Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 03, 1908, Zweiter Theil, Image 9
— Jahrg-m Nebraska MStaat-« Anzetger und I cerold tii903. ( seikw rThe e.ic ) uuuuuu 45. Trennung. Von Adeie Dieffenbacki. Wieder zieb’ ich in die Weiten, Rastlos wandert stets mein Fan Und nnr im Vorüberfchreiien hafch’ ich nach der Liebe Gruß. Immer neigt es Abfchied nehmen! Immer hei t es: Weiter ge ’n! Und wer fra i; ob mir irn uge Voll nnd bei die Thriinensfteh’n? Noch ein Riesen, noch ein Griifken — Und ooriiher muß es sein. n die Weite fortgezogen, teh’ ich widerum — allein Mag nun kommen, was auch komme, Mehr kann Leid’s mit nicht gefcheh’n, Als daß mir die Abfchiedgtbriinen Brennend heiß im Auge fteh’n. w Napoieon l. in Spanien. Jn Spanien feierte man Anfangs Mai die Tage, an denen dem Koiofz, oer ganz Europa zu feinen Füßen zwang. der ersie, schwere Stoß verfth wurde. Am 2. Mai waren es 100 Jahre, da die Spanier von der Wirth der Verzweiflung gepackt. die Waffen gegen den französischen Eroberer er-: griffen und in den sStrafzeniiimpsen von Madriv einen erbittert-n Klein iampf gegen die Franzosen begannen Ein Augenzeuae jenes für Spanien fo blutigen Tage, der spätere Gene ra! Marbot, berichtet in feinem eben so qliinzend geschriebenen, wie für den Historiter wichtigen Meinoirenweri, das iiirzlich bei Robert Lug in Stutt gart in drei Banden erschienen ist« iiber den 2. Mai 1808 in packend anichaulicher Weise. Wir laffen dem tiihnen Soldaten, geistvollen und dabei auch ge en die Feinde Mchten Mann selbft das Wort. rbot, damals im Stab des Marschalls Murat, Konsmandant von Madrid, erzählt: »Noch der Abreise Karls des Bier ten und der Königin befanden sich nur noch wenige Glieder der regieren den ilie in Mavrtd Msurat er-’ hielt n Auftrag, diese nach Bayonne zu schicken, und alle erklärten sich auch zur Abreise bereit. Das jüngste Familienglied, der Jnfant Don Fran- s cisco de Papie, der damals zwölfl oder dreizehn Jahre alt war, stands unter Vormundschaft der Junta«unds isiefe weigerte sich, das Kind abreisen zu lassen. Die herrschende Aufregung steigerte sich noch mehr, und am 1. Mai kam ee in den hauptftraßen von Madrid und vor Allem auf dem inf der Mitte der Stadt gelegenen großenl Platze Puerta del Zol zu Aufläufen, die indessen von einigen unserer Schwadronen ohne Mühe zerstreuts wurden. Als die königlichen Prinzen ,·:.m 2. Mai jedoch im Begriffe waren, die Reisewagen zu besteigen, stürzten einige Diener dess- löniglichen hattfe5’ anf die Straße und erzählten, der! junge Don Franciseo weine heiße! Thronem tlaminere fich an die Möbel und erkläre, er iei in Spanien gebt-J ren und walte sein Vaterland nicht verlassen. Man tann sich leicht vor stellen, welche Wirtung auf den Geist eines stolzen und freien Volles von so ritterlicher Gesinnung diese Schil derungen des Schmerzea eines könig lichen Kindes hervorbrachten, das die lente Hoffnung der Nation war Jm Augenblick griff die Menge zu den Waffen und menelte erbarmungs los die einzelnen französischen Sol daten nieder, die in den Straßen der Stadt angetrofer wurden. Beinahe alle unsere Truppen lagerten außer halb Ma«drids, sie mußten benachrichs tigt werden, und das war teine leichte Aufgabe -«- . --«-s Sowie ich die ersten Flintenschiifse hörte, wollte ich mich auf meinen Po iten beim Marschall Murat begeben. Rasch stieg ich zu Pferde und war schon im Begriffe, sortzureiten, als mein Wirth, der Rath beim Gericht fiir Indien, Einspruch erhob, indem er mich darauf aufmerksam machte, daß die Straße von einigen dreißig Aufständischen besetzt sei, denen ich unmöglich entgehen tönne. Ais ich dem würdigen Manne entgegenhielt, Pflicht und Ehre riefen mich allen Gefahren zum Trotze an die Seite meines Vor eseytem rieth er mir, u Fuße zu gesen. und hatte die grojse Gefälligteit, mich persönlich durch sei nen Garten und einige Dintergassen nach der Rückseite des Paiais des Prinzen Murat zu begleiten, wo eine sronziisische Wache stand. Diesen eh renwertben Rath, Namens Don An tonio hernandez, dem ich wahrschein lich mein Leben verdanke, werde ich nie vergessen. .m hauptquartier herrschte die arii te Aufregung denn obwohl Mu rat nur zwei Bataillone und wenige Schwadronen bei sich hatte, schickte er sich an, den Kampf gegen den Auf fiand entschlo en aufzunehmen. Alle stiegen zu Verde, nur ich war zu Fuße! Als der Chef des Stabes, Ge neral Belliard, befahl, mit einigen Abtheilungen Grenadiere die Schüt zen des Feindes, die bereits die Zu gange züm Palaiö besetzt hatten, zu rückzutreibem erbot ich mich, eine die ser Abtheilungien ins die Straße zu führen, worin das haus des Herrn Hernandez lag. Sowie sdefsen Thitr frei gemacht worden war, holte ich mein Pferd und schlon mich demPrim en Murat wieder an, der gerade aus seinem Palais kam Es gibt leinen gefährlicheren mili:— tiirischen Dienst als den eines Ade tanten in einem im Ausstand befind lichen Lande und besonders in einer Stadt: denn da er sich gewöhnlich allein durch die Feinde durchschlagen muß. um den Truppen Befehle zu überbringen, ist er der Gefahr aus gesetzt, ermordet zu werden, ohne sich vertheidigen zu können. Murat schickte alle seine Offiziere nach den verschie denen Lagern, von dinen Madrid umgeben war, mit dem. Befehl, die Truppen durch sämmtliche Thore auf einmal rinriiclrn zu lassen Die kais serliche Gardelavallerie sowie eine Division Dragoner lagerten bei Buen Retiro, und wenn dies auch eins der dem Hautpgunrtier am nächsten gele genen Lager war, so war der Weg dahin doch sehr gefährlich denn er führte durch die beiden größten Stra szen der Stadt, die Alcalas und die! ’San GeronitnosStrasze, die an allen; «Eclen, wo andere Gassen In sie ein-« mündeten· von spanischen Schützeni lbesetzt waren. Es versteht sich don! « selbst, daß der Auftrag, der die groß-’ ten Schwierigteiten bot, keinem-tats imäßigen Adiutanten, sondern mir übertragen wurde, und ich setzte mich in scharfen-. Trade auf einem Pflaster in Bewegung das die Sonne sehr glatt gemacht hatte. Ktaum war ich etwa 200 Schritte »entfernt, als ich von zahlreichen Fün tenschiifsen be ritßt wurde. Da sich aber der Austand noch in feinen Anfängen befand, war dieses Feuer um so erträglicher, als die an den «Fenstern aufgestellten Leute teine gu ten Schühen waren. Indessen wurde das Pferd eines meiner Draganer doch von einer Kugel niedergestrectt, und die Leute stürzten aus den Häu sern hervor, um dem armen Soldatens den Garaus zu machen; aber seine Kameraden und ich fielen mit unseren: Säbeln iiber die Angreiser her und machten wenigstens ein Dutzend nie der, worauf die anderen die Flucht ergriffen. Dem Dragoner reichte einer seiner Kameraden die Hand, so daß er mit uns laufen tonnte,bis wir endlich die Vorposten unserer Kavatlerie erreichten. Bei der Vertheidigung des seines Pserder beraubten Draqonerg hatte ich einen Dolchstosz in den Aermel meines Dolntans erhalten« und zwei meiner Reiter waren leicht verwundet worden. Jch hatte den Befehl, die Divisionen aus den Platz Puerta del Sol, den Mittelpunkt des Ausstan deg, zu führen. Sie setzttzen sich im Galopp in Marsch, und zwar waren die Echwadronen der Garde unter dem Befehl des berühmten und küh nen Daumesnil an der Spitze mit den Mamelucten als Vorhut voraus.Jn-— zwischen hatte der Ausstand Zeit ge habt, zu wachsen. und eg werde bei nahe aus allen Häusern aus uns ge schossen, besonders aus dem Palast des Herzog-, de Hijar, dessen Fenster mit geschickten Schuhen besetzt waren, so dafz wir dort mehrere Leute ver loren, darunter den furchtbaren Mu stapba, den tapferen Manielucken, der in der Schlacht bei Austerlitz beinahe den Großsürsten Konstantin gefangen genommen hätte. Seine Kameraden schrooren, ihn zu rächen, Jder im Au zkenblict tcnnten wir uns nicht auf halten. Unter einem Kugelhagel setzte die Reiterei ihren Ritt nach der Pu erta del-Sol fort, wo wir den Prin zen Murat in heftigem Kampfe mit einer ungeheuren, dicht gedränqten Menschenmenge fanden, unter der auch einiae Tausend spanischer Sol daten waren« die aus Kanonen mit ZKartiitschen aus die Franzosen schos en. Als sie die aesiirchteten Mamelucken anloinmen sahen, versuchten die Spa nier zwar noch Widerstand zu leisten, doch war ihre Entschlossenhcit nicht mehr von langer Dauer-. Die lrum men Säbel in der Faust, stürzten sich die Mameluclen in die dichte Masse und ließen im Handumdrehen einige hundert Köpfe aus das laster rol len, wodurch sie den Gar ejäaern unsd der Draaonerdivision einen Weg bahnten, die nun wüthend einhieben Die von dem aroszen Platze vertriebe nen Spanier versuchten durch die zahlreichen Straßen zu entrinnen, die daraus münden; allein sie stießen dort aus andere sranzösische Abtheilungem denn Murat hatte sämmtlichen Trup pen den enannten Platz als Vereini gunspunt angewiesen. Auch in an deren Stadttheilen lam es zu Käm pfen, aber der auf der Puerta del Sol war der bedeutendste und entschied den- Sieg zu unseren Gunsten. Die Ausftöndischen verloren 1500 Todte und viele Berwundete, und ihr Ver lust wäre noch größer gewesen, wenn Ptmz Mut-at nicht das Einsiellen des Feuers befohlen hätte. Yls Soldat mußte ich die Männer belarnpsen, die die französische Armee angrrffem aber in meinem Jnnern fublte ich, daß unsere Sache schlecht fer« und daß sich die Spanier im Rechte befanden, wenn sie versuchten, die Freniden zu vertreiben, die unter der Magie von Freunden gekommen toarem ihren König vom Throne ttoßen und sich des Landes bemächti gen wollten. Als die Feindseliateiten aufgehört hatten, wurde die Stadt durch unsere Jnfanterie befest, während die Ka vallerie den Befehl erhielt, in ihre Lager zurückzukehren Die Au stän dsschtm die aus dem Palaste IT at so lebhaft auf die Gardetavallekie bei de ren erstern Vorüberreiten geschossen hatten, besaßen die untluge Kühnheit, auf ihrem Posten zu bleiben und bei unserer Rücklehr das Feuer wieder zu eröffnen; allein unsere Leute« deren Wuth durch den Anblick der verstüm melten Leichen ihrer Kameraden auf's Höchste entflammt wurde, saßen ab, erstiirmten den Palast und nahmen Rache! Sie war furchtbar! Die Ma :nelucten, die die größten Verluste et litten hatten, dranan zuerst ein und machten erbarmnngsloe alles nieder. was ihnen in den Weg tam, meist Leute von derDienerscbaft des Her zoae de Hijan Nicht ein einziger ent rann!« W Im Rumpfe gegen das Verbre chen. Wenn auch die mittelalterlichen Zustände geschwunden sind. daß of fene Mörder- nnd Räuberbanden Ge genden durchzogen und in schrecklich ster Weise hausten, so zeigen doch Er fahrungen der jüngsten Zett, dass auch jetzt noch auf einmal wieder massenweise Morde auftauchen und, daß auch unsere Menschheit durch ruchlose Schächer und Uebelthäter schwer gefährdet ist. Und noch bis in das vorige Jahrhundert gab es in Europa ungeheure Organisationen, die wie eine zweite Macht neben dem ; Staate die Gesellschaft im Bann hiel jten nnd sie trrorisirten. Die betann ltesten waren die sizilianifche Mafia i und die napolitanische Ramorra Eine i derartige Organisation hatte wie jede iOrganisation gewisse Vorzüge; denn ’ man konnte sich mit der Kamorra ver ständigen, wenn man ihr zu Willen lwar; die schweren Eingrisse in Leben » und-Eigenthum erfolgten nur nach ei lnem bestimmten System, und dieses » System trug gewisse Rücksichten; disk ! Banden hatten eine fast staatliche Dis » ziplin, und das betvirtte, daß sie mehr terrorisirten als verheerten Nur mer ihnen verfiel, lonnte keinen Augenblick seines EigenthumS oder Lebens sicher sein· Sie umgaben sich mit Schein des Rechts und sprachen förmlich llr theile über die mißliebigen llerinnen ebenso wie es s. Z. die Februar-Echte Westfaleng gethan hatten. Die Ramorra insbesondere hatte ihre strengentliegelm ihre sclzarfeStrilL tur. Wer in den Verband aufaenom nien loerden«tvollte, mußte einenBlutg bruder wählen, allerdings in eigener i Art: beide versuchten sich Wunden bei s zubringen, und nur der wurde zuuii Genossen erkoren, dein es gelang, den Blutsbruder am Arm zu verletzen, worauf er sein Blut trant und sich beide umarmten. Auch sogenannt? Gottesgerichte hatten sie: überall, wo wichtige Entscheidungen zu treffen wa ren, erfolgte der Messerzlveilanips, Die Zumpata, die unserer Welt erst durch die Cavalleria rusticana bekannt ge worden ist. Später machte sie dem Zweikampf mit dem Revoloer Platz. Die Organisation war eine strenge und verfolgte einem scharf ausgepräg ten Kontinent (Frieno), worüber uns neuerdings verschiedene italienische Schriften, z. B. Russo und Serroo, la Camorra, genau unterrichteten. Wer aufgenommen wurde, schwor völlige Unterwürfigkeit gegen-die Oberen und ständige Treue, so daß er niemals-s, auch nicht im Tode seine Genossen verrathen werde. Man hatte strenge Arbeitstbeilung: gewisse Mitglieder (Guapos und Pizzaiuolos) hatten die eigentlichen Gewaltthaten zu begehen; die-Beute aber wurde nach ganz - stimmtenGrundsäszen vertheilt: ein be sonderer Schatzmeister lCuntaiuolo) hatte die Zuweisung vorzunehmen. Was der Genosse an Gewinn hergeben mußte, war die Tangente, was er er hielt, der Brusfo, wobei dann die hö heren Grade und die Häupter beson des begünstigt wurden. Wehe dein, der solche Gebote übertrat: er unter lag demllrtheil des Kamorragerichtes, das sogar zwei Jnstanzen hatte und ihn zur Aussioszung oder gar zum Tode verurtheilte. Noch-imJahre 1907 hat bei Torre del Greco die Kamorra blutige Rache genommen an einem Mitglied, dasVekraih begangen hatte, und Wächter und Aufpasser gibt es aenug, aus daß niemand der geheimen Macht entgehe. Die Thätigleit der Kamorra war früher hauptsächlich Raub und Er pressung. Dies ist anders geworden: sie hat sich modernisiri und wird sich all mählich auflösen. Auch trat an Stelle des Sira enraubs der raffinirte Diebstahl; nn die Kamorra hat noch jetzt in allen Kreisen ihre Basista, die fmit den Oertlichieiten genauer ver traut sind und auf diese Weise die Diebstahle vorbereiten. Jn den beur bonischen Zeiten wandten sich ihre Mitglieder hauptsächlich der Zaude fraude zu: diese wurde ganz öffentlich betrieben, und die Regierung sah ihr durch die Finger. Jetzt ist es mehr Wucher, Spiel und anderes tviistes Hiebahrem dem sich die iibleGesellschaft uwendet, und die Kamortisien werden « ielsach zu frechen Loddergesellen der Großstiidte, oder sie drücken bei Ver teigerung durch ihren Terroriscnus die Preise herab. Das ist das Ende dieser furchtbaren, s. Z. ans Spanien nach Neapel ver pflanzten Einrichtung! So ist heutzutage das Kapitalver brechen mehr vereinzelt. Zwar finden sich auch in andern Ländern immer wiederBanden, in sichzusamnienthun, Halunlem die in den Schlupfwinkeln verborgen zusammenleben und ihr lichtscheues Gewerbe von da aus ges meinschaftlich betreiben, aber doch ist die Macht des Staates und die Fin: digleit der Untersuchung so groß, daß isich in dieser Beziehung Zustände« wie in alter Zeit nicht mehr entwickeln tön nen. Furchtbar dagegen wüthet noch das Einzeloerbrechem wie erst neuer dings z. B. die Vorgänge auf der Mordfarm bei Laporte, Jnd., zeigten. In entsetzlicher Weise werden wir heimgesucht von jenen, die wir als reine Verbrecher kennzeichnen, sofern ihnen ein jeder soziale Zusammenhang mit der Gesellschaft fehlt und sie nicht etwa das Verbrechen neben einer sozia llenThiitiateit oeriiben, sondern völlig s ihrem gesellschast - zerstörenden Hange nachleben. Die furchtbare Gefahr, die die Ge sellschaft läuft, und die raffinirten Versuche der Verbrecher, ihre Spuren zu verdeeten und sich der Verfolgung zu entziehen, haben schon lange Zeit die Kriminaltoissenschaft angespornt, ihre Hilfsmittel zu ver-vollkommnen und neue und feinere Methoden zu ersin den, um deinllebelthäter aus die Spur zu kommen. Hierbei handelt es sich nicht nur darum, den Schuldigen zu ermitteln, sondern Vor allem auch dar um, das-; nicht ein Unschuldiger in das Netz der Justiz fällt, und eI handelt sieh ferner darum, durch die ungeheure Findigkeit der striininalpflege die errschast des Staate-«- geaeniiber dem lichtscheuen Gesindel zur Geltung zu bringen und uns auch fiic die Zukunft möglichst geaen die Gefahren zu schüt zen; denn es ist ein alter Spruch, daß nicht die härtesten Strafen, sondern die Unverineidlichteit und llnunigänglich teit der Strafe, die llnmöglichteit, ihr zu entgehen, ei ist was am meisten ab fchreckend wirkt: die Abschrectunagtheo rie, die auf dem Gebiet der Bestrafung· nur sehr bedingte Geltung hac, feiert» auf dem Gebiet der Strafoerfolgung ,ihre Triumphe s Die Systeme, durch die man-dem Verbrecher beizukommen sucht, sind so fein und vervolllommnet, das; sich eine eigene Wissenschaft entxoidelt bat. Das Kleinite und Gröszte sucht man diesem Zwecke dienstbar zu machen: Staub an den Kleidern, Schmutz an den Schuhen wird, niilrostopisch un: tersucht, zum Verräther. Auch in der Möglichkeit der Unterscheidung des Elllenschenblutegs von dein Thierblut hat man große Fortschritte gemacht. Die Untersuchung der Blutspuren ist auch sonst von der größten Wichtig leit, namentlich bei der Frage, wo und wie ein Verbrechen begangen wurde; ob ein Raubinorb vorlieat, in welchem Fall häufig die Schubladen, die Tisch platte u. s. w. mit blutigen Händen beschmutzt sind. ob berTbiiter sich selbst verleßt hat« in welchem Fall das tropsende Blut genau erkannt nnd der Weg, den er beschrieben hat, verfolgt werden kann. Die Untersuchung ber Kleider nach Blutspuren, auch nach er solgtem Waschen, und Aehnliches lann zu itberraschender Ertenntnisi führen. Dann ilt es oft ein kleiner Gegenstand, der in der Blutlache gesunden wird, zum Beispiel ein abgerissener Knopf oder ein haar oderein Splitter ei nes Stocke-Z, der lzum Verräther wirb. Von ganz besonderer Bedeutung sind in neuerer Zeit auch die Fingerab drücke geworden, denn da die Finger spitzen eines Menschen mit ihren Pa-. pillarlinien besonders und eigenartig! sind, so hat man daraus eine eigenes Lehre der Daltyloslopie entwickelt, dies in neuerer Zeit hauptsächlich Galtons zu verdanken ist aber schon auf frühe-s re Tage zurückgefiihrt. Die auptbe-! dentung der Daltylostopie ist ieJden- j tificirung von Verbrechern Aber auch bei der Erforschung der Blutspuren ist sie oft von großem Werth. So ist zum Beispiel der Fall vorgekommen, das-. ein älterer Herr Nachtg, von Un wohlsein befallen, an seinen Schreib tisch ging, um sich ein Medikament zu holen, daß er dabei anstieß, sich die Hand verletzte und die Fingerspitzen» an Papier andrückte, dann von einem. Schwindelansall ergriffen zu Boden» stürzte, den Kopf anschlag, verwundet wurde . und an Herzlähmung starb. Hier hatte man lange Zeit seinen Sohn verdächtigt, namentlich galten die blutigen Fingerspuren als bewei send. Die Dattylostopie aber konnte zum sicherenErgebniß führen, das-; die Blutspuren von dem Berletzten selbst» herrührten, also nicht auf einen etwai- ! gen Thäter hinwiesen. Der Verdacht! Lwar damit widerlegt. s Die Verwendung der Daktvloskopiej zur Jdentifikation findet sich schon im ; Orient. So werden in China die Fin- s gerabdriicte den Reisepässen beige ügtJ um die Person zu kennzeichnen. Jus Jndien miissen die Examenskandidas s ten Fingerabdriicke geben, und ähnliche s Bräuche finden sich anderwärts. Vors allem aber handelt es sich bei Uns dar-« « um, die Verbrechen die ja immer wie-— der auftauchen und verschwinden, smit anderem Namen in der Welt herum-« lausen und der Nachforschung ihrer Vergangenheit die größten Schwierig keiten in denWeg legen, zu identifici ren. Dies ist Von ungeheurem Werth: nur auf solche Weise kann man unver besserliche Exemplare endlich einmal aus der Menschheit entfernen; auch wenn es sich um Individuen handelt, die periodisch an Jrrsinn leiden, ist es aus solche Weise möglich, sie zu fassen und nach Maßgabe ihrer ganzen Ver gangenheit einheitlich zu behandeln. Man hat auch noch andre Mittel: so die Bertillonschen Messungen; eins durchdachtes System der Ausmessung der verschiedenen Körpertheile, so daß siir jede Person eine Individuum rung gegeben ist« Es handelt sich nun darum, bei gewissen Zentralen alle diese Konstatirunaen nach einem be stimmten System zu registrieren, so daß, wenn ein derartiges Individuum wieder eingebracht ist, man es sofort nach Erbrobung seiner Körperlichkeit aus« dem Register konstatircn kann Hier sind schon bedeutende Erfolge er zielt worden; den-. Verbrecher wird da durch die Möglichkeit entzogen,sich ein zutauchen in die Vergessenheit, um dann wieder als anderer Mensch her vorzutreteiu I Ganz besonders interessant find die Hilfsmittel, die man in Anwendung bringt, um den verborgenen Verbre clier oder das verborgene Opfer zu er tnndcn. Alle Welt weis;, wie in der letzten Zeit ein Mörder durch Hunde ertundet worden ist, die feinen Spuren nuchgingen. Die Benutzung der Hun de zu diesem Zweck ist von ungemeinein Werth. Man tennt sie schon oon alter Zeit her. Ehemalg benutzte man sie, um die flüchtigen Sklaven ausfindig zu machen. Heutzutagc tlmt man esZ namentlich, um seinen Verlorenen auf ins-lichem man hält dem Hunde Klei dungsstiiele dieser Person vor die Nase und läßt ihn suchen. So kam es, daß beispielsweise einer der-Hunde der Pa riser Polizei bereits das- fiinfund« zwanzigste verlorene Kind gefunden jhatte. Jn einem andern Fall waren « die Tlsiiter nach lllrgentinien entflohen ; und hatten sich möglichst unkenntlic i gemacht. Jhr Hund war zurückgebläe ;ben: man nahm ihn mit hinüber, und seine dem Paar sehr unlitlssamen Freudenspriinge waren die Verräther.· zählte man z. B. auf der weichen » Vergrabene Leichen entdeckt man manchmal gleichfalls mit Hilfe Von Hunden; manche werden auch von Füchsen wieder ausgegraben. Die Anwesenheit von Krähen und Rai-en deutet oft darauf hin, und manchmal sind noch Blutflecke aufzufinden oder ein Stück Hirn oder irgend eltvag,was beim Vergraben und Verfcharren des Leichnams liegen geblieben ist: alles « das rann auf die Spur helfen. Das ist der Kampf gegen das Ver brecherthum, der nicht sobald aufhören wird, und in dem uns dieWissenfchafi immer wieder mit neuen Hilfsmitteln ausstatten kann. Manchmal fie uns sogar der Aber glaube behilflich, denn unzählieb find die Briiucbe, deren sich die Uebelthiiter bedienen, in der Meinung, sich dadurch der Verfolgung entziehen zu können Urizählig sind auch die abergiäubischen Borstellungem die zum Verbrechen führen, nnd sderenKenntniß uns wie derden Spuren des Verbrechers nahe bringt. Der Kampf gegen das Verbrechen ift nicht nur der Kampf der Kultur ge gen die Untultur, sondern vor allem auch der Kampf der Intelligenz gegen die Inferiorität verbrecherischer Jn ftinlte. · W Ztvölf goldene Hochzeitsfeier-u m Firma Tage. Ein feltenes Ereigniß konnte dieser Tage in der tleinen französischen Ge meinde von Abrest, vierzehn Kilome ter von dem bekannten Badeorte Dichy entfernt, begangen werden. An ein nnd demselben Tage wurden zwölf goldene Hochzeitspaare in der Kirche des Ortes eingesegnet. Ueber drei hundert Vertvandte, Kinder, Enkel und Urenkel nahmen an dem Fami lienfest theil und begleiteten die Paare in langem Zuge in die Kirche. Am Abend fand ein großes Festefsen statt, zu dem sich die Gäste aus weitem Um ’treise eingefunden hatten. Nachdem die Tafel aufgehoben war, eröffneten die zwölf goldenen Hochzeitspaate den Ball. Es bot einen eigenartigen An vtiet dar, als sich die vierundzwanzig alten Leute langsam und bedächtig zwar, aber doch mit voller Hingebung im Tanze drehten. -.--— « Die Primadonna Mme. Nordica bat sich bekanntlich mit Oslar Ham merstein, dem Direktor des Reinheit tan Opera Hause, entzweit. Ueber den Grund zum Groll der Sängerin erzählt man sich folgende Geschichte: Eines Tages sprach Mme. Nordica mit dem Jmpresario wieder einmal iiber ihren Liebling-Spinn. am Had ) son, oberhalb New York’s, ein ameri s lanisches Bahreutn anlegen zu wollen. - Das ist ja Alles ganz schön usnd gut,« sagte der praktische Oslay »aber wenn nun Alles fertig ist, wo gedenken Sie das Publikum herzu belortzrnen,» meine Bekehrte te?« - »Nun, natürlich aus w York,« - lautete die Antwort der Diva. »Aber. ich bitte Sie,« entgegnete Hammerstein, ,,warum in die Ferne schweifen? Ich bin sicher, Sie werden ein viel dankbareres Publikum in Sinn Sina finden.« . Hammer-stete- rmd die Dim. s Das suchet-, Idag bekanntlich Theaterdirettoren und Biibnenniclktern sehr unangenehm ist, kann je nach dem Lande, wo es er tönt, einen sehr verschiedenen Sinn haben. Jst Westasrila ziichen die Einaeliorenem wenn sie über etwas erstaunen, auf den Neuen Hebriden wenn sie etwas besonders Schönes sehen, die Basutos aeben einem volls tbiiinlickken Redner ihren Beifall auch durch Zischen zu erkennen. Die Ja paner driicten damitihrseEhrerbietuna au-"3, was vielleicht mit ddni Worte Huka litillt In Verbinduna steht. Memischtcd Lob. Chef lznin Kommiss: »Junger Mann, Sie sind seit sechs Wochen in meinem Dienst; Jhre Ausführung so wie ihre Kenntnisse sind bewundern-Js toerth; wag ich aber ain meisten be wundere, ist Jlire Piinktlichkeit, mit der Sie täglich eine halbe Stunde zu spät kommen!« -..-«- ...». . » ....«· Traurig, aber wahr. Sie gingen an einem prächtigen Gebäude vorüber. »Das ist ein schö nes Haus,« sagte Brown zu Jones, »und doch ertrage iet) seinen Anblick nicht« »Wesl)alb nicht«, fragte Joneex ,,Weshalls?« erwiderte Brown, »weil der Eigenthümer ess- ang dem Blute, den Schmerzen, den Seufzern seiner Mitmenschen erbaute, aus dem Kummer der Kinder und dem Weh klagen der Frauen!« »Gerechter Himmel!« rief Jones aus. »Das Scheusal! Was ist er « Wucherer?« »O nein, lieber Freund. er ist Zahnarzt!« Mißtrauein Hiasl: »Was hast Du denn bei dein Herrn Pfarrer zu thun ge habt?" Hansl: »Ich soll zur Relrutirnng meinen Tausschein als Gehirns-ur kunde mit bringen!« Hiasl: »Na aber, sie seben doch, daß Du geboren bist!« Hansl: »Ja, aber ohne Tausichein glauben sie es niir doch nicht!« Wer in der Welt vor-ankommen will, darf des Morgens nicht stunden lang im Bette liegen bleiben, um dar über nachzudenken wie er es anstellen soll.