Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 21, 1908)
« Ihn-»aus Nebraska Staats— Anzetger und J cerold 906. ( «kwei tThki l-) Kummer 52 . MUH -»-- - ..-.-,--..,--.H.- «- ,-» , —- .. -. Glück! Glück if- wie ein Vögeeteim Flattert, hüpft und rillert, Und im bunten Farbenschein EIII-ein Gefieder schillert. Und dich, armes Maschentind, Dich bethöri sein Singen! Sspleichii ihm nach im Laubgewind, Legst ihm hundert Schlinqen Fävgit ei ein mit vie-er Roth, Spereii es in das Bann. » Fütteefi es mit Zuserbrat, I ! ! Hoechst mit dann-m Schauer — Dsoch es blickt io matt und scheu, Zahl wird sein Weder, statt der süßen Melodei Singt es Sorgeniieder. Ver Konkurrent. —-———— ( Humareite von ff r. O. Kühnr. ! »Den einen Thier-Itzt hast du dichl also verschosseni« rief here Willel seiner eben eintretenden Todter Vil« degard entgegen. »Den-Jus wird! nichts. meine Verebtiestri Ich wer-de dem Herrn »Mit-reiben daß mich fein an eiiindigter Besuch stören! würde. as wird wohl genügen« »Aber Hermann", fiel seine Frau ein, «liet dir denn gar nichts an dem Glücke unseres einzigen Kin des?« »Ganz gewiß liegt mir daran! Gerade des-denen will ich nichts von dieier Verbian wissen!—-- Ein Thierarzt!« Er chüiteiie den Kopf »Was verdient denn so ein Herr ei genttich?« »Er ist der einzige Ihierarzt in dem Orte und hat eine recht gute Proz-IN ließ sich Fräulein bilde gar-d schüchtern vernehmen. »So-o—-o? Das hat er dir er zählt? Ra "rlich! Run, ich fiir meinen T bin jedenfalls davon keineswegs überzeugt, vielmehr meine ich, er hat etwas von deiner neiten Mitgift in Erfahrung gebra t. Aber angenommen. er hat wir .ich eine Wie Praxis. wer biirat rnir dafür, sk sich ihm morgen nicht ein Kon lurrent aus die Nase sent-I Wie stände es dann mit seiner guten Praxis-? he? —- Nichts wäre es mehr damit. Deine Mitgift ginge dann io nach und nach drauf. lind was dann? Nem· der Herr Thier arzt in Grünen-bogen ist neir keine passende Partie siir dich. Wähle nur gefälligit einen gutgestellten Kaus mann, wie ich ca bin. Der wurzelt fsiir seinen Erwerbeverhältnissen nicht in einem Landstädtchen und Umge bung, dem gehört das ganze Land!« Jn dieser Weise sprach man wohl eine Stunde hin und ber. Frau Wilte rang ihrem Manne das Ver sprechen ab, vorlänfi noch zu war ten. Schließlich bra he sie es sonnt fertig, ihn zu dem weiteren Verspre chen zu bewegen, zuerst Isriundiquti gen über den betreffenden Herrn und seine Praxis einzuziehen »Werft-rochen habe ich's also«. brummte Wilte aus seinem Kontor. »Aber wie siihre ich's aus? Einen Geschäftsuner habe ich in dein Neste nicht. Und ein Rasse-nirg bureau mit dieser Privatangelegen heit beirauen?« Der Gedante schien ihm wenigs sympathisch zu sein. ( It « Den zweiten Tag nach AbscndunkJ :eines Briefes hatte Bernhard Fis» fadek in siebetdaster Unrqu ver-» bracht, den dritten nicht minder. Er tunc nämlich in deanräsieanne deutet. daß, wenn er keine Antwort erkalte, er sdiesen Umstand als Er lanbniß, am tommenden Sonntag den angetünsrytgten Besuch abstatten zu dürfen, aussassen würde. »Und es war keine Antwort ein gelaufen. Auch deute, am Sonn abend. dern vierten Tage, hatte ihm dte Morgens-est nichts von Berlin gebracht. Danach tvak Bernhard Fischer frohen Muthes til-et Land gefahren und sent, wo et Grünhagen wieder zustrebte, malte er ch im Geiste aus« wie er nu- en n ersten Zug nach Berlin be gen wär-he wie er in Berlin sich sofort in etne Deaschte werfen und zu hildegards Eltern sahten würde. Kurz vor den ersten däusern Grünen-da end begegnete ihm der Gärtnetet siser Wedel-recht dessen Schimmel er aestetn Abend wegen einer Kollt behandelt hatte. »Nun, wie get-W dein Schim mel?« « »Ist wieder wol-lauf. here Dol toe.« Nadebwcht hustete htnter der varaehaltenen Hand und pla te dann plstktch heraus. »Bisher te auch schon, . daß Ste etne senkre renz bekommen, Heer Doktoek . »Wie melnen Sie das. here Rade breit-N Eine Konkurrenz? Hier in Grünenhaqen?« i »Ich hab: eben den Gutsbesiher Hase getroffen, und sder sagte mirH es fei ein Thierarzt im Orte, der( sich itberall nach Ihnen, Jhrerf Praxis, fowie vornehmlich danach( erkundige, ob wohl die Niederlassung eines zweiten Thierarztes in Grü nenhaaen Erfotq verspreche Der Betreffende ist schon ein älterer Herr. Er scheint nicht iibel Luft dazu zu hat-ein« Bernhard hatte Mit-he zu sagen: »Nun, mag er fein Glück verfuchent Ich fürchte ihn nicht« Mit finfterem Gesicht lenkte Bernhard in die Thoreinfabrt der »Goldenen Sonne«, wo sich die Stallnnq fiir feinen Brunnen be fand, ein. Jrn hofe eilte Friedrich, der Hausknecht, herzu, und weih-· rend er die Zwei abnehm, rückte er mit der Kur-de von dem neuen Kon turrenten heraus. »Man spricht schon im ganzen Orte von ihm«, meinte er. . Bernhard speifte auch in der »Gott-wen Sonne« zu Mittag. Es war eben Zeit dazu. Er wollte daher die Gaftftnbe auffinden wurde aber unterwegs vorn Sonnenwirth abgefanqen. »Herr Dottort Pft!'« »Nun?« . «Drinnen sitzt ein Herr. der sich über Sie. Ihre Praxis, sowie vor nehnrlich danacp erkundigt bat, welche Aussichten fiir die Niedriassung eines zweiten Ihieraretes im Orte bestehen. Es ift heftirnmt ein auf Der Suche nach einem passenden Niedertaffnngsort befindlicher Thier aus« der nicht übel Luft in haben scheint, Grünenhagen zu wählen. Jch habe ausweichend geantwortet. Viel leicht bescheiden Sie ihn selbst?« Der dicke Wirth machte ein oerschmistes Gesicht. wobei’er das eine Auge zu tniss. »Jn dieser Absicht habe ich fiir Sie ihm gerade gegenüber gedeckt. Er wußte übrigens. daß Sie bei mir speisen und wird Sie erwarten. Die Suope erscheint im Augenblick, Herr Dottor.« Eilig trippelte der Sonnenwirth davon. Bernhard aber betrat das Gastzimmer und sah an dem Tische, an dem in der ,,Goldenen Sonne« zu Mittag gegessen wurde, einen ältere-J Herrn sigen der in einer Zeitung las. Er nahm« einen kurzen Gru, murmelnd, ihm gegenüber Platz. Der Herr ließ seine Zeitung sinken, und da eben auch die Suppe ausgetra aen wurde, legte er sie beiseite, musterte sein Gegenüber, verbeugte sich leicht und nannte, wohl absichtlich undeut lich, einen Namen, den Bernhard ie densalls nicht verstand. Dafür diente er mit dein seinigen umso deutlicher »Ah, wohl der Herr Thierarzt?« fragte der Fremde. »Jawohl, mein Herr.« Bernhards Stimme zitterte ein wenig. »Ein ziemlich ländlicher Ort dies Grünenhagen!« suhr der Fremde fort· »Und ein Kranz schöner Dörser rings herum-" Was sollte Bernhard dazu sagen? ,,Haben Sie diese Beobachtung unter wegs gemacht?« meinte er trocken. »Gewiß. Der Ort scheint mir recht vortheilhast als Platz siir einen Thier arzt.'« »Bo: ---tt)eil-— batt 5" Bernyaro schüttelte bedenklich den Kopf. »Ist-Z nicht to?« »Ganz unter uns, mein Herr: Grii nenhagen ist für einen Thierarzt ein ganz miserabter Platz." »Was Sie sagen! Gerade das Ge gentbeil liab’ ich gehört!« »Die Leute urtheilen nach dem Schein, mein Herk. Sehen Sie, bei spielsweise bin ich heute morgen um acht Uhr, weil ich absolut nichts im Orte zu thun hatte, iiber Land ge fahren und hab’ mich auf gut Glück in nicht weniger als sieben Dörsern gezeigt Aber in keinem einzigen hat man meine Dienste in Anspruch ge-« nommen. So eelit es beinahe jeden Tag. Und tomme ich dann mit mei-« nem abgetriebenen Gaul zurück, dentt man natürlich wunder, wag ich Tfür eine umfangeeiche Praxis ausge itbt hätte.« . »Aber wer tueiet denn da die kran ten Pferde, Kühe, Schweine und to weiter in den großen viehreichen Dör-. fern?« »Das besorgen die Bauern mit allen möglichen Gebeimmitteln mei sten- felber, oder sie lassen sich von einem alten Schäfer oder sonst irgend einem Dorferalel bete-them Gebt da bei ein Stück Vieh verloren, bat es eben so lein tollen.«« »Ja unserer aufgetlärien Zeit und bei den hoben Fleiichpreisen taum glaubtich!« »Ganz recht, mein herr, nur schwer alaublich! Trotzdem That sachr.oi - Jn dieser Weise wurde während der ganzen Mahlzeit das Gespräch ge führt. Schließlich reichte der Fremde Bernhard die Hand über den Tisch und bedankte sich für die empfangenen sachgemäßen Ausiiinstr. Er bezahlte und ging. Bernhard und der Sonnenwirth sahen ihm durch ein Fenster der Gast ftube nach. Der Sonnenwirth, der verschiede nes von der Unterhaltung ausge schnappt hatte, rieb sich seine fleischi gen Hände und schmunzeltr. »Den Doktor, dem haben Sie's gut gegeben! Der läßt sich in Grünenhagen und Umgebung nicht nieder!« Bernhard hätte am liebsten einen kleinen Jndianertanz vor Vergnügen ausgeführt Der Wirth hatte recht. Wenn morgen Hildegard’s Vater nach einer Konkurrenz fragte. dann konnte er ihm die beruhigendfte Auskunft ge ben. ,,tFine Flasche Rüdesheinier!« rief er. »Und ein Glas fiir Sie, Son nenwirth!« - «- e Gin Stündchen später strebte Bern hard seiner nahen Wohnung zu. Die Post hatte wieder nichts gebracht, Vildegard war also unbedingt sein! Nur einige Bestellunaen, heute noch hier« und dorthin zu kommen, Sitzen auf dem Tische-. Während er si ei nen Plan entivarf, wie er sie der Reihe nach erledigen wollte, klopfte es, und ein Bahnarbeiter überreichte einen Brief, auf dessen Umfchlag mit Blei stift seine Adresse getritzelt war. »Ein Reisender hat mich gebeten, den Brief an Sie persönlich abzu liefern, Herr Doktor,« meldete der Mann. Er erhielt eine Zigarre und trollte sich wieder. Bernhard war es plötzlich etwas heiß geworden. Ausgeregt riß er den, Umschlag aus. «Sehr geehrter Herrn Fischer! Wie ich annehmen muß, ha ben Sie vorhin bei der Vorstellung an der Gasttasel der ,,Goldenen Sonne« meinen Namen, den ich mir ja auch Mühe gab, etwas undeutlich zu sagen, nicht verstanden. Jch er laube mir deshalb, Jhnen denselben noch nachträglich lchristlich mit-zuwei len: Hermann Wilte, Kaufmann aus Berlin -—« hermann Wiltel Hildegards Va ter hatte er die falsche, mehr als mile rable Ausunst über seine Praxis er theilt! O weh s- oh weh! Der Boden sing ihm an unter den Füßen zu schwanken, die Decke wollte auf ihn niederstürzen. Er lant ans ein Sosa. Es dauerte lange, ehe er sich einigermaßen wieder erholte. Wie hieß es doch weiter? »Unsere Unterredung hat mir libri gens von meinem Standpunkte als Geschäftsmann aus sehr gefallen· Ich habe während derselben die Ueberzen gung gewonnen, daß Sie in die Welt passen. insbesondere einer etwa ani tauchenden Konkurrenz sehr geschickt zu begegnen wissen. Ein Vater könnte Ihnen daher schon seine Tochter an vertrauen. Das alles hätte ich Ihnen lieber erst morgen mündlich gelagi. Der Grund, warum ich es Sie heute schon wissen lasse, ist der, daß mich aus dem Wege zum Bahnhose zwei be kannte Reisende, die das Städtchen unsicher machen, nicht wenig verwnn dert begrüßten, und ich mit der Mög lichteit rechnen muß, daß sie den Son nenwirth darüber besragen, wag ictt hier gewollt hätte, somit mein sorg sam gehütetes Jntognito gelüstet wer den würde, und Sie sich dadurch von Ihrem morgigen Besuche bei mir in Berlin abhalten lassen könnten. Dem wollte ich vorbeugen. Also morgen aus Wiedersehen. Hochachtungsvoll Hermann Wilte.« Bernhard hatte mit brennenden Wangen zu Ende gelesen. Jetzt schwentte er den Zettel in der Luft herum und ries: »Aus Wiedersehen, Herr Wiltel -——- Hildegard, nun bist du meint« Anziisiielh »Wie soll ich mein Automobik tan fen?« . »Noch deiner Frau.« ,,Wesbalb?« ! »Weil du's nich-i lenken tann·« —.-.—.-.-. smifelhsstes Entgegenkommt-m Zohnarzt Un einem Bemer, der um eine milde Gabe bit-tm: »Ju, mein Lieber, Geld kann ich Ihnen leidet nicht geben, aber kommen Sie nur herein, ich will schrien gerne ein paar Zähne gratis z-«iehen. Die cuftkur. Humans-le von T e o o o n T o r u. Es ist hinieden durchaus dafür ge sorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen ——— und siir einen lö uialich preußischen Leutnant sind in dieser Richtung noch ganz besondere Vorkehrungen getroffen Er mag ein Kommando haben, wel ches es auch sei, und das Kommando mag ihm so schön gefallen, daß er sich aus dieser Welt nichts Besseres wünscht, als sür den ganzen Rest sei uer Tage ein solches Kommando —- es hilft ihm nichts-; es lommt eine Zeit, da er wieder in die liebenden Arme der Kompagnie, d. h. zum Frontdienst zu rückaesiihrt wird. Der Kavallerist, welcher zwei schöne Jahre hindurch aus der Reitschule in Hannover Schlepp- und Parsorcejag den geritten und auch sonst die schwie rigsten Sachen geübt bat, muß schließ lich doch beim zu seiner Schwadron, wo die neuen Relruten aus den Gäulen hängen, wie irrsinnig gewordene Klammern auf einer Waschleine. Nach den üblichen süns Monaten Horanstalt muß der Ofsizier die in der höheren Parterregymnastil gewon nenen Kenntnisse daran verschwenden, um ununterbrochen je hunderiund iiinszia Pfund unbeholfener polnischer Bauernlnochen über das Reck zu wer sen. Ja selbst fiir die Starken im Geiste, welche das wichtigste und bedeutungs vollste Kommanda das nämlich zur strieasaledemie, errungen, lommt eine Zeit, da sie nach Hause müssen, um dort von ihren Vorgesetzten zu ersah-« ren, daß sie trotz all ihrer militärischen Gelehrsamkeit -— oder vielleicht gerade wegen derselben s— vieles-, ja sogar sehr vieles merlwiirdigerweise noch man gelernt haben. - Es gibt nämlich Vorgesetzte, welche grundsätzlich gegen Kommandos sind und von diesen Vorgesetzten war der Major Sosnowsti ein Typ . Er gehörte zu den wenigen, welche im Kriege Olsizier geworden waren. und hieraus resultiten alle seine Ei genlfeitem Die Verachtung der grauen Theorie, die Abneigung gegen moderne Kinterlitzchen — in welchen Begriff er aile neu-zeitlichen Errungenschaften der Krieastechnit zusammenfaßte « nnd sein Beipötteln der einschlägigen Gelebrsamteiten All diesen Dingen gegenüber empfand er wohl auch des halb etwas persönlich, weil er es nicht mit Unrecht ihnen zufchrieb daß er an der Majorsecke bangen geblieben war. Waren also feine Qualitäten als Frontoffizier unbestreitbar, so galt er doch ziemlich allgemein als ein recht nnangenehmer Ijtitteleuropäer. Er war überftreng und dazu anch unge recht ---wenigsteng in den militärischen Dingen, welche ibrn wider den Strich gingen. org war doch unmoaiich, einen zerceg itnzufangenf bloß damit die Sub alternosfiziere des Herrn Majors Soz nowsti sich so prattisch bethiitigen tonnten, wie ihr Bataillonochef das wünschte. Und die Vorbereitung für den Kriea, das Studium und das Ausproben aller einschlägigen Hilfs mittel ioor doch auch praktische Arbeit, zum mindesten ebenso wie der lang same Schritt und der von dem Herrn Mafor besonders gern und viel ge iibte Parademarsch in Kompagnie front. Da er« das nicht einsehen wollte, stand er sich mit einigen seiner Offi ziere -- und das- waren gerade die be gabteren gar nicht gut; namentlich nicht mit dem Lberleutnnnt vonSelrle, welcher zurVersuchsabtheiluuo ablomsi mondirt gewesen und dann siir einige Zeit zur Truppe zurückgekehrt war, um seine endgültige Einberufung zu einem der Luftschifferbataillone abzuwarten. Diese Einberufung war heute ge kommen, und firahlenden Antlitze-J trat Herr von Selete damit vor seinen Bataillonstonimandeur. Aus die in militiirischer Kiirze abge stattete Meldung zog der alte Herr mit grimmigem Lächeln seinen eisgrauen Schnurrbart durch die Finger. Unter den wulitartig vortretenden Brauen fixirten «die kleinen Aeugelchen den iiingen Offizier scharf und tiiclisch,fo dofe letzterer schließlich in seinem Ge fichtsausdrurt eine leise Andeutung von Befremden nicht meistern konnte· Darauf aber schien der Major nur ge wartet zu haben. Jedes seiner Augen bekam einen Dolch, und indem er die säude auf den Rücken warf, pfiff er den Oberleutnant an »Ich verbitte mir das, Herr! Was denken Sie sich denn! Solch ein Ge sicht zu machen !« »Herr Major ——" »Den Oberleutnant von Seine, jetzt rede ich ! Solange Sie noch auf Er den wandeln und einer ordentlichen Truppe angehören, haben Sie sich da-? nach zu richten. Was Ihre Einberu fung betrissi, so beglückwünsche ich Sie dazu —- Sie und mich. Jch will nur bossen, daß Sie in der Lust mehr lei sten, als aus dem festen Boden. Hier haben Jhre Leistungen nach verschiede nen Richtungen hin sehr zu wiin chen übrig gelassen. Aber das ist mir d rch aus erklärlich, wenn man den Kopf mit solchen Kinkerlitzchen voll hat. Da itt es schon besser. Sie widmen sich die sen Geschichtchen vollständig.« »Herr Major —- ich bitte gehorsamst bemerken zu dürsen, daß die Lastschif serbataillone genau so in den königli chen Dienst rangiren wie jede andere Truppe.« Der Oberleutnant hatte das ziemlich - bestimmt hervorgeskoßen —- aber er i wußte, daß er das riiliren konnte.l Major Sosnowski siihlie sich in seiner aanzen Position längst nicht mehr qanz sicher, und er suchte ängstlich al les zu vermeiden, was dieselbe weiter erschüttern konnte. Wenn er den Leutnant aus diese Zurechtweisung so anschnauzte, wie er es wohl gern ge macht hätte, und es dann möglicher weise zu einer Beschwerde kam, so tonnten ihn die wegwerfenden Muße rnngen über eine königliche Truppe et lieb begriesrnulen Also beschränkte er sich aus die Wirkung der beiden Dolche in feinen Augen und bemerkte dann einlentend: »Dante Ihnen siir die Unterwei sung, Herr Leutnani. Das weiß ich alles selbst, verstehen Sie mich? Schei nen mich überhaupt mißt-erstanden zu haben. habe nichts gegen die Lust schiisertruppen als solche. Verstehe nur den Zweck nicht recht. Wo sich sol che Ballons 187W71 sehen ließen, wurden sie glatt runtergeknallt. Und das hat sich siir die Jnsassen stets als hiicbst unzuträglich erwiesen. Außer dem erscheint mir diese Wolkenschiebe rei nicht militärisch —- wenigstens nicht in meinem Sinne militärisch. Was ist denn das siir eine Kunst, sich da in so’ne Gondel zu setzen. Scheint mir keine ernste Ausgabe siir einen Soldaten!" Da der herr Major merkte, oasz er sich abermals verhedderie. und auch der junge Ofsiziei ein Gesicht machte. als wenn er verschiedenes einzuwenden hätte, bog ersierer wiederum ab und schloß ,,Aber natürlich — die Truppe als solche in Ehren. Und damit Sie sehen, dafz ich mich sachlich zu unter richien bemüht bin, bitte ich Sie, mich zu einer Uebung einzuladen. Jch wer de mir die Sache dann mal aus der Nähe besehen-« »Ein Befehl, Herr Major.« Di- s- Il Nach sechs Wochen fand auf dem Tempelhofer Felde eiue größere tlebuna mit dem Drachenballon statt. Leutnant von Selcke hatte von dem Führer der Abt-häutig --— einem Hauptmann Blunck, der den Major Sosnowgti von früher her auch nicht in sonderlich freundlichem Gedenten hatte —- die Erlaubniß erhalten, den Major einzuladen; allerdings erst, nachdem Herr von Selcte dem Haupt mann einige dietrete Mittlkeilunaen gemacht, welche dieser mit einem Lä cheln aufnahm, das zwischen Bedenken und Vergnügen die Wage hielt. Schließlich hatte er zugestimmt und-— das Kommando siir diesen Tag dem Oberleutnant von Selcke.iibertraaen. Letzterer erklärte denn auch dem Herrn Major, welcher sich piinttlich eingefunden hatte und um dessen grauen Schnauzliart unentwegt ein susfisantes Lächeln spielte, alle ein schlägigen Dinge. Aber erst als die Gondel mit ihrem Inhalte an die Reihe lam, schien das Interesse des alten Herrn etwas mehr rege zu werden —- und zwar so, daß er dem Leutnant folgte, als dieser den Korb des Ballons bestieg, der wie ein feister schwarzer Satan in der Luft stand. ,,Dieser Apparat hier, Herr Major, ist der Aspirationspsychrometer — zum Messen der wirklichen Lusttempe ratur; hier der Dynamonreter für die Feststellung des Zugs im FesseltabeLs Drüben steht der Winddruckmesser ———» und dieses Jnsirument dient zur Fest-l stellung der Himmelsrichtung ——« »Das ist doch ein gewöhnlicher Kompaß!« wars der Maior ein. »Allerdingö,« erwiderte der Leut nant mit dienstlich unbewegtem Ge sichte, »nur mit dem Unterschied daß die gewöhnlichen Kompasse die Him nrelsrichtung zur See oder aus der Erde, dieser aber die Richtung in der Luft seitstellt.« Der Major sah miß-ironisch aus und brummte etwas vor sich hin. Dann crler wies er aus einen Apparat »Und wozu ist das Ding hier?« »Das ist einer unserer wichtigsten Apparate, herr Maine-— der Baro graph zum selbstthötigen Aufzeichnen der Steighöhe. Ich glaube, es wird Sie interessiren, das Jnsftrument ein mal in Tätigkeit zu beobachten — —-—« Major Sosnowski hatte teine Ab nuna, worum es sich eigentlich han delte· Der Leutnant gab den Signal pfiff — gleich darauf das Kommando ,,Gleitrolle fertigt« —- dann noch ein Pfiff —— und der Drache stieg langsam in den blauen Aether . . . .. Auch jetzt merkte der Major zunächst noch nichts. Erst als herr von Selcke ihn auf die Nadel des Paragraphen aufmerksam machte und der Ma’or dann zufällig einen Blick zur Gondel hinaus warf, wo die Mannscbaften wie überhaupt das ganze Feld in die Unendlichkeit zu fallen schienen —- da erkannte er- mit Entsetzen, was ge schehen war. »Herrr —!« stieß er lreidebleich hervor. ,,Lassen Sie mich hinaus! Sofort!« »Das wird nicht gehen, Herr Ma jor,« erwiderte der Leutnant, indem er seelenrubig an der Ventilleine ordnete, »wir befinden uns zwar zunächst nur auf hundertsiinszig Meter Hähe, aber der direkte Abstieg zur Erde dürfte trotzdem seine bedeutenden Schwierig keiten haben. Auch habe ich Ihnen noch verschiedenes zu erklären. Wenn Sie die Güte haben wollten, einen Blick auf das Gelände unter uns zu werfen ——- —« Unter dem lähmenden Drucke des schrecklichen Ereianisses trat der Ma jor ganz mechanisch an den Rand des Korbes — um gleich darauf zurückzu taumeln und wie ein Haufen Unglück aus dem Baden zusammenzulauern. Der Schwindel hatte ihn ergriffen, und da der Ballon auch etwas am Ka ksel schlingerte, fühlte der alte Grimm bart sein Jnneres in einer Beide-Jung die beispielsweise der Mont Veto-e empfunden haben muß unmittelbar vor seiner arosien Eruption· Und was diese Bewegung versprach, das hielt sie auch alsbald in ungeahn tem Umfange. Würgen und Stöhnen —- Stöhnen und Würgem das waren die einzigen Aeußerungen aus den sachgemäßen und höchst instruktiven Vortrag, welchen Oberleunant von Selcke dem Major Sosnowski über die hohe Bedeutung des Luftballons für die Exploriruna des Gelände-Z etc. hielt. Auch versehrte er nicht, darauf hinzuweisen, daß es fiir die immerhin gefahrvollen und oft auch nicht ange nehmen Operationen der Luftschisfer ganzer Männer bedarf, die nicht nur Verständniß für taliische und strategsi sche Kriegslagen besitzen, sondern auch körperlich den schwierigen Aufgaben dieser Spezialttuppe gewachsen sind. Quer-i Hut dssmongtruudunh Als der Leutnant dann nach einem guten halben Stündchen den Abstieg bewirkte-, ließ er die ganzen Mann schaften --— soweit das irgend mit der Bedienung und Sicherheit des Ballons vereinbar war — Kehrt machen. Ein Mann mußte telephonisch eine Droschte heranbeordern -s-- und drei Mann hatten zu thun, um den·Ma-jor Sosnowsti in derselben zu verstauen. Und die Luftlur hat geholfen; denn seither denkt der Herr Major zwar mit Grauen und — man verzeihe das harte Wort — nie ohne ein würgendes Auf sioßen, aber doch mit einer gewissen Achtung Von den Lufischasierabthess hinnen Wortvrüchig. Aug Anlaß der bevorstehenden Exitbiillnnsaen eines Standbilde-s des verstorbenen Dichters und Pädago. gen Engene Manuel, der an der Seite Jules Simons viel zur Schaf suna dec- Vollsunterrichts in Frank reich heimtragen wird an ein tros hastes Wort des Lustspieldichters Enaene Labiche erinnert. Manuel, der mit einem hohen Preise der stan zösischen Atademie ausaezeichnet worden war, wollte eines Tages Mitglied der Atademie werden und einer seiner Pathen, der Labiche siir ihn gewinnen wollte, brachte das erst zuwege, als er erklärte, ,,Msanuel würde sterben, falls er nicht in die Atndemie läme«. Labiche wollte tei nen Mord aus dem Gewissen haben und stimmte siir Manuei. der trotz dem durchfiei. Als nun Labiche spä ter wieder einmal aufgefordert wurde, siir Manuel zu stimmen, ek widerte er lebhaft: »Nein, nein, nein, ,et hat sein Wort nicht gehalten, er ist nicht gestorben!« Ein sonderbarer Zeiten«-retten Präsident: »Sie haben eine Stra se von 2 Jahren vermißt Wofür?« Angeklagter: »Ich habe einem Menschen das Leben gerettet.« Präsident: »Das ist doch Unsinn!« Angeklagten Keines-weilst Ich sagte zu ihm: ,,Geld oder ’s Lebent« Als et mir sein Geld gab, ließ ich ihm das Leben.«