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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 16, 1908)
Stizze von Rorbert Fall. Ich denn ungern Streichhiilzchem um mir in r Nacht die Treppe hin auszutenchtern In der schwärzesten Finsternis ver seine ich nie die ersten Stufen, steige mit Leichtigkeit empor, erst zwölf-Stu sen, dann fünfzehn, dann eine Bie gung nach link-, und ich bin an der KorridoriThiir. Ich brauche nur vie hont- gerade auszustrecken und ich habe das Metallpiättchen, welches das Schlüsselloch versteckt — ein Druck nnd ich bin im Korridor, vier Schritte und ich bin an «der Thür meines Zim mers. So war es in meiner alten Woh nur-g. Im Frühjahr zog ich aus, und ich mußte wider Willen mich die ersten Abende mit Streichhölzern versehen, um mich Nachts in dem unbekannten Hause zurechtzufinden Ich wohne zwei Treppen hoch, da aber der Wes del Bat-deren noch ein hochparterre eingeschoben hatte, so muß ich eigent lich drei Treppenabsiitze empor. Ei sind Rundtreppem breit, wenig iteii, nnd die ieste ist mit einem dicken Läuser bekleidet. Acht Tage wohnte ich schon da und batte mich jeden Abend vor dem Nach bausegeben, sorgfältig mit Streich hölzern versehen, bis ich eines Abends beim herausholen meines hausschliiss seli sah, daß ich tein einziges bei mir hatte· Schon überlegte ich, ob ich mir nicht aus dem nächsten Wirthshaus ein Miclchen holen sollte, aber ich mußte über meine Aenastlichteit lö cheln. Was an diesen drei Treppen nicht schon zu erklimmen war. Ein mal rechts, einmal links und ich war oben: ich mußte mich doch ohnedies gewöhnen. bald im Finstern nach hause zu neben, wie ich es in meiner alten Wohnung gethan habe. Jch schloß also aus, schloß die schwere haustbiire wieder sorgsiiltig zu und ging die Treppe hinaus. Es war stocksinster. Die ersten zwei Trep penabsäde hatten leine Läusen das hatte ich mir wobl gemerkt, erst der dritte, der zu meiner Wohnung führ te, war belegt. Ich konnte also aus leinen Fall meine Wohnung verfeh len. Mich an der Treppenbriistung haltend, stieg ich schnell hinauf, ich lies sast und mertte erst, daß ich den Läuser schon unter den Füßen hatte, als ich wobl schon die Hölste der Treppe zurückgelegt haben mochte. Noch einige Stufen und ich mußte am Ziele sein. Aber es wurden immer mehr und mebr Stufen. War ich in der Schnellialeit schon zu hoch ge gangen? Das wäre unvorsichtig ar wesen, aber jedenfalls muss ich die Treppe zu Ende steigen. Ich taste mich vorwärts, der Boden verbreitert sich, ich bin also arn Ende-. Rechts siible ich das Geländer der Treppe, die weiter in die oberen Etagen führt. Sie bat leinen Läuser und siihrt wohl zur vierten Etaae, ich bin also wahrscheinlich in der dritten Etage und darum eine Treppe zu hoch ge nanam Wie ärgerlich! Jetzt muß ich rnich’ zu den Stufen zuriicltaiten uub zu Mein-er Etage heruntersteiaen. Die Finsternifi ist undurchdrinalich und ich must die Wand besüblen und be iasten. um mich zu orientiren. Die Treppe muß tu meiner linken liegen. und wenn ich aeradeaus gehe, muß ich sie finden. Nach einigen vorsichti ken Schritten bleibt der vorausschreis ende Fusi in der Luft, meine Hand stößt an ein Geländer, ich bin also auf der Treppe. Vorsichiig taste ich niich an die Wand, steige abwärts· Ich zahle zwölf Stufen und bin am Ende. hier must die zweite Etage sein. Ich bleibe wieder ein Weilchen stehen, um mich zurückzufinden Jch erinnere mich ganz genau, daß links von der Treppe die Thür zur Wob nung meiner Wirtbsleute liegt. Ich muß mich also linker hand halten, schreite vorsichtig aus und fasse beim Tasien den Metallrina der elektrischen Klinqet Der Ring wiirde noch nicht die richtige Stelle geben, daß ich an derselben sei, denn die Klingen-or richtuna ist wohl an allen Wohnungen des hauses in gleicher Form ange bracht. Aber meine Hand streift ein Viechschildchem dann befiihle ich den Rand einer mir wohlbekannten Visi tenkarte, mein Fuß siöszt an eine Schubbiirftenoorrichtuna und ich er äeinne mit Freuden, dasz ich zu hause n. Schnell hole ich den Korridorschliist el aus der Tasche, schließe aus, klappe ie Tbiir u und will nun zu meinem Zimmer. te ich mich aber nach rechts wende, muß ich sieben bleiben, in un mittelbarer Mibe höre ich die regel mäßigen Atbemztine eines Schlafen den. Ich bleibe sieben und lausche ne spannt nach der Richtun. Sollte mein Zimmernachbar fo kr ftia atb men, da man es durch die Tbiir hört? Den der kinfternisr sind alle Sinne schärfer und das Ohr fängt voller auf, was es sonst nicht so deutlich hört. Ich will weiter. aber in dem selben Auaenbliek knarrt ein settges stell. und ich höre ein Räufpern nnd gleich daraus wieder den regelmäßi gen Mitein. tiotfichtia aelie ich weiter. mein Fuß stößt an ein Bett und die geradeaus halte-e band faßt an das dichte Faar eines Kopfes. Ich sucke zufam Ien nnd weiche entsett iuriich Ich bin also doch irre aegangen und bin in einer fremden Wohnt-nat « Iber das mein SchlllIel die Tdikre let-sei Solch ein ufall konnte fich merbin in einem use sit-en Use ich aber bier in fremder Wohnung. is « » besann ich mich jedenfalls auf einem « Korridor Seltsam aber, daß hier Je » man-d schlief. Jch mußte also entwe der eine Etaae zu tief oder zu hoch ges-» » gangen sein. der war ich in, der rech- l tkaen Etage un battr die gegenüber ltegendeWohnuna aufaeschlessenZ All-e l diese Gedanten zuckten mir durch den » Kopf. Jch mußte mich fest so schnellk z als möglich entfernen. Jch gebe einen f ;Schritt nach rückwärts, trete lauter :an. als ich will, und der Schläferi krauspert sich wieder. Jetzt tnarrte i das Bett, ich höre deutlich, wie er sich inmwendet Das Geräusch. das ich ;vernrsache, batte ihn im Schlafe ge stört. Jch halte mich mänschenstill Hund bemiibe mich, im Finstern die iRichtuna nach der Tbiir zu finden. MeineHand aeradeausstreckend, schreisj te ich lanaiam und vorsichtig ans . .. Da regt sich wieder der Schläfer. ( Wie. wenn er jetzt erwacht Und « hört, daf; ein Fremder im Hause ist? Mir llopst das her-i bis zum halte empor. Wenn ich ietzt nicht gleich- die Tbür finden würde oder iiber einen Geaenstand »stolpere, daß der Schla fende vollends erwacht — wenn er mich anruft, wenn er sich aufrichtet und mich fiir einen Einbrechek hält? Er tann Lärm schlagen oder schießen wie aus einen Dieb. Mit jähem Schrecken höre ich wieder das Bett tnarren. Der Mann bewegt sich, und ich glaubte, einen hellen Flimmer in der dichten e,’finsterniß zu sehen. lkr scheint sich zu bewegen und aufstehen Fu wollen. Wenn er jetzt Lärm macht, bin ich verloren. Mein Herz klopft mit lsiirbaren Schlägen und ich wage nicht, mich zu rühren. Mit angehalte n»etn Atbem starre ich in die Finster nifz. Die Gefahr« in der ich mich so plößlich befinde, treibt mir eine jähe Hitze zum Kopf, mir brummen die Schlafen, aber in einer plötzlichen Energie taite ich mit der rechten hand, stoße an eine Wand, fuule michs facht an dieser entlang « sie schien» endlos zu sein — aber plötzlich stoße; ich an eine Thüriüllung und eini Schauder der Erleichterung geht mir? über die Brust und den Rücken. Mei ne Hand zittert leicht, aber sie findet» schnell den Drücker, die Tbür öffnet sich und bebende. mit möilichster Ge rä·uschloiigteit schließe ich sie hinter mir zu. Tief atdme ich auf· Aber wo be finde ich mich ietzt? Wenn der Mann da drinnen durch das Zudriieten der Ihiir erwacht ist. tann er mich doch noch inrnier absassen. Doch jede Schnelliaieit wäre ietzt aefiibrtich Wo befinde ich mich aber? Pech schwarze Finsterniß rings um mich. Ich durchwüble alle Taschen nach ei nem Streichbiilzchem Jn ieiner ein zigen finde ich was. Mein Parte monnaie mit dem ganzen Jntialt würde ich ietzt für ein Schächtelchen Wachsiiinder neben, und mir fällt die bettelnd-e alte Frau ein, die mir in der Leivziaer Straße die Ziinddölzer bit tend binaelialten bat.... Eines wird rnir in der Finsternifz klar, ich mufi setzt die Trevpe errei chen und sie ganz binaniersteigen Unten anaeiommen, werde ich bei gui ter Vorsicht mich zurechtfinden und dann nochmals behutsam und mit Aufmerksamkeit die drei Treppenab sätze hinaufsteigen und dann die rechte Thür nicht mehr verfehlen. Aber wie ietzt die Treppe finden? Ich taste langsam und vorsichtig. Schrittchen fiir Schrittchen; taste mich die Wand entlang und bin bald an der Treppe. Jch fasse nach der Brüstuna und steige hinab. Ich trete hart auf und merke, daß lein Läufer die Stufen bedeckt, ich bin also ohne Zweifel in der ersten Etaae oder im Hochparterrr. Aber die Stufen neh men lein Ende. Jch werde stutzig, halte inne und ietzt merie ich, daß die einzelnen Stufen kleiner, die Treppe schmaler ist. Auch die Brüftung fiihlt sich anders an. Was ist das fiir eine Treppe? Bin ich denn irre oder ver wirrt mich die Aufregung. Jetzt steige ich weiter hi unter. Plöylich trifft mich Dämmer chein, ich trete auf bar te Fliesem ich bin an einer offenen Thür, und wie ich sie durchschreite, stehe ich plößlich in einem von hohen Mauern umgebenen hof. Riesige Mauern, darin die Fenster wie schwarze Löcher. Ein neuer Schreck durchfährt mich· wo bin ich denn iekt wieder hingera then? Nun wußte ch’ö. Ich war die hinterireppe dinabgeganaem die »Zum Hofe führte. Wie war ich aber zur Hintertreppe geionnneni Kein Zwei fel, ich hatte in dem Korridor, in dern der Mann schlief, nicht die Thiir zum Flur, sondern zur Hintertreppe eriavpt. Was nun? Wieder densel ben Wen zurück? Um keinen Preis der Weit? Also mich ruhig diniauern und den Morgen erwarten? Schon fühle ich, wie mir die Energie schwin det und ich dern Gedanken nachgeben will. Aber noch eines muß ich ver fuchen. Vielleicht die groer Hofihiir öffnen und ich iann ins Borderinus langen. Ich iappe mich vorsichtig En. Sie ifi gefchioffen Apathifch lrne ich mich an fie an. Von drau Zn her höre ich das dumpfe Rollen r Drofchten Da iiberkornmi mich der Gedanke, ob ich nicht aar in ein fremdes Baue gerathen bin. Das scheucht mich auf. ich riitile an der Thür, fie qibt nicht nach, aber ich ek ienne ein niedrigei Seitenihiirchen, das offen fteht. Schnell fchiiipfe ich durch, ganz qeradeaus, dann eini e tsieinftufen empor, und ich befi e mich an der Dauethiin Es war mei ne wohlbekannte dausihiir. Schnell fchloi ich fie auf nnd war auf der Straße Hoch athmete ich in einem Gesiihl der Freiheit aus. Streichlfolzer schassen, war znein erster Gedanke. Ei war ichon seht spät und tein Restaurant mehr offen. Da nutnpelte eine Droschte ooriider und ich ries den Kutscher an, ov er nicht Streichhiilzer habe. Jch reichte ihm 50 Pfennige, nnd verschlaien dol te er ein Packet aus der Tasche. Wie einen Schau trug ich das Päckchen nach Hause. Nun hatte ich Licht, nun war alles aut. Jch schloß auf, zündete an und stieg schnell vie Treppe empor. Bald war ich an der Thür, an der mich meine Visitentarte vertraulich anla che(t. Jsch öffnete schnell und getäusch los und ilavvte die Thiir trästig zu. Wie ich mich umwandte, stand ich starr und riß vor Staunen die Augen auf· Aus einem Feldbett lag ein tät tiaer Mann mit wirren, dichten Haa ren nnd arinste mich verschlafen an. »Wie kommen Sie hierher?« fragte ich und leuchtete dem Mann ins Ge sicht. »Ach. entschuldiaen Sie«, sagte er, aus der Verschlaifenbeit sich aus raisend. Jch bin heute von außer halb zum Besuch meiner Schmägerin eingetroffen, und da sie mich nicht anders unterbringen tonnte —- wissen Sie —- hat sie mir im Korridor auf einem Feldbett ausbetten lassen.« Jch sah ihn noch immer erstaunt an, und er lächelte. ,,So...dann verzeihen Sie meine Störung ..... « saate ich und ging mit verwirrtem Kovs in mein Zimmer-. Ich war also vorhin doch ganz richtig gegangen! War aus meinem Korridor, hart an meinem Zimmer-, und hatte so viel Angst und anniitzes Jrrwandeln aus zustehenl Nun lachte ich sast. Ver dammte Finsterniszl Verdammte Un vorsichtialeitS Daß mir von nun an sa lein Streichbolz in der Tasche set-it! Gestern aing ich« wieder im Finstern nach Hause. Jhr Trick. Eine lustige Geschichte von Paul Bliß. Als der Sommer ins Land tam und die jungen Frauen daran dachten, wie sie es anfangen sollten, ihren Männern diesmal die übliche Som merreise abzuschmeicheln ——- zu dieser schönen Zeit besuchte Frau Lucie Halm ihre beste Freundin Ella Ber gen um mit ihr iiber diese augen blicklich wichtigste Frage zu berathen. Als Lueie die Freundin begrüßte, sah sie zu ihrem Erstaunen. daß Ella rothaeweinte Augen hatte. »Aber Ella, was fehlt Dir denn?« sraate sie erstaunt. Unter Thriinen berichtete oieFrenn din: «Denl’ Dir nur, mein Mann will mir diesmal keine Sommerfri sehe bewilligen!« T Lucie sah erstaunt aus und fragte « dann: »Weshal«b denn nicht?« ; »Er sagt, die Reiten seien so schlecht: man müsse sparsam sein.« Lucie zog die seinen Brauen ein wenig hoch, sann einen Augenblick nach und sagte daraus: »Du hättest Dir vom Arzt die Reise verordnen lassen sallen.« »Aber das that ich ja!« »Und dennoch sagte Dein Thrann nein?« »Dennoeh! Das ist ja, was mich so empörtt« Nach einer tleinen Pause sraate Lucie: »Sag· mal, war es nicht bei ser aewesen, wenn Du nicht so ehrlich, sondern mit etwas List und Filnajeit »voraegangen wärst? Du weißt Doch. « daß alle Männer anisten sind-also muß man sie eben bei ihrer schwacken Seite zu packen suchen.« »Dann habe ich keinen Augenblick aedacht'«, schluchzte Ellax ich «!aubte eben, er wiirde mich so liehen, aß er mir jeden Wunsch erfüllt hättet« «Optimistin!« spottete Lucie, indem sie sich verabschiedete »Na, vertan nicht gleicht Vielleicht lann ich Tit später einen quten Rath geben« Als Lurie allein war und ihrer Wohnung zuschritt, bedachte sie allesJ nochmals -—— undlächelnd kam sie zu dem Resultat: Nein, ich werde lsci meinem Mann die Sache anders an sanaen, damit ich mir keinen Korb hole! Frau Lucie Oolm wollte natiirlich auch verreisen, und zwar war dag idhllische Waldbera das Ziel ihrer Sehnsucht, aber sie hütete lich woh!, dies ihrem gestrengen Hausherrn zu verrathen — o nein, dazu war sie zu llugt Sie versuchte es lieber, aus in direkten Wegen zu ihrem Ziel zu ge langen. Ali sie mit ihrem Mann beim Mittagessen saß, das sie gerade mit besonderer Sorgfalt batte zubereiten lassen, sagte sie plötzlich: Fehlt Dir etwas, Kritik Der Gatte, der beim besten Appe tit war, sah ganz erstaunt aus, blickte sie an und fragte: »Wieso soll mir denn was sehlen9« »Dein Aussehen gefällt mir nicht«, ent eanete sie ganz ruhig. r sah in einen TaschenspiegeL lä chelte dann und sagte endlich: »Un sinnt Ich sehe aenau so aus wie sonsi; übrigens siehst Du doch am be ssten an meinem Appetit, daß mir nichts sehlen tann.« Luete wurde ernst, alt sie weiter sprach: »Der Appetit will gar nichts besaaen, tm Gegentheih gerade Kran le hohen ost einen geradezu unnatür lichen Invetit.« Lächelnd wandte et ein: »Du willst nzch wohl schon zu den Sehn-erkran t rechan Sie aber sprach ruhig und ernst weiter: »Nein, lieber Frth —- Scherz beiseite» --- ich habe Dich schon seit mehreren Tagen genau beobachtet, — ich wollte Dich nur nicht«deiinruhigen, weil ich d chte, es würde sich bessern, —- es ist aber bis ietzt nicht besser ge worden; —- in der That, Dein Aus sehen heiinruhigt mich wirklich! Deine Gesichtssarbe ist ja ganz gelblich« Jeyt wurde er aber doch unruhia. Indessen beherrschte er sich schnell wieder, um sich teine Bliiße zu neben, und erwiderte mit geniachter Heiter leit: »Du siehst Gespenster, Schay! Jch siihle mich so wohl, ivie selten vorheri« Frau Liicie guckte mit den Schul tern und sagte: »Nimm die Sache nicht so leicht, lieb-er Fritz! Achte lie ber ein wenig aus Dich! Die Sache beunruhisgt mich ernsthaft." Wiederum versuchte er zu lächeln; aber es blieb bei dem Versuch; das beänastizaende Wort der Frau setzte sich in seiner Einbildung fest und wurde ium nagenden Zweifel Gleich nach Tisch ging er in sein Zimmer und unterzoa sein Aussehen einer durchaus eingehenden Prüfung —- er befühlte seinen Puls und sein Herz, lontrollirte die Pulse nach der Uhr und besah sich so lange in Spie gel, bis er auch wirklich fand daß seine Frau entschieden recht hatte, seine Gesichtssarhe war gelblich und nicht normal Während dessen stand die lleine Frau am Schlüsselloch der Thür und belauschte ihren Mann, und als sie ihn vor dein Spiegel stehen sah, wuß te sie aenua —— sie hatte sich also wirt lich nicht gestiiuscht, sie hatte wirklich seinen wunden Punkt getroffen! s- II Schon am Abend desselben Tages wollte es dem Hausherrn nicht mehr so recht schmecken, obgleich Frau Lneie ihm seine Lieblingsspeise zubereitet hatte. ; Als er nicht aß, fragte sie erstaunt: :»Schmeckt es Dir nicht, Fritz? Du « nippst.ja lanm.« »Ich haben keinen rechten Appetit«, entschuldigte er sich. »Ja, ist Dir denn nicht wohls« sragte sie mit zärtlicher Besorgniß. T »Das kann ich gerade nicht sagen«, Jentgegnete er leicht verlegen, »aber ich sbabe gethan, wag Du mir gerathen z hast, ich habe mich beobachtet, und ichs zglaubr. daß ich wirklich teine gaan s gesunde Farbe babe.« - ’ »Gehst Du, wie recht ich hatte!·« i Er nicktr. »Ich glaube, mit meinem s Magen ist es nicht ganz in «Ordnnng;« ich werde mal unsern Doktor des-halb befragen.« Jetzt nickte sie auch. Das tbu’ nur, Frist-« Aber weißt Du, so schlimm wird es wohl noch nicht sein, daß Du deshalb hungern müßtest, ——- bitte, lang’ doch zut« Doch er blieb standhaft, er aß nur sebr wenig, so schwer ihm dieser Ver zicht auch wurde, denn es nnr ja sein Leibgericht. - Und während der nächsten Mehl zeiten wiederholte sich dasselbe -— er aß sast nichts mehr. »Aber Mann«, bat sie, »iß doch knebrl So trank bist Du doch gewiß noch nicht, daß Du Dir solche Diiit auferlegen rniisztest.« Doch auch ietzt blieb er fest. »Besser ist besser'«, sagte er, »mit dem Magen itt nicht zu spaßen.« Da wurde sie energisch. »Aber wenn Du Dich wirklich nicht roon fühlst, lieber Fritz, so lassen wir aoch den Arzt holen?« Und et, «drr dies heimlich schon längst geplant hatte. sich bisher aber nur noch nicht so recht entschließen konnte, ex sagte nun ein wenig klein lant: »Ja, lasse ibn nur kommen!« Da atbmete die kleine Frau heim lich wie befreit auf. It I — Als der Arzt karn. hatte Fritz ges rade eine geschäftliche Besprechung, und so empfing ihn Frau Lucie al lein ! »Nun, was fehlt denn Ihrem i Maan eigentlich?'« fragte der Arzt, s als er der kleinen Frau galant die s Hand tiißte. s Sie lächelte schelmisch und sagte sein wenig «;ögernd: »Sie kennen ihn i in schon, Dottorchen.« Der Arzt nictte lachend. » »Als-) hat er sich wieder etwas ein gebildet?« Lucie nickte. »Er fürchtet fiir sei nen Magen.« I Wieder lachte der Arzt. ; »Seht Magen ist aber unverwüst « lich.« » »Das wird er Ihnen dnch nicht » glauben!« »Nun, so werde ich ihm zur Be » ruhigung etwas llnschiidliches ver « schreiben!« Da lächelte Frau Lueie ihr lieb Hliches Lächeln und sagte: »Vielleicht wäre es besser, Sie vergrdneten ihm eine tleine Reise s— so eine, die auch mir nichts schaden könnte!« »Ach so« —- tveiter sagte er nichts, aber er sah sie an und lachte; und end lich fragte er mit ganz leichtem Sar kasrnug2 »Dann tennen Sie wohl ge wiß auch schon den Badeork, der — Ihrem Manne dienlich sein dürstet« Und mit leichtem Erröthen ant wortete sie: »Ich denke, daß Waldberg uns gut bekommen wird.« »Nun, dann werde ich wohl daz selbe denken müssen!« Lachend küßte er the die band. Eine Viertelstunde später verord » nete der Arzt Derrn Trih Hohn einen sechswöchentlichen Au enthalt in Bad Waldkrgn i se- i - ? Nun w das Ehepaar wohn-eth ten in dein idhlltschen Badeori. Fris- thut genau, was der Arzt ihm ver-ordnet hat; er lebt diät nnd regel mäßig, trinkt den Brunnen und geht viel spazieren, nnd fein Appetit wird von Tag zu Tag besser. io daß » Mich und nach seine alt-: Eßluft tviederfinvet. Und Frau Lucie thut, was sie als gute Frau ihrem Manne schuldig ksti ss sie pflegt ihn treu und brav; zwi schendurch hat sie aber doch noch Zssit und Gelegenheit genug, aus der Kur promenade und zu den Coneerten alle ihre reisenden neuen Rohen zu zeiget-J to daß sie voll auf ihre Kosten totnth Eines Tages belani sie einen Briesj von der Freundin Ella, die noch ims« mer klagend daheim saf-» »Was folls ich bloß thun? Gib mir doch einenl guten Rathe- oxa sie sichmnichn s Der lonnte Lucie ihr gutes Heer nicht mehr länger unterdrücken und siel gab der Freundin einen guten Rath! «.—.----—· Wie der Groß-vest- Sehmveu Ue zahlt-. Jn einer Plauderei über das Trinkgeldgeben erzählt ein Mitarbei ter des ,,Gaulois« eine amüsante Anetdote aus stonstantinopeL die ein Landsmann von ihm mit dem Groß lvesir erlebt hat. Der Vorfall liegt einige 20 Jahre zurück. Der Groß wefir schuldete dem Franzosen eine ziemlich hohe Summe: er war nicht gesonnen, sie zu verlieren, sondern wurde nicht müde, den tiirtischen Großwürdentriiger immer von Neuem s an die Schuld zu mahnen und ihn znl fragen, ob er dem Gedanken einer Rückzahlung nicht in irgend ei ner Form nahezutreten gedachte Dem Großwesir wurden die reget mäßigen Mahnungen allmählich zu lästig, und eines Tages sagte etl schließlich dem Franzosen: «Schi5n.l ich werde bezahlen." Es war der Au- i genbliel, in dem der Großtvesie aus« zufahren pflegte. Er iiihri den Gläu biger höflich zu einer Kalesche, einem offenen Landauer. »Bitte. steigen Sie ein.« Der Franzose ist über rascht: »Aber nach Ihnen, Hoheit.« »Aber bitte schön, steigen Sie nur ein.« Eine Zeit lang tauschen die Herren Komplimente. Als sie endlich im Wagen sind, hat sich längst eine Menschenmasse um das Gefährt ver sammelt. Zwei oder dreimal fährt die Equipage iiber die großen Plätze von Pera. Dann läßt der Großtvesir halten. »So, mein Herr, jetzt können See aussteigen, Sie nno oezayn. »Aber Hoheit, verzeihen Sie, ich ver stehe nicht . . .« »Gehen Sie nur nach Hause, Sie werden schon verstehen Elernen.« Der Franzose glaubte an einen schlechten Scherz, und etwas inißmuthig schlendert er heimwärts-. Vor seinem Hause ist ein großes Ge: dränge, und Rorridor und Raume sind voll von Menschen; Türken, Griechen, Armenier, ein wirregDurchs einander. Sie alle kommen, um den -Franzosen zu beglückwünschen, sie ha Eben gehört, gesehen, erfahren, daß er Hmit dem Großwesir so gut steht, ja sogar mit ihm spazieren fährt, und si-: Tbitten um seine Protettion Nun be greift der Gläubiger die Worte des Großwesirs. Und da der hohe Wür denträger dies selbst als seine Bezah: lung bezeichnet hatte, überwindet er seine Bedenken. Nach laum zwei Stunden hat er soviel lleine Ge schenke und große Geschenke bekom men, daß sein Guthaben längst gedeckt ist. Sorglich schreibt er die Wünsche und Beschwerden aller Bittsteller aus, und am nächsten Tage besucht er den Großwesir. Lachend empfängt er ihn: »Nun, was habe ich Jhnen ge sagt.« »Sie haben Recht, Hoheit, aber was soll ich nun mit den Bittschriften all dieser braven Leute machen? »Die bewahren Sie sich als Andenken an mich aus und sorgen Sie sich nicht um das Recht derer, die Sie ,,brave Leute« nennen . . . ff HDie alten Lateiner als Stenogra ! phen. Das Britifche Museum hat nach seinem neueften Bericht ein Lexiton erworben, das eine Sammlung latei nischer stenograwhischer Symbole ent hält. Diese find bereits im Alter thum erfunden worden und werden auf einen Freigelassenen des Cicero, Namens Tullius Tiro, zurückaeführt. Ein anderes interessantes Stück ist eine Tafel aus dem dritten Jahrhun »dert vor Christi Geburt, die in den .damaligen ägyptischen Schulen zum Unterricht in der griechischen Gram ;niatil benutzt wurde. i s —-·-.-.---O Ein Seemauncftückasem »das wohl Erwähnung verdient, brachte anläleich der verschiedenen Negatten auf der Kieler Bucht ein Fähnrich zur See fertig. Eine An zahl Fähnriche waren mit einem Offizier in einer Dampfbarlafse hin ausgefahren Einem der Fähnriche, der »achtern« stand, fiel durch eine Unvorsichtialeit seine Uhr in’s Meer. Jn blitzschneller Entschlossenheit sprang der junge Mann. vollständig angezogen, mit einem gewaltigen Hechtsprung in das Wasser. tauchte nach seiner Uhr, erwischte sie auch glücklich an der Kette und schwamm nun lachend zu dem Schiff, das auf den Ruf »Mann iiber Bord« zurück takn und den Muthigen auffischte. Ist-. . Und ein Vertrauen setzt meine J neue Herrschaft auf mich!.. Die zwei Mont’, die ich nun bei ihr bin « durft’ ich die ganzen Küchenausgabeä « ins meiner Tasche auslegen!" Dir Intchtssmr. Hausfrau nenerwartet nach Haufe tommenwz Aber, Minna wag fällt · dir ein, du haft ja zwei Soldaten in « der Küche? « Minna: Ach, knischulikgen gnIiU Fta-u, ich fürcht» mich allein gar so« sehr! -. Daan allerdings. . Arzt: ,.Medizin hat auf Ihre . Krankheit keinen Einfluß Sie mitf- « sen sich vor allen Dingen Bewegung, . niachen.« Patient: »Noch mehr Bewegung« ich qinube, ich« mache mir schon BL wequug genug-« Arzt: »Wieio, wag sind Sie dennk« Patient: »Ich kassire Rechnungen· ein« —-.—- I Ueber feine Verhättnitir. Student As »Hast Du das Zim mer genommen-W Student B.: »Es sollte zwanzig Mart tcstcn...mie kann ich bei mei uein bescheidenen Einkommen so viel schuldig vieiben!« Bravsiehtigt Unteri editing-richten »Warum ha ben Sie diese Auftlärmq nicht gleich gerieben Sie hätten dann nicht die ganze Heit in Untersuchung zu sitzen brauche e.n T« Arme-tu zittr: »Das wollte ich ja eisen, ich list-e doch augenblicklich keine Arbeit!« Nicht to schlimm. « Nian tdic Atten durchbiötternd):. »Mein Gott, Sie hab-en ja ihr halbes ! Leben in den Gefängnissenszuge-« bracht!« · Strolch: mich hin aksr noch ziem Ilicli jung« Herr Richter!", Selbttersknntniß « , Sie sind eben erst veriobt und E dränqsen nun schon auf die Hochzeit? Wenn Ihre Braut sich nur beten-IF i einläßtt Sie will Sie doch gewiß erst aeniuer kennen lernen. s Bat ), dunn thut sie g erst recht nichts Unvkrfkoten l l Rentim » ...ich habe meine Joch ter zu lieb um sie an einen ver Ichuldeten Lebens-um zu versctyleudekn der es nur auf ihr Geld- abgesehen i)-nt!« Bett-derben »So! Hm -- Sie haben ) ja noch eine ä l t e re Tochter « ha Hen Sie dir auch so liebs« i i Lichcuvwütdiq. Sie: »Schatz, was würdest Du «l)un, wenn ich in diesen Strom fal len ioiirde?« i Er: »Deine Schwester heirathen« , Paradoxon . ?.:1»Werden Sie fiir die Witze, die »Sie fiik die Zeitung schreiben, be ohne« Mö: »Meine-i Sie, ich mache meint Witze zum Spaß?« i Gelungen. Söhnchen (eines Wein-händ!ers): . ,Tutele1en, da in dem Buche siehst I guter Wein läßt sich nur ans Trauben ? m ochen!« Weinhäniiler: »Unsinn wobst haste das- illiärchenbuch, Mai-Mk Verbliimt. . Unteroiiiiier Czum Retrnten des ein Vactct mit Wurst auspaclt: »Was ist daH, Haber?" »Ein Gruß aus der Hei-noth!« »Hei Vater mich nicht auch grüßet lassens" Tu- große Mand --'X »Das Concekt ist furchtbar III Iveillig!...Kellnek, geben Sie U ’mal eine Zeitung, damit ich das Gähnen verbergen kann!« ,,W«ünscheu Sie die «Time6·..« oder vielleicht den »New York-r Herald"?'