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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 31, 1908)
Nach dem Sturme. sie-non von s. Reui. (1. FortsegungJ ·cr ist dreiundzwanzig Jahre alt; worden, Herr Schenken«, erwiderte der alte Prokurist, »und ich möchte «Isiusiigeu, er ist ewandt und sicher is seinen Entschließungen Jch glau It nicht, daß er sich in der angedeute ten Beziehung wird leiten lassen.« »Er bleibt noch ein Jahr unter mei ser vsrsmundschastlichen Gewalt, Herr Zelle, und nachher — das wird sich its finden. Vorläufig rathen Sie ihm, Instinng zu sein und nicht jedem Mädchen nachzulaufen. Und hier ist Ue Anweisung aus zweitausend Mart In die Lasse, ich wünsche aber zu er en, wozu das Geld gebraucht wer soll.« . »Das fragen Sie ihn selbst", mur Ielte des alte Prokurist und ging hin III. Zweite-Es Kapitel. Der Gegenstand dieser Unterhaltung eilte unterdessen hastigen Schrittes nach der Wohnung des ihm besteundeten Arztes aus den «Vorseyen«, um den selben so rasch als möglich an das Leanienbett des alten Pietro zu bo len, seines Diener-, —- vielleicht hätte man richtiger sagen können, seines reundes. —- der schon dem Vater un eres Helden viele Jahre hindurch ein treuer Begleiter gewesen war. Nun war er über Nacht plöslich schwer er trantt, und der junge Gebieter hatte keinen Augenblick gezogert, persönlich die beste Hilse zu suchen. Enrieo, oder wie er im Schenken chen Hause genannt wurde, Hinri.ch atta, präsentirte sich als ein brünet ter junger Mann mit lohlschwarzen r und Augenbrauen, dem Erbtheil des Vaters, und prächtigen blauen Au Sm die er ebenso wie den schlanten uchs und die eleganten Bewegungen von der Mutter, der Schwester des Herrn Schenken, geerbt hatte. Als tanm neunjähtiger Knabe mit seinem Vater von Bera-Cruz nach Hamburg übergesiedelt, verlor er diesen schon nach einigen Jahren, genoß dann eine sorg siltige Erziehung im Hause seines Onkeli, besuchte später die Handels atadsemie und trat vor drei Jahren in das Geschäft der Firma »Johann « rich Schenken«, vorerst als Volan tor« um vielleicht später —- ja, wer konnte das wissen! Er hatte von der Mutter eine tüchtige Portion Eigen willen und einen gewissen Ernst ge erbt, der mit seinem Atter sonderbar kontrasiirta aus der anderen Seite war ihm das weiche Gemüth derselben nnd ein schwärmerisches Interesse siir die Kunst Zu Theil geworden, welches von jeher der Familie Schenken, und so auch dem gegenwärtigen Haupt der elben innegewohnt hatte und Veran siung gewesen war zu der prächtigen Semiildesammlung des alten Hauses tn der Deichstraße· Nicht lange nachdem der jungeMann seinen Platz im Comptoir von J. H. Schenken eingenommen hatte, miethete er sich aus den Rath des alten Herrn Zelle eine tomsortable Wohnung in der Vorstadt St. Georg, nahe der Alster, wo er schöne frische Lust und die töstlichste Aussicht genoß. Er hatte dort auch Raum sür Diener und Pfer de und betheiligte sich an allem mög lichen Sport des jungen Hamburge. Er bewunderte seine heranwachsende Tousine und scherzte mit ibr wie mit einer jüngeren Schwester ohne im ge ringsten aus die ost mehr als deutli chen Winke der Frau Schenken zu ach ten die ihn, dem Plane ihres Gatten entsprechend, bereits als tiinstigen Schwiegersohn und einstigen Chef der. Zirma betrachette. Er verstand dieses nspielungen nicht oder schien sie nicht verstehen zu wollen wurde aber im Laufe der Zeit doch ein immer seltener 1 Gast der Schenten’schen Familie wah- 1 rend er Theater und die besseren ös- : sentlichen Concerte sleißig besuchte und Mr Besucher der KunstauttionenT war, die in Hamburg ost die kostbar-« kn«Se!tenheiten unter den Hammer brachten. s Er hatte seinen Freund, den Dok tor Binden nicht zu hause gesundean derselbe sei nach dem Kenntenbause gegangen, wurde ihm aesagtx so schritt denn Matta eilia den Neuen Wall entlang, um aus dem nächsten Wege. nach der Vorstadt St. Geotg zu ge langen, wo das Krankenhaus liegt. Am Innesernstiea begegnete ihm seine des-sin- ne Schenken mit eimk gw hen Rappe am Atm. Schon von heitern hob sie die band empor, um» mit einem kräftigen Schlag in eine Rechte fallen zu lassen, dann , Met- sie stehen. »Bedin, hinfiel-F »Wu- ist ernstlich erkrankt, und U stehe Doktor-Pindu. Wohin willst du schon so suchs« · »Deine Statuts« tkes die junge dem-e Jebt der nochf Zu uns kommt « et nisn mehr; bringe sen doch »ma! . Ist Uheriestmußich ottzut Mal Htepelst Du auch schon in ·»Oel?« « · It in Wassetsatbetn vorlauskg,« — eiserne sie ein wenig pikiet, »sobald G M Oel set-missen bin, will ich Dich malen, vorher aber tonnnt Frau Doktor Sieht data-U - .Wai, dieses Steletts Und gar in Oel? Scheide unt die Farben! Ader wer ist denn Dein Lehrer, der solchen Frevel duldet-P : ..Meine Lehrerin, willst Du sagen-it Ja, rathe einmal! Höre, sie ist wun derdiibsch und sie kennt Dich!« Damit schleuderte der Wild-sang die Quid des Vetters weit von sich und schickte sich an. übei die ichmutzige Fahrstraße in ein Deus zu gehen, welches die stolze Jnschrist trug »Mädchenpenstsnct von Frau Dol tor Gießer« »Else!« rief der junge Mann. »aus ein Wort noch-wie heißt die Leh rerin, bitte, sag’ mir!« ·Rein! Nein, Muster Eniico!« klang es neckiich zurück. »Es schickt sich gar nicht siir mich. hier mit einem Herrn solange zu reden. Wenn Papa uns sähe!« »Ein meinst, er würde böse wer n, »Das habe ich nicht gesagt!' rief sie lachend. dann war sie in dem Hause drüben verschwunden «Allerliebste Heer« iliisterte der junge Mann, indem er rascher vor warts streckte. Ali er gerade am Partale des Hetel Beloedere vorbei gehen wollte, trat der Gesuchte ihm entgegen, um in eine Droschte zu itei gen. Rasch erfolgte die Verständi Hängf und beide fuhren nach Mattas u e. Während Dottor Binder sich zu dem Kranken begab, schritt Matta in seiner Wohnstube unruhig aus und ad; er war sehr besor t um den alten Diener und begierig, s Urtheil des Arztes zu vernehmen. Der schöne elegante Raum, geschmückt mit einer Reihe guter Bilder hervorragender Meister neuer und älterer Schulen, enthielt mächtige, von tundiger Band und mit Geschmack ausgewählte Mö bel aus seltenen hölzern, deren Be züge oon hordeauxrother Seide an genehm harmonirten mit Portieren und Borhiingen Vor dem modernen Kamin aus weißem Marmor lag ein prachtvolle-: Reusundlönder von un gewöhnlicher Größe und hlinzelte, leise rnit dem Schweise wedelnd, fei nem herrn jedesmal zu. wenn dieser an ihm vorüberging. Dem aniin gegenüber befanden sich zwei Fenster, und zwischen ihnen eine Glasthiin die aus den Valton führte, oon wo man die entzückendste Aussicht aus das Bassin der Außenalster hatte. Eben trat der Groom ein und trug in einein zierlichen Korbe gespaltenes Buchenhoiz zum Kamim er mußte heute die Dienste des Kranken mit versehen. ,Mmeyer, besorgen Sie Frühstück und eine Flasche Portroein,' sagte Matta« Sehen bleibend; »die Wirth stbsstetiss wird Ihnen das Nöthige verabsolgen. Wo das Geschirr sieht. wissen Sie doch.« »Ju- Bett-« »Wie geht es Pietro?« »Er hustet viel, here Wattax na. nun ist ja der Doktor endlich gekom men. Soll ich iiir den auch ein Gedeck auslegen?« »Ja gemäß« »Der Pietro glaubt, er muß ster hen.« suhr der Mensch in seinem holsteinischen Dialett fort; »er wäre nun sechzig Jahre alt, und älter würde nie Jemand in ieinee Fa milie.« »Den Blödsinn habe ich ibm aus-F geredet,« sagte Dotter Binden der eben von dem Krantenbeiuche zurück tebrte, »und ich babe ibm bewiesen, daß man in unteren nordischen Ge genden um süniundzwanzieL Prozent langsamer lebt als drüben, daß er folglich biet sünsnndsiebzia Jahre alt werden muß, wenn er in Beracruz nur sechzig erlebt böttr. Uebrigens bat er eine tüchtige Lungenentzüw dung." » d »Kann das gefährlich werden« Bin :r?« »Nun — sa,« erwiderte der Arzt, «indeß, Pietro ist noch sebr rüstig und wird’s wobl überstehen hast Du Jemand, der in die Apotheke geben tann und allerlei Anderes besorgen?'· »Sicberlich, homeyer wird es thun, die Pferde müssen schon ’mal einige Stunden allein bleiben.· «Gut! Nun gieb mir Papier und Schreibzeug.« Doktor Binder setzte sicb und schrieb, während hemmen der mit dem Frühstück erschien, in leisem sTone von seinem hern den Besebl er hielt, sich zum Ausgeben bereit zu halten. vorher aber n Stall abzu schließen .Soi« sagte der junge Arzt und stand ans. »Dies Rezept tragen Sie in die nächste Apotbete, dann geben Sie in die Steinstraße Nr. Bl, in’d ORDNUNG und geben diesen Brief ab, bringen auch, wenn irgend mög lich, die Frau —- eine zuverlässige» Kranientpiirterin,« wandte er sich anJ Matta —- «gleich mit her und nebmen ; aus dein Uiitltvege die Medizin ini Eint-sang- Jch werde derweil bei Dir bleiben, mein Junge, damit Dank-Itl ebne Hilfe bitt' - J Umsle Und nun. W, se Dich und las unseinroenlsstsh ten.« das geschah dean auch. und eine gute Cigarre folgte dein Mo le. Als dann begab fes der W there zu seinem Diener, urn ibrn ein paar tröstliche Worte zu sagen. Zurückge kehrt, stellte er sisch vor den Kantin. wars einige Scheiie Holz aus die Flammen und sagte: » Man sieht Dich fest so selten beis in nein Onkel, baß es sogar Eises ausgefallen ist; sie beklagte sich vor bin doriiber.« « »Spi« Der junge Ar t war dunkelroth e worden und beschäftigte sich plöil eh sebr an elegentlich mit seiner Tiger-re Dann ragte er: »Wo bait Du denn Fräulein Eise heute schon gesehen?« »Im Jungfernstieg vorhin, und mit einer riesigen Zeichenniappe be waffnet. Aber Scherz bei Seite, Willn. hast Du irgend etwas Unan enebknez gehabt mit Onkel oder ntei Du weißt, ich werde gern Deine Partei ergieisen wenn ies sich irgend — thun läßt. Du bist dort ebenso heimisch wie ich vielleicht noch mehr als ich.« .Gewesen, alter Freund.« erwiderte der Arzt. ,Glaube mir, N habe dort neulich ein consilium abeundiers halten von einer Deutlichteit, die nichts zu wünschen iibrig läßt« «Consilium abeundi!« wiederholte der andere erst-sinnt »Mensch! wie ist das möglich! Als Dein Vater bei Vertheidiguna der Bart »Henriette' hegen die chinesischen Piraten sein Leben ließ. nahm sich doch mein On tel der Wittwe semi- oesten Kavitiine und des Sohnes warm an: er liesz Dir die Wahl Deines Vers-seh er schielte Dich schließlich aus die Uni -versitiit, verschasite Dir Stipendien Soviel ich weiß. hat er Dich seit den zwei Jahren Deiner Niederlassung hier noch immer unierstiiht, und Deine Mutter auch.« s aMeine Mutter.« llanza es bitterj zuriich «hat allerdings bis vor etwa! sechs Jahren, bis sie zu ihren Ver wandten nach Hamburg rog. eine tleine Pension von J. h. Schenken er halten, und mich hat Dein Onlell während des Studiums ebensalls un terstützt Aber nach meiner Nieder lassung ale praktischer Arzt habe ich reinen Schilling wieder von ihm em dsangen und das ist ganz in ver Ordnung. Ich würde von ihm auch nichts nehmen: und wenn ich sein hau- noch immer wieder besuchte, so geschah es, um —- wegen der Ande ren.« «DU, Willen höre: da ioir nun einmal aus dies Kapitel gekommen sind-ich habe mich schon immer ge wundert, daß Deine Mutter nicht i Dir wohnt. Sage mir mal ausrich tig. warum ist sie von hier fortgezo gen, warum siehst Du meinem Ontel fest so- so sein, warum würdest Du von ihm teine Beihilfe anneh men?« Doktor Binder roar ein schlanter biibscher Mann, unter dessen braunem Kraushaar ein paar dunlle tiese Au gen hervorblickten. die den Beschauer unwilltiirlich anmutheten und na mentlich bei dein weiblichen Theile seiner angehenden Praxis ein unge theiltez Interesse written. denn Ehr lichkeit, Intelligenz und ein wenig Melancholie sprachen aus denselben. und le tere. das heißt, die melancho lilche uaneirung, hatte während der letzten Monate offenbar die Ober hand gewonnen. Die Frage seines Freundes schien ihn ties zu berühren, denn er siüste den Kops auf die Hand und sagte nach längerem Schweigon »Meine Mutter iit fortgezogen von hamburg, weil —- roeil es ihr nicht mehr hier aesielz vielleicht kommt sie einmal wieder." »Das ist keine Antwort ans meine Frage, Toktor,« bemerkte Mattaz »das heißt weiter nichts ais: sie ver zog von hier« weil sie einen Grund dazu hatte. Wenn Du aber iiber die Angelegenheit nicht sprichst, so ist es etwas Anderes-, dann schweigen wir davon. Jch kann mir nicht denken, daß mein Onkel die Wittwe des Man nes, der in seinen Diensten das Leben einbüßte, vernachlässigt haben sollte.« »Das ists ja eben!« ziirnte der junge Arzt. »Im Gegentheil, er nahm sich ihrer so warm an, daß sie es vorzog, hamburg zu verlassen. Erst neulich ist mir dies ganz klar gewor den.« »Und wann hat sich das zugetra geni« sragte Malta mit Spannung. »Kurz nach meinem Ahgange zur »Universität. Bis dahin hatte meine jMutter geduldet —- um meinetwillen Und ich — ich —- es ist ein furchtba res Verhängnis mich zieht es mit ei sernen Klammern nach dem hause in der Deichstrasze, und doch müßte ich ej, als treuer Sohn meiner Mutter, slieben. Aber ich babe ja nun das consikium abeuneii——« « «Bitte, erzähle, Wille-X . »Da ist nicht viel zu erzählen,« suhr « Doetor Binder fort· »Der drei Ta gen trieb es mich wieder hin; ich trqs Deinen Onkel und seine Frau auch an, aber Eise kam nicht zum Vor schein. Es schien eine wunderbar schwiile Atmosphäre zu herrschen, end lich fragte Dein Onkel, wie ej mit meiner Praxis stände- und aus meine Antwort: »Noch ziemlich mäßigt meinte er, ich rniisse jede stets Stunde zu hause zubringen, theils um zu stu diren, theils unt gleich bei der Dann zu sein« wenn einmal geschickt würde. »Geh lieber nach hause, studen sagte er sulesh »das-sit VI nichts der siiuinst.« —- Mie siel vor Staunen beinahe bee hut aus der hand, den ich gar nicht einmal abzulegen brauch te, und ich Miin Onkel noch immer nach, als die Thiie sich längst hinter ihm geschlossen hatte. denn ee drückte Hch seigertoeise, angeblich utn in's Coknptoir zu gehen. Aber due Räthsel sollte nicht ungelöft bleiben; Deine Tante, die bekanntlich an einer hysierischen Suada leidet, wie wenige Damen, ward zur Pdthia und breechte mir techi theilnehmend bei, daß fest, da ihre Tochter erwachsen, der häufige Besuch eines gänzlich unvekmögenden junges Mannes, zumal von so lie benswürdigen Eigenschaften ihrem Manne nicht erwünscht sei, der beson dere Pläne mit Else vorhabe. Mit einem Worte —-—« Er wischte sich mit der band über »die Augen und seuszte tief. J »Meine Tonte isi ein Schafk« trö Istete Matten »Und wenn Du gleich die Flinte ins Korn wiesst, bist Du -— nimm es mir nicht übel, lieber Doctor —« « T »Nicht viel besser, willst Du sagen,« ergänzte der andere. »Magft Recht haben. aber in meiner Lage —- sieh, ich will Dir ossen gestehen, was Du vielleicht längst dermuthet hast, dies kleine Elle ist mit lv ans bete at wachsen, ich habe das reizende Kind so lieb, daß ich wahnsinnig werden möchte bei dem Gedanken. ich solle ihr Elternhaus fortan gänzlich meiden. Und doch ist ei vielleicht das Beste, denn wir lange wirds dauern« so haben die Eltern sie unter die Haube gebracht.« »Das hat noch gute Wege, alter Freund,« lachte Matta; »derjenige, aus den mein Qntel es abgesehen, wird sich von ihm nicht entern lassen, glaube mir. Cousine Eise ist ein rei zendes Kind, das unterliegt teinem Zweifel. sie ist die Beste der Familie und ich habe sie sehr gern, aber ich glaube, ein Finger Deiner hand ist ihr mehr werth als meine ganze Per kiorn und sollte ich mich hierin nicht«-· stät-schen, so helse ich Dir: also rnit ianderen Worten, wenn sie Dich will. so gebe ich Euch meinen Segen.' Der junge Arzt lächelte, aber das Lächeln hatte einen Anslug von Weh muth. »Deine Tante in ihrer volizeiroid rigen Ossenherzigteit,' sagte er. »den tete auch entfernt die Motive an, die Deinen Ontel leiten bei dieser meiner Verbannung aus dem Paradiese. Du bist demnach fest bestimmt sür Eise, oder sie siir Dich, was dasselbe sagen will, und zwar aus Wunsch Deiner verstorbenen Eltern, nach gemein! schastlich getrossenern Uebereintorn: men.« »Wai soll das siir ein Ueberein kommen sein?" sragte Matta ärger lich. »Da wird meine Tante wieder einmal gründlich was zusammenge tlatscht haben; sie ist doch entseslich beschränkt« »Ich habe sie auch examinirt nach allen Regeln der Kunst." suhr Doctor sinder sort, »aber sie gab nichts wei ter von sich; sie wüßte selbst nicht mehr von der Sache, und es würde ein Ungliitt geben« wenn ihr Mann ersiihre, daß sie mir so viel mitgetheilt habe; sie verlasse sich aus meine Dis tretion etc. Schließlich erzählte sie mir noch. Du triebest Dich mit Fräu lein Westermann umher. Das sei ge radezu beleidigend siir sie und die Ih rigen a cause Deiner Stellung zur Familie, und ich sollte Dich doch ad-v halten von solchen Verirrungen.« Jeyt war die Reihe zu erröthen an Malta, und er besorgte dieo auch möglichst volllonirnen. »Ich habe schon vorhin gesagt.« grollte er, »meine Tante ist ein großes Schaf, sonst würde sie nicht Dir ge rade solche Kommission zumute-en Aber um noch einmal aus die Ab machung zurückzulommen—Du mußt mir beipslichten, daß ich ebenfalls eine Stimme habe in so wichtigen Sachen; mein Vermögen verwaltet mein Herr Onlel und Vorm-und noch ein Jahr lang, meine Herzenbangelegenheiten aber besorge ich allein! Das fehlte noch, daß er sich auch da hineinmischte; ier wird mir überhaupt unbeauem snachgerade Wenn ich ietzt Geld von Iihrn verlange, so gehe ej nie ohne Ver drießlichleit ab; gestern bat ich um zweitausend Mart, weil ich ganz ab gebrannt bin, und da sehte ej Redens arten —- ich sage Dir — und schließ lich den Bescheid, er wolle ej überle gen.« «Aber Mensch, wozu brauchst Du so viel Geld? Oder hast Du wieder Bilder gelansti« »Nein, diesmal hat der Mammon einen anderen Weg genommen,« sagte Matta und lachte hell aus, »ich hatte mich nämlich einige Tage zuvor gänz- T lich ausgeoliindert —- zu milde Zwecke. Es war eine köstliche Geschichtel« »Die must Du erzählen.« bat Doc toe Binden «ei ist ohnehin ein ange beochenee Morgen, und meine anderen Kranken warten bis Nachmittag. Also losl« »Du weiht,« begann Malta, »das ich vor länger als Jahressrist hierher zog in dieses Haus« und zwar auf den Rath des alten lieben Zelle, dem ich noch dantbar dasiir bin. Als ich tanrn einige Wochen biet wohnte, es war im November vorigen Jahres. er schienen eines Tages zwei Damen bei mir mit Sammelliften fiir milde Zweite; ich glaube fiir Arme. fiir ber fchömte Arme und bedürftige Wschnes rinnen. , Die ältere ter Damen war eine Frau Henscheh Wittwe eines Tabatsmallers, die weiter oben in dieser Straße wohnt, die andere ein furchtbar häßliches altes Mädchen. Gerade im Begriff auszureitem nö tbigte ich aber doch die Schönheiten zum Sisen und schrieb. um sie los zu werden« rasch in jede der Listen eine anständige Summe. »Ich hatte während des ganzen Jahres-nicht wieder an diese Kollekte gedacht, als neulich. deute vor acht Tagen, Pietro mir zwei Damen mel dete; ei war wie damals. ich hatte gerade mein Pferd bestellt, um ein we nig auszureiten Jch ließ sie natür lich bitten, einzutreten, und da kam denn voran wieder die alte tüchtige Mama henschel und hinter ihr, statt der häßlichen Begleiterin — wie soll ich Dir meine freudige Ueberraschung beschreiben. als ich dieses Mädchen. das ich seit Jahresfrist mit innigem Entzücken beobachtet dabe. in meiner Stube erbliatr. Dieses Haus ist nämlich nur durch eine schmale Neben ftraßr. wie Du leben kannst. von einem winzig kleinen häuschen getrennt, den Garten dieses häuschens lann ich von meiner Schlafstube aus übersehen und —- weiß Gott -—— ich habe manche Stunde damit zugebracht. wenn Fräulein Westermann dort erschien, sum ihre Blumen zu warten, aber mit seiner handarbeit. Aus eine Beschrei bung des reizenden Mädchens mußt Du verzichten, genug, Plato, der Schlingel, der dort am Kantin liegt, als ob er nicht süns zählen kann, hatte ansangs, als die dicke Mama eintrat, unhöslichertveise getnurrt, als aber das rasige Gesichtchen hinter ihr er schien, wurde der Bund wie närrisch. sprang an ihr hoch und heulte var Freude!« »Wir sind alte Bekannte und gute Nachbarnl" sagte das Mädchen« indem sie das Thier liebteste und dann sasi sie in jenem IauteuiL und Frau henschel stellte sie var als die vom Damenverein bestimmte Begleiterin bei dem Sammeln-etc »Die Alte Ivar nicht blöde nnd überreichte mir die obligaten drei Li sten mit der Bitte, recht reichlich zu geben« denn die Noth sei groß! »Da ist ja recht traurig,« sagte ich. «haben Sie denn schon tüchtig gesammelt?« .Spotttvenig!« ries die alte Dame, «aber Sie sind ein reicher Mann, rücken Sie man heraui!" Weiter tam die Gute nicht« denn Fräulein Westers mann mischte sich ein mit einem ha ttigem »Aber Tantel« unddabei steette sie sich gründlich roth an, wie hier zu Lande die Leute sagen. ,,Na, ich besah mir die Listen, zu erit die siir die Armen im Allgemei nen« schrieb, entziickt von den süßen bittenden Augen des Mädchens, die meiner Feder unverwandt folgten. zweihundert Mart ein und legte den Betrag in preußischen Bantnoten da zu. Die zweite Liste war siir ver schämte Arme, —- ich sage Dir, Bin der, ich vergesse den Blick des Mäd chens nie, es lag darin das Geständ niß: »O, ich lenne das Elend solcher llngliicklichen aus eigener Erfahrung!« »Daben Sie viele solcher Armen in der Gemeinde?« sragte ich dann. »Seht viele!« hörte ich sie iliistern, »siebzehn Familien. zum Theil in der entsen lichsten Düritigteit.« Einen Augen blick dachte ich nach· nämlich darüber, wieviel noch in meinem Seiretär lie gen mochte, und dann, wie ich diese Verhandlung möglichst oerliingern tönnr. »Gliicklichertoeiie hatte ich vom bo rigen Monat mehrere hundert Mart iibrig behalten.· so sagte ich deren: »Meine Damen, wenn Sie noch einige Minuten bei mir verweilen, werde ich Jhnen eine hübsche Summe iiir Jhre Berschämten aushöndigen.' Die Alte brummte etwai, das wie «tneinetwe gen!" klang, und die Junge erllätte ibre Bereitwilligkeit mit leuchtenden Augen. Jch that also, als ob ich Pietro nach Geld schicken wollte, ließ aber drei kleine Gläser und eine Flasche Malaga bringen und präsen Jtirte den Damen. Der Alten« der be-« ireitj eine Apoplexie drohte in der warmen Stube, nahen ich eigenhändig den Pelz ab; Alles. wie Du wohl be merken wirst, um das reizende Kind noch einige Augenblicke länger in mei nen vier Wänden behalten zu diirsenz dann schrieb ich meinen Beitrag siir die Veschiimten ein und iissnete die dritte Liste ·Fiik bedürftige Wöchnerinnen!« etliiutette Frau Dentchel zum-klom mend. Nun weiß ich witllich nicht, wie ich zu der Dummheit lam —- mit fiel dieselbe Liste vorn vorigen Jahre ein, und ich sagte: »Mein Gott« find denn die Damen noch nicht genesen?« Allein entlest hielt ich inne, denn die Alte befand sich in einem veritadlen Anfall don Lachltiirnpfen, und die Junge wurde purduteotli vor Verle genheit. Iiinfhundett Matt war die Geschichte doch werth, das mußt Du mit zugeben, und to holte ich das Geld aus dem Schreibttich und wen dete mich wieder zu den Damen. Die Illte schnappte immer noch nach Ithem, das Fräulein oder stand doe dem Bilde von Cenzler Oelannter Damhurger Künstler) und wendete mir den Rücken zu. sie schien ganz vertiest zu sein. Endlich. während die Alte das Geld mit vielem Dante ein strich. sragte das Mädchen nach dem Gemiilde, und ob sie es wohl einmal topiren dürsei Jch zeigte ihr nun meine anderen Bilder und auch einige Mappen mit Radirungem und sie lonnte nicht miide werden zu sehen obwohl Frau denschel wiederholt an das Fortgehen mahnte; sie wäre auch gegangen, wenn der Maloga, dem sie tüchtig zusprach, sie nicht gehalten hätte. »Ich sage Dir. Binden Fräulein Westermann urtheilte iider die Bilder und Stiche mit einer Sachkenntnis die mich vollständig verdliisste. Sie erzählte mir dann, daß sie auch in Oel male und sogar versucht habe zu radiren, und daß am lö. dieses Mo nate ein Bid von ihr aus der Kunst ausstrllung sein werde.« Matta hatte sich duntelrothe heiße Wangen gesprochen und schenkte nun aufs neue die Gläser voll. »Als sie sortgingrn, warst Du na tiirlich gründlich verliedti« forschte der Arzt in troetenem Tone. Sein Freund antwortete nicht aus diese Frage. suhr aber sort: »Ich er tundigte mich nun eingehend nach det. Familie Du Au- isi ein iuchtigee Künstler gewesen, aber gegenwärtig fast erblindet, und lebt von einem tleinen Farbenhandel nebenan. hat sich auch seit einigen Jahren Zeichen material und Oelfarben zugelegt, und feine früheren Kollegen wenden ihm ihre Kundschaft zu. weil seine Waare wirtlich gut ist. Das Fräuein giebt —halt —- da ist es ja sp—- sie hat den Unterricht in der Pension Gießer — tein Zweifel. Else sagte mir vorhin, die Lehrerin tenne mich —- na warte, die soll beichteni« tFortseyung folgt.) W satte Iststrserwo sacht-ist« Ein Redatteur des Pariser »Ma tin« beschreibt einen Autslug nach Versaillee. wo er im Trianon in mertwiirdiger Gesellschaft eine Nacht zubrachtr. Er hatte sich in dem alten Part der Königin Abends einschlie ßen lassen und suchte unter einer der Strohhätten oor dem Regen Zuflucht Doruraf er mit einem Bettler zusam men, der ihn fiir seinesgleichen hielt und ihn aussarderte, mit ihm nach der «Laiterie" zu gehen. wo sich Marie Antoinette früher mit dem unschuldi gen Spiele einer Schäserin vergnügte. Die Thür zu dem von Fremden viel besuchten historifchen Gebäude. das poetisch hinter wuchernden Glhzinen verschwindet, war verschlossen, aber der Landstreicher tannte einen beson deren Eingang: durchs Fenster. Lei der war, als er mit dem Redakteur in’j Innere trach. laum noch ein Bläschen in dem hause frei; überall aus Tischen und Bänien und darun ter lag eine ganze Kompagnie zer lumptek Männer und Weiber, die die Gewohnheit haben. Winter und Som mer bei Marie Antoinette zu logiren. Trog des wenig töniglichen Geruches und der Tropfen, die durch das Dach werl einfielen, brachte der Redatteur dort die Nacht zu, und Morgens ber ließ er den Part, wobei der Wächter ihm und der ganzen jämmerlichen Ge sellschaft ohne Murren das Thor öff nete. Ein Funte würde genügen, um « all’ die alten Hütten und Mühlchen um den Parisee Trianon in Flammen aufgeben zu lassen. Es gibt eine Ge lellfchast zur Erhaltung von Versaili les. Sie scheint sich so oiel um den cklilofzbeiih zu betiimmern, wie der Jlinister der schönen Künste. der über die Domänen zu wachen bat Rache. l Madame: ,,·...Alio bei den Mä - den meiner Freundinnen sind Sie fo lange Heitanden und haben ge tlatfcht?. Ich fass Ihnen, wenn das noch einmal oortommt»." Dausmagd (getröntt): »Je» er zähl« ich Jhnen gar nicht« Willst du empor zum Gipfel tlimmen, So lerne bücken di und trümmen; Zoch mußt du von r iihe steigen, ann gilt es, aufrecht ich In zeigen. - i i Jn einem vom St. Lorenzltrom stammenden Stücke Eis bot ein Ar heiter in einem New orter Eisgei ichäft einen 810 in gefunden Dai iit gar nichts: der Eistrust hat viel mehr Geld aus dem Eise ge WM « . Je kleiner der Machtmit, desto schlimmer ver Tyrann.