, Das Burgfräulein. Romas von Friedrich Friedrich. Mino v. Oennederg bltste von ihrer Stitterei auf und wars anfihre M einen erstaunten, fragenden M »Liebe Eva, der Bursche, ein Mensch, der Kartoffeln gestohlen hat. soll das Borzimmer betretenik fragte fie: ei war ihr, als ob der Raum dadurch entweiht werde. «Ja!" erwiederte Eva lurz; ihre unmuthige Stimmung schien durch diese Frage noch gesteigert zu werden; »ich, will ihn sehen und selbst urth ren.« Mino schiittelte langsam und miß billigend den Kopf. dennoch erhob sie sich, als Eva in das Borzimtner schritt und folgte ihr Konrad wurde von dem Gärtner in das Zimmer geführt; feine Wangen waren bleich, seine Lippen feft ge schlossen, nur feine Augen blickten trotzig. Eva erkannte ihn. sie hatte ihn wie derholt unter den Arbeitern im Car ten bemerkt: ein Mensch, dem fte Un terhalt gewährte, hatte sie also zu he stehlen verfucht2 Der Gärtner berichtete, daß er end lich den Dieb der Kartoffeln bei der i That betroffen habe. s .Es ist heute das erste Mal, daß sich es gethan hahe." entgegnete Kon rad: es wurde ihm schwer, diefe Worte zu sprechen. »Er liiatl« versicherte der Gärtner. »Ich lüge nicht!« sprach Konrad, und fein Auge traf drohend den Mann. der ihn fo dreift beschuldigte. »Solche Menschen sprechen niemals1 die Wahrheit.'· bemertte Mino o.. Henneberg, welche in genügender Crit-s fernung von Konrad stehen geblieben: war, um mit ihm nicht in Berührungi zu kommen. Eva hatte noch kein Wort gespro chen, ihre Augen waren seft auf den Schuldigen gerichtet: der entschlossene Ausdruck in Konrad’s Gesicht mißsiel ihr nicht. »Wie heißt der Burfche?«l fragte sie. Konrad Käsiner«, gab der Gärt ner zur Antwort: .er wohnt in dem kleinen hause jenseits des Dorsei bei seiner Schwefter, deren Mann der Wilderer war. welcher vor einem hal ben Jahre todt im Walde aufgefun den wurde.' »Es scheint also eine sehr ehrliche Familie zu sein," wars Mina mit spöttischem Tone ein. Eva überhörte diese Worte. »Wie oft bast Du Kartoffeln aus meinem Garten geholt?« want-te sie sich sea gend an Konrad. »Es ist heute das erste Mal. gnädi ges Fräulein,' gab der Gesragte zur Antwort. .Sprich die Wahrheit,« fuhr Eva mit ernstem Tone sort. si »Ich spreche sie!« »Liebe Eva. wie lannsi Du an den Menschen so viele Worte verschwen den?« bemerkte Mina v. henneberg; «laß ihn dem Gerichte überliesern!« Eva schüttelte unwillig. ablehnend mit dem Konse; sie bedurfte den Rath der alten Dame nicht. Sie blickte Konrad ernsi an; lollte er dennoch dir Wahrheit gesprochen haben? .Was hat Dich zu der That getrie ben? Kannst Du nicht arbeiten?« wandte sich Eva aufs Neue an Kon rad. Der Gesragte stand schweigend da; man sah ihm an. daß er mit sich kämpfte, denn seine Lippen zuckten leise. »Ich habe gearbeitet,« gab er endlich zur Antwort; «Jch habe all’ meine Kräfte angestrengt, um mehr zu verdienen, ich habe dasselbe geleistet, was die Männer leisten, und habe dennoch nur den halben Lohn em pfangen; als ich verlangte, was ich verdient hatte, wurde ich aui der Ar beit geschickt.« » ,Jch habe ihm gegeben, was anderes Burschen seines Alters betommen.«j bemerkte der Gärtner; »als er mehr’ zu ertrosen suchte, hat-sich ihn fort gelchicktz er taugt ebenso wenig, wie s der Mann seiner Schwester. ! Konrad glaubte in Eva’s Gesicht seinen Zug des Mitleides zu entdecken. L »Ich wollte die Kartoffeln nicht für ,mich holen, sondern fiir meine kranke ’Schwefter und deren Kinder,' sprach er mit leife zitternder Stimme; »wir haben nichts mehr zum Leben —- die Kinder weinen vor hunger —- ich konnte es nicht länger ertragen.« »Diese Menschen klagen immer über hunger!« bemerkte Mino kalt. »Gebt dem Burschen eine Tracht Prügel und laßt ihn laufen,« sprach Eva kurz und wollte in ihr Zimmer zurückkehren. Konrad war bei diesen Worten zu fammengezuckt; »ich lasse mich nicht prügeln!" rief er. Eva wandte fich zuriiekz diese halb ängstlich, halb trofig gesprochenen Worte erbitterten sie; sie hatte Milde gegen den Burschen zu üben geglaubt und er wagte, sich ihrem Befehl zu widerfezen! Jhr Auge leuchtete auf. »Du läßt Dich nicht schlagen, wenn ich et befehle?« rief fie. »Nein, denn Sie haben kein Recht, mich prii eln zu lassen!« Das lut ftieg in die Wangen Gran »ich werde Dir zeigen,« rief fie, »daß ich ein Recht habet Führt ihn fort in den Garten, und dort, roo er die Kartoffeln entwenbet hat« dort be straft ihn!' Der Gärtner erfaßte Konrad ant Irae und zerrte ihn heraus. Der Vefehl der herein wurde vollführt; - alj die Männer den-atmen jungen Menschen alsdann zum Garten hin ausitießem war ei ihm, als ob er nicht lange leben lönnez er suchte nach einer Waffe, ohne sie zu finden. Eine unsagbare Erbitterung eriiillte ihn. Auf einem Stein am Wege ließ er sich nieder und finstreGednnlen ichs-s sen durch seinen Kopf hin; mit leeren händen sollte er zurückkehren, die Oeffnung feiner Schwester täuschen! Wie wenig hätte fiir die reiche Guts herrin dazu gehört. all’ feiner Noth -niit einem Male ein Ende zu machen. , Endlich sprang er auf, um heim zukehren. da Barbara ihn erwartete; er fürchtete. Menschen zu begegnen und eilte wieder auf einem Umwege um das Dorf. Als er vor der ärm lichen hätte anlangte· zögerte er, ein-i zutreten: was sollte er seiner Schwe ster erwiedern, wenn sie ihn fragte« wo er gewesen fei, weshalb er mit leeren Händen zurückkehre? Ermattet, leise trat er endlich ein« feine Hand zitterte, als er die Thiir öffnete; die beiden Kinder hatten sich hinter dem Ofen ein Lager bereitet und fchliesenx Barbara sasz aufrecht auf ihrem Lager und blickte ihm fra gend entgegen. »Du bist lange fortgeblieben Kon rad!« sprach sie Er vermochte nicht zii antworten, und wenn er in diesem Augenblicke mit einein einzigen Worte sein Leben hätte erlaufen können, so wäre er nicht im Stande gewesen, es hervorzubrin gen. Starr blickte sein Auge vor sich hin. »Du lommst leer zurück.' fuhr Bar bara fort; »ich sehe es Dir an, Du hast auf das Mitleid Anderer gehofft --— ich hoffe nicht mehr darauf. Nur wer die Noth lennen gelernt hat. weiß. wie wehe sie thut! Wenn ich das Lager verlassen könnte, so wiirde ich zu der Gutsherrin gehen. sie ist reich und jung und schön, ihr herz lann nicht fo hart sein. Länger vermochte Konrad sich nicht zu halten, die Brust wiirde ihm zersprangen fein· »Ich bin dort gewesen!" ries er, »und sie — sie hat mich priigeln lassen!« Er warf sich vor dem Lager der Schwester nieder, driickte das Gesicht in das Kissen und weinte heftig, es war die einzige Linderung, welche ihm zu Theil wurde. Beruhigend strich Barbara ihm mit der hand iiber den Kopf hin, dann er zählte er der Schwester Alles, was er gethan hatte und was ihm widerfah ren war. Barbara zitterte vor Erre gung; ihretwegen hatte er gelitten und sie begriff seine Schmerzen, weil sie feinen raschen und trogigen Sinn lannte: sie verbarg jedoch, war in ihr vorging und lachte ihn zu beruhigen. »Fasse Dich, Konrad,« sprach sie. »Dir ist Unrecht geschehen. allein Du theilst dasselbe Loos mit vielen Tausenden.« »Ja. ich will mich fassen!' rief Konrad aufspringend: »ich will nach Kraft und Selbftftöndigteit ringen, uni mich an.denen zu rächen, welche inir diese Schmach zugefügt haben!« Die Entschlossenheit und Fettig teit, welche aus seinen Augen leuchtete, ging iiber sein iugendliched Alter hin aus. Die Armuth macht freilich friis her selbstständig denn schon zeitig spannt sie die Kräfte an und fiihrt fie in den Kampf mit deni Leben. Mö gen viele junge Lrtiste in diesem Kampfe untergehen, weil sie noch zu schwach sind; Diejenigen, welche ihn überwinden, werden jene arbeit- und wettetgesiiihlten Männer, deren Muth und Arm selten mehr er-lahmt. Sie gleichen dn Bäumen auf der Kappe eines Berges. Diese sind nicht so üppig gewachsen, als ihre Brüder in dem fruchtbaren Tbalgrunde, allein sie sind fester und Fähn- Der Sturm beugt sie, vermag sie jedoch nicht zu brechen, denn von Jugend auf sind sie vom Winde geschüttelt und haben sich an ihm abgehörtet. Jn die Fugen der Felsen haben sie fest ihre Wurzeln kin geschlagen und eher müßte der Fels sich lösen, ehe die Wurzeln nachgeben. Wie sie den Stürmen troßen, so ertragen sie die glühendsten Strahlen der Sonne. Sie sind nicht verwöhnt, ein schwacher Nachttbau reicht aus« ihr Leben zu friften, sie bedürfen nicht mehr und doch stehen sie frisch und lustig da. Das Morgenroth sendet ihnen seine ersten Strahlen, und wenn Abends ihre Brüder längst im dämmernden Schatten ruhen, wiegen sie sich noch in dem goidigen Abendsonnenscheinr. Früh am folgenden Morgen verließ Konrad das Vani, um Arbeit zu su chen; erst am Nachmittage lehrte er zurück. Mit unsagbarer Angst er wartete ihn Bart-arm denn die Kinder weinten vor hunger. Konrad's Ge sicht leuchtete, als er in’i Zimmer trat: unter dem Arme trug er ein prod, in der hand hielt er einen Ton mit Milch. »Hier!« rief er. indem er Beides der I Schwester reichte; »heute komme ich: nicht mit leerer Band und ich hoffe, daß von fest ab die Noth beendet ist.« Oarbara blickte ihn nicht ohne se sorgniß an, ihre band c erte, das Dargebotene zunehmen. « oher hast; Du Dien« fragte fie. »Du darfst es dreisi nehmen, ei isi ehrlich erworben!« rief Konrad; »ich habc Arbeit gefunden und auf meine sitten sogar einen tleinen Vorschuß bekommen« I »Da hast Du die Arbeit gesundeni« fragte Varbarm ·Bei dem Fremden. der sich auf der Dochehene ungetauft hat; großartige Arbeiten lässt et dort ausftihren und er braucht hunderte von Armen. n sind viele Arbeiter dort beschäftigt, um den Wald auszureden und Wege an zulegen; in den Berg wird ein tiefer Schacht gegraben, um Eisenerz zu ges winnen, seit wenigen Wochen ist dort so viel ausgewählt worden« daß man die Gegend kaum ertennt.« « »Und dorthin sollst Du jeden Mor-» gen gehen und an jedem Schende zus; rücktehren?« warf Barhara ein. «Ja.' gab Konrad zur Antwort. »Die Entfernung beträgt fast zwei "Stunden!" hemertte die Kranke he sorgt (Fortseyung folgt.) op Ote Stadt der steuer-. Weite hohe Himmel mit flattern-’ den weißen Wolken. weite sil bergraue Fernen mit den hoch aethiirmten Massen im Dunst ver schwimmender StadtvierteL lange und breite von dichten Kastanien schwer he schattete Boulevard3, auf denen selten ein Wagen fährt; hinter hohenMauern verboraene alte Paris von Klöstern und hosvitiilerm tleine verwitterte Lufthiiuschen aus verflossenen Jahr hunderten und rauchgeschwärzte düste re Kästen großer Fahriten mit hohen Schornsteinem das ist dat;I Gesammt bild der füdlichen Viertel von Paris, die selten der Fusz eines Fremden he tritt. Var uns breitet sich ein weiter » ariiner Bauplah, in dem bereits die Züge neuer Straßen abgesteckt sind, neben der alten Remise lintj vor ans steten ein paar anstanairie Onznis busse varsintsluthiichen Madells, itlcer und über oerrastet und verfault« bis zu den Achsen in den Lehmlsoden einge sunlen, hinten am Horizont erhebt sich die Silhauette der Montag-te Sainte Genevissve mit der hohen Ruppel des Panthean und dem schlanten Glocken thurm von Saint Etienne du Mont, nnd wie eine Erinnerung an ferneLön der verschwimmt in sernem Dunst die silberweiße Steintupbel des Sauf-: Coeur vom Montmartre. Mit den schnellsten dreivserdiaen Ornnibussen brauchte man mindestens zwei Stun: den, iiber die Seine. durch die wim melnden Viertel deiZentrumz um dort hinüberzutornmem aber die Leute, die hier wohnen, sind seit 20 Jahren sticht mehr aus dem Mantmartee gewe en. Wir folger- einem Detachentent Ka lanialinsanterie, das seiner Kaserne aus einer der Bastionen der siidlichen Stadtumtvalluna mit mildem Schritt gumarschirt Da ändert sich vlöylich as Bildt-er Stille Boulevard hat uns aus die Avenue d’Jtalie gesiihrt, einer der großen Straßenziigr. die am hotel de Bille beginnen, iiber die Seine und die Titss hinweg in die Vorstadt Gen tillh führen, und wenn man von da tüchtig weiter-geht nat-h Fantainebleau, nach Marseille, Ventimiglia und Tu rin. Da rollen die Lastwagen hin und her. eine dichte Menge eilt straßaui, straszab, aus den Schenken tönen die Phanagraphen, die großen, weißen Trarnbahnen tlingeln. die Automobile tuten und die Arbeiterirauen priisen bieWaaren, die dieVertäuser der billi gen Basare aus der Straße ausgebrei tet haben.. Und darüber Sonne, blauer dirnmel und das diinne Laub der vie Avenue säumenben Ulmen. Wir sind mitten im Arbeiteroiertel, das hier ein Lächeln zu haben scheint« wie es anderen Stadien abgeht. Ziel los schlendern wir unseres Weges fürs baß. Doch der Blick in die Seitenstra sren der großen itlvenue ist weiaer hei ter: enge wintlige Straßen mit alten schmutzigen verwitterten Hänsern Große rathe und blaueLaternen tragen die Inschrift Hotel und halbabaeblais terte rathe u. schtvarzeBuchitahenthei len uns mit, dass wir uns dem Grantn Hotel du Perigord gegenüber befinden. Jn diesen Seitenstrafzen haust eine bö se Gesellschaft. Nachts um 1 Uhr oder 2 Uhr dürfte das Spazierengehen auf diesen Avenuen nicht gerade sehr emp fehlensmertb fein. Did Kasseetellner, die spät Nachts in ihre entlegenenWob nungen zurückkehren, wissen ein Leid von nächtlichen Ueberfiillen zu singen. Die Viertel des Südend gehören neben denen oon St. Orten und Belleville zu den aesiihrlichsten von Paris. Auch seit der Einführung der Polizeipatrouillen zu Rad hat sich wenig daran geändert. Die «Apaches« fühlen sich in den vor gerückteren Abendstunden als herren in ihrem StabtoierteL Aus der uns gegenüberliegenden Seite der Straße schleichen ein paar seltsame zerlumpte Gestalten einher;—er in einem zu weiten, zerfetten schmuc starrenden, ausgefeansten Paletot, ein paar zerlucnpte durchlöcherte Dosen fallen iiber ein paar ausgetretene Stie fel, ausderen Löchern der nackte Fuß hervorschaut, sie in einem ähnlich zer lnmpten Kosriim, mit einem set-muti gen Kopftuch nm die wirren dürftigen haarstriihnen und das seit Wochen nicht gewaschene Gesicht. Sie geftitus » liren lebhaft und stoßen rauhe Worte hervor, ihre Stimmen hat der Altohol niedrigster Sorte rauh gemacht, der auch von ihrem Gesicht leuchtet. Den s Säcke-i auf dem Rücken nach zu ur theilen sind es Lumpensamrnler. ’ Wir folgen ihnen bis an die Jortisii lationen, wo eine lange Reihe von Wa gen und Automobilen der Oliroiabser tignng harrt. Der Blick weitet sich, links und rechts das breite griine Band « von Unsinn-um Graben und Glorie Olus dem griinenstasen M Mlle sites allerlei brave Bürgerisrauen mit ibren Kindern, weniger vertrauenertvrckende Liebespiirebem Aus der Ferne schim mert der harte Farbensleet einer ar beitslosen biauleinenen Maschinisiens bosr. Gegenüber zunächst aus dein Glacis eine seltsame Laubenkolonie, dann die häuser von Geniin und die langgezogene Masse des hospitali von Lief-tre. Die beiden Lumpensammler biegen links in die Laubenlolonie ein und wir können der Versuchung nicht widerste ben, ihnen zu solgen. Sie durchschreii ten zunächst eine ausgedörrte.bersiaub te Wiese, aus der ein paar alte Kiepper weiden. Diese ausgebungertern abge rackerten Thiere sind ein sürchterlicbrr Anblick, der aus das Kommende vorbe reitet: Da steht ein alter Gaul und sonnt sich. Er blickt siier vor sich bin, ,er vergißt zu fressen. seine ties ausge böblten Flanlen zittern in unrubiger und leuchender Atbtnung. Von Zeit zu ! Zeit scheinen seine matten FiiZe zu ssammenzuknacken Die andern Mep »per und Schindmähren weiden gleich t gültig aus dem diirren Nasen. T Wir betreten zuerst einen Komblex von Wanderlarren, allerhand armseli aes landsabrendes Gesindel bat bier sein Lager aufgeschlagen, daran reibt sich ein wahres Stadtbiertel von nie drigen, aus Brettern und Dachpappe zusammengeslickten elenden Hiittem in denen diese Allerelendesten hausen, die die Großstadt ausgespieen hat. Ei wingmelt von Menschen: schmußige Frauen. unter denen das mittlere. ge sunde Alter zu seblen scheint, vorn Altobol abgestumpitr. toibita rende Männer: mit ein paar-Fetzen notbi urs tig bekleidete Kinder, die uns erstaunt betrachten. Durch die ossenstebenden Thüren und-Fenster seben wir die aus ein paar vermoberten Betten, Blech biichsen und zerbrochenem Geschirr be stehende Einrichtung,neben der die noch unsortirten Saite mit llnrnth und Lumpen ausgehäust sind. Daztvischen Hunde. Rasen und Hühner. von denen allen man nicht toeisz. ob sie als Haus sreunde oder als zutiinstiges Schlacht vieh gehalten werden. Vor den Hüt ten ein tleiner freier Plan aus dem Tische und Vönte stehen, von sorgsam ;,ezoaenem wildem Wein umranlt,diee Fleckchen im Schatten iit der einzige um so grausamer wirkende Luxus, den sich diese Elenden der Elenden gestat ten. Aus dem Tisch eine schmutzig: Flasche mit einem siircbterlicben blau rotben Wein und einige unfaubere ge sprungene Gläser. « Alle drei aber vier »Dauser« tornmt eine richtige Schenke, wo dieser Krätzer verkauft wird. Sie wird nie leer, im mer kommen neue Gäste, Männer und Frauen, die in diesem giftigsten aller Altohole den Rausch suchen, der sie ein paar Stunden weiter bringt. Aus Schritt und Tritt begegnen uns balb blsdsmnige, vom Alls-bot verthierte Weiber nnd Männer. Jn einer ande ren Budite werden allerhand Lebens mittel, unheimliche Würfte und andere Fleischgemengsel verkauft. die man sei nem Hunde nur mit Zaudern anbieten würde. Dort ist auch der beimliche Tabativerschleiß, in dem man da Kraut taust, das die »Dir-gotterg« tagt-über in Gestalt von Zt aretten und Zigarrenstumrnel aus den - errat sen der Casfss gesammelt haben. iiir das im übri en jede Nacht um zwei Uhr eine Börse aus der Place Maubert abgehalten wird. So reibt sich hätte an hätte, Laube an Laube, eine inge niöse Familie bat sich sogar in einem alten Automobil häuslich eingerichtet. dessen melancholisch geplatzte Pneumas tits allmählich von Wind und Wetter zerfressen werden. « — Die Bewohner dieser Stadt des Elends machen der Polizei wenig zu schaffen. Selten verirrt sich ein Ver brecher unter sie, sie sind mit weniaen Ausnahmen Luntpensanunler, die dzsz Nachts die vor den Stil-seen aufgestell ten Aschentiisten nach nngedobenen Schönen durchsuchen. Dazu tornrnen allerhand »vieux misärablek Bettler, Ziaarrenstuntrnelsamntler und Son nenbriider. die sich den Lilien auf dem Felde gleich von einer gütiaen Vor sehung versorgen lassen. Ferner das lKontingent der Krüppel und Dredorgelrnänner. die in den Straßen die öffentliche Mildtbiitigleit entstehen- Unter den Straßenrnusitans ten sind die Jtaliener besonders start vertreten, die zkleIheile der Stadt bet telnd durchziehen und mit besonderer Geschicklichkeit ihre elenden und zer lurnpten Kinder aus den Bettel aus schicken Alles intGrunde barmloleLeute, die niemandem etwas zu leide thun und die dern Geseye höchstens die passive Resistenz der Gleichgültigteit gegen überstellen. Sie vegetiren dahin, ver ilorntnen und sterben. wie die alten «Gäule, die aus dern Glaeiö weideten, snarnenloi, lang- und tlanglos ver « isiephtninden sie, tein Mensch sragt nach nen Stumm schritten wir ln der Abend sonne durch das lustige Treiben der Avcnnen nach haufe. Unser Besuch in der Stadt der Elenden hatte uns zu denken gegeben. Ameritanilche Goldmtnen also wa ren es, in denen der srithere diinische Justizmintster Albert dte Gelder der Kopenhagener BattersAujsuhvGeselli schast etngebuttert hat s I O LDe S wli t it « , siedet-de sZrakrdreeekrch im M M (1. FortsesangJ Schnell eilte er dern kleinen Haufe ff, in welchem die Kartoffeln lagen. in diese Zeit war ja Niemand im Garten, und unbemerkt tonnke er fein Wben ausführen. Haftig raffre er den mitgebrachten kleinen Sack voll Kartoffeln, er warf ihn aus die-Schul ter and verließ mit ihm da- tteine Haus. Schon shatte er die Thiir des selben erreicht, als ihn eine kräftige band an der Brust erfaßte. »Ah, da habe ich endlich den Kar iaffeldieh!« rief eine Stimme —- es war die ides Gärtners. Erschrocken stand Konrad still, das Sirt «Dieb« hallte laut in seinen Ohren wieder, erst in diesem Augen-; Ecke wurde er sich deutlich hemnßH IS er gethan hatte. ’ wLassen Sie mich los!« hat er mit its-Inder Stimme; .es ist das erste al, daß ich hierher gekommen hin —-die Not-h hat mich dazu getrieben! — hier haben Sie die Kartoffeln zu rücks «Das erste Mal, du Lügner!« rief det Gärtner, indem er ihn heftig Mutte; seit länger als acht Tagen haft Du uns an jedem Abende bestob less . deshalb habe ich heute aufge t." »Es ist heute das erste Mal!« s prach Konrad, »ich hin lein Lügner.« ·Still, du frecher Bursche!" unter brach ihn der Gärtner; aglaubst du, ich kenne dich nicht? Den Tagelohn eines Mannes verlangen und des Abends Kartoffeln stehlen, das ist ach deinem Sinne! Jetzt habe ich dich bei der That betroffen, und im Gefängnisse werden sie dich schon zah mer nnd bescheidener ma l« .Jm Gefängnisse!« wiederholte Konrad; das eine Wort drängte alles Blut in seine Brust; er zitterte. »Ver geben Sie mitl« fuhr er fort: »es ist M erfte Mal, daß ich mich an frem denr Eigenthum vergreife, und es soll such das lehte Mal fein; lassen Sie sich los.« .Iiicht fiir zwanzig Thaler!« ries der Gärtner; »glaubft du, ich habe be reits vergessen wie troßig du heute M mich gewesen bist?« Verzweiflung erfaßte den Burschen; er dachte an seine irante Schwester; Denn er in das Gefängniß gebracht seitde, dann war sie ganz verlassen. Dieser Gedanke beschäftigte ihn noch mehr, als der der Schmach; es durfte sticht dahin kommen. Alle Kräfte zufammenraffend, suchte er sich aus den Händen de- Gärtners zu befreien, um zu fliehen; es war vergebens, seine Kraft war der des Mannes nicht gewachsen der obenein noch einen Knecht zur Hälse ries. «Laßt mich freil« wiederholte Kon rad noch ein Mal mit bebender Stimme; «es ist das erste Mal gewe sen und mich hat die Noth dazu ge trieben!« Es wurde ihm dies Geständniß schwer, denn bisher hatte er immer zu verbergen gesucht, wie elend es seiner Schwester und ihm ging. »Schon für die Lüge sollst du biißen!« ries der Gärtner. »Glaubsts du« wir haben nicht bemerkt, daß jeden Morgen Kartoffeln schlen? Du muß teft daß sie hier lagen, und daß dies Haus nicht verschlossen wird. « Vergebens versicherte Konrad, daß es das erste Mal sei, er fand keinen Stauden Der Gärtner grollte ihm, weil et ihm troßig gegenüber getreten Ink, und freute sich jeßt, sich an ihm rächen zu können. Konrad wurde in das Herrschaft-Is Ins zu der jungen Gutsherrin ge hrtz er folgte ohne Widerstreben er würde auch gesolgt sein, wenn er selbst Just Tode geführt worden wäre. Es Uar ihm, als oh er taum noch zu den ten vermöge, so wiist und schwer war ists der Kaps; die Rechte hielt er aus die statt gepreßt, welche vor Schmerz — ierspringen drohte. Eva o. hannstein saß in ihrem Zimmer: sie hatte gelesen, das Buch jedoch ärgerlich bei Seite gelegtÅbenn es langweilte sie; unruhig schritt sie in dem Zimmer, dessen Boden mit weichen Teppichen bedeckt wor, aus und ab. Sie mochte höchstens zwanzig Jahre zählen,’ eine große, schlanke, shereaschend schöne Gestalt, in deren ganzer haltung sich Selbstbewußtsein und Stolz aussprach Es fehlte den Zügen ihres schönen Cestchts nicht an Weichheit, dieselbe wurde jedoch zum Theil wieder ver Otseht durch den übermüthigen, beseh - senden Mit ihrer großen dunklen Au . Wenn sie lachte· zuckte wohl um Mund ein halb schelmisches und » lh spöttisches Lächeln, in diesem nyenhlicke jedoch sah ihr Gesichk fast sinßet see-. Ins dem Dis-an an dem kleinen rundes Tische saß noeh eine ältere Deme, ' Taute, Fräulein Mino son penne g, ein Wesen welches Ists seine ganze Erscheinung dem M des echten Tantenthums Sie war groß und schlank Os. z M M es dttrr nannten; aus ihrem schmalen Gesichte trat eine lange und spise Nase hervor, die Wangen waren eingefallen und hatten jene eigenthiimliche Farbe, von der sich nicht behaupten ließ, oh sie mehr gelh oder mehr grau sei. Das ganze Gesicht wurde dan langen schwarzen Locken eingerahmt« welche an beiden Schlitten herabhingen und trotz des Alters der Dame eine wunderbare Schwärze sich bewahrt hatten: sie wa ren freilich von jeher falsch gewesen« darin beruhte das ganze Räthsrl ihrer Dauerhaftigieit. Die großen Augen der alten Jungfer hatten noch immer einen ausfallenden Glanz. der wirklich natiirlich war und ihren Stolz bil dete, denn sie erzählte aus ihrer Ju aendzeit von diesem Glanze wunder bare Effekte. Wie weit diese Jugendzeit zurück «lag. war schwer zu entrathen. und Hseldst Eva war darüber nicht aufge klärt, da ihre Tante diese Frage mit einem undurchdringlichen Geheimnisse umgab. Sie war alt. befand sich aber jeft in drrn glücklichen Stadium der Conservirung, denn in den letzten zehn Jahren war sie eigentlich nicht älter geworden. Fast sämmtliche Herren schätzten fe auf sitnfundsechzigJahte während iefenigen, welche milder über sie dachten, behaupteten. diese Schösung sei um siins bis sechs Jahre zu hoch. Man v. Henneberg hatte in ihrem" Wesen etwas sehr Steises und Stol zes: sie war sich bewußt, aus einer alten, adeligen Familie zu stammen, die leidet das Unglück gehabt hatt-» liingst verarrnt zu sein. Auch Mina war arm und nur der Stolz ihrer Ahnen war ihr geblieben. Sie suchte deshalb in ihrer Person die Würde des alten Abels und zugleich ein Bild echter und zarter Weiblichteit darzu stellen. welche sür sich nicht ohne schwa che Nerven denkbar war. Trotzdem besaß sie ein kaltes, vertnöchertes herz, in welches nur seiten ein Gefühl des Mitleids hineindrang. Dies zeigte sie am Deutlichsten gegen alle unter ihr Stehenden: sie hielt ei unter ihrer Würde, mit einem bürgerlichen Men schen Mitleid zu empfinden; Arbeiter und Arme galten in ihren Augen taum als Menschen. Von dieser Tante, die aus der einen Seite ein taltes, mitleidsloseö herz besaß, aus der anderen Seite fort während iiber ihre außerordentlich empfindsamen Nerven klagte, und in ihrer Zimperlichteit so weit ging, dasz sie es für ungeziernend fand, einen männlichen Kanarienvogel in ihrem Zimmer zu halten — von dieser Tante und von einem V er, der ein kräftiger, lehenslustiger, übermüthiger und stolzer Mann gewesen war, war Eva, welche ihre Mutter sehr sriih verloren hatte, erzogen. Jhr Vater, Jder nun auch bereits seit zwei Jahren todt war, hatte sie sast wie einen Jun 1 gen behandelt, da ihm ein Sohn nicht beschieden war, und die Tante hatte alles ausgeboten, urn in dem heran wachsenden Mädchen einen stolzen Sinn auszubilden. Nie hatte sie mit Kindern, welche unter ihr standen, spielen dürfen, und schon sriih war sie von ihrer Tante gewöhnt, aus die Armen rnit Verachtun herabzublickenx was Armuth war, haste sie nie tennen gelernt, denn nie war der Faß des Burgsriiuleins über die Schwelle eines Armen getreten. So war das weibliche Gefühl ins Ecks Brust gewaltsam zurückgedrängt ·Friihe war sie selbstständige Herrin der großen Besitzung geworden und ihre Neiguna zum Befehlen noch mehr dadurch ausgebildet: sie liebte es, ib ren Willen durchzusehen und tonnte mit zähem Eigensinn und Tros dar aus bestehen, selbst wenn eine ruhigere Ueberlegung ihr sagte, daß sie Unrech tes verlange. Bis jetzt hatte das lLeben sie stets nur mit Glück umge L ben, noch war nichts an sie herange-! »treten, welches sie ausforderte, sichl lselbsi zu ertennen und zu prüfen.l EReich, selbstständig, schön, freie Her ein ihres Willens, umschwärmt dont herren, welche nur allzusehr bemühts waren, jede ihrer Launen gutzuheiszenl und durchzusiihrenx mehr sehien ihrk das Leben nicht bieten zu können. Sie schritt noch unmuthig und ge 1 langte-eilt im Zimmer aus und ab, als der Diener eintrat und meldete, daß der Gärtner aus dem hausslur mit einem jungen Burschen harre, den er beim Entwenden von Kartoffeln be troffen habe. ; Es schien ihe lieb zu sein, einen Ge · aenstand und eine Gelegenheit gefun den zu haben, um ihrer unwilligen lStienmung Lust zu schaffen. Ei Mirde sie vollkommen gleichgültig ge » lassen haben, wenn sie tausend Thaler » verloren hätte: daß Jemand gegen ih ren Willen ihren Garten zu betreten «wgte, erbitterte sie. j .Er soll den Burschen in das Vor zimmer sührenl« befahl sie dem Die T M