Uebraika Staats-Anzeiger und IfceroldF « Jahrgang 29. Gränd Jstand, Nebr» Z. Oktober IMM. Muteiter ThciU Nummer 7. — Schweigen. Von Elimar von Monstet berg. Die Stille und das Schweigen ist mit werth, Dann formen die Gedanken sich zu Thaten, Web« dem. der sich der Schwätzet nicht erwehki — Das Schaffen kann ver Stille nie entrathen! Und so ist auch der tiefsten Liebe Sein. Wenn sich zwei Seelen zueinander neigen, Dann hüllt ein Wissen und Vetfiehn sie ein — Was sollen Worte? Machtvollet ist Schweigen. —- - JhrGarten. Von Seravphine Wittes. Man saß fröhlich plaudernb in dem gemietheten Garten des Herrn Walter zufammen. Schöne Rasta nienbäume gabrn reichlich Schatten. Die von Papa Walter selbstaeizimx merte Laube, umrantt von wi dem Wein, nahm sich sehr niedlich aus. Und mit großem Stolz zeigte die an muthige Frau Walter ihren Gästen die großen Nutzbeetr, wo die Kartof sel üppig in die Höhe schoß und an kreuzweise arteaten Stöcken Bohnen und Schoten emportletterten, mit ihren zarten, tteinen Schmetterlings fliiaeln eine hübsche Ernte verhei ßend. Auch anspruchslose Blumen g:d es da, in zicrlich mit Muscheln ausgelegten Beeten, Garanien und Männertreu, Fuchsien und Levtoien. Alles war mit Liebe und Freude ge psteat, das konnte man auf Schritt und Tritt fehem Während nun alle an dem weißge deetten Tischchen in der Laube den duftenden Kaiser tranken, wunderten4 sich die Damen, wie doch der Fraus Walten von deren gartenbaulichenl Talenten bisher nichts bekannt ge worden war, dieses alles so schön ge-1 rathen sei. Frau Walter sagte lachend, sie hätte es einfach orobirt, und es wäre» ihr aegliirtt. Sie wüßten es wohl: »An Gottes Segen ist alles gelegen.« » «Ach,« sagte ihr Gatte fröhlich, »sie; allein hat nicht alles Verdienst; ichs habe gegraben und begossen und ge-! schuftet, daß es eine Art hatte. Frei-i lich, die Idee, das Feld zu mittinn tam von ihr! Alle Achtung! Eines; Tages als ich ziemlich müde und ab-; gespannt heimtam und mich schon bereitete, ihr verdrossenrs :an ver härmtes Gesicht zu sehen und die täg lichen Klagen über das Dienstmäd chen und die viele Arbeit zu hören. tani mir Emile sreudestrahtend ent gegen. Ich muß sagen, mir wurde etwas beklommen zumuthe. Ich ver 2nuthete, irgend etwas Schreckliches hinter dem ungewohnten Anblick. Aber sie sagte mit einem selbstbe wußten Lächeln: »Weißt du, Hans, ich habe ein Feld getauft.« Jch dachte an einen lauen Witz. Aber wahrhaftig, ich freute mich, daß sie überhaupt noch fähig war« Witze zu machen. So antwortete ich promot: »Ei, Frauchem willst Du darauf Maulbeerbäume pflanzen?« Aber Emilie machte ein ganz belei digteo Gesicht und setzte mir rnit ver bliiffender Sachtenntniß auseinander, daß es viel viel vortheilbafter wäre, Rüben und Kartoffeln zu bauen. Sie brachte ein Buch für Gartenbau zum Vorschein und stellte an der Hand der darin enthaltenen Rathschliige schon eine qanzen Plan für unsere Par zelle zusammen. Ich konnte nicht mehr zweifeln. Sie hatte einen Gar-» ten!« I »Frau,« tagte ich, so ernst ich tonn te, »weißt du nicht daß ich nur ein tleiner Beamter bin? Wie tannft du dir solchen Luxus gestatten? Woher haft du das Geld?« Das sagte ich aber nur des Anstands halber. Jrn Grunde habe ich mich noch nie iiber ihre Ausgaben geärgert. Sie ist eine sparsame, häusliche Frau. Das wißt ihr-»ja. Nur ein wenig zu häuslich! Zu philisteriös. Wie sorgfältig sie auch den Staurb von den Mbeln wischt, den Staub des Allta s weiß sie nicht abzufegen von den erhält nissen, vom Leben.« »Was-te ste nicht!« unterbrach ihn Frau Ernilie. »Aber jeht lafz wick toeiter erzählen. Duns, du schmückst die nebensächlichen Dinge zu sehr aus und tonrrnst nicht zum Kern der Sache Dann aebft du aar nicht mit historischer Treue vor, und erzii ft Dinge als nachher geschehen, die ch« vorher eeeianeten Austerbern haben litr unsere lieben Freunde meine see-I lilchen Eigenschaften nur tm en en; Zusammenhana rnit ben Geschebni ens ein tieferes Einmeth · Und Athem holend, sprach sie weiter: »Ich hatte damals eine kleine Summe aespart. Dafür wollte ich mir einige hübsche Küchengeräthe lau fen. sdie ich mir schon lange gewünscht hatte, welche aber· nicht gerade unent behrlich für mich waren. Nun legte ich noch einige Mark dazu und halte das Glück, vasür ein paar Minuten entfernt von unserem Hause einen schönen Garten zu erstehen. Bis zur Bebauunal Das lann aber noch ein paar Jahre hing-eben, und so lange gehört der liebe Garten uns.« »H.1b’ Sie aar nicht für so genial gehalten, eFrau Walter,« saate Herr Haber, der im Rufe stand, bei jedem Anlaß etwas Unpassendes zu sazaen. »Für so genial schon,« versuchte seine Frau gutzumachen, »aber — wie soll ich nur sagen —- nicht für so — siir so lebenssreudia. liebe Emilir. Sie schlossen sich ja von aller Welt ab und führen ein schreckliche-H Ein siedlerleben Nie sah man Sie aus einem unserer harmlosen Beranii: aunaabende, und Ihr Gitte aing Sonntags immer allein aus trübselig und nachdenklich wie ein Stroh-nüt wer. Wie kamen nur Sie aus die sen (7insall?" Frau Emilie überlegte ein Weil chen. Dann entschlosz sie sich: ,,3chließlich seid ihr ja aute Freun de! Und dann en Nutz und From men dars man schon so etwas erzäh len. Also hört! Sie riiniperte sich wie ein richtiger Erzähler und be gann: »Bei uns im hans war nicht alles fo, wie es sein sollte. Ich war juna und unerfahren, als ich Hans heirathete, nnd mein Wille alle-I be sonders aut zu machen trieb mich bald sozusagen auf Wege· Ich wußte in der Arbeit nicht maßquhaltem ver stand es nicht« im rechten Augenblick abzubrechen, übertrieb alles und ra clerte mich ab vom Morgen bis-Abend. Die Arbeit wuchs mir bald iiber den Kopf, ich wurde ihre Stlasvin, statt ihre Herrin zu sein. Auch mein Dienstmädchen war sehr geplagt: in keinem Hause, sa te sie, würde so viel aefiitzt«und gestifbert wie bei mir. Ich war aus diesen Ausspruch stolz wie auf ein Lob und vermehrte nur meinen Eifer. Es aab sür uns beide den lieben, lanan Tag tein freies Stündchen. Das Mädchen wurde mißveranüat und launisch und ich auch. Zlm Abend» wenn Hans heim tam, aina ich ihm verdrossen, schlecht aetämsist und anaetleidet entgegen. Waate er darüber eine Bewertung zu machen. »dann fuhr ich los: ,,J.1. du du weißt nicht, wie sehr ich mich Pla aet Ich mischte mich auch hübsch ma chen wie andere und mich pflegen wie früher! Aber dazu habe ich teine Zeit!« Hans psleate dann zu sagen: »Aber, liebe-S Kind, »du hast ja ein Mädchen!« Das war sür mich aber nur ein Anlaß mich aeäraert über das Mädchen auszulassem über ihren aerinaen Fleiß, ihren schlechten Willen, ihre Untüchtialeit usw. Ei nen andere-a Gesprächsitoss gab es nicht mehr zwischen uns. Seufzend lehnte Hans manchmal meine lang weiliaen Leeremiaden ab, dann sahen wir einsilbig, verbittert und verstört nebeneinander. Ich sühlte mich durchaus vertannt von ihm, und er aab es aus« daheim Ersrischnna und Freude nach den mannigfaltigen cZeug-ern feines Berusölebens zu su n· - Unsere Enisremdnna wuchs immer mehr· Wir bezeiaten keinerlei Inter esse an unseren gegenseitiaen Erleb nissen, und jedes trug seine Milbe und Last allein. Es aab gar keinen Bereinigunquunki siir uns. Sonn taaS, wenn Hans mich einlud, mit ihm fortzugehen, war ich dermaßen Tit-ermüdet und veräraert, baß keines von uns irgendwelches Veranüqen an solchen Ausgänaen hatte. So ge wöbnien wir uns beide daran, daß hans allein qina und ich daheim aus rubte. Das steigerte nur meine Ver bitteruna. Weil ich selbst aus einem über-mäßigen Sparsamskesitstrieb mir versagt hatte, Ausgaben siir meine Person tu machen, nahm ich es Hans sehr übel, daß er sich hin nnd wieder tleine Freuden oder notknoendige Augaaven gestattetr. Ich wurde un gerecht und machte unbillige Forde runaen, was ibn wieder veranlaßte, auch meine billigen abzuweisen, um seine Freiheit aeltend zu machen. —— So ainaen die Jahre dahin, und über unsere frühere Liebe zoa sich endlich ! eine araue Schicht von Müdigkeit und Unfrieden. Es war sehr irauria. »Auch Hans hatte alle Freiheit und -«Heitrrieit verloren, er war entmutbiai ! und unlustia wie ich. ! Da eines Taaes unterbrach eine ; schlimme Nachricht das Einerlei unse « res Lebens. Meine Schwiegermutter twar schwer erkrankt und wünschte, ; uns beide vor ihrem Tode noch zu se ; ben. hans nabin Urlaub. Ich rüstete i siir die ziemlich lange Reise. Ei eraab I sich aber, daß ich rnsolge meiner über itiebenen Sparsamkeit und Gleichgil tiakeit nicht ein einziges gutes Kleid befaß und kaufte mir ein einfaches, dunkles Reifetleid; es war nicht tbeuer und kleidete mich vorzüglich. Hans, obwohl von seinem Gram er füllt, fah mich wohlgefällia an und sagte: »Schau, was für eine elegan te Dame! Jch wollte, du sähest im mer so ausk« Ich bestellte schleunigst mein Haus, überließ unsere-m Mädchen dieWirth fchaft, und wir dampften ab. In den ersten Stunden stand ich immer am Fenster unseres Koupees und blickte hinaus. Nicht satt sehen konnte ich mich an de;n Grün der Wiesen und Bäume und dem stillen Blau des Himmels. Ich vergaß ganz, welchem Ziel wir entgegenreiftem und mir wurde feiertaasfroh zumuthr. Ja; lächelte Hans dankbar zu, er war anfangs befremdet von mein-er an scheinend freudigen Stimmung, aber bald aina iLun ein Licht auf, und er sabLmich mitleidig an. Dann sagte er. ein wenig traurig und bitter: »Siebft du, Emilie, jetzt haben wir auf einmal Zeit und auch Geld fiir etwas, das außerhalb un serer täglichen Arbeit liegt.« Ich fuhr zusammen. Plötzlich wur de ich mir bewußt, zu welchemeecke wir durch all die Herrlichkeiten fuh ren. Und ich stammelte: »Ja, das ist doch et.v.1s ganz andere-:- —— ein Unglück!« Hans wollte daran etwas erwi dern, aber er schluctte seine Worte wieder hinuter. Ich aber begann über dass wenige, was er gesagt, nachzudenken Ja, auf einmal hatten wir Zeit und auch Geld! Wie, wenn snan auch ohne solchen äußeren Zwang sich hin und wieder etwss Gutes gö:«nte. Welcher Jubel, zum Beispiel, wenn wir diese Reise zur Mutter unter glücklicheren Verhältnissen aus freien Stücken gemacht hätten! Wie dani bar wäre mir Hans für eine solche Anregung gewesen, nud wie wohl hätte es mir gethan, einmal beraus gulommen aus der täglichen Trübsal. Und auch innerhalb des hauses selbst, wieviel Freuden konnte es da geben, wieviel traulichePlauderstiinds chen, wieviel innige Stunden, wo man einander seine stillen Gedanten, seine tiefsten Herzensregungn offen bart, wo man sich ausspricht iiber al les, was die Seele beschwert, und von denen man getröftet, beruhigt und er hoben wie-der in den Alltag zurück kehrt! Und am Sonntag hatte man dann auch noch frische, äußere Freu den oder die Natur anfznsuchen, wag beides so belebend und erquickend wirkt auf Geist unsd Herz. Jch sah meinen Hans an. Was von all dem hatte ich ihm gewährt? Seine Stirne war schon durchfurcht, feine lieben blauen Augen hatten allen Glanz verloren. »Wie hatte er sich so scbr verändert! Mir traten Tdränen in die Augen. Ein tiefes Reuegefiibl übertam mich. Wie vom Blitz erhellt sah ich auf einmal den Jrrweg, den ich ein geschlagen. Und wie ich die Schuld deutlich und tlar vor mir sah, er blickte ich auch deutlich und tlar den Weg zur Besserung. Gott sei Danks Noch war es nicht zu spät! Dann sind wir beim-gefahren, fröhlichet und ver gniigter als zur Mutter. Dean die war entgegen aller Voraussxcht wie »der gesund geworden. Ich war auf der Rüdreise so när risch und vergniiiat wie niemals vor her. Hang meinte, daß ich nur iilser die Genesuna seiner Mutter fo froh lockte, und war gerührt. Aber ich war so glückselig« weil ich gewissermaßen eine Auferstehung ae friert "k;atte, Auferstehung aus leor beit und unverniinftiaier Klein-lichten zu freierem, freudiqerem Leben. Anna, unser Mädchen, war sehr aniaenehm überrascht, als es plötzlich eine andere, mildere Hausordnuna gab. Statt dreimal wurde die Küche nur einmal wöchentlich aescheuert. Auch wurden nicht täalich die Sachen und Sächelchen, Decken und Deckiisen im Salon einer gründlichen, nervens aufregenden Söuberuna unterzoaem man putzte und säuberie diesen wenig benutzten Raum eben nur dann, wenn es dort etwas zum Säubern gab. Ich vereinsachte den Haushalt nach den Regeln der Vernunft und Einsicht, und mir wurde wohl dabei. Niemand erlitt davon Schaden, aber jeder bes aann sich daheim wirklich heimisch und gut zu fühlen. Auch Anna, die nun Zeit sand. Abends in ihrem ge liebten Roman ein paar Seiten zu verschiinaent Ich ionnte mich nun immer mei nem Hans widmen und that das mit tausend Freuden. Nicht nur« daß ich aus unserer her-fliehen Gemeinschaft selbst so sehr viel Gewinn zog. ich hatte auch noch die Genuathuung, zu set-n. wie mein Lieber auftha.ute, wie sich bei unseren gemeinsamen Ueber legiungen alles so einfach klärte, wie manche Sorgenfalte, mit der er heim gekommen war, so bald im häuslichen Frieden verschwand-. Das war alles so schön und so gut! Und snerkwiirdigerweife san-d ich noch immer einen Ueberschuß an Zeit, ein unverhofftes Plus, so daß ich da mit nach Belieben schalten konnte. Da sah ich, als ich ein-es Tages spazieren ging, diesen schönen Garten mit einer VerpachtungstafeL Jch er innerte mich, wie Hans immer von dem Garten an seinem Vaterhaus schwärmte und sich seiner gärtneri schen Fähigkeiten nicht genug rühmen konnte. Hm, dachte ich, die Küchenanrichtr oder den Garten? Dann überlegte ich mir, daß sich an der Anrichte nur! eins, an dem Garten aber zwei Men-l fchentinder freuen würden. Und —; da pachtete ich eben den Garten. ; Dann haben wir zusammen hier ins unseren Freistunden gearbeitet und sind dabei fröhlich und selig geweseni wie in der Kinder-Seit oder wie in un serem Flitterjahn Bennbrt habe-UT wir das als ein schönes Oteheimnisz s bis ich sand, daß wir liebe Freunde Hier sehen könnten, zur Vervollstän Diana-g unserer Freuden Seht, dass ist ietzt die Geschichte unseres Gar iEIiL. « Die Freiheit der Luft. Bis-lang haben sich die :c«tenschen darauf beschränkt, aus der Erde und aus dem Meere sich einzurichten, ih ren Besitz abzugrenzen und ihre Be ziehungen Du regeln. Nun tritt ein Neues in die Erscheinung: Der Lust raum ist erobert worden. Eine Revolution, wie sie größer noch tein Geschlecht aus Erden erlebt, fängt an, sich vor unseren Augen zu entwit tun. Durch die Erfindung des lenk: baten Luftschifses tritt ein ganz neues Vertehrsgebiet, eine ganz neue Ver tehrsmöglichteit ins Leben, und damit drängt sich gebieterisch die Frage auf: Wem gehört die Lustt Bis jetzt haben die Staaten ihre Hoheitsrechte geltend gemacht für das Staatsgebiet zu Lande und für das die Landesgrenzen umspiilendeKiisteni nie-er im Umsange von ungefähr 3——5 Meilen. Früher machten sie auch An spriiche aus das Weltmeer selbst gel tend; die Engländer, die Portugiesen und die Holländer stritten sich jahr lznndertelang um den Besitz des Mee res. Seit Grotiug das Prinzip des freien Meeres aufgestellt hat, ist das Meer mit den das Küstengebiet betref fenden geringen Einschränkungen Ge ineinbesitz aller Völker geworden. Aus die Luft haben die Staaten bisher tei ne Ansprüche erhoben, weil die Mog lichteit der Ausnutzung der Lust fehl te, weil ein Interesse an diesem Besitze nicht vorhanden mar. Das soll nun anders-«- werden. Lange, ehe die Lentbarleit des Lust schiffes praktisch erwiesen war. be schäftigten sich die Vätterrechtgjuristen mit dieser Frage. Das Institut de Droit International hat sich auf sei nen Tagungen zu Briissel t1902) und zu Edinburgh (19i)4) eingehend damit defaßt und aus Grund des von dem belgischen Gelehrten Nyg erstatteten Berichteg die Forderung nach Freiheit der Lust aufgestellt Der sranzösische Völkerrechtsjurist Merignha sagte in seinem dem Friedenstongresi von Rvuen (19():-t) vorgelegten Berichte: »Die Atmosphäre muß ebenso frei sein wie das Meer." Er forderte, daß die-» set Grundsatz durch eine internationa le Erklärung der Mächte sofort festge stellt tverde, so lange das Problem des lentbaren Lustschifseg noch problema tisch sei, denn nach seiner Lösung wird eine solche Ertlärung viel schwieriger werden. Damit scheint er recht gehabt zu haben, denn heute (fijnf Jahre, nach dem jene Worte gesprochen wurden) dürften die Staaten kaum dafiir zu haben sein, die Luft analog dein Meere frei-zugeben Tsie Dinge liegen hier ja auch anders. Denn wenn man bis zu einer gewissen Höhe auch nicht mehr schießen kann, Zprenggeschosse kann man von jeder Höhe herabfallen lassen. Die unbeschränkte Freiheit der Luft würde fiir den Staat mannigfache Ge fahren mit sich bringen. Zunächst die angedeutete Gefahr der Zerstörung dann die Gefahr desAuskundschaftens. Man hat in den illustrirten Zeitun gen gesehen, welch großartige photo graphische Ausnahmen von der Höhe des Zeppelinallons aus gemacht wurden. Aber auch die Gefahr des Schmuggels wirddie Staaten veran lassen, ihre Hoheitsrechte in den Lüsten geltend zu machen, und nicht zuletzt auch die bedrohte öffentliche Sicherheit. Jst das Luftschiff erst einmal verbrei teter, wird es den Verbrechern, na mentlich aber politischen Desperados nicht schwer fallen, in sicherer Gegend aufzusteigen und bei Nacht und Nebel die Wohnstätten mißliebiger Persön lichkeiten zu zerstören, um nach voll brachtet That wieder in den sicheren Hasen zu gelangen. Aber selbst die Möglichkeit der Havarie von Luftschif sen, die sorglose Entleerung von Bal last können Leben und Eigenthum der Staatseinwohner gefährden. Bei der weiteren Entwicklung der Lastschiff sahrt wird die Errichtung einer Luft polizei. also die Geltendmachung der staatlichen Hoheitsrechte ikber das na tionaleLu'ftgebiet, eineNothwendigteit sein. Und bei dem internationalen Charakter des Lustraumes und Der Verkehrsmöglichteiten werden die Staaten sofort auch zu einer interna tionalenRegeluna der Lustverlehrsver hältnisse schreiten müssen Für den Krieg werden sich die Staaten natürlich größere, wenn auch hier nicht unbeschränkte Bewe gungsfreiheit vorbehalten. Man hat sich so sehr daran gewöhnt, die Er findung des lenkbaren Luftschiffes als eine rein militärifche zu betrachten, ddfz man dabei ihren hohen und um walzendenstultsurwerth fast ganz über sieht. Und doch wird diese Erfindung in erster Linie dem Verkehr im Frie den zugute kommen. Der Militaris mug wird nur ihr Nährvater gewesen fein, wie einst die Wölfin die Nähr mutter der Gründer Roms. Jch ver mag denAriegswerth dieser Luitfahr zeuge überhaupt nicht so hoch anzu schlagen. Die durch sie gegebene Zer ftörunggfähigteit ist zwar unendlich groß. Das Luftschiif bedroht die Kriegführenden von einer Seite, von der sie bis jetzt geschützt waren. Seit Jahrtausenden kannte man nur den Angrifi von der Seite; in letzter Zeit lernte man auch, sich zu Wasser und zu Lande gegen die Angriffe von unten zu vertheisdigem Aber von aben war bis-lang kein Angriff zu fürchten. Nach einer großen wichtigen Seite hin er sparte man die Abwehr. Jn dieseLücte rasselt nun die größte Gefahr hinein· Aber die Größe der Gefahr ist es, die zu ihrer Verdrängung den Anlaß ge f ben wird. Es steht ja zu viel auf dem » Spiele. Bis-lang sehen unsere Kriegs cnthusiaften nur die eine Seite der Medaille, nicht die Kehrseite Sie be rechnen, in welch kurzer Zeit man Lon don oder Paris oder ein feindliches Armeetorps zerstören könnte. Das wäre ja allerdings ein großes Macht mittel, wenn Krieggeinrichtungen nicht die Eigenschaften besäßen· sofort auch in denHäan der verinuthlichenGe-g ner zu sein. Das Lastschiff, das Lon don und Paris bedroht, bedroht in aleicher Weise auch Berlin, Wien, Bu-. » dapest und Rom. Diese Einsicht muß sich bei ruhiger Betrachtung Bahn brechen und wird nnweigerlich zu gegenseitigen Schutz mafznahmen führen. Ja, die Rü .siungsenthusiasten übersehen bereits, daß sich die Kulturmenschheit schon gegen die äußersten Möglichkeiten ge schützt hat. Auf der Zweiten Haager Ronserenz hat sich eine Anzahl Staa ten, so Frankreich, Rußland und Deutschland, geweigert, die im Jahre 1R99 angenommene, inzwischen abge laufen gewesene Erklärung über das Verbot des Werfeng von Sprengges sck2ossen von der Höhe von Luftballons zu erneuern. Nur 28 Staaten haben dem wieder zugestimmt. Damit ist aber dass Bombardiren durch Luft schifse im Kriege doch nicht völlig frei sgegeben worden. Die lKonserenz er s weiter-te nämlich den Art. 25 des Haa s ger Abtommeng fijr den Landkrieg von MAY der das Bombardiren unoer theidiaterStädte, Dotier, Wohnungen oder Gebäude verbietet, durch den ini Hinblick aus die aufstrebende Lust schiffahrt neu aufgenommenen Zusatz, womit sie solche unvertheidigteWohns »stätten »durch welche Mittel auch im zmer« anzuareifen oder zu beschießen untersagte. Damit ist die kriegerische sVerwendung des Luftfchiffes nur für Festung-n Kriege-schiffe und Heeres theile freigegeken worden. Einefrischi fröhliche Zerstörungsfahrt iiber ein aanzes Land hinaus-, wie sie die Enthusiasten siir einen Krieg geaen England erträumen ist also schon jetzt durch das Haager Abkommen ausgeschlossen —--·—. Vom deutschen Kraut-ringen Jn der Umgebung des Kronprin zen wird ein heiteres Erlebniß viel be lacht, das sich in den letzten Tagen zu trug. Der Kronprinz promenirte in der Nähe von Hopfrebem als er einen lLandmann beobachtete, dessen Schub u rre in einen Graben gerutscht war Er ging auf den Mann zu, nahm die eine Deichsel, während der Alte sich an die andere machte. Mit vereinten Kräften war es dann ein Leichtes, die Karre aus dem Graben zu ziehen. Der Kronprinz ging dann noch ein Stück chen neben dem Landmann her, wobei derselbe ihn fragte, ob er auch vielleicht ein Sommergast sei. Der Kronprinz bejahte dies und setzte hinzu, daß er der Kronprinz sei. Der Landmann ließ darauf die Karre stehen, blickte den Sprecher an, deutete mit seiner Pfeife rückwärts und meinte: »Das eine mu ßich Dir aber doch rathen, laß hier bloß solche Wiße niemand hören, hier laufen viele seine Herren vom Gefolge des Kronprinzen herum, und wenn die Dich hören, dann hast Du Dein Strafmandat.« — Ein Pechvogeh Ein gewissr A. Heiler in Gilgan dra bei Sydney, der sich kürzlich beim Boer das Bein brach, errang damit sicherlich den Reiord an Unsällen, trotzdem er erst 25 Jahre zählt. Jm Alter von neun Monaten brach er das Handgelenk, zwei Jahre alt riß ihm ein Schenkelmusrel, im Alter von drei Jahren verletzte er sich das Halsbein zweimal hintereinander, im 4. Lebensjahre renite er sich eine Schulter aus« im 5., 6. und 7· Le bensjahre erlitt er bedeutende Schnitt und Rißwunden. Er brach sich das Schienbein im 10. Jahre, ein Jahr später verstauchte er sich den Knöchel, im 15. Jahre wurde ihm der Ellen bogen gesalpten, im 16. Lebensjahre erhielt er einen Säbelhieb über den Hinterlopf und im 19. Jahre brach er sich beim Fußballspiel das heil ge bliebene andere Schienbein, 23 Jahre alt wurden ihm beide Kinnbacken zer schmettert, in den letzten sechs Mona ten beide Schenkel gebrochen. — Sonst ist er aber ganz gesund. i Vom Tiger-. Jn der indischen Zeitschrift »Mo dern Review« finden sich einige interes sante Mittheilungen über die Bedeu tung der Tigerplage. Danach sind in den Jahren 1900—1904 nicht weni ger als 4000 menschliche Wesen der Mordlust dieser Raubthiere zum Opfer gefallen. Ohne Zweifel sind die Tiger den Menschen gefährlicher als alle anderen Thierarten. Wäh rend der Hungersnoth zeigt die Sta tistik eine Vermehrung der menschli chen Opfer, da die halbverhungerten Thiere aus den Bergen in die Ebene vorbringen und in diesen Zeiten dop pelt gefährlich werden. So lehrt die Statistik z. B» daß in der Zeit von 188t") bis 1884 nicht weniger als 190, 000 Stück Vieh den Tigern zum Opfer fielen. Die Gesammtzahl der menschlichen Opfer, die von Tigern getödtet wurden, bildet für sich allein 37 Prozent der Gesammtzahl von Menschen, die überhaupt wilden Thie ren erlegen sind. Die von vielen Sportgleuten bisweilen geäußerte Be fürchtung, daß der Tiger bald aus sterben iönne,ist übrigens unbegrün det Jn den unzugänglichen Sinn pfen und Dschungeln Bengalens, 3:entral Und Südindiens werden sie gewiß noch jahrzehntelang in unver minderter Anzahl erhalten, und sie auszurotten, wäre kaum mvglich. Uebrigens gelten keineswegs alle Ti ger als Meiifchenfresser, aber hat ein Tiger einmal Menschenileisch gekostet, so wird er außerordentlich gefährlich und richtet in ganzen Gegenden furchtbares Unglück an. So wird von einem südlichen Tiger berichtet der allein gegen 200 Menschen getöd tet hat, und von einem Himalajaii ger, der nicht weniger als 300 Men schenopfer forderte, ebe es endlich ge lang, das Raubthier zu erlegen Aphorismen Handeln, das ift die Sache. Was hilft uns das bloße Wissen? sie si- si Alle Kraft des Menschen wird er worben durch Kampf mit sich felbft und durch Uebertoindung feiner felbft. si- Itt It Nur im Streite kann die Wahrheit gedeihen. »I- st st Nothtvendig ift es nicht, djirch die herrschenden Sitten mitverdorben zu werden. -—»·--— - Seine Sorte-. Fräulein lieidenfchaftlich aern sin aend): Glauben Sie, wenn ich Noten sehe, treibt es mich Unwillliitlich zum Singen. Sie nicht auch? Student: O doch, das heißt aber nur, wenn ei« Banlnoten sind. Doch etwas-. A.: »Haben Sie etwas in Italien gesehen, das Sie besonders armes-pro chen hätte?« »O ja, die Bettler!« ,