Nach dem Sturme. Unmut von V· Reiss. Erstes Kapitel. hann hinrich Schenken se Co. die alte solide Firma, weiche seit ren seßhast ewesen in dem gro rr Patrizierhaugse der Deichstraße zu mburg, und Johann Hinrich nken hieß auch der aegenwörtige ches derselben, denn «Johann Hin rich« wurden die Söhne ausnahms los getauft, so lange es eben Sohne gl- taufen gegeben hatte. Dieses iiek war nun leider dem jetzigen Inhaber der Firma nicht zu Theil ge worden; zwar hatte seine Gattinihm smi Kinder geschenkt, aber Töchter, den sdenen die ältere vor nunmehr acht Jahren gestorben war, während die jüngere, deren Geburt der Mutter das Leben gekostet hatte, orächtia ge dieh- Die seit zwanzigjiihrige Eise sur der Stolz und die Freude des Voterö, aber freilich einen Sohn ver mißte er sdennoch sehr. Einige Jahre nach dem Tode der Gattin war herr Schenken zu einer zweiten Ehe geschritten. Jndesz diese blieb kinderloö; der so heiß ersehnte Erde stellte sich nicht ein. Das war ein großer Kummer, der an seinem Leben fras, und dieser Kummer hatte den Mann vor der Zeit verschlossen und ernst gemacht. Wer sollte die alte loeltbekannte Firma weitersiihreni iir wen schaffte und wirlte er noch? s waren Fragen, die er sich aar ost. wohl täglich, wiederholte, um schließlich immer wieder zu dem Re ultate zu gelangen, daß nur ein ge eigneter Schwiegerso diesen seinen herzenswunsch wür e ersijllen Pin nen. Und allmählich entwickelten sich aus diesenRestexionen ganz bestimmte Pläne, die mehr und mehr Gestalt ge nossen. je mehr die Tochter heran louch. je lieblicher sie sich entfaltete, Gärte, von denen er bisher nur fei ner Frau bestimmte Andeutungen ge macht hatte. Berstirnmter denn seit lauer Zeit schritt Herr Schenken heute früh die massio eichene Treppe hinab, um sich in seine Arbeitsstuhe zu begehen. die. wie in den meisten alten Kaushöusern der hansestadt, im hochvarterre neben - dem Comptoir gelegen. von diesem durch eine doppelte Glathiire getrennt var. Schonjeim Kassee hatte er Unangenehmes ersahrens aus dem Munde seiner Gattin, Din e. die seine Lieblingsidee direkt herii ten, und esulein Eise hatte sogar iiher diese ·ttheilung gelacht. BeeinsIUszt wurde seine iihle Stimmung durch das trübe Novemberwetter und den dunklen Himmel, der unaushiirlich ein Gemisch von Schnee und Regen he rahsandte und sdie noch gestern so reine weiße Decke der Straßen und Fee-näh schmutzig und grau erscheinen re . Als er den alterthümlich ausgestat teten gemiitblichen Raum betrat, in welchem sein Vater, sein Großvater nnd vor ibnen viele des Namens ge arbeitet hatten. schritt er zunächst ge wohnheitsmäßig an das einzige große Fenster, um einen Blick aus den brei ten Kannl zu weisen, der die Hinter seite des Hauses bespiilte, und dessen Schneedecke beute doppelt schmuhigep schien. dann einen Blick aus die Pen dule über dein mächtigen Schreibtisch, aus das Barometer neben demselben und endlich aus eine in die Wand elngelassene Scheibe von Milchglas, welche eine Windrose darstellte, deren Zeiger mit der Windsahne aus dem Dachsrist correspondirte. So konnte er sich jederzeit prientiren über Wind und Wetter, über Ebbe und Flutb, und diese intresfiren einen Rheder be kanntlich mehr noch als andere Sterb liche. Dann schritt er zur Glaithiin welche in das allgemeine Comvtoir siihtte, und bob ein wenig die seidene sending ließ sie aber mit-einer är rrlichen Bewegun wieder sallen und este sich an den chreibtisch. aus dem eine Menge noch unerbrochener Briese lagen, die er zu lesen begann, indem er e und da eine Bemerkung mit steifeder an den Rand schrieb. herr Schenken war trotz seiner an gehenden sechzig Jahre und des völlig ergrcnrten haupthaares noch immer ein stattlticher, sogar hübs er Mann, dessen peinlich saubere Klei nna vorn modernften Schnitt dem Gerüchte nicht widersproch, daß er einst unter der Jeunesse doree seiner Vaterstadt eine hervorragende Stellung inne ge Iabh ja, rnan behauptete von ihm, daß er das berauschende Leben der Weltstadt mit vollen Zügen genossen Habe; doch das mußte lange her sein. Jst erschien er nur noch im schwar n Anzug, und zwar unabänderlich ne Frass selbst im Winter bei hohen Qältegraden sah man ihn in diesem Anzug zur Börse geben« jede wärmere Mel-us verschmshend. Er war eben ein ann von unbeugsamer Willens trsst nnd eiserner Strenge, sowohl n andere, wie auch, in gewisser Hebung, gegen sich selbst; dabei site ein Mann von äußerst vorneh Ier spann-z igte in ents ieden ir se ein Oalet nie, nn bald ers-b er wieder-, blickte nochmals such M Taster der Zwischentbür nd s nu leicht an eine kleine M , means einer derjüns sm- cosnnts ers-htm. Igleich auch ein Vermittler zwischen - herrn und Diener. wo es galt, allzu ,.Jch lasse Herrn Selle bitten!« Gleich daraus trat der Gerusese in das Allerheiligste. « Herr Selle, erster Protueist des großen Rbedereigeschiistez, war ein lleiner gebre lieber Mann, de en sichtbar zittern s Haupt schneewei es spät-liebes Haar bedeckte« bas, gleich-. wie die gebeugte haltung, sein habest Alter vertiindetr. Er trug ein habt-s graues Habit und weiße Halsbinde. ebenso sauber und sleckenlos wie sein Prinzipal, den er jeIt respektvoll, aber doch mit einer gewissen sicheren Ver traulichkeit begrüßte. »Die Eemeralda hat Haoarie ge macht,« begann here Schenken, einen der Brieie greisend, »sie liegt in Cal lao und rimniern Wie hoch ist die Barke versichert?« »Für die gegenwärtige Reise bis Ende nächsten Jahres mit siebzigtau send Mart, herr Schenken, die Häi te bier bei J. C. KnolL die anderedäl te bei Willfanrs se Sons in London.' herr Selle sagte dies in ruhigem geschästnriißigeni Tone: wer aber in das alte kluge Gesicht hätte leben tön nen, würde ein paar recht anzubie dene Blicke-bemerkt haben. die aus den sajt jugendlich frischen Augen zu dem Prinzipal biniiberslogen. here Selle wußte bereits, wohin dieser wieder einmal steuern wollte, er kannte ja seinen Ebes sehr gen-unge nauer als irgend Jemand des Ge schästspersonals oder der Familie. herr Zelle batte schon dem Großvater und Vater desselben gedient, war irn Lause der Jahre vom jüngsten Kont mis bis zum ersten Prokuristen aus gerückt und konnte in nicht zu ferner Zeit sein siinszigjäbriges Jubiliium als Mitarbeiter der Firma feiern. Er kannte, wie gesagt, seinen Chef lebt genau; er war immer ein seiner Be obachter, ein Denker gewesen, aber zu grer Schroisbeiten des- Ersteren zu mildern. » «Durch wen haben Sie damals die Versicherung besorgen lassen?« fuhr herr Schenken fort, ohne den alten Mann anzublieten. »Wie immer seit Anfang biefes Jahres, durch herrn Matta.« erwi derte Herr Selle, wobei ein feines Lächeln über das alte Gesicht flog. »Die Frage war ja überhaupt über «fliiifig, Herr Schenken wußte dies ebnfo gut ioie sein Proturift und, sollte et sich wirtlich momertan nicht erinnern, — da lag das Asieturanz journal in Griffweite, er brauchte nur nachzuschlagem »So! Nun, hoffentlich ift die Sache in Ordnunal Ich möchte nämlich meinem Neffen nicht unbedingtes Ver trauen schenten,« fuhr er nach kurzer Pause fort, »er scheint leichtsinnig zu »werden; too mag er heute wieder stecken? Ich habe ihn nicht im Komp toir bemerkt.« »Ihr Neffe war piinltkich um neun «Uhr anwesend,« sagte der alte Herr ärgerlich, «oiinttlich wie immer; er bat mich aber, auf zwei Stunden wie sder fortgehen zu diirfen: er wollte Jden Doktor Binder aufsuchen, sein ? alter Pietro ist ertrantt.« »So! Natürlich, das aeht vor! Es istzwar recht hiibsch und lobenswerth, daß Malta persönlich fiir feinen Diener zum Arzt rennt, betundet aber doch im ganzen wenig wahrej Jnters effe fiir das Geschäft Dies soll ein Kaufmann, zumal ein Rinden unter keinen Umftiinden vernachlässiaen. ch mu? Sie bitten, Derr Selle, »der ie ia o vielen Einfluß auf meine jun gen Leute üben, immer geiibt haben Weiter kam der reiche Mann nicht.l Der alte Proiurift batte sich iählingi von feinem Stuhl erhoben »und sagte, mit einer tiefen Rötbe irn Gesicht: »Der-r Schenten, Jbr Großvater und Ihr Vater waren zufrieden mit mei nem Einfluß auf die jungen Leute des Comptoirö, haben mir dies mehr als einmal bewiesen und würden auch ietzt zufrieden sein mit dem Einfluß, den ich auf Jbren herrn Neffen übe. Wohin Sie mit den eben gesprochenen Worten zielen wollen, das weiß ich, bemerke aber dazu, daß ich Jhren Neffen, Herrn Heinrich Matte, als einen durchaus zuverlöfsigen und fo Liden jungen Mann erkannt habe, als einen Mann, dem das herz auf dem rechten Flecke sitzt. Uebrigens matt-Il lire ich die Anführung jedes ihm er theilten Auftrages, zumal die Ufern ranzen. Da nun aber herr Matta mir aleichfam zur Leitun übergeben worden ift bei feinem intritt in’s Geschäft, fo möchte ich mir die Fras erlauben: inwiefern muß er fiir leich sinnig gehalten werdens« «Er verbraucht zu viel!« tvar die unwillig berausgeftoßene Erwiberrmz Er bat sich in der Vorstadt St Eeorg eine luxuriiife Wohnung ge miethet —- Sie waren ihm ja wohl dabei behilflich —« .Sanz rechtt«« unterbrach der alte Mann lächelnd, »aber bitte —- nur weiter.« Er hätt einen Bedienten, ferner ei nen Geson- fiir den Reitftall — ich bade ihm year-kaan Sommer erft breit-rufend srt fiir ein ebZei Pferd besassen msssen und gleich baran voehthnndeet Mart Nr ein Cegelboot: er bezieht ein monatliches Taschengeld von eintauiend Mark, und onst-dem noch große Summen fiir Orte-entga ben die angeblich seiner Samt-reines sion zu gute kommen das beißt zum Antan von Oelgemälden und Unna rellen verwendet sein sollen; und ge stern forderte er mir wieder zweitau MIMO,-ohne A be- gu wel chem Zwecke et das viele ld bennsen will. Können Sie das bestreiteni" »O, keimwegs!« erwiderte hetr Selle kühl. «Aber ich bestreite aufs Mchiedensie, daß Jhr We ew sinnig genannt werden darf. E hält sich zwei··Reitpferde, wie hierorts mehr oder weniger jeder reiche junge Mann es thut. et ist Mitglied des Segelklubs wie die Söhne der meisten reichen El tern, er bat einen Bedienten. wie er von Kind-deinen an gewöhnt gewesen, und er wohnt allerdings elegant und hübsch, sogar in meiner Nähe! Jch habe mich nämlich nur deshalb in St. Geokg niedergelassen. weil die Wohnungen dort gesiindet, freundli cher und billiger sind als in der Stadt. Und was seine Passion fiir Bilder on belnsgt. so weiß ich von Künstlern, daß er in der That ein Verständnis fiit Malerei besiht5 ebenso meine ich. daß ein junger Mann. dessen Vermis gen sieh auf weit über eine Million bezissert, wohl etwas einer Liebhaberei opieen dari, die nicht zu den unlaute ren gehört —« »Sie nehmen immer feine Partei, Herr Selle.« »Und mit Recht, herr Schenken«, erwiderte der alte Mann. »Ich glau be mir etwas Menschentenntniß er worben zu haben im Laufe der Jahre, und außerdem —- ich habe seine ver storbene Mutter getannt und habe sie lied gehabt, wie man nur fein eigen Kind lieben kann; da darf ich wohl auch den Sohn ein wenig lieben und versuchen ihm das zu ersehen, was er leider zu früh verlor. Mir bat bis heute noch Niemand gesagt. daß er leichsinnig fei.« »Dann will ich es Ihnen tagen. Herr Selle", brauste derPrinzipal anf. «Seine Patsionen sind wohl nicht im mer die lauterften, denn —- tvann war es doch? Ja, ehe das Thauwettet ein strat, am vorigen Dienstag. da fuhren meine Frau und Tochter zu Schlitten auf der Außenalster nach hardestehude und begegneten dem herrn Neffen mit »einer jungen Dame, beide auf Schlitt Ischuhen Sie hatten sich gegenseitig die Hände gereicht und schwebten da hin, als ob die ganze Welt sie nichts anginge!« Der alte here lächelte. .Geschieht dies nicht bei Tanzgesells Jschasten ebensallsi« » I »Bei Tanzaesellschasteni Sie meii E snen doch wohl Privatbiillei Nun, da Jweis man wein man Zutritt gewährt Ader öffentlich, gleichsam Arm in Arm init einem Mädchen niederer Herkunst Schliitschuh zu laufen, das geht doch iiber ErlaubtesF »All» ein Mädchen niederer Her kunsti« fragte der Prokurist mit ei nem unsagbar komischen Ausdruck des Gesichtesz »kannten denn Jhre Damen das Mädchens« here Schenken war plöhlich an das Fenster getreten und tronimelte aus den Scheiben, ein sicheres Zeichen ho her Erregung bei ihm. Die dreiste Je » seinejllnteraebenen genirte ihn; endl ch wendete er sich um: «Jawohl, meine Else hat sie er kannt, es war die Tochter des alten Krämer-, Jhrej Nachbarn in St. Georg —- wie heißt er gleich? — die sen Menschen. dem ich einst mein Haus verbieten mußte, als er zudringlich wurde. Run. «Westermann« nennt er sich ja wohl?« «Ganz recht, her-e Schenken; ein hildhiibsches Mädchen. die Tochter.« »So, Sie kennen frei« »Ja, get Schenken, und auch die Eltern ieser «alte Krämer« ist ils »was ein Ws achtlos-W Mann, der sehr triibe Schicksale erlebt jhaben soll und schliesslich sasi erblins Die Tochter, ein höchst lalents Fdolles Mädchen, ertheilt in zwei der lgriisten Institute jungen Damen Un terricht im Zeichnen und Malen; Sie jwissen ja, here Westermann war stil sher ein tüchtiger Kiinsilee und hat auch jin diesem Ihren hause —« Sie sind ja sehe genau orientirt!« unterbrach der Kaufmann. . Wir sind Nachbarn, Herr Sehen en.« »Und mithin ist mein Reife eben-i falls Nachbars Kösilich2 Ader ich bin gottlab im Stande, einen Riegel vor zuschieben und denJungen vor Ab wegen zu bewahren; er soll und darf sich nicht verpliimpern! Sein Vater hat glücklicherweise mich zum unbe schränkten Vormund bestellt, und ich werde ausgedehnten Gebrauch von die see.posneaiht«ueechen.-W Sie den Vater näher gerannt?« »Sei-reine und gern gehabt, herr Schenken«, erwiderte der alte Mann. «Jch fah diese Schülerllebe entstehen und wachsen, sah den Jammer Jhrer Schwester, als here Maria wieder hin übergehen mukte nach Beruqu um in das Geschäi seines Vaters zu tre ten, und dann den Jubel, alt et naeh wenigen Jahren wiedersehen um sein Mars Weib heimzuführen Und als e Frau Schwester dem Minia sieber erlag und rr Maria aus den Wunsch der rstprbenen seine Verbindungen drüben löste und wenit seinem , tleinen Sohn nach can-barg sog. da habe ich hiiusig mit ihm im Mhr gestanden, habe ihm gerathen, so gut ich vermochte, und glaube —- sein Vertrauen besessen zu haben. Leider erlag e: ia bald der Krankheit. die er mit herüber brachte.« »Ja, er starb hier in meinemdause«, bestätigte Herr Schenken nachdenklich« .nnd hier in dieser Stube-hat er sei- s nen lehten Willen ausnehmen lassen.. dessen Kenntniß den herrn Sohns wohl etwas vorsichtiger machen dürfte ? in der Wahl — nun. mit einem Wor- 4 te, warmen Sie ihn! Es thnte ihm» dereinst schwere Reue bereiten, wenn er leichtsinnig in's Zeuggeht.' »Gott ich diese Mittheilung als ei- ! nen Austrag ansehen, Herr Schenken? Jn dem Falle müßte ich bitten, mich mit dem Jnhalte des Testamentes be tannt zu machen, soweit es das von Ihnen berührte Verhältniss betrisst.« »Seht gütig, Herr Selle'. llang es sast höhnisch zurück. »das Testament tornmt erst zu einem bestimmten Ter min, am Tage seiner Großjöhrigleit, zum Vorschein. und dieser musz ab e wartet werden. Jch wiederhole a r. ein junger Mann oerplämpert sich gar leicht, und Matta hat, wie es m i r we nigstens scheint, besonders lockere An sichten in dieser Richtung. Jch bin sein Onkel und Vormund, ihm auch sehr zugetham obgleich er es nicht merten zu wollen scheint, und herzlich gern bereit. ihm in jeder Weise mit Rath und That zur Seite zu stehen, na mentlich in einer Angelegenheit von so Ygroßer Wichtigteit.«- — Fortsetzung solxkt.) iDas Hundertimnlenstüel. komme von s. Gefli. l21. Fortseyung und SchlusH z »Und diese Mörderint« fragten idie beiden Zudörer wie aus einem " Munde. .Jhr Name wird Ihnen völlig unbetannt sein. Er lautet Violetta Garneri. und die Unselige war die Tochter eines Artisten von italieni scher Abstammung der wegen ver iasiedener tckerrserer Bergehungen irhon seit geraurner Zeit hinter schwe dischen.Gardinen sitzt. Sie stand eine Zeitlang in Beziehungen zu Ihrem Neffen Heemann Ollendort, nnd weil sie sich überzeugt hielt« daß der junge Mann sieh um einer ande ren willen von ihr abgewendet habe, hatte sie den Entschluß gefasst, sich an dieser vermeinten Nebenhuhlerin zu rächen. Ich weiß nicht, oh ich mich iiher dieie Dinge ganz offen —« »Ja, Sie dürfen ganz os en spre chen. Herr Kommissar«, lage Mar garethe, die band ihres Verlobten rnit snoelk festerem und zärtlichereni Druck umschließend .Die Reden huhlerin, von der Sie da sprechen, soll ich gewesen sein sp- nicht wahr?" Der Beamte nerdeugte sich bestä rigend. Dann suhr er sort: »Die Leidenschastlichteit des Mädchens muß etwas von wirtliehern Wahn sinn gehabt haben, denn nur eine Wahnsinnige lann Handlungen he gehen, wie diese Violetta Garneii sie zur Erreichung ihrer Ahsiehtens un ternommen hat. Zunächst war eg ihr darum zu thun, die Nebenbnhles rin, deren Namen sie aus einem aus gesangenen ,ader gestohlenen Briese Ollendorfs erfahren, kennen zu ler-· uen und zugleich eine Gelegenheit zur möglichst gesahrloien Buchw rung des geplanten Verbrechen-z aus zulundschastem Und wissen Sie, was sie nach ihrem Geständnis zu diesem Zwecke gethan hat? Sie suchte sich in männlicher Berlleidung Ih rem hausniädchen zu nähern. mach te dieser zwei oder drei Tage lang in aller For-n den has und henii te die ihr in verschiedenen Winkeln Villa gewährten Zusammenliinste, um sieh das hau- anzusehen und sieh itder die Gewohnheiten und El sas-Moan seiner Bewohner zu nnterriehten.« - »Sie alio wäre der ungetreue Liebhaber ver armen Lan gewe sen?« rief Margarethe. »Nun ver stehe ich sreilich den baßsunielnden Blick, den dieser vermeintliche junge Mann mir Fugen-orien, als is-, ihm in! Stelldichein mit dem Mädchen» überraschte.« « l »Und weiteri« drängte der Zion sul. »Die geheimnisvolle Kiitenrei-" sende —- auch sie wäre diese Violetta Garneri gewesen?« « . i »Allerdinge! Sie hatte in den Zeitungen von einem Schneider ge lesen der sich in einer Kiste hatte von Budapest nach Paris befördern lassen, nnd angesichts der so viel ge ringeren Entfernung schien es ihr ein leichte-, die Unbeqnetnlichteiten und Gefahren eines solchen Trans port- aus sich nehmen, wenn sie ichseit sent-nnd ih seen Iiachehlan durch-us hren Liebhaber ihrer epileptischen S we iter ist ein eher-alle er nbert nsti ler, indess dessen Besih nesür Vio lettas che besondersu geeignete Kiste beand. Sie weihte den inn sen Menschen so weit in ihre Pläne ein, als es sich-b konnte, ohne irn ihre wahren ten u verra i n, und sie bestimmte Ihn, vie Kiste ev ten. stack-dem sie sich ans dein den, wo sie so lange ge standenO darin tte einschließen las sen. Die Dei-e che af Frau Lorenz ge natileiich se bsi ausgegeben, nnd e herrschasten wissen ja, wie vollständig der weitere Verlauf der Dinge ihren Erwartungen und Ve rechnunaen entsprach. Die Kiste wur de in den Vorleller geschafft. ohne daß irgend jemand etwas von ihrem lebendigen Inhalt geahnt hätte. In der Nacht, als nach idrer Meinung alles im Hause zur Ruhe gegangen war, konnte sich die Oarneri mit leichter Mütte- azis ihrem Gefängniß befreien. Einen mitgenommenen but und ein Jalett darin zurück lassend, dssnete sie in erstaunlich laltdliitiger Berechnung zunächst mit tels, des im Schlosse steckeiidenSchliiss sels die bintere Ausgangstliilr, nrn’ im Fall einer Entdeckung durch dieis Vinderniß nicht in ihrer Flucht aus-s gehalten zu werden. Dann. als sich’ etwas im Hause zu regen schien. lehr te sie noch einmal in den Vorteller zueiiet Auf diesem Weae verlehte sie sich an einem vorstehenden No el start die Hand. Eine balde o r ganze Stunde später erst stieg sie, mit dem Chlorosorrntliifchchen und einem scharsgeichliisenen Dolchmesser ausgerüstet, die Treppe in das obere Stockwerk empor. und ohne Zweisel ist sie es arti-klein die von den inzwi schen aeriiuichloö eingedrungenenDies ben beobachtet wurde. Sie horchte an der Thiir ideg simmers, darin sie ihr Opfer vermuthen mute. Da sie ader drinnen ein Geräul f iu ver nehmen glaubte« entsanl ihr der Muth, und sie stiea unverrichteter Dinge wieder in den Keller hinab. Ader sie hotte ils-ten Plan trondern nicht ausgegeben, und nach Verlauf einer weiteren Zeit, deren Kruer sie gestern nicht mehr anzugeben ver mochte. unternahm sie den verhäng nißvollen Wra zum zweiten Male — diesrnal leider mit vollem Gelinaen ihres oerbrecherischen Verbot-ens. Sie wußte aena«.·, wo das Bett stand, und sie bemühte sich, das mit Chlorosorm aeträntte Iaichentuch aus Nase und Mund der Schlafenden in drücken. Bei der Berührung aber erwachte die unglückliche Frau und suchte sich ihrer Angreiserin zu erwehren. Ein ei gentlicher Kampf hat wohl kaum zwi schen ihnen stattgefunden, dazu wa ren ihre Kräfte zu unaieich, und das Betäubungsmittel mag überdies iebr bald seine Wirkung geäbt haben. Die Wunde an der Hand kina aber dabei an zu bluten und ert!iirt nicht nur die Blutspuren auf dem Bett tissen wie im Keller-. sondern iie ift auch die Vergeltun gewesen« der die Mörderin nach urchtbaren Leiden zum Opfev siei. Aus Furcht, einen Verdach« aus sich zu ziehen, hatte sie nicht gewagt, zu einein Arzt zu geben« und fie suchte hie hestiae schmerzende Verleguna stets durch Zas Tra en von andschuhen zu verbergen. ie Folge dieser Vernachlässiun war der Eintritt einer Blutvergiftunz die endiich ihre Ausnahme in ein Bcrliner Krankenhaus nothwendig machte. Die Aerzte versuchten durch wiederhoite Operationen ihr Leben Leu erhalten. aber bei bem vorges ichrittenen Stadium der Veraistuna vermochte ihre Kunst nichts mehr auszurichten Die Unsetiae ist ge stern gestorben, nachdem sie unmit telbar barher in der Gewi heit ihres nahen Todes mir und einem Berli ;ner Richter noch ein unumwunde jnes Geständnis abgelegt hat· Sie hatte sich des mitgebrachten Dolch zmefserj nicht zu bedienen brauchen, : denn nachdem sie . der « betöubten »Frau. um ihr Nischel-r unhörbar zu Yimachem wohl zehn Minuten lang inrit ber aanzen Kraft ihres Körpers »des- napkpsiihr aus due Gesicht ge drückt hatte. gewann sie die Ueber zeugung, baß ihr Opfer todt sei, ! und daß sie sich eine weitere Schlach Hterarbeit ersparen könne. Sie stiegd nack- ihrer eigenen Versicherungl vollkommen ruhig wieder in den Heller hinab. holte ihren Hut und »Ihr Jatett aus der Kiste und ver Hliesz durch die hintere Thiir unange lsochten das Haus. Auf dein Wege durch den Garten sah sie im Man - ichein etwas Glänzendes irn Sande lie en, das sie halb mechanisch aus ha und zu sich steckte. Es war das von den Dieben bei der eiligen Flucht verlorene Hundertsrantem stück, dessen Austauchen in Berlin uns so viel Kopszertrrechen verursacht hat. Dann stieg sie gleich den Ein arechern iider die niedrige Mauer in den Garten der unbewohnten Nachbarvilla und wann von da ungesehen die Str e. Zie giebt an, sich dann noch ein paar Tage Hang in der Stadt aufgehalten zu Etat-en, und sie hat sogar noch einen Versuch gemacht, sich durch Bitten und- Vorstellungen den verlorenen Geliebten wiederzugewinnen Als Ollendors indessen ihre Unfreihe rungeversuche mit Entsckiedenheit suriickwiei und ihr erklärte, daß es seine Absicht sei. nach Amerita aus zuwandern, hatte sie die Stirn. ihn in einer anonnmen Zuschrist als den Thäter des in der Ban Briining verühten Versprechens zu bezeichnen, weil sie dadurch seine Reisenliine zu 'vereiteln hasste. Dann lehrte sie nach Berlin zurück. ohne daß sich auch nur der gerin ste Verdacht ge gen sie erhaben hiit e." ,Jsi sie selbst es ’gewesen, die das Goldstüct zu verauigahen suchte?« seagte der Mittäti «Nein- Zu r Zeit, da sich die ser Vorfall erei nete. war sie bereits im Kranien u e. Aber i re Schwe ster hatte e versteckte iinze ge unsden nnd sich aus drückender Noth zu ihrer Berwerthuna entschlossen. Diese Schwester lies mir gestern rein zufällig in den Weg, als ich nach vie ler M he endlich aus die Spur des Whesi es Meer war und ihn in einer sung aussucht. um nähere Instit-site iiher die von ihm derschiette Person zu erlange-. Da fiel es mir nicht mehr u schwer, die beiden zu einem Oeffnan u bewegen, das dann am Sterbe e der unseligen tiioletta seine leite Be stätigung und Ergänzung sand.« Tiefe Stille war seinen lehten Worten gesolgt. Margarethe hatte leise weinend ihren Kopf an der Schulter des Konsuls verborgen. Auch Gerhard Brünina that keine weitere Frage mehr. « An der nächsten Station stieg der Kriminallommissiir unter einem Borwande auc, um seinen Pia in einem anderen Abtheil zu wii len. denn er war taltooll aenuch um zu empfinden« daß diese beiden Men schen ieit die Anwesenheit eines drit ten nicht ertragen konnten. Trotz ihres Alleinseine sprachen sie nicht viel miteinander. Aber jedes von ihnen verstand auch ohne Worte, was im setzen des anderen vorging. Erst als in der Ferne die Thurme der Stadt auttauchten, darinnen sie so Schweres hatte durchleben mits sery sagte Margarethe leise: »Du wirst noch heute Deinen Bruder aus suchen —- nicht wahr? — Und Her mann —" »Ich werde für Hermann thun, was ich an meinem eigenen Sohne ! thun würde, wenn ich an ihm gut zu Imachen hätte, was an meinem un gfliicllichen Reisen gefehlt worden r ." Du schlau en ihre Arme sich noch einmal um einen Nacken. und ihre Lippen sliisterten ihm in’5 Ohr: Und ich — Du Theater, ich will Tini danken durch ein ganzes Le den voll grenzenloier, hingebender Bebel« « tEnde.) Schmieten - Schar-spielen all der Soussleut eine auf die Bühne gefal lene Wurst verschwinden lassen will: »Rosen Sie sie gleich hergeben-! Wer bot den hamlet gefpiels —- ich oder Sies« seit-Zeus Kennpeichem Frau huber tomcnt aus bie Polizei, um schluchzenb zu erzählen, baß ihr Mann seit drei Tagen verschwunden ist« Sie vermuthet, baß er verun gliirtt ist. Ein Beamter notirtsbas Signalement beLVermißten Bei der Rubrik Besondere Kennzeichen« schlutbzt Frau Haber: »alleweil burschtig·« Seit einigen Jahren will man bie Bemerkung gemacht haben, daß die Körpergrösze der Japaner in der Zu nabrne begrissen ist. Wenn die tleinett Japaner die Aussen verbauen tonnten, was ist alsdann von ihren größeren Nachtommen zu erwarten? I O I Möge ej unserem neuen Krieg-rni nister vergönnt sein, ebenso friedlich, wie et sein unmittelbarer Amtsvors gänger getan, seines Amtes zu walten f i I Vorbeizielen ist siir manche das ein zige Mittel, vielleicht einmal zu tref sen. f i i Nach dein letten Zensusbericht wurden im Jahre 1907 in den Ver Staaten sii M,000.000 Autotnobile gemacht. Za- lann denen wenig hel fen. die sich teinei taufen können. i- i e Gerabe weil sie hohl ist, liirmt die Trommel so laut. In Rom wurde ein Duell unterbro chen und die Fortsetzung bis zum näch sten Morgen ver-tagt Recht so. Die anderen Komädien werben ia auch in unebnem Atten gegeben. . Unser Zekwiirtnis mit Veneznela jiift in der freundschaftlichsten Weise vor isich gegangen. » I ! i · ) Die Prohibition greift jeyt au auf « andere Gebiete iiber. Der Sta trat von Mont Clair, N. f» hat den dun den das Bellen na echi Uhr abends ! verboten. Wird e nein hunde bewie H sen, daß er nachts bellte; so muß ein ; here ftir den ersten Fall Os, fiir je weiteren 810 Strafe zahlen. Die i Schwieri teit besteht nur darin, dem ihundevie die Stadteatsverfiigung » tlar zu machen. Leten tönnen doch die Biestee nicht.