Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 02, 1908, Zweiter Theil, Image 10

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    Nach dem Sturme..
somit voi- V. sein.
(10. FortsenungJ
Zwölftes Kapitel.
Fkkibliug und Sommer waren
take-h dahin gegangen Ein mächtiger
Heil-il war eingezogen, hatte die Pro-!
III-schen der großen bandelöitadt
nnd die Luxusgätten ihrer Bewohner
mit buntem Laus gescheit-List Und köst- «
kichti Obst an Bäumen und Spalte-I
ten gezeitigt Die Luft war so mild
und arotnatisch, wie es diese Jahres
zeit an den nordischen Küsten mit sich
zu bringen pflegt. heller Sonnen
schein näherte auf den kleinen Wellen
der Alster, und zahlreiche Segelhoote
glitten einher unter Dein durchsichtigen
tiefblauen himmel, der das reizende
Bild überwölhte.
List es nicht köstlich heute drau
sent« rief Frau Wewdhoeft, die mit
rhrein Manne und Fräulein Weiter
inann int Gartenpavillon an der Al
ster beikn Kafiee faß. »Der Herbst
ist doch die fchönfte aller Jahreszei:en,
M meinen Sie, Anna? Sehen Sie
dieses wundervvll bunte Laub, diesen
Blick nach Uhlenhorft hinüber. diesen
Sonnenschein —- giebt es wohl etwas
Entzückenderesk
Das junge Mädchen lächelte.
«Wundetvoll!« bestätigte sie, »aber
nni es ganz genießen zu können, dazu
hört auch ein Besihthurn wie das
hriae, welches die chönheiten der
Jahreszeiten mit de gtschmackvvllen
Anlagen des Gartens und der wun
derbar lieblichen Aussicht verbindet
Die armen Menschen, »die verurtheilt
sind, zeitlebens in engen Straßen zu
wohnen und in dunklen Zimmer-n zu
haufen, werden wohl kaum Gelegen
heit finden. Ihren Enthusiasmus zu
theilen·' ,
.,kllber Sie theilen ihn doch, Frau
»lein Annal« nahm here Wendhoeft
fest das Wort. Er blickte dabei das
schöne junge Mädchen eigenthümlich
forschend an.
Anna Wesiermann lonnte in der
That ein schönes Mädchen genannt
werden; während der letzten sechs
Monate hatte sie sich in jeder Bezie
hung zu ihrem Vortheil entwickelt, sie
war ruhiger und sicherer geworden.
und ein Ausdruck inneren Glückes
sprach aus den dunklen Augen und
verschönette das liebliche Gesicht.
»Nun ja«, erwiderte sie faft zö
eknOd, ,aewiß, ich halte den heutigen
bend fiir feht schön.«
«,,Zumal«, fuhr der Koniul fort ungd
nahm eine englifche Zeitung aus der
Brufttafche, »wenn ich Ihnen feierlich
kkaer, daß der lipper »Elifabeth
Schenken«, an de en Bord sich ein ge
wisser Ausreißer befindet, am 18. d.
M. von Southaniptons in den See ge
gangen ist. — here Schenlen hat
nämlich die große Aufmerksamkeit ge
habt, das eine der neuerbauten Schif
fe ..ßeinrich Matta'·, und das andere
.Elisabeth Schenken« zu taufen.«
»Er hätte es von Rechts wegen
Anna Westermann« taufen müssen,
bemerkte Frau Wendhoeft lachend.
Wir haben heute den 29. Septem
he . fuhr ihr Mann fort, »und ihn
nen somit die Ankunft des Schiffes
jede Stunde erwarten.«
Das junge Mädchen ereöthete jäh,
um gleich nach-her so ausfallend zu et
dlaffen, daß Frau Wendhveit liebt-z-4
sensd den Arm um sie legte und sie leise
tm sich zog« «
,,Sie waren irnrner die Muthigltel
in unserem vierblättrigen Kleebliti.l
Anna —- und nun aus einmal so er-i
schreckt?«
.Man tann auch vor Freude er:«
schrecken«, bemerkte der Konsul, ,,nicht
wahr, Fräulein Westermann?« ·
»Ja!« sagte Anna; aber diesesz
»Ja!« kam wie ein tiefer Seuizers
aus der Brust, so daß das Ehepaars
unwillkürlich lächeln mußte «
»Ja!« wiederholte sie und versuchte
vergebens-, mit den zitternden Hände-is
die seine Arbeit wieder auszunehmen.,
»Sie haben gut reden, ader mir bangt
so —- ich lann nicht sagen, wie sehr!
Was wird Matta um meinetwegen.
alles durchzttmachen haben!« !
»Mutter ist ein durchaus fertigen
Charakter«, tröstete Herr Wendhoest,
»der den Weg klar und deutlich vor
sich sieht, den er gehen will; nur eben
nicht als Dulden Außerdem — aber
Der kommt denn da?«
Aus dem nahen hause eilte ein jun
fes Mädchen auf die kleine Gesell
Oaft zu: fast atbemlos klang die
·· Htfimmy als sie schon von weitem
ne :
«Matto kommt, das Schiff lie t in
stirbst-m Papa hat eben eine - pe
ssye erhalte-al«
sie begrüßte Frau Wen-d t,
We dem Konssl flüchtig die nd
« III- W M dann an Annw
mag das Räthsel nicht zu erklären!«
»Also Ihr here Vater bat eine De
pesche aus Cuxhsten?« fragte er.
»Ja«, berichtete das junge Mäd
chen. »Der Klipper .Elisabeth
Schenken«, Kapitän Wendt. liegt auf
der Rhede und geht heute Abend mit
der Flutb aufwärts Papa sagt, er
könnte morgen früh einlaufen.« l
»Und darum, Fräulein Else, sind
Sie so ans allen k unent«
»Ach, es ist zu chrecllich!« klagte
das Mädchen. «Mama sagte gleich,
als wir bei Tische die Deptscht er
hielten: »Am 2. Oktober wird er
mündig, und dann wird auch wohl
ein Familiensest gefeiert werden!«
Und dabei sah sie mich an —- sie denlt
ja an nichts weiter, als an unsere
Verlobnna. Gott weiß, wie das en
den sollt«
.Gut soll es enden!« tröstete die
junge Frau. »Natürlich giebt es bald
eine Verlobung, oder vielmehr deren
zwei. Aber wo wollen Sie bin,
Anna?« fragte sie, als jene ibre Ar
beit zusammenzulegen begann.
Mach hause«, antwortete Unna,
»und Else gebt hoffentlich rnit; wir
haben noch etwas zu besorgen, aber
etwas ganz Geheimnißvolles.«
»Ach Gott«, tief Eise, »ich bin so
von hause fortaelausen, ohne Mama
Bescheid zu sagen0 aber sie wird wobl
nicht schelten, wenn sie erfährt, daß
ich sitt Matta einen kleinen Willkom
men-grub getauft habe. Die beiden
Blamenstäsnder werden nachher gleich
hinausgeschickt,« setzte sie« zu Anna
gewendet, hinzu
»Jst das das ganze Geieimnißi«
fragte der Konsal belustigt.
»Die hälfte davon. here Wend
hoeft«, erwiderte Else, die andere
hälfte besorgt Anna.«
.Waz natürlich tein fterblicher
Mensch nach dieser Mitiheilung er
rathen tann', scherzte der hausherr,
während Fräulein Westermann ein
wenig erriithetr. «Aber da die Damen
solche große Eile haben, schlage ichs
vor wir bringen sie im Se gelboot
hiniiber nach St Georg.« I
Das schmucke Fahrzeug war bald
bereit here Wendbpeft setzte sich an’s
Steuer, entfaltete das große lateini
sche Sigeh und eine balde Stunde
später standeten die beiden jungp
Damen in der Nähe von Anna
Wohrmng um den alten Pietro zu
insirniren, wie er den Schmuck fiir dies
Stube feines Herrn ein Paar ele
gante Blumenftiinsder und zwei dazu
passende prachtvolle Palmen auffiel
len sollte; aber er dürfe mit keiner
Miene verrathen, woher die Ueber
rafchung rühre.
Gegen Mitternacht desselben Tages
traf Matta ein. Er hatte die Zeit
nicht erwarten können und vorgezo
gen, mit einem englischen Dampfer
die Fahrt stroman zu machen. anstatt
mit dem Klipper der erst gegen Vor
mittag die Stadt erreichen konnte.
Am nächsten Morgen —- es war sehr
friib am Tage — saß er beim Kas
fe; die Baltonthiiren waren geöffnet
und ließen eine töftliche reine Lust
herein, die über die blaue Alster da
her strich und die Wedel der beiden
großen Palmen auf und nieder wogen
ließ. Jn der band hielt er ein
Schreiben des Notars S» welches die
Aufforderung enthielt, am 2. Otto
ber —- also übermorgen —- pünktlich
zehn Uhr Vormittags sich in seinem
Gefchästslokal am Kaiserhos einzu
sinden. um der Eröffnuna der Wil
lens-Verfügung seines Vaters beisti
wohnen.
So war denn der Augenblick der
Entscheiduna aanz nat-e gerückt, aber
Matta sah ihm ruhig entgegen. Er
südlte sich heute unsagbar glücklich: er
war wieder daheim; er hatte vorhin,
aus dem Fenster seiner Schlafstubez
in den kleinen Garten des Nachbar-!
hauses blickend, einen Gruß erhalter
von ihr, an die er immer gedacht im?
Wachen und im Träumen, hatte sei-i
gar mit möglichster Qärrwsun der
Stimme ein iurzes Zwiegesprä an
gefangen, aber dann waren Leute des
Weges gekommen und hatten vie Lie
benden verscheucht
»Mein-, wer hat die schönen Blatt
gewächse geschicki?« hatte er später ge-:
fragt, und der Alte hatte geschwun
zelt nnd Unwissenheit vorgeschiitzt,
aber schließlich unter dem Siegel ewi
ger Berschwiegenheit gebeichtet, die
broneenen Ständer haben Fräulein
Else, die Palmen aber Fräulein We
stermann gestistet.
»Und das schöne haliband hat
Rero auch von drüben mitgebracht«,
seite der alte Diener hinw, indem
er mit der Hand an, das Nachbar
Tns wie-. Rero ag jett zu den
itßen seines Gebieteri, nachdem er
Freude bei Wie-versehen endlich
are-getobt hatte. und blinzelte zu ihm
empor, als wollte er sagen:
Js- is- ich habe He ASSM- heischt
so lauter Du nicht hier warsf
" Ich liegend etwas m Wich
meiner Abwesenheit
——-s--·.-..R
s .
»Ja! Abe- die Hauptsache ist. here
"Westerniann lann fest wieder er
sehen- Herr Doktor Binder bat
eine strenge Kur durchmachen l en
und ihm eine andere Brille ge ,
es soll eine ganz nene Erfindung sein,
f nnd nun sieht er besser und lann wie
der die Zeitung lesen und da —«
»Was denn, Pietroi«
.Da fragte er inich neulich, als ich
am Garten vorbeiging. ob das
Strandbild von Fräulein Anna biet
geblieben wäre, oder ob Sie es rnit
genonnnen bittteni .Siie möchten et
wohl gern einan sehens« fragte ich.
«Ja!« sagte er, »aber erst, wenn Detr
Watta zurückgekommen ist. Dann
will ich ibn bitten, es mir auf einen
halben Tag zur Ansicht zu schickeu«.«
.Trage es doch gleich bin, Pietro«,
sagte sein herr.
»Ich dachte auch. Sie würden nichts
dawider haben, Herr Matta, und
brachte es ibm noch desselben Tages
hinüber, gerade als er spaiieren ge
nIgen war, denn sonst hätte er e
vielleicht nicht angenommen. Abend
schickte er es wieder, und die Rlele
agte, er bätte sich über »die schöne Ma
lerei unbändig gefreut.«
Gegen balb elf Uhr betrat Matta
wieder das alte Haus in der Deich
straßr. Er ging geradewegs in daij
Privatcomptoir seines Onlels, wurde!
freundlich empfangen und wegen der
geschickten Abwickelung der Geschäfte
in Soutbarnpton sebr belobL
.Uebermorgen ift also der Tag,
der Dir die Selbstitändigleit bringen
wird«, sagte here Schenken irn Laufe
des Gespräches; Jedenfalls hast Du
schon vom Notar S. Nachricht iiber
Zeit und Stunde der Verbandlu f«
Matta bestätigte seines On ls
Annahme.
»Gut! Es wird sich nun auch das
Verhältnis zwischen uns beiden in4
mancher Beziehung ändern, lieber
Deinrich«, fubt dieser fort, «in«deß,
ich gebe mich der Hoffnung bin, das.
was auch geschehen möge, Deine Ver
wandten und die alte Firma, der
Deine Mutter entstammt, immer bei
Dir über «pari« stehen werden! Du
bist nun ein Mann geworden, Du
wirst auch männlich handeln und alle
sogenannten Jugendtborbeiten über
Bord werfen. nicht wabri«
.Jch verstehe diese Andeutungen
nicht aans lieber Onlel', erwiderte
der junge Mann, »gestatte mir, da
rauf nach-Beendigung des ieierlichen
Altes beim Notar S. zu antworten.
Jch befinde mich gegenwärtig noch
auf gänzlich unbelanntem Terrain.
Erst wenn ich dieses kenne, werde ich
im Stande fein, liber mein zukünfti
ges handeln einen klaren Beichluk
zu iasiem aus dem »Du sicher wir
entnehmen können. daß ich von Ju
gendtborbeiten weit entfernt din.«
.Gut! Gehft Du mit zur Börsei'
Es tlana minder herzlich als vorhin.
»Nein Onkel. erst dann, wenn i
mündig geworden bin; wozu sollte ich
mich dort zeigen? Ich möchte zunächst
Deine Damen begrüßen; sind sie
draußen in Eurem Garten?«
.Nein!« war die kühle Erwidetungx
«fie find heute mit bereingelommen;
wir wollen Nachmittags an Bord der
«Elifabetb« geben« um das Schilf u
besichtigen, es muß ja- bei dein Win
nahe heran sein. Nordwest«, feste er
hinzu, ans die Windrole deutend
»Du wirft sie alio oben finden.«
Auf der ziemlich dunllen Treppe er
wartete Elie den jungen Mann, gebot
ihm Schweigen und zog ihn in ihre
SLÆO
.heinrich!« rief sie, und große
Tbriinen standen in den bübfchen Au
gen, .Du bist jent noch mein einzi er
Trost! Gottlob, daß ich Dich wie r
liabel Was soll nur aus mir werden,
wenn das Leben so fortgeht! Maina
und Papa sprechen von nichts Ande
rekn als von —« sie fing an zu wei
nen.
«Kleine«, ermutbigte er, «verliere
nicht die Couragel Verbalte Dich nur
ganz passiv und überlaß mir, den er- .
lieu Sturm abzuschlagem Du warst
const immer so mntbig.«
.. . aber W, heistichc tchluchste
sie. »Ich weiß nicht« was alles in
Werke ein mag, ich glaube aber, Papa
rechnet Pan-Te bestimmt auf Deinen
Eintritt n Firmak
»Das wird sich ja wohl auch entg
nen, Elschen«, tröstete Matta, »es
wäre vielleicht sogar recht gut« wenn
er mich durchaus nicht entbehren kann.
Uebrigens, Du kommst ja uerft gar
nicht in’ö Feuer, denn ich er läre über
morgen Deinem Vater ganz einfach,
ich will heirathen, aber nicht seine
Tochteß Eise. Du brauchst dann nur
zu sagen: »Ich habe ihn iängfi nicht
gewollt!« Alles Andere findet sich spä
gx. Verlaß Dich auf mich, Carisen
n.«
»Willst Du das wirtlich thun?«
fragte sie erleichtert. »
»Natürlich; Und wenn meine Ver
muthungen richtig sind, zxo habe ich
das heft in der band un tann ein
Wort u Deinen und Binden- Gun
sten re .«
»Ach, wenn das alles so isimei« ju
belte Eise. «Dente Dir, ich habe neus
lich Frau Bindee auch kennen gelernt
—- ganz heimlich natürlich-— es soll
ja Niemand wissen, daß si? hier
tot-legz Fåe Bin is guts-und net-te;M
« k Mk St -
Stief«
«Iieuiich Ubert-UT in Wendhoeft’s
Garten Mr sahen irn Papillen, es
var schen dämmerig, all eine Ialle
vors-Ihr und sinder uns Werten
spendi« zweien Dann stiea er aus
ndn stellte unt eine Dante vor —- et
spar- feise Maria«
»Sie Dri, Suec irssete Matte,
«- yir allmähiich schon alles tnB
rechte Geleise com-rent- Doch ieit muß
ic- xu Deiner Mutter gekni«
»Unser-, Deinrichi Man-a weiß
griffigent schon, daß Do hier im Hause
t .«
Der Empsana bei Frau Christi-ne
Schenken war ein übersMn lich
zärtlicher; beinahe wäre ei ihr ge un-4
gen, einige Ihrs-neu zu produsireml
und das .rnein siiser sGans-M wieder
holte sie unzählige Mal.
»Du speisesi doch heute bei unk.
sagte sie, «toir fahren nach der Börse
zusammen nan- nach dem Garten,
nicht wahr Die «Elisabetb« idnnen
wir ein andermal Musen Du kriegst
auch Dein Arbiingse n, Zaiiuppr.
Jch sage dir, mein süßer Junge, was
die Eise kochen kann! Sie hat einen
Kursus darin genommen; überhaupt-.
« eine Hauzfrau wird Eise werden, daß
;Du nach Deine Freude daran hat-en
’ sollst. Das gute Kind! Hasi Du sie
s schon gesprochen?« -
’ »Ja, Tante,-ich war eben bei ihr',
erwiderte er ziemlich kühl.
.Siekpst Du! Sie konnte es gar
nicht erwarten, bis Du inmit. sie hat
Tsich so lieb. Aber Du srühsiückst ersi
ein wenig-?w »
»Ich muß danken, Tante', sagte
Maita, »ich habe heute noch viei Wich
tiges zu besorgen«
»Aber, mein süßer Jana-, til-ermor
aen nach der Pubiitation, wirst Du
uns doch ieinen Korb geben, da bleibst
Tu den ganzen Tag bei uns, nicht
Mari«
»Auch das tann ich nicht bestimmt
verspreche-ich erwiderte Matta. Und
nun leb’ wohl, Taute, vielleicht sehen.
wir unt bald wiederk·
Im Geschäft war die Anwesenheit(
des herrn Matta ebenfalls bereits1
bekannt geworden; einer der Commis
hatte ihn zu dem »Alten« hineingehen
sehen, und Jeder freute sich auf den
Besuch des früheren allgemein be
liebten Kollegen. Als er in das ge
meinfchaftliche Comptoir trat, um
rinaten ihn auch sofort sämmtliche
Herren, ein Dunend Hände streckten
sich ihm eniaeaen, und er ichiitielte sie
nach der Reihe; dann zva herr Selle
ihn in seinen Käfig, Herr Wittig
folgte. und abermals wurden die
Hände gefchiittelt Gegen die beiden
alten Freunde äußerte Mdtta nun,
daß bei aller Herztichteit des Ern
dfanad der funaen derren ihm doch
eine gewisse Befantheit derselben
aufgefallen sei die er fich nicht zu er
ptären rvifsr.
vnimen Sie mit, ich will Ihnen
das Näthfei lösen«, sagte Herr Wit
tig und führte Matta an das dem
Privatcomptoir des Chefi entspre
chende andere Ende des grossen Zim
mer-, wo einige Stufen zu einem
Raume führten, in welchem bisher
die abaeleaten Geschäftsbücher und
Briefschaften aufbewahrt wurden.
der-r Wittig schloß auf und ließ sei
nen jungen Freund vorangehen; Herr
Selle folgte lächelnd.
-Erstaunt sah sich Matta um. Das
nach einer schmalen Ne bengaffe, oder,
fvie man in hamburg sagt:.1wiete«,
aeleaene zweifenfterige Zimmer war
durchaus neu und elegant tapezirt,
ein Parzellanofm in Kaminform
nahm die Stelle des alten eisernen
Ofen- ein, und die übriae Einrich
tung, die Möbel, der eiserne Geld
schrani, die für einen Rbeder erfor
derlichen physisalifchen Instrumente
usw. entsprachen valltammen allen
Anforderungen, welche ein reicher Ge
schäftsmann an fein Bureau nur ir
gend machen konnte. -
«Died ift das Comptair fiir den
neuen Associe«, fagte herr Wittig,
«und nun werden Sie auch begreifen,
warum man Sie hier als Respettsi
perfon empfängt.«
Fragend blickte Matta feinen alten
Geige an; aber diefer nickte bestäti
stU : «
.Jch wünsche Dir von Herzen diei
besten Erfolge unb würde glücklich
sein« Dich an dieser Stelle bald als
Kompaqnon der Firma begrüßen zu
können, denn dann wären ia zugleich
alle Deine Wünsche ersiillt.«
. »So bestimmt rechnet mein Onkel
aus mich?« fragte der junge Mann
und sab sich wiederholt in dem ele
ganten Raume um: er vermochte eine
unangenebme Empfindung nicht zu
unterdrücken — den Verdacht einer
beabsichtigten Nöthigung.
Die beiden alten Leute schmieden.
Herr Wittig schloß die Thiir nach dem
Comptoir und blickte dann durch das
Zenster aus die schmale Twiete, an
ren Ausqang ein Stückchen des
Kanals sichtbar war.
»Sie werden mir zuliebe-ich begann
Matta abermals, aber herr Selle siel
ihm in’s Wort: .
.Laß Dich nicht durch die Absicht
versitmmen, heinrich«, bat er; »ja,
man rechnet mit Sicherheit aus Dei
nen Eintritt in die Firma, das wirft
Du aus, Allem heute en ehmen tön
nen. Sollte ei aber dahn kommen,
fo wirst Du aus dem hauptbuche er
ehen, daß Dir nicht etwa in zerritttes
te Verhältnisse trittst. Wir haben
Verluste gehabt, aber noch stehen wir
seit, und Darum. wenn es sich sonsi
mit Deinen Wünschen und Plänen
vereinigen läßt —- tomrn zu uns, lie
ber VernrichP
»Wie nern möchte ich hast« erwi
derte Natte- und reichte jedem bee hel
den alten Freunde eine Hand. »Viel
leicht, sa ich möchte sagen: wilksi
Gottl selingt es, und wir arbeiten;
weiter zusammen in diesen alten lie-;
ben säumenP ! !
Der here gebe seinen Segen da-.
Be Can- seierlich tlanq es aus bein
· nde der beiden Greise, und Verr«
Helle sit-te bin-u
Jeder-nagen ist der Tag der Ent
lcbeidnngz ich werde bei dein Alte M
Iegen sein. Und nun rathe ich «r
nochmals, bewabee bei der ganzen
Verhandlung Deine Ruhe, bleibe Dei
nern Onkel gegenüber, der bisher
Dein Vorm-nnd war, also Deinex
Vaters Stelle vertrat, ber bei «dene
Reife, damit, wenn er heftig w eb, er
sich später innen tin-in nicht Du hast
ihn so weit getrieben, sondern der ei
gene Jäbzokm Und nun Gott beiobi
ken»Sn)ir sehen uns wieder beim No
ar .«'
Mattcks nächster Weg führte ibn
nach dem Burean des Notats am
Kaiserbof in ber- Näbe der Börse.
Ein Schreiber wies ihn in ein ziem
lich dunkles Hinter-Zimmer, wo ver
graben unter Alten und Papieren al
ler Art ein lleines djirres Männchen
qeiriimrnt auf einem Drebftuble saß
und emsig schrieb, bei dern Eintreten
des jungen Mannes aber die große
Hornbrille auf die Stirn schob, die
spärlichen weißen Mute zurücksirich
und ibn iraaenb anblickte.
»sich bin seinrich Watte-, herr
Doktor-'s sagte Erster-r, »und lomme.
Ihnen persönlich mitzutheilen, da
ich heute früh bei meiner Antunt
[ Ihre Vorladuna empfangen hade.«
, »So! Sol« erwiderte der alte
! Herr freundlich und stiea non seinem
Drehstnhle herab. «sreut mich aus
nehmend, bin ein alter Verehrer Ih
rer Frau Mutter selig nnd war auch
ein guter Freund Jhres Herrn Ba
ters, denen Beiden Sie hossentlieh
gleichen. Also in den nächsten Tagen
— sa, ia««, hier ariis er nach dem Ter
mintalender, «richtig, übermorgen 10
Uhr; dazu geladen Herr heinrich
Watte-, Herr J. H. Schenlem Herr
Konsul Wendhoeit und Herr Sellr.
Nun, werden eine allerliebite Ueber
raschuna haben. reicher junger Mann
— gute Partie — hi, hi, hil«
«Weiß der Lucia-PS sagte Malta
halblaut, als er das Bureaxi verlassen
hatte. .tvo ich heute erscheine. hagels
.es Andeutungen und Winke, als oh
die htrrschaften sich verabredet hät
ten; und immer gehen sie auf dasselbe!
Ziel los. Diese drei alten Derren sind!
aber sämmtlieh ehrliche Leute, denen»
ich unbedingt-es Vertrauen schente.(
Gott sei Dant, daß ich diese Tourl
hinter mir habe, ietzt kommt die an
genehme Seite des heutigen Rund-.
ganaes.«
Einige Minnten später trat er in
dasEornptpie des Consuls Wendhoeft,
fast zugleich mit diesem, der eben von
der Börse lam
»Willtommen! Willtommen!« ries
der Konstel, dem fangen Manne die
band entgegenstreckendz dann südrel
er ihn durch sein Privatzimmer in ein
tleinei Gemach, wo jederzeit ein- ge
deckter Tisch und ein mit allerlei gu
ten Dinaen versehenes Biifiet sich de
sand, wie es in den reichen Kaus
mannshäusern sriiher Sitte war.
»Setzen wir uns, Matta', bat er,
»und erlauben Sie mir zuviirderit vie
Frage-bleiben Sie heute bei uns zum
Mittagsessen?«
»Ich hatte allerdings die Absicht«,
erwiderte Malta, ,ich habe darum
auch die nothwe igen Gänge vorher
sämmtlich abgema t, und wenn —«
»Wenn? Schiefßen Sie les!" rief
der Koniul und chenlte zwei Gläser
Madeira ein. .
»Wer-de ich Fräulein Wesietmann
bei Ihnen tresseni« Malta war ein
wenig ertöthet bei diesen Worten.
»Noch heute, wersteht sicht« lachte
Herr Wendijoest »Sie miß. ds
Sie angekommen sind, and wird
ohne Zweifel schon bei meiner
:efinden. Sollte dies aber nich der
Fall sein, so ruhten wir nad Tis
hinüber, nämlich meine Fran· Se
und ich, und holen die junge Dame
ab.«
Möstlichk heil-wette Raita, und
sein Gesicht strahlte vor Freude.
»Dann bin ich der Jhrige für den
ganzen Tag.« »
Die Betten stießen an au.i »die
glücklich erfolgte Rückkehr-, auf glatt
liches Gelingen aller Wünsche, ujib
dann sagte der Koniult ·
»Nun enticheildigen Sie mich sin
ein halbes Stündchen, bester Watte-.
weil ich noch tmsComvtoir zu tlinn
habe. Unterdeß frühstiicken Sie; hier
sind Sardinen, dort ist Chestee und
West
suchen Sie sich aus« Nach r wolle
rpir hinausfahren und meine Frau
überraschen. Hiervon-, ich lann Ih
nen aus zuver Her Quelle mittseis
len, daß Ihr r ordener Vater in
Amerika leinen Grundbesitz mehr hats
ie, als er herüber lam. Er verlauste
damals Alles drüben, auch seine Mi
nenantheile, und muß viel baares
Geld mitgebracht da . Nun, über
morgen wird sich der leier ja vol
lends liisten.« .
Dreizehntes Kapitel.
Der von so verschiedenen Seiten
und mit ebenso verschiedenen Em
psindungen erwartete Tag, der 2. Ol
tober, war angebrochen, aber nicht im
Glanze derxheiteren derbstsonne, die
noch gesiern so prächtig geleuchtet hat
te. Ein überaus nebliger, unnatür
lich schmäler Morgen war es, an dem
Matta vom Fenster seines Schlaszim
mers aus hinunter-blickte in den llei
nen Garten bei Nachbarhauses. Aber
vergeblich hosste er, Anna zu sehen
und einen Glückwunsch aus ihrem
Munde zu erhalten. Der Nebel war
so dicht, daß er das Haus und die
großen Bäume vor demselben nur
noch aans undeutslich durchscheinen
ließ; lein menschliches Wesen war zu
erblicken, und der Versuch, durch lei
ses Dusten seine Anwesenheit zu er
lennen zu geben, mileang ebensalls,
Idee Schall drang nicht weiter, er
)
llang zurück, wie aus einem geschlos
ssenen Raume.
s Verstimmt letzte sich r Inngemeann
»zum Frühstück nieder. r war ein
» ruhiger, besonnener Kopf und mit sich
längst einig iiher den Weg, den er
fortan zu gehen hoher, aber heute
Morgen ergriss ihn doch ein eigenes s
Bangen bei dem Gedanken an den he
vorstehenden Konflikt mit seinen näch
sten Verwandten, ein Gefühl der
Furcht, es könne ein dauernder Bruch
daraus entstehen, ja, er könne gezwun
gen sein, den ihm noch unbekannten
Bestimmungen eines Vaters direkt
zuwider zu han ln. Und so liber
hörte er sast den herzlichen Glück
trunseh des alten treuen Dienere,
ist-ersah die Veränderung seineiFeiihs
stiiekstisches, aus welchemeine kleine
schwere silberne Kasieelanne nebst Zu
behiir prangtq welche Onlel und
Tante n en gespendet hatten. wie
die Kare mit der freundlichen Ein
ladung zum Diner und dem Glück
wunsche zum Geburt-lage verrieth.
Er blickte ohne Interesse aus die zahl
reichen Briese und Gratulationstati
ten. die Pietro nebst einem prachtvol
len Bouauet schöner herbstblumen
aus demj Tische arrangirt hatte, und
kam ersl gleichsam zum Bewußtsein,
als der Diener sich topsschitttelnd ent
«sernen wollte. Er sprang aus« eilte
dem alten Manne nach und siihrte ihn
zuriick in die Stube.
«Sei mir nicht böse, Pietro', sagte
er gerührt, »mein alter treuer Pietra;
ich danle Dir von her-ten sitr Deine
Glückwiiniche und fiir Deine allezeit
bewahrte Sorge um mich; ich bin aber
heute recht verstimmt, und dazu
tornnit dieses dunkle Wetter, d
schwere Luft, nicht einmal Its in i
ren Garten kann ich eben!«
»Ist auch nicht in viel u seäth
herr Mata«, s nur te te,
»denn die schJn linnen .
isch Eis-»F WDW « "'
ein e e n un se
bnn und einen herzlichen Gruß
nnd O nnich schickt tie durch nach,
ebenso tote herr und Frau Weiter
man-if
Mfl Du sie denn gesprochen, Du
Siscklicherk
(ertietzung folgt-)
Jene deutschen Bureautraten, die
dein Genie des Grafen Zeppelin Fes
seln anlegen wollten« hatten wohl
übersehen, daß der Graf sich mit Fes
srlballons niemals desaßt hat« -
s- i «
»Btzir sollten uns an eine nur not
dürftige Kleidung, einsache Kost und
harteö Leben gewöhnen,« meint ein
Menschensreund. Ein großer Teil der
Menschheit hat sich längst an diese
Dinge gewöhnt, aber nicht freiwillig.
i s i
Auch eine leichte Hand lann eine
schwere Arbeit vollbringen.
l
Ein scsckliches Ists
.Wie war das wie en ret sadeteisef Wo seid Ihr denn eigent
lith sen-e senf«
M .Weißt du, meine Frau wollte durchaus nach Nordeeney, ich nach
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»Und wer hat nachgegeben2«
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Und wies Sie fuhr nach Mann, ich noch Ruder-seht«