Der Puppenspieler. KriminabRomqn von Karl Rosuer. (10 FortsehungJ «.Ja, denken Sie, so nach neun Uhr war dieser Mann bei mir und beachte mir eine Vorladung, die mich Mr zwöif Uhr auf das Steueramt be rief. Da war ich mißtrauiich — denn wie gesagt: was kommt nicht al-· B vor! Da dringen in dem einen Falle die Gauner als Jnstallateure in die Wohnung, dort kommen sie als Te iephonbeamtr. als Brieftriiger —— und was weiß ich, in wieviel anderen Kasten! Der Termin fiir die Las dung schien mir kurz, und eines Rück ßandes in der Steuerzahlung war ich mir nicht bewußt — -—-. Jch fürchtete, das Ganze sei nur daraus angelegt inich zum Fortgehen zu veranlassen, um meine Abwesenheit zu einem Ein druch zu henuhenl Und in dem Miß trauen —- ich gehe zu, daß es vielleicht iihertriehen war — dachte ich mir: zeichne den Mann! Mache dir ein Ykrtzeichen an ihm so daß du ihn spater unbedingt identisiziren kannst —- dann folge ruhig der Ladung aus! die Steuerbehördex falls aber diese« Vorladung sich dort als Finte erweisen sollte. fahre so schnell wie möglich zu riick —- ertapde ihn auf frischer That und übergib ihn dann der Primit Ihtm ich sagte Jhnen schon, der Mann kommt nicht in Betracht —- ich wurde ouf dem Steueramte in der That er wartet. Leider aber hielt man mich dort recht lange hin — —inzwischen aber ist ein Eindringling bei mir ge wesen« «haben Sie einen bestimmten Oean gegn eine Persönlichkeits« fragte ich, nur um etwas zu sagen· Kind die Pause. die einqetreten- war. nicht allzulang werden zu lassen. .Sidney Jones, der sich wiederum Tebbaft fiir feine Fingernägel interes ßrt hatte, schien die Frage zu Liber WIL Aber plötlich lachte er dann kurz auf und fah mich voll an. Uebrigens —- auf was für Ideen man nicht kommt! —- ganz originell, wie ich mir da den Steuer oniel »gezeichnet« babe.'« Er griff nach einem sechkäftchem das auf dem Schreibtische stand, und öffnete; et enthielt ein Stempeltissen und einen Namenftemvei. »Das ift nnauslöichliche Stempelfarbe — «nnauslö.fchlich« —- nal —- drei oder vier Wafchnnzgen wird see etwa über dauern. Ich habe nun ein Zehn kreuzerftiick genommen, habe es auf das Kissen aepreßt und dann mit der farbigen Seite nach unten dem gu ten Manne als Trinkgeld in die Hand gedrückt So etwa —- —« .Das Herz begann mir mit einem Male wie rasend zu schlagen Ein violetter Farbenflea, den ich beim Aussieben der Uniform eines Steuer doten und später, als ich mir die Hände wusch. an meiner Hand be merkt hatte, ohne ihn aber im Drange meinner Gedanken viel zu beachten, fiel mir ein. Unwillkiirlich zuckte ich jetzt mit dem Arm zuriick Aber da hatte Sidnen Jones auch schon meine band ergriffen — fah den Fleck, der, nur ein wenig heller geworden, immer noch an meinem Handteller faß, blickte dann scheinbar ganz verdutzt auf mich und begann endlich laut und anbaltend in lachen. Aber etwas Hödnifchee, dochmiitbig Spottendes lag in diesem grellen Laeksen und in dem Blick seiner triumobirensden Augen, und das alles traf mich wie Peiefchenbiebe. »Die seltsamen Redensarten, die Sidnen Jones vor sich sbin gewar rnelt hatte, während ich in der Maske des Steuer-boten vor ibm gestanden, und die ich erfi fiir die Aeußerung eines krankhaften Gehirns genom men hatte, fielen mir jäh aufs neue ein. Es war mir in idem Augenblicks · klar, daß nicht ich ihn, daß er mich; cherliftet hatte, daß er wohl wußt-H wer der geheimnisvolle Besucher seiner Wohnung war, und daß er met fein überlegen böbneades Spiel mit mir getrieben sbatte und weiter Irit mit treiben wollte. ·,,Schon wollte ich aussahren, um diesem für mich unwiirdiqen Zwie gespräch ein rasches Ende zu machen, um diesem Mann hier« in dem ich nach dieser Probe seiner Verschloqseni heii etft recht einen ganz gefähriichen Burschen sah, in klaren Worten die Wahrheit zu sagen, da zwang ich mich doch wiederum zur Ruhe nieder. Unid während ich bei aller inneren Erwung mich zu sammeln suchte snnd meine Gedanken nach einem Mittel rat-getr, dem Mann auf irgend eine Weise beizukommen- sprach er auch schon wieder: «Wag isan Sie fett, here Man-H Gibt es nicht doch M Zufalls auf dieser Welt? Da net-n ei doch wieder einmal klar, wes auf Berlei »Wife« zu geben ist! Wie ich ietzt nicht dreisi unid · se weiteres behaupten, Sie and der wisseue«ke.lf«·Gi-rtd T want ich nicht ems geween ’n — auch et seltsame scinfchleicher wären R satiitlisth nicht schon darum weil -—« er Mel-Ue mich web es «- «M Ihm-!- dn Sie su- Ieoottnend mä keinen . IGebiete gelten, doch nicht glaubenl ; mag, daß Sie aus diesen pkntnpen F Streich mit meiner Stempekfarbe Iheteingesallea wären —- wenn Sie inkognito mit und meiner Wohnung Iehren freundlichen Besuch hätten al ststten wollen. Nein —- nein, für so· talentlos halte ich Sie nicht —- denn wären Sie’s, dann könnte Ihnen je der tüchtige Vertreter einer nicht ge rade auf das Gesehbuch Auge-schwere nen Lebensanschauung nur ein«-Matt ettdeilem Gehen Sie nach hause, mein lieber here Plank, und steilen Sie die Sache aus —- denn mit Ihnen werde skch noch zehnmal settigt — — JI —- —" «Sidneh Jenes machte-eine tleine Pause. Selbstsufriedeneshehn und Haß sprühten aus den kleinen spiti aen Papillen seiner Augen. Und während ich mit aufeinander-gebisse nen Zähnen innerlich bebend vor Zorn und doch machtlos dieser-n Schurken argeniiberiafk der es ja laum fiir der Miibe wert-h zu halten schien, mir viel zu verbergen, der mich mit feinem Spotte überschät tete und der sich da in tiberlegener Verachtung vor msir spreizte, lentte er verbindlich lächelnd wieder ein: »Nun —- « und was den violetten Fleck an ihrer band betrifft, Verr Plant — nicht wahr, da gibt es ja doch tausend Möglichkeiten auf die man sich ein solches tleines Farben fleckchen an der gleichen Stelle der gleichen Hand zur gleichen Zeit — durch Zufall zuziehen kann. —- Sie interessiren sich ta, wie Sie mir da lesthin sagten. auch fiir derlei Wahr icheinlichteitsericheinungen die rnan so thöricht Zufälle« nennt?« »Er grinfte. stockte. und ein irres Flackern kam in feinen Blick —- wie damals war es, als ich zum ersten Male bei ihm gewesen war. »Wissen Sie denn, mein lieber Herr, wie sich die »3ufallschance«. wie fich die mathematische Wahr lcheinlichleit in diesem Falle stellen wiirde — ——? Da gibt es eine Stelle bei Poineare — nein, im »Ern cul des probabilites« des Beriraud —- —— ein Siebenmillionftel dürfte die Chanee etwa betragen —- ein bißchen wenig — nicht? Nein, warten Sie — — warten Sie —- —!« »Er hatte ein Blatt Papier an sich aezaaen und begann mit einem Male in fieberhaiter haft Zahlen arise Buchstaben zu Gleichungen zu Ycl n. »Ich stand auf und beugte mich var iiber den Tisch. »Herr Jones, haben Sie den Na men Orden von Balassd schon ge: hört?« »Er schrieb Zahlen an Zahlen und fchien mich nicht zu hören. Seine Finger zitterten über das Papier hin, und auf seiner hohen Stirn standen die Adern in blauen Strängen. Sein Hirn, das biiber mit fo furchtbar zerseßender Schärfe gearbeitet hatte, schien lahm-gelegt und nur die fie bernd jaaendenGedanten seiner trank baften Phantasieen beherrschten ihn. »Da versuchte ich ein leistet Pech nahm den Zettel aus der Brieftafche, den ich von ihm erhalten hatte, den Zettel, der in jener Schrift des angeln lichen herrn von Balassy die Worte trug: »—— — year has twelve meint-he or four seasans'. Ich hielt ihm die feö Blatt vor Ausen hin und griff ihn derb an seiner Schulter, daß er auf sehen mußte. »Den Jenes, welcher von Ihren Schülern hat das hier geschrieben?« »Er fah mich an und fuhr rnit feiner hageren Linken dar, ali hätte er rnir Wichtiges zu verkünden. »Weniger noch ----- noch weni-. ger! Ein Siehenrnillionstel ist zu hoch geschätzt! Und wenn ich Ihre Chance in einen Bruch zusammen sasse, dessen Nenner die Anzahl aller möglichen Fälle, dessen Zähler die Menge aller günstigen Fälle zählt » so wird der Bruch noch klei ner —— -——!'· »Und hastig schob er meine hand von seiner Schulter und starrte wie der stier und sieberndaus das Blatt »vor ihm, aus dem er weiter Zahlen kund Buchstaben aneinanderreihte, als ’wäre das allein noch von Bedeutung und alles andere Thun und Sein urn ihn erstorben und versunken »Da ging ich so, wie ich damals, als ich zum ersten Male hier gewe sen, auch gegangen war. Still — ohne Gruß. Aber ich wußte, wäh rend ich die Wohnung und das hau von Sidney Jenes verließ, ganz uni; umstsßlich klar, daß dieser Mann, der jetzt aufs neue von seiner Wahn idee umfangen wurde, in seinen lich ten Stunden ein ganz gesithrlicherBev brecher war. — Und ich schwor entr, noch zitternd vor Zorn Wer all den hohn, den ich hanc schau-es muss-u. daß ich nicht rasten würde, und nicht ruhen, bis ei nitr gelun n war, fden Meinigen Uebe chlauen den noch zu überlisten, ihrn das Mantis sein«-F lichtscheues Wandel-» ais-ein w . sicut IN M M---»—-.H.—-.-.. - sp-—----M F Er sah minutenlang sinnend. neit lnorgedengtern Kopf vor sich hin, in sdie Erinnerung an jene Borgänges ; versunken. von denen er erzählte. l ’ Und ich störte ihn nicht in seinem !Sinnen, so sehr auch jede Fieber an mir danach drängte, mehr von dem seltsamen. gedeimnißvollen Kampf zu hören, der sich da zwischen ihm und jenem Sidneo Jones entspannen hatte. Erst als von draußen die Schläge der Thurmudr an die Scheiben schlug gen — zehn llare Töne, pochend und schwer wie sallende Tropfen —- da schüttelte er das Träumen von seiner Stirne und aus seinen Augen« rich tete sich ein wenig aus und sprach wei ter: »Deutlich sehe ich noch die Stunde« da ich damals nach jener Aussprache mit Sidney Jones, in der et mich mit taum verhülltem Hohn und Spott geschlagen hatte. die Treppe seines Hauses hinunterstieg und unten durch die Straßen taumelte. —- —— Ja, tau melte — denn all die mühsame Be herrschung, die ich mir oben in dem kahlen Zimmer dieses Mannes mit Anstrengung von allen Kräften abge rungen hatte, fiel nun von mir, und Scham und Zorn und Wuth über mannten mich. »Wie ich dann durch die nächsten Straßen tarn, in denen alles Leben des versintenden Nachmittags bran dete, das habe ich auch damals nicht gewußt Jch habe nur ganz duntel die Erinnerung behalten, daß ich erst nach dem »Graben« wollte, dann aber vor dem Menschenfttom, der sich dort wälzte, unwillkürlich stockte, umtehrte und zurückging nach der anderen Sei te. — Allein sein! schrie es in mir. Ruhig werden!· Zur Klarheit lam men! —- Und in diesem Drange nach Ruhe und nach der Möglichkeit, mich zu sammeln, mag ich dann wohl die Augustinergasse hingegangen sein« denn auf der- Albrechtcrampe, die ein sam, menschenleer über dem Treiben unten auf dem Plag und in den Stra ßen lag, fand ich mich wieder. Dort saß ich mit geballten Fäusten und mit zusammengevreßtem Munde aus einer Bank unter einem der alten·breitiiftis gen Rastanienhiiume und war erfiillt nur von dem einzigen Drange, die Schmach. die mir der Mann ange than hatte, von mir zu weisen, sie durch seine Uebersiihrung zu sühnen. ,.Daß er schuldig war, furchtbar schuldig, daran zu zweifeln wäre nach feinen eigenen Worten, nach dieser Art, wie er sich, halb um mich zu "h nen, und halb vielleicht aus Eitel eit, mir preisgegeben hatte, Narrheit ge wesen. Der Mann war ein Verbre cher, und er war überreis fiir das Ge richt! »Aber es sollte kein Gericht an ihn heran, ehe nicht ich mich noch einmal mit ihm gemessen hatte, ehe nicht ich ihm den Beweis erbringen konnte. daß er nicht .zehnmal mit mir fertig wür de«, wie er das prahlend ausgesprochen hattet .Mehr denn je war nach dem Vor gang des Nachmittags der Kampf mit Sidneh Jones mein Feld, mein Recht geworden, und mehr denn je war ich bereit zu diesem Kampfe! »Daß ich beim ersten Ansturm un terlegen war, das sollte nur ein neuer Antrieb sein« Ich hatte meinen Geg ner unterschäit. davor wollte ich mich in der Folge hüten. —- — »Lange saß ich auf der einsamen Bank, und ich wurde ruhiger, je mehr die Dämmerung sich niedersentte. Die Nerven, die nach all der Ueberan strengung der letzten Zeit unter dem Ansturm dieser jüngsten Stunden bei nahe ihren Dienst hatten verweigern wollen« träftigten sich auf's neue. Was anfangs wirr gewesen war in mir. versiog, ich fand die Klarheit meines Denkens wieder, und all mein Sin nen richtete sich auf ein einziges Ziel: den rechten Weg zu finden, auf dem es mir gelingen tonnte,- ihn zu übersiily ren. »Daß es mir nicht von heute auf morgen möglich sein konnte. mir Be weise gegen Sidney Jenes zu schaf fen, die zwingend waren. das war mir ohne weiteres klar. Jch hatte Proben von der Vorsicht und Ver schlagenheit des Mannes und wußte, daß er nun, da er mich als Gegner geradezu herausgefordert hatte, dop pelt auf dkr hut sein würdet Der Mann war sich bewußt. daß ich init allen Mitteln gegen ihn arbeiten witt de, und es war zweifellos, dass er nun auch nach allen seinen Kräften sich be mühen würde, meine Versuche zu schanden zu machen. ,,Natiirlich durste ich selbst in dieser nächsten Zeit in keiner Weise dirett an ihn herantreten —- am besten war's vielleicht, wenn er glaubte, daß ich den Kampf mit ihm verioren gäbe. Dann konnten zuverlässige Leute seineUeber wachung übernehmen, bis es vielleicht gelang, ihn eines Tages doch bei einer »Unvorsichtigkeit —- einer Zusammen Tkunst mit seinen Genossen —— einer dunklen That —- zu übern-schen »Unten aus dem Plane nnd in den Straßen stammten bie ersten Lichter aus, als ich michtvon der Bank .unter dem Kastenienbanme erhob, und die» Albrecht-tauche binnnterschritt, nmi nach dem Polizeigeböube zu geben. uAber nun. wie ich wieder durch vie sie-sen eilt-. var seine wirke Erre-» M III-It in mir. Zeit arbeiteten Hirn Hand Nerven wieder in strasser Dis ipiin and weben Masche an Pia che zu dem neuen Netze, in dem ich diesen Sidney Jenes sangen wallte. Bat Scham und Zorn gewesen war, trieb mich als neue stachelnde Energie parwärtj. damit ich die Schatte aus wetze. die ich erlitten hatte »Den Mann beobachten zu lassen.u —- ——An dem Gedanken spann mein Sinnen weiter. Durch wen? —- Jch musterte im Geiste die Menge meiner Hilfsträste, der Detettipe und Mai-( lauten, und präste die Fähigkeiten ei nes jeden — und ver-wars sie alle. Da. war einer, der war zuverlässig und sicher — aber er war mir nicht schlag sertig genug. dort war ein anderer, der wiederum gewandt und klug wie irgend einer war — aber den Mann tannten die schweren Jungen alle zu gut, und war ein Mißtrauen erst wach geworden. dann war natürlich diese ganze Kampagne ;derloren. »Am liebsten hätte ich jemand ge habt, den ich ruhig in die Wohnung des Mannes hätte schicken lönnen, irgend einen völlig unverdiichtigen Menschen, der als Schüler zu Deren Jones gegangen wäre: »Ich habe Jhr Jnserat gelesen ---- ich möchte englischen Unterricht bei anen neh men.« Ein solcher Mensch. der dann in jeder Woche ein paar Stunden lang da oben sasz und scheinbar völ lig harmlos seine Studien betrieb, der konnte doch vielleicht so manches auf fangen und sehen, woraus ich Nagen ziehen konnte. —- Ilber wem tonnte ich diese Mission wohl anvertrauen, ohne daß Sidnen Jones unter dem neuen Schüler einen Soion witterte? Wie der und wieder ging ich die Reihe der verfügbaren Kräfte durch, und wieder mußte ich mir sagen, dasz unter ihnen teiner war, der sich siir diese schwie rige und auch nicht gesahrlose Auf gabe so eignen mochte, daß nicht doch der Erfolg des Versuches arg gesahr. det erschienen wäre. »Ich hatte auch, so sehr ich mich nach einem Ausweg quälte, die pas sende Persiinlichleit nach ni t gesun den. als ich mein Zimmer im Polizei gebiiude wiederum betrat. »Am-m hatte ich mir dort Li gemacht und mich an meinen Arbeit - tisch gefest, als der Diener mir mel dete, daß eine junge Dame ·— Fräu lein hosfmann —- mich schon seit einer halben Stunde erwartete. ..Vosfmann —- Anna hoffmann das war die Verlobte dieses hermann Angerer. —- -— Einen Moment sann ich nach. Was mochte sie denn wol len? Wieder fragen. ob sie nicht ihren Bräutigam sprechen könne? — Aus geschlossen! -—— Das hatte ich ja auch der Mutter des Untersuchung-hast lings verweigern müssen, so .ost sie auch in diesen Wochen darum gebeten hatte. — Hören, ob wir noch keine Klarheit in dem Falle hätten? Nein s-- wir waren in all der Zeit um lei nen Schritt weiter getommenk - « Eine Ungeduld lam dei diesem Gedan len über mich. Jch hatte jetzt wahr-· hastig Wichtigeres zu thun, als mich mit Fräulein hossinann auszuhalten! Schon wollte ich dem Diener sagen, daß ich dem Fräulein mittheilen ließe, ich hätte heute keine Zeit --— da tain mir die Erinnerung on ihre tapfere Art, an diese prächtige Iestigleit, mit der sie damals für ihren Verlobten, diesen armen Teusel von Beamten. eingetreten war, und ich gab den Auf trag, sie hereinzusühren. »Wenige Selunden später staifd sie mir gegenüber jung, energisch und be reit,-eine neue Lanze sür ihren Ver lobten zu brechen, wie damals, als sie zuin ersten Male hier bei mir gewesen war. Und richtig lamen fett diese Fragen hervorgesdrudelt, die ich er wartet hatte und aus die ich ihr doch nur verneinenden Bescheid geben lonnte. «Eine arge Enttiiuschung legte sich über die frischen, resoluten Züge des jungen Mädchens, als sie meine Aus kunft hörte. Ein paar Augenblicke schwieg sie überlegend und das Blut drang ihr dabei zu Kopf in ihrem guälenden Unmuthe. »Und wie lang lann denn das noch dauern, daß man den Armen hier unschuld« sesthiilt?" fragte sie dann erregt. ll ihre Sorge um den Geliebten, ihre sefte Ueberzeugtheit von seiner Unschuld und ihr Wille ihm zu helfen lagen in dem Klang der zitternden Stimme. »Sie that mir leid —-— fce ruhtte mich —- und doch, ich konnte nichts fiit sie thun und durfte fest auch feine Zeit unnüh verlieren; ich mußte zu Ende kommen. »Wie lange? Liebes Fräulein, am Tage --«— in der Stunde »- in der feine Unfchuld erwiesen ifi, ift et frei. » Ich kann Jhnen jeht wittlich mehr nicht fagen.« Jch öffnete zum Zei-» chen, daß ich die Vespeechung damit für beendet hielt. die Attenmappe mit den jüngsten ftit mich bestimmten Ein läufen, die vor mit lag. Aber da ttat fie dicht vor meinen Schreidtifch hin, fo daß ich zu ihr auffeden mußte. m,Und Jde Versprechen DeeePlank — —-—i« fragte fie. »Mein Versprechens« Jckf wußte »in dem Augenblicke nicht, was sie wohl meinte. « s »Sie haben mir doch zugesagt, i mich fogletch zu verständigen wenn isfe wies in der Unteefueiuna sue C Aufklärung von diesem Zoll irgend wie brauchen thntenk »Ach so —- —!« ! »Den sich denn da bisher gar nichts ergeben -—— tch mein, gibt ei keine iMdgltchteit, daß ich dem Hetnmnn — meinem Bräutigam —- von Ruyen werden könnt ?« T »Ich schwieg. Eine seltsame Jdee schoß mit durch den Kopf. Jch sah dieses energische, kluge, thatbekeitr. Mädchen vor mit — und etwas war in mit, das ries mit zu: Die halte fest — die schiäe zu dem Sidnen Jene-, « wenn sie den rechten Muth dazu besitzt —— die tst die Rechte! . »Sie aber, die mein Schweigen sichs nicht deuten konnte sprach weiter: ( m.Sie haben mir das damals doch versprochen, herr Plank, und ich hab's seitdem an jedem Tag auf Jhre Nach-( richt sehnsüchtig gewartet. Sie glau ben vielleicht daß es mir an Muth fehlt um für Sie derwenddar zu fein —-aber Sie irren, was irgend einerI sich getraut, das will ich gern wagenJ Denken Sie doch, was für mich auf dem Spiele steht — er ist doch mein Verlobter ss- —- wir sind zusammen» ausgewachsen —- ich tenn ihn, wie ihn außer seiner Mutter niemand kennt ——·l und ich weiß, daß er unschuldig leidet. —- — Wagen Sie es mit mir —- wie immer es ist —- Sie sollen nicht ent täuscht sein Nur lassen Sie mich irgend etwas thun fiie ihn «- — , .Da gingen noch einmal prüfend meine Augen iider sie und dann war ich entschlossen und schlug meine Ak tenmaope wieder zu. »Gut, Fräulein Hoffmann, wenn Sie ernstlich wollen« dann sollen Sie den Versuch machen. an der Klä sung dieses Falles mitzuwirken —-" »Ja? Sie haben eine Aufgabe für mich. die vielleicht dazu führenl kann, daß man die Unschuld meines Bräutigams erkennt —-— -—?!" i »Ich niette. »Ich habe eine solche Aufgabe, zu deren Lösung Sie mir mehr geeignet scheinen, als alle meine anderen Mitarbeiter. Und es ist eine Aufgabe-, die Jhre ganze Klugheit. Ruhe und Uederlegung fordern wird.'« »Ja? Was ist es? Was soll ich thun?« Sie war Feuer und Flamme! oor Eifer und hing an meinem Mun de· als sollte ich ihr eine heiß ersehnte Botschaft verkünden. j (Fortsegung fotgt.) l Ist-entstund Hause-. I Der Geheime Kommerzienrath Pras. Paul Mauser in Oberndors am Neckar beging liirzlich die Feier seines siebziasten Geburtstages. Mit seinem im Jahre 1882 verstorbenen Bruder Wilhelm geschäftlich verbunden, kon struirte er das erste Hinterladunsgs e webr, das an Stelle ver Ziindna l durch einen Schlagbolzen die Pa trone zur Entzündung brachte. Wenn Drense durch seine erreiche mackende Erfindung deg- sünd nadelgeroelirs den ersten s nstoß zur allgemeinen Einführung von Hin terladungs - handseuerwassen gegeben bat, so ist durch die bereits aus dem Jahre 1865 stammende Erfindung Mausers zuerst den Weg zum moder nen tleintalidrigen Gewehr angebahnt worden. Das Drensesche Gewehr, das Gewehr, mit dem Preußen in den Krieg von 1866 eintrat, und mit dem Deutschlands Jnsanterie den großen Feldtug von 1870-—-71 durchläinpste, hatte die durch den Stich einer Nabel zu entzündende Pille zwischen Geschoß und Pulverlabung gelagert und schloß die Anwendung einer Patronenbiilse vollständig aus. Zur Lagerung der Zündville einerseite, weiter aber auch zu der des Geschosses diente ein sog. Spiegel, der, am die Patrone nicht zu lang werden zu lassen. von größerem Kalider als das Geschoß« das Lang blei war, und dem man somit die Ue bermittlung der Geschoßsiibrung zu wetsen mußte. Erst die Verwendung des Schlagbolzens an Stelle der Na del ermöglichte die Zurückverlegung des Zündmittels aus der Mitte der Patrone an deren Ende, bedingte aber auch gleichzeitig die Verwendung der slaschensörmigen Patronenbiilse. der man weiterhin die gaddichte Abschw sztkng des Gewehrlauss übertragen lonnte. Wie man einerseits hierdurch denVortheil einerEntlastuna des lstier schlusses gewann. wurde es seht auch möglich, dem legteren die Ausgabe zu zuweisen, die abgeschossene Pater-nen hiilse beim Oessnen des Gewebrs aus diesem zu entfernen. Es ließ sich ein Ausgieber anbringen, der sehr bald zum Auöwerser ausgebildet werden konnte. Die Mausersche Ersindung erm« lichte weiter die Uebertragung der schosssiibrung aus der-i Geschoß selbst und babnte somit nicht nur denl Weg zum Rheinwein-Mk sondern, wie bereits erwähnt. auch den Ueber gang zum kleineren Kaliben mithin zum modernen Gebet-n zur Schnell feueehanowoffe det Jettzeit Das Maufetfche Gewehr, wie ge sagt, bereits tm Jahre lM kon struitt. also ein Jahr bevor sein Vot gängek, das Dteyfesche Händen-beige nehu seinen ersten Triump? feierte, fand zunächst in dem Lande est-H, in dem seine Wiege gestanden, in Würt emberg, verfchlossene Thüren. Die Erfinder der neuen Kriegswgkfe gin gen deshalb vorerst ins Ausland, nach dem industrieteixben Nitsch. All aber im Jahre 1871 von Berlin aus eine Aufforderung on die Gebtüdet lJlauser rurTyeunayme an einer-ran turrenz für Ausbildung eines neuen Gewehrg erging, lehrten diese zuriick und sahen sich m ihren erneuten Ar beiten bald durch die Annahme des von ihnen vorgelegten Modells be lohnt. Das Mausergetvebr wurde als Gewehr-Modell 71 der deutschen Jn santerie überwiesen. Mit Ausdauer arbeitete Mauser weiter und konnte das zum Repetiers gewebt urngekinderte Gewehr 71 anr 27. September 1881 bei der Last-et ausstellung in Stuttgart Kaiser Wil belrn dern Ersten vorsiibren, wel ches Modell 71-84 Industrie-Rebe tiergetvebr, Kaliber 11 Millimetek sitt die deutsche Armee eingeführt wurde. Für Serbien wurden 4000 Karat-irren für Württentberg 19,000 Gen-ehre an gesertigt. Nach einer längeren Pause lonnte Mauser abermals aus Grund neuer Versuche ein neues Gewehr mit 9.15 Millirneter 1886 der türtischen Regierung in Konstantinopel verlegen, die im Jahre 1887 M,0l)0 Gewebre und 50,000 Aarabiner bestellte. Ja Oberndors wurden jetzt täglich FO Gen-ehre gemacht, und die Anwesenheit vieler türtilckser Offiziere brachte ein eigenartiges Leben in das lleine Nectarstödtchen Dann tonstruirte Mauler aber mals ein neues Gewehr Kaliber 7,65 Millimeter rnit Mantelrohr und Ma gazin für süns Patronen, das mittels Ladestreisrn oder Stint für Stück ge laden wird. Im Jahre 1889 wurde es, nach großem Kampf gegen dieKons turrenz siir Belgien angenommen. Ein neues Modell 90 erhielt die Tür tei und Argentinien, 1993 Spanien ein 7 Millimeter-Kaliber-Gewehr. das Paul Mauser inMadrib vorgelegt hat. ein großer Erfolg. Der türtische frü here Auftrag wurde auf 700,000 Stück erhöht 1893 IMSI erhielt Schweden ein 6,55 Millimeter-Kali her-Gewehr nebst Karabiner und 1893 die gesammte deutscheArmre dasMaus sergewehr Italiber 7,9 Millimeter, von welchem in Dberndorf 290,000 Stü gesertigt wurden. Jm Jahre .1896 erfand Paul Mauser die Selbstlades Pistole. Kaliber TM Millimeter, nnd führte sie Kaiser Wilhelm dem Zweiten bor: gegen 70,000 solcher Pistolen gingen innans in alle Welttheile. Sie zum Jnsantertegetvehre auszugestal ten, werden Versuche angestellt, die aber noch nicht endgiltig abgeschlossen sind. Bei ber italienischen Marine, bei der Palasttruppe des Sultans instan stantinopel auch in China und beim Vurenlrieg und überseeischen Reisen den fanden sie Ausnahme. heute sind gegen sieben Millionen Mauserroassen verbreitet, wovon 1, 770,000 in Oberndors gefertigt wur den. Als Armeeroafsen sind sie ein geführt: in Deutschland, Argentinien, Belgien, Bolivia, China, Chile, Co lumbia, Etuadon Kongostaat, Lurerns barg, Merilo, Persien, Peru, Portu gal, Serbien, Spanien, Schweden, Türkei, Uruguah. Nahezu 25 Millio nen Dollars sind seit 17 ahren da durch nach Deutschland ge lassen, die Fahl der Arbeiter i in Oberndorf irn Iahre1907 aus 70 angewachsen, neuneinhalb Millionen Dollars sind in 18 Jahren an Löhnen ausbezahlt wor den. Jn drei Werten arbeiten 2865 Maschinen und sind bei Volltrieb2800 Personen beschäftigt. Als Waffentech niler wird Paul Mauser unter den er sten unserer Zeit gerühmt werden. Jeft will auch Rußland eine Lu t ichiss lotte bauen. Wenn nur das da «k ausgeworfene Geld sich nicht vorher in den händen der Großfütsien verfluch tigt. . — . .- Tausendfach verlangt die Masse Zugeständnisse vom Einzel-umschm Hat darum umgekehrt nicht auch et das Recht, feine Persönlichkeit durch zusehen auf Kosten der Allgemein heit? - He se i Wenn ein Funken Liebe in ein he fällt, beglückt sie es, aber wenn sie alk Flannne lodett, verbeennt sie es. Seine Taktik. — —quv-- NR Advokat Mir sich) »Der Badetbauet wird mit allmählich zu vertrau. lich Jch bin froh, wenn et sein Geld vollends vetptozefsttt hat . . dann Hin-if ich ihn aber hinan-P ".