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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 14, 1908)
Jahr-gen Uebrazka WStaat-« »Ein-zeiget uned J set-old Gra dJslan ,ebR 14 Au guts 90ik. iswei rThei l) Nummer 51. Dein Tug. M» ttschem Muth Den ag begian — EW Rubinen We NCO Gottes Sinn« Mft neuem Wirken Mk ihn aus! - m Abend ges Betgniigt nach Dens! Und dank Um Herrn Fär jeden Tag, Da Arbeit dich Erste-ten mag! Fu Schäfer und Strauch zu kah«n, Jst göttlich. darnach Sosft du thun! « G. N e ck e k. Zum dritten Male! Dumoresle vors-F IV G a n tz e r. — z-— Der Justizrath undStadtoerordnes ten-Vorsteher heinrich Wesenberg pnhte die scharfen Gläser seiner Brille, ehe er sich ächzend in feinen Schreib sesfel fallen ließ, um die während sei ner Abwesenheit am Vormittage einge lanfene Korrespondenz durchzusehen Man war doch nichts weiter, als ein geplagtesArbeitsthieri AmBormittage zwei, drei —- wieviel waren es eigent-r lich? —- vier, sa vier Verteidigungen. Dann, nach hastig eingenommenem Mittagessen —- wodei es nicht einmal ohne Verstimmung abgegangen war. denn die Sudpr war versalzen gewe sen« und das Töchterlein Trade hatte gemault. weil ihr dekJustizratd dieLei viten gelesen, daß sie nicht einmal ein-s Supve kochen könne — die dringend stenGeschiifte, wie eben das Durchfeden der Briefe, und endlich um vier Uhr eine Stadtverordnetensitzung. Ja, man war weiter nichts ,als ein geheytes Ar beitsthieri —- — Als er glücklich den ziemlichen Stoß erledigt hatte, entdeckte er alt lehtes Schri tstiiet einen QuartierzetteL der ihm r den nächsten Tag einen Leut nant, einen Mann und zwei Pferde ali» Mansvergiiste in Aussicht stellte. Der bis sent nur eine Verstimrnung verrathende Gesichtzansdrucl wurde durch alleAnzeichen der Muth abgelöft Eine helle Röthe flog iiber Wangen u. Stirn, die Zorneiader schwoll an und die Hand schan donnernd auf die Schreibtischplatte. · Jn demselben Augenblick rief man I ibn zum Kasser. Seine Gattin laß schon wartend. —- Trude war Tennis spielen «- als er, den Quartierzettel in der Hand. in das Zimmer trat. »Was ist, heinrich,« konnte seine Gattin nur sagen. als sie voller Fchrecken in sein wüthendeo Gesicht »Ih Er siel brustend aus das hartaepol sterte Ledersosa und stöhnte: «Dieser Mensch ärgert mich über kurz oder lang unter die Erde.« »Wer denn, Heinrich? Du bist ja entsehlich aufgeregt.« »Sol! man ruhig bleiben, wenn einem alle Tage neue Schikanen in den Weg geschoben werden? Daß du über haupt nach dem »Wer« sragen kannst, Unna, ist mir untlar.« Er lachte ge zwungen, und, höhnisch den Quartier zettel betrachtend, suhe er sort: »Wer könnte es denn anders sein« als das würdige, weise Stadtoberhaupt, der here Bürgermeister Steinberger, dem es nachgeradeLebengbediirsnise gewor den sein muß, mich zu schilaniren. Oder spricht etwa aus dieser neuen Segnung mit Marsjiingern nicht die ossenkundigsteAbsicht, dies zu thun?« Er hielt seiner Frau den Quartierzet t«.l vor die Augen und diese las: «Justi,irath Wesenberg, Margare tenstra e 15: 1 Leutnant. 1 Mann, 2 Pser e.« »Nun?« sra te der Jnstizratb . .Allerdin I Jinde ich die neuerliche s Belastung entiimlich.« »Eigent mlich?« Er lachte dröh nend. « e nniv du das sagst! Un verschämt ist das! Vor estern erst hat ten wir zwei Nerli. n der vorigen Woche beherbergten wir einen Major und zwei Säule. Gar nicht zu geden ken der beiden Bursche-, die Zum Pagen oder Rittern kamen und e nen mit dem stereotypen Psetsen ihrer ver rückten Reserveliebee sum Bahn nn bringen konnten. Und nun steige och einmal die ganze Linden- und Parl straße hinaus und hinab. ob die schon in diesem Fahre einen einzigen blanlen Knopf zu eben bekommen habet-if Die Frau Justizrötbin siillte die Kasseetassem um ihrem wütbenden Eheberrn durch das duktioeAroma bei Mottas eine Beruhigung en sn geri ren, und schob ihm bie Milch anne herüber. ! Aber das Mittel hals nicht« »Ob die anze Lindenstraße nnd . Partskraße in seen Jahre schon einen seinzigen bionien Knopf zu sehen be kommen baben, frage ich dich, Anna?« wiederholte er, energischer als vorbin1 betonend « »ch weiß es nicht, heinrich. « i a, aber ich weiß es! Und das be Iweisi mit die böswillige Absicht Ob Ieo überhaupt schon je anders gewesen wäre! Jmmet nnd ewig Nöegelei und Dp ositioni Als ich die nothioenbige Anstellung zweier Gaslatetnen am Oabnhos beantragte und besiirwottete, . lebnte er ab. Das von mir sorgfältig ausgearbeitete und eingebrachtePeojeki der Kanalisation wurde mit bissigen Bemerkungen nd nein gelegt. .Und so weiter! Jede Sisung wird voni benugh um neue Reibereten zivis emnj Uns anzuzettelm jeder Tag bringtl neuen Augen« JustizrathWesenberg zertniillte den Quartierzettel und wars ihn erregt in eine Zimmerecke. »Aber ich werde mir das nicht ge fallen lassen, nein, aus keinen Faul« polterte er dann weiter, zwischendurch den Kassee schliirsend. »Es paßt sich ausgezeichnet, daß heute noch Sihung ist. Nach erledigter Tagesordnung werde ich den Fall zur Sprache brin gen und das weise Stadtoberhaupt interpellirem weshalb ich in so tarer Zeit dreimal mit Einauartierung - legt werde. Jch bin neugierig, wie er diese Ungerechtigkeit begründen will.« »Es gibt nur neue Mißhelliateiten Zwischen euch", versuchte die Justizriis tbin ihn von-diesem Vorhaben abzu bringen. »DieManöverzeit ist vorüber, neue Einauartierung wird nicht mehr kommen. Nehmen wir doch diesen Leutnant und seinen Burschen sammt den beiden Pferden stillschweigend noch einmal. Erivöhne lieber nichts, es regt dich nur aus« »Daß ich ein Narr wäre, wenn ich mir mein Recht nehmen lassen wollte,« entgegnete der Justiirath bestimmt nnd stand aus« um sich zur Sitzung nach dem Naiichause zu begeben. —- — Wie ein iriiges Wösserlein sloß die Debatte iiber die belanglosen Punkte tser Ja esoednung dahin. Einen lu stigen prung gab’s nur, wenn der Bürgermeister und der Stadtoeiords netenvorsieher aneinander geriethen. Dann stießen sich die ehrsamen Stadt väter, von denen manch einer durch die öde Langeweile zu einem tleinenNicker chen veranlaßt wurde, oerstiindniszi innig grinsend, gegenseitig die Ellen bogen in die Seite und warteten aus ein Ereignis. Sie tannten dies Ge pliiniel nicht anders; denn die Feind schast iwischen Justizrath Wesenberg und Bürgermeister Steinberger be stand seit Jahrzehnten Heute slaute aber ihre Erwartung bald immer wie der schnell ab; denn der Justizrat schwieg nach kurzem, wenig Feuer ver rathenden lsntgegnungen immer sedr bald· Er sah nur siegesgewiß in die Runde und schien mit seinen Blicken sagen zu wollen: »Wartet nur noch ein Weilchen Jhr werdet heute noch etwas erleben.« Endlich stand der letzte Antrag zur Abstimmung. · Während der Bürgermeister das Re sultat derselben feststellte und die aus gereckten Hände zählte, räusperte sich der here Vorsteher energisch. Jn das zum Ausbuch mahnende Stühleriiaen und Füßeschurren tönte dann plöhlich seine laute Stimme: »Einen Augenblick bitte ich noch, meine Herrens« Man sah es seinem erregten Gesicht an, dasi etwas Außergewöhnliches zu erwarten sei und blieb siyein »Sie gestatten, herrBiirgermeisier,« wandte sich Wesenberg dann an diesen, »daß ich noch eine zwar nicht zur Ber bandlung stehende, aber wichtige An gelegenheit zur Sprache bringe·« BürgermeisterSteinberger zog osten tativ die Uhr und blickte stirnrunzelnd aus das Risserblatt Der Zustiztokb hätte denBerhaßten wegen die er stum nien Opposition erwiirgen können Seine Wut erreichte den Siedepuntt. Und als Steinberger, seine Papiere ordnend, ohne ihn anzusehen, ein mo taiites »Bitte sehr Herr Justizrat!" sprach, polterte er schärfer los als es in ; » seiner Absicht gelegen hatte: J i »Meineherren! Schon Ovid mahnt: i Traae und dulde« Und es sei serne« daß ich dem alten Weisen nicht das Wort reden wollte. Aber auch das geduldigstc Lamm tann aussössig werden, wenn es nur rnit Stockschläan trattirt wird, und jeder Wurnt krümmt sich, wenn man ihn tritt. Die Gerechtigkeit ist die Krone aller Institutionen Sie sollte es auch in unserer Stadt sein. Sie sc l l te es! Aber zu meinemBedauern muss ich an dieser-Stelle dasGegentkseil tonitatiren Oder ist das teine Unze rechtigteit. wen-i man in ganz kurzer Zeit dreimal Einauartierung bekommt, während andere leer ausgehen? Meine rtent Ich brauche Sie nicht meiner Eifrig-treue und meines Pairiotismus .- »k--— - .-. --.—--———.-·-— » zu versicheru. Jch bin jederzeit gern he reit, den Leuten im buntenRocl in mei » nein Hause eine gastliche Aufnahme zu bereiten. Diese Seite der angeschnitte nen Frage iommi überhaupt,nichi in Betracht. Joch sehe mich nur genöthigt, festzustellen, daß die wiederholte Be legung meines Hauses mit Singt-arm rung eine persönliche Schilane des Herrn Bürgermeisters ist. Wollen Sie, hrrr Bürgermeister, zu dieser Sache gefälligst das Wort ergreifen und ge schätzte Auftliirungen geben, mit de nrn JhrVorgehen gerechtfertigt wir-dik« Bürgermeister Steinherger hatte während der ganzen Rede des Justiz rates ironisch lächelnd mit seinem Blei-· Mist-gespielt Als die Aufforderung an ihn gerichtet wurde, erhob er sich so-· fort, verbeugte sich verbindlich gegen Wesenberg und begann, ein sarlafii fckes Lächeln zur Schau tragend: »Gewiß. verehrter Verr Justtzrarv, Sie haben nicht zu Unrecht betont, daß die Gerechtigkeit die Krone einer Ver waltungsbehörde sein muß. Und ich tann Sie versicheru, daß ich stets be strebt bin, diese Tugend meines Han dean Richtschnur sein zu lassen. Auch iu dem von Jhnen erwähnten Fall werde ich ohne Grund verdächtigt, und ich muß zu meinemBedauern feststellen, daß Sie aus alter Feindschaft einen Streit vom Zaune brechen.« Er machte eine Pause und redete dann so laut weiter, daß selbst die Mäuse hinter den Attenschränten erschrocken die Ohren fpißtem »Die erste Einquartierung be stand von Rechts wegen. Es lag nicht in unserer Absicht, Sie weiterhin zu behelligen. Aber ein paar Tage vor dem Einrücken der zweiten Truppe tam Jhr Dienstmädchen zu uns und bat im Austrag- ihrer Herrschaft, ein paar Soldaten, »nur Gemeene«, wie sich das Mädchen ausdrückte, in Jhr haus zu legen. Da gaben wir Jhnen zwei Ulanen. Und gestern erschien Ihr Frl Tochter, Herr Justi«rath, und versicherte unsermSelretär: » apa nimmt unmenschlich gern noch einmal Einquartierung, aber, wenn’s sein kann, nicht wieder solchen alten gries grämigem tnielrigen Major, wie beim ersten Male, sondern einen jungen, fri schen Leutnatrt. . .. Wollen Sie noch weitere Aufklär. . . .« Justizrath Wesenberg war während der Entgegnung seines Todfeinde5, der zuleßt mit einer unnachahmlichenCour toisie imTon gesprochen hatte und seine Blicke, aus denen größteGenugtduuna Ieuchtete, daß er den Justizrath vor versameltemVoll so abfuhren tonnte, über die Reihen der grinsenden Stadt väter schweifen Ließ, immer mehr in sichzusarnmengesunten. Endlich hielt es ihn nicht mehr. Und als der Bürger meister fragen wollte, ob noch weitere Aufklärung erforderlich und wün schenswertb seien, sprang er auf, en: schuldigte sich mit Unwohlsein und stürmte hinaus. O, diese erbärmliche, vernichtende Niederlage! Zornbedend, mit den Zäh nen tnirschend, stürmte er heim. O, dieses Weiberpack sollte ihm das alles büßen! —- — Erschrocken prallte das ihm öffnende Mädchen zurück, aks es sein wurb entstelltes Gesicht sah. Gleich auf dem Flur hielter Gericht über die leichenblafse Sünderin. »Hast du uns die zweite Einquartie rung auf den Hals geladen?« donnerte er sie an. »Lüge nicht! Jch weiß alles-t« Stammelnd, zum Herzzerbrechen weinend, gestand das Mädchen. es habe nur einmal, wie Nachbars Köchin einen Soldaten im Hause haben wol len. Nachbars Rite hätte sie geneckt. daß zu ihnen seiner getommen wäre. Das habe sie geärgert, und sie hätte sich vorgenommen, der Rite zu zeigen, wag sie hätte, hätte man bei Justizrathck doppelt. Darum hätte sie gleich z w ei Mann erbeten.« Zu anderer Stunde wäre der Justiz rath vielleicht geneigt gewesen, diese Nsaioität zu belächeln. Jn seiner na menlosen Wuth schrie er nur: »Warte sofort deine Sachen und schen dich aus dem Haus« Während das Mädchen weinend in die Küche schlich, suchte sich der Justiz raih die andere Sünd-rin. Sie kam ihm lachend entgegen, als «er die Thüt zum Wobnzimmer don ;nernd ins Schloß gefchmettekt hatte und staate: »Ach, solch ein böses Ge ; sicht, VäterckeM Hat man dich wieder geärgert?« »Geh mir mit deinem albernen Ge frage! haft du gestern auf dem Magi stratsbureau uni einen Leuinant ge bettelt?« Trade wurde glühend roth, versuch te dann aber, trotz der its-n peinlich er icheinenden Situation einen Scherz. Sie zwang ein hattnloses Lächeln in ihr hübsches Gesicht und fragte naiv: «Jst das etwas Böses?« Etwas-ganz unglaublich Dumms Vernilcltes isi es! Wie konntest du dnsz wagen? Jch bin in eine Blatnage hin ein-gerathen, die die ganze Stadt be txatfchen wird.« « »Aber-, bestes Väterchen! Beim vor qkftkigen Tennisspiel wetteten wit, d. h. Sanitäisraths Gusiel, Rechlinsgs Tbea und ich, daß die, bei denen kein Leutnant ins Quartier käme, ledig bleiben müßte bis an ihr Lebensende, und das will man doch nicht! Da hab’ ich eben, in mir ganz unbedenklich et scheinendek Weise, um einen Leutnant gebeten. Jst das denn nun solch Un Stück-« Zie konnte sdie Wuth und den Grimm ihres Voters nicht verstehen md hielt sich bei-nahe versucht ein lliiiulchen zu ziehen J Ganz unerwartet schlug da eine ent setzliche Anliindigung in ihren Gleich muth wie ein vernichtender Donner schlag. »Gleich hinauf in dein Zimmerl« wijthete der Justizratb »Du packst al les fiir eine Reise Nöthige zusammen. Mit dem Vormittagszuge um elf reist du morgen noch aus ein Jahr in das Pensionat, wo sie deinen achtzehn Jahren Vernunft beibringen sollen. sofort, gleich auf der Stelle, dackst u.« Tbränen dal en nichts. Selbst das begütigende Z eden der Justizrätbin schlug an taube Ohren. Der Empörte bestand unnachsichtlich auf seiner For derung. . . . Am nächsten Vormittage trottete Trude wehleidig nach dem Bahnhoi. tkon niemand geleitet. Denn das hatte Eier Justizrath ausdrücklich ver- s boten. . . . Mit hellen Fansaren rückte das Re giment Husaren in die Stadt. Bald waren dieQuartiere vertheilt, und die Mannschaften riiclten in lleineren Trude in die einzelnen Straßen ab. »Auch JustizratbsMann stellte sich ein und wurde von dem Mädchen, das aus flehentliche Vorstellungen der Justiz räthin bleiben durfte, bis ein Ersatz gesunden sei, mit rothgeweintenAugen empfangen . . . . Nerdiis seinen Schnurrbart strei chend, ging Wesenberg im Zimmer auf nnd ab und erwartete den Leutnant, um dessentwillen ihm solche erbärm liche Niederlage beschieden gewesen war, nicht gerade mit den rosigsten Gefühlen. Endlich erscholl im Vorgar ten ein sporenllirrender Tritt. Der Justizrath sah hinab und stieß vor Ueberraschung einen Laut des Er schreckens aus; denn neben dem Offi zier schritt — Trude durch den Gar ten. So lustig und vergnügt, so voll sprudelnder Lebhastigieit, als wenn sie gar nicht bedächte, daß ihr Erscheinen nicht programrnmäßig war und man st- liingst im Schnellzuge nach dem Pensionat unterwegs glaubte. . . . Da stürmte sie schon ins Zimmer. »Morgen sahe« ich, morgen, liebstes-. bestes Väterchen O ja, ganz bestimmt! Nur heut· laß mich hier! Gerade, als ich zum Babnhrs ging, kamen die Hu saren die Gertraudtenstraße beraus. Jch blieb ein Weilchen stehen, um mir das bunte Treiben anzusehen, und in der Zeit fuhr mir der Zug vor der Nase weg. Und als ich, entsetzlich be drückt, nach Hause schlich, holte mich unsere Einquartierung ein. Und ich glaubte, ich sähe nicht recht! Denn denle dir doch,ch, unser Leutnant ist ja unsere nette Belanntschaft Vom vor jährigen Aufenthalt in Kissingen, Leutnant Hartwig. Nein· dieser Zu fall! Nun wirst du mir nicht mehr böse sein, daß icks um einen Leutnant bat, du unterhieltest dich ja in Kissms gen so gut mit ihm. Ach, es ist wun derschön!" DerJustitrath lonnte das vorläufig noch nicht einsehen Er brummte nur etwas Unverstiindlicheg und verschod alle weiteren Maßregeln aus mor gen. · .. Es wurde ein netter, heiterer Mam tnittag. Der Justieratb ask-sann ein gutesTheil seiner alten-Stimmung zu rück und vergaß für Stunden die er littene Niederlage und die daraus sich ergebenden Thatsnchen . .. Als die Husaren aber am nächsten Morgen fort waren, forderte er allen Ettlstes Trudens Abreise. Ttude bettelte erst eine ganze Weile und wurde immer verlegener. Als der Vater unerbittlich blieb, fiel sie ihm erglühend um den Hals und füsterte: »Ach, bestes, liebstes Väterchen. Heute -Nachmitaig will ider Leutnant von Franstadt herübetlommen und um meine Hand bitten. Er hatte gestern nicht mehr Gelegenheit dazu, und auch dte — Schärpe war schon im Bagngei « wagen nach Fraikstadt vornqu -,,Nun, die Sache wollen wir uns doch erst sehr überlegen, bestes Kind Wen Weiter sagte der Justizratb nichts und gtng kopfschüttelnd in fein Ar beitszimmer. — « Die Uebeelegunq mußte wohl zu Gunsten des glücklichen-Bootes ausge fallen sein; denn Trude brauchte nicht ins Pensionat. — Ttotz dieses günstigen Resultats der dritten Einquatttetung konnte Justiz mth Wesenberg seine Anskage im Stadtparlament lsange nicht vergessen. Erst als Bürgermeister Steinberaer in eine andere Stelle gewählt wurde, vethntschten die bösen Wunden sue sent-tm- schwingt-Trieb «-Jm Londoner Royal-Hotel stieg kürzlich ein eleganter Fremder ab, der ein ziemlich umsangreicheg Ge park mit sich sit-hete. Kurz nach seiner Ankunft erschien in verschiedenen Zei tung-en folgende Annome: »Senden Sie Namen und Adresse sowie zwei PennysMnrken an Augustus Brown Esa» Royal-Hotel, London. Sie werden posiwendend einen ganz vor züglichen Gegenwerth erhalten« — Da es immer neugierige Leute giebt, regnete es in den nächsten Tagen Briese mit den gewünschten Penny Marien Groß war das Erstaunen der All-senden als sie einige Tage spä ter in einem Couvert einmal die von ihnen eingesaudten zwei Many-Mar ten und außerdem zwei weitere Pennn - Marien zugesandt erhielten. Das Geschäft war kein schlechtes, und alles erkundigte sich im Hotel nach oem eigenartigen Fremden. Da die ser seine Hotelmiethe pünktlich be zahlte und gute Trinkgeld-er gab, war die Auskunft nicht schlecht, und so nahm man denn an, es mit irgend ei nein ameritmifchen Millionärs-Son derling zu thun zu haben. Kurze Zeit danach erschien wieder eine An nonce in den Tagesbläiterm ziemlich desselben Inhaltes-, nur mit dem Uns terschiede, daß Augustus Brown jetzt um Zusendung von Vriesmarkeni im Werthe non 6 Penre aussarderte, Die Einsender machten abermals ein gu tes Geschäft, denn Augustus über sanrte jedem von ihnen einen Schil ling, und als der Sonderling in einer dritten Annonce 2 Schillinge und 6 Pence einsorderte, mußte das Postamt, in dessen Bezirk das Hotel liegt, vorübergehend zwei Beamte neu anstellen. um die Masse der Sen dungen zu bewältigt-n Aber nun lam, was kommen mußte! Die all zu Vertrauengseligen erhielten kei nerlei Antwort mehr, und als meh rere von ihnen im Hotel nachsrag ten, wurde ihnen der Bescheid, daß Augustus Brown, Esa» unterHini terlassung mehrerer leerer Kosper spurlos verschwunden sei. Die spinnen Ei Wetterpraphetem Als es noch keine Baroimeter gab, wurden Spinnen, besonders die Haus oder Kreuzspinne, mehr geschätzt als leutzutage, wenn überhaupt heute oon einer Werthschätznng die Rede sein kann. Man sinsdet jetzt die Thierchen elelhast und etäußert sich ihrer so schnell wie möglich. Das mag seine Berechtigung babenx immerhin sollte man seinen Abscheu nicht übertreiben Ein tieferer Einblick in das Spinnen leben ist äußerst erbaulich: muthen uns doch schon die Spinnengewebe wie tleine Wunderwerte an. Besonders interessant sind die Spinnen als Wet terprovheten Früher wußt-e man im mer genau, ob in 6 bis 10 Stunden Wind undReaen eintreten würde, oder sonniaes, schönes Wetter. Jsm ersteren Fall zieht sich die Spinne scheu in ei nenWinkel zurück, mit dem Leib dort hin aetehrt, von wo unfehlbar das Wetter dertommt Sitzt die Spinne aber sorglos in der Mitte ihres Ge webe-L oder spinnt sie sich etwas Neues, so kann man sicher darauf rechnen, daß gutes Wetter eintritt, oder daß das gute Wetter noch lang-e llllhälL Carlyle act Mancher-. Carlin, der beriihmte englische Schriftsteller, war ein großer Raucher vor dem Herrn. Er besaß eine ganze ’.Kolleltion Pfeifen, all-e mit langem Rohr und mit igriin bemaltem Mund stück. Während aber andere leiden fchaftlickre Rancher einePfeife gewöhn lich recht lange behalten und sie um fo i lieber hab-n, je mehr »Jntruftationen« fich im Innern ansetzt, wechselte Car l:)te feine Pfeife jedenTag und manch mal foaar mehrmals am Tage; er holte vie Pfeier aus einer großen, reich ausgeftatteten Kiste, die er im-l mer bei der Hand hab-en mußte, wie er immer auch ein riesiges Gefäß, das mit furchtbar starkem Tobak aefiillt war, in Greifnähe hatte· Er hütete sieh aber —- so leien wir in einem Sorg tifckien Blatt-e —, das Zimmer » "ll zurauchen« und ain,1, sobald er fich mit der übtickekl Pfeife und dem Ta but weist-en hatte, lrur Sommerszeit tritt-ertrug in den Garten bin-unter, ro er rauckte wie ein Fabrikfckzlotz irr-. Winter aber stellte er sich an dden Kaki-»in nnd rauckte in den Schorn stein hinein. Mit ernstem Eifer tauchte er fein nicht zu kleines Pen sum herunter und bildete so ein ge wichtiges Dokument gegen die Ansicht der Hygienikxt ,,-sans phrase«, die da behaupten, daß das viele Rauche-I dumm und träge mache. Eine sahe miqtstaiuautohriugem Die Erzentrizität reicher Amerika nerinnen geht oft etwas weit. So hat eine mit Dollsars im Uebermaß aefegnete junge Wittwe in St. Louis den bewundernswerthen Einfall ge habt, in die sammtenen Ohrläppchen ihrer rabenschwarzen Liebling-stah ein Paar Schraubenohrringe mit echten Brillanten bohren zu lassen. Die Anregunq zu dieser etwas tollen Jdee erhielt Frau Anita während ei nes Besuches in San Franeisco Dort sah sie bei einer nicht minder segen trisehen Freundin ein weißes Kätzchen mit zierlichen rosa Seidenquasten in den durchstochen-n Ohren. Kaum heimgelehrt, trug die leidenschaftliche Katzenliebhaberin Sorge dafür, daß ihren sämmtlichen Pfleglingen von der felinen Rasse die Ohrluppen durchlöchert wurden. Eigenhändig zog sie dann goldene Ringe in die Oeffnunden, in denen seidene Qua sien oder Ponpong befestigt wer-den, die stets mit der Farbe des Halsbans des harmoniren. Ihrem besonderen Günstling, einem riesigen schwarzen Katzenfriiuleim dedizirte die Herrin aber herrliche Diamantenboutons aus ihrer eigenen Geschmeidetassettr. Mit den feurigen Strahlengarben der edlen Steine scheinen die grünlich schillernden Auan der geschmückteu Katze förmlich wetteifern zu wollen. Miß Pussy ist offenbar nicht wenig stolz auf ihren seltenen Schmuck, und es geht ibr auch wohl ein Verständ niß für den hohen Wert-h der Steine nicht ab, denn sise wagt es nur höchst selten, sich außerhalb des Hauses ih rer Gebieterin zu zeigen. - ——-.- — Ein interessantes Wetttaheeu zwischen einem Juckergespann, einem Fahrzeuge der Feuerwehr, einer herr schaftlichen Equipaae, einem Auto mobil und ein-er Droschte fand auf der Döbersiker Heerstrnße statt Ei galt, einmal in einer einwandsreien Weise «die Schnelligkeiten der einzel nen Wagengattungen festzustellen, um in erster Linie die Grenzen für die höchste zulässige Schnelligkeit für Feuerwehrautomobile usw. festlegen zu können. Dem Konkurrenz-fahren wohnten Sachverständige vom öffent lichen Fuhrwesen bei. Es fanden zwei Rennen auf 500 Meter Distanz statt-. Die mit je zwei Pferden bespannten Wagen wurden von geübten Fabrern gesckbren und die Pferde durften nur traben. Bei dem ersten Rennen legte das belastete Jahrzqu der Feuer wehr 22 Kilometer und beim zweiten Rennen 25 Kilometer zurück. Die Equipaqe erzielte 28 und dann 30 Kilometer. Am besten schnitt das un garische Jttckerqespann ab. Obgleich die braunen Pferde am Tage vorher acht -"Zt1-.nsoen geaangen und nicht vorbereitet waren, brachten sie beim ersten Rennen spielend ZU und beim zweiten 24 Kilometer binter sich und iiberholten das AutomobiL Die Droschte tnm nicht in Betracht, denn sie folgte dem Fahrzeuge der Feuer tvebr in weitem Abstande Bei der Bewerthunq der Zeiten ist zu berück sichtigen, daß »die Bahn nicht die be ste war, indem der Asphnlt, von der Hunderten-. In eine-m Gehölze zwischen den Ortschaften Villemareuill und Mont ceau-les-«Meaux lebte seit Jahren ein alter Sonderlina in einer aus Aesten selbstversertiqten Hütte. Sein einzi ger Umgana war der mit seinem Hunde, Der auch nie von seiner Hütte wich. Als dieser Tage nun ein Bauer in die Nähe der Hütte des Einsied lers kam, stürzte sich der Hund win selnd auf ihn. insdem er den Bauer unzweideutig bat, zu folgen. Der Bauer that dies auch und gelangte zur Hütte, in der er den 72jiihrigen Greis entseelt am Boden vorfand. Der Tod des Einsiedlerä mußte be reits vor Tagen eingetreten sein, denn der Körper verbreitete bereits einen starken Geruch nnd war iifser und iiber mit Würmern besäet Trotz dem hatte der Hund seinen ehemaligen Herrn nicht verlassen, und als man mit einer Bahre später lFur Abholun der Leiche kam, laa der Hund an dem Körper des Verschiedenen in den letzten Zügen-. Bei dem Alten befand sich auch eine Art Testament, das he stirnmte, daß man aus dem Erlös der vorhandenen Kostbarkeiten den Hund ins eine Verpsleaungsanstalt eintasusen solle. Beim Brandt Zuschauer: zSie sehen dem Feuer so unthätiq zu; ist Alles versichert bei Jhnen2« Wohnungsinhaber: »Nein, aber . . . gepfändet !«