Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 10, 1908, Zweiter Theil, Image 12

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    MM Behin- Fertelkaus.
M hoben hob gerade ihren
Witwe-eh den sie mit beiden Hän
, Umsan mußte, zum Munde
ski H dieGgrdine des Altooens be
M.
,I-ha!« sagte Frau Bohm und
Und sie nieste zum zweiten Male,
Als sich die Gardine nach einigen
ist-lesen Bewegungen nun auch oben
Wuderthat und ein rothes-,
III-i Gesicht in dem Spalt erschien:
-M Mahlzeit!« sagte Frau
W. »Dann Du heimgekommen
II, weiß ich nicht«
Christele Bohm fuhr in diebosenx
et itsnhörte die Frage. Er scktlurfte
sit einem Pantossel zur Spieael
Und. too der Kalender bina nnd
hätt dort anscheinend sehr eifrig mit
sen Augen herum: »Dein ist Vieh
warm-·
«Schömen wütd’ ich mich!«' Frau
seh-m sagte es über ihren Lumpen
, » ·
»Wi; müssen ein frisches Fertel
haben, Mutting. Es ist die höchste
sein« Er heilte sich mit seinem An
III
,Uls es zwei schlug. warst Du noch
nicht des-«
»Die Fetlel werden mit jedem
Markt theurer. Es hilft nichts, Mut
M ich muß in die Stadt Ein
neues Kopstuch brauchst Du auch.«
«M iibettölpelst Du nicht« Chri
vad Mein Kopftuch ist gut genug.«
.srauchen wir ein Fertel oder
brauchen wir leins9«
»Wir braust-MS schon lange. Aber
Ist ei Dir nicht immer zu weit in
II Stadts« (
Ruf ist’s mir just nicht zu(
»Gut-en auf dein Acker ina: Dir
r.
Chrisioph Boden hatte- seinen gan
zen rothen Kopf in der Waschscknissel
Und hörte also nichts.
Frau Bohrn umtlainmerte ihren
Lampen: »Die Männet...« Ein
set.
Ihr Mann irocknete sich mit vielem
Mus ab: »Sie werden auf zwölf
US fün zehn sieden. Jch will sehen,
daß es billig wird.«
«Drei Gasthäuser find an der
Sttaße·«
»Wenn Du mir zur Vorsicht zwan
thMart mitgeben wolltest, Muiiina
.. .Sie steigen von West zu Mrii.«
»Hältst Du mich für dumm, Chri
Ispvr ·
Rein, so vermessen war Christi-ob
Ich-hastig nicht. Er seufzte nur:
.Vie Weiber . . .«
Sie einigten sich auf siebaelni Mart.
M Viertelstunde später stand Chri
foph in der hauithür und sagte: »So
III safseezeit bin ich wieder da·«
»dieses es nicht. Sonst...«
christoph schenkte feiner Frau die
Orde, schloß die Thür, schwang ver
iigt den Stock und pfiff sich eins.
il zur Marktsiadi waren give-Stun
den. Da tonnte er den heißen Kon
ordentlich auiliifien Der Frühlings
haioar frisch und hell; über die jun
gen Saaten strich ein leiser Wind.
Und oben in der Sonnenhelle stiller
ten die Lerchen»
Pilgelwald und gleich dahinter lag
. das erste Wirthshause Chrisiopb sah
stach der anderen Seite und aina
vorüber. Beim zweiten hätte er es
beinahe ebenso aemacht Aber hier
liefen mehrere Straßen zusammen:
das Gasthaus saß voll von auten Be
sannten Die meisten waren schon
suriick vom Markt: der Wirth hatte:
alle Ställ- ksoll von Kalt-ern Zieaen,«
erkeln, die seinen Gästen aebörten.«
a« guten Taa muss man sagen, und
ein Glas im Sieben wird die Kehle
weiter nicht übelnehmen Chrisiovh
chiitielte einem Dutzend Bekannten
·e Hände: Einsetzen ttni ich mich
nicht. Ich has-? meiner Alten ver
sprochen: um die Kasseezeit bin ich
wieder daheim. Außerdem: wenn ich
zutiicktomm aus der Stadt und Ihr
seid noch da, können wie schnell noch
eint anstoßen.«
Sie lachten und protestirtem gleich
Jingen sie nach Haus, under solle nur
ebee gleich» . Einer mischte schon
die Kasten.
«Idein.« Christele riß sich los.
Ein wunderbares hochaeiiishl
Ællte seine Brust, ais et seines
es weiter sing Es war s "n,
at! zu sein gegen sich selbst. as
Wirtshaus sah er gar nicht
an. D Mutiing Mutting, wie wirft
Du Dich wundern« wenn ich um die
Werks mit meinem Fertel anspa
siert komme· Die Rede wied’s Dir
set-schlagen, die schöne Rede, aus die
du iett schon inmitt« Christephlochte
tetmnohitend m sichs-i
eins-Hei in der Stadt Chri
Ih iau te seines rtel siir 12
sei aß eine Kleinige eit und war
sites nach der Mittaqizeit schon wie
Iek mnt Thet- auf dem heim-vege.
O Miit-g, Mittag, wie wirst Du
Mdetnk christoph wunderte
STIMME -
Wer M Wi hanc an der
Imseninnznnq in. Natürlich
Its-I M alle da, hatten schon
II , pieiien Kutten und
sites mate- dabei-.
ish- W is. Tini spl
ukais-»Sie ".
IUKI c U M
M s ten
Dann tam der Wald, ein kleiner
tolle ihn beim Ile fiir den Augen
blick vertreten.
Christapb nieste erst nicht. Aber
dann drunten und zogen sie ihn auf
den Studi.
« Wenn Christen-h Bohm faß. dann
saß er.
Aber als der Wirth die Polizei
stunde ansetzte, wollte er’s nicht glau
ben und schrie den anderen ins Ge
sicht, daß er zur Kasseezeit daheim
sein wolle. Ueberdaupt: wer ihnen
hier zu befehlen habe, ob sie keine ru
higen Staatsbiirger seien und so wei
ter. Er fchtug auch öfter auf den
Tisch dabei.
Aber das niiste nichts. Der Wirth
drängte alle vor dieThiir, gab ihnen
im Dunkeln —- es war eine finstere
Nacht —- je einen Strick insdie Hand
und ließ Christopha Vol-m zuerst ab
marfchiren. Er hörte sie noch eine
ganze Weile lachen. Christoph
schimpfte vor sich bin; er hatte ein
unbestimmte-'s Gefühl, als ob sie sich
über ihn lustig machten. Außerdem
örgerte er sich, weil Mutting Bohrn
nun doch ihre Rede halten würde.
Und drittens reiste ihn das Vieh da
am Strick. heute Mittag wars to«
ruhig gegangen. aber jeit war es«
wohl ganz wild worden. Baldi
hockte es hinten, da er es mit Ge-;
walt weiter-ziehen mußte; dann trabtej
es in hieben Sprungen vorwärts,
daß er laufen mußte und über seine
eigenen Füße stolpertr. Das ging
so eine Stunde lang. Aber beim kam
er doch. Dundemiide, ichmuyig und
in: Wiß.
Es war noch Licht in der Stube.
Mutting Boden wartete. Mit Zusam
mensetniifenern Gesicht« wie It VIII
außen sehen konnte.
.Ein feines Thier, Mutter! Und
billig! Sechzehn Markt« Die Spe
ien hatte er dazu geschlagen Er zog
mit aller Macht an dem Strick-»Wil!
denn das Vieh nicht ’rein?«
Endlich tarn es doch·
«Thkkstvph!«
. , was war denn das? Christent
Bohrn fah ganz verstört auf das
Thier.
Er hatte einen jungen Ziegendod
am Stric.
Und nun kam eine Rede, wie sie
Mutting Dahin in ihrer zwanzigjiitp
eigen Ehe so noch nie gehalten hatte·
Da- mauheeeseqeokak i
Es ist eine gewagie Sache, MIM
Löwen in einem Theaterktiick brüllen
zu la en, und die Handwerker irn
Rüpel piele des »Sonimernachtstrau
mea« sind vorsichtig genug, um ihren
Löwen erst erklären zu lassen, daß er
eigentlich gar kein Löwe, sondern
Schnörk. der Seh-keinen ist. Ein kno
derner Theaterdireltor aber rechnet
rnit anderen Sensationenx er will
möglichste Naturwahrheit aus die
Bühne bringen, und auch den Löwen
so brüllen lassen, wie eben UrKönig
der Thiere brüllt· Der «Meneitrel'
weiß eine Geschichte zu erzählen. in
ter dieser Versuch silr einen englischen
Thatetdireitor unerwartete Folgen
hatte. Er brauchte in einem Stück
unbedingt Löwengebriill, und da er
doch unmöglich eine solche Bestie hin
ter den Kulissen aufstellen konnte, so
tara er aus den orninösen Einfall.
einen Löwen in den Wowgraphen
brüllen zu lassen. Ein Apparat wurde
in dein Löwenlöfia des Zoologischen
Gartens ausgestellt. aber das Thier,
gärgert über das merkwürdige Jn
strument, zerschan es rnit einein sieh
seiner Faden. Ein zweiter Ver uch
ward unternommen: der Phonograoh
wurde außerhalb des Köfiai ausge
stellt und hinter illrn ein Siick Fleisch
in die Höhe gehalten, so daß der
Löwe brüllend auf den Trichter zu
sprang. Selig zog der Direktor nun
rnit dein Phonographen ab, und arn
Abend erschallte an der entscheidenden
Stelle ein so furchtbar rollendes
Löwenaebrüll, daß die Zuschauer
voller Angst aufspeangen und wie
wahnsinnig zu den Saaltdiiren din
ausdrängten. Der Löwe hatte das
Publikum aus dern Theater heraus
. gedrüllt.
catferpatasmn Zaum-esp
tie Leier-.
Die von dein Professor Garn in
Berlin angereate Idee vorn Wieder
ausbau des römischen Kaiserpalaites
bat in der Trierer Bürgerschaft eine
gewisse freudige Erregung hervorge
rufen, die trotz eines in der Kölnis
ichen Zeitung seinerzeit abgedruckten
Vortrages des Trierer Regierungs-.
und Baurathg v. Behr mit seiner
nüchternen Auffassung der ganzen
mörchenhast llinaenden Sachlage und
den schweren -Bedenlen Tiber die prak
tische Aus Ehrbarkeit des Planes noch
immer an ··lt und einflußreiche Mid
tische Vereine zu einer regen Werbe
ardeit aneisert. Wenn nun auch die
Verwirklichung des Riesenplanes noch
in weiter, weiter Ferne liegt, so isi
doch die theilweise Wiederherstellung
eines anderen bedeutsamen römischen
Alterthurns in Aussicht genommen.
Die Regierung beabsichtigt, das Arn
pditheqter nach und nach zu ergän
zen. Die Arena soll geebnet und zu
nächst ein Theil der Zuschauerreihen
wieder hergestellt werden. Sobald
diese Arbeiten in der Hauptsache erle
digt sind. wird die Arena siir Volks
spiele und ähnliche Zwecke freigegebem
Herbst-h
Unterofsizier (zuni Releuten, der
ein Partei mit Wurst auspackt): »Was
ist denn das, but-erli«
»Ein Gruß aus der heimathi«
»Den der Vater mich nicht auch
Ists-s lasse-if
Stizze von Maxim. R. Chr-L
Der Großiausmsnn hatt M
sitzt» mit seiner Gattin beim Musen-s
tassee. Stimmung gestärkt ihn-Gä
Erregte Worte .Schasilops san
Junge! Laßt sich da äusnumpelntc
diese Mütter! Goethe list recht. M
nun gar diese englischen Man
jokmachen förmlich Jagd au M
deutschen Tötpei. Lesen geschi die
Netze. und einmal in’S Garn gegan
gen, lassen sie keinen wieder locker.
Und arm noch dazu! Schreibfs ja
deutlich: Familie Lewis ist telir sein,
aber arm. Arm! Darum ist der Ben
gel nach Liverpool gegangen, um sich
eine arme Frau zu nehmen. Und
nicht einmal eine Position! Diese
-Auölunst: Vater Magazinverioolter,
sMutier Steuer-einnehmen Tochter.
TVermögenslcs. Einkommen eirea
dreihundert Pfund. Leben scheinbar
über ihre Verhältnisse Vermuthlich
um die Tockter on den Mann zu drin-«
Gen. Da hast du’s! Hervorragende
Partie, die drin Goldsöhnchen do
macht. Aber du bist schuld daran.
Immer romantische Schuttern
Kleinste Hütte. Liebe. Sonnenschein.
Jowohll Lebt sich schlecht davon
heutzutage! Na turz und aut, i
sage dir. aus der Geschichte dar
nichts werden. Hörst du!«
Ernmy Merz nickt schweigend- Aus
toben lassen. Widerspruch macht die
Sache noch schlimmer. Uebrigens
auch ihr dieWahl ihres Wetteran
ganz unsympathisch Hatte immer ge
träumt. lönnte in höchsten Kreisen
antlobsen. Mindestens doch aus der
beimischen baute sinance oder Groß
industrie wurde er ihnen die Schwie
gertochter bringen. Und nun! Jhr
Mann hatte ganz recht. Aus der
Eselei durfte nichts werden. Aber wie
den Benael abbringenf Und die El
tern! Jrn freien England nimmt
man’s genau mit Verletzungen und
Ebenersprechunaem besonders »solche
Leute«. Sie liest den Brief noch ein
mal. Feuer und Flamme. Wird schwer
sein« ihn umzustirnrnem Fassen mir
des Ding also vor-. einer anderen
Seite. Sie überlegt, indes KarlMerz
noch ein Mal über das andere einen
»Esel! Schatstcpn Dummrian!«
hervor-stößt
»Nun, was meinst du« müssen doch
etwas thun?"
.Laß mich nur machen! Werde
Mitles und Miß Lewis heute noch zu
unt einloden.'·
»Du bist von Sinnent«
Frau Emmy läßt sich nicht dritten.
Ich denke, ich werde den Jungen loo
et en·«
»Aus die Art.« spottet Karl Metz.
»Dann sügt er sich brummend. Man
ches ist ihrer Klugheit schon gelungen.
Frau EmmriMerz aber lebt sich bin
und schreibt an Frau Lewil Mit-le
Mitte zwischen hssiich und herzlich.
Zusage schon nach einigen Tagen.
»Da baden wir die Belcheerungi
Was nun! War vorauszusehen daß
die pour-re Bande die Gelegenheit bei
allen vier Zipfeln nahm« Und wer
bezahlt den Thre? Wir!«
»Meine Speien ersparen ost die
großen. hast du’ö nicht ott gesagt?"
Der Tag der Antunst naht heran.
Alles vorbereitet. Einfachheit überall.
Alter Luxus entfernt. Unmoderne
Kleider hervorgeholt. Glattes weißes
Geschirr aus früheren Tagen. -
wohnltches Glos. Taselbestecke aus
der t, da man noch bescheiden war.
Gro es Hausmacherleinen sitt Tisch
und Bettroiische. Geringe Gardineru
Tochter Trudi sreut sich unbändig
Und bat wacker mitgeholsen an der
Stuttgestaltung des sonst so fein woh
ltgen Hauses. Gut genug. — gut
genug sür »die«.
Eine Woche tin-b sie schon ba. Der
Empsang war freundlich gewesen.
Dann Enttäuschung und immer län
3ere·sC-esichter bei Frau und Fräulein
-ero1 .
Ein luxuriiises haus hatten sie zur
finden gehofft. Und nun dieses
Spießbiirgerthuw Deutsche Haus
rnutter! Ewige Magen über Verluste.
Niedergang der Geschäfte! Einschrän
ten! Einschränken, der Kehrreitn aller
Gespröche der Frau Einrnn Metz.
Und wie unkomfortabeii Keine ge
schulten Dienstboten — machen alles
seideri Shockingk Und Jdeent Zwei
Jahre Verlobung! END meinst du,
Mart-? Thun ja gerade, als wäre der
Sohn noch ein Baby. Wer weiß, ob
sre ihn überhaupt je selbständig wer
den lassen. Zweifelhafte Zukunft fiik
ein junges Paar in solcher Familie.
J Jch meine . . . ich denke . » ich glaube,
Junter diesen Umständen ist es besser
siir euch beide... für unö... fiir
alle. ..«
Mart-s praktischer Sinn erräth,
was die Mutter tagen will. »Natür
lich, liebe Mutter, ganz wie du
denkst « Auch ste hatte sich doch alles
gan nders dargestellt und tbre Liebe
uälieilter ohne den vertiärendens
Sonnenschein des Reichthuml. NeinJ
Mutter wollte nur ihr Befiel ;
Nachmittags packen sie die Koffer.
Dringliap Nachrichten von Duca-tin
Sieben elegante Abendtle sü
jede. Keins angehabt. Schöne Reise,
die wir da gemacht haben zu diesen
Spießbitr ru. Sind ja noch weni -
stenj fii ig Xa re uriick. Unterfste
Kuitu Zieht förmlich und
seierktä tanfsend eDante-warte fiir
alle usnrerk amkett. Verspran f
u
bald von sich Stettin lassen
Wiedersehn in LiverpooL Tasche n
tiicherst, bis der Zug die
Larve ges-Ist und verschwinden ist.
M
Yes-M AND-IRS
Gattis Hur
mungfrohm » f
von Ists-geriet T H
sorw r e. WM
Damen nidst frei-THIS Ists WCT
genommen- Nur
Sache am End fp mänäå
auffaßt-« Frei-d TM Im b
verwundert nnd frisng »Na is
abgeschrieben tat ihm Moti- Leioi t.
Jhm sein Wort zurückgegeben Und
hier der Brief der Frau Mvttet Sehr
zart und schonend. Mars würde sich
doch vielleicht in deutschen Verhält:
nissen nicht ganz wohl fübten u i. m«
Gottlobk Nationalaeiiidi doch
manchmal eine willkommen-e Sache.
« »Und wer wars, der est io weit ge
bracht?« triumphirt praxi Einwu
»He-b die aleich aeiaat, werde den
Jnnaen loseism Nun will ich aber
glewh schreiben daß er sich in Zukunft
weichen mon, das qute W; Itetchen,
denn nicht immer endet solche Eselei
mit gesprengten Fesseln«
sko 170
Der Schnellzug hat die Wärterbude
Nr. 17 dafsirt. Die Signalfcheibe
klappt herunter, fchwantt noch ein
paarmal auf und ab und ftehk dann
gilt Eine dünne, blaue Rauchfäule
eigt faft senkrecht aus dem Kamin
dei- aus Backfteinen errichteten Häus
chens in die klare Abendluft.
Die Bohnen blühen in dem tleinen
Garten, der ans-Haus stößt, rothe und
weiße. bunt Durcheinander. Grillen
giipen «- es ift fo heimlich ftill in
iefern Erdenwinkel, daß mancher der
Boriiberfahrenden ihn um feinen
Frieden beneiden möchte.
Der Bahnroiirter, ein mtttelgroßer,.
hreitfchultriaer Mann mit fonnoer
dranntem Gesicht und hellen, gut
niüthigen Augen, hat die Barrreres
da, wo die Chauffee iiber den Bahn-I
damm führt« emporgezogen und«
fchaut nachdenklich auf die blanken
Schienenftränge, die fchnurgerade
fortlaufen und in der Ferne fich mehr
unt mehr zu nähern scheinen. bis sie
ineinander übergehen. Er lächelt in
fich hinein; die Stunde, die jegt
kommt. ift die köftlichfte des ganzen
Tages: durch kein liirmendes Glocken
fignal, keinen fchrillen Lolzzmotiven
pfiff gestört, kann er auf kurze Zeit
ousruhen von dem anfkrengenden
Dienst
Er tritt in den niedrigen Raum,
legt ein paar Scheite holz auf das
noch glimmende Feuer in dem kleinen
eisernen Ofen und fest sich mit der
Pfeife ans Fenster, tro er das Feld
feiner Thätigkeit überfehen tann.
«C-infam ifk’s doch« ungemiithlich
einfarn,« denkt er, während er die
Pfeife in Brand fest, und dann ver
sintter, wie jeden Abend. in Träume
Eine Belobung hatte er damals er
halten und eine Medaille —- die lag
mit den übrigen Kostbarkeiten und
Erinnerungen aus der Jugend im
untersten Schubfach feiner Kommt-,
das er von Zeit zu Zeit austramtr.
Er hatte den Nachtzug auf freier
Strecke angehalten und dadurch ein
großes Unglück verhiitet. Jnfolge
lang anhaltender Regengüffe war der
Vahndamen gerutfcht, an einer Stelle
wo eine fcharfe Kurve dem Lokomo
tivführer den Ausblick iider dieStreeke
nicht geftattete. Eine Szene der Ver
wirrung war damals entstanden, als
der Zug im Dunkel der Nacht bei
ftriiinendem Regen hielt. Im Augen
blta hatte man tun umringt und mir
Fragen bestürmt, man pries ibn be
geistert als den Retter aug Indessen
sabr, und er batte Milbe aenua ge
habt, all dem Dank aus dem Weae zu
aehen. Nein, nicht allem DanllDem
freundlichen, laniten Blick aus zwei
braunen Mädchenauaen war er nicht
ausgewichen, aus die Frage zweier
rother Lippen hatte er gern aeantH
wortet und beim Abschied den Drucks
der zarten Finger herzt-alt erwidertl
Das war damals sein Lob-n gewesen.
denn alles das, was die Zeitun en’
schrieben, die Beleidigungen von sei
ten der Vorgeseytem die tlingende
Belohnung und die glänzende Nie-T
daille —alles hatte ibn wenig berührt.
Erwar bescheiden und ruhig aus sei
nem Posten geblieben. Vielleicht snbr
sie doch noch einmal vorbei und erin
nerte sich und lächelte ibm freundlich
su, das vomedme, schöne Fräulein,
ihm, dem Badnwiirter aus Bude 17.
Was das sür dumme Gedanken wa
ren.
Die Signalgloae weckt den Träu
mer mit ei kurzen, harten Schlii en.
Das ist mabnende Rus des li
ta slebens, der die Schleiergebilde der
ntasie zerreißt, und er solgt ihm
willig
Draußen gebt Terade die Sonne
unter und röthet we thin den himmel.
gern täutet eine Vesoergloscke, von der
irchtburmsoihe leuchtet das goldene
Kreuz herüber. Jn die eredliche
Aben ille biäiein tönt wie n Miß
tlang as ra elnde Geräusch des her
annahenden Auges. In den Laternen
der Lotomotive. die achts wie Dit
nwnenaugen seuri glühen, bricht sich
der lehte Sonnen al.
Der Badnwiirter ebt stramrm als
der g oorbeisaust, und alle nsassen
wi en, daß sie in iTäter hut nd· An
die S de eines des erster Masse
drückt ein blasses Madchengesicht.
»der war-s, han« slilstern die
rothen Lippen, «wo wir damals dem
Mlichm Un lliel enti n, wei
bre ist« m l beri« n der n
edete, ein blendet-, schsner Mann,
lt und tli t seine Mae Frau
zärtlich aus das aune r.
«WmWs-gim.
S sskj
Seit dem Inkrafttreten der neuesten Bietsteuerethshnng ist der Um
satz dieses edlen deutschen Nationalgettänles ins Ungeheute gestiegen. Zu
Tausenden sieht man den vatetlandstteuen Bürger ins Biethaus schreiten;
frant er bisher lediglich aus unstillbakein Durst, so ttinTi et fett siik’s Ba
tetland, das auch die Gattin über alles liebt, und dem zu Liebe sie sich
die Gatdinenpkedigt —- adzngewöhnen versucht.
-1
Hat der Bahnwiirter die beiden ge
feheni Hat er das blasse, fchöne Gr
ficht am Fenster wiedererkanntf Sie
können ihm rudia idr junges Glück
anvertrauen. Er fteht au feinem
Posten. Jrnmer wird er a stehen,
einsam, pflichtgetreu, in feiner Art
ein Held.
W
heiteres vier der rsrtlfseee kos.
Obwohl man meinen follte, daß
tdas vorzügliche Arbeiten der fremden
Pvfteinrichtungen auf die der Türkei
allmählich anfterkend wirken müßte
ift hiervon nicht die Rede. Zwar hat
die Türkei nicht mehr, wie früher,
die verichiedenen Marien für Aus
land, Inland und Druckfachen, aber
fie legt dem Vordringen der europäi
schen Posteinrichtungen Steine in den
Weg. wo sie kann. Ein Jtaliener
klagt darüber dem «Penfiero latinv«
iein Leid. Var einiger Zeit warf er
in Saloniki eine End voll Briefe in
einen türkifchen rieflaften. Trof
wochenlangen Wartens aber traf au
keinen eine Antwort ein. fo daß er
schließlich zur Poftdirektion gin unsd
sich beklagte. Der Direktor ernv iinqt
Ihn mit beftrickender Liebenswiirdigi
trit, bietet ihm Kaifee und Riaaretten
an und fragt, in welchen Kasten die
Briefe geworfen worden seien. Du
klärt sich dann alles auf: es ift des
Landes nicht Brauch, daß die Aus
dilfskiiften. die neben den hauptbriefs
täften bestehen, geleert werden! So
fort wurde nun ein Diener gefchickk.
um den Kaiten zu holen. Dann darf
der Jtaliener fich feine Brieie heraus
fuchen und hat das Vergnügen« zu
fehen. wie der Poftdirektor in aller
Seelenruhe die übrigen Briefe in’s
Feuer wirft, da fie ia mittlerweile
doch zu alt geworden feien!
Gedanke-splitter
Man folt die Frauen nehmen wie
fie find —- vder gar nicht.
i i i
Die tnrannifchfte Frau ifi eine
Sklavin der —- Mode.
—
Mancher will das Glück beim
Schovse sassen —- und er muß Haare
lassen.
O I
f
Manche Sorge wird erst durch
Liebeoolle P s l e ge groß und start.
II f i
Falter bestoßen sich leichter die Flü
gel als Hühner und Gänse.
i ·- o
Was die Leute ihr »Veraniigen'
nennen, ist oit recht traurig.
Geseit.
, Freund: »Du schliisst immer bei
osienem Fenster; ist Dir das nicht zu
gesährlichi«
Student: »Betvahre. In der ersten
Zeit stieg jo hin und wieder ein Spin
bube ein und sah sich in dem Zimmer
um« aber jetzt läßt sich teiner mehr
sehen!«
; II Muth
s Müller und Schulze besuchten ein
smol ihren Freund Krousr. Der sreut
lftch natiirlich und sagt zu seinem
Zungen: .Max, laus mal oben ins
immer und hole mir meine Kiste Zi
garren.«
Max nickt und rennt die Treppe
hinaus. Noch einer Weile kommt er
wieder, steckt seinen Kops durch die
Thüre und fragt: «Vater, meinst du
die signrren, die du selber rauchst
oder die du oerschentsti«
Glaubst
Ehemann (der Morgens erst nach
hause tommt:) .Sei nicht bit-, daß ich
so spät tomm’, Weibchen; deni' Dir,
dem Ochsenroirth seine Schwiegermut- (
ter ist gestern Abend plöhlich gestor
ben, und do hoben wir bis seht gesesis
sen und ihn . . . . sein«-steif s
pochte-It
Ia »Welche von den Töchtern des
reichen Zieischermeisters hat denn ei
gentlich zeiti«
s.: · otiirlich die älteste!«
»Warum soll denn das so selbst
verständlich seini«
»Weil der Bräutigam Weinhiindler
ist und als solcher doch toohl einem
iiliteäetn Jahrganqe den Vorzug geben
tor «
l
Gent-tits
A.: »So verdrießlich?«
B.: »Ja, habeAerger gehabt.Mein-e
Frau tann sehr gut kochen, will aber
nicht und befteht darauf, daß ich eine
Köchin enga ire!«
Au »Da ift Du immer noch besser
dran, wie ich. Meine Frau lann nicht
tochen, thut’s aber trotzdem!«
Screetlitth
Ritte: »Na, Miene, wie gefäll«
Dir hier in der Stadtt«
Miene: »Oh, die wär schon gut
aber die herrin ist trani nnd mu
den Doktor infultiren. Jest soll ich
in die anothete geben und iiir seist
Pfennig RinozeroS-Oel holen.«
Vertrauen-lache.
Vater tsum Sohn, der bei einem
Messer in der Lehre ist): »Daer Du
denn auch schon beim Würitemachen
mithelfen?«
Sohn: »Mithe1fen darf ich schon
—-aber im erften Jahre werden mir
die Augen noch verbunden!«
Der Genitstastr.
Als Jemand einmal fragte. welches
wohl der glücklichste Mann wäre,der,
welcher eine Million hätte, oder der,
der sieben Töchter habe, erhielt er die
Antwort: Der lestere, denn derjenige,
du eine Million hat, war immer noch
mehr haben wollen, und der, der fie
ben Töchter besitzt, hat vollkommen
genug daran
speise-no
herr: »Jena, ich habe Dir doch ge
sagt, Du sollteft mich sofort holen,
wenn Jemand tönte.«
Diener: »Ich habe Euer Gnaden
im dass und Garten gesucht, aber
Sie nicht aeiunden.«
herr: »Ach, Du bift ein EfeL der
seines Gleichen nicht sindet.«
Ins der schale.
Ein Lehrer, der feine Schüler gern
verblüffte, fragte einmal, ob sie zwölf
Thiere der Eisregion nennen könnten.
Alles fchweigt. Nur ein kleiner Junge
war schnell bei der Dand und antwor
tete stolz: «Sechs Seehunde und sechs
Eishiiren.'
Es war einmal
Gast: »Ja, hören Sie mai, Kell
ner, das ift doch arg; die Speifeiarte
enthält alle möglichen Gerichte und
immer, wenn man etwas bestellt« heißt
es: Bedanre« ist nicht mehr da. Jch
glaube, Sie haben diese Sachen nur
zum Renommiren auf der Karte?«
Kellnen »O nein, mein herr, die
sind alle einmal dagewesen!«
Sehr richtist
Mutter: »Aber Ernst, wie siehst Du
wieder aust hast Du jemals gesehen,
daß seh fo schmnhige hände gehth
habe
Ernst (zwischen Thriinen und Un
willen tiimpfend): »Aber Mama, als
Du so klein warst wie ich, da habe
ich Dich ja noch gar nicht gelanntk
Leiter sink. «» «
» . . . . O, es ist schließlich besser,
man heirath nicht!«
»Aber, heu- Direktor, kennen Sie
denn nicht das Sprichwort: »Das
sessere ist der Feind des Guten«t«