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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Sept. 18, 1908)
Die streitbnre Magd. Ein wahres Wiener Geschichtchen von R. ha wei. Es ist ein hübsches, neues Haus rnit Garten draußen in Geist-bot wo die Geschichte spielt. Im ersten Stock wohnt ein junges,EHepaar. Der Mann ist Beamter drinnen in ver Stadt in irgend einem Ministerium Wenn er Vormittags nach acht Uhr das Dank verläßt, bietet sich seinen Bewohnern immer ein ehe o schönes ais rühren-des Schauspiel. e 'unge, bitt-sehe Frau steht oben am oisenen Fenster und schaut dem Gatten nach; der dreht sich nach jedem« siin ten Schritt mn und wintt zärtlich zu m ossenen Fenger im ersten Stock hin aus. Von ort wird ebenso zärttich nriictgeroinit. Dann folgen Kuß "rrde, das heißt, wenn Niemand in der Nähe ist; an der Weqbiegung wird dann definitiv Ahichieagenontmenz Der junge warte ziehe ermatten-von einen Chlinder, noch einmal slattert i weiße Sacktuch dort oben im ossenen Fenster soes ersten Stockes-, und wer recht gute Augen hat« kann zehen, » wie die reizende lleine Frau Ie kleine Hand zum legten zärtlichen Gruß an die Lippen drückt. Der Herr Beamte erwidert diesen Gruß in glei t» Weise, hält sich aber dabei den blinder zur Seite, damit es die isanten nicht merken. Reisig ; ritte weiter ist ein Baupla . Ue r die dort aufgehäuften Stö e von halten und Brettern hinweg kann man noch einmal zu jenem Saus zu riicksehen. Der junge Herr bleibt wirklich dort stehen und schaut ange rengt hinüber zum ersten Stock. s Fenster ist noch ossen, aber die Heau ist bereits verschwunden Sens niz setzt der Mann seinen Weg ins or. Die Dienstmädchen und die Da irren im hause, soweit legtere schon ans den Federn sind, haben hinter den Borhiingen der Fenster die hüb che Szene mit vielem Interesse beo chtet. Und immer wie er wird da von gesprochen, wie schwer es dem Lungen Manne geworden ist, hie hüb che Frau heimsusiihrem Die Anna vorn Achterhaui hat noch jeßt das itungzblatt zu hause, in dem der rogeß gestanden ist, den der junge nn gegen seinen Stiesoater siihren mußte, der ihen das Erbe der Mutter vorenthalten wollte, weil er das hüt sche, kleine Fräulein heirathen wollte. Und die Damen benennen den Stief oatee mit allen erdenklichen Schimpf namen. Es ist halb Drei. Durch die Geist hoser-Straße strebt eilig der herr Be amte. Beim Baupla schon bleibt er stehen und schaut zu n Fenstern des Hauses empor. Richtig, sie steht schon beim Fenster. Er schwingt den Cnlins der-aber sie steht zur Straßenecke Bin und bemerlt sein Griiszen nicht. « ht, jetzt hat sie ihn gesehen, sie winkt mit dem Taschentuch und er schwingt den Enlinder in der Lust. Ein alter here bleibt ganz verwundert stehen und schaut den Herrn an, schaut dann sum Fenster hinauf, wo die junges Frau steht, lächelt wehmütbig und» geht« das herz voll don eigenen seit-J aen Jugenderinnerungem bewegt met-I r. Bei der Thiir will der Mann seiner kleinen Frau um den hats sallen — aber oerschiimt weist sie ihn zurück. »Aber Edrnund —- sie ist schon da!« « »Werf« sragt er erstaunt. »Die Neuei« - Ja, dort steht in der Küche das neue - Mädchen. Man lann wirklich nicht sa gen:« «Miidchen«; es ist eine Person« eoeit iiber Dreißig, vielleicht sogar schon über die Vier-ig, groß und ha-i ger, mit harten, oerbissenen Zügen. ! »Es-its d’ hand, gnii’ Herr«, sagt die« Reue-närrisch. wendet dein deren den Mitten tu und teibt eisrig den schwar en Boden eines großen Topses mit »j« Holzsooschel Ok-! ezimnier fragt er seine Frau, wie sie zu komme, dieses unheimliche Weibsbild aufzunehmen Die kleine Esmmi-—io nennt et sie, obwohl sie schon dreiviertel Jahr ver heirathet M — meint schüchtern: » a, . . . . ich fürcht« mich beina"l)’ vorihr. ..aberDu....wennsie lo bleibt, ist's ein Juwel . . . . to chen thut sie . . . . und flink ist sie · . . . heui’ Vormittag hat sie noch das Dienstboten-immer aufgerönmt . . . da war eine Unordnung . . . die Mali · . » na . . . Du weißt ia.'« Und Wand muß sich das-l Dienst botenzinrnrer ansehen er will mit der Neuen ein paar freund liche Worte sprechen, aber die Neue isi sehr einsilbia — »ja, ja, - — schon recht —- ireilich« —- isi Alles, was sie zu »Den bat. Beim Mittagsmahl wird noch lan ge mer die Reue gesprochen Pliss lich iagi Edmunv: gis-ißt Du, wen; ich trink seicht-I hab-i« I »Dir-ni« ; »Deinen denn Stiefvater!« I »Um Gottes willen!« fährt ersi schreckt Einmi auf. « ’ » , er sinkt liber lden Fleifckimarlt.; TVMUUO III ganz pun. Jus »Hu-( i Alt er nii als, blieb er sieben unds spuckte vor en r aut. Ich Hin tax-g weiter, um- va rieLRer mir no - , warf nur,—— zu schon noch einmali« . »Aber der Advoiat hat ihm doch verboten, der-zukommen er hat ihm ja mit der Anzeige gedroht!« »Vo- macht dem Kerl nichts —- der lonnnt doch her und schimpft nnd volieri. wie er es schon io oft gethan dat. Aber er loiks nur probiren! r tonnn’ ich« Dis-n bekommt er gewiß seine Prü «Aber, Edmund, Idenl’ doch, Deine Stellung, Du kannst doch nicht rau sen mit ihm!« Sie war ganz bleich geworden und die hellen Thriinen perlten ihr über das hübsche Gesicht. »Er soll mich in Ruh lassen; ich weiß nicht, was ihm geschieht, wenn er herkommt! Ich hat-« auch genug mitaemachti Ich will nichts von ihm« ich hab’ nichts von ihm, aber wenn er noch einmal kommt, um Standel zu machen, ich zeig’ ihn wegen Muskete denshruchs an!" Beide hatten sich so innig gefreut, wieder beisammen zu sein, und nun saßen sie da und ihre herzen waren übervoll von Angst und Weh. Die große, hagere Magd brachte den Kassee herein. Als sie das thriinens überglänzte Antlih der jungen Frau sah, betrachtete sie mit sinsteren Blicken ernst den herrm ging dann in die Küche hinaus, trachend die Zimmer thiir hinter sich schiieszend. an. Dann ging Emnri in die Küche hinaus, die Diensimagd ernstlich we gen ihres Benehmens zu befragen. Nach zehn Minuten kam sie, herzlich lachend, zuriict und erzählte, die Liefe set bös gewesen, weil sie geglaubt hatte, der Herr Gemahl hätte der Frau mit irgend einem Worte wehgethan. Die Liese war ein sonderbaresl Ding. Mit den anderen Dienstbotent im Hause verkehrte sie nicht. Siei brachte es in kurzer Zeit sogar so weit, i daß sie von allen gefürchtet wurde. Stei war unendlich grob mit allen, und als sie der Hausmeister eines Tages be-» schuldigte, am Gange Wasser verschüt-« tet zu haben, hatte sie ihm angekiin digt, ihm die Augen sofort auszu-» rasen, wenn er noch ein Wort sage.s Der Hausmeifter war brummend int seine Wohnun gegangen. ( Die Zwei schauten sich verwundert i Ihren Dien verrichtete sie tadellos.( An ihrer jungen Herrin schien sie sehr zu hängen. Nur mit dem herrn konntei sie sich auf teinen guten Fuß ftellen.’ Kaum, dasz sie grüßte. Schließlich stellte sich’s heraus, daß sie eine arge. Männerfeindin set. Sechs Monate war sie mit einem Bürstenbindergehibi fen verheirathet gewesen, und was sies in dieser Ehe erlebt hatte, hatte sie mits unaussprechlichem hasz gegen allej Männer erfüllt. Der Bittstenbinderi hatte ihr zuerst ihr ganzes Geld ver vuht und dann, als die Geldquelle ver- E siegt war, wäre er grob geworden und hätte die Liese geprügelt, wenn ihn die Liese nicht früher zur Wohnung mit dem Besenstiel hinaus-gejagt hätte. Das Alles hatte die Liefe ihrer Frau erzählt, als diese sie wegen ihres son derbaren Benehmens gegen den Herrn Gemahl in ihrer stillen, milden Weise befragt hatte Aber einen Vorzug hatte sie —- sie sprach den ganzen Tag tein Wort. Ei nes Tages kam Frau Emmi schlach zend nach Hause. Am Gürtel war ihr der Herr Schwiegervater begegnet und hatte sie in rohester Weise beschimpft. Die Passanten hatten sich ihrer ange nommen, und der ordinlire Kerl wäre beinahe gelhncht worden. Edmund war außer sich vor Zorn; er wollte so fort hingeben und den Kerl zur Rede stellen. Liese sagte nichts. Sie klopfte am Balton eben die Ieppiche; sie hatte schweigend die Klagen der jungen Frau angehört und war sdann wieder zu ihrer Arbeit gegangen und hieb nun wüthend auf die Teppiche ein. Sie bildete sich wahrscheinlich ein, den Stiefvater vor sich zu haben. Darüber waren vierzehn Tage ver gangen. An einem Samstag Nachmit tag klopfte es an die Thiir. Als Liese aufmachte, stand draußen ein alter Herr mit angegrautem Bart, einen al ten runden Dut auf. Die grauen Au gen hatten einen seltsamen, stechenden Glanz. Liese fragte, was er wolle. »San s’ daheim?« fragte er. ,,Wer?« fragte sie. »Na — dö alle zwa!« »Der anä Herr is g’rag tommen!« iaate Liefe. »Da anä herr s-— bog is a a gna han« sagte der Kerl und schob sich in das Vorzirnmer. Unbetiiiknmert um Liefe, machte er die Thüre des Soeifezintmers auf. Darin saßen Edmund und Emnii eben beim Spei fen. Beide standen auf -- ibre Ge sichter waren vor Schreck ganz bleich geworden. »Oes feidö ma a schöne Lastersch Du — Edrn·und, mit Dir muß i beut no reden -— Du Lump ——» sma bundert Gulden hab i Gerichtstoften zabkn müass’n weg’n Deiner — Du Gauner!« Er hob einen Sessel und wollte auf Edmund schlagen. Emmi war mit einemAuffchrei auf den Alten binaesprunaen —- er ftiefz fie zurück, daß fie in den Sessel nie » derfanl. Den Auffchrei batte Liele gehört. Sie öffnete die Thür. Mit einem Blick überfab sie die Situation· Das xtvar der Stiefvater. » Den Reisstrobbefen tauchte sie in den Spitlwafferlilbel und fuhr mit »der vpllaeladenen Waffe dem streit baten Pater über »das Gesicht. Herr sWtrmner Innfzte nach Luft schnap « MI- denkt m fernem Munde war eine ganz bedeutende Masse des schmutzi aen Syülwaffere gekommen. Den Sessel ließ er fallen und griff mit beiden banden nach dem Reisstroh befen: aber Liefe ftieß mit Bebemenz Ju, daß der brave Vater plöjlich das ;Ueberaewrcht bekam und mit Wache ) 1 rücklings niederstürztr. Erstarrt starr-z den Emmi und Edmund. Liese stieszl noch innner sdem Lie nden den Besen ins Gesicht — er dhntr. Da fiel Edmnnd ihr in den Arm — mühsam — keuchend stand Herr Pammer auf. »Seht schön, sehr fchön — das is a Behandlung!« sagte er getränkt »Ned«st noch ’wae?« fragte drohend Liese und hob wieder den Besen. Sie sah höchst gefährlich aus in diesem Moment ,,-Schaff’ts das Frauenzimmer 'naus!« rief er halb weinend und das verschmierte Gesicht sich heftig rnit dem Aetmel des Winterrocles rei bend. Dabei fPuclte und lrä ·te er, als wenn er seht ersticken wür . »Es-ist« sagte Liefe. »Was, mich mausschaffen woll’n S’?'« fragte Lie se und ihre Augen funlelten fast. ,,A so a . . .« das Wort brachte er nicht mehr heraus — idenn in diesem Moment fuhr ihm der Reisbesen wie der ins Gesicht. Mit tramvfhaft vor gedaltenen händen flüchtete —- nein-, taumelte er in das Schlafzimrnerz die Amazone wüthenv hinter ihm nach. Edmunid und Emmi standen erstarrt -da. Endlich larn Edmiund zur Besin nung —- er eilte den Beiden nach und fiel. im Schlafzimmer angelangt, Liefe in den Arm. Der Vater hatte sich in die Nifche zwischen Kasten und Wand gefliichtet unsd zeigte der Gegnerin den Rücken. Als er endlich hervortain, war er nn endlich gebettet Er wollte von An zeigen nnd so weiter reden, brach aber Los-Ort ab, als Liese wieder den Besen o . Es war an den Tag gekommen daß der ordinäre Polterer nichts als ein höchst feiger Kerl war. Zu weiteren Auseinandersehun en kam es nicht. Zum Schluß hat er, ich das Gesicht waschen zu dürfen. Mit vieler Mühe ward Liese bewogen, ihm een Lavoir mit Wasser und das nö ktzege »Waschgeröth zu reichen. Sie wich ihm nicht von der Seite! Ja, sie begleitete ihn iibet die Stiege hin ab,· um ihn in dem Moment, da er zu schimpfen beginnen wollte, hinunter zu werfen. Der Lärm der Szene war in die anderen Wohnungen gedrun gen. Das Publikum hatte sich aus dem Gang angesammelt und betrach tete mit unendliche-n Vergnügen« die Eskorte .Der«Vater ist nie mehr gekommen. Liese ist heute noch bei den snngen Leuten. die nun stillfroh in ihrem Glück·whinleben. Die tapfere That der Liese hatte mehr gewirkt, als Ge richt und Advokaten zu Stande ge bracht hätten Japantfche Otseuthmulichkelten. ; Trotzdem Japan seit 1858 seine s Hasen den fremden Mächten geöffnet lhat, ist die Veränderung, die die I Fremden beobachten, nicht sehr groß. Polizei und Militiir, Post und Eisen bahn sind allerdings ganz nach ento » päischem Muster eingerichtet, aber die sSiittein Gewohnheiten nnd Welt-m fschauung haben sich nicht geändert. . Zwar find ungefähr 1(),000 Japaner zum Christenthutn übergetreien, viele "Männer in den Großstädten tragen leurcpäische Kleidung, aber das sind iAenfzerlichkeiten Und wenn auch sdaö malerifche Bild des japanischen ’Lebens durch die europäischen un, ; lleidsamen Kopfbedeckungen beein j trächtigt wird, die Häuser, das Leben sin den Straßen sind immer noch so eigenartig, daß man sich wirllich in eine andere Welt oerseht fühlt. Der Umgang mit den Japanern ist außer halb des geschäftlichen Verkehrs ein sehr angenehmer, aber im Innern des Landes wird der Europäer im mer noch angestaunt unsd mit allen i möglichen Fragen bestürmt. Vor als slen Dingen sind die Zeitungen recht dafür interssirt und bringen Notiåen über Neuerungen ieder Art in Lu rapa. Das Leben in den hotels hat noch nicht den geringsten Einfluß sron Europa aufzuweisen Die mo ralischen Anschauungen sind entschie den freiier, aber viel östhetischer als bei uns. Der Japaner ist an nnd für sich nicht übermäßig muthig, er ist beinahe ängstlich und sieht in dem Europäer den Stärkeren; »wenn es aber gilt, für eine allgemeine große Idee sein Leben einzusetzen, tritt sei des persönliche Interesse in den hin tengrund. höflich-un untd Ritterlich keit find hervorragende Eigenschaften ) "-—-- - Ratt-. Nordvolsahrer iirn Wirthshaus von seinen Reisen erzähiend): »Wie ich in jene nördlichen Breiten kam. begann gerade die sechsmonatiiche Macht« Bauer Cathemlos zuhorchend): »Haben S’ doch a Latein bei Eahna g’habt?« steter Wink. Frau Kommerzienrätpim »Nun, Herr Leutnant, wie ge ällt ,hnen unsere Villa, sie ist doch wissend eingerichtet, nicht wahrs« Leutnant: «Allerdings, gnädige Frau, mein Kompliment, äh, aber eins fehlt entschiedeni« Frau Karnmerzienräthin So?« Leut-mai mit einem Blick« auf die hübsche Tochter): » , meine nämlich ein recht schneidiger Schwiegetsohn!« such eine Anseedr. Onkel: »Na, hör mal, Emil, Du sollst ia aus alle Fragens im Examen geschwiegen habenim Nesse: »Ja, Onkel, was sollte ich denn machen, Du weißt doch, daß ich nicht gern Unsinn redet« F Da- ,,scheepe Ress«. Erzählung von E. F a hr o w. Die Thür that sich aus« und Ju .liane trat herein. In den Armen trug sie Stranddistelm die sie drau ßen mischen tden Dünen gep liiclt. — Jhr Gotte sah von dem Buche auf, darin er las, und erwiderte ihren flüchtigen Gruß. · E Juliane ordnete die Disteln in er nern schönen glasirten, irdenenGesäsze nnd ging idann leise im Zimmer hin nnd her. Sie brachte die Cigarren «und stellte das Schachbrett bereit, denn gleich mußte Doktor Brehm kommen und die gewohnte Partie mit ihrem Manne spielen. ; Franz Novderssen blickte nicht mehr von seinem Buche aus« « Er war sdies stille Walten seiner ;Ftau gewöhnt und nahm es als et «was Selbstverständliches hin, wie TKranle eben thun. Denn er war ;sranl, dieser große, schönre Mannz Iqelährnt an beiden Füßen seit drei lJahren Seit dem dritten Mai vor Idrei Jahren. - ·Juliane trug dieses Datum wie ein brennendes Mal allezeit in ihrem » rzen herum. War es wirtlieh erst drei Jahre ber? Jhr wollten es oft dreißig er scheinen, so langsam schlichen die Tage hin, hier auf dem einsamen Gustshof am Meeresstrandr. Drei Jahre war die Schuld her und fünf erst seit dem Hochzeitstage verflossen, da sie als Franz Norders sens zweite Frau eingezogen. —- — Draußen ertönte das wohlbe kannte Nasseln von des Dottors Wägelchen. Die sechsjährige Ellen, die in den Hansflur gespungen war, um den lieben Freund zu begrüßen, lam ver wundert zurück: Da sei noch ein Heran? unkd ob Papa ihn sprechen too e Dr. Brehm hatte einen Antiquitä aenhöndler mitgebracht, der einige schöne, römisehe Münzen verlaufen wollte. Norderssen war Numismati ter und hatte stets Interesse für der gleichen alte Stücke. »Bitte,« saate er in seinem ge wohnten, höflichen Tone zu seiner Frau, »geh doch so lanae mit dem Doktor in das Gartenzimmer; ich möchte die Münzen ganz ungestört vergleichen und prüfen.« Ellen zog die Mutter —- sie wußte garnicht, daß es nur die Stiefmutter war — zu der Veranda hin: »O. Mutt’, die Sonne ist noch nicht im Meer laß mich noch spielen! Jchs pflücke Blumen für den Onkel. Doktor«l ’ »Lan —- Liebling, aber geh nicht. aus dem- Garten heraus.'« Die Kleine sprang davon, ein Spinbubenlächeln in dem lieben Ge sichtehen Sie wußte doch, welches die Lieblingzblumen deo Doktors waren. Winden waren es wunderschöne, weiße Winden, die zwischen dem Strandhafer wuchsen und zwar oben aus dem »scheesen Reff«, einem wun derlichen, schrägen Felsen den Ellens noch nie ohne Begleitung betreten hatte. . Juliane stand noch immer mit han«-l genden Armen in der offenen ThüH Der Doktor betrachtete ihren; schmalen Kopf, ihre müde Haltung und die feingliedrigen Hände, die den ganzen Tag so fleißig waren. — Aus seinem Herzen stiegen heiße, mitleidige Wellen empor, aber fein gebräuntes, stilles Antlitz blieb re . gungslos. »Wie geht es Franz heute?« fragte er endlich. Sie hob die schweren Lider wenig-; ein l « «- «n« »Wie lott es lym generis wir »in-: mer« leider. Er hat jetzt ebenso 1vsie’ ich, alle Hoffnung autgegeben.« »So lange man lebt, musz man« bossen,« sagte der Arzt in seiner mil den, bestimmten Art. »Ach. Freund, weshalb mir so et-! was sagen? Ich glaube ja doch nichts daran. Ich trage das immer mits mir herum. immer, wie die Schnecke» ihr Haus« »Sie sind irant, Inliane, oder Sie werden es doch werden, wenn Sie immer denselben Gedanken nachhan· gen. Jch kenne Sie, nnd weiß, daßs Sie ein Leben der Pflicht und der» Aufopferung führen, ohne je zu llas gen.« »Wie sollte ich nagen, die ich sahns »das Verhängnisz herabgezogen habet ’aus dieses Hans? Eine einzige,l -pslichitvergefsene Stunde —- —— die löscht nichts in die Welt mehr aus.« Einen Moment schwieg der Dot-» stor. —- Er wußte, was in ienre Stunde geschehen war; wußte, daß iJuliane eines Abends als ein in er, lustiger Student, ein Ju en freund, aus Norderhof einge ebrt war — eine kurze Weile« die ernsten Pflichten vergessen, die sie als Stiefmutter sder beiden Kleinen übernommen hatte Sie war noch so jung! Und Franz l war ein ernster, vom Leben gehätsch l ter Mann, der in ibre Hand gläubig snoch einmal sein Glück gelegt, nach » dem er die erste Gattin verloren. s Juliane liebte ihren Gatten da ; malt ebenso wie heute. Aber sie ver lkoß aus eine Stunde das jüngste ind, das noch taum laufen konnte. Sie ließ »die Kleine im Schlat zimtner nnd ging mit ihrem Jugen — steunde draußen umher, Muscheln suchend, Wellen beobachtenb und ganz versunken in Ertnnerungen. Da —- -—- —- ein Schrei! Ein entsetzensvolley marterschtitternder · Schrei —- —— » sttiliane sich helle Flammen aus dem Fenster des Schlaszimmers schlagen! Wahnsinnschnell stürzte sie hin - — Zu spät! Die Kleine war zu dem Eckbrett hinaerutscht, aus welchem bereits die winzige Nachtlampe angezündet stand. — Unbegreiflich wie, hatte sie die Gardine vom Fenster dorthin ge zierrt —- sie entzündete sich — brannte — das Kind brannte mit —- und Franz Norderssen sank ge lähmt vor Schrecken aus der Schwelle vpm Nebengemach zusammen. " Das Kind war schon todt, als Ju-» liane oben aztlangtz s 1 Minutenlana hatte dsie Pause zwi-; schen den Beiden gelastet. bis endlich; der Doktor wieder das Wort ergrifs.j ,,Eine Schuld kann man sühnen, Juli-me Und Sie wahrhaftig, Sie: haben gesiihni. —- Sie dürfen nichts so trostlos sein! Haben Sie nicht Ei len, die Sie lieben wie ein eigenes Kind?« »Ja, das Kind! Das ist ja mein Lebenkj ’ k - -o L D. · »Willst llllk Alls stillt-, Erneust-. Es giebt noch mehr, was Sie beglü clen kann. Machen Sie sich nicht ab sichtlich resignirt und alt in Jhren Gefühlen, das ist ja tran-thait.« »Nein, ich bin nicht trank, fühl-. auch nicht immer so entsagungsvoll —- Manchmal habe ich eine Sehn sucht eine Sehnsucht. wissenSiel Nach Hellenn nach Licht, nach Freu de! — Dann beneide ich die Mägde draußen, die da jauchzen und vor Lachen glühen. Ja, es giebt Stun den, da habe ich nur noch einen Wunsch, der mich ganz ausfällt. Dann möchte ich nur auch einmal jauchzen! —- Laut jauchzen — —! Sie hatte die Arme wie in Begei sterung weit ausqebreitet und stand mit leuchtenden Augen still. Da öffnete sich die Thür vom Ne benzimsmer, und Franz ward von Stine hereingeschoben. »Da bin ich,« sagte er. »Die Mün zen habe ich gekauft. Bist du bereit, Freund Doktor?« »Ich tomme,« sagte Brehm. »Weil-e du nur an unserm gewohn ten Platz.« Und während der Rollstuhl wieder zurückgeschoben wurde, neigte sich der Doktor schnell zu Juliane: »Es giebt eines, was Franz wie derherstellen könnte, Julianr. Und wenn Gott das will, so wird eine solche Fiiguna schon kommen-. Eine plötzliche Gemüths - Erschiitterunq machte ihn trank, und die lann ihn wieder heilen, wenn es sein soll.« Er nickte ihr noch einmal ermuthi gend zu uan ging dann in das Wohnzimmcr. —- Aber er tsam nicht weit. Er sah, wie Stine mit un ruhiger Miene zu Julianse eilte und sie nach Ellen fragte. ,,Ellen," erwiderte Julianr. »Sie ist im Garten·« »Nein, da ist sie Mit Auch nicht am Strande. Ich habe sie überall gesucht.« « Todtenbleich wardX Julianeg Antlitz. »Still!« herrschte sie leise-. »Kein Wort zum Herrn!« Aber Franz hatte schon ausge merkt. »Wo ist -dsa Kin«d?« rief er so aleich. »Es wird dunkel —- wo ist sie denns« »Sie pflückt nur Blumen,« sagte Juliane mit unnatürlich ruhiger Stirn-me. »Ich werde sie holen.« So sehr sie sich aber auch beherrscht hatte, Franz hatte doch den Ton zit ternder Anast herausgehört und fuhr in seinem Rollstuhl hoch: »Das Kind « um Gotteswillen, wo ist sdas Kind?« »Lafz doch nur,« beschwichtigte Brehm. »Die Kleine wollte für mich ein Vaar Blumen pfliickeu. . .« Ein gellender Aufschrei von der Veranda her lief-. beide zusammen: schrecken. Es war Stine: »Das scheepe Reff! Barmherziger Gott, sie ist aus dem scheepen Reff!« »Wer?« schrie Franz verzweifelt, »wer?« »Das Kind! Und setzt auch die Frau! Herr, mein Gott, sie werden beide —- — Ellen rennt weg —- — sie rennt an die Kante —- —sie wird stürzen —- -— da — —da —- — da!!« Ein furchtbarer Ausschrei von Stine ertönte. Ein zweiter Ausfchrei von Franz antwortete ihr. ,,Iuliane!« stieß er rersaus, sinn los nor Anast. ,,Juliane — rettet sie! Rettet sie doch!« Stine war schon durch den Garten» davon·gestiirrnt. Knechte und Miiadei rannten zum Strande. Aber das; Boot laa an einer entiernsteren Stelle, und lopslos standen alle, sschcreiend und nntlyätig — —— bis plötzlich eine dunlle Masse im Wai ser austauchte und sich zum Ufer hinliimspste. Jetzt sprangen ein paar Knechte in ldie Wellen, um Juliane das Kind abzunehmen. Aber sie ließ es nicht zu. Als sie Grund unter den Füßen spürte, nahm sie das Kind, das sei nen Blumenstrauß lrampshast fest hielt, hoch an ihre Brust und watete» durch das Wasser an das Lands Klein Ellen weinte kläglich. Wie eine Köniqu schritt Juliane dahin. stolz und strahlend. Und; dann durch dcn Garten, die Veranda hinaus, immer ein Siegeslächeln aus dem schneeweißen Antlitz. ; »Hier!«' rief sie mit einem JubelH ton in sie-r Stimme Franz za, »die-X hast du dein FUan Er aber, übermächckdg geschästelt Hund zerrissen von der furchtbares Erregung, sprang auf aus seinem ! Krankenstuhl uwd stürzte n aus Jn s liane, die er in die Arme schoß: ! »Du! Mein Weib! Ach, daß du ; lebst!« Juliane stand einen Augenblick wie erstarrt vor Seligkeit Dcnn wars siie die Arme hoch in die Luft und stieß ein Jauchzen aus ein san ges lautes-, fast schluchzendes Jauch Fen. »Doktor!« rief sie unter Iachenden Thränen —- ,,Freun«d — —- ich — -— ich kann ja noch — — jauchzen! — —- O —- großer Gom« Und stsill ging der Doktor hinaus. - —- -—--— Ein Standpunkt I—- .K ’ »O mei, Herr Doktor. jekt ham S’ dö dritte Maß un wackeln chon. Un . da woll’n Sie mir Inei Metquantnm f vorschreib’n!« ; Ein list-hattet Gatte. ; Sie tmit der Toilette zum Spa 3 ziergang befchöftigt): »Warum schaust Du so angelegentlich zum Fenster hinaus-W vEr: »Hm, ich will nur «mal sehen, ob- der Neubau drüben eher fertig wird, oder Du!« Mißverständnis. Arzt tzu Haber, der mit Reißens im Bein geplagt ist): »Ja, ja, Hexe hu ber, nehmen Sie’s nicht so leicht! Sie können nicht genug Schritte thun, um Ihr Bein wieder ordentkich herzustel len.« Weint nächsten Besuch). »Nun, wie steht’s, Hub-er?« Bauer: »Nu, rumgelatfcht und rumgetrampelt bin ich den ganzen Tog ober geholfe hat's net an Dtackk Einneaanqetr. Kuraait Czum Hotelier): Wie ist denn dieser Johannisbemey den Sie da von Mier Fa Co. auf der Karte haben? Hotelier: O, das ist ein pikfeines Weinerl, wenn ich mir mal eine Fla sche leiste, da trinke ich keinen andern. Kurgastr Also da danke ich Ihnen oielmals für die Auskunft, Sie haben sich nämlich bei dieser Firma be schwert, daß es direkt ein Sanzeug wäre, und ich bin deren Vertreter. Auch ein Mildernnavamnd. Richter: ,,Angetlagter, Sie sind be schuldigi, der jung-en Hausfrau den Braten aus der Küche gestohlen zu haben, haben Sie etwas anzuführen, was die That mild-ern könsnte?« Anaeklaater: »Herr Richter, der Braten war so zähe, daß ihn ein an derer doch nicht gegessen hätte.« Valentin-. Kellnen »Sie haben eine Suppe. Braten, Gemiise, Komvoi, eine Fia fche Wein ——- haben Sie außerdem noch etwa5?-« Gast: »Ja —---- Hungeri« Die Kleinbndir. Fremden Saan Sie, ist diese Bahn Staatshoheit Einbeimiichercs Na. mit dera Bahn könni’ d’r Staat a koan Staat ma chen. Bünttlichkkii. Vermietherin Unm neu zugezoge nen Studenten): Und dann, Herr Doktor, möchte ich noch bemerken, daß ich sehr auf Pünktichteit sehe, betreffs Miethe zahlen. Stuf-im Ganz in der Ordnung; ich meinerseits werde Sie ebenfalls pünktlich am ersten darüber informi 1en, ob ich Geld hab’ oder keins. Auf der Höhe. ) Toutistrm »Enifchuldigen Sie, ,:an·;1 msan in dieser Hütte übernach ’ en « Sennetim ,,«fteili, aber nur am EIN in der Nacht schlaka wir selber - r n-.«