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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (July 10, 1908)
Ver geheimnisvolle liessen Op- sarry Monsal Auterosirte Uebersesung von Franz Dudzyt. Es war an einem Winternachrnit: tag. Der jüngste Inhaber der Firma Messe-T DekrelL Mund ä- Bannen Mr. Robert Bannen war dem Dam pser, der ihn von Dover nach Ostende geführt. entstiegen, hatte pflichtgemzisi die Zollbehörde pafsirt und machte sich nun auf den Weg, urn den Briisseler Zug zu erreichen. Mr. Bannons Besuch der belgifchen hauptstadt galt zugleich dem Geschäft und auch dern Vergnügen Er hatte Zwei Kasten bei sich —- der eine int hielt eine Bioline, der andere die Schmucksachen. Seinen Ulster aus dickem, irischern Stoff fest zugeanpr stürzte er mit einem Ausruf der Er leichterung durch die Thür, ließ sich in eine Ecke eines Keupes erster Klasse sinken —- er war der einzige Fahrgast in diesem Abtbeil —- und fiel bald darauf in Schlummer. Als er er wachte,- geschah dies mit eine-n plötz lichen Zusammenfabren —- durch die geöffnete Thiir drang ein scharfer Luftzug. Der eingestiegene Passagier machte es sich am anderen Ende des Koupes bequem und bolte eine Zei tung aus seiner Rocktasche hervor, nachdem er seinen länglichen Koffer auf dem gegenüber-liegenden Sis nie dergesteclt hatte. Der Fremde war dunkel wie ein Orientalr. Er hatte hübsche, beinahe weibliche Gesteins-zing doch seine Au gen nahmen einen finsteren Ausdruck an, als er bemerkte, daß auch er beob achtet wurde. Jrn nächsten Augenblick fteckte er die Zeitung wieder in seine Tasche. Dann begann er eine Melodie leise vor sich hinzusummen, und Mr. Bannen kam es vor, als ob er ein aus dem Koffer des Fremden herausbrin gendes Geräusch vernahm. das-Z wie das Rauschen der See klang. Jetzt hörte der Fremde mit seinem Sum men auf und blickte zu Mr. Bannen hinüber. Die Blicke der beiden begeg Iien sich »Wenn Sie fortgeseßt schweigen, verrathen Sie sich ja selbst", rief der Fremde plößlich aus, indem er einen evolver aus der Tasche zog und die sse aus Mr. Bannon richtete «Uin Gottes willen!« entsuhr es diesem, während die Besiürzung über den unerwarteten Vorfall deutlich auf feinem Gesicht zu lesen stand. «Jch«—— «Dann sagen Sie mir. warum Sie stets meinem Blick ausweichen.« unter brach ihn der Feinde. »Halten Sie mich sür einen ieb?« »Für so unhöslich dürfen Sie mich denn doch nicht halten,« entgegnete Bannon. «Aber Sie liefern selbst den Beweis dafür,« sprach der Fremde mit einem Lachen weiter, während er den bisher erhabenen Revolver sinken ließ. »Dos tntr scheint, ich habe in meinem über großen Argwohn einen unschuldigen Gentleman aufgeregt und schließlich sogar beleidigt. — Mein Herr, neh men Sie meine gut gemeinten Ent schuldigungen entgegen, und verzeihen Sie einem Manne, dessen Obhut der Besih,« er wies mit seiner Hand aus seinen Koffer — »dessen Obhut der Besih eines Königs anvertraut wurde. Gestatten Sie, daß ich mich oorstelle —- Gustave Binet. Vielleicht haben Sie meinen Namen bereits gehört.« · »Dann geitatten Hie, oafz auch ich mich betanntmache«, entgegnete der Engländer. »Mein Name ist Robert Bannon, Mitinhaber der Firma Dor rett, Mund F: Bannon, oon der ich ein Empfehlungsschreiben für Jhr Haus bei rnir trage. Erlauben Sie mir, daß ich es Jhnen überreiche.« »Mein lieber Herr,« sprach Mon sieur Binet, als er den Brief aus der Hand des anderen entgegennahm, »ich bitte Sie nochmals um Entschuldi gung. —- Beabsichtigen Sie, längere Zeit in Brüfsel zu verweilen?« «Einen Monat ungefähr,« erwi derte Bannon »Ich besuche Brijssel zum ersten Male. Wenn ich nicht irre, hat Mr. Dorrell das Vergnügen und die Ehre, Sie zu tennen.« «Mich nicht, wohl aber meinen Bru der,« gab Monsieur Binet zur Ant wori. »Ich kehre soeben von einem mehrjährigen Aufenthalt im Osten zurück. Und da fällt mir etwas ein — haben Sie vielleicht die Melodie gehört, die ich vorhin vor mich hin summteik« «Meinen Sie diess« fragte Mr. sannom indem er einige Töne vor sich hist-sitt «Ganz recht,« fiel Monsieur Biset begeistert ein. »Es ist eine Erinnerung aus dem Orient — das Wd eines Schlangenbeschroörers. Merten Sie ßch die Melodie genau, vielleicht tön uen Sie sie einmal ebrauchen.« Ban non lachte nnd ern-i erte: »Ich habe nicht den mindesten Anlaß zum Schlangenbeschwiteen.« .Das kamt man vorher niemals Wurf entgegnete fein Reisegefährte W «Ibet da sehe ich, daß Sie so t eine Motive mitsich führen. Wir hier niemand, darf ich Sie bit ten, mich den Ton des Instruments Ute- FI lasenf Wollen Sie mir nicht M Urspieleuk «M Vergnitgen,« erwiderte Ban sex nnd damit hatte er schon Den M Wust und M erstm UIQ W »Und ich werde ntir erlauben inei nen Koffer — Btnet beschäftigte sich an dessen Schloß — »Hu öffnen und Ihnen den Inhalt zu zeigen. Sie werden staunen über die Kostbarkeiten an prachtvollen Steinen. Und wie die Musik mit ihrem Geflimmer harmo niren wird. Bitte, spielen Sie, Mr. Bannonl« »Ich kann aber nur eins ausführen, Monsieur Binet, entweder spiele ich. oder ich bewundere Jhre Schmuckia chen. Wäre es nicht besser. Sie öffne teanreSchatztammer erst dann, wenn ich mein Spiel beendet hobe?« »Nein-nein,« entgegnete der Ge sragte und drehte den kleinen Schlüs sel im Schloß herum. »Spielen Sie —- spielen Sie nur!'· ’ Als die ersten Töne der gedeixnniszs vollen, schwermüthigen Melodie er tlangen, liistete Monsieur Binet den Deckel feines Zoffers Da schoß rnit einem Male ein kleiner schmaler Kopf über den Rand hinaus —aus dem die Augen wie zwei blitzende Edelsteine derausleuchtetem Eine Schlange! Bannon war der Anblick des Rep tilg widerlich. Er Ida sich mit einem untebaquichen Gefühl in dieEeke zu rück. während der etelbasteGegenstand seines Widerwillens sich langsam an der Außenseite des Koffers hinkt-brin gelte, urn aus den Polstern träge lie gen zu bleiben. Bald daraus lam ein zweiter Kopf zum Vorschein, , dann ein dritter, und so ging es fort, bis schließlich eine zuckende und wogende Masse den Koffer und die Polster übersluthete. Bannens Gesicht bedeckte ein kalter Schweiß —- ein fonderbares Angtt gesübl vor einer ungewissen Gefahr war ihm in die Glieder gefahren. Da brach Monsieur Binet das Schweigen »Don-en Dies fuhr er Bannon an. »Spielen Sie, wenn Ihnen Ihr Le ben lieb ist." Es tlano beinahe wie Spott, als-« Bannon. dem vie Anaft von feinem Gesicht ahzulesen war, die Frage stellte: »Was bedeutet dieser sonderbare Scherz?" Er sitengte sich an, seiner Stimme einen gleichgiltigen Ausdruck zu ver leihen. »Er bedeutet, daß Sie ais Leich nam in Briissel antommen, wenn Sie nicht sosort Jhr Spiel fortsetzen,« entgegnete Binet mit eisiqer Stimme «Des Schlangenbeschwörerg geheim nißvolles Lied allein tann Jhnen die Schlangen vom Leibe halten« Bannon ließ feinen Bogen entseßt itber die Saiten gleiten —- er spielte um sein Leben. Vor feinen Augen that sich ein undurchsichtiger Nebel aut. Er riß sich zusammen, und schließlich gelang es ihm auch, Herr schaft über sich selbst zu erlangen. Jn dem matten Dämmerlicht fah er, wie sich die Augen ver tleinen Moti lien weiteten, vie Köpfe hoben sich langsam und neigten sich irn Rhyth mus der Musik leicht von einer Seite lzur anderen. Während Bannon unablässig sei nen Bogen stihrte. hörte er, wie Bi net äußerte: .Gestatten Sie, daß ich Sie von Ihrer Last besteie!" Und im qleichen Augenblick bemerkte er, wie der Kos ier, der seine Juwelen enthielt, in den Besik des Franzosen überging. «Schurke!« rief er aus. Kurz darauf öffnete sich die Thiir und im nächsten Augenblick stand Mr. sinkt aus dein Trittbrett. »Ja weniger ais einer naiven Stunde werden Sie in Brüssel an: langen, Mr. Ba:!non!« rief er mit spottifcher Stimme in das Abtheil hinein. »Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, dann seyen Sie auch nicht den tleinften Augenblick Jhr Spiel aus« Fiedeln Sie getrost weiter, und lassen Sie sich die Zeit nicht lang werden« Das Schloß der Koupethiir schnappte. Bannon war allein. Das Gefühl äußerster Verzweiflung bei: gann seine Kräfte zu lähmen. Ihn übertam der gräßliche Gedanke, was wohl geschehen würde, wenn seinem Gedächtnis die Melodie des Schlan genbefchwöreri entfallen sollte. Seine Finger lonnten den Bogen kaum noch halten« et zitterte arn ganzen Körper. Welche Melodie oder welche schau derhaften Töne er seinem - nftrument entlockte. wußte er nicht. in Kon schwirrte von allen möglichen Gassen hauern, von dein wahnsinnigen Toben der Jnsafsen eines Jrrenhauses, von dem ohrenbetäubenden Lärm einer Londoner Straße, es war, als wenn der Teufel in ihn gefahren wäre, bis er schließlich dazu überging, unbe - wußterweise iiber seine tragifche Lage zu lachen. Dabei wurden seine Au gen immer trüber. sein Bo en glitt kriechanisch über die Saiten r Vio ine. Schließlich kam der Augenblick, wo ihn seineKniee nicht mehr tragen wollten, in feinem Kon hämmerte und drsbnte es, seine trockene Zunge klebte fest am Gaumen. Draußen war der scharfe Wind zu einem un heilvollen Sturm an ewachsen. Durch die zum Theil ger eten Loupeer ster drang ein grauer Dampf. Ban non taumelte vorwärts «- der Boden vor seinen Füßen ö fnete sich, und mit einem gellenden Schu- stiirzte er hin ab durch die Oeffnung und sank in den Ochs-tiefer ——— und tiefer. i i i Als Bannen wieder zie- Bewußt fein karn, fand er sich in einein unbe kannten Zimmer vor. Un der Seite seines L ers saß sein Geschäfte-at ner Mr. krell. »Nun. Bannom fühlen Sß sich besser?« fragte ber lettere freundl ch. «Jch bin ein ruinirter Mann,« seufzte Bannon. «Durchaus nicht," entgegnete ihm Mr. Dorrell. »Wir haben alles wie dererlangt.« »Was —alles?« rief Bannon aus. »Ja — alles,« antwortete sein Warmen »Und der ————-« , »Der Dieb?" fiel Dorrell ein — ers hatte ihm die Frage vom Gesicht abs gelesen. »Der ist uns ebenfalls in die Hände gefallen.« »Und die Schlangen?« fragte Ban: non weiter. während ihm ein kalter Schauer den Rücken hinunterlief. »Waren vollständig harmlose Thiere,'· - antwortete der Gefragte, während er sich bemühte. ein Lächeln zu unterdrücken. »Zum größten Theil waren es gewöhnliche Sandschlan gen, die der Bursche aus dem Osten. wo er längere Zeit als Vertreter via Binet Freres weilte, mitgebracht hat te.« »Wie lam es nur, daß er gerade in mein Abtheil einsteigen mußtes« »Nichts einfacher als das!« ertliirte ihm Mr. DorrelL «sweisellos beob: achtete er Sie, als Sie in Ostende vom Dampser in den Zug umstiegen. Wie sich inzwischen herausstellte, hat des Mann über feine Verhältnisse gelebt und Unterichlagungen begangen, um seinen Aufwand bezahlen zu können. Sicher vermuthete er Werthgegen stände in Jhrem Besitz. und in seiner Verzweiflung mag er den Plan ge faßt haben, Sie zu berauben. So ist er in demselben Zug mit Jhnen bis Genf gefahren und dort in Jhr Ad theil umgestiegen.« s »Aber wie lam er nur darauf, em so sonderbares Mittel zur Ausfüh: rung seines Planes zu benugen2" ers tunvigte sich Bannon weiter. »Gewiß hatte er Ihren Vionnras iten gesehen, und dabei mag ihm der Gedanke gekommen sein, die Schlan gen, die er zur Hand hatte, fiir feinen Plan zu benutzen. Dann erinnere ich mich auch, daß ich vor einiger Zeit zu Monsieur Binet von Jhrer Abneigung gegen Schlangen sprach. Möglicher: weise hatte der Mensch, der sich da mals bereits bei Binet Freres in Stellung befand —- den Namen Binet batte er natürlich nur fiir seine That angenommen — unserer Unterredung zugehöri. Und wenn er im Anfang über die Mittel zu seiner That noch nicht ganz im Klaren war, so ist er geradezu daraus hingewiesen worden, als er hörte, wen er vor sich hatte. —- l Und das klärt die ganze Sachlagei Das Geftiindnisz muß man ihm ins-( eben, daß er bei seiner That äußerst raffinirt zu Werte gegangen isi.« »Und ich dagegen habe michHvie ein » großer Tölpel benommen,' fügteBan non em. »Durchaus nicht, lieber Bannon.« entgegnete DorrelL »Ich glaube, ich « hätte mir in Jbrer Lage auch nicht zu helfen gewußt.« Des Sommers Freuden. humoreste von G. A h r e n b u r g. Es war für Herrn hör-mer keine leichte Aufgabe gewesen, seine Frau zu bewegen, mit dem Kinde allein in die Sommerfrische zu reisen. Er sei gesund wie ein Fisch im Wasser und brauche teine Erholung, auch seien die paar Bureaustunden in den Hundstagen ganz gewiß teine Strapaze, außerdem wolle er im Spätherbst Ferien nehmen, um der Fahnenweihe in Dingsda beizuwoh nen —- — das waren so einige der Gründe, mit denen er sein Zuhause bleiben durchsetztr. Nun wird wohl mancher argwöh nen, dieser selbstlose Eheherr habe das alles nur dorgeschützt, urn desto siche rer Strohwittwer zu werden. LJljiieit gefehlt! Ei gab keinen soli eren Staatåbürger als herrn höppner. Der Abschied war ergreifend und here Höppner fühlte sich recht ver «einsamt, als der Zug davonfuhr und iihn zurückließ. .Jett begann er selbst zu mitth schaften. Er schräntte seine Bedürf nisse möglichst ein, einmal der Be quemlichkeit halber« hauptsächlich aber, um einen recht günstigen Kassenab schluß zu erzielen. Denn darum war er ja im Grunde zu hause geblieben: er wollte das Geld zusammensinken das er zur Anschaffung eines Dioloi matenschreibtischeö benöthigtr. Ein Diplomatenschreibtisch war schon seit langem Gegenstand seiner stillen Sehnsucht. Und er«ließ sich von der Möbel sirma illustrirte Kataloge schicken, um mit Muße seine Wahl zu treffen. Ali er sich am vierten oder fünften Tage des Alleinseini daheim wieder dieser angenehmen Beschäftigung hin gab, störte ihn ein heftigei Getlingel der Korridorglockr. Ein Freudenrus begrüßte ihn, als er die Thür öffnete. Noch prustend vom Treppensteigen schob sich ein dichet Hefe-herein ei . . unge.« :gnel aull« .Ueberra chang. mei« .Vas muß ich sagenl Aber wo kommst du so plöhlich herli« Der Onkel leuchte ins Wohnziins mer und wars sich in eine See-horch daß die Federn trachten. »Von zu Hause natürlich! Deine Frau schrieb uns auf einer Ansichte tarte, da du dich nicht "ttest ent schließen innen. mitzurei en. Das thäte ihr furchtbar leid. Und Tante und mir that es auch leid. Und weil ich nun mal ein guter Kerl bin, sagte ich: »Ich fahre zu dem lieben Iris und leiste ihm Gesellschaft Der arme Junge muß jemand um sich haben, damit er nicht Grillen fängt!« » «Priichtig! Großartig!« Höpvner bemühte sieh, recht beglückt auszu schauen Daß er auch nicht daran gedacht hatte, seiner Frau das An sichtstartenschreiben an Onkel und - Iante zu verbieten! « »Es ist ja nur schade,« heuchelte er, »daß ich mit rein gar nichts aufwari ten kann. Wo die Hausfrau fehlt » ists schauderhaft trist und ungemüth lich. Man sristet nur noch sein Da- J sein und ein sehr tiimmerliches!« J Der Onkel theilte diese Ansicht os senbar nicht. ,.!Ranu Hast du denn schon so ver ’lernt dich als Junggeselle zu fühlen? Ich bin fünfmal langer verheirathet als du« kenne mich aber aus dem Ter rain noch sehr gut aus und habe Ini tiative site zwei!« Und der brave Onkel steckte ein solch unternehmendes Gesicht auf, daß I dem Neffen ganz schwül wurde. Kein Zweifel, der alte Knabe hattet denVarwand, den ihm dieAnsichtsil tarte der Nichte geboten, mit Be aierde ergriffen. um sich von dem Bande. an dem ihn die Tante hielt, loszunesteln und in den Strudel der Großstadtfreuden zu stürzen. Das» tonnte ja heiter werden! Und es wurde heiter. Onkel Paul hatte seine Initiative nicht über schätzt. » Wenn Höpdner das Bureau ver ließ, erwartete ihn schon nrn Aus-« gange der Ontel und brachte immer gleich ein fertiaes Programm mit. wie man den Tag «niitzlich« verbrin gen wolle. Dabei war Onkel Paul nicht lnauseria -—- bewadre! Nur dasz er es sich gern gefallen ließ, wenn der Ncsfe sür ihn bezahlte. »Wenn du rnal zu uns tornmst und mein Gast bist, werde ich rnich revanchiren!« erklärte er großartU .Was der sich in seinem Nest wohl revanchiren iann2« knurrte innerlich Höppner und das herz M sich ian zusammen, da er den Diplornaten ichreibtisch mit der zunehmenden Ebbe in dem Parternonnaie mehr und mebr in nebelgrauer Ferne verschwin den fad. — So war iiber eine Woche verflos sen, als der Onkel eines Nachmittags den Neffen mit böchlichst beleübter Miene vorn Bureau abhalte. «Laß uns nur gleich nach dem »Badntwi marschiren," seufzte er, »da l mit wir den Zug nicht verpassen« » »Du willst fort?« Der Nesie hatte »Mübe, seine Freude zu verbergen I,.Aber warum so plötzlich?« - »Ich will ja gar nicht fortl« stöhnte f der Onkel »Aber bald tönnte ich Luit ; dazu triegen. Tante bat telegrapbirt, ldafz sie heute mit dem Vieruhrzuge hier sein werde.« . böppner wurde et schwarz vor den l Auaen » ( l »Siehstdu, du sreust dich auch Jnicht!« konstatirte der Onkel wehmü tdig. »So weniq wie ich! Aber so war sie imtnerl Sie hat mir nie ein» Veraniigen aeaönnt, deine Tante!« s Das »deine« betonte er so !rästia,s als traae der Neste mindestens dies moralische Verantwortung fiir die Existenz dieser Dame. J »Nun werben wir hiibich solide roerden müssen. mein Jnnael'« fuhr der Onkel in seiner Lamentation fort. ·Abends,um zehne zu Bett! Brrrt Und damit du’3 weißt: ich habe der Aufwärterin schon Anweisung aege ben, daß sie dich aus der Schlafstube ausauartiert Du mußt vorläufig auf dem Sooha schlafen. Wo sollten wir beide alten Leute sonst bleiben?« »Wir haben hier zahlreiche hotelö, die auf Gäste warten,« wollte Hopp ner erwidern, vertniff es sich jedoch als höflicher Mensch und liebevoller Neffe unb schwieg. Und er schwieg so bebarrlich dasz ihn der Onkel auf dein Bahnhof ein dringlich ermahnen mußte, doch ja die Tante seinen Verdru? nicht merken zu lassen; sie möchte onst gleich aus ein schlechtes Gewissen schließen. So wurde Tante Aanes denn mit aller Herrlichkeit deren man fähig war, empfangen, was sie freilich nicht hinderte, sogleich ein tleines Verhiir darüber anzustellen. wie Date-l nnd Neffe sich allein die Zeit vertrieben hätten. Dann eröffnete sie den beiden her ren, baß see der Sorge um das Wirthschaftliche von nun an enthoben ssiein soll-ten. Die Mühe übernehme e. ——-— Es war ,iein «sanftes Regitnent, das Tante Agnes führte. Die Anstoärterim die man beinahe ein halbes Jahr hatte, so baß sie bald die goldene Medaille sitt treugeleistete Dienste hätte beanspruchen können, blieb nach zwei Tagen fort, weil sie, wie sie Mied, sich ni zu Tode besen lassen wolle. Ei tout eine neue an nontmen, die nach einer sehr lebhaf n «Iussprache« noch am nämlichen Tage wieder gina oder, wie die Tante behauptete wegen Unverschämtheit ge gangen sche. ewww son iZone die Futentnehlrckfpieir en z gt n a emt n weihtan F tr eb. Die qund ver Sparsamkeit schien sientcht zu kennen, oder He mußte sie oersehentlich zu hause gelassen haben. Das daushaltnngibubget schnellte nur so in die Höhe und Dsppner mußte, was er noch nie nöthig aehabt hatte, einen Vorschuß aus sein Gehalt ; nehmen. Jn den Briesen an seine Frau er wähnte er non alledem nichts. Er ge wann es nicht iiber sich, ihr die kurze Sommersreade zu vergällen. Und was würde es auch helfen? Meter würde wahrscheinlich sofort heimkehren, aber Onlel und Tante würden mit dersel ben Wahrscheinlichkeit dann erst recht bleiben-—der Nichte und dem Kinde zuliebe! ein« es mußte ein anderer Aus weg gesunden werden. Die Kochliinste der Tante und das Nächtigen auf dem Sofa betamen ihm nicht. Man sah’s ihm an; er wurde blaß und hohlrvangig. und es war teine leere Vorspiegelung« wenn er über sein Besinden llagtr. Eines Morgens verabschiedete er sich mit dem Bemerken, aus rein Wege zum Buteau bei einem Arzt variou chen zu wollen. An diesem Mittag warteten Onlel und Tante vergeblich aus den Neffen, nnd die Tante präparirte zwecks Er ziehung zu größerer Pünltlichteit ichon eine gehörige Strafpredigt, als ein Stadtpostbries lam. Mit lauter Stimme las Ontel Paul folgende-: Lieber Ontel und liebe Tantel Er ivartet mich heute, morgen und auch die nächsten Tage nicht. Jch darf nicht zurückkehren. auch um Euretroillen nicht! Der Arzt hat bei mir ein Lei den ansteckender Natur festgestellt, das ich schon lange mit mir herumgetra gen haben muß. Er meint, baß die Kraniheitsleime von den früheren Miethenr in unserer Wohnung zurück gelassen sein tönnen und daß die Ue bertragung aus mich nach und nach ftattgesunden hat. Wie sehr bedauere ich, daß unser gemüthliches Beisam mensein ein so jähes Ende nimmt. Aber tönnte ich es verantworten, mit Euch noch länger in Berührung zu bleiben? Jst es nicht schon schlimm genug, daß Ihr durch den Aufenthalt in unserer Wohnung ebenfalls infi zirt werden tönntet? Seid vielmals gegrüßt von Eure-n bedauerngwers then Nessen.« Und darunter stand noch: «Jch fahre zunächst zu Meta. Wenn Jhr ahreist, übergeht sie Schlüssel dern Portier.« Itih höpdner fühlte sich wie neu geboren, als er in der idhllischen lündlichen Sommersrische das Wie dersehen rnit Frau und Kind feierte. Und als er erzählte, was ihn von Hause sortgetrieben und wie er es an gefangen, sich von dem «lieben Besuch-« loszueisem da lachte auch Frau Meta herzlich. Aber nach ein paar Stunden lach ten sie beide nicht mehr. Da hielten sie eine Deresche in Händen, die lautete: Aeuszerst ungehalten Wohnunu aei räurnt und reisen noch heute neinL Fort-er Anzeige beim städtiichen Ge undheitsanit erstattet und sofortige Destnsettion veranlaßt.'« »Meine Sachen! Meine schönen Sachen!m « jammerte die junge Frau entsehi. »Es wird ihnen nicht schaden!« tröstete sie ihr Gatte. »Und billiger ist die Desinsettion jedenfalls, als noch weitere vierzehn Tag-. Besuch von Onkel und Tantr. Ja, wenn es noch ein Erbontet und eine Erhtante wäret Dann hätte man doch wenig stens Aussicht, früher oder später aus seine Kosten zu tomnien. Aber so —« Ideale in oer Nähe. Epiiode von Max Viola. » Sie waren beide unalücllich qewes -sen, furchtbar unaliicklich Er hätte lsich beinahe eine Kuael in den Kopf i gejagt; beinahe, und sie hätte sich fast ’ oergiitetx sast. Er stand bereits mit dein Revoloer in der Hand, als fein Bruder unvermuthet eintrat und ihm dieWaiie entriß und sie hatte hereitg das Mokphiumiliischchen geleert, doch es war zu wenig darin und man brachte sie wieder zum Leben· ; Seither waren viele Jahre verflos sen, mehr als fünfzehn. Sein Haar war an den Schlöer eraraut und auf dein Scheitel dünn geworden und sie besaß ein doppeltw Kinn und athnsete vernehnilich, wie Leute, welchen sich das Fett an das herz leat. Und nun sahen sie sich in einem Eisenbahncoupe wieder, zum ersten Male, seitdem sie in den Tod gewollt. Wie Blei lag es ihnen einen Augen-· blick aui dein Gemüth, dann fanden sie sich, lächelten, begrüßten einander mit gehet herzlichteih mit unendlich lie ooller Melancholie, wie zwei Leute, die einmal in oerzehrender Liebe siir einander aegliiht und sich nicht ange hören durften und deren Seelen die ausgleichende Zeit jede Bitternisi ge nommen und nur die iheuren Erinne runaen zurückgelassen Sie plauderten, scheuten sich iedoaki jenen Punkt zu berühren, der ihne» sasi den Tod gebracht. Aber in Bet der Augen leuchtete das alte Märchen aus und veraoldete ihre Blicke und färbte ihre Wart en und zauderte doe tische Worte au ihre Lippen. Doch all sie davon sprachen, wie es ihnen ergangen, wurden Qide ernst. « .Jch w te mich nicht« verheira then,« erza lte sie, »ich straubte intch Csahre lang, doch endlich mterlag ich in Zwange meines Vaters und reichte einem Gutsbesiter die hand. Es wurde eine unglückliche Ehe; kein Tag, keine Stunde freudiger Zufrie denheit. Er war nicht etwa bösart roh; er kam mit mit großer Zärtli teit entgegen, ersiillte alle meine Wün sche, doch die Seelenharmonie blieb aus, weil sie ausbleiben mußte. Seine Werthschätzuna, seine Verehrung, al ler Reichtdum, mit welchem er mich umgab, konnten die kleinsten seiner schlimmen Ei enschasten. die unwe sentlichsten seiner Ungezogenlieiten nicht weit machen. Er besaß tein Verstand-riß sitt jene alltäglichen Feinheiten welche einer Dame von Welt unentbehrlich sind. Und wie sehr er mir auch zu dienen wünschte, es war unmöglich, ihm gute Manieren beizubringen Ja, es wurde mit jedem Tage ärger. Schließlich lam es so weit, dass er beim Essen das Messer in den Mund steckte, so ties, dasz ich stets befürchtete, es werde bluttries send wieder zum Vorschein kommen. Das tonnte ich nicht mit ansehen. nicht ertragen. Es war ganz unmög lich. Und weil er von dieser fürchter lichen Gewohnheit nicht lassen konn te. ging ich eines Tages von ihm, ver ließ ihn aus Nimmt-wiedersehen Un sere Ehe wurde getrennt...'« Er drückte ihr mit lieb-vollem Ber ständnisk die Hände »Unsere Schick sale,'« begann er, »glichen sich auch in unseren Eben. Ich wanderie unsiiit durch die weite Welt, bis ich endlich müde und gebrochen in einer Stadt Zluientipalt nahm. Ich war allein, ich war verlassen. Ein-armes Mädchen. doch schön und von guter Erziehung, nahm sich meiner an und ich heirathete es aus Dankbarkeit Aus die herrli chen Tugenden meiner Ideale-chin sentte er erröthend die Blicke-— mußte :ch verzichten; ich suchte in ibr nicht die vollendete heiligteit deq Weibes, wie ich ne einir im winnenkchem vor mir aesehen — hier errötbete er aber mals — ich suchte blas die treue Ge fährtin, die verständnisvolle Seele. Die verständnisvolle Seele! Ei ist« es ist . » nein, es isi unglaublich. Die verstäntmißvolle Seele schnarchte. schnarchte allnächtlich, baß es mich fast zum Wahnsinn bra te. Sie schnarchte! Ein Weib, das chnarchti Grauenhaster Gedanke! Jch verließ sie nach vier Wachen. nachdem sie mich in so iurier Zeit sast ins Grab ge bracht. Ich sorgte siir i« re Zukun , doch keine Macht aus Er n brä te mich wieder in ihre Nähe . . .« MitleidsvolL mit Thränen in den Augen, hatte sie ihm zugehöri. Leise ersaszte sie seine Rechte, leise und trö stend strich sie darüber. Sie bat ihn, sich nicht der Verzweiflung hinzu geben, er habe recht gehandelt denn es ließe sich mit einem solchen Ge schöpf nicht leben. Da erschien der Konduiteur und meldete, daß im Speisewagen seroirt sei. Sie begaben sich zum Souner nahmen einander gegenüber Platz un asien schweigend in wilder Trauer. Plötzlich stockte sie. Jhre Augen er weiterten sich, er war. ais ob sie bei hellem Tage ein Gespenst erblickte. Es war zweifellos: er asz mit dein Mes ier, er steckte das Messer in benMiiniY er schob den Flügel eines Bei-leis rnit dem Messer zwischen die Lippen. Sie wurde bleich, immer bleicher und begann zu zittern· Er sragte bestürzt, was ihr sei und sie erwiderte. sie wäre von einem plöylichen Unwahl sein befallen worden. Er möae sich nicht stören lassen, um keinen Preis. sie dulde es nicht; doch sie miisse sich zurückziehen Bis in die Seele verwundet. suchte sie ihr Couhe aus und liesz sich dort in ihren Sitz fallen. Allmiihlich lösie sich ihr Schmerz in wckhlthuenbe Thränen und vom gleichmäßige-r Schaukeln des Wagens gewiegt, ver siel sie in tiefen Schlaf. Als er nach einer halben Stank-M ihr zurückkehren wollte, prallie er der Ihiire entseßt zurück. Sie saß da unb schnarchte. Sie schnarchte wie eine alte Holzsäae, die seii Monaten nicht geölt wurde. Frech. » Madame: »Jn den drei Monaten, Hdie Sie hier sind, haben Sie minde sftens schon drei Dutzend Teller zer Ebrochenst ! Dienstmädchen: »Ach, renomtniten Sie doch nicht lo! Drei Dukend Tel ler haben Sie tu überhaupt noch nie mals besessen!« Schulw. Frau: »Sieh« nur, Karl, das prachtvolle neue Kleid, das die Land kiithin heute tragt! Das haigic sich von ihrem Gatten erzwungenl Mann: »Das könnte-mir passirenl« Frau: »Was? Wollen wir die Pro be machen? Sie hat nämlich to lange selbst gekocht, bis er das Kleid geholt Ihat.« · i