Nebraska Staats-» Anzetger und J cerold. s » thkamm .eS epte ebm 9 rThe eli l) Ruiimter 2. vie rieb-. ———-.. Jn einem Nest von Rosen versteckt, Mit Hoffnungszweigen zugedeckt, So liegt und schliift meine Liebe. Und wenn ssie einer werten will Dann duckt sie sich uäd schweigt sein I - Meine kluge, kluge Liebe. Denn der mich liebt, ist meilensern, Doch treibt ibn einst ein guter Stern Zur alten deirnatb wieder, Dann steigt empor mit Klang unsd Pracht Die Liebe heimlich über Nacht Und bringt ihm Lachen und Lieder. Die Probezeit. humoreöte von Franz Piihrins ger. Die Spidalnh im ganzen Gebiete isirstliches Revier, lag von der Abend sonne vergoldet. Auf halber Höhe, wo zwei Thalwegse sich vereinigen, be sindet sich eine alte, verlo ene Holz tnechtibiiitr. Von der J tigieit der seimrzeiiigen Bewohner gibt eine mit Erdbeerblritben übersiiie Waldbliißr Zeugnis, welche sich unterhalb des al ten holzbouej ausdehnt und einenl herrlichen Ausblick aus die staliielsenl der gegenüberliegenden Berge ge währt. Während der Vordergrund derzeit nur von humnreln und Schmetter lingen Möltert erschien, drang von dem schmalen Pfade, der sich rück wärts durch üppiges ausgeschosseneö Haselgebüfch windet, fröhliches La chen und Plaudern» · k — Es waren dauert, der Sohn or Sonnenwirths, der, nachdem er eben dje Iorstschule absolvirt hatte, ärger lich darüber, das ihm im hiesigen Re viere bereite ein Konturrent zuvorge tommen, bei seinen Eltern daheim aus Anstellung wartete —- und Gre the, die Tochter Dei alten Forsters Hbrmamn »Gut-bit Du, das niemand dahin ter tommt, Bettlta ragte mit einiger Insst die Schöne. .Sei nur unbesorgt«, lachte der Bursche, »es tann nicht fehl geben Der Spott ist dem tecten·Menschen zu gönnen nno hoffentlich ist er- auch dann ——— weit-Dich betrifft —- gründ lich gebeilt.« Während dieser tröstlichen Versiche rang hatte er das derbe Schloß der dicken Thüre genau untersucht und den an der Jnnenseite steckenben rostf gen Schlüssel zu sich genommen. »Und die Zeit?« sragte Grethe wei ter. »Am besten schon zur Nachmittags tirchenzeit«, bestimmte der Angeredete. »Es toinmt an Werttagen taum eine Seele vorbei, geschweige erst an einem Festtage. Die Fenster sind nichts we niaer als groß und die Thiire tann ichon auch ein paar Stunden Arbeit aushalten« Grethe stimmte bei und die beiden traten dann seelenvergniigt den Heim weg an. »Besonders lustig mag die Sinnng nicht werden!« meinte hubert noch im Gehen. Der Ptatz war taum srei geworden, so tmn die Fuchsfiihrte entlang ein junger Weidenann In suntelneuer Le-dentracht, mit der blanten Flinte am Rüaem machte er fiir’j erste lei nen iiblen Eindruck-, bei näherem Din sehen aber sprachen die rothen, steifen Haarbiischel nicht sehr zu feinen Gun sten. Bei wenigen Sympathien hatte er eine bitterböse Feindin —- her manns Grethe, die ihn wegen einer unabläisisen und widerlichen bes werbungen nicht ausstehen onnte. Nun war er drüben, wo bie Spur des staut-wildes im langen Ried ver schwand. »Viel-er zu spät getomneen!« brummte er geärgert, nicht ahnend, dass er auch auf eine zweite Fährte etwas zu spiit gerathen war. Es war ein mächtiger Frühlings Sonntagsmorgen Scheltend hum pelte der alte, noch immer leäftig scheinende Fsester vor das waldum trämle haus. Gerade heute, da Durchlaucht angemeldet war, mußte ihn das Zipperlein. diese höllische Quittung über teuchtfroh verlebte Stunden, wieder u ewö lich quä len. Weil er aus die em nnde den anstrengenden Dienst im großen Bergreviere oft nicht mehr hinreichend versehen konnte, hatte ihm der ein sichtige Fürst eine cilfitratt beikes stellt, die in Person des emähn en Forfwkaltilanten eben eine Probezeit abdlente. Braue Müller, la hie der verheißungivolle Weit-man , : allte heute dein Iagdheern vorge ellt wer den und ihn —- da die Rehbiicke schon verstirbt hatten, gleichsam um seine Eignuna zu beweisen, a auf den Anstand Miit-ten OIJm orsthaufe war schon zeitig alles blank fepuht und gescheitert. Grethe waltee an Stelle der schon vor langen Jahren verstorbenen Mutter ais Hausfrau und zwar in muftergiitiger Weise. Am frühen Vorsinittage saß fee in ih rem ileinen Dachftiibchen und fchrieb ein duftendes rosafarbiges Brieflein. Die Adresse aber war die des roth häuptiaen Jaadpraitiianten O ewiae Weiberfallchhkiil --—— — Mittag war vorüber. Am Berge oben laig Quberi im schwellenden Grase und pfiff sich ein lustiges Lie del. Als unten im Dorfe die Glorie das Zeichen zur Nachmitia jandacht gab. stellte er seinen mutlalifchen Zeitvertreib, der ihn verrathen konn ie, ein. Dafiir ahmie er nun zeitwei lia und nicht ohne Geschick den Ruf des Kuckucis nach und leitete dadurch Grethel, die iurz daran erschien, auf feine Spur. Langfain schritten sie darauf den Was-d herab und je näher fie der wohlbekannten holzinechtss hütte kamen, desto vorsichtiger wurden sie· Etwa fünfzig Schritte vor der selben blieb Grethel zurück, während Hist-ert, der durch das Gebüsch vor ziigliche Deckung fand, sich dicht an das Blockhaus heranpiirschte. Nichts rührte und regte sich. Plötzlich öffnete sich leise die Thür der hätte. Nach allen Seiten f «hend, trat der rathe Müller iiber die wel le. Die Flinte hatte er in der Hütte zurückgelassen Gleich nach Grethes Fortgang hatte er sich vom Forsthom se entfernt Durchlauchi war erst fiir fünf Uhr Abends angemeldet und da wollte er, wie er angab, vorher noch einen Edelmarder ausspiiren Müller zog das zarte Brieflein, das ihn zum Stelkdichein lud, und überfloa es nochmals triumphirenden Blickes. «Lange wird es wohl nimmer dauern,'« sagte er zu sich selbst, als unten alle Glocken der Dorfiirche ein festen. Gehorsam zog er sich in die Oiitte uriiet, um der Weifung gemäß im . nnekn zu warten. Schon vermeinte er leichte Tritte zu hören, —- da wurde außen der mächtige holzriegel vorgeschoben und gleich darauf treifchte der Schlüssel ins os. Der Eingefchlossene, der die Schändlichkeit des Anschlageö nicht ahnte, meldete sich sofort und ver langte, daß geöffnet werde. Natür lich lehrte sich der Uebelthäter nicht daran, sondern tebrte längs der sen slerlosen Seite der Hütte ohne alles Aufsehen in den Wald zurück. Noch einige Worte wechselten Hu bert und Gretbe im Flüstertone, dann eilte das nufzbraune Mägdlein schnell iiiszig in der Richtung gegen das Forstbauo davon. um den Empfang des Fürst-en nicht zu versäumen. Der grosse Streich war gelungen. Der Eingeterterte beschäftigte sich, wetternd und fluchend sinit vergebli men Anzbruchsoersuchem Hubert ließ sich nicht ferne von der ·iitte gemächlich nieder, um eine entnelle programmwidrige Befrei ung des Gefangenen rechtzeitig zu verhindern. II I Its Im Forfthause schimpfte auch einer. Hörmann war wlitbend Der Fürst mußte jeden Augenblick eintreffen, und Müller war noch immer nicht zu rück. Gretbe tras mit tindlicher Nai oität und unbefangen, als gin e sie die Sache gar nichts an, die etzten Vorbereitungen zum Empfange. Da rollte auch schon der Wagen vor. So schnell es seine widerspenstigen Beine erlaubten, eilte hörmann inn aui und bewillkommte den Jagd herrit. ««Also gar nicht zu hausei« wie derholte Seine Durchlaucht, erftaunt über den Bericht des For-stets »Da werden dann Sie, lieber hörmanm schon die Güte haben, mich zu füh ren.« Mit einem wehmutmgen Bittre aus seine schmerzenden Extremitöten er gab sich der Alte in sein Geschick und langsam schritt er daraus an der Seite des Fürsten durch den Wald dahin. Ein ziemliches Stück vor der heute ,nvangstveise bevölkerten Hoh bütte lenkten die zwei dem unteren Rande der Waldblö e zu« in deren unterster Ecke letter « it ein Kapital bock wechselte. Die Jäger nahmen ei nen geeigneten Standpunltein und warteten. Müller hatte inzwischen in der Hütte oben, die vom Sitze der beiden Nimrode ganz gut sichtbar war, nach Kriisten gewisser Nach und nach hatte sich seiner eine nicht beneidens werthe Stimmung bemächtigt Der ffiirst mußte schon längst eingetroffen ein. In einem Ansalle ivon gelindeer zweislung lud er seine Flinte und sterite den Laus zu einem Fensterchen bin-tut —- —— Lauter harrten unten der Fürst und der alte Fiirstet. Da inackie ei in den Zweigen und ein kräftiger Bock trat hocherhobenen bannte-S in's Freie hinaus. »Ein seudales Stück!« sliisterte der Fürst. Eben wollte er das Gewehr erheben — da trachten nicht weit entfernt zwei rasch auseinandersolgendeSchitss se —- und der Bock war mit einem Sage verschwunden. Voll grimmiger Wuth blickten die Geprellten in dser Richtung des Schalles und sahen noch bei der unglückseligen Hätte oben ein blaues Rauchwöltchen verschweben Ohne Weg und Steg stiegen sie die balde hinan. Athenrlos langten sie oben an. Der Förster schob den Riegel zurück und dreth den im Schloß steckenden Schlüssel herum. Mit einer sJamrnersmiene erschien Müller unter der Thüre. «Jn des Teufels Nament« schrie ihn Hörrnann nn, »Mensch, was fan gen Sie an? Erst kommen Sie ar nicht beim und dann verlnallen ie Seiner Durchlaucht noch den schön sten Bocll« Der unselige Probetandidat, der nun auch im Gesichte vuntelroth war, wußte nicht gleich, was er erwidern sollte Die Blamage mit dem Stelldichein konnte er nicht eingestehen. Er war überdies überzeugt, daß Grethel die ses schändliche -U rnebrnen nicht al lein in’s Wert tzt hatte. Sein Verdacht lentte isi richtigerweise auf den jungen Sonnenwirth, dessen Ge siihle für die hübsche Gretbel ihm ter neswegs ganz unbekannt waren. So beschloß 4 er, doch Joenigstenö ihrem Galan eins zu verzenern Jn abgerissenen Sii en gab er ver Meinung Auedruch da ihm der jun ge Sonnenwirtb diefen verhängnis vollen Streich gespielt habe, als er zu fällig in die Hütte trat. »Dein werde ich aber das Herums lungern im Walde noch vertreiben«, wallte der Angefiibrte auf. »Wind diebe gibt es ohnehin nicht zu wenig und Gutes traue ich dem Menschen wirklich nicht zu.« Der Fürft würdigte den Unglück tichen teiner Antwort und ließ ihm durch den Järfter bedeuten, er mig rubig seines Weges ziehen. Auf gebahntemWoge schritten hier auf Seine Durchlaucht und Hörmann voll fchweigenbem Aerger weiter. Des Förfters Ingrimm schwoll aber doch um ein Geringes, als sie iurz darauf Grethel und Hubert be gegneten, die sich wieder zufällig gei troffen hat-en wollten. Hubert verstand es, die Sache so einzurichten, daß iikn Grethels Vater wohl oder übel dem Fürften vorftel len mußte. In woblgefetzter Rede bedauerte des Schlautapf das Jagdpech des Gebie ters und erbot ssich ohne alle Umfchweis fe, Seine Durchlaucht trotz der schon etwas vorgerückten Zeit gleich noclr mais auf einen anderen Bock zu fut) ren, den er in begreiflichem Interesse fiir die Jagd bei feinen Spaziergän gen auszutundfchaften Gelegenheit hatte. Durch den taum erlebten Mißer folg aufgeftachelt, nahm der Jagdbe sitzer das freundliche Anerbieten an. Der fchon genug gequälte Förfter wurde angewiesen, den Abendimbiß bereiten zu lassen; dann trennte man fich mit kräftigem »Weidmannsl)eil!« Gretbel, die den Vater begleitete-, bekam ausnahmsweife eine Moralpre digt zu hören, die den Heimweg zwar verkürzte, aber nicht angenehmer ge staltete. Die Hälfte überhörte sie obnedies5, da sie mit ganz anderen Gedanken beschäftigt war Wenn sie am Ende doch Jagdglnck hätten!... Wer weth Es stand wirklich nicht lange an, da traf der Fürst in fröhlichster Stimmung im Jagdbause ein« Hinter ian Bertl mit einem kapita ler »Sechserbocke« am Rücken. Gretbel ward seuerrotb vor Stolz, unb der alte Hörmann selbst machte aus seiner Befriedigung kein bebl. Was der Fürst, der ziemlich »die lig geworden war, am Rückwege mit dem gefälligen Jäger alles gesprochen ist nicht bekannt geworden. Aber Hu bert wurde huldvoll eingeladen, am einfachen Jmsbisse mit theilzunehmen Nach dem Mahle ergriff Seine Durchlaucht ein Glas und feinem Be gleiter zutrinlend, ertliirte er, daß er beschlossen habe, den jungen Sonn wirtb an Stelle Müllers zu setzen. »Diesmal aber soll es anders sein«, fubr er fort; »ich bin mit der heutigen Probe schon zufrieden und sehe von einem Provisorium gerne ab. Die Probezeii. meine ich«, schloß er la chend, .,soll unser junger Weidgeselle vielleicht bei Jungfer Grethel ab dienen . . . . !« ». . .-Durchlauchtt« unterbrach Hör mann. Aber Durchlaucht ließ sich nicht irre machen. » »....und hoffentlich besteht er sie besser, als sein unglückseliger Vorgän ger selbe in meinem Dienste bestanden at.« « Hubert pries sein Glück, das aus dem schlechten Streiche erwachsen mar. »Mit dem Wild rn zwar«, bemerk te launig der sro Färst, ,,bat es feine Richtigkeit, nur gebt es mich nichts an, weil es in Eurem Reviere geschehen ist, mein lieber Hörmann!«z Einen Augenblick weidete er sich an. der allgemeinen Verlegenheit, dann» ries er dem Hausherrn zu: »Dumm? wird es das beste sein, Ihr stellt ibn auch bald an — als Schwiegersohn nämlich.« Jn Grethesls Wangen schoß eine Glutbrötbe. »Deswegen«, schloß der sürstliche Heiratbsvermittler, ,,braucht »Ihr nicht zu errötben, schönes Kind! Es ist tein Fehler unter-laufen —- denn ich habe noch nie gehört, daß im Mai Schon-seit wäre.'« Mütter. Stizze von Lo. E r h a r d. Die winteröden Tage, die verstürcnte Vorsriihlingjzeit waren vorüber-, licht blau ruhte der Himmel über den breit tnorrigen, sastgriinen Kastdnien. Ein raunendes Flüstern strich durch das sonnendurchsponnene junge Blät terdach, mischte sich mit dem schwirren den Zwitschern der Vögel Jch saß aus einer ableiten Mome nadenbank. Einsamkeit . . .! : Wo derMensch dassSpießerthum sei ner Gesinnung von sich streift, wo die belebende Sonnensreude die Gedanken in sorgloser Fahrt hinübergeleitet in das Land der Regenbogentraume, wo . der Erfolg immer so nahe liegt, wo der s selbstgewählte Weg immer zu dem er- ; strebten iele führen muß. i Auf em heimlich durchsichtigen ; Grün rasteten meine Augen, hielten! Eintehr in sich selbst. E Da —- ein schlürfender Tritt! » Da war sie wieder: die Alte mit den unzähligen Poetennarhen und den Koh lenaugen in dem bronzenen Runzelge sicht Krayend fuhr sie mit dem Rechen umher, murrte über einige Streifchen Papier, die der Frühlinaewind umher gewirbelt, die sich zum Schutz unter die Bank verkrochen hatten. : s Jm Herbst hatte ich die alte Garten- » s frau einmal freundlich angesprochen, s — mürrisch war ihre Antwort erlluns s - gen: »Was Sie’s schon interessirt,» wiss mir geht! Wie ich leb« und ob ich ? überhaupt leb’. Kein Mensch braucht-Z : : zu wissen!« i Ueber diese Worte dachte ich nach. Als sie jetzt nochmals meine Banl umschlürste, sah ich, daß der Arm, der den Rechen hielt. ihr zitterte, ein Zacken lief um den Mund, mit den unzähli gen. scharfen Strichen, das schien wies oerhaltenes Weinen. I Betroffen schaute ich sie an: ,,Geht es J Ihnen schlecht? Vielleicht könnte ichi etwas fiir Sie thun?« Ich fragte aus au richtiger, impulsiver Theilnahme. hre itohlenaugen verloren sich im zitternden Laub der Baumkronen »Nein. Wer weiß, ob ich’s noch er lebe, wie unser Herrgott den Kastanien I die Lichter aufsteckt.« »Wer wird im Frühling schwarze Gedanken pslegen,« sprach ich ihr zu. . »Ich had’ teinen Frühling! Jch hab’ : niemanden, für den ich leben brauche!« i Sie wars den Korb hoch, legte den »Rechen über die Schulter und wandte ! sich zum Gehen. i Sie interesssirte mich. Ich fühlte TMitleid siir die verbissene, alte Frau. i die im Lebenswinler wohl noch den Kampf eines schweren Daseins mit sich schleppte. Langsam schritt ich hinter ihr drein, » harmlos einige Worte hinsprechend — - als ich zufällig eine seltene lnospende iBLüthe betrachtet-. i Vor uns lag die Längsstrecke des Reittvegeo. f Au einmal glitt die Alte in hasti-« sgern prung hinter einen der mächti gen Eichenstiimme. s Verwundert sah ich ihr Beginnen. ; Aus edlem Roß nahte eine vornehme ! Mannessigur. Eine Staubwolke stieg »empor, die Hufe des Thieres slogenx Jes blähte die Nüstern s— bald hörte sich nur noch ein fernes, schnaubendes Wen en. i I t schlolternden Gliedern kroch die IAlte aus ihrer Deckung hervor, gierig rannte sie mir zu: ,,Gelt? Solch einer, der ist's Ansehen werth?« Jch nicktr. Ihre Augen glühten. heiß rann ihrAthem über meine Hand. Da läu teten die Mittagsglocken —- sie hob den Korb mit rasender hast. Jch wußie es fest: in ihrem Kon war wohl nicht alles in Ordnung. .,Aus Wiedersehen, Mütterchen!« nickte ich ihr zu und verlangsamte mei nen Schritt. f ,,. . . Mütterchen . . .?« Wie weher JKlageschrei drang’s in die Frühlings H sonne hinein. ? Mit einem seltsamen Zittern, einer scheuen Zärtlichkeit faßte sie meine Hand: «?Vaben Se auch liebe Kinder zusaushs ielleicht ein Sohn . . .?« Jch lächelte, schwer: »Nein . . . Jch stehe allein. . . Mich erwartet niemand zu Haus als mein Schreibtisch meine Bücher . . . und die Erinnerung an lie be, längstveraangene Tagc.« Entsetzt stiert sie aus meinen Mund. »Liebe . . . längstvergangene Taae?« Es war wie ein Seufzer aus todt wundem Herzen. Jch stellte teine Frage, sprach kein tröstendes Wort. Jch fühlte: durch dies Leben ist ein Riß gegangen. An diesem morschen Stamm thut kein Sonnenstrahl ein Frühlingöwunder mehr. Ein unartitulirter Laut entrang sich ihrer Khele, dumpf murmelten die » Lippen: »Ich —- bab einst —- einenBu- ? ben ehabt —- mit an paar Augen im Kop ——— so schwarz und so lieb — wenn die Stadtleut’ in unsre Berge 'tommen sind —- — »Solch an einzig, schönes Kind —« haben sie gesagt. Jch bab ein’ braven Mann gehabt und wir haben gearbeitet, aber die Schul- . den wichen nicht von unserm HäuseLH Wir waren eben arme Leut’ — aber : wir hatten den Buben, den einzigen Buben. —- Und als der Dithels zur Schule ist gekommen, hat der Herr Kantok gesagt: »Von allen der Größte, von allen der G’scheitste —- und solch ein lieber, bescheidener Jung —-—« Vergangen sind die Jahr’ —- eines um das ander, und als der Diethels zur Beichte ist gegangen, da hat der Herr Kaplan gesagt: »Das ist an Bursch — srei und grad-, wie die jun gen Eichbäume in unserm Forst -——«. Aber dasselbige Jahr kam die große Krankheit in unsre Berg’ und heim ging dem Diethelf sein Vater, und ich —? Jch lag der Monde lang lag im wilden Fieber — und nachher. Da sagten unter sich die Großbauerm Jetzt kommt LottkeDiet helfe Hof unter den hammer. Aber mein Bursch hat ihn gehalten, der hat geschafft, als hätt« er der Hände sechs —- und im übervollen Mund hab ich’s ausgerusem Da sebt’s doch —- seht’s’ daß ich nicht bankerott zu machen brauch! Jch hab ja meinen Diethelf. Und wieder kam der Sommer, und wieder eine gute Ernte, aber dann ist der große Wolkenbruch·iiber die Berge gekommen —— da wehten dieWinde und hoben die Brück’, da begann mein schmuckes Häusel zu schwimmen — iitser das Dach rann das Wasser und fraß die Ziegel, und das Gebälk — stürzte ineinander —- begrub die Schrank — und das Bett . Mit Bootcn kamen sie, mit Stangen, fisch ten nach mir und dem Diethels ...« Die Frauenstimme brach ab. Ueber das Bronzegesicht rannen widerspensti ae Thränen. Schmetterndes Vogelgezwitscher, töstlicher Blüthenduft umhob ung — lichttlar und blau der Himmel -—- dro ben und drunten lachte der Erden friihling. Welch herber Kontrast: die se alte, fassungslos schluchzende Frau. Gleich verdorrten Ranken umklammer ten die mumierc1,aft knochigen Finger den Rechenstiel. Jch fragte nichts. Jch fühlte das Geschehniß. Sanft strich ich die verschrumpften Hände: ,,Weinen Sie nicht so sehr ——« bat ich die alte Frau. Sie hob die Arme hoch, die Kohlen augen verloren sich in sich selbst und irsie geistesabwesend erklang die gebro chene Stimme: »Ueber Nacht ist’s Wasser gekommen ——, alles hat’s fort getrieben — alles — ——. Begraben liegt der Diethelf . .. a Kreuzel zeigt die Stell’! Und morgen, da jährt sichs zum zwanzigsten Mal." . Die al ten Hände tasteten nach dem Rechen, den sie an einen Baumstamm ange lehnt hatte. Schwer-en Schrittes schlürften die Füße über den Kiesweg ,,Leben Sie wohl, Mütterchen — vielleicht sehen wir uns recht bald wie der!« ries ich ihr nach ——— sie schien es kaum zu erfassen. Zwei Wochen waren seitdem ver gangen, da sah ich zufällig die alte Gartenfrau am Boden knieen, dasUn traut aus den Rabatten jätend, ich nickte ihr zu, sie schien mich nicht wie derzuerlennen. Ich sann — ich wollte ihr etwasLiebes thun, einen Freuden strahl in ihr einsames Leben tragen. Jch kaufte am Wege ein Körbchen ;frühreifer, duftiger Erdbeeren für sie, Idoch als ich es ihr überreichen wollte, schüttelte sie energisch den Kopf und sagte: »Mir braucht niemand was zu schenken!« Jch verdien’s täglichBrot!« Ein Gärtnerbursche, der nebenbei stand, machte eine deutlich bezeichnende Bewegung nach ihremKopf Er täusch te sich wohl. E Hinter dieser bronzenen Stirn j wohnten keine überspannten Gedanken. s Vor unsern Augen stand ein verbit tertes Menschenleben, dessen Dasein jeglichen Inhalt verloren, das den Tag herbeisehnte, wo das belebende S - nenlicht nicht mehr durch die geschlo - fenen Lider dringen würde. Ich fühlte etwas Undesinirbores durch meine Adern laufen. War es leiser Verdruß iiber die un » verdiente, scharfe AbweisungJ Unwills kürliches Grauen vor des Schicksals « . harter Willkür? Unnennbares Mit . leid, das vom Mensch zum Menschen i rinnt? . ) Auf dem schattigen Pfad schritt ich ;gedankenversonnen dahin, neben blu migørn Rasen; liber mir blaue Lust, Sonnenlicht. Da stand ich vor dem Spielplatz mit seinem jubelndem jun gen Leben. Kleine, fleißige Finger baten Torten aus Sand —- Kinder hände trieben Reisen —- bunte Bölle wirbelten zur Höhe —- tlingendes La chen erscholl aus fröhlichen Kehlen. Einem slachsköpfigen, barsiißigen Kleinen —- seine blauen Emailleaugen hatten mir’s angethan——bot ich meine rothschimmernden Früchte. Mit dem Körbchen sprang er davon: »Mutter! Sieh, was ich triegt habt« Hurtig, fröhlich rief er’s. Eine Frau kam auf mich zu, mit einem Gesicht derber, arbeitsfreudiger Züge, die Finger bewegten ungeheuer schnell die Nadeln eines Strickzeuges — jetzt fuhren sie glättend über die . saubere Leinenschiirze: »Hat der f Sehlingel auch Dantschön gesagt?« Sie beugte sich zu dem Jungen, die TKinderarine umschlangen schmeichelnd ; den Hals der Frau. ! Mit einem unbeschreiblichen Blick s auf das Kind sagte sie zu mir: ,,’s ist ein lieber Kerl! Er is von Rennen der Jüngste, aber um einKönigreich möcht’ ich ihn nicht lassen.« Sie reichte mir dankend die arbeitsharte, aderge schwollene Hand. Jch empfand urplötzlich eine stille Ehrfurcht für diese Frau, für diese hornharten Finger. » . . . . Er ist von Nennen der Jüng ste ...!« zog’s mir durch den Sinn. Was lag wohl für eine Arbeitslast auf den Schultern solch einerMutter?-Ach, in welch’ unermüdlichem Schaffen mochten ihre Arme täglich sich regen! Ein Windhauch schüttelte die Blät terlronen, streute buntfarbige Kasta nienblüthen zurErde nieder; jauchzend sing sie der tleineBursche auf, schmück te damit das Haar derFraux die schüt telte sie lachend wieder von sich —- das machte den beiden unbändiaen Spaß. »Der Spitzbube stiehlt mir manche Viertelstunde Zeit —- aber —- was hätt’ man denn vom Dasein ohne die Kinder?« Jhr lebensfrohes Gesicht erglänzte noch heller bei diesen Worten· Ehrer bietig grüßend verließ ich die glückliche Mutter. « Je toller die Stürme des Lebens rasen, desto kräftiger muß man ans Ruder greifen. It- sk ä ES ist ein großer Irrtum zu glau ben, daß ein autes Wort herstellt, was böse Worte zerstört haben. st· Itt st· Mancher glaubt die Länge seiner Ohren dadurch auszugleichen, dasz er die Nase recht hoch trägt. Il- Is· II· Das modernste Netoenleiden heißt —Oxularia. Man hört es schon dem Namen an, daß das nichts sür ge wöhnliche Leute ist. sit llt d· Die Kuhaner haben in ihrem Staatsschatz einen Ueberschuß von 85, ()00,()0(). Die Finanzverwaltung ha ben sie anscheinend nicht in Washing ton gelernt. Ul· st- sit Ob in der Jugend Frühling glut, Ob in des Alters Schnee, Wer nichts mehr will und nichts mehr tut, Jst nur ein Mensch a. D. Il· si si Telegramme des Bochumer Anzei gers enthielten auch eins aus London. wonach einunterstaatsselretär im Un terhause erklärt haben soll: »Wir ha ben ein Ahlommen mit der eussischen Regierung getroffen, aber es war noch keine Zeit, sich mit den anderen Mäd chen zu beraten. Bis dies geschehen ist, kann Grey nicht sagen, welche Vorschläge in Konstantinopel gemacht werden werden« Daran erkennt man die Erfolge des Frauenstimmrechtz in England. Die Regierung wagt reine Entscheidung bevor sie sich nicht mit den Frauen und den anderen Mäd chen beraten hatt