Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 31, 1908, Zweiter Theil, Image 16

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    . f Die Sptnchkundige.
Use M Kätbe von Bäcker.
G war auf der Fahrt nach Genua.
seit Aschenen war die Gesellschaft
II eines Wagenan eine ganz
Mietsendh alles Bergniigungörei
feude fiir Italien, mit mehr oder we
MEchusiaimus und Kenntniß
, was sie dort in der Fremde
erwartete. Am lebhaftesten beschäf
tigte sich die Unterhaltung mit der
enge der Verständigung in dem er
ehntem Lande. Für alle diese reise
lufiigen und reifemuthigen Leute war
die itakieniiche Sprache der größte;
Stein des Anstoßes und das Schreck-— ;
Nil-CAN das die zu erwartean Ge-(
utisse grause-sen begleitete.
Nur eine Thichbarim eine dicke, fehrl
lebhafte undf wie es schien, thaten
dnkftige, kleine Dame, ließ sich von
ideieser allgemeinen Sorge wenig quä
n.
»Geh-n Sie«, vertraute sie mir in
einem angenehmen Gemisch site-teu
sifchen und rheinländischen Dialettes
an, »was spielt bei mir qat keine
solle. Ich flitze nur so durch Ita
lien durch und gehe nach der RI
viera. Nach Nizza, was, wie Sie
wissen müssen, zu Frankreich gehört.
Ich holst nur mit dem Französischen
zu thun und das spreche ich ganz
perfekt. Ja. wirklich, ganz perfekt.«
Dazu fah sie mich mit drohenden
Augen an. als wenn sie einen Zweifel
gegen die Perfettion in meiner
Seele vermuthe und ihn im Keime
erng wolle.
Mir kam aber wirklich dergleichen"
ar nicht in den Sinn. Warum
sollte diese kleine, diae Dame nicht
persett stanzösisch sprechen? Beson
ders da see es selbst behauptete?
Nur daß sie bei ihrem Fliyen
durch Italien gar nichts von der ita
lienischen Sprache brauchen würde.
schien mir fraglich, und so erlaubte
ich mir die bescheidene Bemerkung:
«Gewiß, das ist ganz schön und aus
reichen-d siir Nizza, das bekanntlich
K Frankreich gehört, aber bis Sie
hin kommen, gebt es fortan sast
unauigesetzt durch Italien. Da tön
ueri doch vielleicht Verhältnisse ein
treten, die eine italienische Verstän
digung oerlangen.'«
Sie sah mich geringschätzig an und
schüttelte stolz den Kopf.
«Das macht mir gar nichts. Mit
Quem Französisch kommt man auch
rch ganz Italien, babe ich mir
gen lassen, «- und mein Franzö
s ist persekt!«
der der drohende Blick. Ver
Mtert wagte ich nur noch die
ralgu »Armes Sie denn gar tein
renisch7«
«Uicht die Bohne!« triumphirte sie
Mulden-ask »Aber ich hab’ mir
lassen, das sei auch durchaus
nicht nöthig.«
Gut, mir konnte es recht sein.
III wir aber in Luino anlang
ten und ej dort zur unvermeidlichen
reoision ging, entschloß ich mich
. die kühne Reisende mit dem
ekten Französisch etwas im Auge
zu behalten.
Sie ries und winkte aus dem
Bahnsteig nach allen Seiten hin:
«Gepäcktriiger! Gepackttägeri Pauk
Uini Na, das ist ’ne Witthschast!
Natürlich, italienische Lumpentvirth
Musik« ·
Hören Sie, Mannchen! —- Nein,
so’n SpisbuU Na, was nich is,
das is nichtt«
Damit hatte sie seelenstolz resea
nirt und dem Beispiel der anderen
Ueisenden folgend, denn die »facchi
ewi« sind in Luino rar, packte sie
ihren handlosset entschlossen selber
an und segelte dem allgemeinen Rei
endegstrome nach zur Zollreoision.
ch elt mich tückisch lächelnd in
ihrer Nähe; mir ahnte so etwas
von amitsanten, erinnerungsroürdigen
Steuern die sich wohl in ihrem Ver
kehr mit den italienischen Beamten
abspielen würden und die ich nicht
gerne versäumen wollte.
da stand sie nun purpurroth und
satteird an der sollt-unt
»Sie da, Mannchen, können Sie
sich nicht bald absertigen Jch
b' nichts bei mir, was zu ver
uern is. Ich geh’ überhaupt nach
izza —- ich tann’s Ihnen aus met
nein Billet zeigen — also dass gar
seines Sinn, mich biet zu visitikent
Lieber herr, monsreur —- bitt’ schön,
ich hab' schon ausgeschlossen! —
Dai lan Harten is mir in den
Tod inn- deti — Ach Gottchem tei
tcer oon den Kerls hörtk So rä
sorrirte sie slott vor sich hin. Da,
tun hatte P den Zollbeamten glück
lich etwisch!.
»Hier, liebes Mannchen, seh’n
Sie —- nsichts als was ich brauch’.
Alles natürliche Dinge. — Na, man
nich so kumgrabbelM Unordnung
lieb’ ich nich! Sie, höt’a Sie nich!
Da is fa nichts Böses dein! —
lt, halt, liebes Mannchenk Das
nd fa da unten nur alles Schuh«!«
Der Beamte hob unentwe t die
Sachen in die höhe, ohne Ich um
Ihr Reden zu küwmmetu Da war
ihr ein Gedanke gekommen! »Ach so,
set Kett M mich ja nick! Mon
sruy bitte, metci —«
M sie-Ue an Ehetleys Tant
fhtem staff-Mem »M)
site-— deutet«
—- sueeci — ais-ei als
Füll Seh See —- unt
den Des-ten am Arm
s- Iiseriff Wien
with wehrte- et sie mit ein
paar sattchtsweifenden italienischen
Zotten ab nnd kla die andere
Välfte des fndk erj auf. mn
auch dort Iebi on zu halten.
JSoleiL fpletll Versiedt der
Schafskodp mich nichl Doltl Das
sind ja wieder nichts wie alte Stie
l, weil ich doch Ballen bab’ und
Hmit den Füßen so empfindlich bin!
Hören Sie doch. Mannchenl Bonteille,
.monsieur, soleil et bouteille —- weiter
nichts!«
Kopfschiittelnd hielt der schwarzäst
gige Jtaliener in feiner Arbeit inne. .
Ob er vielleicht noch perfekter fran
zösifch sprach als meine Reisebegleitei
tin und sich die wunderbaren Worte
»Weil et bouteille« richtig überseheni
konnte?
Lächelnd fah er die Gewaltige an i
die mit der auf Flaschen gezogenenk
Sonne tm Koffer sprachgewandt undi
herzenstetn durch Italien zog. Dann«
winkte er gnädig mit der Sand und
ging weiter.
Am Ausgange des Zollfaales stieß
ich mit meiner Nachbarin wieder zu
sammen. Augenscheinlich hatte sie
mich bei der aufregenden, all ibre
Geisteöktäite in Anspruch nehmenden
Scene nicht in ibket Nähe bemerkt,
denn triumphieend nickte sie mir zu.
»Alles vorzüglich abgegangen! Jch
bab’ mit dem Mann franzöfsch ge
sprochen, und schlanlweg bat er mich
verstanden. Seb’n Sie, es macht gar
nichts, daß ich das alte dämliche Ita
lien’sch nicht ganz beherrsche! Mit
’neni perfetten Französ’sch kommt man
durch die ganze Welt!«
Sprachs und trabte siegeösicher
nnd selbstzufrieden mir voran in den
Wartesaal.
Das stigeschit der satte-leiern
Madame Duegne, die Wittwe eines
kleinen Beamten in Paris, versügte
über eine so beschränkte Pension, daß
sie kaum den nothdiirfiigften Lebens
unterhalt mit dem Gelde zu bestreiten
vermochte. Um sich das Leben etwas
angenehmer zu gestalten, etablirte sie
sich als Lartenlegerin Das Glück
wollte ihr wohl, und das »Geschäft«
ging glänzend. Nach einigen Mona
ten hatte die findige Madame Duegne
bereits 500 Franks gespart. Das Geld
pflegte sie stets in einem kleinen Beu
tel neben sich auf den Tisch zu legen,
wenn sie den Damen die Zukunft mit
gebeimnißvollen Gebärden verkündete
Vor einiger Zeit erschien b«i der Kar
tenlegerin eine elegant gekleidete
junge Dame, um ebenfalls einen Blick
in die Zukunft zu thun. Madame
Duegne erklärte ihre Besucherin, daß
sie sehr bald und ganz unverhofft in
den Vesih einer größeren Summe
Geldes kommen würde. Aber. so
fügte die Kartenlegerin mit umdästev
ten Gebärden hinzu, die eine Karte
hier will mir nicht gefallen. Es sieht
beinahe so aus, als wenn Sie. mein
Fräulein, Unannehmlichkeiten mit den
Gerichten haben sollten. Nach diesen
Worten verließ die Dame auffallend
schnell die Wahrsagerin. die bald zu
ihrem eigenenSchaden einsehen mußte.
daß sie diesmal genau die Wahrheit
gesagt hatte. Mit der Besucherin war
auch das ersparte Geld der Kuttentr
gerin verschwunden Die Diebin war
nach den Worten d«r Wabrsagerin
unverhofft zu einer größeren Summe
Geldes gekommen, und die prophezei
ten Unannehmlichleiten in den Gerich
t dürften ebenfalls nicht lange auf
si warten lassen.
qw
M ein-literarischer sriefwechseh
Als der grofze Dramatiker Eugen
Scribe sich bereits eines großen Rufes
erfreute, ging ihm eines Tages von
einein französischen Aristokratein dem
Grafen L» der sich auch gern einen
Namen in der Literatur gemacht
hätte, folgendes Schreiben zu: »Ich
mache Ihnen den Vorschlag« sich mit
mir zu der Abfassung eines Dramas
zu verbinden. Sie schreiben das Stück
ich nehme die gesammten Kosten der
ersten Jnszenirung aus meine Schul
tern, als Autoren stehen wir gemein
sam auf dem TheaterzetteL Den ge
schäftlichen Vortheil sollen Sie ganz
allein haben, ich selbst arbeite nur des
Ruhmes wegen.«
Unverziiglich ließ Scribe ihm die
folgende Antwort zu Theil werden:
»Den Gras! Jn meinem Leben ist
es mir noch nicht gelungen, Pferd und
.Esel gemeinsam vor meinen Wagen zu
spannen. Jch muß daher Ehr güti
ges Anerbieten danlend able nen.'
Die Antwort des Grafen lauteteq
»Ihr-e Ablehnung unserer literari-"
schen Urbeitsgemeinschaft habe ich er
halten. Es sieht in Ihrem Belieben
hren offenkundigen Bortheil auszu
chkagen, aber noch lan nicht, mich
deshslb mit einein Pfer zu verglei
chen.
IV
»Unser Feldle hat ’sqgt, wir
foll’u unstre Brief« in der Erst-tu -
stund- ichreib’u!... Dös nennt r
a« Erholqu!«
WlMMtsszeu
Der«Riicken« - Marien
Ein unangenehmer höhnischer Zug
lag um seine Lippen, als ihm die auf
Sachbesehädigung lautende Anklage
barg-lesen wurde. Man sah ei ihm
an, daß er dem Gerichtshof zu sehns
fen machen würde.
«Ob ick mir schuldig betean Ner,
so wahr icl Märter herge. Die Frau
gehört uss die Balle-gebaut Aber na
ktierlch, wenn ern Weib sich dazu ab-i
«jerichtet hat, det sie bei jede lkejenil
heit ihren Thränensack zum laden
bringen kann, denn hat sie det Mit
leid us ihre Seite.« — Vors.: BestreiY
ten Sie denn, die Fensterscheihe im
Omnibus eingeschlagen zu haben? —
Angetl.: Aus Verschen is et geschehen
und dasor kann man nich. Die Zeijin
nehme ick nich an. sie is mir feindlich
jesinnt. indem sie mir wejen strafba
ren Eijennug anfezeigi hat. In die
nächste Woche habe ici Termin. «
Vors: Ja, Sie haben bei ihr gewohnt
und sollen gerückt sein. Das hat aber
mit dieser Sache nichts zu thun. Er(
zählen Sie kurz, wie Sie dazu geloms
men sind, die Scheibe zu zerschlagen
Angetl.: Dei mag woll ungefähr 4
Wochen her sind, als ick an den be
wußten Morjen am Webding in den
Omnibus sieije, wo allens bis us eenen
Plah besest is. Jck sehe mir hin; als
icl ustiete, trieje iel aber eenen jelinden
Schreck als ick sehe, det ici beinahe
Knie an Knie jejeniiber von die
Meiern site, wat meine dollste Busen
seindin is. Sie war ooch sehr roth un
vergoß einige Thrönen Weenen dhut
sie ieberhaupt immer. Jn den Kasten
war eene sürchterliche Lust. Die«
Meiern war in die Marchthalle jewe
sen, us’n Schooß hatte sie een Netz
strainm voll Bollen un Jrünkrani, uss
ihre eene Seite lag een Packet mit
Limdurger Käse un us die andere een
weißet zusammenjehundenet Dhuch
ohne tenntlichen Inhalt. Der janze
Wajen war so voll schlechte At
mosphäre. det ia det nich aushalten
tonnte, objleich hinter mir een Fenster
ossen war. Ja stehe denn us un will
ooch det Fenster hinter die Meiern os
sen machen. Aber da tam ia schön an.
Dei tönne sie nich verdrajen, in so’n
Zug zu sinni, oh ick ihr vielleicht zu’n
Rücken - Mütter machen wollte. Den
ten Sie bloß, Herr Jerichtshos, det
sollte eene Spihe jejen mir sind« indem
iel doch Mütter heeße, un sie mir doch
wegen »Rücken' aniezeigt hat. Un da
bei derjosz sie wieder reichlich Thrünen
wahrscheinlich über ihre eisene Nieder
trüchtiateit Ader wat sollte iet ma
chen? Ja sehte inir siille wieder hin
Ru hatte ict sür meine Olle eene Krute
Weißdier mitjenoinnien. die ick so vorn
zwischen meine Knie hielt· Nu mag
det Bier wohl durch det Schütteln von
den Wajen un durch die hitze rebels
lisch jeworden sind: denn mit eenem
Male sieht det eenen Knall wie’n Ka
nonenschusi, un der Proppen slieat ab
un det Bier schießt in eenen hohen
Strahl heraus un jerade jejen die
Meiern. Det wurde nu een allgemei
ner Ussiand, un die Meiern läßt
ihren Bollensack fallen und stellt sich
mir wie son’ horendet Kängurnh so
mit die Fäuste jejenieher un wischt sich
denn det Jesicht von Bier und Ihrs
nen ab un behauptet seien den Schafs
ner, det icl den Proppen mit Willen
losjemacht hätte.
Vors.: Das wird auch wohl so ge
ltkksen sein. — Angetl.: Nee, jewiß
nich, mir war det Bier dille zu schade,
um et ihr in’t Jesicht zu jießen. Na,
th Schutt-set sagt. ick soll taus; irr
wkll gbet nich. Nu war vei abek so
heiß in den Kasten jewotden. det ooch
Mk MVTM Mkdk Lust hoben wollten.
Die Meter-n mußte zusehen, det yet
Fenster hinter ihr runterjelassen tout
dt, wobei sie wieder ditterlich weente.
Both Wenn Sie ais-: jeti nicht
zum Schluß kommen einzier ich
Ihnen das Wort. —- An etl.: Blei
gleich am Ende, here spricht-M
Also nach een histen is meine Fahrt
IU Eupts Jck stehe us un will mir
tsusbeieben Da muß ei mir passi
MI- M ick Us een Blatt ausrutsche,
was die Meiern aus ihr Jemüsmq
gefallen war. Jst tann mir in den
schwankenden Wagen nich haltet-,
mache mit den Hintertsrper eerie halbe
Schwentung nach lints un muß mit
wieder sehen. Aber nich us mein-u Cl
ten Plat, nee, iel solle mehr als ick mir
sehe neben de Meiern us'n Sis hier«
un jerabe us det injekniipperie Ta
schentuch. Na, die Bescheerung ibnnen
Sie sich denken, da waren Blaubeeren
drin. Dei war jerabe, als wenn eine
mit Blut jefiillte Jranate jeplahis
Hviira Die hölzerne Bank hat ei jas
nich geschadet, aber ick haite helle ho-»
sen an. Die Meieen schimpste un ver
geß Ströme von Thriinen. Sie be
hauptete, bei iet bei rnit Willen jebahn
hätte, bloß um ihr zu schikaniren, wo
bei ick ihr aber meine Dosen zeigte«
wo der Sasi man immer so runier
lies. Der Schaffner verlangte von mir
50 Jennige siir Reinijnng bei Wa
geni, un objleieh ick an bie Jeschichie
unschuldig war wie«n Eint-, habe its
aber doch berappi, um weiter ieene
Umstände zu haben. Aber bei ick wü
theub war, all ick rnii mein rothet e
mälbe us die hinterseiie an'n Wo en
W. m bestreit- ia ais-; Ac- m
Oasen sieh wieder in Bewegt-n seyn
sehe it ierabe die Meiern ihren eiten
Mitten, is lasse mir den meine
hinreisen us will ihr inns Uds «
wenigstens noch ernen Laufs von an
ten russ rnit die siertrute in’t Jeniete
jeden, un dabei ieschad denn det Un
jliick. Ali ist mit den Schaffver as
det Trittdrett verhandelte, hatte die
Metern det Fenster wieder hachjezogen
wat mir in der Rage entjangen war.
So is et jewesen, un wenn is aus
Versehen spat kaput mache, it et teene
sSachdeschädigung nich. Da habe ist
mir bei eenen Vollsanwalt nach er
«tundigt. — Vors.: Sie scheinen sich
die Sache recht nett zurechtgelegt zu
haben. .Wir werden mal die Zeugin
Meter hören.
! Jnsosern hat der Angeklagte Recht
die Zeugin vergießt ohne Veranlassung
viel Tbränen und ist troy aller Er
mahnungen nicht zu beruhigen Auf
der Beweisausnahme gebt hervor-, daß;
der Angellagte die Scheide vorsä lich
zerschlagen hatte aus Wuth darüber I
daß er 50 Pfennige zur Reinigung(
des Wagens bezahlen mußte. Er wird
zu einer Geldstrafe von 20 Mart ver
urtheilt. Jn zorniger Erregung ver
läßt er den Saal. Frau Meier weiß
sich vor Wehmuth nicht zu fassen.
Zeu- Oeschthte see tapetr.
Schon im 15. Jahrhundert wurde
die Anregung zur Betteidung der
Wände rnit bedrucktem Papier durch
holländische und britische Seefabrer
aus China, dem Wunderlande des
Papiers, nach Europa gebracht. Es
waren bilderartige Bogen, mit denen
man dort die als Trennungswände
dienenden Paravente bekleidete, die
man sich als Kuriosunt mitbrachte, urn
sie als Andenken an die überstandene
gefahrvolle Fahrt in der Schreibstube
aufzuhängen. Bereits um 1600 stell
ten die Pariser »Dorninotiers" ihre
Marmorpapiere ber, die hauptsächlich
zum Beleben der Truhen dienten, viel
leicht auch schon als Wandschrnucl ber
wandt wurden. Ali älteste Urkunde
über die Tapete betrachtet man, wie
die »hohe Warte« berichtet, ein Pa
tent vorn 21. Mai 1.684, welches Karl
der Erfte einein Jerorne Lanber zu
London ausstelltr. Dieser nannte
östlichen Beziehungen «Londoindiana'«
Nach Ueberlieferungen toll bereits
1620 ein Scheidenmacher. Namens
Francois. zu Rouen vermittels Scha
blonen Tapeten hergestellt haben. Den
eigentlichen Tapetendruck vermittels
geaoirter Nadeln wandte zuerst Jean
Papillon zu Rouen 1688 an. Bis
usn die Mitte des 18. Jahrhunderts
wurde der Tapetendruck rein band
wertsrniißig hergestellt; CHat-eilen ent
standen zu jener Zeit in England und
Frankreich. Louij der Sechzthnte in
teressirte sich außerordentlich fiir die
Iapetenfabritation und wandelte das
dedeutendste Etablissement der Art,
die Tapetenfabrit Nebeillons, 1784
zur Königlichen Tapetenmanufattur
um. Diese beschäftigte gegen 300 Ar
beiter, und bedeutende Künstler, wie
Fari, huet, Prieur, Dessais J. L
David, der spätere glühende Revolu
tionär, lieferten fiir sie Entwurfe zu
herrlichen Tapeten. Leider war die
Blütbezeit der Königlichen Tapeten
manufattur nur turz: sie wurde arn
14. Juli 1789, dem Tage der Postil
lenerstiirnrung geplündert und demo
irt.
steigert-seien
Ein neuer Leckerbissen Jn Kap
stadt, ebenso in verschiedenen anderen
britischen stolonialstädtem namentlich
auch in Australien, genießt man seit
klung schon Pinguineier auch fei
MW V« eukvptjiseben Aus-edler Der
Geschmack dieser Eier soll bei weitem
angenehmer sein, als derjenige der
hühnereier, und dabei sind die erste
tm doppelt so groß als die legteeen
Nun hat man kürzlich eine verhält
nismäßig bedeutende Ladung Bin
guineier —- 4800 Stück —- nach Lon
don gebracht, und dort haben sie rasch
beisällige Aufnahme gefunden, sodaß
weiten Sendungen bereits unterwegs
sind. Das Dotter der Pinguineier ist
weiß, und das sogenannte »Eiweisz«
derselben grün. Diese eigenthümsiTe
Färbung befremdet wohl anfänglich,
doch gewöhnt man sich bald daran.
Das Jnnere der Kiebigeier z. B. sieht
noch viel weniger ästhetisch aus, und
doch wird ihr Genuss dadurch nicht be
einträchtigt Die Verdaulichteit der
Pinguineier ist sehr leicht. Der Preis
dagegen stellt sich, bis seht wenigstens
in London, noch recht hoch, da diesel
ben in vierzehntögiger Fahrt von Kap
stadt aus nach der britischen haupt
stadt geschafft werden müssen· Einge
samrnelt wurden jene 4800 Stiia aufs
Inseln an der Ost- und Südtliste:
Afritaö; dieses Einsanrmeln selbst’
und der Tranivori nach dem Ray
daueeten acht Tage. So sind also die
Pniguineier, wenn sie auf den Früh
siiickitisch eines Londoner Gourmands
sont-nen, mindestens drei Wochen alt.
Teoidem waren sie noch frisch-dank
der vortrefflichen Kühlhaltung bezw.
sorgfältigen Verdachte-g an Bord.
Gelingt es, sene Tranivottftkft abzu
ttiesen and in großem Maßstabe Ver
vackungieinkichkvugts Alls M Mi
skq zu treffen, wobei namentlich die
leichte Zerbrechlichteit der Pinauins
km berücksichtigt werden wüßte« so ist
es nicht ausgeschlossen dasi die neue
Vetteatese bald eine gewisse Bedeu
ttung als Loltsnabeungsmitiel er
«langt. «
See-er suchen-rieth
Stlt Muts Eduard Vli. ali der
be eleidek, so gilt der herzog von
Nor olt, einer der ersten Granden
Englands, so ziemlich alt der am
schiibigsten angezogene Mann unter
unseren Vettern jenseits des Ozean-.
Alle Wigbliitter machen sich seit meh
reden Jahren lustig dariiber. wie we
nig der Herzog aus seine Kleidung
gibt, und ej zirtuliren in der Lon
doner Gesellschast mancherlei Unetdos
ten, welche darthun, in wie unange
nehme Situationen so ein Herzog ge
rathen kann. wenn er seine Anziige
nicht bei Pool oder noch sashivnablern
Schneidern arbeiten läßt Jn Rom
wurde der herzog in einem thel
einst von einer Dame mit den Wor
ten angesprochen: »Sie sind doch wohl
Coot’scher Fremdensiihrer «- seien Sie
mir doch bitte ein wenig beim Ver
laden meiner Koffer behilflich, es soll
Ihr Schaden nicht sein.« Ein ande
res Mal ries ihm ein Londoner
Schlöchtrrgehilse aus der Straße zu:
»halt’ mir doch mal mein Rad daJ
mit ich rausspringen tann." Jn«
Portsmouth endlich passirte dem her-i
zog von Norsolt eine etwas unange
nehmere lleine Geschichte: Ein dortigJ
gre Ladeninbaber suchte aus dem Weges
der Annonce einen hauitnecht Denl
ganzen Vormittag iiber hatten sich
Leute bei ihm gemeldet, er hatte auchI
schon einen Mann engagirt und wurdes
allmählich ärgerlich, als immer neuer»
Zusluß von Haustnechten sich durch
die Ladenthiir in sein Geschäftslotal
ergoß. Ali nun der herzog von Not-i
iolt seinen Laden betrat, um irgend»
einen Gegenstand zu tausen, und ge-»
rade mit den Worten begann: »Ich!
möchte gerne —- ——-'·. unterbrach er
ihn miithend und schrie: »Ich weiss
schon Sie möchten sich gerne vorstel
len aber Donerivetter, Mann, ma
chen Sie schnell, daß Sie wieder hin
aueltomrnen, der Posten ist schon seit
drei Stunden beseht. "
——————————
Friedrichs des Ieise-e Idee-laws
bese. s
Es will nicht recht glaublich erschei-’
nen, daß Friedrich der Große, der?
Sternum vkk Philosoph auf dem!
Throne, abergliiubisch war, aber es isti
doch der Fall gewesen. So ließ er!
von General Tauensien alles genaul
aufchreiben, was ein fchlesiicher Wahr-»
lager, Lucaj, der im Laufe des Sie-l
benjährigen Krieges sich hören ließ,
über die Ariegsereignisse prophezeit
hatte. Auch die bekannte WeisiagunH
von Lehnin ließ er hervorholen undl
deuten. Er glaubte auch an glückliche;
und unglückliche Tage. Als ans M
Oktober 1787 die Schwester des Prin-(
zen von Preußen sich vermählte, fragtej
er vorher den Bräutigam, an welche-n:
Tage die hochzeit lein sollte, Sonn
tags oder Dienstag-, und fügte hinzu:
»Mir nicht an einem Montage, denn
dieser Tag ist nicht günstig. Ich habe
an einem Montage nie eine Bataille
gewonnen!'· Die hochzeit fand am
Sonntag statt. Andererseits aber«
spottete er über den alten Dessauer, der
auch den Montag fcheute und sagte, er
hab ezwar viele Astrologen und Pro
pheten angehört, aber nur Altweiber
märchen und Unsinn gefunden
W
Ist eine Geists-.
A.: »O. glauben Sie mit, der
Rausch birgt manche Gefahr in sech!«
Wams-ab »Da dabens schon Recht,
denken- nut, was mit neulich im
Raufche vsfsitt ist, da bin ich doch ei
nem Mäßigkeits-Veteia beigetketen!«
Inst-ede.
Richter: »So-gar die schwersten Lei
«den haben Sie drieflich behandelt!«
Kutpfutfchen »Nun ja, wegen
der Ansteckungjgefaht!«
Die M W ·
Shmmssechismidnsen Hm Werth
ins Vertrauen« ich erwarte einen Cos
iegenhit« der sehe Hatt im umpen
ist. Wenn der M, di Se tnir
name-en. tun-W säbeli werden —
gkben Sie init sk v drei Des-sieh daß
iekz ver ihm gen Schein schie, so zu
sagen den Mahlek« umhe.
[ (Det «nverttng wird schlos
;sen. der Wirth iebt die Z allers.
sRnch zwei Sinn n. da Niemand ge
konnnen ist nnd der Zecher allein fort
gettnnken dat:)
Wirth: Bitte also zahlen! »
Dei Zeche-: Sie sehen ja, daß mein
College n i cht gekommen ist, ich kann
also. ohne Gefahr fiik Sie, wie ge-·
wöhniich schuldig bleiben.
Durch die Its-Ie.
»Sie sehen ja so mißvetgniigt aus.
Was ist denn kos?'«
»Ach, es ist zum Raiendwetdem
Mache ich da heute einen Spazier
gang über Land, um Veiichen zu su
chen, und wissen Sie. wem ich da be
gegne? Meinem Schneidetik
»Nun. der Mann hat Sie doch nicht
etwa gemahnt2"
«Gewissetmaßen ja. Er suchte auch
Blumen und überreichte rnit mit
iächelndet Miene ein —- Vetgißineiw
nicht«
Ein neuer Tris.
Frau A.: »Um zu erfahren, ob
Dein Mann dem Hained stöhnt, giebt
es nur ein Mittel: Du mußt immer
heimlich in der Nacht seine Taschen
reoidiren und den Baarbestand seit
stelle-U
Frau B.: »Das habe ich auch eini
ge Male gethan, doch er scheint es ge
merkt zu haben. Denke Dir, als ich
mich neulich, während er schlies. an
sein Beintlied heran-nachte, guckte
aus jeder Tasche ein geladener Re
volver hervor.«
Ein Widerstände-is
Bei Justizrath fund ein Gnttensest
statt. Der Amt-Richter hatte seinen
Plan in der Laube aus luree Zeit ver
lassen« und inzwischen ha te steh ein
junger Neserendar an ieine Stelle ge
sest Als der Amtsrichter weit-kann
wurde er start von Fliegen nnd Mii
tten beliiiti t. Ein besonders ani
dringliehes gnielt entlockte ihm den
Austrei: «Doanerrpetter, da siht ja
wieder das verfluchte Biest.« Da
sprang der Reserendar erschrocken an :
»Ich itte tausendmal um Entschul -
gang, herr Amterichterl Bitte, neh
men Sie ei mir nicht übel, ich wu te
wirllieh nicht. daß das Ihr de
nur!a
Wes-.
Agenh »Na —- hanelbauer —- laßt
doch Euer baue auch oersichern!«
beneide-um »Na! Mi lriagt nea
rnand mehr dran!«
Agenh »Die paar Pfennige monot
lich Dafür-, wenn wirklich ein Mal
heur geschieht ——- -—-«
hanelbduer itriithend einfallend):
Je neichiebt aber lanc! Und wenn i
amal a wengerl nachhils, nacher sper
rend mi ein, —- denn i bin holt o
Pechvogell«
Der Unsre Grund
Dser siebenjährige Herrn-Inn ift bei
seiner Großmutter sum Kasse einge
laden· Umltöndlich zieht er ein Paar
Oandschuhe aus feiner Tasche, um sie
lich noch umständlicher über die Fin
ger zu streiten.
»Aber das ist doch gar nicht nö
Hibig«, meinte teine Gro mutter.
ltreundlich lächean »dann müßte ich
giir ja auch eigentlich welche anzie
en.·'
.Gelt«, erwiderte der Kleine treu
herzig, «du magst dir deine Riigel
auch nicht gern pudenf«
Sirt-lam
IM» -
qmtk
« .·«Me cui Jst-! Muth mit ver ui r «
Sie u stä wohl is- ihe getöuschw .- «"" O« wird MW
»Rec, bloß vertechnet!«