Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 18, 1908, Zweiter Theil, Image 13

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    Die streitbnre Magd.
Ein wahres Wiener Geschichtchen von
R. ha wei.
Es ist ein hübsches, neues Haus
rnit Garten draußen in Geist-bot wo
die Geschichte spielt. Im ersten Stock
wohnt ein junges,EHepaar. Der
Mann ist Beamter drinnen in ver
Stadt in irgend einem Ministerium
Wenn er Vormittags nach acht Uhr
das Dank verläßt, bietet sich seinen
Bewohnern immer ein ehe o schönes
ais rühren-des Schauspiel. e 'unge,
bitt-sehe Frau steht oben am oisenen
Fenster und schaut dem Gatten nach;
der dreht sich nach jedem« siin ten
Schritt mn und wintt zärtlich zu m
ossenen Fenger im ersten Stock hin
aus. Von ort wird ebenso zärttich
nriictgeroinit. Dann folgen Kuß
"rrde, das heißt, wenn Niemand in
der Nähe ist; an der Weqbiegung wird
dann definitiv Ahichieagenontmenz
Der junge warte ziehe ermatten-von
einen Chlinder, noch einmal slattert
i weiße Sacktuch dort oben im
ossenen Fenster soes ersten Stockes-,
und wer recht gute Augen hat« kann
zehen, » wie die reizende lleine Frau
Ie kleine Hand zum legten zärtlichen
Gruß an die Lippen drückt. Der Herr
Beamte erwidert diesen Gruß in glei
t» Weise, hält sich aber dabei den
blinder zur Seite, damit es die
isanten nicht merken. Reisig
; ritte weiter ist ein Baupla . Ue r
die dort aufgehäuften Stö e von
halten und Brettern hinweg kann
man noch einmal zu jenem Saus zu
riicksehen. Der junge Herr bleibt
wirklich dort stehen und schaut ange
rengt hinüber zum ersten Stock.
s Fenster ist noch ossen, aber die
Heau ist bereits verschwunden Sens
niz setzt der Mann seinen Weg ins
or.
Die Dienstmädchen und die Da
irren im hause, soweit legtere schon
ans den Federn sind, haben hinter
den Borhiingen der Fenster die hüb
che Szene mit vielem Interesse beo
chtet. Und immer wie er wird da
von gesprochen, wie schwer es dem
Lungen Manne geworden ist, hie hüb
che Frau heimsusiihrem Die Anna
vorn Achterhaui hat noch jeßt das
itungzblatt zu hause, in dem der
rogeß gestanden ist, den der junge
nn gegen seinen Stiesoater siihren
mußte, der ihen das Erbe der Mutter
vorenthalten wollte, weil er das hüt
sche, kleine Fräulein heirathen wollte.
Und die Damen benennen den Stief
oatee mit allen erdenklichen Schimpf
namen.
Es ist halb Drei. Durch die Geist
hoser-Straße strebt eilig der herr Be
amte. Beim Baupla schon bleibt er
stehen und schaut zu n Fenstern des
Hauses empor. Richtig, sie steht schon
beim Fenster. Er schwingt den Cnlins
der-aber sie steht zur Straßenecke
Bin und bemerlt sein Griiszen nicht.
« ht, jetzt hat sie ihn gesehen, sie winkt
mit dem Taschentuch und er schwingt
den Enlinder in der Lust. Ein alter
here bleibt ganz verwundert stehen
und schaut den Herrn an, schaut dann
sum Fenster hinauf, wo die junges
Frau steht, lächelt wehmütbig und»
geht« das herz voll don eigenen seit-J
aen Jugenderinnerungem bewegt met-I
r.
Bei der Thiir will der Mann seiner
kleinen Frau um den hats sallen —
aber oerschiimt weist sie ihn zurück.
»Aber Edrnund —- sie ist schon da!« «
»Werf« sragt er erstaunt.
»Die Neuei« -
Ja, dort steht in der Küche das neue -
Mädchen. Man lann wirklich nicht sa
gen:« «Miidchen«; es ist eine Person«
eoeit iiber Dreißig, vielleicht sogar
schon über die Vier-ig, groß und ha-i
ger, mit harten, oerbissenen Zügen. !
»Es-its d’ hand, gnii’ Herr«, sagt die«
Reue-närrisch. wendet dein deren den
Mitten tu und teibt eisrig den schwar
en Boden eines großen Topses mit
»j« Holzsooschel
Ok-!
ezimnier fragt er seine Frau, wie sie
zu komme, dieses unheimliche
Weibsbild aufzunehmen
Die kleine Esmmi-—io nennt et sie,
obwohl sie schon dreiviertel Jahr ver
heirathet M — meint schüchtern:
» a, . . . . ich fürcht« mich beina"l)’
vorihr. ..aberDu....wennsie
lo bleibt, ist's ein Juwel . . . . to
chen thut sie . . . . und flink ist sie
· . . . heui’ Vormittag hat sie noch
das Dienstboten-immer aufgerönmt
. . . da war eine Unordnung . . .
die Mali · . » na . . . Du weißt ia.'«
Und Wand muß sich das-l Dienst
botenzinrnrer ansehen er will
mit der Neuen ein paar freund
liche Worte sprechen, aber die Neue isi
sehr einsilbia — »ja, ja, - — schon
recht —- ireilich« —- isi Alles, was sie
zu »Den bat.
Beim Mittagsmahl wird noch lan
ge mer die Reue gesprochen Pliss
lich iagi Edmunv: gis-ißt Du, wen;
ich trink seicht-I hab-i« I
»Dir-ni« ;
»Deinen denn Stiefvater!« I
»Um Gottes willen!« fährt ersi
schreckt Einmi auf. « ’
» , er sinkt liber lden Fleifckimarlt.;
TVMUUO III ganz pun. Jus »Hu-(
i
Alt er nii als, blieb er sieben unds
spuckte vor en r aut. Ich Hin tax-g
weiter, um- va rieLRer mir no - ,
warf nur,—— zu schon
noch einmali« .
»Aber der Advoiat hat ihm doch
verboten, der-zukommen er hat ihm ja
mit der Anzeige gedroht!«
»Vo- macht dem Kerl nichts —- der
lonnnt doch her und schimpft nnd
volieri. wie er es schon io oft gethan
dat. Aber er loiks nur probiren!
r tonnn’ ich«
Dis-n bekommt er gewiß seine Prü
«Aber, Edmund, Idenl’ doch, Deine
Stellung, Du kannst doch nicht rau
sen mit ihm!« Sie war ganz bleich
geworden und die hellen Thriinen
perlten ihr über das hübsche Gesicht.
»Er soll mich in Ruh lassen; ich
weiß nicht, was ihm geschieht, wenn
er herkommt! Ich hat-« auch genug
mitaemachti Ich will nichts von ihm«
ich hab’ nichts von ihm, aber wenn er
noch einmal kommt, um Standel zu
machen, ich zeig’ ihn wegen Muskete
denshruchs an!"
Beide hatten sich so innig gefreut,
wieder beisammen zu sein, und nun
saßen sie da und ihre herzen waren
übervoll von Angst und Weh.
Die große, hagere Magd brachte den
Kassee herein. Als sie das thriinens
überglänzte Antlih der jungen Frau
sah, betrachtete sie mit sinsteren Blicken
ernst den herrm ging dann in die
Küche hinaus, trachend die Zimmer
thiir hinter sich schiieszend.
an. Dann ging Emnri in die Küche
hinaus, die Diensimagd ernstlich we
gen ihres Benehmens zu befragen.
Nach zehn Minuten kam sie, herzlich
lachend, zuriict und erzählte, die Liefe
set bös gewesen, weil sie geglaubt
hatte, der Herr Gemahl hätte der Frau
mit irgend einem Worte wehgethan.
Die Liese war ein sonderbaresl
Ding. Mit den anderen Dienstbotent
im Hause verkehrte sie nicht. Siei
brachte es in kurzer Zeit sogar so weit, i
daß sie von allen gefürchtet wurde. Stei
war unendlich grob mit allen, und als
sie der Hausmeister eines Tages be-»
schuldigte, am Gange Wasser verschüt-«
tet zu haben, hatte sie ihm angekiin
digt, ihm die Augen sofort auszu-»
rasen, wenn er noch ein Wort sage.s
Der Hausmeifter war brummend int
seine Wohnun gegangen. (
Die Zwei schauten sich verwundert
i
Ihren Dien verrichtete sie tadellos.(
An ihrer jungen Herrin schien sie sehr
zu hängen. Nur mit dem herrn konntei
sie sich auf teinen guten Fuß ftellen.’
Kaum, dasz sie grüßte. Schließlich
stellte sich’s heraus, daß sie eine arge.
Männerfeindin set. Sechs Monate
war sie mit einem Bürstenbindergehibi
fen verheirathet gewesen, und was sies
in dieser Ehe erlebt hatte, hatte sie mits
unaussprechlichem hasz gegen allej
Männer erfüllt. Der Bittstenbinderi
hatte ihr zuerst ihr ganzes Geld ver
vuht und dann, als die Geldquelle ver- E
siegt war, wäre er grob geworden und
hätte die Liese geprügelt, wenn ihn
die Liese nicht früher zur Wohnung
mit dem Besenstiel hinaus-gejagt hätte.
Das Alles hatte die Liefe ihrer Frau
erzählt, als diese sie wegen ihres son
derbaren Benehmens gegen den Herrn
Gemahl in ihrer stillen, milden Weise
befragt hatte
Aber einen Vorzug hatte sie —- sie
sprach den ganzen Tag tein Wort. Ei
nes Tages kam Frau Emmi schlach
zend nach Hause. Am Gürtel war ihr
der Herr Schwiegervater begegnet und
hatte sie in rohester Weise beschimpft.
Die Passanten hatten sich ihrer ange
nommen, und der ordinlire Kerl wäre
beinahe gelhncht worden. Edmund
war außer sich vor Zorn; er wollte so
fort hingeben und den Kerl zur Rede
stellen. Liese sagte nichts. Sie klopfte
am Balton eben die Ieppiche; sie hatte
schweigend die Klagen der jungen
Frau angehört und war sdann wieder
zu ihrer Arbeit gegangen und hieb nun
wüthend auf die Teppiche ein. Sie
bildete sich wahrscheinlich ein, den
Stiefvater vor sich zu haben.
Darüber waren vierzehn Tage ver
gangen. An einem Samstag Nachmit
tag klopfte es an die Thiir. Als Liese
aufmachte, stand draußen ein alter
Herr mit angegrautem Bart, einen al
ten runden Dut auf. Die grauen Au
gen hatten einen seltsamen, stechenden
Glanz. Liese fragte, was er wolle.
»San s’ daheim?« fragte er.
,,Wer?« fragte sie.
»Na — dö alle zwa!«
»Der anä Herr is g’rag tommen!«
iaate Liefe.
»Da anä herr s-— bog is a a gna
han« sagte der Kerl und schob sich
in das Vorzirnmer. Unbetiiiknmert
um Liefe, machte er die Thüre des
Soeifezintmers auf. Darin saßen
Edmund und Emnii eben beim Spei
fen. Beide standen auf -- ibre Ge
sichter waren vor Schreck ganz bleich
geworden.
»Oes feidö ma a schöne Lastersch
Du — Edrn·und, mit Dir muß i
beut no reden -— Du Lump ——» sma
bundert Gulden hab i Gerichtstoften
zabkn müass’n weg’n Deiner — Du
Gauner!«
Er hob einen Sessel und wollte auf
Edmund schlagen.
Emmi war mit einemAuffchrei auf
den Alten binaesprunaen —- er ftiefz
fie zurück, daß fie in den Sessel nie
» derfanl.
Den Auffchrei batte Liele gehört.
Sie öffnete die Thür. Mit einem
Blick überfab sie die Situation· Das
xtvar der Stiefvater.
» Den Reisstrobbefen tauchte sie in
den Spitlwafferlilbel und fuhr mit
»der vpllaeladenen Waffe dem streit
baten Pater über »das Gesicht. Herr
sWtrmner Innfzte nach Luft schnap
« MI- denkt m fernem Munde war eine
ganz bedeutende Masse des schmutzi
aen Syülwaffere gekommen. Den
Sessel ließ er fallen und griff mit
beiden banden nach dem Reisstroh
befen: aber Liefe ftieß mit Bebemenz
Ju, daß der brave Vater plöjlich das
;Ueberaewrcht bekam und mit Wache
)
1
rücklings niederstürztr. Erstarrt starr-z
den Emmi und Edmund. Liese stieszl
noch innner sdem Lie nden den Besen
ins Gesicht — er dhntr. Da fiel
Edmnnd ihr in den Arm — mühsam
— keuchend stand Herr Pammer auf.
»Seht schön, sehr fchön — das is
a Behandlung!« sagte er getränkt
»Ned«st noch ’wae?« fragte drohend
Liese und hob wieder den Besen. Sie
sah höchst gefährlich aus in diesem
Moment
,,-Schaff’ts das Frauenzimmer
'naus!« rief er halb weinend und das
verschmierte Gesicht sich heftig rnit
dem Aetmel des Winterrocles rei
bend. Dabei fPuclte und lrä ·te er,
als wenn er seht ersticken wür .
»Es-ist« sagte Liefe. »Was, mich
mausschaffen woll’n S’?'« fragte Lie
se und ihre Augen funlelten fast.
,,A so a . . .« das Wort brachte er
nicht mehr heraus — idenn in diesem
Moment fuhr ihm der Reisbesen wie
der ins Gesicht. Mit tramvfhaft vor
gedaltenen händen flüchtete —- nein-,
taumelte er in das Schlafzimrnerz die
Amazone wüthenv hinter ihm nach.
Edmunid und Emmi standen erstarrt
-da.
Endlich larn Edmiund zur Besin
nung —- er eilte den Beiden nach und
fiel. im Schlafzimmer angelangt,
Liefe in den Arm.
Der Vater hatte sich in die Nifche
zwischen Kasten und Wand gefliichtet
unsd zeigte der Gegnerin den Rücken.
Als er endlich hervortain, war er nn
endlich gebettet Er wollte von An
zeigen nnd so weiter reden, brach aber
Los-Ort ab, als Liese wieder den Besen
o .
Es war an den Tag gekommen
daß der ordinäre Polterer nichts als
ein höchst feiger Kerl war.
Zu weiteren Auseinandersehun en
kam es nicht. Zum Schluß hat er, ich
das Gesicht waschen zu dürfen. Mit
vieler Mühe ward Liese bewogen, ihm
een Lavoir mit Wasser und das nö
ktzege »Waschgeröth zu reichen. Sie
wich ihm nicht von der Seite! Ja,
sie begleitete ihn iibet die Stiege hin
ab,· um ihn in dem Moment, da er zu
schimpfen beginnen wollte, hinunter
zu werfen. Der Lärm der Szene war
in die anderen Wohnungen gedrun
gen. Das Publikum hatte sich aus
dem Gang angesammelt und betrach
tete mit unendliche-n Vergnügen« die
Eskorte
.Der«Vater ist nie mehr gekommen.
Liese ist heute noch bei den snngen
Leuten. die nun stillfroh in ihrem
Glück·whinleben. Die tapfere That
der Liese hatte mehr gewirkt, als Ge
richt und Advokaten zu Stande ge
bracht hätten
Japantfche Otseuthmulichkelten.
; Trotzdem Japan seit 1858 seine
s Hasen den fremden Mächten geöffnet
lhat, ist die Veränderung, die die
I Fremden beobachten, nicht sehr groß.
Polizei und Militiir, Post und Eisen
bahn sind allerdings ganz nach ento
» päischem Muster eingerichtet, aber die
sSiittein Gewohnheiten nnd Welt-m
fschauung haben sich nicht geändert.
. Zwar find ungefähr 1(),000 Japaner
zum Christenthutn übergetreien, viele
"Männer in den Großstädten tragen
leurcpäische Kleidung, aber das sind
iAenfzerlichkeiten Und wenn auch
sdaö malerifche Bild des japanischen
’Lebens durch die europäischen un,
; lleidsamen Kopfbedeckungen beein
j trächtigt wird, die Häuser, das Leben
sin den Straßen sind immer noch so
eigenartig, daß man sich wirllich in
eine andere Welt oerseht fühlt. Der
Umgang mit den Japanern ist außer
halb des geschäftlichen Verkehrs ein
sehr angenehmer, aber im Innern
des Landes wird der Europäer im
mer noch angestaunt unsd mit allen
i möglichen Fragen bestürmt. Vor als
slen Dingen sind die Zeitungen recht
dafür interssirt und bringen Notiåen
über Neuerungen ieder Art in Lu
rapa. Das Leben in den hotels hat
noch nicht den geringsten Einfluß
sron Europa aufzuweisen Die mo
ralischen Anschauungen sind entschie
den freiier, aber viel östhetischer als
bei uns. Der Japaner ist an nnd
für sich nicht übermäßig muthig, er
ist beinahe ängstlich und sieht in dem
Europäer den Stärkeren; »wenn es
aber gilt, für eine allgemeine große
Idee sein Leben einzusetzen, tritt sei
des persönliche Interesse in den hin
tengrund. höflich-un untd Ritterlich
keit find hervorragende Eigenschaften
)
"-—-- -
Ratt-.
Nordvolsahrer iirn Wirthshaus
von seinen Reisen erzähiend): »Wie
ich in jene nördlichen Breiten kam.
begann gerade die sechsmonatiiche
Macht«
Bauer Cathemlos zuhorchend):
»Haben S’ doch a Latein bei Eahna
g’habt?«
steter Wink.
Frau Kommerzienrätpim »Nun,
Herr Leutnant, wie ge ällt ,hnen
unsere Villa, sie ist doch wissend
eingerichtet, nicht wahrs«
Leutnant: «Allerdings, gnädige
Frau, mein Kompliment, äh, aber
eins fehlt entschiedeni«
Frau Karnmerzienräthin So?«
Leut-mai mit einem Blick« auf die
hübsche Tochter): » , meine nämlich
ein recht schneidiger Schwiegetsohn!«
such eine Anseedr.
Onkel: »Na, hör mal, Emil, Du
sollst ia aus alle Fragens im Examen
geschwiegen habenim
Nesse: »Ja, Onkel, was sollte ich
denn machen, Du weißt doch, daß ich
nicht gern Unsinn redet«
F Da- ,,scheepe Ress«.
Erzählung von E. F a hr o w.
Die Thür that sich aus« und Ju
.liane trat herein. In den Armen
trug sie Stranddistelm die sie drau
ßen mischen tden Dünen gep liiclt. —
Jhr Gotte sah von dem Buche auf,
darin er las, und erwiderte ihren
flüchtigen Gruß. ·
E Juliane ordnete die Disteln in er
nern schönen glasirten, irdenenGesäsze
nnd ging idann leise im Zimmer hin
nnd her. Sie brachte die Cigarren
«und stellte das Schachbrett bereit,
denn gleich mußte Doktor Brehm
kommen und die gewohnte Partie
mit ihrem Manne spielen.
; Franz Novderssen blickte nicht mehr
von seinem Buche aus«
« Er war sdies stille Walten seiner
;Ftau gewöhnt und nahm es als et
«was Selbstverständliches hin, wie
TKranle eben thun. Denn er war
;sranl, dieser große, schönre Mannz
Iqelährnt an beiden Füßen seit drei
lJahren Seit dem dritten Mai vor
Idrei Jahren. -
·Juliane trug dieses Datum wie
ein brennendes Mal allezeit in ihrem
» rzen herum.
War es wirtlieh erst drei Jahre
ber? Jhr wollten es oft dreißig er
scheinen, so langsam schlichen die
Tage hin, hier auf dem einsamen
Gustshof am Meeresstrandr.
Drei Jahre war die Schuld her
und fünf erst seit dem Hochzeitstage
verflossen, da sie als Franz Norders
sens zweite Frau eingezogen. —- —
Draußen ertönte das wohlbe
kannte Nasseln von des Dottors
Wägelchen.
Die sechsjährige Ellen, die in den
Hansflur gespungen war, um den
lieben Freund zu begrüßen, lam ver
wundert zurück: Da sei noch ein
Heran? unkd ob Papa ihn sprechen
too e
Dr. Brehm hatte einen Antiquitä
aenhöndler mitgebracht, der einige
schöne, römisehe Münzen verlaufen
wollte. Norderssen war Numismati
ter und hatte stets Interesse für der
gleichen alte Stücke.
»Bitte,« saate er in seinem ge
wohnten, höflichen Tone zu seiner
Frau, »geh doch so lanae mit dem
Doktor in das Gartenzimmer; ich
möchte die Münzen ganz ungestört
vergleichen und prüfen.«
Ellen zog die Mutter —- sie wußte
garnicht, daß es nur die Stiefmutter
war — zu der Veranda hin:
»O. Mutt’, die Sonne ist noch
nicht im Meer laß mich noch spielen!
Jchs pflücke Blumen für den Onkel.
Doktor«l ’
»Lan —- Liebling, aber geh nicht.
aus dem- Garten heraus.'«
Die Kleine sprang davon, ein
Spinbubenlächeln in dem lieben Ge
sichtehen Sie wußte doch, welches die
Lieblingzblumen deo Doktors waren.
Winden waren es wunderschöne,
weiße Winden, die zwischen dem
Strandhafer wuchsen und zwar oben
aus dem »scheesen Reff«, einem wun
derlichen, schrägen Felsen den Ellens
noch nie ohne Begleitung betreten
hatte. .
Juliane stand noch immer mit han«-l
genden Armen in der offenen ThüH
Der Doktor betrachtete ihren;
schmalen Kopf, ihre müde Haltung
und die feingliedrigen Hände, die
den ganzen Tag so fleißig waren. —
Aus seinem Herzen stiegen heiße,
mitleidige Wellen empor, aber fein
gebräuntes, stilles Antlitz blieb re
. gungslos.
»Wie geht es Franz heute?«
fragte er endlich.
Sie hob die schweren Lider
wenig-;
ein l
« «- «n«
»Wie lott es lym generis wir »in-:
mer« leider. Er hat jetzt ebenso 1vsie’
ich, alle Hoffnung autgegeben.«
»So lange man lebt, musz man«
bossen,« sagte der Arzt in seiner mil
den, bestimmten Art.
»Ach. Freund, weshalb mir so et-!
was sagen? Ich glaube ja doch nichts
daran. Ich trage das immer mits
mir herum. immer, wie die Schnecke»
ihr Haus«
»Sie sind irant, Inliane, oder Sie
werden es doch werden, wenn Sie
immer denselben Gedanken nachhan·
gen. Jch kenne Sie, nnd weiß, daßs
Sie ein Leben der Pflicht und der»
Aufopferung führen, ohne je zu llas
gen.«
»Wie sollte ich nagen, die ich sahns
»das Verhängnisz herabgezogen habet
’aus dieses Hans? Eine einzige,l
-pslichitvergefsene Stunde —- —— die
löscht nichts in die Welt mehr aus.«
Einen Moment schwieg der Dot-»
stor. —- Er wußte, was in ienre
Stunde geschehen war; wußte, daß
iJuliane eines Abends als ein
in er, lustiger Student, ein Ju
en freund, aus Norderhof einge
ebrt war — eine kurze Weile« die
ernsten Pflichten vergessen, die sie als
Stiefmutter sder beiden Kleinen
übernommen hatte
Sie war noch so jung! Und Franz
l war ein ernster, vom Leben gehätsch
l ter Mann, der in ibre Hand gläubig
snoch einmal sein Glück gelegt, nach
» dem er die erste Gattin verloren.
s Juliane liebte ihren Gatten da
; malt ebenso wie heute. Aber sie ver
lkoß aus eine Stunde das jüngste
ind, das noch taum laufen konnte.
Sie ließ »die Kleine im Schlat
zimtner nnd ging mit ihrem Jugen —
steunde draußen umher, Muscheln
suchend, Wellen beobachtenb und
ganz versunken in Ertnnerungen.
Da —- -—- —- ein Schrei! Ein
entsetzensvolley marterschtitternder ·
Schrei —- —— » sttiliane sich helle
Flammen aus dem Fenster des
Schlaszimmers schlagen!
Wahnsinnschnell stürzte sie hin
- — Zu spät!
Die Kleine war zu dem Eckbrett
hinaerutscht, aus welchem bereits die
winzige Nachtlampe angezündet
stand. — Unbegreiflich wie, hatte sie
die Gardine vom Fenster dorthin ge
zierrt —- sie entzündete sich —
brannte — das Kind brannte mit
—- und Franz Norderssen sank ge
lähmt vor Schrecken aus der Schwelle
vpm Nebengemach zusammen. "
Das Kind war schon todt, als Ju-»
liane oben aztlangtz s 1
Minutenlana hatte dsie Pause zwi-;
schen den Beiden gelastet. bis endlich;
der Doktor wieder das Wort ergrifs.j
,,Eine Schuld kann man sühnen,
Juli-me Und Sie wahrhaftig, Sie:
haben gesiihni. —- Sie dürfen nichts
so trostlos sein! Haben Sie nicht Ei
len, die Sie lieben wie ein eigenes
Kind?«
»Ja, das Kind! Das ist ja mein
Lebenkj ’
k - -o L D. ·
»Willst llllk Alls stillt-, Erneust-.
Es giebt noch mehr, was Sie beglü
clen kann. Machen Sie sich nicht ab
sichtlich resignirt und alt in Jhren
Gefühlen, das ist ja tran-thait.«
»Nein, ich bin nicht trank, fühl-.
auch nicht immer so entsagungsvoll
—- Manchmal habe ich eine Sehn
sucht eine Sehnsucht. wissenSiel
Nach Hellenn nach Licht, nach Freu
de! — Dann beneide ich die Mägde
draußen, die da jauchzen und vor
Lachen glühen. Ja, es giebt Stun
den, da habe ich nur noch einen
Wunsch, der mich ganz ausfällt.
Dann möchte ich nur auch einmal
jauchzen! —- Laut jauchzen — —!
Sie hatte die Arme wie in Begei
sterung weit ausqebreitet und stand
mit leuchtenden Augen still.
Da öffnete sich die Thür vom Ne
benzimsmer, und Franz ward von
Stine hereingeschoben.
»Da bin ich,« sagte er. »Die Mün
zen habe ich gekauft. Bist du bereit,
Freund Doktor?«
»Ich tomme,« sagte Brehm.
»Weil-e du nur an unserm gewohn
ten Platz.«
Und während der Rollstuhl wieder
zurückgeschoben wurde, neigte sich der
Doktor schnell zu Juliane:
»Es giebt eines, was Franz wie
derherstellen könnte, Julianr. Und
wenn Gott das will, so wird eine
solche Fiiguna schon kommen-. Eine
plötzliche Gemüths - Erschiitterunq
machte ihn trank, und die lann ihn
wieder heilen, wenn es sein soll.«
Er nickte ihr noch einmal ermuthi
gend zu uan ging dann in das
Wohnzimmcr. —- Aber er tsam nicht
weit. Er sah, wie Stine mit un
ruhiger Miene zu Julianse eilte und
sie nach Ellen fragte.
,,Ellen," erwiderte Julianr. »Sie
ist im Garten·«
»Nein, da ist sie Mit Auch nicht
am Strande. Ich habe sie überall
gesucht.« «
Todtenbleich wardX Julianeg
Antlitz.
»Still!« herrschte sie leise-. »Kein
Wort zum Herrn!«
Aber Franz hatte schon ausge
merkt.
»Wo ist -dsa Kin«d?« rief er so
aleich. »Es wird dunkel —- wo ist
sie denns«
»Sie pflückt nur Blumen,« sagte
Juliane mit unnatürlich ruhiger
Stirn-me. »Ich werde sie holen.«
So sehr sie sich aber auch beherrscht
hatte, Franz hatte doch den Ton zit
ternder Anast herausgehört und fuhr
in seinem Rollstuhl hoch:
»Das Kind « um Gotteswillen,
wo ist sdas Kind?«
»Lafz doch nur,« beschwichtigte
Brehm. »Die Kleine wollte für mich
ein Vaar Blumen pfliickeu. . .«
Ein gellender Aufschrei von der
Veranda her lief-. beide zusammen:
schrecken. Es war Stine:
»Das scheepe Reff! Barmherziger
Gott, sie ist aus dem scheepen Reff!«
»Wer?« schrie Franz verzweifelt,
»wer?«
»Das Kind! Und setzt auch die
Frau! Herr, mein Gott, sie werden
beide —- — Ellen rennt weg —- —
sie rennt an die Kante —- —sie wird
stürzen —- -— da — —da —- —
da!!«
Ein furchtbarer Ausschrei von
Stine ertönte. Ein zweiter Ausfchrei
von Franz antwortete ihr.
,,Iuliane!« stieß er rersaus, sinn
los nor Anast. ,,Juliane — rettet
sie! Rettet sie doch!«
Stine war schon durch den Garten»
davon·gestiirrnt. Knechte und Miiadei
rannten zum Strande. Aber das;
Boot laa an einer entiernsteren
Stelle, und lopslos standen alle,
sschcreiend und nntlyätig — —— bis
plötzlich eine dunlle Masse im Wai
ser austauchte und sich zum Ufer
hinliimspste.
Jetzt sprangen ein paar Knechte
in ldie Wellen, um Juliane das Kind
abzunehmen. Aber sie ließ es nicht
zu.
Als sie Grund unter den Füßen
spürte, nahm sie das Kind, das sei
nen Blumenstrauß lrampshast fest
hielt, hoch an ihre Brust und watete»
durch das Wasser an das Lands
Klein Ellen weinte kläglich.
Wie eine Köniqu schritt Juliane
dahin. stolz und strahlend. Und;
dann durch dcn Garten, die Veranda
hinaus, immer ein Siegeslächeln aus
dem schneeweißen Antlitz. ;
»Hier!«' rief sie mit einem JubelH
ton in sie-r Stimme Franz za, »die-X
hast du dein FUan
Er aber, übermächckdg geschästelt
Hund zerrissen von der furchtbares
Erregung, sprang auf aus seinem
! Krankenstuhl uwd stürzte n aus Jn
s liane, die er in die Arme schoß:
! »Du! Mein Weib! Ach, daß du
; lebst!«
Juliane stand einen Augenblick
wie erstarrt vor Seligkeit Dcnn
wars siie die Arme hoch in die Luft
und stieß ein Jauchzen aus ein san
ges lautes-, fast schluchzendes Jauch
Fen.
»Doktor!« rief sie unter Iachenden
Thränen —- ,,Freun«d — —- ich —
-— ich kann ja noch — — jauchzen!
— —- O —- großer Gom«
Und stsill ging der Doktor hinaus.
- —- -—--—
Ein Standpunkt
I—- .K
’ »O mei, Herr Doktor. jekt ham S’
dö dritte Maß un wackeln chon. Un
. da woll’n Sie mir Inei Metquantnm
f vorschreib’n!«
; Ein list-hattet Gatte.
; Sie tmit der Toilette zum Spa
3 ziergang befchöftigt): »Warum schaust
Du so angelegentlich zum Fenster
hinaus-W
vEr: »Hm, ich will nur «mal sehen,
ob- der Neubau drüben eher fertig
wird, oder Du!«
Mißverständnis.
Arzt tzu Haber, der mit Reißens im
Bein geplagt ist): »Ja, ja, Hexe hu
ber, nehmen Sie’s nicht so leicht! Sie
können nicht genug Schritte thun, um
Ihr Bein wieder ordentkich herzustel
len.« Weint nächsten Besuch). »Nun,
wie steht’s, Hub-er?«
Bauer: »Nu, rumgelatfcht und
rumgetrampelt bin ich den ganzen
Tog ober geholfe hat's net an Dtackk
Einneaanqetr.
Kuraait Czum Hotelier): Wie ist
denn dieser Johannisbemey den Sie
da von Mier Fa Co. auf der Karte
haben?
Hotelier: O, das ist ein pikfeines
Weinerl, wenn ich mir mal eine Fla
sche leiste, da trinke ich keinen andern.
Kurgastr Also da danke ich Ihnen
oielmals für die Auskunft, Sie haben
sich nämlich bei dieser Firma be
schwert, daß es direkt ein Sanzeug
wäre, und ich bin deren Vertreter.
Auch ein Mildernnavamnd.
Richter: ,,Angetlagter, Sie sind be
schuldigi, der jung-en Hausfrau den
Braten aus der Küche gestohlen zu
haben, haben Sie etwas anzuführen,
was die That mild-ern könsnte?«
Anaeklaater: »Herr Richter, der
Braten war so zähe, daß ihn ein an
derer doch nicht gegessen hätte.«
Valentin-.
Kellnen »Sie haben eine Suppe.
Braten, Gemiise, Komvoi, eine Fia
fche Wein ——- haben Sie außerdem
noch etwa5?-«
Gast: »Ja —---- Hungeri«
Die Kleinbndir.
Fremden Saan Sie, ist diese
Bahn Staatshoheit
Einbeimiichercs Na. mit dera Bahn
könni’ d’r Staat a koan Staat ma
chen.
Bünttlichkkii.
Vermietherin Unm neu zugezoge
nen Studenten): Und dann, Herr
Doktor, möchte ich noch bemerken, daß
ich sehr auf Pünktichteit sehe, betreffs
Miethe zahlen.
Stuf-im Ganz in der Ordnung;
ich meinerseits werde Sie ebenfalls
pünktlich am ersten darüber informi
1en, ob ich Geld hab’ oder keins.
Auf der Höhe.
) Toutistrm »Enifchuldigen Sie,
,:an·;1 msan in dieser Hütte übernach
’ en «
Sennetim ,,«fteili, aber nur am
EIN in der Nacht schlaka wir selber
- r n-.«