Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 11, 1908, Zweiter Theil, Image 13

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    .-»-. q—,-.-,—- —- .--—— -.,
Wie heißt mem- Frau« :
dumm-esse von Eugen Jsolani.
Wenn man O· wie setm
· · M weis,
Issll Wiss das ist eine stlrchterliche
Verlegenheit. Ja,«wie ist-e denn nur
moglech, nicht wissen, wie· seine ei
gene Frau ictui Na, mir ist’s schon
einmal das rt. Freilich have mit
der Geschichte noch eine besondere Be
wandtni Sie meine Frau in Wirt
lichbeit ißt, weiß ich niimltch sehr
enau und wußte re auch immer. Sie
isth . . .ach nein, ich sage es doch
n .
yIhr Borname klingt nämlich ganz
siirchterltchx er ist ganz altmodis
So beißt heute niemand mehr, und
würde auch nicht diesen Namen in der
Faust erhalten haben. wenn da nicht
eure ute alte Tante gewesen wäre, dte
ihre the war, und die es fürchterlich
übel genommen haben wurde« wenn
man ihr gesa t hätte: »Liebe Tann,
du bist ja se r gut und nett, dein
Name ist aber entsehlich, den lönnen
wir dem Kind nicht mit aus den Le
bens-weg geben!« Es wäre der Tod
der guten alten Tante Balsamine ge
wesen« Na ja, da ist mir nun der
Name doch entsahrenl
Also. meine Frau heißt Balsamine.
Mit solch einem Namen heutzutage.
wo jedes junge Miidchen hinten ein i
oder ein o im Vornamen hat« durch
die Weltgeschichte wandern, ist ent
sehlich. und als wir uns verheirathe
ten, da sagte ich zu meiner Frau:
»Das aeht nicht! Balsamine kann ich
dich nicht nennen; erstens spottet die-»
ser Name jeder zärtliche-i Verlleine-.
rungesorm, denn Balsaminchen hört»
sich ja noch entseslicher an, dann aber»
verletzt er auch überhaupt meinSchön-.
heitsgesiihL Ich werde dir einen ans
deren Vornomen beilegen. Natürlich
nur siir unseren hausgebrauch Offi
ziell m t sdu nun allerdings schon
deinen amen als lästigen Lebens
ballast mit dir bis zum Ende weiter
schleppe-IF
»Ach ja. Mönne", sagte meine
Frau.
»Ja, aber, wie soll ich dich nen
nen?«
Ich sann eine Weile hin und her;
bald wollte meiner Frau der Name
nicht gefallen, den ich vorschlug, dann
mir nicht der, den sie mir nannte.
Endlich einigten wir uns aus Pippa,
einen Namen, der uns lurz vorher in
der Leltiire vor Gesicht getommen
war.
Aber. siehe da, als ich meiner Frau
am anderen Morgen zuries: »Pippa
gieb mir einen Aus-F da tagte sies
»Weißt du, Männe, der Name tommt
mir heute enthhlich vorl«
»Ja', antwortete ich, »der gefällt
mir auch nicht mehr. Weißt du, ich
habe eine samose Federl«
Meine Frau spigte ihre beiden llei:
nen süßen Ohtchen, und ich sagte:
»Ich gebe dir von jetzt an jeden Tag
einen neuen Namen! Selbst der
schönste Name wird langweilig, wenn
man ihn immer wieder hört. Ich bin
ein Freund der Abwechslung na-«
tiirlich nur, soweit ee die Namen be
trisst —- wenn man aber jeden Tag
andere beißt, das muß herzig sein.
Da wird an einem jeden sozusagen
sein liebes lleineo Weibchen neu ge
boten. Da erhalte ich dir deine Ju
gend bis ins Altert«
»Au, das ist seini« stimmte meine
Frau jubelnd ein« Und wir beschlos
sen, daß jeden Abend vor dem Schla
fengehen berathen und bestimmt wer
den sollte, wie meine Frau den ande
ten Tag iiber heißen solle.
Da- war eine ganz reizende Zeit.
Wir erwogen in ernsthaftester Weise
unter Küssen und allerlei Zärtlichleis
ten, welcher Namen sich siir den ande
ren Tag am besten schicke; ob sich siir
die hellblaue Toilette, die meine Frau
am anderen Tage zur Gesellschaft an
ziehen würde, Susi oder Lolo besser«
eigne, und machten allerlei ähnliche
Erwägungen Aber ein Jahr hat
365 Tage, und zwei Jahre hab-n im’
schlimmsten Fall, wenn ein Schalt-;
jahr dabei ist« 781 Tage. Und da es»
entschieden aerpönt war, einen Nass
men ein zweites Mal zu wählen, so»
hielt diesem Niesentonsum mein Nasi
menvorrath nicht lange stand, so sehrs
ich mich auch bemühte, durch Leltiire
moderner Romane, deren Autoren es
ost als ihre ho·ur-iausgabe zu betrach
ten scheinen, neue Namen zu ersinden«
meinen Vorrath immer srisch zu er
gönzen
Eines Taqu aber stand ich doch,
als wir wieder die Tause sür den
nächsten Tag vornehmen wollten. vor
einem gänzlichen Banlerott an
Frauennamen.
Da sagte ich zu meiner Frau:
«Wei : du« Emmq' —- la hieß sie
nämlch gerade an jenem Tage, »re
braucht ja auch nicht immer gerade
ein Frauennamse zu sein, den ich für
dich wähle. Es kommt überhaupt
nicht daran an, daß der Name etwas
oder mai er bedeutet. Es kommt nur
darauf an, ever- einen Namen trägt,
und wer ihn und wie man ihn aus
euitl Ich wer-de von- ieht ab Namen
und Bezeichnungen wählen. die mir
gerade einsallen, oder die ich in der
Zeitung gelesen dabe. Gleis mal,
tann es zum Beispiel etwas geben,
das schöner klingt, alll wenn ich dich
ieht Pipisarchen rue?« Damit legte
ich, als ich diesen amen aussprach,
den ganzen Schmelz meiner Zärtlich
ieit, der mir nur irgend zur Verfli
gung stand, in den Ton, und meine
Frau fiel mir gerührt um den hals
Bon W ab hatte das Redertaire
der Namen meiner Frau die buntesie
Abwechslung Was mir gerade in den
Sinn kam oder aus oder Tageslettiire
-,-«
in der Erinnerung geblieben war.
i wurde ges-sähst: Ananax Tragen
jetv, Tulifäntchen, Brikett, Dreyfus
und viele andere Namen aus den ver
schiedensten Gebieten figuritten als
Bornsmen meiner Frau. Bald hieß
fie nach einem Staatsminister, bald
s nach einem Bühnentijnftler, dann wie
der nach einer neuen Oper oder einern
Raubmörder-. Die Tageszeitungen
forgten für eine erfrifchende Mannig
»faltigkeit, und wenn sie einmal ver
sfagtem dann griff ich in den uner
sfchöpflichen Born der Weltgefchichte
soder Geographir.
E Eines Abends nun war ein uter
jzreund bei unt zu Gast, ein Hieni
Jter. der uns oder hauptsächlich mich
Jmit allerlei Mittheilsngen iiber ein
IWert unterhielt, das er gerade unter
der Feder hatte. Es war eine Ge
schichte der Staat-wirren im moder
nen Griechenland, und als Dr. Mei
ster —- so heißt mein Freund — dabei
mehrmals den i den dreißiger Jah
ren des vorigen lJahrhunderts ermor
deten griechischen Staatsmann Capo
distria erwähnte, da ries ich zu meiner
Frau, die mit einer Handarbeit im
Zimmer saß, hinüber: »Titicacasee«
—- so hieß niimlich meine Frau an je
-nem Tage —- «morgen nenne ich dich:
Capodistria!«
Meinem Freund Dr. Meister. dem
das nicht gleich vollkommen verständ
lich war, iliirten wir iiber unsere täg
lichen Namengebun en aus, und mit
um so größerem Ei er erzählte er nun
von dem Grasen Capadistria, damit
auch meine Frau recht wohl wüßte,
wie sie am anderen Tage heißen
würde. -
Am anderen Tage nun gingen wir
sroh aus, um in der Stadt Besorgum
gen zu machen. Das Kasseestiindchen
war daher sehr schnell absolvirt wor
den, damit wir so bald als möglich
mit unseren Besorgungen wieder sertig
wären, und als wir daher bereits aus
der Straße waren, siel mir ein« daß
ich meine Frau noch gar nicht an die
sem Tage bei ihrem neuen Namen ge
nannt hatte.
»Aber Donnerwetter, wie heißt du
nur eigentlich heute," sagte ich tu mei
ner Frau. »ich habe ja den Namen,
den uns Dr. Meister gestern nannte,
vergessen. Mein Gott, ich weiß ja,
wer der Kerl war, ein griechischer
Staatsmann. ich habe auch den Na
men schon ost gelesen und gehört. Aber
er siillt mir nicht gleich ein! Er liegt
mir sozusagen aus der Zunge. Aber
zich tann ihm nicht beilommeni Kalb-—
J nein Paio —«
? »Ach," unterbrach mich meine Frau.
;,.er hieß sa ganz anders. Ich glaube:
Didascaprioi Oder so iihnlichl«
»Nein, er sing mit Ka —— oder Pa
» -—— an!« behauptete ich und lramte wei
Hter wiithend in meinem Gedächtniß
nach, um aus den Namen zu kommen.
Aber vergeblich!
»Das ist doch eine zu dumme Ge
schichte,« riisonnirte ich, »daß ich dei
nen Namen vergessen habe!«
»Aber, Männe«, sagte meine Frau,
die wohl merlte, daß mich dieses Nach
sinnen schon nervös machte, »du giebst
,du mir eben schnell einen anderen Na
! men!«
»Na, das wäre noch netter!« brauste
xich aus. »Ich werde doch wohl noch
iaus deinen Namen kommen. Jch habe
ileine Ruhe, ehe mir der Namen des
dem-»denn griechischen Staatsmannes
einfällt!«
,,Borliiusig aber bitte ich dich,«
Isagte meine Frau wieder, »daß du
meinen Namen beiseite läßt nnd mit
»wir Besorgungen machst. Jch habe
dich schon im Verdacht, daß du dich
nur wieder um die Uhr drücken möch
test, die dn mir doch schon so lange
taufen wolltest!«
»Nein wirklich nicht. meine liebe
Nan — Kavo —- nein, ich kriege es
nicht heraus! Wirklich nicht« ich gehe
sofort zum Juwelier mit diri«
Und das thaten wir denn auch. aber
aus dem Wege dahin zermarterte ich
mir das hirn und zerbrach mir die
Kungr. aber der Name des ermorde
ten griechischen Staatsmannes wollte
mir nicht iiber die Linn-n iommen.
So betrat ich in höchster Unruhe
den Juwelierladen
»Wir möchten eine hübsche kleine
Damennhr!« sagte meine Frau zu
dem Juwelier, der nach unserem Be
aehr staate, und sast gleichzeitig sagte
ich: «.C)aben Sie vielleicht ein Kander
sationsleriton?«
Und während mich der Juwelier et
was verwirrt anguckte, sliisterte mir
meine Frau zu: »Aber-, Männe, laß
doch das sein! Beruhtge dich dacht«
Woraus ich energisch sagte: »Nein,
nein, ich muß wissen, wie du heißt,
sonst habe ich keine Ruhe! haben Sie
tein Konversationslexilon«i«
»Bedaure sehr,« antwortete der Ju
welier, »aber Taschenuhren habe ich in
reicher Auswahl!«
»Na. zeigen Sie nur!« entschied
meine Frau und nannte die Preiölaae,
in der die aewiinschte Uhr sein sollte.
So mußte ich mich denn vorläufig
Zufrieden geben und sah mit meiner
Frau gemeinsam die Uhren an, die er
uns vorlegte.
Da siel mein Blick aus ein Tele
on.
»halt,« ries ich aus, »ich kann. ia
Dr. Meister antelephniren. Dort ist
.ein Telephon! Gestatten Sie!«
Damit wollte ich aus das Telephon
angehen, als rnir der Juwelier in den
Irrn siel und mir mit den im höf
lichsien Tone gesprochenen Worten:
k-» --.— - « -. --—« - »F- . ---
WAber bitte, wollen Sie nichi die Ul;
ersi binlegen!« eine Damenubr aus
den händen nahm. die ich gerade be
sichtigt hatte
Dann ries ich in S Telephon hinein,
nachdem ich mit Dr. Meister verbun
den war: »Dort Dr. Meisteri« —
,,Nein. seine hauöbäiierin!« kam es
zurück. »Ah das ist aber schade!«
ielepbonirie ich weiter, »wann kommt
denn Dr. Meister zurück?«——— »Das
isi unbestimmi!« war die Antwort,
worauf ich wieder in das Telephon
hinein sprach: »Als-) bitte, bestellen
Sie herrn Dr Meister, er mochte mir
umgebend sobald er nach hause
iommi, per Robrposi mittheiiem wie
der ermordete griechische Staats
minisier heißt; ich habe nämlich den
Namen meiner Frau vergessen! Ha
ben Sie verstundens Ja, ja doch,
wie der ermordete ariechifche Stadts
minister heißt da ich den Namen
meiner Frau vergessen habe! Na
bestellen Sie nur so, wie ich sagte!
Schluß!«
Dann ging ich wieder an die
Ladentaiel und besah mit meiner
Frau weiter die Uhren.
Eine gefiel meiner Frau besonders.
Es war eine tleine. hübsche Taschen
uhr. auf der Rückseite mit einem llei
nen Vergißmeinsnichtstrausz aus Edel
steinen.
»Hier wird dann das Monogramm
eingravirt!« meinte der Juwelier,
»das könnte ich dann vielleicht gleich
hier machen; wie ist der Name der
gnädigen Frau?«
»Ja, wenn ich das nur wüßte!«
ries ich stöhnend aus, während meine
Frau zum Juwelier, der, wie sie mir
später erzählte, schon längst mich der
wundert beobachtete, lachend sagte:
»Mein Mann scherzt nur, meine Ini
tialen sind B. S.« «
»Aber ich möchte doch einmal erst
sehen, wie die Uhr aussieht, wenn ich
sie angelegt habet« fuhr sie dann fort
Der Juwelier zeigte ihr, wie man
die mit Brillanten besetzte Schleife,
an der die Uhr hing, am Kleide be
festigt; meine Frau steckte sie sich an
den Busen und stellte sich gegen das
Tageslicht, damit ich sehe, wie das
Schmuckstück kleidet.
Da, indem ich sie ansehen will,
glaube ich aus der Straße meinen
Freund, Dr. Meister, zu sehen.
»Vol« rief ich aus, »das wäre eine
Erlösung! Da geht Dr. Meister.
Nun werden wir erfahren, wie Du
heißt!"
Damit eilte ich zur Thitr hinaus
und ries, indem ich dem Freunde
nachlief: »Meister, Dr. Meisters«
Aber meine Ruse wurden til-ertönt
durch andere, die hinter mir ber
schallten. »Haltet den Dieb!« rief es,
hinter mir her, und gerade, als ich
Dr.·Meister um die Ecke verschwinden
sah, hatte man mich am Kragen.
»Ja, was wollen Sie denn«, rief
ich den Leuten zu, die mich packten;,
nur mit Mühe konnte ich mich der!
freundlichen Rippenstöße erwehren,s
die man mir von allen Seiten aus-H
theilte, und wenn nicht ein paar
Schuszleute zs r Stelle gewesen wären,s
hätte ich tiich ia Prügel bekommen. s
So tonnte ich unter dem Schutze
der Polizisten in den Juwelierladen
zurückkehren, wo meine Frau weinte
und jammerte, und der Juwelier
schrie und weiterte, ich sei ein Gauner,
der alle möglichen dummen Geschich
ten machte, um ihn zu bestehlen.
Als ich ihn dann sehr energisch zur.
Ruhe wies und ihm erklärte, er möchte J
mir einmal sagen, was ihm gestohlen
worden sei. Die Uhr, die wir laufen
wollten, wäre nicht aus seinem Laden
herausgekommen, ich wäre nur mei- I
nem Freunde nachgerannt, um von
dem zu erfahren, wie meine Frau
heiße, da gab et zwar llein bei, zusi
mal ich mein Parieseuille herausnahm Z
und den Betrag siir die Uhr erlegte,«
aber so ganz sicher schien er doch nichts
zu sein. Und ich glaube, bis heute istI
er fest überzeugt« dasz wir, meine liebes
Frau« und ich, ihn hatten begaunernl
wolleid s
Und in solchen Verdacht kann manj
kommen, wenn man nicht weis-, wie
seine Frau heißt
Uebrigens bekam ich die Rohrpost
tcrte mit dem Namen Capodistria
erst, als meine Frau den Namen
Gonzalo de Bereeo führte. Das ist
ein spanischer Dichter aus dem 13.
Jahrhundert.
Der achtiäbrtse sitt-neuern.
Fortuna schiittet aus ihrem Füll
horn noch immer über einige wenige
Sterbliche ihre goldenen Gaben aus.
Dem Roman von der Millionenerb
schast des Kellermeisters in Nord
amerika, eines deutschen Grasen, ten
das Schicksal über das große Wasser
verschlagen hatte, schließt sich die
Nachricht von einem achtjiihrigen
Millionenerben an, die ans dem
Städtchen Bartvn am Ournber in
England kommt. Der kleine Glücks
pilz ist Jact Ren-ell, das Söhnchen
eines Rechtsantvalts. Er hat ganz
unerwartet von einem entfernten
Verwandten nicht weniger als rxier
Millionen geerbt. Der Testator John
Waddingham war der Vetter eines
Stadtverordneten von Barton, des
sen Tochter die Mutter des kleinen
Millionenerben ist. Abgesehen von
vier Legaten zu je 10,000 Mark fällt
dem sor los in die Welt blickenden
kleinen iller das ganze Vermögen
des alten Gentleman, der keine
Kinder hinterließ, in den Schooß. An
die Viertelmillionenetbschast ist nur
die eine Bestimmung geknüpft, daß
der kleine Jack statt seines bisherigen
Vaternamens den Namen Wsadding-I
ham annimmt.
W ----—--—«..—--.-...—«-.-..-.- »sp- q,.-.—
Die seltene Milnzes
Erinnerung ans dem Leben von l
Gans Arnald.
Jn dem hübschen, im Garten gele
genen Häuschen, das der Geheimrath
Dornburg bewohnte, traf man Vor-l
bereitungen zu dem alljährlichen Fest,
das unter der Bezeichnung Ȯcnz
diner« am ersten Februar unweiger
lich stattfand. — Der Geheimrath
war ein eisriaer Münzensamwler,
nnd wie eg so lomnrl, daß gemein
same Interessen die Menschen zusam
mensühren, so hatte sich ein Kreis ron
älteren Herren um ihn gebildet, die
sämmtlich auch cisrige Numitmsaiiler
waren. Diesen Miinzsreunden zu
Ehren fand das obenermähnte Münz
Diner statt. »
Der Geheimrnih Dornburg warl
Witwen halte eine einzige Tochter
die aber noch in einer auswärtigen
Pension erzogen wurde, und ssine
Mutter, eine liebenswürdige alte
Frau mit weißem haar und llaren,
klugen Augen, bildete den Mittelpunlt
für Haus und Gesellialeil des Soh
nei-.
Heute, an einem schonen, sonnigen
Wintertage, war die Mutter des
hausherrn mit der Tischordnung für
das heutige Mittagessen beschäftigt.
Jdt Sohn trat eben in’s Zimmer.
»Liebe Mutter, du wirst vielleichti
sehr angehalten sein, wenn ich deine
Berechnungen störe und dir noch einen.
Gast einschiebe.«
! Die alte Dame ließ den Stift sin
en.
»Jetzt michs- stqgie sie überraschts
bringe ich dir einen dir und auch fasti
mir persönlich Unbekannten«, sagtel
ihr Sohn. i
Die Mutter sah ihn erstaunt an. !
»Das tlisngt ja ganz geheimnisz
doll!« meinte sie.
»Ist es aber nicht!« erwiderte der
Geheimrath »Ich war heute Vor
mittag bei Klugendorff im Laden,
der mir von einer chinesischen Miinze.
Lgesprochen hatte, die er mir eventuell:
überlassen wollte-» dort traf ich mit
einem jungen Mann zusammen, der»
eben auch sehr auf den Münzenhan-s
del aus war· Wir kamen in’s Ge-;
spräch, der junge Mann gefiel mir»
und als er sich mir vorstellte —- er»
heißt Doktor Gerhard Walter und
war Schiffsarzt —- ergab sich eine Be- s
ziehung mit seinem Vater aus meiner«
Studentenzeit. Der junge Mann, der
mir einen sehr sympathischen Eindruck
machte, scheint ungewöhnlich viel nu
misrnatische Kenntnisse zu haben und
nahm meine Einladung zum Münzdi
ner genau so unbefangen auf, wie sie
gegeben wurde!«
»Nun, dann müssen wir uns wohl
von ihrn nicht beschämen lassen und
uns auch unsererseits unbefangen be
nehmen!« schloß seine Mutter die De
batte. »Ich werde gleich ein Gedeck
fiir ihn einschieben lassen.«
Die Tafel stand zu rechter Zeit in
ihrem hübschen festlichen Schmuck be
reit, und die Gäste fanden sich dünkt
lich ein. Der einzige dem Kreise Un
bekannte, der-Hausherrn neuer Freund,
Doltor Gerhard Walter, erschien nur
wenige Minuten später als die Uebri
gen und wurde ihnen dargestellt. Es
war ein hübscher, schlanker Mensch
von etwa sechsundzwanzig bis acht
undzwanzig Jahren, mit einem offe
nen, sonnengebräunten Gesicht, der
sich mit der unbefangenen Sicherheit
eines Mannes bewegte, dem gute Ge
sellschaft ein gänzlich vertrautes Ge
biet ist.
Gegen Ende der Mahlzeit schlug der
Wirth an’s Champagnerglas. Er
machte die Mittheilung, dasz er seinen
lieben Gästen eine neue Erwerbung
zu zeigen und vorzulegen habe, eine
ostindische alte Münze von ganz be
sonders schöner Prägung und größter
Seltenheit, die ihm ein Zufall in die
Hände gespielt und von der er wohl
beschwören möchte, daß sich in Europa,
geschweige denn in Deutschland kein
zweites Exemplar besände. Die dar-»
auf gepräate Jahreszahl verleihe dem
schönen Stiick noch einen ganz beson
deren Werth·
Die seltene Münze ging unter lau
teren und leiseren Ausrufen der Be
wunderung und Freude von Hand zu
Hund« wurde beurtheilt, beaugenscheis
nigt, durch das Verarösserunasglas
angesehen —- ,,und nun bitte ich, mir
knein Kleinod wieder zuzustellen«,
sagte der Hausherr nach geraumer
Zeit.
. , aber tvo war ote Yjeunzeg
Keiner wollte derjenige gewesen sein«
der sie zuletzt in Händen gehabt hatte
-— ein allgemeines-, fieberhaftes Su
chen be ann —— die Münze blieb ver
schwun n! —- Der einzige aus der
Gesellschaft der sich bei dem allge
meinen lebhaften Durcheinsanderspre
chen aussallend still und rnsbia ver
hielt, war der junge Doktor Walten
»Nun«, nahm endlich Lanbiqerichtss
Rath Trautvetter das Wort, »ich
schlage zur Klärung der Situation
vor, daß wir uns sämmtlich einer»
Durchsuchsuna unserer Taschen unter
ziehen und jeder den analt seinerj
Geldbiirse auf den- Tisch schiitte.'«
»Ach, T-horbeiten!« ries der Herr
des Hauses, lebbast und ärgerlich,
aber seine und seiner Mutter Ein
mände und Gegenreden wurden über
tönt und überstitnmt —- jeder der
Herren drehte seine Taschen um und
schüttete den Inhalt seiner Geldbörse
aus den Tisch — nur einer nicht! —
Dieser einzige saß mit iodtenblassem
Gesicht da und erklärte mit fester
W-- --—
sStinnnn »Ich zeige mein Porteinans
naie nicht!«
Ein allgemeines, tief erschrecktes
Schweigen folgte dieser überrafchen
den Weigerung.
»Und warum zeigen Sie es nicht?"
erkundigte sich ein iilterer Herr und
sah mit scharfem, nicht allzu wohl
wollendem Ausdruck in das Gesicht
des junges Doktors.
Der zwickte-nur die Achseln.
»Ich bedanke, den Grund fiir mich
behalten zu müssen!« sagte er mit ge
preßtem Ton. »Ich gebe mein Eh
renwort, daß ich mir die verschwun
dene Münze nicht angeeignet habe —
schlimm genug, daß ein-e solche feier
lich-: Versicherung nöthig isi.«
»Nun, dann beweisen Sie uns doch
auf die einfnchfte Weife von der Welt,
daß sie nicht nöthig ist«, drängte der
erste Sprecher von Neuem.
Der iunge Mann wurde nur blas
ser —- bis in die Lippen hinein — et
fah vor sich nieder asuf das Tischtuch,
das kaum weißer war als sein Ge
sicht ——- aber er schüttelte energisch den
Kopf.
»Ich tann es nicht!« wiederholte er
dumpf.
s Die alte Dame riiclte mit dem
Stuhl.
»Ich denke, wir lassen die ganze
unerquickliche Sache auf sich beruhen«,
sagte sie in leichtem Ton und erhob
sich, »gehen wir in's Nebenzimmer zu
einer Tasse Kaiser —— inzwischen
mag der Diner hier Alles ablehren
und absuchen, und ich bin davon über
zeugt« daß die Münze sich wiederfin
den wird.«
Und mit einer liebenswürdigen
Kopfneigsung gegen den Kreis ihrer
Gäste schob sie den Stuhl zmrtick, er
griff den dargebotenen Arm ihres
Tischnachbars, und schritt den Gä
sten voran in das beshagliche Neben
zimmer.
Die Stimmung aber wollte sich von
dieser Behaglichleit nicht anstecken
lassen. Ab und an flogen verstohlene,
mißtranische Blicke nsach dem blossen
jungen Fremden hin, der regungslos
am Fenster stand und mit oerstörtem
Ausdruck hinausfah.
Die alte Dame blickte von ihrem
Platz am Kamin nach dein vereinsam.
ten Fremden hinüber,
»Der hat nichts Unehrenhaftes ge
than!« sagte sie fest zu sich selbst.
Und sie ging mit ihren immer noch
leichten und raschen Schritten durch
das Zimmer nach dem Fenster, trat
neken den Schweigsamen dort nnd
legte ihm die Hand aus den Arm.
,,Wissen Sie, warum ich hier zu
Ihnen lam?« sragte sie halblaut.
Er schüttelte nur den Kon -— et
schien tein Wort über die Lippen
bringen zu können.
»Um Ihnen zu sagen, daß ich auch
nicht eine einzige Setunde an etwas
anderes glaube, als an einen höchst
nngliickseligen Zusall«« fuhr sie warm
und herzlich fort —- ,,die Münze wird
l und muß sich finden.«
sSein Gesicht nahm eine gequälten
Ausdruck an.
.,llnd wenn sie es nicht thut-"
,,Können Sie sich denn unter lei
ner Voraussetzung — unter keinen
Umständen entschließen, den Beweis
zu liefern, daß man Jhnen mit dem
Verdacht unrecht thut?« fragte sie
eindringlich.
»Unter keinen Umständen!«! wie
derholte er zwischen den Izusammen-—
gebissenen Zähnen hindurch.
Jn diesem Augenblick ris-, der Be
diente die Thiir auf und rief mit er
regter Stimme ins Zimmer: »Herr
Geheimrath, die verlorene Münze hat
sich soeben wiedergefunden —- sie wsar
über den Teppich fort bis an den
Ofen gerollt und steckte in einer Die
lenritze!«
Der Geheimrath nahm sein wie
dergefundenes Eigenthum hastig an
sich, und dann stürzten alle auf den
fremden Gast zu, der immer noch still
und regungslos am Fenster stand und
kein Wort sagte·
Erst nachdem das allgemeine Hän
deschütteln, Entschuldigen und Sich
selbstanklagen sich einigermaßen be
ruhigt hatte, fragte der Geheimrath:
»Aber um des Himmels willen, mein
lieber junger Freund, warum konnten
Sie uns denn nicht einfach Jhr Vorte
mannaie zeigen und damit sich und
uns eine so iiberaus unangenehme
Situation ersparen?«
»Das will ich Ihnen in diesem
Augenblick beloeisen«, erwiderte der
fremde Gast und öffnete seine Geld
tasche. »Hier, Herr Geheimrath
habe ich durch den seltsamsten Zufall
von der Welt ganz genau dieselbe
Münze bei mir —- mit derselben
Jahreszahl und derselben Prägung,
die Sie vor einer Viertelstunde als
einzig dastehende Seltenheit gezeigt
hatten! Ich möchte wohl die Be
kanntschaft desjenigen unter den
Herren hier machen, der mir geglaubt
hätte, daß es mein-e Münze war,
die ich im Portemonnai trug, wenn
Sie sie in dem Augenblick bei mir
gefunden hätten, wo das Besitzthum
unseres Wirthes auf so räthselhafte
l»Weise verschwunden wart«
»Ja, aer warum in aller Welt
haben Sie denn nicht gleich gesagt,
daß Sie dieselbe Münze besößen, als
ich die meinisae herumzeiate?« rief der
Geheimrath fast ärgerlich aus.
Der junge Mann sah ihn offen und
freundlich an.
»Weil ich anderen Leuten nicht ern
den Spaß verderbe!« sagte er rei
miithig »und das hätte ich doch un
fehlbar gethan, wenn ich Ihnen be
wies, daß das seltene Stück, das Sie
eben noch als ein Uniksum bezeichne
ten, sich sogar in solch’ kleinem Kreise
zweimal vorfand!« —
Daß der so zu unrecht Verdädi
tigte vom Augenblick seiner Rechtfer
tigung an iium gefeierten Helden des
Abends wurde —- dasi niemand unter
den Gästen sich an Liebenswiirdith
geaen ihn genug thun konnte, daß die
alte Dame ihn von dieser Stunde an
zu ihrem ganz besonderen Günsiling
ernannte und erklärte und in dieser
Stellung beließ, das wird niemand
Wunder nehmen. Daß aber Dotter
Gerhard Walter später der Schmie
aersohn des Geheimraths und der
Enkelsohn seiner liebenswürdigen
Gönnerin geworden ist, das würde
mir vielleicht keiner glauben, wenn
ich nicht versichern könnte, daß die
Geschichte wahr ist und daß ich die
Hauptpersonen selber gekannt hab-.
Olme Kredit
Heiksathsvermittlee: »Ich vermittle
Ihnen keine Frau mehr. Sie sind
mir Ihre Selige noch fchsuldig.«
linke-wartet
Zu einem Komponisten, welcher ge
rade an einer Operette arbeitet, tritt
eine alte häßliche,Hon«del«sfi-au ins
Zimmer-, wie er folgendes Baßfolo
mit Begeksierunq singt: »Was bringt
mir die holde Dv-me?« Die Handels
frau bezieht diese für sie sehr schmei
chelhaft klingende Frage auf sich und
aniworiet in fchmelzendem Tone:
,,Schmierseefe, Seefenpulver und
Putzpomade!« Der Komponist, wel
cher das Eintreten oder Handels rau
nicht bemerkt hatte, soll einen op
pelichreck bekommen haben und heute
noch wie aus ioen Wolken gefallen
’rumlaufen.
Ein schlanke Bengel.
Junge sin einen Schliichterladen
treten-d) »Je! mischte foe’n Sechser Le
berlvurschi!«
Schliichtermeister: »Forn Sechsee
jibt’s nicht«
Junge: »N-a, denn jeben Sie mir
for’n Jroschen!«
Der Schlächter legt ihm für zehn
Pfennig -hin.
Junge: ,,Könn’n Se mir die
Kutscht nich in die Mitte durchschnei
n?«
Der Schlächter thut dies, worauf
der Junge sein Fünspfennigstück hin
wirft. die Hälfte der Wurst ergreift
und schleunigst mit den Worten ver
schwindet: »Na, sehn Se, ietzt hab’
ich doch for’n Sechser jetricht!«
In der Verzweiflung
Frau sihren Mann, der in einer
tiefen Ohnmacht daliegt, vergeblich
aufzuwecken versuchend): »Um Got
teswillem Max, schlag doch die Au
gen auf...Du sollst von morgen ab
einen Hansfchliissel haben!«
Schlechter Trost.
»Höre» Sie Meister, Sie haben mir
den Rock total verschnitten. Der Stoff
loftet mich 3 Marti!«
»Nun, das ist doch nicht so
schlimm; ich tmbe schon Röcke ver
schnitten, wo der Stoff neunzig
Mart lostete.«
Unm- Dienstmädchen
»Du, die Geheimräthin Müller hat
mir eine Stelle angeboten, ob ich sie
anneshme?«
»Sofort, ich war ja auch sechs Mo
nate bei ihri«
,,Jst’s gut du's«
»Gtoßartig, ich kann Di.r sagen,
mein Schatz hat während der Zeit
zweihundert Pfund geivogen!«
Miliiiitiich ausgedrückt
Hauptmann: ,,Wo stecken denn nur
die Weibsleuie2 Die Köchin, das
Zimmermädel und das Fräulein, —
Niemand ist da!«
Bursche: »An Befehl, Herr Haupt
mann die qnädige Frau hat die Die
nerlschaft zur Kritik mn sich versam
me t!«
Jetbliimt
Ä
»Wissen Sie auch, daß ich Unter
richt beim Kunstmalet Spanzoni ge
nommen habe?!«
»O reden Sie das nicht so herum.
sonst. muß der arme Kerl verhun
getn.«