Eber 25. August t?58: Zorn dors. Vom Oberstleutnant M. v. B r e - m e n. Wie der Tag von Nußbach im Ge dächtnis des Volkes als der hasten ge blieben ist, an dem der »Große Friedrich die Franzosen und die F «Reißausarmee« das Laufen lehrte, Ewie mit dem Leuthener Sieg die Klänge des zum dunteln Winterhim s- mel beim Lodern der Wachtfeuer em E portlingenden aNun dantet alle Gott!« untrennbar verbunden sind, so steigt das Andenken an Zorndors blu tigroth vor uns auf. Und es roar Ewirtlich die schlimmste Blutarbeit, die ksje das preußiiche Heer geleistet hat. Fig-keine Schlacht vorher noch nachher E; hat ähnliche Verluste auszuweisen. E- gest nicht der 16. August 1870. der - « g von Vionville-Mars la Tour, der » blutigste des Krieges 1870——71, an dem unser märtisches B. Armeelorps mit dem halben 1(). zusammen gegen die gesammte sranzäsische Rheinarmee zu ringen hatte. Wurde hier rund der vierte Theil der deutschen Kämpfer außer Gefecht gesehn so deckte bei Zorndvrf ein volle-Z Drittel todt oder verwundet die Walstatt. Es war das erftemal, daß König Friedrich, der bisher nur mit den Oefterreichern und Franzafen ge kömpft hatte, den Rassen Aug’ in Auge gegenüber trat. Er hatte ihre Widerstandstraft unterfchößt. Sie lömpften bis zuletzt wie die Rufen den, bis die Hälfte ihres Heeres auf dem Schlachtfelde geblieben war, eine Höhe der Verluste, wie sie, fo weit nachweisbar, teine Schlacht der Welts geichichte aufzuweifen hat. Aber damit war auch die Neu marl, in ber die Russen bisher to fürchterlich gehaqu hatten, daß bis heute das Andenken daran noch lebt, von ihren Peinigern befreit, und dantbar begrüßten die Bürger und Bauern, die massenhait herbeiftröm ten, ihren König als »Vater und Be freier«, indem sie nur danach ftrebten, ihm den Rockzipfel zu küssen. Das an Siegen fo reiche Jahr 1757 hatte doch den Frieden nicht zu brin gen vermocht. Wohl hatte Maria Theresia, als sie die ganze Größe der Niederlage von Leuthen erfahren hatte und nur Trümmer ihres Heeres nach Böhmen gelangt waren, daran gedacht, auf Schlesien zu verzichten, aber bald hatte sie ihre Fassung wie dergewonnen und wollte im Bunde mit Frantreich Rußland, Schweden und den größten Theil der deutschen Reichsfürften diefen »Attila des Nor dens« vernichten. Friedrich wollte den Krieg nach Möhren tragen. eriitz belagern und, wenn dies gefallen, weiter auf Wien vorbringen. Aber es follte ihm nicht gelingen. Olmiitz hielt sich länger als er gehofft, fein vorsichtiger Gegner Daun ftellte sich ihm nicht zur Schlacht, und als fein großer Mani tionö- und Lebensmitteltransport von dem hier zum erftenmal kühn auftretenden Laudon bei Domftadl in Möhren am 3(). Juni abgefangen wurde, da mußte Friedrich die faft fchon den Sieg verheißende Belage rung aufgeben und nach Böhmen zu rückgehen. Aber auch dort ftellte sich der große Zauberer Daun nicht zur Schlacht, und der König mußte nach Schlesien ziehen, da über das Vor dringen der Russen immer bedroh lichere Nachrichten einliefen. Jm Sommer 1758 waren die Rus sen unter Fermor von Posen in die Neumart vorgedrungen und hausten dort siirchterlich. Wohl gebot ihnen Mistrin Halt, das sie vom 15. August an bombardirten und sast ganz in Asche legten, dessen Festungswerte jedoch unversehrt blieben, aber die Mart mußte von ihnen befreit und das ihnen unter dem Graen Dohna gegenüberstehende Korps vor einer Vernichtung bewahrt werden. So trat der König in der Nacht zum 11. August mit 14 Bataillonen und 38 Schwadronen von Landshut den Marsch aus Küstrin an. Wieder war’s ein Eilmarsch wie jener be rühmte vom Jahre zuvor von Roß bach nach Leuthen, aber noch et schwert durch die Sommerhitzr. 33 Meilen wurden in 10 Tagen bei drückender Hitze und zum Theil durch tiefen mörtischen Sand zurückgelegt. Am 22. sand die Vereinigung mit dem Dohnaschen Korvs bei Gorgast in der Nähe von Frankfurt a· O. statt. «Jhre Leute haben sich außerordent lich gepuyt« —- sagte der König zu Dohna —- »die ich mitbringe, sehen aus wie die GraöteuseL aber sie bei en.« Und seht galt es zu beißen, denn wieder war der König, wie er’s im Jahre zuvor in seiner berühmten Parchwiyer Rede vor Leuthen seinen Ossizieren gesagt, entschlossen, zu sie gen oder zu sterben. Stromabwörts von Küstrim bei Güstebiese, über schritt der König am 23. August mit seiner Armee siir die Russen völlig überraschtend die Oder. Fee-nor hob sosort die Belagerung aus und siihrte sein heer in ein Lager zwischen Quartschen und Sicher, mit der sumvsigen Niederung der Michel vor seiner nach Norden gerichteten Front. Am st- Abends tam das preußische Heer, 86.000 Mann start, äußerst er müdet aus den nördlichen Höhen der Mieiel gegenüber dem russischen heer an. Der König schätzte seine Gegner »aus 60,000 Mann. war aber fest ent flchlossem sie ebenso wie im Jahre zu vor die doppelt überlegenen Defin jreicher bei Leuthen anzugreifen, und zwar wollt er fest, über die Michel :vorgehend, die Rassen in ihrer rechten JFlante backen; er theilte dies noch am Abend seinen um ihn versammelten i Generalen mit. Er war völlig ruhig ! und siegesgewiß, wie der bei ihm be findliche englische Gesandte, Sir An drews Mitchell, der ihn auch im ver aanaenen Jahre schon ins Feld be gleitet hatte, nach Hause meldete. Ja er scherzte sogar mit Mitchell, als die ser ihn bat, der Schlacht beiwohnen zu dürfen. »Sie könnten ums Leben kommen, und das möchte Herrn Pitt Vergnügen machen«, sagte er, daraus anspielend, daß Pitt mit dem Verhal ten seines Gesandten in dieser Zeit nicht zufrieden gewesen war. »Der Sieq wird für sich selbst lprechen«, ;n:ar Mitchello schöne Antwort, »und «eTe bleiben genug brave Leute übrig, »die entzückt sein werden, an meiner sStelle um Eure Majeltiit sein zu ldürfen.'· Noch bis Abends um 11 s Uhr war er mit seinem Vorleser, dem LSchweirer Hean de Catt, der ihn seit i i i Jahresfrist auf feinenKriegsziigen bes aleitete, zusammen und sagte, wie dieser uns berichtet, unter anderem: ,,Finden Sie mich nicht ruhig? Ein Hiiirchterlicher Tag, ein Schlachttag. IJch habe meine Anordnungen so ges trossen, daß ich nicht viel Leute ver » lieren werde, und daß der Feind fort ! aejaat werden wird, aber Sie werden es vielleicht erleben: Ein Nichts wird Alles uxnstoßen und dem Führer in Hiechnuna bringen, was er nicht ver l ichuldet hat« I Nordöstlich von Küstrim auf der l von drei tiefen Wasser-rinnen mit stei llen Rändern und izmvsiger Sohle s durchlchnittersen welliaen Fläche zwi s schen den Dörsern Zorndori. Villers dorf, Zicher und Quartschen, die im Norden und Nordosten von der gr · s3en Massinlchen, im Süden und - iten von der aroszen Drewsitzer Heide begrenzt wird, sollte sich das blutige , Drama abspielen, das über das ; Schicksal der Mart entschied. l Noch vor Tagesanbruch am 25." August sührte der König sein Heer in mehreren Kolonnen auf schnell ge lschlagenen Brücken über die Mieyel , und durch die Illiassinsche Heide in weitem Bogen über Baslonx Wil stersdors bis nach Zorndors um das Irussiiche beer herum. Er war so ! völlig in den Rücken der bisher nach Norden gerichteten Aufstellung Fer rnors gelangt, der gar nicht daran dachte, diesen Marsch zu stören, son dern als er die völlige Umgebung er kannte, sich nur darauf beschränkte, sein Heer regimenterroeise eine völlige Schwenlung machen zu lassen, so daß er nun die Front nach Süden hatte. Wie bei Leuthen wollte der König mit seinem berühmten »ichrägen An grisf« diesmal den rechten feindlichen Flügel angreisen· Sechzia schwere Geschütze eröfsneten hier gegen 9 Uhr Morgens mit ihrem Feuer die Schlacht Sie sollten die seindliche Artillerie niederläm.vsen. damit sie nicht wie bei Kolin den Angrifs zu Schanden machte. Früber hatte der König diese gering geachtet, jetzt wußte er, daß seine Soldaten die ieindlicben Geschiitze mehr fürchteten als das Fußvoli, und er hatte daher iur iede gewonnene Kanone eine Be lohnung, ein ,.Douceuraeld« von 100 Dutnten eingeführt. Dies wurde so der Ursprung der preußischen noch 1870 gewährten sogenannten »Ge fchütidouceuraelder". I Geaen 11 Uhr, als Friedrich den Feind genügend erschüttert glaubte, ging der linke Flügel der Jnsanierie zum Angrisf vor, aber die Rassen lei steten hartnäckigen Widerstand End lich weichen mehrere rufsische Batail lone, heftig drängen die preußischen nach· Da bricht plötzlich russische Ka vallerie vor, die überraschten und durch den Angriff erfchöpften Preu seen wenden sich zur Flucht; aber wo find die Bataillione geblieben, die nach dem Befehl zu ihrer Unterstütz ung hinter ihnen bleiben sollten? Es ist wie bei Kolin gegangen: im Vor gehen sind sie nicht hinter dem an greifenden Flügel geblieben, sondern haben sich neben ihn gesetzt und sind so frühzeitig ins Gefecht gekommen und werden nun mit fortgerissen. Fahnen und Geschühe gehen verloren. Da erfolgt den Bedrönaten Rettung durch die Kavallerir. Fürst Motiv von Anhali-Dessau, den der König einst auf dem Muthe ner Schlachtfelde zum , ldsnarschall gemacht, bricht mit 25 kchwadronen Dragoner vor, ihm folgt Sevdlitz mit 5 Kürasfirs und 206usarenichwadrw nen« während die Gar-des du Carus und das Regiment Gendarmen die Flanke des Gegners zu packen suchen· Wie ein Orkan braust die preußische Kavallerie von allen Seiten daher, und unter ihren Klingen sinken rus sifche Reiter und Fußoolk in ganzen Schwaden nieder. Der russifche rechte Flügel «ift in eine wirre Masse aufge löft. Die Schlacht scheint gewonnlen, und mit Duera und Hutschrvenken begrüßt der Dessauer, nachdem er feine Reiter einigermaßen gesammelt hat, den König, der vor derFront der noch nicht eingesetzten Jnfanterie rei tet. Freundlich und ruhig dankt die ser, als aber auch der neben ihm rei tende Mittchell ihm seine Glück wünsche ausspricht, sagt er ihm leise: .,Mein Freund, aus dem linken Flü el steht es schlecht ich werde dort rdnuna schaffen aber folgen Sie mir nicht. « Die arsamrnte noch vorhandene Jnfanterie tritt in einer Linie zum Angrifs an wieder eröffnen 20 schwere Geschütze das Feuer, allmäh lich sammeln sich auch die Flüchtlinge vorn linlen Flügeln wieder Auch jetzt versucht wieder rufsische Kaoallerie das Vorgehen zu hindern, bis sie durch dreußische vertrieben wird. Aber einige ostpreußische und die dornrnerschen Regimenter, die nach den furchtbaren Verlusten von Kolin nie wieder ihre alte Kraft erlangen konnten, versagen und wenden sich zur Flucht. Da ergreift der König selbst eine Fahne und führt seine Ba taillsone wieder vor. Das ist der Augenblick, den der bekannte Schlach tenmaler Röchlina auf einem fiir den Kaiser qemalten Bilde wirtunasvoll dargestellt hat, wie sich die Besucher der vorfährigen Berliner Kunstaus stellunq erinnern werden. Doch auch das heldenbafte Beispiel des Königs ist vergeblich, die preu ßifche Jusanterie weicht fast überall, die Schlacht scheint verloren. Da tritt zum zweiten Male die drei-frische Kaoallerie als Retterin aus. Wieder braust ietzt Sendlitz mit der gesamm ten Kaonllerie daher, und furchtbar wütksen seine» Reiter unter den sich wie die Rasenden weinenden Russen. Jetzt vermögen auch einzelne dru ßische Bataillone des rechten Flügel-Z sich wieder zu sammeln und dringen bis Quartschen nor. Nicht mebr nach Norden acht dieser letzte-Angriff, son dern jetzt nach Westen, so hat sich die Schlacht rund herumaedreist. Jm Westen standen jetzt die Reste des rus fischen Heeres, im Osten die Preußen, »das Mittelseld gehörte den Todten«, so schrieb einfach und erqreifendMitt chell nach Hause. Abek der letzte Rest des rttsstichcn Heeres war noch unbezwungen, und der Könia lonnte an einen Angriff mit seinen furchtbar durch Marsch, Hitze und Kampf mitgenommenen Truvven nicht mehr denken. Doch schon am nächsten Morgen ließ er seine wieder aeordneten Truppen noch einmal antreten, und wieder er öffnete die schwere Artillerie den Kampf. Bis Mittag ainaen die Rus fen in die äußerste Ecke hinter den Zabergrund zurück und die Preußen waren jetzt Herren des blutig er tämpsten Schlachtfeldes. Jn der-Nacht aelana es dein Reste des russischen Heeres. an dem preußischen vorüber sich aus die Höhen von Groß: und Klein-Aaminin zu retten, wo es sich so verschanzte, das-, an einen neuen Angriis nicht zu denten war. Am sil. gina Fermor weiter aus Lands berg zuriick und der König konnte wieder nack- der Lausiß abrücken, wo hin ihn aus’s Neue die Oesterreicher riefen, Fermor aber zoa Mitte Seb tember aanz nach Pommern ab. Jin Lager von Groß-Kammin hatte der ruisssche Feldherr stolz Vic toria schießen lassen, aber Maria Theresia, besser unterrichtet, äußerte spötisch, die nächsten Tage würden wohl die Zahl der rusfischen Gesamte nen und der von ihnen verlorenen Kanonen ergeben. Jn der That wa ren 6 russische Generale, 76 andere Ossiziere und 2400 Mann in preu ßifche Gefangenschaft gerathen, dazu waren rund .'"1500 Mann todt und ge gen 13,l)00 verwundet, 103 Kanonen und 24 Fahnen in die Hände des Siegers aefallen. Aber auch die preußischen Verluste waren furchtbar: 3500 Todte, 6400 Verwundete und 1400 Vermißte. Tief betrauerte der König den Tod seines Fliigeladju tanten von Oppen, dessen Leiche erst am dritten Tage mit mehr als 4« Wunden auf dein Schlachtfelde ae funden wurde. »Ich hatte ihn erzo gen, ich tann mich nicht trösten, so bin ich nun,« tlagte er seinem treuen de Catt. Der Taa von Zorndorf aber war zum unvergänglichen Ruhmestag der preußischen Kavallerie geworden, ohne daß die Schlacht verloren gewe sen wäre, wie derstönig es selbst aus-s svrach. Alle Reiterregirnenter hatten an Tavserteit gewetteifert, und der Könia tonnte sich nicht genug thun, es ihnen zu zeigen. Ueber alle Füh rer aber ragte Sendlitz. Hatte er fchson bei Kollin sein Beste-Z gethan, die Niederlage abzuwehren, war er auf den Schlachtfeldern von Noszbach über vie Franzosen wie eine Winds braut daheraesahren. so hat er hier, nach dein Urtheil seines Königs, das Höchste als Reiterfiihrer geleistet durch jene Entfchlossenheit, die die Gunst des Augenblicks sicher zu er greifen versteht. Und so wird auch Korndors fiir immer der größte und dentwiirdigste vreußifche Reitertag bleiben Ein nistet Oknler. »Sie sind ja schon wieder mal da! Ich sagte Ihnen doch letzthim Sie znöcpten sich hier nicht mehr sehen las Knos ,,Patdon,-Madam, jedenfalls Nach lässigkeit meiner Frau! Hat wohl ver gessen, Ihren werthen Namen von imeinet Besuchssliste zu streichen!«« fEin Freundschaft-dienst? Novelle von Helene Lang Anton. Es ist nicht aut, daß der Mensch allein sei,« meinte Frev Brown, oder, wie er auf gut Deutsch hi-ß, Fritze Braun, der nun schon seit zwölf Jahren in Amerika lebte und sich da wohlbefand. Wie viele Deutsch Ameritaner schimpfte er auf Deutsch land, fand alle Einrichtungen besser in Amerika und versicherte jedem, der es hören wollte, daß er sich nie mehr in die kleinlichen deutschen Verhält nisse eingewöhnen könnte, ohne zu fühlen, daß es vaterlandslos klang. Nur als ihm die Jdee kam, sich zu verheirathen, und er die deutsche an spruchslose tüchtige Hausfrau und Mutter mit der kühlen berechnenden oberfliichlichen Amerikanerin verglich, fühlte e: sich plötzlich als Deutscher. Es nah unter den dort ansässigen manche Deutsche. aber diese hatten ssch schon zu sehr amerikanisirt. In ihrer Zwitteraestalt waren sie fast noch schlimmer als die einheimische Frau. Er begann darüber nachzu denken, wie er, ohne die weite Reise über den Ozean machen zu müssen, eine deutsche Frau bekommen könnte. Er erinnerte sich an manches hübsche funae Mädchen in seiner Vaterstadt Aber heute nach zwölf Jahren war gewiß keines davon mehr zu haben. Da fiel ihm seine Schwester ein. Sie hatten ja immer denselben Ge schmack gehabt, sie würde ihm gewiß den Gefallen thun und eine niedliche hübsche Gefährtin fiir ihn wählen. Klin und gut mußte sie freilich auch sein, nicht nur ein bloßes Dekora tirnsstiich dann hätte es ja auch eine Ameritanerin sein können. Er wollte etwas fürs lHerz haben. Aber die Sache war recht schwirig. Sich per Distansz verlieben und verloben war gar nicht so leicht. Er überlegte: vierzehn Tage dauerte es, bis feine Schwester den Brief erhielt. Dann pina sie auf die Suche. Dann wieder vierzehn Tage für ihren Brief. Sein Entschließem kurz, die Sache bean spruchte im günstigsten tFalle drei Monate. Aber vielleicht ließ sich die Sache auch beschleunigen Er feste sich hin und schrieb feiner Schwester einen ausführlichen Brief. Mr. Rakert, feinem Freunde, der da zutam, las er den Brief vor. Dieser lachte laut auf. »Das soll ein Werbebrief sein? Ich halte ihn fiir einen etwas kom plizirten Geschäftsbrief.« »Geschäftsbrief?« ,,Jawo«hl. Und ich bin neugierig, wie er in Deutschland wirlen wird. »Na, meine Schwester wird mich schon verstehen. Unsd ich versichere dir, daß ihr mich alle um mein Weibchen beneiden werdet.« »Hast du es schon?« »Es kommt, es tommt.« Mr. Ratert schüttelte ungläubig den Kopf. Die Deutschen waren zu schwerfällig, trieben zu viel Gefühl simpelei. Nun, man lonnte ja ab warten. Jn der nächsten Zeit dachte er viel daran-. Wenn Brown wirklich auf diese Weise ein nettes Weibchen er hielt, so war er gar nicht abgeneigt, seinem Beispiel zu folgen. Denn er mußte seinem Freunde recht geben: Für die Außenwelt, siir den Salon behauptete die Ameritanerin den Vortritt, aber in derHäuglichleit war die Deutsche mit ihrem warmen Her: ken, ihrem tüchtigen Sinn, in ihrem Verstehen und Mitaehen die vorzu ziehende Frau. Er mußte das selbst als Ameriianer zugeben. Und fo war er gespannt auf die Weiterent wickluna Promnt hatte die Schwester geant wortet, sast zu promot. Nach Browng Berechnung hatte sie taum drei Tage aus die Suche verwendet. Und fast ängstlich öffnet-.- er ihren Brief. Sollte Ratert recht behalten? Sollte die Schwester feinen Brief auch als Gefchäftssbries aufaefaszt, fein Schrei ben sie in Dieser Form verletzt haben und sie fein Ansinnen zurückweifens Er zerriß unaeduldiq das Couvert, ohne den Aufschneider iiu aebrauchen, etwas iosas er sich in ruhiaen Momen ten nie verziehen hätte, dann begann er hastig zu lesen: ,,Lieber Bruder! Als ich Deinen Brief erhielt, war ich zuerst sehr erstaunt. Dann habe ich getacht und schließlich darüber nachgedacht. Eine Etage tiefer wohnt die oerivittivete Finanzratlj Deuben. Sie hat mit ihrer alten Tochter einen Kurfus siir Schneiderei, nur siir junge Damen aus guten Häusern ein-gerichtet. Vielleicht tonrite sie mir helfen. Ich erzählte ihr nun von Deinem Wunsch, die aanze Sache mehr als Ult behandelnd, denn ich fürchtete, die alte Frau könnte das Gefchiistsmäßiae daran verletzen. Aber sie nahm die Sache gleich ernst und versprach mir, für Dich zu wer ben. So aefchah es auch. Grete ideutfcher tann ein Name wohl nicht fein) Meter möchte ihren Kollettiw namen gegen Deinen aanz aern ver tauschen. Sie ist sünsundziivanzia Jahre alt, blond, groß und schlant, immer vergnügt und unternehmungsi lustig. Das beweist sie ja auch da durch, daß sie sich entfchließen würde, iiber den Ozean zu aehen. um einein unbekannten Manne ansziigeshörew Sie ist Waise, lebt bei einer alten Tante nicht gerade in den alänzentk sten Verhältnissen, unsd das macht ihren schnellen Entschluß begreiflich. Anbei ihr Bild aus jüngster Zeit. Genau so sieht sie aus« Wenn also Dein Herz in Liebe siir sie entbrennt, so schicke das Reisegelv und bestimme, mit welchem Schiff sie fahren soll. Jch wünsche, daß dieieGeichöstssuche, wenn sie sich realisirt, eine Herzens sache wird und Dein Glück begründet. So weit ich Grete Meier kenne, dürfte das nicht schwer sein. Sie ist ein liebes gutes Mädel. Es grüßt Dich herzlichst Deine treue Schwester." Nun besah Brown das Bild. Es war ein angenehmes Gesicht, aus dem große dunkle Augen lachten. Das kleine Näschen und der hübsch gezeich nete Mund waren auch nicht zu ver achten. Broton steckte das Bildchen in einen Rahmen und stellte es aus seinen Schreibtisch. Noch an demselben Tage sah es Ralert. Er konnte sich gar nicht satt sehen an dem lieben Gesichtchen. Im mer wieder nahm er das Bild zur Hand und er mußte es sich heimlich ringestehen, daß er sich ganz rettungs los in die Braut eines anderen ver liebt hatte. Browng Gefühle waren nicht so heftiq erregt. Es sreute ihn ja auch, daß seine zukünftige Frau gut aus sah, und er war überzeugt, daß sie sich auch sonst verstehen würden. Schon ihre Forderung des Reise aeldes bewies, daß sie das reale Leben verstand und es richtig aussaßte. Darüber waren Wochen vergan gen. Das schöne stolze Schiff, der ,,Meteor«, sollte in den nächsten Ta aen in New Yort landen und ihm seine Braut bringen. Er hatte die Absicht qehabt, sie an der Landungs briiete zu erwarten. Aber, o Miß geschick! Sein Compaanon erkrankte plötzlich, wichtige Abschliisse wurden verhandelt, und er war Mal-kömm lich. Plötzlich fiel ihm vaert ein. Wozu hatte man denn Freunde? i Rakert war sofort einverstanden." Es freute ihn und regte ihn zu glei cher Zeit aus« dem Mädchen, das seit Wochen seine Gedanken beschäftigte, entgegenzureisen. Brown war ganz beruhigt und widmete sich den Ge schästen, die ihn ganz in Anspruch nahmen. ———————— So vergingen mehrere Tage. Der ,,Meteor« war angekommen, er hatte es in den Zeitungen gelesen. Aber er hörte weder etwas von Ralert noch von seiner Braut. Wahrscheinlich wollte dieser ihr noch New York zei gen. Als aber acht Tage vergangen waren, er noch immer ohne Verstän digung war, wurde er unruhig. Als er eben teleohonisch in Nakerts Ge schäft anfragen wollte, wurde ihm Ratert gemeldet. Gleich darauf trat dieser ein. Hinter ishm eine schlanke blonde Dame mit etwas ängstlichem Gesichtsaiisdruch Lebhast ging ihnen Brown entgegen und rief: »Na endlich. Gott sei Danl!« und wollte ohne Umschweise seine Braut, denn diese war es gewiß, umarmen. Natert trat schnell dazwischen und sagte halb lachend, halb verlegen: »Verzeih und sei nicht böse. Ich habe deinen Austrag nicht ganz in deinem Sinne erfüllt. Und — kurz und gut —- nicht deine Braut steht ror dir — sondern meine Frau« Verdutzt starrte Brown ihn an. Er begriff nicht gleich, bis Raiert nach hals und bemertte, daß er vom ersten Augenblick an sich in das Bild ver liebt, aber selbstverständlich niemals daran gedacht hatte. ihm seine Braut abspenstig zu machen, nun sah er sie und sie ihn — na ja —- und so tam es. Nun war Brown orientiri. »Du hör ’mal, die hundert Dollars Reisegeld betomme ich wohl wieder. Schon damit ich sie meiner nächsten Braut senden kann. Aber diese hole ich mir allein ab.« W Kaiserin Engente als tsezteherim Jm Schlußband der »Frauen des zweiten Kaiserreichs« von Frederic Lolie, der der Kaiserin Cugenie ge widmet ist, findet fich auch folgende Geschichte, die kein ungünstige-H Licht auf die Kaiserin alg Mutter wirft: Der berühmte Astronom Leverrier sprach bei Hofe einmal von einer fei ner neuen Entdeckungen, irgend ei nem von der Erde unendlich weit ent fernten Stern. Den Prinzen Lulu interefsirte der Gegenstand außeror dentlich, er stellte verschiedene Fragen und unterhielt sich mit dem Gelehr ten. Da trat die Kaiserin hinzu und fragte, wovon man spreche. »Seine kaiserliche Hoheit geruhen, rnir feine Jdeen über die Astronomie darzulegen,« lautete die eines Gelehr ten wenig würdige Antwort. »Sie sind übrigens fehr bemerkenswerth.« Der tleine Prinz nahm mit der ganzen Naivität feiner Jugend diese Schmeichelei für baare Münze. Die Kaiserin aber fagte zu Leverrier: »Ach, fchmeicheln Sie diesem Kinde nicht, das unglücklicherweife nie die Wahrheit hört. Seine Ideen über die Astronomie? Jch kann sie mir fchon denken-« -—— Und zum Prinzen fich wendend, fuhr sie fort: »Es ift fehr freundlich von dem Herrn, dich anzuhören. Du bift aber blos ein kleiner Junge, wie alle anderen, und in Bezug auf Astronomie ift die befte Lehre, die du augenblicklich erhalten kannst, die, daf; der Stand der Sterne erkennen läßt, es fei für dich Zeit, zu Bett zu gehen. Glücklich Haft du ein Weibchen gefunden Glücklich nennt man dich dann-— Und bist du endlich gestorben, Heißt eg: »Der selige Mann!« III Schsus set Sols-m Tourist: »Nun sagen Sie mal, Führer, was is denn det sor’n Dsing?·« Führer: »Da an der Stell’ san dös Jahr arad’ fünfundzwanzig Inmi sten von der Schwarzkoselwand abge stiirzt; na, und weils atrat fünsund zwanzia gewesen san, haben wir zum Zeichen der Trauer dös Jsubiläumss makterl da aussa a’stellt.« Durch die Blume. Student A.: ,,Weshalb kommst Du denn nicht mehr in unsere Stamkntneioe? Hast Du denn den Wirth beleidigt?« Student B.: »O, im GegentheiU »Bei.dein bin ich seshr gut angeschw oen.« Auch eine Antwort Lehrer: «Gute Werte sind demMen schen besonders empfohlen. Max, kannst Du mir sagen, was gute Wer le finst« Schüler (Sohn eines Bantiers): »Das sind Berawerke, die sieben Pro zen«t geben und darüber, Herr Leh rer.« Eine schöne Beruhigung. Gatte (nach.dern er mit seiner Frau einen Streit aehabt): »Na, schön, ein neues Kleid werde ich Dir noch kau sen, wenn Du mir versprichst, mich dann in Ruhe zu lassen. Gattin: »Aber ganz gewiß, denn wenn ich ein neues Kleid habe, dann bekomme ich das übrige, was ich noch brauche, schon gepumpt.« nun-hätt Madame (in der Küche die Stiefel des Dienstmädchens betrachtend): »Wahrhaftia, die unverschämte Per son ist kleinere Füße wie ich!« Einsqch. Richter (zu einem Angeklagten, der »sein Alibi nachweisen soll): »Montag Abend sind Sie in der Kneipe gesehen worden, Dienstag Abend zu Haus; wo aber waren Sie während der Zwischenzeit?« »Na, unterwegs!« Mißverständniß. Richter: ,,·Angeklagter, wie kam es nur, daß Sie die Wäsche stahlen und den mit Goldroaaren angefüllten Ka-« sten unberührt ließen?«« Angeklagter: »Ich bitte Sie, Herr Richter, halten Sie mir das nicht auch noch vor, meine Frau hat schon genug deshalb geschimpst!'· Nu in! »Ihr Antrag, Herr Graf, ehrt mich ungemein, doch snuß ich ihn zu mei nem Bedauern dankend ablehnen — ich bin bereits verlobt!« »Bereits verlobt?! Da haben aber Gnädigste scheußliches Pech!« Rasch entschlossen. Mutter: »Na, trag möchtest Du denn gern zum Geburtstag haben, Lieschen?« Lieschen: ,,Eine große Torte!« Mutter: »Und noch was?« Lieschen: »Noch eine Torte!« Mutter: »Nun, Herzchen, so viel aeht ja gar nicht in Deinen kleinen Magen!« ' Lieschen: »Dann wiiinsckf ich mir noch einen Magen!« Ver-schnappt. Fremder szur Frau, deren Maan im Rollstuhl sitzt und bettelt): »Den ganzen Tag müssen Sie Ihren ge lähmten Mann so durch die Straßen fahren?« Frau: »Nein: wir wechseln mit einander ab!« Rekrutcnmonol·g. »Hergott, muß so a General schim psen können, wenn i denk’, was schon unser Korporal z’samrn' schimpft!« Erkannt. ! Kellner (z-um Student, sder am 27. schon zum fünften Male »Zahlen« ge rufen hat): ,,Nee, Herr Doktor, rufen Sie nur so oft Sie wollen, ich lasse mich nicht veralbern!«