Das Burgfräulein. Its-un von Friedrich Friedrich. (2. FortlenungJ »M« dann werde ich etwas früher aufstehen und mich später schlafen le gen,« tH Konrad heiter, da ihn dies nicht einen Augenblick zurückgeschreckt hatte. »Der Aufseher-. an den ich mich dort gewendet, hat nicht nach meinem Alter gefragt, ich werde nach der Arbeit. die ich ausführe, bezahlt, und ich werde zeigen, daß ich arbeiten cann. Morgen früh beginne ich.'« Wohl leuchtete in Barbarcks Herzen ein Strahl der hoffnung auf, zugleich machte sich aber auch die Sorge ukn den noch fo jungen Bruder geltend. «Uebtrfchiisest Du Deine Kräfte nichts« bemerkte fie. »Sei-thue Sorge!« rief Konrad heiß-n zieh Mächte-die Arbeit nicht, da ich durch fee mehr verdiene. Du kanns nun mehr für Deine Pflege M Du Iirft früher wieder genefen und sdasn — dann ist ja Alles gut!« Es traten der Kranken doch die Ihrs-ten in die Augen. als sie diesel-» Qen auf das freudige und doch fefti entfchloffene Gesicht des Bruders rich Me. Er war ihre einzige Stüne und s — was würde ohne feine treue iebe aus ihr und ihren Kindern ge wrden.sein!!.— « Zweites Kapitel. ,Wochen waren vergangen und der Frühling war gekommen, ein war mer. sonnigen duftender Frühling; selbst das ärmliche häuschen am Ende des Dorfes sah freundlicher aus; der Abhang, an dem es lag. hatte sich mit frische-n Grün überzo gen, unter dein Dache bauten Sper dtsge ihr Nest und schwatten so lustig, als ob dort die schönste Wohnung itn san-en Lande sei. Barbarcks Kinder pflückten auf dem Rasen des Abhan ges die weißen Gänsebliirnchen und Ordura selbst war s- genesen, toenn lbke Bannen auch noch bleich ausla Ien und ihre vollen Kräfte noch nicht Duell-gelehrt waren. Ei war Sonntag Morgen und laut klang das Geläute der Glocken über das Dorf durch den stillen Morgen daher, Die Kinder an der band und von Konrad begleitet, verliess Barba ta das bang und sittg langsam die Hochedene hinauf. um die Stätte zu sehe-, wo ihr Bruder seit Wochen ar beitete, von wo neues Leben in die ärmliche Hütte geflossen war. So oft hatte er ihr von den großartigen Unternehmungen des Fremden er zählt, so oft see gebeten, da Alles nn suschauen, daß sie endlich seinen Bit ten stack-gegeben »Mit einem Gefühle freudigen Stol seifchritt Konrad neben-her; er schien Its r in den wenigen Wochen ge oor zu sein, so hob ihn das Ge siiltl,« durch seine Arbeit die Gesund .it der Schwester zurückgerufen und e Noth aus dem kleinen Hause ge bannt zu haben· Der Mühen. die es gekostet gedachte e"r nicht mehr, denn auch ftir ihn war der Frühling ge tot-ernen. Ums dieselbe Zeit führte vor dem Gegenstus des( Gutes ein Reitlntcht Its-ei vReitttferde langsam auf und ab; eines derselben trug einen Damen attel. Ein freier, großer Rasenplah «bnte sich sanft aufsteigend vor dem use aus nnd grenzte unten an den ettämigen Wirthschaktöbof des Gu iexx eine breite Skintreppe führte zu sein hause anf; EvVon einem Herrn begleitet, trat Eva von Hansiein in die Thür, ihre rohe schlanke Gestalt wurde durch Ins dunkelblaue, oben eng anliegende itkleid noch gehoben, und das kleine « reif mit dem blauen Schleier ver-l sieh ihr noch einen übermüthigerens Lehren Ausdruck. . Neben ihr erschien die Gestalt ih res Begleiiees des Lieutnants At tbzer von Schmet, fast klein und Mich. hatte die Unisortn abge t und trug einen seichten Jagdroch in se!bsi diesem Rocke sah man ei cn, saß das Muß zu ihm sehr genau M des Lieutenanti Taille genom m war, und diese Taille hatte schon sst Speis Spottlux wachgekusen. denn Artbur war ihr Vetter und säbiie außerdem zu ihren Verehrern, sn denen es ihr. ais reichen und feibstsiiindigen Beiiherin des Gutes nicht fehlte. Vetter", hatte sie ihm bereits mehr ais einmal icherzend zugeru its will sein-n Deiner Vorzüge stiegen allem Deine Taille i tin-i übertreffiichz ich wiirde Dich rum beneiden, wenn Neid in meinem Cin rittter läge.« Irthnr hatte in feinem Wesen et was Heiles und hervordtiinqendeT er konnte, wenn er den Kneiier in das sage gelte-mai its-»die Frauen szgi , neun-gen e pgqr e r MS und drohend blicken et schien als ob er feiner zierlicksen Gestalt Ost-Ich etwas aufs-elfen wollte. Lei Mädeiterie dies immer an seinem III ndet sure nnd an dem klei — sei-WILL isekne tät alleir M si V II II Un be - setz-I feisnein W einen Ustts Wsibiseu und hart-ric — wsk In III Zither Eiter all M, . sah jedoch so jugendlich aus als ob er in demselben Jahre mit ihr consirmirt worden wäre. Eva verkehrte mit ihm toie mit einem Bruder, see ließ sich seine Aufmerksamkeit gefallen und sah ibn als ihren treuen Begleiter und Mimeraden an. Dies ärgerte ihn am meisten, denn er glaubte seine Cousine zu lieben und war um so eisriger bemüht, ihre Hand und ihr Vermögen zu erringen. weil er längst die Erfahrung gemacht hatte, daß seine Lieutenants-Gage nicht aus reichte, selbst nur um die Zinsen sei ner Schulden zu bezahlen. Sobald er indessen von seiner Liebe sprach, rief Eva lachend: »Lie ber Vetter, Du kennst meinen Ent schluß, überhaupt nicht zu heirathen, »denn ich bin in der aliitllichen Lage s daß ich nicht nöthig dabe, mich in die ? Abbängigteit eines Mannes zu bege 2 ben. Wenn dies aber auch nicht der Fall wäre. so wiirdesi Du mir doch zu gutmiitdia und zu klein sein. und ich glaube nicht« daß Du noch wachsen Mist Du bist überhaupt zum heira then noch zu jung!" Artbur zog dann erzürnt die Brauen zusammen, wandte sich un willig ab, hörte aber troydem nicht aus, Eva’s aetreuester Ritter zu ein. denn er» hatte sich fest in den Ko ge leit, der Mensch könne Alles errei chen, was er mit Bebarrlichleit er strebe. Der Besis der Pleßburg toar sein höchstes Ideal und im Geheimen hatte er schon Pläne der Verände rungen gemacht. die er einst als Be fiier vornehmen wollte. Namentlich wünschte er dann die alte Burg zum Theil wieder auszubauen, um von dem Söller derselben stolz in das Tbal hinab zu schauen. Sobald der Neitknecht feine herrini erblickt hatte, führte er die Pferde vor die Thüre. «Weshalb haft Du nicht den Rappen fiir mich gefaitelt?« fra te Eva tin-willig r Reitknecht schwieg verlegen. .Jch habe ihm ausgetragen, es nicht zu thun«, entgegnete Arthurx adas Thier ist noch zu wild und zu jung. du« haft erft gestern gesehen, wie leicht ei scheut, und ich bin ernstlich beforgi. daß Dir ein Unsall mit ihm zustoßen wird.« Unr Eva? Mund guckte ein fafi spöttisches Lächeln. .Lieber Vetter, ich bin fiir Deine Beforgniß dankbar« , bemerkte sie, »Da vergißt jedoch, das ich fast ebenfo lange wie Du reite. »Der Schimmel iit alt geworden und langweilt mich durch feine ruhige, » gleichmäßige Sangs-eh ein Pferd, )welches nie zeigt, daß es auch einen Willen hat, reizt mich nicht, denn ge rade in dem Bekämpfen des fremden Willens liegt die angenehme Aufre gun .« ASer ärgerte sich jedes Mal, wenn Eva ihn «lieber Vetter« nannte, es klang fiir ihn wie leichter Spott, er bekämpfte jedoch seinen Unwillern »Ich kenne Deine Gewandtheit«, erwiderte er; »wenn der Rappe in defsen seinen Willen durchsehen will, fo reicht Deine Kraft nicht aus, um denselben Fu bändigen.« «Etwa weil ich dem schwachen Ge schlechte an, re!« rief Eva: ,Jbr macht uns eie Schwäche immer zum Vorwurfe und doch sucht Ihr uns stets zurückzuhalten wo wir in die Lage kommen könnten. die Kraft un seres Willens und Armes zu bewäh ren.« Sie würde dennoch vielleicht den" Vorstellungen ihres Vetters nachgese ben haben, da der Rappe in der That am Tage zuvor sehr bedenkliche Un arten gezeigt hatte, wäre in diesem Augenblick nicht ihre Tante Mina in der Tbiir erschienen mit dem Rufe: »Cha! ich beichwöee Dich, das wilde Thier nicht mehr zu reiten! —- Ich zitteee, wenn ich Dich auf demselben sihen sehe, und Du weißt, wie sehr meine Nerven dadurch leiden!« Unwillia blickte Eva sich um; sie liebte ihre Taute, weil sie an derselben weit mehr gute Eigenschaften zn ent decken glaubte, als dieselbe se besessen hatte: es qu aber auch Augenblicke, in denen ihr die Launen und Nerven des « alten-«Ftiigleins -nnertri·tglizh wurden. Liebe Laute, Du sollst ias das Pferd nicht teilen!« gab sie ziem lich kurz ur Antwort, und befahl dem Rest neckst den Rappen sofort siir sie zu satteln. »Herr Lieulenant, Sie selbst haben mir erzählt, wie wild das Pferd ge-« stern gewesen ist« fuhr Mina fort, in fie sieh an Evens Begleiter wandte Sie nannte Arthur stets »Herr Lientenanl«, weil sie befürchtete, der selbe kiinne durch die verirauliche Ve nennunq «Arlbur« sich verleiten las sen, ihr seine LT«««e zu gestehen, und sie konnte dieselbe nicht erwiedern, da sie bebaut-rein alle ihr früher gis-achten ärgeåge ans Grundsatz abgelehnt zu Arthur guckte nur leise mit der Schulter; ei laa darin das Geständ nis, daß er gegen Ew'- Willen auch nians vermöge. Der Ueiilnechr führte bereits den seyen ver - . «DI ticii alo wirklich »das Thier reitenk ftssk n·a noch einmal. .Sewiß«. erwiederte Eva und ftieg die Treppensiufen hinab. Einen Augenblick lang schien Fräu lein von Henneberg zu schwanken, ob sie nervös werden oder sich mit belei digtetn Stolze zurückziehen sollte; fee wählte ’das Letztere, nachdem ihre Augen noch einen durchaus nicht freundlichen Blick auf ihre Nichte ge worfen hatten. M war an das wirklich schön-e Thier, welches unruhig, ungeduldig mit dein Hufe scharrte und den Kopf wie trotzig in die Höhe warf, heran getreten und ftreichelte es. Arthur sprang hinzu, um ihr beim Aufstelng dehiilflich gu sein: ehe ihr jedoch di i gelang, hatte sie den Fuß bereite in den von dem Reittnechte gehaltenen» Steigdiigel gesest und sich leicht ins den Sattel geschwungen. Fest hatte’ ihre band die Zügel erfaßt und eint leichter Schlag mit der Reitgerte strafte das Thier filr seine Unruhe. Das feurige Pferd empfand den Schlag jedoch anders, denn ej häumte sich hoch auf und drohte sich zu über schlagen. Arthur und der Reitinechsi sprangen hinzu, urn die Zügel zu er a en. «Zurüct!« rief Eva und riß ge waltsam das Pferd herum; fie wollte teine Hiiife, sondern das unruhige Thier allein händigen, und es gelang » ihr; über das schöne Gesicht guckte ein J freudiges Lächeln. Nun totaan JBetterl« rief lie Arthur zu undl sprengte in kurz-ern Galopp iiber den Hof hin Arthur war bald an ihrer Seite und schnell ritten sie auf der Thal straße hin bis Eva plshlich ihr Pferd auf einen seitwärts zur Hochebene hinauffiihrenden und wenig betrete nen Weg lentte. »Ur-hin willst Du?« fragte Ar thur, da er diesen Weg noch nie rnii « ihr geritten war. »Den Beten Renno hesuchen«, gab die Gefragte zur Antwort, und wandte den Kon zur Seite, unr sich iiber das Erstaunen ihres Vetters zu anriisiren. . « · Arthur machte in der That ein ei gentdiimliches Gesicht« denn er wußte nicht, od- er diefe Worte fiir Scherz oder Ernst halten folltex der über miitliigen Laune seiner Cousine konn te er eine folche Absicht wohl zu trauen. «Renno?« wiederholte er. .Du kennst ihn ja nicht« »Lieb« Vetter-, gerade deshalb wünsche ich ihn kennen zu lernen«. verfeßte Eva. «Findeft Du dies fo sonderbar? Ihr habt mir ja von ihm fo viele und fo wunderbare Geschich trn erzählt: er tommt als Fremder vor noch nicht einem balde Jcthre hier an, —- kauft eine aroße Strecke Wald mit einem kleinen, iafi ganz zerfalle «nen Juni-schlosse, welches er durch fremde Arbeiter wieder herstellen läßt« und bezieht dasselbe, nachdem et es mit den feinsten Möbeln ausge . ichmiicit dat. Er läßt den Wald zum jTheil ausrodem läßt Straßen anle gen, in den Bera liißt er einenSschccht Tarabem usn Eifenerz zu gewinnen, und das Alles thut er fo geheimnißg Ivoll. Er geht zu keinem Menfchen, Niemand befucht ihn, Niemand er fährt, wer er ift und woher er kommt. Das Alles hat mich neugierig ge macht, ihn kennen sit lernen und zu sehen, ob die Veränderungen, welche er dort oben vornehmen läßt« wirtlich fo aroßartig find.« »Und Du willft ihn nun in feinem haufe vefnchen?« fragte Atti-un Eva lachte iiber diefe Frage. »Jet ter, Die haft deute wieder Deinen un glücklichen Tag. an welchem Du An dere schwer begreifst«. sprach sie; »wenn ich mich auch iiber viele lästige Formen dinwegfeße, lo aelit dies doch nicht fo weit, einen fremden herrn in feinem houfe aufzufuchen Ich will durch den Wald reiten, um die Um aestaltnn en. welche er vort vornehmen läßt. zu eben, and wenn ich ihm dann zufällt begegne, wird ed mir an e nedrn ein, auch feine Perlönlich eit kennen In lernen. denn das Bild. wel ches Du mir von ihm entworfen haft, ift fedr verdeutlich, und ich lande. auch etwas ungünstig aufgefaß. Eine lange, hager-e Gestalt, weiter ging] « Deine Schilderung nicht« 4 » « » » Dein Lieutenant schien bei dieser Eröffnunq ein Stein vom herzen zu ) fallen, denn ihn batte bereits der Ge danke gepeinigt, welche Rolle er spie len werde, wenn Eva direkt aus das hau- det Fremden zuspkengr. »Ich bade ihn selbst nur aus der Ferne gesehen«, entgegnete er. »Gut, ich begleite Dich, wir wollen den Wald durchstreifen, vielleicht gelingt g uns auch, den Einsiedler zu se n.« uWeißt Du denn, ob er wirklich so einsam lebt, wie Du erzählst", wars Eva ein« «Jch weiß ei zuverlässig. Ein Mann. der bei ihm arbeitet, bat es ncir mitgetheilt«, versicherte Artiynn In dein Jagd-schlosse, welches er bat wieder herstellen lassen, lebt er allein init einein alten Diener, den er mitge bracht bat, die übrig-e Dienerschast wohnt in einein Nebengebäude. Eva schwieg-, sie mußte ohne in ihrem nnwkngen Pferde die ges Aufmerksamkeit ibid-nen. Der « führte steil bergan und still ritten sie nebeneinander; Artbur blickte sie spr schend an. Waren ihre Gedanken nochj uns den Freunden gerichtets Ein Ge-; stiksl der Eifersucht ersa te ihn; er versuchte ein anderes Oe frisch anzu lnsllvseen seine Venleiterin schien je doch nicht daraus zu hören «Dn bist Iesiern mit dem Grasen, von weichem der Frei-de den satt aetaust bat, iusanimenaekonmew lennt er ihn nicht näher?« fragte Eva endlich. »Ist-r ein einziges Mal ist der Graf mit ihm zufrininrenaeionrmem da der Kan durch schriftliche Unterhandlun gen abgeschlossen worden ist: er weiß nur« daß er Renno heißt. daß er von Amerika herübergelornnren ist nnd fedr reich fein muß, denn er hat die ganze bedeutende Kaufsuninre fofort in Anweisungen der englischen Bant bezahlt.« »Es-Sprach der Graf sich nicht iiber den persönlichen Eindruck, welchen er auf idn gemacht hatte, ausst« forschte an weiter. s »Er ichilderte ihn als echten Anre ritaner. lalt und einiildig, als einen Mann, der nur fiir das Geschäft i Sinn hat«. aab Arthur zur Antwort; I »wenn er andere wäre, würde er sich nicht so frrenq abschließen« .Wir wollen jetzt schneller reiten«, sprach Eva: »wir haben die Hoch fbene erreicht und der Wea wird Jes er.« Sie ließ idreen Pferde die Zügel schießen und das junge Ihiek minnt so rafch dahin, daß Urthsi ihr taunr zu folgen vermochte. El fchien sie dies zu arniisiren, denn ihr Auge leuchtete, hatte sie doch odnehin am schnellen· tollen Reiten ihre Freude. Vor ihr lag die weit sich hinsioectende hochebene, iiber welche ein frischer Wind hinfahr: hier lonnte sie ihrem Pferde den Willen, die Jugendiraft zu erproben, lassen, schlug doch ihr eigenes Herz schneller und lauter, als sie dahinsprengtr. Leicht sasz fee im Sattel, dg blaue Schleier ihres Hu tes flatterter ini Winde, fie war eine stolze. schöne Erscheint-na, wie sie iiber die dochebene dabinsagtr. A sp « Arthur mußte seinem Pserde sesteri die Sporen geben, nm ihr zu folgen. obschon auch er ein gewandter Reiter war. »Halte Dein Pferd kürzer-P ries er, denn der schnelle Lauf des sausen Thieres ersiillte ihn mit Besorgn s;« schon einmal war es mit dem Reit tnechte durchgegangen, und et wußte, wie leicht dies wiederkehren konnte. .Weshnld?' ries Eva lachend zu riickz «sind wir nicht auch übermüthi get gewesen, ais wir noch jun-g wa ren! Jch erinnere mich. weiche Freu de es mir als Kind gewährte, wenn ich mich einmal ungehindert auslau sen konnte. —- Sieb. dort liegt bereits Nenn's Besikungz er Bot durch den Wald einen Dntchblick hauen lassen. denn ich sehe das aite Jagdschlosz schimmern; dies verräth, daß er doch mehr ist. als nur ein Geschäfts wann.« Jn iuezer Zeit hatten sie den Wald erreicht. Unter den hohen Tannen herrschte heimliche Stille und Dämme runa. aus dem mit Tannennndeln be deckten Wege vernahm man hum den ahufichiaa der Pferde. Eier ist es schön!'« rief Eva, deren Brust durch die Walde-Einst noch hö fher net-oben wurde. Ein Raubveaeh der hinter eiksem Felsen versteckt gesessen hatte, iloa erschreckt ans nnd strich vor Evas Pferde hin. so daß sein Schwingen dasselbe fast berührten; scheu sprang das Pferd zur Seite nnd bäumte. Eva lelhlt war überrascht, und muß te ihre ganze Gewandtheit zusammen nehmen, urn sich irn Sattel Ja halten. Auch dieses Mal gelana ei ihr, das Pserd zu händigem unwillig iiber die Unart, versetzte fee ihm, uin es zu strafen. einige derbe Diebe mit der Reitaertr. Das ohnehin var Auste gung bereits zitternde Thier versuchte zum zweiten Male auszuhiiumem dann schoß es wie ein Pfeil dahin. «halte die Zügel sestl ——« es geht durcht« —- ries Arthur erschreckt: er ritt aus dekn schmalen Wege hinter ihr und war nicht im Stande, ihr zu stille zu eilen. Eva ahnte die Gefahr, in der sie sich Mand, noch nicht; erst als das Pferd dein Zügel nicht mehr inr Ge ringiten qehorchte, wurde sie gewahr, daß ei durchgegangen war. Jhr sonst! to muthiaes herz guckte doch erschreckt» zusammen, Zell-we Wort, daß ihre Kraft nicht ausreiche, um den Willen des Pserdes en händiaen, hallte fest ihr im Ohre wieder; nicht einen An nhltck lana verlor sie jedoch die kassunth seit hielt sie sich im Sattel an. Da wandte lich »der Weg Möhlich sur Seite und hag; in einen engen und liefen hohler-es ein. Vor lich in gerin ger Entfernungeterhlickte sie eine Frau rnit zwei Iei- n und einen jungen surschenz das Mut wich and i en Wangen, denn hier war an ein us weichen nicht mehr zu deutet-. ,halt! —- hnltt ——« rief ihr eine laute Stimme entgegen. Sie riß an dem Zügel, daß der Riemen sich tief in die weiche band eindriiclte, —- die Kraft ihres Armes reichte nicht auc; — es flimmerte vor ihren Angen; — ? vor sich lal) sie nnr eine Frau und « zwei tleine Kinder: sie hätte laut auf lchreien und nm Hülfe rufen mögen; ihre Lippen Heringten den Dienst. Es war Konrad-, der mii seiner Schwester nnd deren Kindern in dem hohlwege dahinschritt; er war vor-! ausgegangen alt er den schnellenl hullchlsg des Pferde- vernnbrnx er’ wollte zurückeilem uns letne Schwester zu lchühen nnd zu retten, er war et, der Eva das »Stil« polit« ent gen riei; —- er lam zu spät. Ee lass wie Barbaren die ihre Kinder ängstlich seitwärts an den Felsen gedrängt hatte, von dem wilden Pferde nieder wptgen wurde; eine flilchtige Se nnv nna buntelte es vor seinen Un m, dn warf et lieb mit dein Schmetze der Bergwelflun dem wildenleiere en n; er eefåte den Züneh einige itte lnn wurde er t arise lchlekih dann berlchltitt M dahin-v i und neues feine schöne Reitetin zu Boden. Konrad kümmern sich unt das Burgfräulein nickt; er selbst war mit sur Erde gerisien worden. allein chnell raffte er sich wieder auf und eilte zu feiner Schwester-. welche be sinnungilos dalag. von deren Stirn Blut rann. Er warf sich neben ihr nieder, hob ihren Kopf empor und tief laut ihren Namen. Die Ohnmächtige gab tein Lebenszeichen von sich, die Kinder weinten laut, als sie das von Blut überftrömte Gesicht der Mutter ekle-lichem L Arthur lam herangesprengt, er" hatte das Unglück gesehen. ohne hel sen zu können; er sprang vom Pferde und eilte zu Eva. die bewußtlos da lag. Ratblos stand er da; Eva rührte sich aus sein Rasen nicht; er eilte zu Konrad um ihn zur Hälse zu holen, er tiittelte ihn an der Schulter. als er aus seinen Nus nicht hörte. Erbittert, mit dem Schmerze der IBerzwetsluna in der Brust, sprang Konrad aus; sollte er Derjenigen hel "sen, bie tbn hatte priigeln lassen — durch welche seine Schwester umge ritten worden wart Und wenn er durch eine Bewegung der Land sie hiitte retten können. ihr od wäre ihm eine Genugthuung gewesen! »Zu rück« ries er heftig, und sein Auge leuchtete so unheimlich und wild, daß Artbur in der That zurückwickn Arthnr eilte wieder zu Eva; was sollte er thun? —,.Vsllia rathlos stand er da und angstvoll blickte sein Auge umher, um Hiilse zu suchen. Ein Mann erschien oben an dem Rande des Hohlweges, eine große, stattliche Gestalt, es war Renne. Ein einziger Blick zeigte ihm. was gesche hen war und schnell kletterte er den Abhang hinab und eilte zu der schö nen Reiteritr. Arthur erkannte ihn und theilte ihm das Vorgesallene mit stockender Stimme mit. Nenno schien taum aus ibn zu hören: er beugte sich zu Eva nieder und bob deren Kot-s empor-: sie rührte sich nicht. Wie sie mit bxeichen Wangen und geschlosse nen Lippen dalag. war sie wunderbar schön: ihre Rechte hielt noch lrampss hast die Reitgerte umschlossen. »Wer ist schnelle Diilse nöthiFP sprach der Einsiedler; er sprang. one Arthur’i Antwort abzuwarten, einige Schritte am Rande bee Hohlweges empor und vsiii dreimal laut aus ei ner lleinen Pseisr. Kaum girei Minu ten später erschienen oben mehrere MZUMH hastig winlte der Amerilag ner see herbei, sie gehörten zu seinen Arbeitern. »Bei-rat die Dame hierin mein Hausk« befahl er: »bebt sie mit der aröszten Sorgfalt empor und tragt sie dann rechts hinaus. dort ist es moglich und bie Entsetnunsa ist am tiirzestenf Als Konrad die Stimmen der Männer hörte, sprang er aus und eilte tu ihnen. »Hättet inein- Schwester — iie stirbt.« ries er mit der Angst der Verzweiflung tFortsehung solgU Ide- seit-. Nach einer Meldung aus Stock holm erhielten die Eltern Sven He hing am :51. August Abends von dem Vrivarsetretär des Vicelönigg von Indien ein Telegramm aus Sinsla daß sich Sven Hedin nach anfirengen der erfolgreicher Reife bei 1uter Gesundheit befinde. Die An tunft« in Simla werde anfangs September erfolgen. Damit ist die Sorge dehohen, die durch das lange Stillschweigen des liihnen Forschers die wissenschaftliche Welt und feine Freunde nnd Angehörigen um sein Schicksal erfüllte. Zugleich erhalten aber auch dadurch die bisher vorliegen den Mittheilnngen von Sven Beding band erhöhten Werth. An die Erfor schung des heiligen Sees Marias-iro toar schloß ein mehrwöchentlicher Auf enthalt, dann aber, nachdem noch eine Reihe von Lamatliistern ausgesucht war, bricht Sden hedin auf zur Er forschung der Quellen des Indus. Nach langwierigen umständlichen Ver handlungen mit den Behörden von Bariha tritt er nur mit fünf Mann und sechs Pferden die Reise an. Es ist ein abenteuerlicher und hindernißreis cher Ritt. er siihrt mitten durch ein völlig nnerfarfrhtes Land; aber auch diesmal überwindet die Zähtgteit des Reifenden alle Schwieriateitem und endlich kommt auch der Abend, an dem die Reisenden am Singisladab, am »Warst-, aus dem der Indus hervor lommt«. von den Pferden steigen. Den Tibeianern gilt der Ort als hei lig, hohe Steinmonurnente sind aufge thiirmi und auf einer selsigen Platt form erhebt sich ein tunstvoll ausge mem- Oiittekrpixv. . » j ’ »Man tann sich vorstellen, mit wel chen dankbaren und frohen Gefühlen ich hier stand und die Quellen des Jndus vor mir lab, wie tie bier aus dem Berge bervorsprangen Ich stand da und blickte auf den bescheidenen kleinen Bach, wie er da hernieder raulchte in die Täler. und ich darbie an die mannigfachen Veränderungen die er erfahren muß. ehe in einem immer währenden Crezeendo lein Gelang ausllingt in die raulchende Music des Ozeans, zwilchen den Klivven vonl Karaebi. wo die großen Schiffe lieaen( rfnd ibre Waaren aus- und einladen. Ich stand da und bewunderte Alexan der von Maredonlem der, als er von 22 Jahrhunderten den Indus liber sebritt, eine ferne Vorstellung batte von der Quelle dieles Flusses, and ich genas das Mktleim der erste Eu Iropiier zu sein« der seinen Ins an die lQuelle des Indus setzte , Von hier aus ftvird die Reise in snordöstlicher Richtung bis etwa zum 32. Breitengrad durch völlig unbe lanntes Gebiet sortgeseit Dann wendet sich die lleine sarawane nach Westsiidwest und erreicht schließlich arn 26. September Gartot, wo Sven he din wieder zu dem zurilckgelassenen Haupttrupp seiner Expedition stößt. Sven Hedin selbst spricht davon, daß das Schicksal ihn bei diesern Zug durch Tibet besonders begünstigt habe; ob gleich diese Reise nicht zwei Jahre währte, sind ihre geographischen Re sultate doch reichhaltiger und wichti ger. als die während feiner vorigen Reise l1899----1902) gewonnenen, und sie übertreffen auch das Ergebnis al-: ler früheren Expeditionen durch Fidei Alg einen der größten Eindrücke von dieser wechselt-allen Fahrt durch das Land der Lamas schildert der Forscher einen Marsch um den heiligen Kailas. den heiligen Berg. den die Tiheianer auch den Rang Rinipoche nennen. Nach dern Glauben der hindus lebt hier auf dem Gipfel des Berges Siwa in. sei- . nein Paradiese und nur hin und wie der steigen die Götter zu den Ufern des Manasarotvar - Sees hernieder. urn in der Gestalt weißer Schwiine iiber die silbernenfflutden dahinzualei ten. Durch alle Thäler, iiher alle Passe der Nachbarschaft ziehen all jährlich Tausende von ehrfiirchtigen schweigsamen Pilgerin in tiefes, welt abaewandtee Sinnen versunken. zu dieser heiligen Stätte. Männer, Frauen mit ihren Kindern, das Grei senalter neben der Jugend. der büßen tse Verbrecher neben dem meditirenden Geistlichen, fo ziehen sie daher und su chen hier einen Abglanz der Unsterb lichteit, ehe fte in das Thal des Todes eingehen. Sven Dedin sieht ans dem We e zwei junge Lamas ans Kham i gehen nicht wie gewöhnliche Pilger, mit ihrem Leibe selbst scheinen sie die Strecke zu messen, die sie von dem Ziele ihrer sehnsüchtigen Inbrunst trennt. Lang ausgestreckt liegen sie aus der Erde. über dem Kopf selten sie die Hände und beten, machen dann ein Zeichen in die Erde« stehen aus« schrei ten bis zu diesem Zeichen· werfen sieh nieder nnd beten wieder. Aus diese Weise währt die Unitreisung des Berges gegen zwanzig Tage, und dieie beiden Lama wollten zweimal die Reise zurücklegen Der eine wollte nach Ableiitnng seiner Pilgerpslikht heinitehrenx der zweite aber, ein jun-· get Mensch von taum zwanzig Jah ren, wied den Rest seines Lebens in einer dunklen Grotte an den Usern des oberen Tsnngpo verbringen. Denn bei den Glänbigen aill diese Selbst-i ansopserung, dieses Leben in Dunkel heit« Abgeschlossenheit nnd tfinsamteit als verdienstvollster Weg zur Sena leit. Jni seierlichen Znae werden diese freiwilligen Dulder nach der höhle gesäbel, bis ans eine tleine schmale Oeffnung wird die Höhle dann ver schlossen, nnd alltögtich tornmt ein rathgelteideter Mönch. um durch den schmalen Spalt dem Einsiedler eine Schüssel mit Speisen zu reichen. Der Mann, der da drinnen hast« wird nie mehr das Sonnenlicht sehen, er ist fiir die Menschheit gestorben. - »Wir standen draußen und ich sraate einen Lntnapriester, ob er Uns sprechen hören könne. lsr antwortete: »O nein, er kann weder hören noch se ben; er ist Taa und Nacht in tiesste Meditation versunten.'« Nur daran· das-. atn nächsten Tage die in denspalt geschohene Speise verschwunden ist, weiß man, daß er noch lebt. An dem Tage aber, wo die Schitsiel unberührt sein wird, wird man wissen: er ist ar storten. Diese Selbstaukopseruna ever ist teinestoeas eine Ausnahme: erscheinnna; sehr ost sindet man Stör ten, wo weltadaervandte Einsiedler in ewioer Nacht und erviaem Schnssiaen ihr-n heiligen Betrachtungen Mit-hän aen und den Tod erwarten. In itinaa z. B. hat ein Lama in dieser Weise 69 Jahre gelebt. Er mußte wie alte Lamas in sitzender Stellung sterben und damit der Todesamps ihm hierin nichts anhabe, nimmt er schon dei der Einmaueruna ein lleinss Soli grstell mit in die Höhle. das ihn in der Stunde des Todestampses stützen soll. Als einen der herrlichsten Genüsse schildert Sven Vedin die Kirchentnusil der Tibetaner. Die menschliche Stimme steht hier im Mittelpunkte; hell and tlar ertönen die jungen sti schen Stimmen. aber durch schwere duntle weiche Draperien sind sie aller Schärfe, ia man möchte sast sagen, at .ler Wirklichkeit entlleidet; in weiten Mienen halten dann die Klänge durch sdie gewölbten Galerien der grosken TTempelbauten und einen sich zu ergrei ssenden Eheraesiingem zu wundersa )men hyrnnen von Frieden, Liebe und Sehnsucht Dazwischen aber tönt ge diirnvst der melancholiiche Klang der Baswseisen oder das rhytmische Klin gen von Zirnbeln, bisweilen erheben ldie siliiten ihre Stimmen zu lauten hellen schritten Melodien und von den Wänden des Tempelhoses nnd den Dächern hallt dröhnend der dumpfe Schlag der Trommeln wider. «Dann oder wieder überwindet die Menschen stimme das choos« in weiten entrei senden Attordrn steigt der Ehoraesana aut. «er trägt empor und sort von den Leiden dnser Erde-· . . .« " m u nie . »M- iw « W- W «