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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 7, 1908)
Der Puppenfpieler. Mittel-Roman von Karl Rosner. (9. JottsesungJ « Um hold zwölf stand ich, ausge ksfiet mit « dem rinnen Hand see-U g, das mir zur Oeffnung der hnun nöthig schien, sonnige Iksecki in der zähe feines Hauses nnd wartete auf Sidnen Jenes. »led darauf trat er ans dem ’ use und entfernte sich in der Rich- z sing nach dem Graben zu. Er schien Isllig sicher zu fein, denn er schtiiti ruhig, ohne auch nur einmal umzu seben, dahin. Ein Dienstmann der bisher rauchend an einem Laternen pfahl gelehnt hatte, fotgte ihm in einiger Entfernung langsam nach. Ich aber ttat fest in das Haus, tam unbemerkt über den Dot, die Treppe hinauf, vor feine Wohnung« »Und einige Minuten später stand Ich im Flur nnd schloß die Tdiir Hinter mit von innen gin« «Eine siiiotie Erregung war in mik, der Bund mit den Nochichliist fein ziztette klirrend in meinen hin-den« und mein Der-z schiug in Mel-en Schlägen — ich war mir klar bewußt, daß mir vielleicht die nächsten Augenblicke schon die Lö ng all der Fragen, die mich nun it Wochen quälten, bringen Tit Wochen quälten, bringen konn n. »So öffnete ich die Thür zum Ar seitszimmer des Sprachlebrers. Still send tahl wie damals, da ist« es zum ersten Male betreten hatte. lag es auch fest. Nur die Mich-er an der - Sand, die Bücher und Stripturen auf dem Tische, der ganz den Anblick bot, als wäre er vor wenig Augen blicken von feinem bis dahin in Ar beit oertieften herrn verlassen wor: den, gaben Zeugnis oon dem Geiste. der fonft hier thätig war. »Ich trat an den Tifch heran und slickte auf die bunte Menge von hef ten, losen Blättern, Schreibreauisi ten, aufgefchlagenen Werten nnd Purnalen nieder, die vor mir lag ine Scheu, die Dinge zu berühren, ieg in mir auf —- ein Gefühl der , bwehr, das ich lxinahe stets in fol cherl Fällen überwinden mußte, wenn ei galt, in anderer Leute Geheim nisse hinter dem Mitten des Besihers einzudringen Erst der Gedanke, dahderMannhierim Berdachder Mitwisserfchaft an einem Verbrechen stand, ließ mich dies Zaudern über winden. Und da fette ich denn mit seiner Arbeit ein. »Eilig und immer darauf bedacht, daß ich die Dinge ganz in ihrer alten Ordnung belasse. prüfte ich Blatt um Blatt, das ich da fand. Es wa: mein der hauptsache mathemati sche Arbeiten — tomplizirte. zufam mengefeste Wahrscheinlichkeitsrech nnge mit zahllofen eingeftreuten « sangen mit zahlloien eingeftreuteni grrmeln und Vertlaufulirungeml ·emlich achtlos ging ich über diese Blätter hin, ich suchte Besseres. Mich-l tigeres. Dann fand ich einige Schreibhefte, die von den Schülern stammen mochten — aber weder die Schrift des Herrn von Balassy, noch jene der Dame in Trauer war hierj vertreten. Als ich die Stripturenl auf der Platte des Schreibtifches er- ; lediat hatte· öffnete ich die Laden. --—? Mich sie enthielten nichts, was im« Zusammenhange mit dem Verbrechen stehen tonte, nnd meine Enttänfchung : wuchs. je länger ich unter diesen! Schriftstiicken, Brofchiiren nnd Noth-l dliittern suchte. l «Und doch -—— und Doch s— -—-’. Ich fühlte es trotz dieses Mißerfolgele stärker als je zuvor: Hier bei dem. Sprachlebrer, zu dem nun schon lot viele Verdachtsmomente führten,j mußte die Lösuna aller Dinze liegenJ «Vorsichtig schloß ich die Laden! wieder und suchte weit-er klticht nur das ganze Arbeitsziinmer durchinusl sterte ich mir snäberder Zorqf.rlt,s aus-« ans den puritanisch einfachen? Schlafraum nebenan. auf den Flur und die Küche dehnte ich meines Iachsorschungen aus. Aber nirgendsi fand ich Spuren. die mich dein Ziele seines Strebens näher gebracht hatten. »Im Küchensberde waren vor ganz kurzer Zeit größere Mengen von Pa Pceren verbrannt worden«-die schwarz auen Aschentheilchen der vertoblten glatter lagen zuoberst in dem Feuer taume,- und die Platte des herbeg sonte noch eine aelinde Wärme aus. ·r· diese Asche, die ich suchend durch stusterte, ob ich nicht hier oder dort ein ins susamrnenhang verbliebenei Blättchen ände, aus dem ich die Art set verbrannten Stripturen erkennen könnte war mit dem Feuerbaten in Ansige Theilckpn zerrührl worden. »Als sähe ich das ironisch lächelnde ,W des hageren Mannes vor mir, se me es mie, als ich meine Bemüh , ans diesen Aschenresten mir ei nen Sinn zu sehst-sen, endlich aufgab. Vers-ei in mir sträubte sich dagegen, das zit- meiner Untersuchungen hier erfolglos zu räumen All vie We fielen mir ein« an . Mist-E YUW ib Schräntzeug ihre Beute, belaftendes Werthftiicke und dergleichen »Ka bore zu legen« pflegen, und ich kann wobl sagen, daß ich tros der kurzen Zeit. die mir zur Verfügung stand, kaum ein Wintelchen in der Wohnung des Sprachlebrers undurchfucht ließ. daß kaum irgend ein Möbelftück oder Geräth. das zum Verfterle irgend wel cher Pia-irre oder sonstiger Dinge dienen konnte, meiner Prüfung ent ging. Jch klopfte Möbel und Wände auf verborgene hohlräume ab. durch fuchte die Polsterung des bequemen Le derfessels der in dem Arbeitszimmer den Sitzt-lag Sidnen Jene-T gegen über ftand, beiab das Innere der Oe fen und prüfte den Diesenbelaa des Fußbodens auf verdächtige Stellen. Aber ich fand bei all dieferMühe nichts — nichts! «Erft als es ein Uhr geworden war, ich alfo geben mußte, wenn ich mich nicht der Gefahr einer Ueberrafchung durch herrn Jones ausfetzenwollty gab ich meine Nachforschungen auf und verließ die Wohnung, in die ich eine Stunde früher mit I) bochgeftimmten «hoffnungen, mit fo gespanntenErwar tungen getreten war. Eine herbe Ent täufchung erfüllte mich. als ich das Schloß der Thüre hinter mir wieder verforgte und als ich dann, nachdem »ich vorsichtig die Straße wiederum Igewonnen batte. das unerwartet"nich Itige Ergebnis diefer Hauifuchung über-sann ,.Die Ueberzeugung daß derSprach- q lehrer in innigem Zusammenhange mit den Verbrechern stand. war durch den Umstand, daß ich greifbare Beweise hierfür in seiner Wohnung nicht ge sunden hatte, natürlich keineswegs in mir erschüttert. Die Thatsache. dgj auf dem herbe ganz kurz vor Ins-ein Kommen Strivturen in größerm Menge-n verbrannt worden waren, hatte meinen Verdacht nur noch be stärkt. Jch hätte mir nach allem dem nun kein Gewissen mehr daraus ge macht, den Mann ohne weiteres zu verhaften — aber wenn selbst ich das that, was tam dabei heraus? Wie derum mußte ich mir sagen: All das was meinen Verdacht stiisth das wa ren noch lange keine Beweise siir seine Schuld —- und er würde sich hüten, etwas zuzugeben und zu gestehen, das man ihm zunächst keineswegs beweisen konnte! Das alles waren Momente, die ihn wohl verdächtig machten, die aber anderseits auch völlig harmlvs gedeutet werden konnten, und die auf jeden Fall dem zwischen den Fingern zu nichts zerrannen der aus sie den Bau eines Jndizienbeweises stellen We —- Sv würde ich mit der Ver ihajtung nur einen Schlag ins Wasser gesiihrt haben — es würde damit zu den zahlreichen, voreiligen Berhastuns gen der letten Zeit nur nach ein neuer weiterer Fall kommen. Nein —- mit Gewalt war hier zunächst nichts zu machen! »Aber was thun —? Was thun?!" »Und wie ich sa in machtlvsern Eifer mein hirn danach zergriibeltr. wie ich wohl dem Manne arn besten beikommen könnte. da war es mir — swie früher schon — als sähe ich das ’hagere. ironisch lächelnde Gesicht ; spöttisch und hachmüthig vvr mir »Das Blut stieg mir oor Scham Und Zorn zu sich-) und gleich als hätte mich der Mann zum Kampf her ausgefarderL so war mir zu Muth. Nur jetzt nicht nachgeben! rief es in ; mir, nur jeyt nicht locker lassen! »Ich schritt weiter durch die Stra Eßen und sah die Menschen nicht, an s denen ich vorübereilte, und hörte nichts svon all dem regen Leben, das brau ,send rings um mich her taste. Nur Ldieser Mann mit dem mitleidig über s legenen Lächeln stand vor mir, und er jerfiillte all mein Denken. Die ganze Gestalt des Sprachlehrero rückte in. idieser Stunde, je mehr ich grübelnd jsann und überlegte, fiir mich in einz l ganz neues Licht, und Löst-eigen die . ich noch in der Nacht vorher als allzu s tiihn nnd als pbantaftisch von mir ge s ioiesen hatte, erschienen mir mit einem IMale nicht mehr als außerhalb von Idem Bereiche des Magus-reiten s »Mit jener Witterung, die uns auf Z unserer Jagd nach dem Verbrechen oft l mehr als alle klare Logik, alt alle faß · baten Beweise dem. Ziele nahe»bringt, l fühlte ich unumstößlrch klar, daß hier die rechte Fährte war. Und alles in mir sieberte, die neue Spur, die mich nach all den bösen Mißerfolgen nun lendlich vorwärts bringen sollte, um keinen Preis mehr loszulassern Als ich im Polizeigehiiude nach meiner Rückkehr den PolizeirathFranz traf, und der —- wie täglich mehrmals —- wiederum nach dem Stand der Dinge fragte, da ging mir's seltsam: Jch konnte ei nicht iiber mich gen-in nen, ihm ausführlich von dem zu spre chen,·eoai mich seit dieser Nacht so un abisissig beschäftigte und erfüllte« — Mag ei der ehrgeizige Wunsch gewesen sein« ihn erst mit einem vollen, abse fchloffenen Erfolg zu überrafchen oder die eiferfiichtige Sorge daß fonfi viel leicht ein anderer mit mir zugleich in die weitere Entwicklung der Dinge ein greifen wiirde und daß damit mein eigener Antbeil an ihrer glücklichen Lö sung vermindert werden könnte —- ich wüßte beut nicht zu sagen. was es war. Jch weiß nur, daß ich über die Ent deckung, die ich in der verflossenen Nacht gemacht hatte, ebensowie wie über die Erreigniffe des Vormittags schwieg. Und seltsam — ich empfand das Schweigen in diesem Falle nicht einmal alj Unrecht! »Als wäre dieser Kampf mit dem herrn Sidney Jones der Kampf um eine Lösung der geheimnisvoll verwirrten Fäden, die in dem alten Haufe des Sprachlebkers zufammen liefen, mein eigenftei Gebiet geworden, auf dem zu schlürfen ich allein beru fen war. fo war es mir. Jch hatte immer klarer ein Gefühl, als od das alles zufammenliefe in ein Ringen zwischen dem bageren Mann und mir —- und ich war bereit. diefen Kampf Mann gegen Mann mit ibm zu wagen. »Ich userschägte meinen Gegner nicht —- dach eben darum wollte ich ihn auch allein besiegen. »So beschloß ich denn, ibn noch ein mal in feiner Wohnung aufznfuchen und den Versuch zu machen. ob ei mir nicht doch mit Lift gelänge. Voribeile über ihn dar-anzutragen »He-g mochte etwa vier uhr Rach mittags geworden sein, als ich wie derum die Klingel vor der Thiir von Sidneh Jvnei zog. »Aber diesmal mußte ich nicht lange warten, und auch die Musternng durch das Guckloch unterdlieh. Schon wenige Sekundern nachdem der diinne Klang der Glocke herausgedrungen war, hörte ich innen Schritte, die Thiir wurde aufgethan, und Sidneh tJones stand vor mir. Schmal und « lang stand er da mit ein wenig vorge litrecktem Kopf, und seine scharfen. grünen Augen ruhten ielundenlang in den meinen. während sich der dartlole Mund zu einem teilen, hochmiithigen Lächeln verzog. »Guten Tag, here Jenes —- -.« sagte ich. »Er verbeugte lich ein wenig. und fein Lächeln blieb dabei bestehen. »Herr Plant — wenn ich nicht irre? here Richard Planl von der Sicher heitsvvlizei?« m.Ganz recht —- mein Name ift Plant —- ich hatte ichs-n vor zehn Tagen etwa’ das Vergnügen —- —" »Er trat in den Fur zuriick und lud mich mit einer überhöflichen Gefte ein, näherzutretem »Ja —- ja gewiß —- ich erinnere mich genau —- es war in der Ange legenheit von einem meiner verflos . fenen Schüler — wie hieß er doch? — ja, Angerer, Hermann Angeker.« »Ich niste. »Ja — und in einer Sache, die mit jener Angelegenheit im engsten Zusammenhange steht, din ich auch heute wieder gesamten-« »Er hatte die Thür seines Arbeits zimmers geöffnet und war dann hin ter mir eingetreten. »Nun wies er. mich zum Sihen auf » fordernd, auf den heaguemen Leder «sessel und feste sich mir gegenüber. » Zögernd nahm ich Plag —- ein Gefühl von erregier Beklemmung war in mir, tund ich mußte denken: in diesem glei ’chen Raume dift du vor wenigen Stun Hden allein und heimlich gewesen, hier haft du all die habteligleiten dezMans nes durchsucht, der jeht da vor dir list· - nichts davon ahnend vor dir sidt. Und zugleich wurde es mir in diesem Augenblicke noch einmal tlar, was sür mich mit der Unterredung, die jest vor mir lag, aus dem Spiele stand. Als ob sie sich verbinden wollten, um eines zu werden in dem bevorstehenden Kampfe, so drängen all die Andachts griinde, die gegen Sidnen Jones ent standen waren. sich jäh in meinem Kopf zusammen Keine Miene dieses Mannes, nicht die leiseste Bewegung —- nicht der geringste Zug seines Ge sichtes sollte mir entgehen —— sprung bereit wollte ich aus der Lauer liegen und jeden tleinsten Vortheil wahren. Und wehe, ioen er sich dann eine Blöde gab! »Es-hat sich da nämlich im Lause der Unter ——— --—« »Ich sah aus und stockte. »Da saß herr Jonei, sah mich mit diesen tleinen. scharfen Papillen, die wie zwei blante Radeltöpse aus fei nen grünen Augen stachen, an, wiegte bedächtig leise seinen Kopi. lächelte seltsam und rieb sich seine hande. »Und ohne sich um das zu küm mern. ioai ich sagen wollte, meinte er langsam und oersonnen: Ei ist doch Wlt merkwürdig —- seltsam,ist es— beinahe an geheimnisvolle Dinge, on telepathische Phänomene möchte mon glauben —- ——· Man lernt es wenig stens verstehen. mie manche sonst ganz leidlich kluge Menschen sich doch mit derlei Zeug besassen können. Gerade, als ob es so etwas wie Fernwirkung gäbe.« " »Ich schwieg noch immer still und sah nur sragend zu dem hageren Manne, der sich seit mit den lan n schmalen Fingern iiber die Schafe fuhr nnd immer noch ganz unver wandt aus mich herüberstarrte. Ein Unbehagen lam iiber mich nnd wuchs an, je länger ich so seine Augen aus mir haften sählte »Sie glauben nicht an Fernwir iungen?« sragte er dann »Nein ——— ich glaube nicht daran —- -—.« Halb mechanisch hatte ich geantwortet, immer noch etsiillt von den Fragen: Was sollte das? Wo wollte das binanöi »Und wieder fuhr mein Gegenüber langsam und versonnen zu sprechen sokt: »Nun ja —- das ist sehr wobl begreiflich — gerade Sie als Detettiv sind ja von otnederein ein Mann greisbarer T tsachen·. —- Und doch — tvas werden Sie mir sagen, wenn ich anen mittheile, daß ich seit etwa zwei Stunden beinahe fortwährend an Sie fgedacht habest« ’ »An mich?'· Jch siidlte meine Er ? regung. «Aber here Jenes blieb gleicher tnaßen ruhig. »Ja. an Sie, Herr Planl —- und .da. wie ich nach all dem Denken eben zu einem Entschlusse komme und mich daran machen will, an Sie zu schrei ben, um Sie um eine Unterredung zu bitten — da lautet es —-.— ich gebe zu öffnen —- und Sie steben vor mir! Seltsam ist’s doch aus jeden Fall —« «Jch zuckte die Schultern und sab gleichgültig in das sragende Gesicht des Sprachlebrers. »Ein Zasall. wie irgend einer! — Sie sagen. daß Sie mich um eine Unterredung ersuchen wolltens Um was handelt es sich?« »Sidneh Jones tniss die Brauen zusammen und strich sich sinnend iiber das spiße. glattrasirte Kinn. Dann sprach er. und eine lauernde Ironie lag dabei in dem Klang seiner Stim me: »Ich wollte Jhnen eigentlich nicht vorgreifen, herr Planl. Jn der That lassen mich ja Jhre ersten Worte ver muthen, daß ich-Ihren Besuch doch nicht »der Macht telepathischer Kräfte« s zu verdanken habe, daß vielmehr auch Sie durch-ganz bestimmte Griinde zu Jhrem kommen veranlaßt wurdens Jst es nicht so? Nun ja, es ist so —. Aber da Sie mich so liebenswürdig fragen. so wäre es unrecht. wenn ich schweigen wollte. Nun also: Jch wollte Jhren sachmiinnischen Rath — Jhren Beistand erhitten. Jch habe Beweise dasiir, daß irgend ein Unhe tannter während der Zeit meiner Ah wesenheit in den Stunden zwischen etwa halb zwölf und halb zwei Uhr Mittags mit Nachschliisseln in meine Wohnung eingedrungen ist und sich hier eingehend mit der Durchwiihlung meines Eigenthums zu schassen ge macht hat —- —« .Seine kalten Augen mit dem stechenden Blick lagen unverwandt aus mir. Und dabei hatten seine Ziige ei nen so undeutharen, so seltsam wesen losen Ausdruck angenommen, daß ei mir — —teoß der schars beobachtenden Ruhe, zu der ich mich hei aller inneren Erregung zwang »- zunächst nicht möglich war, das eine zu erkennen: Sprach dieser Mann hier wahr — wollte er meinen Rath - — oder durch schaute er mein Thum wußte-er, daß ich selbst hier meine haussuchung vor genommen hatte, und spielte er do ießt ein höhnisches, ein überlegen spotten dei Spiel mit mir. Dann stand auch noch ein anderes Fragen vor rnir aus: Was hatte er gesagt? .Jch habe Be weise —-— —« Beweise? Ja, hatte ichi nicht die größte Vorsicht angewendetSL Mich immer wiederum vergewissert,j daß alles in der alten Ordnung ver hliehen war —? Und während ich dies alles in drängender Eile über-I dachte, sragte ich schon: »Wie ——— man hat bei Ihnen eingebrochen? Man hat Sie herauht?" »Beraubi? Vielleicht s-- -—. Werth· — gegenstande oder Wektbpapiere zahle ich leider nicht zu meinem Besitz, und ob der Einbrecher, dessen besondere Abs sichten ich ja nicht näher kenne, aus seine Rechnung kam, vermag ich nicht zu sagen. Jch möchte beinahe daran zweifeln. — —- Tbatsache aber isi aus jeden Fall, das; jemand in der angege benen Zeit in meiner Wohnung war, und dass dieser Jemand sowohl all die Stripturen hier aus meinem Tische. wie auch den Inhalt meiner Laden, mein Mobiliar und meinen sonstigen sent durchschuüssen hat —. und weil derlei doch recht ungemütblich ist, so wollte ich —- da ich nun einmal das Vergnügen habe, Sie, heerPlant, als ein besonders sindiges Mitglied der Sicherheitspolizei zu kennen — Sie bitten, diese Sache in die hand zu nehmen« ,,Wieder trasen meine Augen schars in die seinen, aber wieder begegnete ich da nur jenem undeutbarensragenxdaj als böslich gelten tonnte oder als sor schend. als ironisch oder überlegen. »Sie sagten, daß Sie Beweise in hönden hätten?« stagte ich. »Ist stand ein leises Lächeln um die Lippen Sidney Zone-c »Ich dachte ei mit. do Sie ge rade sür diesen Umstand sonderee Interesse zeigen würden, herr Plank. Beweise —- ja —- getviß --— aber nieine Beweise sind nur subjektiver Art. Der » Mann bat mir natürlich nicht seine’ Visitenlarte dagelassen —- aber das kann man auch wirklich nicht von ihm verlangen. Immerhin, er hat seine l Spuren hinterlassen. die mich überzeu sgeie Ich weiß zum Beispier daß sin die Lage zweier Zettel zueinander m meinem Schreibiisch bei meinem« Weg gehen ein wenig anders oerschnrit als bei meinem Wiederkommen das mein Panierlorb dort vorher um nahezu einen Zentimeter weiter rechts stand als nachher —- und dergleichen mehr. ; Sie werden mich vielleicht iegt fragen· wallen, wieso ich die seithere Stelle dejl Papierlvrbes, die frühere Lage der! Zettel so genau lenne —- denn meins beachtet doch derlei im allgemeinenl nicht —- —?«' »Ich uictte nur. aber ich muß sa gen, mir war recht unhehaglich zu Muthe bei diesen Auseinandersegum gen. »Und Sidnev Jones fuhr fort: »Nun sehen Sie here Planl ich tvill Sie um Jhre hilse bitten, da muß ich ossen zu Jhnen sein. Jch ahnte so et was -— und habe mir daher, ehe ich ging. ein paar tleine Merkzeichen ge macht: Die Stellung »du Kot-bes, die Lage der Zettel s-— und noch einige Scherze dieser Ari. Wieso ich dazu lam, derlei zu ahnen?« Er lächelte fest wiederum ein wenig und blickte seine langen magern Finger an. »Ich din mißtrauisch von Natur —- und dann —- ich möchte Jhnen nicht nahe treten—-: aber unser Wien ist doch recht unsicher geworden. Die Zeitun gen sind voll von den Berichten iiber liihn durchgeführte Verbrechen, die Polizei scheint diesem Ueberhandneh nien der bösen Elemente nicht mehr ge wachsen zu sein. Man ist ja wahrhaft seines Eigenthuini nicht mehr sicher — lein Mensch lann dem andern mehr trauen. — — Denken Sie selbst: vor svierzehn Tagen sagten Sie mir, daß Hsogar einer meiner Schüler. ein jun Igr Mann, der hier aus diesem Stuhl gesessen hat, den Sie sent innehaben, Antheil an einem Eint-euch hat! — llnd dazu lam, daß deute Vormittag ein Mann hie war, der mir verdächtig schien — »t5in Vaaabund? Ein Bettler?« »Nein, so meine ich das nicht; der Mann nnr Staatsbeamter — Steuerbvte, und er ist unschuldig und steht der Sache seen » das weiß ich fest « »So —— —?« Jch athmete erleich tert aus. lFortsetzung svlgt.) SO-— UIIO saht-echt der Its-. London, im Juni. Jn England nno erst recht im Auslande betrachten ewisz viele Leute die Bewegung ssiir Frauen stimtnrecht ausschließlich vom Witz kliitterStandvuntt besonders jene angenehme Sorte selbstbewußter Her ren, die jede Schrittstellerin und Stu dentin einenBlaustrumvs, Malerinnen stets Malweiber benennen. Wir wol len die grundsäsliche Frage nicht an schneiden u. nur die eine Thatsache er wähnen, daß mehrere herrschet, die nicht als willenlose Werkzeuge ihrer Berather, sondern aus eigener-Einsicht nnd Thattrast Englands Macht ge inehrt haben, Frauen gewesen sind. Wie man sich nun auch zu der Frage des Stimmrechts stellen mag -— man muß anerkennen, daß der große Umzug oon mehreren tausend Frauen, die vorn Themse - Etnbantment nach der Aldert Halt zo « einen wiirdigen, ja imvonis renden indruet machte. Fiir den Ge schmack des Auslönders ist zwar mit derartigen Kundgebungen reichlich viel »Klimbim« verbunden, wie der Berli ner sagt, an hundert große Banner, zahllose kleine Zähnchen, verschiedene Musittorvs. Kutschen mit Blumen schmuct und bebiinderten Peitschen usw.; aber das ist nun einmal allge meine englische Sitte, der als nüchtern verschriene Brite erwartet von solchen Auszügen ein buntes Theatergepriingr. Der Zug, dessen Vorbeimarsch un gesähr dreiviertel Stunde dauerte, be stand vorwiegend aus Frauen und Mädchen der gebildetern Klassen; es befanden sich nur wenige Frauen in dem typischen Bank-holidah-Ausqu, abgeschabten Pelztragem sleuigen FSammetmiinteln und verbeulten schwarzen Strohhüten, dazwischen. Die Frauen der untersten Stände haben eben so bitter mit der Noth des täglichen Lebens zu tämpsen, daß ihnen der Gedanke an Bech tigung im össentlichen Lebens fern: lie en muß. Neben der bagerms eckigen, puritanisch einsachen Da-« me, der en lischens Gouvernante des Lustspiel-, reitet ein behaglich-s Welttind in elegant totetter Sommer-" toilette, die erste mit tiihlem, entschlos senerit slich die zweite ein tlein wenig beschämt und mit verle enem Lächeln humoristisch gesinnien uschauern ein Zugeständnis machend. Alte Damen mit silberweißem Scheitel marschrren tapfer die lan Strecke, dann vsolgen wieder junge ödchem gebraunt«vom Sportbetrieb in sreier Lust, tn»ietchter jBlase und mit elastischem Schutt- Elst --»--,- «- -.,-.-,-»-» ——------4 share Bärgerfrauem vie Poetemonnaie ·und Beutelchen in übereinander geleg ten Linden besorgt vor sich tragen. zäiin tlerinnen, die denLiberty-Schleier « malerifch um hat nnd Frisur dravirt Ihabem blasse, nervöfe ächreiberinnern eine Schaufpielerin« die in heroifchetn Bühnen chritt dahinzieht, viele interes sante, charfgeschnittene, von emsiger Dentthätigleit durchgeiftigte That-te teelöpfe hinter einem Banner, das die Jn fchrift Florence Nightingale trug, la men eine lUnzahl Krankenvflegerinten mit ihren tleinen Dauben. langenMäni teln, weißen Kragen und Manfchetten. mein sehr samt-ethische Etsdeinungun die vielfach durch händeilatfchen de griißt wurden Die verschiedenen Richtungen der , rauenbewegung machten sich oft iiui erlich trink-: die Ertremen lümmerten ich nicht um ironische Zurufe und teu aen eine tamvfesmuthige Miene sue Schau-. mildere Naturen dri.ktten sich, geängstigt von der Menfchenmenge, schüchtern usammen wie Schafe, um die der bis Ige Bund lreift. Aber das ioeiblicheGemiith verleugnete sich nicht; in meiner Nähe hielt eine Zufchauerin ein hübsches, fröhlich trähendes und nach den Fahnen angelndes Blian auf dem Arm; kaum eine einzige e streitbaren Amazonen schritt vorbei, ohne dem Kind zu enickt zu haben. Die Meni League for Womens Sass rage hatte ihre ftiirtern Arn-e angebo ten, um die Banner zu tragen; von dem freundlichen Anerbieten war nur in vereinzelten Fällen Gebrauch gemacht worden. die Frauen schienen beweisen zu wollen, dass sie auch körperlich der Männerwelt gewacher seien. Manch mal hielt eine Stange die andere, zer ’brechlich fchwaniend, wenn der Wind »das Tuch blähte, aber es schritten auch junge Waltiiren dahin, die die schwe kren Fahnen mit kräftigen Armen mei :lterten. i Nübrend war die echt frauliche, nrit )lsatmlofer Wichtigthuerei verbundene LGewiffenhaftigteih .in der maus IFrauen des verantwortungsvollen Am tes walteten, die Fahnenbänder zu bal ten: ich fab ein kleine-, dieses, turshaas tiges Persönchem das. bei einer Stil tung des Zuges von der Fahnenträge rin abgedrängt, mühfam hüpfte und idäe Arme unsre-te nur« um den Zipfel Band nicht fahren lassen zu müssen DieBanner enthielten zun- Tdeil Stuf lchriften, ums Theil waren sie mit tssnftvollen Stickereierr geschmückt Das Banner der hausfronen zeigte eine Lampe und das häusliche Feuer. das der Lehrerinnen eine goldene Leiter-. »ein der ein .Kleinling« herauflrabbelt, die Musikerinnen führten Dorfe und jPanflöte inr Wappen, die Bureauquseis sterinnen drei Federn. die Maler-innen seine Palette, die Studentinnen von iOrford eine duntelblane, die von iCamvkidge eika hegen-us Form-. Viere Banner trugen die Namen hervorra gender Frauen. Hinter den Fußgängrrinnen kamen viele Gefährte. Zuschauer hatten sich am Samstagnachinittag, der in Gn »lan«o betanntlich ein halber Feiertag ift in großen Massen angesammelt, auf einzelnen Straßen ftanden sie in vier und fünf Reihen hintereinander Meift befchriintien sich die Luni-ge zdungen auf Lachen und Lächeln. Be »fonders jüngere herren, die vom Doch Ider Omnibusie den llmzug überfchaus lten, fühlten sich heiter angeregt; un jparteiifch tann der Chronift feftftetlen, daß auf den diimmften Gesichtern das iLachen am breitesten war. Anziigliche Bemerkungen die etwa der Kutfcher eines Laftwagens herunterrief, wurden von den Frauen mit Heiterkeit hinge nommen, dantbar wurde jedes Tuch Ilchwentem jeder Beifall-ruf auiitirtx Neben uns ftand einige Zeit ein here mit rothem sinnigen Gesicht. langen Bartftoppeln, fchmieriger Kappe und durchlöchertem Rock; er hatte ungebeu res Vergnügen im Bewußtsein feiner überlegenen Männlichteit. Die dum men Weiber da —- fo lafen wir feine Gedanken —- wollen Stimmrecht! Sie mögen etwas gelernt haben, sie mögen sich wacker durchs Leben schlagen —- es sind doch immer nur Weiber. Meine rau sollte mir mit fo etwas kommen! ch prügelte sie braun und blau! Viel leicht thue ich das auch ohnehin, wenn sie heute wieder von ihrem «WochenW Brot fiir die unnüsen Mlge getauft hat. will meinen Schnaps haben, wozu in ich fonft der Herr! i Nach den legten Kobeldepefchen war Petsien alles ruhig. Vielleicht wurde dieseNnchticht zur Rachtzeit abgesandt, während jedermann schlief. s- - · Manche Leute wollen nie, sondern »möchten« blos. Eine liebe-old Musik«-. Freundin: »Mein Mann ist ziem lich anspruchsvolL Jeden Abend will et mögtestssenza h be ch » M us kau: » s a i meinem ann gar nicht angewöhnL Der bei-Instit gis-IN stets Mit Küche-I will er mal was Wurme-, dann kriegt et neu .«