen Schaden gethan-r »Nein, nein!« wehrte der Affessor ab, mit einemVerfuch zu lächeln. »Es ift noch alles heil.« Mit einem web müthigem vorwurfsvollen Blick auf Grete setzte er noch hinznt »Lehren Wunsch konnte ich Ihnen leider nicht erfüllen. Empfehlen Sie mich Jhreri Frau Mutter-! —- Adieu!« Er griff feinen Hut auf und ging. Seit der königlich preußifche Bisses for Kluge für eine aus dem Zoologi schen Garten entschwundene fiamefis ich Katze baare 250 Reichsmark erle gen mußte, hat er einen wahren Haß gegen Siam und alle Katzen. Dieser» Haß steigerte sich in’s UnermeleicheJ als ihm eines Tages eine Karte in’s Haus flatterte, auf der sich Grete Lehmann und Architekt Neul)ofer als Verlobte empfohlen. Wir zählen gern die Tage des Glückse-fchlimn1 ift es jedoch, wenn fie nur gezählt find. . Le;ies Mittel. .. -.»-. « ssv v Ob ich dem netien jungen Man-II meinen Regenschirm anbiete, er sieht noch so unverheirathei aus? Hieb Kind: ,,Siag’ mal, Papa, wenn ihr nun eure großen Treibjagden gehabt habt, wohin kommt denn alles dag, was ihr geschossen habt?« Mann: ,,Jn die Stadt! Das meist kommt wohl in die Wildhandlungen.« Frau Uhr-km Mann, der ost Treibet angeschossen hat, einen Seitenbliek su wersend): »Und das andere ins Krankenhaus.« Rette Aue-sieht Junge Frau: »Aber lieber Gnsiav, ich habe Dir doch noch gestern Ade-nd gesagt, Du sollst zu unserer heutiges Trauung eine weiße Holsbinde on legen, nnd nun bist Du doch in einer schwarzen erschienen.« ProsessokI »Jo, in, das hatte ich richtig vergessen. Na, das nächste Mal!« Vom Regen in die Transk Direkfor: »Sie sind sheuie wieder in der Kneipe gesehen worden, Miit ler. Wissen Sie niebi, daß Ihnen das verboten ist?« Gymnasiasi Müller: »Gewiß, Herr Direktor-· Ich wollte io auch nur meinen Reqensehirm holen, den ich gestern stehen !ieß!« Am ungenirtrsteik Herr Meier thrstsabrikant, der bei voller Arbeit Besuch erhiitt): »Man ist doch nirgends ungestört, nächstens wurstle ich oben im Luft ballon!« Ganz recht. »Ich liebe dag Radsahren durchaus nicht, bei all diesen brotlosen Künsten kommt nichts heraus.« »Heinrich Meyer hat aber dadurch doch feine Frau bekommen« »Das saae ich ja gerade immer beimtRadein holt sich mancher was weg. woran er zeitlebens genug hat.'« Spezialität Gnädiae Frau tzum Dienstmäd chen): ,,N·a, Anna, wie haben Sie sich gestern aus Ihre-n Sommervergniigen aniiisirt?« .. , ,,Dienstniiidchen: »O, dank schön, anä’ Frau, sehr aut. Beim Topf schlaaen hab’ ich den ersten Preis de tonnnen.« Gnädiae Fran: »Ja, das will ich aern glaub-en. Topiirblaaen ist ja auch hier Jhre Spezialität!' linversroren. Gepacktriiaen »Bitte 10 Pfennig iiir’s Gepäcktraaen.« Reisender: »Erlauben Sie mai, ich habe kein Grpiick arhabt.« Gepiieiträaen »Da kann ick doch nicht dafür, wenn Sie teen Geisiick haben!« Seine Ansicht »Herr Baron, ich muss zum Ersten um meine Entlassung bitten, da ich mich verheirathen ivilt.« »Ach, papperlappapp, hast gar nicht nöthia zu heirathen; wie vie! Schul J « den hast vn denn-. Selbstbewußt. Vermittler iznrn Lentnant): »Und sobald ich eine Braut für Sie aefnnss den, was kann ich dann iiber Ihre Verhältnisse sagen's« Leutnant: ,,Un—iinn, ja nischt, sa gen Sie, ick bin Leutnant, drt je »nügt« » Fami. i Häuschen kam eines Tages später » als gewöhnlich von der Straße heim. Seine Schwester fragte ihn, was ekk so lange aemacht habe. »Ich habe nur Postbote gespielt Ueberall in der ganzen Straße habe ich einen Brief abgegeben.« »Woher hattest Tu denn alle diese Briefe?« »Du weißt doch, die ans- der Kom mode, die mit einem rothen Bänd chen zufammenaebunden waren.« , Er hatte —— —- die Liedeg·driefe seiner Schwester ausgetragen. Die net-kannte Kur-. . ON Arzt: »Ja, Hesr Hub-V da hilft nichts anderes;.Sic müssen unbedingt das viele Kneipen o.sf;.1eben!« haben ,,Met«vürdig! Jbr Herr Kollege verordnen mir gerade eine Kneipkux·«