Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 17, 1908, Zweiter Theil, Image 11

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    Ofkntk Drhtkihestikk non
Tini- Isaksttngpb
-
—- IT
No. 319. Ich hen also in dem
Hotel gesesse un den for Jnfokmehs
schen gewart. Es hat auch nit long
genomme, do is e Messetfch komme,
wo gesagt t, die Bolieö hätt« zwei
elletich fe genonime blos deht die
«hfdianallätipe nit ticheisr. Der
Tine weit en Eitifchet un der annete
en Kahn« sonst deht Immer alles
stimme. E anneke Nachricht hat ge
sagt, ie hätte ein von die Fellersch
etetfcht. se hätte aioiver nicks von
ektb bei ihn· geiunne nn da hätte
se ihn wiodek laufe lasse. Well,
Messetiches von die »Fort tin alle
paar Minnits komme, answer nit
eine bot gesagt: ver Philipp, was
mein hosband is, is qetetschi worde.
Ich sin ganz daundaetet geworde.
All M schöne Morgen is der Vellbeu
komme un hat gesagt: «Mddem, es
is en Schentetknann do, cvo mit Jlme
spreche will« Scho hem in, den ich
eiagt un ich muß sage, mei hekzche
got mich ganz schrecklich gedoppelt,
titahs ich den for schade gedenkt, es
tviit dek Philipp, mei oxtes KomeeL
Wie der Schwielen-Inn tomme is,
do is es en Rievohttek gewese, wo
meine Stokie hat voblische wolle un
e Fotogkiii von mich bat hen wolle,
bikabs sein Pevvet wollt alles vob
lische mitaus mich ebbes for zu
ichs-risik- Jn den etschte Moment
wär ich puttieniet so fuhlisch gewese
un hätt ihn auch alles verzöb1t, aw
tvee ich wae’n no fotschenebt, daß ich
die Sack« noch den zweite Gedanke
gewwe ben un do den ich ihn dann
eiagt, es debt mich gar nit einialle,
hn meine Storie w oerziihle, dikabs
in die erichke Lein dein ian die Sach
nicks angehn un dann noch e anneres
Ding, es wär iivkveihaupi gar keine
Storie zu oer,iiihle. wann er mich
awwer e Fehwer dubn wollt, dann
sollt er fort gehn, bikalss ich wär
lodlcheckt zu Fin, wo ich alles was
vor mich komme deht, zu Splinterich
verichmeisse dedt un ich dedt grad
fühle, als ob io en Atiick komme dedi·
To hätte Se answer emol lehn
solle. wie der ausaeriife ie! Es irrt
puttieniek gestickt, als ob et«dorch ie
Dotir aefloae war. Ich sm froh ge
weie, wie ich ihn los war un hen den
Bellbeu Order aewwe, daß, wenn
widder emol Jemand komme dedi,
wo sitt mich fragt, daß er erscht aus
finne ioll, was for e Bißneß er bat.
Das deht mich fehle, da ich auch noch
in die Vehperich artige chriwwe dehi
wer'n. Well. ich kann ane sag-.
wie io ein Dag ver ange is nach den
annere. mitaus, aß ebbet Neues
aufgetörnt it, do sin ich mei Lein-. so
fiek un teieri aewordr. daß ich am
Liebste mit lelbitmörderische Inten
ichene en Suhieit kammittek Sitt.
Jch hen mich dunnert mal gefragt.
ob lo en Feger wie der Philipp entri
liau io en Truhel un en Batter werth
is un ich den mich jedesmal mit en
laute vernehmliche »Nosser'· qesenseet
Wie ich io faicht ior e Woch in den
hoiel gewart hen un ich for Lohn-—
kommneß puttienier dean gange
sin. do den ich aedenki, fehl mach ich
Schluß, ich packe mei Dodö un fahre
widder heim un gen-we nickt drum
un wann er bis an das End von die
Welt is un wann er nie nit widder
komme dicht. So he ich es auch ge
macht. answer Sie mache sich gar kein
Begriff davon. wie ich den bezahle
müsse. Wei die Messetfchei hen en
·Peil Geld gekost, daß ich mich e
schmales Feehmhäusche sor hätt dilte
tönnr. Wenn ich heut noch dran
denke, dann tönnt ich mich zu Dod
ZkttCki Das schöne Geld so in die
Luit zu jage un auf die Gaß zu
weise, es is e Schehm. Awwek ich
dente ich mache die Wedesweilekn die
»Stil« ausponie, bitahs in die ihr
Jnteteit hen ich den Tripp grad io
gut gemacht wie lot mich selbst.
"Wann mer die osi Kohes höre dir-ht,
»dann gibt se gar nicktl deum, wann
ihr alter Esel sott gedi.
s Well, ich fin also ahgekeiik un den
tmich e Zielet tot heim genomme un
«,-da hen ich auch leicht ausgesunne,
noie weit ich von heim soet war, hi
·tahs das Iictet hot e schmales Fohkti
,schen gekost. An den Weg. hen ich
Te Tschehno gehabt, so iwwer mei
fSchicksal nachzudente un meine
Pläne for die Fiuhtlchet zu lege.
Am beste hen ich gedentt, is es,
swann ich gar nickz zu die Wedesweis
letn sage, bitahs Sinipettie tann ich
svou vie doch un easpecne ch fm
salio widder in unsere heimat itadt
sloinine un hen gar nit das hekz ge
habt, gleich heim zu gehn, ditahs ich
des ichuhk gewußt, daß die arme
Kinner atia schlecht fühle dehte,
wenn ich mitaus ihren Pa widdet
tomme deht· Jch sin soc den RieseI
’liewek emol zu die Wedesweilet·
sgangg for daß ich e wenig Infor
lmehichen triege wollt, wie es in
meine Aedsenz gange is un ob nicts
gehäppend wär. Wie mich die We
desweilekn gesehn hat, da sagt se:
Well, tu eeielliges Dicht. hen ich
dich's nit«gleich gesagt, daß du dich
den Ttubel nit mache sollst Jch hen
gleich gewußt, daß es e weilde Guhg
Ticheho wär. Jetzt möcht ich nur
wisse, woher die das schon widdek
gewußt hat! Se hat mich an mei
Fehe angeiehn, daß ich iutpreiit ae
weie n un da hat se gesagt: Rom
emal her, ich will dich emal eddes
zeige. Dann hat se die Diebe zu den
Salnhn ausgemacht, ich gucte inseit
un was ioee’n Ze dentei Do driw
hat der Wedesweilee dei dent
Philipp geiosse un se hen Bier
gedrunte un sich Stokies dazu ver
zähltl Wei, ich sin pattiniee innver
den hause gefalle, un zuekfcht hen
ich gedenkt ich deht dtieme. Well.
mer hen uns akig gefreut un io bei
un bei hen ich auch ausgehtan daß
die zwei Fegee noch am nämliche Dag
teduht tomme lin, wo ich sort sin!
Jetzt dente Se nur emal an, was i
mich iiir en Ttubel gemacht ben
Awwer das nächste mal will ich doch
e wenig schmaktek sein un von ietzt
an tann der Philipp gehn wohin et
will, for all was ich drum gen-we
Mit beste Riegakds
Youts
Linie DansitengeL
Guttat terriitr.
FrischenJ »Oui« Baron, Dutriegst
unsere Ernst-; ich hörte, wie Papa Fu
Mama saqtex »Der Baron, das st
mir der Nichtige!"
Gen-se sit-kraft
Richter: »Was geschah, als Ihnen
der Angeklagte die Ohrfeige gegeben
batte?«
Kiiigert »Dann-— dann gab er
mir die dritte!«
Richter: »Sie wollen sagen die
z w e i t e !«
Mögen »Nein, herr Richter-, die
zweite hat er bekommen!«
Rette hast«-ist
Richter: »Können Sie beschwören,
daß das Ihre Handschrift ist?«
Betkaqtek: « a, dös kann i net!«
Richter-: »Dann können Sie also
beschwören, daß es nicht Ihre lhand
ichrist ist?«
Beklagter: »Na. dös kanni a nett«
Richter: «Wollen Sie das Gericht
zum Besten haben?«
Bekkngter: »Na, herr Nichte-r,i
kann ja net schreib«n!«
such ein Brei-laut
herr tzuin Hosmusitanten): »Aber
Mann. wie können Sie nur aus einem
sa verstimmten Instrument spielen,
das ist ja entsenlich, da gibt Ihnen
ja kein Mensch was.'·
Spieler: »Erscht recht. passen Se
mal aus, wenn ick blas fünf Minuten
gespielt babe,» schmeißen se mir aus
alte Fenster was runter, damit ich
blos aushöre."
Ein Schmaus-hu
-I»,,—7- UN» Skqnnvrv
»Er-users Sie das Loos für sich, Fräulein?«
»Nein, für meinen Papo!«
«hab’ mirs gleich seboth, benu Sie könnten ganz unmöglich noch go
winnen!« —
sosr Festes-.
Keine andere der an die Stunde ge
bundenen Mahlzeiten ist je nach Rasse
Teniperament, Instinkt und Lebens
sorm der Nationen so persöniich und
darum eben so derschiedenartig geblie
ben wie der Morgenimbiß. Die ni
oellirende Krasr der Geselligkeit,
die dem Mittags- wie dem
Abendmahl allmählich eine inter
nationale Familienähnlichieit lieh,
erlahmte an seinem Stolz, oder
vielmehr an seiner Morgendlichteit.
So toll auch die Gesellschaftshah in
den Weltstädten geworden ist« so er
solgreich sie dem Tag wie der Nacht im
mer neue Tresspunlte sür ihr lustiges,
wildes heer ablistet — Einladungen
zum Frühstück. zum wirklichen, echten,
ersten Frühstück haben wir bis seht
nicht erlebt. Darum eben hat es sich
sein besonderes Charakteristitum be
wahrt. Der latonische Spruch:
·Sage mir, was Du ißt, und ich sage
Dir, was Du bist«, könnte als Motto
iiber jedem einzelnen Frühstückstisch
stehen.
Das englische Frühstück ist weltbe
tannt, ja weltberühmt. Seine unge
mein substanzielle Beschassenheit ist
vielleicht nicht jedermanns Geschmack,
aber es verdient Bewunderung nicht
nur wegen seiner reichen Auswahl von
Fleisch-, Fisch- und Eiergerichten, son
iern auch wegen der Sorgsamkeit, die
aeröstete Brotschnitten aus Spiritui
slämmehen warm hiilt und aus Schin
len und Eiern eine leckere warme
Speise bereitet, während »Dan! and
ngs" anderwärts meist ein hemmt-er
brozzeltes, von Dottern überlauseneS
Schrecknisz darstellt. Die Marmela
den, die aus keinem englischen Früh
stückstisch fehlen, geben dem Potpourri
von Haninieltoteletten, Oeliardinen,
Schinlen, Spiegeleiern u. s. w. eine
liebenswürdige, süße Note, lassen die
starken Esser dieses starken Frühstücks
beinahe als Leckermäuler erscheinen.
Jn Wahrheit sind die Engländer ja
weit entfernt davon, aber die Vielsei
tigkeit ihresFrühstücks verriethe, wenn
man’5 nicht schon wüßte, daß hier eine
kräftige, tüchtige und reiche Arbetsrasse
speist, die ordenlich vorsorgen muß und
kann, für den anstrengenden Jag, der
ihrer wartet. Dem Nervensystem der
Enaliinder stellt ihr Frühstück ein erläu
Iendes Zeugnis- aust wessen Magen
liber solch ausnahmesiihige Magenner
den versügt. ahnt wenig von Nervosität
etnd Neurasthenir. —
Holland und die deutschen Mater
kant-Repudliten, gleichfalls tüchtige,
reiche und terngesunde Kausherrem ha
ben ebenso wie die Ameritaner dem
Vetter jenseit des Kanals sein Früh
stück ziemlich abgeguckt und nur ein we
nig heimatdlich getönt. So steht auch
vor einem bescheiden sriihstiictenden
Myndeetn eine Auswahl töstlicher
Mise, und die zahllosen Miit-ten des
Landes liefern vrachtvolles Brot, in
mindestens ebenso vielen Schattirun:
gen, wie sie der Deutsche Reichstag auf
suweisen hat. Die hansa wiederum
ntdietet alltnorgendlich die rosensarde
en Krabben, -— dort Granats ge
tannt die schon in den frühesten
Stunden von den Krabdenhändlerin
ien in den Straßen ausgerusen wer)
IM.
Bis aus die arbeitsdeiseen Fabrik
tädte desRheinlandes, desWuvverthas
fes u· s. w. erstreckt sich die Gewöh
nung des soliden und zugleich leckeren
Frühstück-. Käse, Wurst, Kuchen aller
Art werden dort wie selbstverständlich
such in bescheideneren Gasthösen iet
virt. Stillschweigend setzt man so
voraus, daß der Friidstiietende seinem
Tag mit einem gewissen Respekt ent
gegengedt und genug gute Erziehung
bat, um eine Mahlzeit in Rade und
Behagen zu verzehren, statt sie in (5-i:e,
nur mit dem Gedanken »möglichst
schnell« hinunterzuschlingen
Die direkten Friihstiiasantipoden der
Angelsachsen und Niederdeutschen sind
die Romanen Morgenstunde hat tei
ihnen nicht nur tein Gold, sondern
überhaupt nichts Nennenotverthes im
Munde. Jn französischen Roman-In
tritt zwar stets die Frühstüasschotos
tat-e aus« die die Herzogin Grasin oder
Baronin im Spiyenbett schliirst, Der
Staubgehorene aber, der in einein un
romantischen Hotelbett schläft, wird
dein-. Erwachen mit unsrohem Staunen
setzen, dass im Gegensatz zn den LIqu
ländern die Franzosen über letne Mor
gennerven verfügen. Jch spreche hier
selbstverständlich nicht vom internatws
nalen HoteL das iiberall in der ganten
Welt gleiche Werthe und gleiches tin
prijge hat, sondern vom bodenständiaen
Gasthos oder Hotel Garni. in dem
man die Sitten und Gewohnheiten des
Landes deutlich spürt. Nein, das ist
eine Rasse, der in der Frühe gar nichts
einfällt, die, wie alle Nervösen, ver
stimmt und ohne Appetit aufsteht und
daher gar nicht merkt, wie arm an
Auswahl, wie minder an Qualität
ihre erste Mahlzeit ist« Nur an den
prachtvollen Zuckerstiicken steht man,
dass man im Lande reicher Kolonien
ist, alles andere ist ohne Reiz und ohne
Liebe bereitet. Man weiß gleich, daß
hier teine vollsöstigen, stählernen Han
delsherren sihen, sondern überlultiviri
te Leute« die, wenn’s irgend geht, den
Morgen perschlasen, vertrödeln, trös
tig und arbeitslustta erst werden, wenn
die Sonne höher steigt . . .
Auch das italienische Frühstück läßt
viel zu wüns en übrig. Der italieni
sche Kassee st ja von allen Mona
reunden gefürchtet. und die sonst so
ympathische Bedürfnißlostgtett des
, talieners macht sich bei seiner ersten
« tahlzeit in peinlicher Weise fühlbar.
Auch hier teine Erwartung eines gro
ßen Arbeitstages und teine entspre
chende Verproviantirung Selbst in
Hotels, die ganz für ausländischeRei
sendc zugeschnitten sind und in denen
man sonst wohl zufrieden sein kann, ist
und bleibt das Frühstück die unrühm
liaiste Stunde des Tages. Jeder
Oesterreicher würde sich für diesen Kas
fer, jeder Holländer für dieses Brot be
d«:nten. Und im Gegensatz zu Frant
reich sieht man hier jedem einzelnen
Zackerftück immer noch die Schlacht von
Adua an . . .
Das österreichische, insbesondere das
Wiener Frühstück bietet dagegen einen
sehr erfreulichen Anblick. Mit dem
englisch - hanseatisch - holländischen
tann es sich freilich an Reichhaltigteit
und Abwechselung nicht messen, aber in
icinerArt ist es eine abgerundeteKunsk
leistung. Freilich ist es mehr für
Sei-letter berechnet, für Menschen, die
vier bis fünf Stunden später schon
irieder mit Sammlung und Andacht
»a schön’s Ganferl« oder ,,a Backhendl
mit häuptelfalat« verzehren und dann
behaglich hinter einem Glas Melange
im Cafe sitzen, als für vollan beschäf
ftigte Kaufleute, die bis zum Geschäfts
Ifctilusz sich taum mehr Zeit nehmen zum
flückti en Lunch Aber alles in Oester
reich isi tadellos: Kaffee, Milch, But
ter, Gebäck, heilig. Marmeladen, Eier.
;3ubstanziellere Gerichte erscheinen fel
:ten auf dem fchtoarzgelben Frühstücks
tisd:, denn der Oesterreicher speist, wie
zqefagt, sehr früh zu Mittag und ißt sich
überhaupt mit molliger Grazie durch
den Tag durch. Sein Magen hat ja
nicht nur Frühstücks-, Mittags: und
wütend-, sondern auch noch Gabelfriih
»iti5ctss und JauseniNerven . ..
Das deutsche Frühstück verdient al
sles Lob, vorausgesetzt —— daß es kein
deutsche-, sondern ein sogenanntes
Zchweizer Frühstück ist, oder auch ei
nes der sehr bemerkenswerthen Früh
sitüae Neu-Berlins, die man in einzel
nen Cases bekommt und die eine deut
liche Anlehnung an die englisch:hansea
tisch-holliindtsche Tradition bekunden.
Aber das echte deutsche Frühstück aus
»der guten alten Zeii«, das man noch
immer nicht vergessen kann, ist entsetz
lich. Da merkt man erst deutlich, wie
lange der Ahnherr Michels ein armer
Zchlucker war, der weder was zu bei
szen noch was Rechtes zu thun hatte,
und dem es daher an Respekt vor sich
und seinni Tag gebrach. Gleichgültig
schlang er seine Mehlsuppe hinab und
begab sich dann. in Ermangelung einer
realen Thätigleit, zum Träumen und
Sinniren. Mehlsupoe ißt zwar heute
kein Mensch mehr zum Frühstück, aber
ihr Geist umschwebt immer noch Ger
maniens Morgentisch. Immer noch
seühstückt der Durchschnittsdeutsche
sparsam, sowohl nach Quantität wie
nach Qualität, hält sich schon für einen
Feinschmecken wenn er zu feine-n Kas- .
ee zwei weiche Eier verzehrt. Kassee,
aus möglichst wenig Bohnen und desto
mehr Surrogaten gebraut, ist am beut-:
scheu Frühstückstisch Irumps Wer«
etwa Schokolade trinkt, erweckt schon
den Argwohn des »Besonderen«,
Fleisch, Fisch, Käse etc. würden als
Luxus gelten. Das Frühstück ist sür
den Deutschen keine würdige und leine
behagliche, sondern eine ganz neben
sächlichehandlung die in möglichst kur
zer Zeit erledigt sein foll. Man spürt
hier, daß Michel, obwohl er ein Han
delsherr des Weltmarktes geworden ist«
ein Sportsmann ein Multimillioniir.
doch in mehr als einer Herzen-satte im
mer noch der alte Michel geblieben ist.
-——
Es ist unangenehm, aus den Eisen
bahnzug warten zu müssen, noch un
angenehmer aber ist es, wenn der Zug
nicht auf unr- gewartet hat.
Il· s- st
Wer Anklang findet, wird auch
Mißtlönge finden·
si- «- «
Sie: »Ich träumte vorige 'J?acht, du
hättest mich an die See ins Bad ge
schickt,« - Er· ,,Sehr aut. Ich wer
de fest an die Arbeit gehen nnd träu
men, wo ich dafiir das Geld hernehme«
si- lk It
;Welch hohe Kiinstlerinnen sind die
H Frauen« ’
IDen Himmel uns ans tsrden aufzu
halten, «
Und welche Meisterinnen, uns um
Bnaatellen
Die schönsten Lebensstunden zu ver
qällen.
Wilh. Jensen
II 1tt It
Jn Iowa wurde eine Lehrerin vom
Schulrat nicht wieder angestellt, weil
sie iuviel Verehrer hatte· Daraufhin
verklagte sie den Schulrat aus 814,000
Entschädigung wegen Chrenträntung·
Wenn sie das Geld ewinnt, werben
sich wohl noch mehr « erehrer finden.
I- st i
Man tann schlauer sein als ein an
derer, nicht aber schlauer als alle an
deren.
it li· I
Nußland braucht wieder einmal
Geld und nur 8100,000,00() sind es.
Durch eine innere Anleihe soll es ans
gebracht werden. hat denn König Ed
rvardz Besuch so wenig Weteile mit
sich gebracht, daß man fest nicht einmal
England anpumpen kann? Das
pflegte doch sonst immer der erste Be
weis russischer Freundschaft zu sein
si- e- ·
Kein Hochmut gleich dem eines
Dummtopses, der aus einen noch
Dttmineren trisst, als er es selber ist.
Iris Ihren-irr
Aus den Tagsder Kommt-ne, von
August Schacht.
—
Er war nur ein Knabe, noch nicht
sechzehn Jahre alt; trotzdem sollte er
crschossen werden.
Die AbtheilungKommunifien, zu der
er gehörte, war von der Versailler Ar
mee zersprengt, er mit ungefähr zehn
Kameraden gefangen genommen und
auf die Mairie des 11. Arrondisse
ments gebracht worden. Nicht nur die
Jugend, sondern vor allem die ruhige
Haltung des Knaben trotz seiner ver
zweifelten Lage hatten den Kommun
danten veranlaßt, die Vollstreckung des
Urtheils so lange wie irgend möglich
hinauszuschieben Er wurde als Ge
fangener behandelt und sollte es blei
ben, bis sich das Schicksal des legten
seiner Kameraden entschieden hatte.
Seine großen Augen und sein Ge
sicht —- das blasse Gesicht eines Pari
ser Kindes —- zeigten weder eine in
nere Bewegung noch AengstlichteiL Er
betrachtete alles, was um ihn her dor
aing, als ginge es ihn nichts an. Er
hörte den Befehl, der seine Kameraden
in die Ewigkeit ries, ohne die Fassung
zu verlieren. Vielleicht dachte er an
die glückliche, sorglose Kinderzeit, der
er tauin entwachsen; vielleicht an seine
Verwandten und ihre Trauer, wenn
sie von seinem Tode hörten.
Zu der Zeit, als der Krieg erklärt
wurde, lebte er glücklich bei seinem
Vater und seiner Mutter, ehrlichen
Arbeitern, die ihn zum Buchdrucker
lehrling bestimmt hatten. Nicht lange
sollte diese friedliche Gemeinschaft
währen. Die deutschen Truppen dran
gen immer weiter dor, der Vater fiel
im Kampfe, und die Sorge um das
tägliche Brot in jenem schrecklichen
Winter hatte die Mutter aufs Kran
kenlager geworfen, wo sie langsam
dem Tode entgegen ging.
Eines Tages, als er mit anderen
hinausgezogen war auf das hait ge
frorene Feld bei St. Denis, um Kar
toffeln zu holen, wurde er durch die
Kugel eknes Deutschen verwundet.
Später hatte er sich, theils vom Hun
ger, theils durch Drohungen getrieben,
in die Reihen der Kommunisten aus
nehmen lassen. Er hatte das schreck
liche Leben als Kommunist kennen ge
lernt.
Der Knabe zitterte bei dem Gedan
tcn, seine Mutter aus dieser Welt zu
riicklassen zu müssen, seine Mutter, die
er so herzlich liebte, die immer alles
für ihn hingegeben hatte. Aber er be
ruhigte sich, denn sie würde nicht mehr
lanqe leben, sondern ihm bald— in die
Ewigteit folgen; vor vier Tagen, als
er sie verließ, war sie schon sehr
schwach gewesen.
Ach, dachte er sehr traurig, wenn
man mir doch nur eine einzige Stunde
die Freiheit geben würde! Wie wollte
ich zu ihr rennen, sie trösten und dann
uriicklommen, um aus dem Leben zu
scheiden, das mir eine Qual ist.
Er war noch in seine Gedanken ver
sunlen, als der Kommandant mit
mehreren Stab-ossizieren erschien.
»Nun haben wir beide ein höhn
chen miteinander zu rupfen, mein
Biirschchen!« sagte der Offizieh »Du
weißt wohl, was dich erwartet?«
»Ja, Monsieur Kommandant, i:h
bin fertig!«
,,Wirtlich? Du fürchtest den Tod
nicht?«
,.Weniger als das Leben! Jch habe
is: den letzten Monaten so viele schreck
liche Dinge gesehen, daß mir der Tod
besser erscheint, als solch’ ein Leben!«
,,Irotzdem würdest du im Nu ver
schwunden sein, wenn ich dir die Frei
heit gäbe?«
»Versuchen Sie es, tjjtonfsenr Kom
inandant! Es ift einen Versuch werth.
Nur eine Stunde der Freiheit wiiniche
ich, dann werden Sie sehen können,
ob ich Furcht vor dein Tode habe.
»Ah! Du bist in der That kein
Niirr, glaubst aber, daß ich einer sei!
trininal frei, dann zurücktonnnen, um
sich erfchießen zu lassen? Das soll ich
doch nicht glauben?«
»Höre-i Sie, Monsieur Kommans
dant! Vielleicht haben Sie auch eine
gute Mutter, die Sie mehr lieben als
alles in der Welt. Wenn Sie gleich
ntir vor dein Tode ständen, würden
Jhre Gedanken bei ihr fein; Sie iviir
den den Mann segnen, der Jhnen die;
Möglichkeit gäbe, sie noch einmal, zum
letzten Mal zu sehen. Monsieur Kom
niandant, erfüllen Sie eine Bitte, die
auch Sie im gleichen Falle an andere
richten würden; geben Sie niir eine
einzige Stunde. Jch gebe mein Wort,
daß ich zurückkehre!«
Während der Knabe sprach, war der
Kommandant auf und ab gegangen, er
zupfte am Schnnrrbart und kämpfte
mit fich, uin feine Bewegung zu ver
bergen.
»Mein Wort!« inurinelte er. »Die
fer Bursche redet vom Ehrenwort, als
ob er ein Ritter von der Tafelrunde
iväre!«
Als er vor feinem Gefangenen an
gelangt war, blieb er stehen und fragte
in strengem Ton:
»Wie heißt du?«
,,Viitor Ory!«
,,Alter?«
»Sechzehn Jahre am fünfzehnten
Juli nächsten Jahres.«
»Weshalb haft du dich der Kom
Inune angeschlossen?«
,,hauptfächlich der dreißig Sous
wegen, um Lebensmittel taufen zu
können. Auch wurde ich durch die
Drohungen der Nachbarn gezwungen,
die sagten, daß ich groß genug sei, um
eine Mustete zu tragen-«
»Hast du keinen Vater mehr?«
»Er fiel bei Le Odurget.«
Der Kommandant wandte sich san
seine Begleiter, als ob er deren Mei
nung erforschen wollte.
»Gut denn,« sagte er nach einem
kurzen Nachdenken ernst; »du kannst
gehen, um deine Mutter zu sehen. Du
gabst mir dein Ehrenwort. Es ist
gut! Jch gebe dir bis heute Abend acht
Uhr Zeit, dann werde ich sehen, ob
du ein Mensch von Charakter oder
nur ein liigenhafter Bursche bi .
Kommst du nicht wieder, so weiß i ,
daß du das Leben mehr liebst als die
Ehre. Allons! Fort mit diri«
Viktor rannte wie ein Hase. Die
Osfiziere lachten, als sie ihn verschwin
den sahen.
si- e- so
Zwanzig Minuten später klopfte
Viktor an seiner Mutter Thüre. Die
Nachbarin, die ihm öffnete, brach in
lebhafte Rufe des Staunens und der
Freude aus; denn auch sie glaubte, wie
jedermann in der Nachbarschaft, er sei
längst todt. Er wollte in das Zimmer
feiner Mutter eilen, doch die Frau hielt
ihn zurück.
»Geh' leises« sagte sie mit gediimpfs
ter Stimme. »Sie schläft; sie war sehr
trank, seit du fortgingft, aber nun ist
sie bedeutend besser, sie bedarf nur
noch des Schlafes. Sie wird sich sehr
freuen, dich zu sehen, denn sie hat oft
nach dir gefragt. Wenn sie nicht dei
nen Namen rief, flehte sie den lieben
Gott um Schutz für dich und bat um
Frieden fiir das Land.«
Der ungeduldige Viktor glaubte,
mit schwacher Stimme seinen Namen
rufen zu hören, er ging auf den Zehen
spitzen ins Zimmer der Kranken.
Seine Mutter lag da mit weit geöff
neten Augen.
,,Vittor, mein Kindl« schrie sie mit
ihrer dünnen, schwachen Stimme.
Ohne ein Wort legte er sich neben
sie nieder und schlang seinen Arm sesi
um sie. Nun tonnte der Knabe, der
dem Tode so muthig insAuge geschaut
hatte, nichts weiter thun als weinen.
Die krante Fran, welche durch ihres
Sohnes Gegenwart Stärke zu erhal
ten schien, versuchte vergeblich, ihn zu
trösten.
,,Quäle dich nicht so, mein Kind!
Wir wollen jene häßliche Unisorm fort
wersen, um sie nie wieder zu sehen
Bald gehst du wieder zur Arbeit, du
heirathest ein gutes Mädchen und dis.
Vergangenheit wird wie ein böser
Traum hinter uns liegen.«
Arme Seele, wie konnte sie wissen,
das; ihr Bild von einer besseren Zu
kunft nur die Pein des Knaben ver
tieste!
Bald jedoch slossen seine Thränen
weniger heftig, und endlich hörte man
in dem kleinen Zimmer nichts weiter
»als die regelmäßigen Athemziige von
Mutter und Sohn.
Plößlich erwachte er. Er erhob sich
sanft nnd bemerkte, daß seine Mutter
;sest schlies· Dieser Anblick gab ihm
seine verloren gegangene Thattraft
wieder. Er glaubte, eine gütige Vor
sehung habe ihm eine Szene erspart,
die seine Willensstärle nnd seinen
Muth aus eine schwere Probe gestellt
hätte. Er küßte seiner Mutter leicht die
Stirn und sah einen Augenblick erst
in ihr Gesicht, das zu lächeln schien.
Dann lies er, so schnell ihn seine Füsse
tragen konnten, ins Lager zurück.
y- « se
»Was, so bald schont-« ries der
Koinmandant erstaunt. Er hatte ge
hofft, daß der Knabe nicht zurückkeh
ren werde.
»Ich hatte es doch versprochen!«
»Gewiß, aber du hattest doch Zeit,
deine Mutter noch länger zu sehen.
ohne dein Wort zu brechen!«
»Meine arme Mutter! Nach einer
Szene voller Thränen, die mir allen
Muth nahm, fiel sie in einen so ruhi
gen, glücklichen Schlaf. daß ich ihr
trrwachen nicht abwarten durfte; denn
wie hätte ich ihr die Wahrheit sagen
können? Deshalb küßte ich sie und
schlich tvie ein Dieb in der Nacht fort.
Hier bin ich! Jch bitte den lieben Gott,
daß er ihr ebenso gittig ist, wie sie
immer zu mir war. Nun habe ich nur
noch einen Wunsch. Monsieur Kom
mandant: machen Sie schnell ein
Ende-I«
Der Ossizier sah mit einem Gemisch
von Betriibniß und Verwunderung
aus den Knaben: seine eisenen Augen
waren von Thränen gestillt.
»Und wenn ich dich begnadige?«
»Sie würden meiner Mutter das
Leben retten, und ich wiirde Sie als
zweiten Vater preisen,« sagte der
Knabe innig.
»Du bist ein ausgezeichneter Bur
sche, du darfst gehen. Mach« schnell,
eile zu deiner Mutter, ersreue und
liebe sie in«in-er! . . . . Es wäre ein
Unrecht gewesen,« sagte er, sich zu sei
nem Stabe wendend.
Viktor slog nach Hause. Seine
Mutter schlief noch. Wenn er nicht ge
fürchtet hätte, sie zu erschrecken, wür
de er sie mit Küssen bedeckt haben, nun
legte er sich still an ihrer Seite nieder.
Plötzlich suhr sie aus und schrie:
,,Vitt«or. mein Kind, bist du wirklich
da?-«
Jhre mageren Hände betasteten ihn,
sie preßte ihn sanst an sich, Thränen
stürzten aus ihren Augen, Thränen,
die er nicht zu stillen vermochte.
Viktor, mein Kind, mein einziger
Trost!« stöhnte sie. »Mir träumt-,
du solltest erschossen werden-" «
Der gsauget nach Arbeit tut ordent
lichen enschen woher, als der Dunste
nach Brot.