DaS Hundertfrankenftück Issss I» 4 Orts (18. FortsesungJ »Nun wohl, keiner der drei in al len anderen Punkten zuständigen Wehe will es genommendabem und U ist es vor drei Tagen in der sechstka einei großen Berliner senthaufes angehalten worden. Such dem hierhergelangten Bericht erschien in der Wechselstube ein jun ges Mädchen mit dem sonderbar scheu Isd erregt vargebrachten Ersuchen, Es das Goldstück gegen deutsche nze umzuwechieln Noch ehe der betreffende Kassenbeatnte das Hun dettirantenitück einer näherenPrüfung . unterzogen hatte, betrat rein zufälligH Schutt-rann der irgend eint Schriftstiick abzugeben hatte, dieWechq eistube, und bei seinem Anblick cui-s nte sich das Mädchen eiXig unteks snriictlassung der Münze. Leider hat! mit nicht rechtzeitig daran gedacht. fiel Kutsche-. und als man sich aufs Straße nach ihr umfah, war sie bereits verschwunden Sie wird als eine ungefähr achtzehniährige roth haarige Person mit hübschen aber sen zahlreichenSontrnersprvssen über siten Gesicht geschildert, nnd der Kussier hatte aus ihrem Benehmen den Eindruck gewonnen, daß sie wohl sticht im vollen Besitz normaler Jn telliigenz sei. Ihre Flucht und die seichaifenheit der Münze legten die semtthuna nahe. daß das Gold W seftohlen sei« und es wanderte daher zur Polizei. wo eine Verglei chung tntt dem von uns erlassenen Laufzettel die Jdentität mit dem m Ihnen vermißten Stück ergab. Man schickte es hierher, und ich Fbe W Mch dene- Eintressen die rei Tini-reicher befragt, ob ihnen eine Person von der äußeren Erscheinung des uns beschrieben-en Mädchens be sstent sei. Keiner von ihnen hat das zugeben wollen, und ich bin geneigt, glauben. daß sie die Wahrheit frechen. Auch Jhr Neffe, den ich Du diesem Zweck noch einmal koni Ien ließ. will sich aus seinem Ber Mer Betsnntentreise keines jungen iidchens erinnern, das jener Be schreibung entspräche —- Nun richte ich an Sie, Herr Konsuh die Frage, ob unter Jhren früheren Dienst boten oder unter den Leuten. die aus anderem Anlaß Zutritt in Jlir Haus; hatten, etwa ein junges Frauen «Intner mit rothem hour und auf .altensd vielen Sommersprossen ge speien ist« Brüning schüttelte den Kopf. »So tneit meine Erinnerung reicht — nein!« »Dann miifsen wir uns also wohl oder übel mit der Tbatfache abiinsden, daß sich die Zahl der Rättsiel die uns dieser merkwürdige Kriminab fall aufaibt um ein weiteres vermehrt hat. —Auch bezüalich der aeheirnniß vollen Kiste sind wir zu teinem greif baten Ergebnis aelornmen Wir ha ben ermittelt, daß sie von einem Ber liner Spediteur aufgegeben worden ist, und es ist festgestellt, daß der Ubsender ein dem Personal des Soe diteurs unbekannter junger Mann wesen ist. Wenn wir es nicht ohne «n wüßten, daß mit dieser Kisten sendung oerbrecherische Absiktten ver folgt wurden, so würden uns die Umstände, unter denen die Aufgabe erfolgte, dessen belehren müssen. Der erwähnte junge Mann erschien näm lich im Kontor de Speditenrs mit dem Ersuchen, ihm sofort ein paar Leute mitzuaeben, die eine nach aug Iarts zu spedirende Kiste abholen sollten, und er erlegte bereitwillig den forderten Betrag Die Kiste befand eh nach Angabe der mit ihrer Ab holung betrauten Arbeiter auf dem Speicher eines hauies in der Müller ftraße, einer jener von zahllosen Par teien bewohnten Berliner Miets lasernen deren Bestand an ?1ftermie thern und Schlafhurschen mit jedem Tage wechselt. Alle Bemühungen, den Eigenthümer oder Absender der Kiste unter den Bewohnern des Hau fes zu ermitteln, sind ergehnißlos ge- i blieben. Niemand will wissen wie sie dahin gekommen ist, und niemand! will etwas iiher den jungen Mann angeben können der sich dem Studi tenr all ein Kaufmann Wilhelm Zchulhe bezeichnet hatte, und der für uns einstweilen spurlos verschwunden ist. Die Bestienheit der Kiste selbst währt auch keinen Anhalt für die mittlnng ihres leisten Eigenthü sreri. Sie ist ziemlich alt, und ei scheint, das sie ehedem einem socie mnten Zauberkiinstler zur Borsiih rung des bekannten Experimente ge dient hat wie sich jemand auf riith thafte Ieise aui einer verschlossenen m MMsehniirten Kiste befreien XCVSM vorgefundenen Blutspur-n auf dein Yettlifsen " Irrtchtscherniler rnit ziem Ihrr Sicherheit als von Menschen sit herrshrenh bezeichnet worden, Ist fiir M vornherein nichi MADE-TM ist, und ei fehlt M Mit Vetter als diese-Int ." - dik« in der Kiste »Da-von bin ich über ugt —- und ich würde ei nicht is e ig gehabt ha ben, Sie zu bemühen, wenn es sich nur um das hundertfranlenstück ge handelt hiiite. Auch ich habe Ihnen noch etwas anderes mitzutheilen, et was, dessen Erörterung mir einiger maßen peinlich ist, denn es betrifft eine Dame, die Ihnen, wie ich ver muthe, sehr nahe fiel-U Es war seltsam. mit wie greifbaret Deutlichkeit in diesem Augenblick vor Btuiinings Geiste das Bild Marga rethei auftauchte. so wie er sie heute in ihrer Zertnirschung und Ber ziveiflung vor sich gesehen. und wie oernehmlich in seinem herzen ihre Worte widertlangem »Es steht etwas zwischen uns, das Du mir niemals . verzeihen kannst!« « ’ Wie eine ,furchtbare, zermalmende ; Last legte sich ihm das Voraeiiihlvon jetwas Entfehlichem auf Stirn und » Brust und seine Stimme llang selt - fam gepreßt, als er nach einein kurzen J Schweigen erwiderte: »Ich weiß nicht, T wer damit gemeint fein lann »und ich bitte um eine nähere Erliiirung."l 26. «Jn Ihrem hause befindet sich seit ungefähr anderthalb Jahren eine Dame, die von ihnen als eine unver ebelichte Margaretbe hundld und als Erzieberin Jbrei Hin-des bei der Ps lizei angemeldet wurde. Ich darf doch wobl voraussehen Herr Konsul, daß diese Meldung Jbrerseitz in dem guten Glauben an ibre Richtigkeit er ,olgt ist« »Das ist selbstverständlich Sie war »auch thatsächlich richtig, denn sie ge schab aus Grund der Angaben, die » mir von der jungen Dame selbst über ibre Persönlichkeit gemacht worden : waren.« H »Dann sind Sie eben von dem an sgeblichen Fräulein Hunold getäuscht s worden, hetr Konsul!« s »Das ist unmöglich! Eine derartige ; Anschuldigung tann nur aus Jrrthutn soder auf Verleumdung beruhen.« »Von Berleumdung ist schon des vhalb teine Rede, weil es sich hier aus schließlich um amtliche Austiinste handelt. Und aus diesem Grunde scheint auch ein Jrrtbaun nahezu aus geschlossen. Ich hatte Ursache, mich siir die Vergangenheit und siir die persönlichen Verhältnisse der Dame nu interessiren. und ich babe deshalb durch die Polizei über beides Erinn digungen einziehen lassen. Da sich das angebliche Fräulein Hunold während der letzten Jahre. die dem Eintritt in Jbr Haus vorausgingem zuweist in England aufgehalten hatte» waren die Nachforschungen ziemlich um ständlich und zeitraubend, so oafzich erst seit in den Besiy des Materials gelan t bin. Danach hatte die Dame tein echt, sich hier unter ihrem Mäd chennarnen melden zu lassen, denn sie ist in Wahrheit eine Frau Sehmour. die Wittwe des als Sträsling in einem Londoner Gefängniß verstorbe nen Kaufmanns Malt Cecil Seh nirsur. eines wegen Wechselfiilschung und Betruges zu fiinfsiibrigem Zucht haus verurtheilten Hochstaplers.« Der Untersuchungsriehter schien sich der niederschmetternden Wirtung. die seine Eröffnunaen auf Brüning her vorbringen rnußten, in der That sehr wohl bewußt zu sein« denn er blickte dabei beharrlich in seine Alten und vermied, zu dem regungslos dasitzem den Konsul hinüberzusehen. Jetzt aber hielt er inne, als erwarte er eine Frage, und nach Verlauf einer lan gen Pause tarn sie denn auch in der t ha . »Die Möglichkeit einer Personen sverixechslung ift ganz ausgeschlos en « »Die uns von den englischen Be hörden ertheilte Auskunft bezieht sieh aus die ehemalige Musitftudirende ; Margarethe Vunold, die an Cliffords HJnn eine gemeinsame Wohnung mit sihrer Tante, der Wittwe Therese LBaurnerL inne hatte.« Wieder eine kurze Stille, dann eine merkwürdig hart und scharf llingende Antwort: »Fräulein Hunold — die Dame hat rnir selbst gelegentlich mitgetheilt, daß e in London-eine Zeitlang an Clis ords Jan gewohnt habe —- eine Varietesiingerin sagen Sie?« »Ist dem hierher gelangten Bericht ist sogar der Name des Theaters an gegeben, in welchem sie auf reten ist. Pie es scheint, hat Inan eh deshalb o ein ehend um sie getttimnerh weil man ee an den Schwindeleien ihres Aste-ging uolzerssåch mer«-on Ftneä nii n ner uns-n iei in dem Bericht nicht die Was »Was wollen Sie ans dieser Aus kunft solgers?« - s «Ehe Ich Ihnen darauf antworte, Herr, Konsuh bin ich xn Mai Ve dauern genöthigt, eine Frage an Sie zu richten, die ich als eine scheinbar unzaete Einmischung in Ihre Privat oerhöltnisse gern ern-eben hätte. wenn He nett nicht un er sen seht m lMden Umsiinden zu- unabweis l Pflicht gemacht Wede- —Ste W, oder ie hatte- dle W , Mannes betheiligt glaubte· Es muß; sieh aber wohl nichts selastenbes ge gen sie ergeben haben, denn vor-einer Fdiete Frau Sees-sah die st- hur gxäakkin Davon- -hielten,- zu hat«-, ti .Js— »Und Sie hatten darüber auch Ic tiirlich bereits mit ihr gesprochenk »Jch hatte mich rnit ihr verliebt wenn auch eine Bekanntgabe des sek 1iibnisses aus Schickiichieitsgriisnden bisher nnterblieb.« »Jrgendroelche Aufklärung« über ibre anscheinend recht bewegte Er gangenheit hatte Ihnen die Dante nicht zu theil werden lassenk »Nein.« ,.Es krsar also offenbar ihre Ab sicht. diese Veraangenheit nnd vor allem die Thatiache ihrer früheren Verheirathnng dauernd vor Ihnen ge heim zu halten?« »So muß ich ietzt joobl anneh men.« ..Sie hätte doch auch wohl fürchten müssen, baß Sie von Jhrem Eber-er spkechen zurücktreten würden, sobald Sie durch sie selbst oder von anderer Seite über jene Dinge unterrichtet wurden?" »Sie hätte Grund gehabt, es zu fürchten« »Dort-us ergibt sich ohne weiteres, daß sie dar allergrößte Interesse da ran hatte, sich des unverbriichlichen Stillschweigenö aller Personen zu versicheru, bie ihre Vergangenheit sannten. Solcher Personen aber gab es hier in Deutschland vielleicht nur eine einzige — nämiich ihre Tat-te ThereieBaurnert, und ihre Verschwie genheit ionnte nicht besser gesichert werden als dadurch, daß sie —« Brüning stand auf und trat an" den Tisch des Untersuchunasrichieri· EVEN Sie damit andeuten wollen« ; .——« Er kennte nicht weiter-wessen Wenn er sich auch bis zu die em Zu genblick mit schier übernatürlicher Kraft beherrscht hatte, in dem Me inent, da er das Fürchterliche aus sprechen sollte, versagte ihm die Stimme. »Möchten Sie nicht Plan behalten. Herr KonsuH th kann Ihnen die Erörterung der - Zglichkeitem die sich hier vor uns austhnn. nicht ersparen, aber ich würde Ihnen dankbar sein, wenn es in möglichster Ruhe.aeschehen könnte. So scheint es mir auch im Interesse der Dame selbst drin end geboten. Der hetlagenswerthe iß griss, den wir in dieser so seltsam verworrenen Angele enheit mit der Verhastung Jhres essen gethan ha ben, mahnt phnedies zur äußersten Vorsicht. Eine nochmalige Ueber eilung muß unter allen Umständen dermieden werden, und ehen um da pvr bewahrt zu bleiben, habe ich diese Aussprache mit Ihnen gesucht.« Brüning nahm nach einem schweren Athemsuge seinen Plan wieder ein. »Seit-en ich im Stande hin. Ihnen zu dienen." sagte er tonlvs, «ader Sie diirsen keine großen Erwartun gen hegen. Ich hin augenblicklich viel leicht nicht in der Bersassung, deren es iiir taltblütige Ahwägungen be dürfte.« » L Der Untersuchunasrichter ging üben diese Liinwendung hinweg, als ob er sie nicht gehört hätte. »Den lleberein stimmung mit der Kriminalpolizei nnd der Staatsanwaltfchaft,« fuhr er fort, »din ich lchon seit geraurner Zeit der Ansicht, daß wir es bei den Vorgängen in Ihrem hause mit zwei oerhrecherischen handlungen zu thun haben, zwischen denen keinerlei innere Verbindung besteht. und die nur rein zufällig zeitlich zusammenfielen Drei ganz gewöhnliche Spinhuben haben sich auf Grund ihrer Kenntniß der örtlichen Verhältnisse zusammenge than, um Jhre Sammlung zu steh len. Sie haben, nachdem sie erwischt wurden, ein Geständnis abgelegt,das lowohl auö äußeren wie aus inneren Gründen in allen Einzelheiten glaub haft erscheint. Es liegt in der That tein einziger greifbarer Anhalt mehr für die Annahme por, daß die e Männer auch die Mörder der Frau Baumert gewesen seien. Der gewalt fame Tod der Frau steht ohne Zwei fel außer jedem Zusammenhang rnit dem EindruchsdiehstahL Wir lauhen seiner Aufklärung " näher ge ommen zu sein, als wir von den Beziehungen Jhres Neffen Ollendorf zu der Er zieherin hunold Kenntniß erhielten, und als wir in dem Morde die Ver zweiflungsthat eines verichmäbten Liebhabers zu sehen meinten. dersich infol e des ihrn unbetannten Zimmer taus i eben nur in der Person sei nes Opferi geirrt habe. Auch diese Annahme aber hat sich als hinfällig erwiesen, und die anfänglich scheinbar ; so schwer helastendens Verdachtsmp mente gegen den jungen Mann haben sich nach und nach beinahe alle in nichts aufgelöst. Statt dessen hat eine andere Vermuthung, der wir anfangs lauen irgendwelche Bedeutung beige messen, immer festere Gestalt ange nommen. Sie wissen, welche Ver ,Inuthung ich meine. Ei handelt sich um die Angaben, die hre haust-äl terin, Frau Horen , ii r eine un - wähnltche nächtliche Promenade I räulein hunold gemacht hatte. Sie chtenen bedeutungslos bis zu dein unendlich wo die Einhrecher i re Erzählt-n sonder geheimntßvo en Nachtto- lerin vorbrachte-, und wo räulein hunold in Abrede stellte, ese Bergen gewesen ·zu sein. Auch da aber onnte von einem wirklichen Verdacht gegen die Nichte der Ermor dete taiun die Rede sein. Zu einem o n verdichteten sich unsere unse innnten Vermutung-n erst, als Ue Tien Lorenz damit heran-laue das ld nach der Ankunft der rau« saumert den Schluß einer sehr er regten Auseinandersejunsg zwifchen Tante und Nichte belauscht habe. yeinser Iäeinandersehung die nach .ihrer Meinung ganz den Charakter keines heftigen Streites gehabt.« »Dauert höre ich zum ersten Male. Ich glaube auch nicht, daß Fräulein Hunold von dieser Aussage der Lo »renz Kenntniß erhalten hat« »Ich habe absichtlich vermieden,sie ihr msuhaltem e ich mich iiber ihre Vergangenheit un iiber ihre Bezieh ungen zu der Ermordeten hinlänglich insormirt hatte. —- Sie halten J e Hauhiilterin doch fiir eine glaubw’ r dige Person, Herr Konful?« »Ich kann mich nicht erinnern, sie auf einer Lüge ertappt zu haben, aber ich muß bemerken, daß sie dem Fräu lein hunold von Anfang an nicht wohlgesinnt war und bei jeder Gele genheit ihre gehiissigen Empfindungen offen an den Tag gelegt hat« »Vielleicht weil sie von allem An beginn den Eindruck hatte. das; mit der jungen Dame nicht alles in der gehörigen Ordnung sei. Frauen haben in solchen Dingen oft einen lehr siche ren Jnstintt und da sich überdies ihre erste Aussage als richtig erwiesen hat, müssen wir doch auch wodl dieser zweiten Bekundung Glauben schenken, zumal innere Gründe sehr einleuch tender Art für ihre Wahrhafti keit sprechen. Es scheint, daß Frau u mert ihrer Nichte gedroht hat. die ge plante Heirath zu hintertreiben. in dem sie Ihnen von der Beraangenheit Mittheilun machte, und da sie zu gleich an utete, daß sie schon an einem der nächsten Tage wieder abzu reifen gedenke. würde damit das bis her vergebens gesuchte Motiv gefun den fein, da die um ihre ;-3utunft·Be sorgte zu einem Verbrechen gegen die einzige Mitwilferin ihres Geheimnis fes getrieben haben könnte. Sie hatte teine Zeit zu verlieren, wenn sie die unglückliche Frau für immer zum Schweigen brinaen wollte, und sie wählte darum schon die erite Nacht ihre Aufenthalts fiir die Ausführung der That.« Halten Sie ein —— ich bitte Sie, halten Sie einl« rief der Konsol. »Ich fühle mich nicht mehr imStande, zhnen zu folgen. Was Sie da sagen, it ja unmöglich — undentbarl Wenn auch hundertmal alles Wahrheit wäre, was Ihnen aus England berichtet worden ist, eine Mörderin » nein. her Gott —- eine Mörder-in kann sie darum doch nicht sein!« »Noch ist sie selbstverständlich nicht" überführt, Herr Konsol, noch miissen wir mit der Mönlichteit rechnen, uns abermals aus einer falschen Föhrte zu befinden. Aber der Verdacht, der bis zum Eintreffen jenes englischen Berichtej gewissermaßen in der Lust schwebte, bat durch dieseAuftlärunaen doch eine viel sesiere Gestalt angenom men --— darüber dürfen wir uns nicht täuschen. Ich verhehle Ihnen nicht, das ich sofort zur Verhaftung der jungen Dame schreiten würde, wenn da nicht noch einiges wäre, was durch eine Annahme ihrer Thäterschaft nicht ohne weiteres aufgeklärt wird. Da ist oor allem biefe räthselhaste Kiste. die man Jhnen ins haus geschickt, und da sind weiter die Blutspuren aus dem Bettlissen der Ermordeten wie an der Wand des Voriellers. Wir haben bis seht fiir das eine so wenig eine Ertliirung wie fiir das andere, und es scheint bei oberfliichlicher Be trachtung unmöglich« die Kiste und die Blutspuren in eine Beziehung zu der Person der Frau Senmour zu brin gen. Alle Anzeichen sprechen viel mehr fiir die Betheilinun einer wei teren Person« einer Person die wir einstweilen noch nicht tennen und hin sichtlich deren wir nicht einmal eine haltbare Vermutbuna haben. Dqu ein Mensch in der Kiste gewesen ist, mufi als festgestellt angesehen werden, ebenso sicher aber ist, daß weder einer der Einbrecher, noch rniann Ollens dors oder gar Frau hmour selbst kieser Kistenreisende gewesen sein ann.« Mit einein Interesse. das sich zuii lett bis zu athemlofer Spannung ar fteigert hatte, war Briining dieien Ausführungen gefolgt. Nun aber ver mochte er nicht län er an fich zu bal ten und fiel dem prechenden unge ftiirn in die Rede. »Natürlich — na türlichk — Daß ich auch nicht früher daran dachte!—-Es ist doch sonnen tlar, dafz nur dieser Kiftenrnenfch der Mörder war, und ich verstehe nicht, wie man neben ihm überhaupt noch eine andere Person verdächtigen lann·« Es war, als iei mit einem Male wieder Leben und Bewegung in seine eben noch gan gebrochene Gestalt ge kommen. Ofenbar empfand er den laß, der ihm je t so einleuchtend un fa selbstverstän lich schien, wie eine Befreiung aus furchtbarer Qual. Der llnterfuchungirichter aber sagte in einem Ton, aus dem es deut lich wie leises Bedauern herausllang: «Pardon, Herr Konfull Auch wenn der Kifterneifende der Mörder gewe sen sein könnte, wäre damit wirtlich schon der Beweis erbracht, daß Frau HSehrnonr keinen Antheil hat an dein ewalifarnen Tode ihrer Tantei Muß ; ch nicht vielmehr die Bermuthung »auf,driingen, da jener Unbetannte ) im Einverständni mit ihr oder direkt in ihrem Auftrag gehandelt hati Die abenteuerliche Idee mit der Kiste kann doch nur von jemand ausgegangen ein, der sowohl die örtlichen Ver-; ··ltni e wie die Gewohnheiten der us wohner genau kannte. Das ge t lichte Telegramrn, das der Frau Lorenz die bevorstehende Ankunft der Kiste anzeigte, ist dasiir an und siir sich schon ein untrcsglicher Bereich Hund auch die Angaben der Zeu in ’iiber hie von ihnen gemachten e ohachtungen lassen sich mit der An nahme eines solchen Komvlotti seht wohl in Einklang bringen. rau Loreng hat gehört, daß die Ergrehes rin gegen ihre Gewohnheit noch um Mitternacht im Hause umherging Vielleicht geschah ei zu dem Zweck, die Vorbereitungen siir eine That zu tressen, deren Ausführung zwischen ihr und ihrem Heliershelser bereits bis in alle Einzetheiten verabredet war, Der Konsul wollte ihn abermals hestig unterbrechen, aber eine bittende Bewegung des Untersuchungsrichters veranlaßte ihn zu schweigen. »Mir noch einen Augenbliell —- Ich betone noch einmal. daß ich« mich u nächst im wesentlichen aus dem e biet der Vermuthunaen bewege.Aber wo es sich um die Führung von Indi zienbeweisen handelt, giebt es eben keinen anderen Weg, der Wahrheit näher zu kommen. Fräulein Hunotd oder Frau Senmour behauptet, aus dem Korridor des unteren Stock werte geblieben zu sein, und sie wird höchstwahrscheinlich bestreiten, in den Keller gestiegen zu sein. Aber sie be streitet auch, sich in den oberen Stock binaushegeben zu haben, und dochist sie bei der Gegenüberstellung von einem der drei Einbrecher mit voller Bestimmtheit und von den beiden anderen mit ziemlicher Sicherheit als die weibliche Person wiedererlannt worden. die an der Thilr des von Frau Baumkrt bewohnten Zimmers gehorcht hat. Sogar von dem leisen Knistern ihrer Gewänder -haben uns die Diebe berichtet, die doch unmöglich wissen konnten« daß die Dame ge wöhnt war, seidene Unterriicke zu tra gen. Nun frage ich Sie, warum Frau Sehmour ihr Erscheinen im oberen Stockwerk ableugnen sollte, wenn sie nicht siirchtete, sich damit zu belassen. Dies Bestreiten eines durch Zeugen aussagen erwiesenen und an und fiir sich scheinbar harmlosen Vorganges wäre volllommen unverständlich, wenn man nicht annehmen will, daß sie eben nur hinausgegangen war, um sich ·durch das Horchen an der Tbiir zu überzeugen, daß ihre Tante schlase, und daß man das Zimmer ebne die Gefahr einer sosortigen Ent deckung betreten lönne.«— Der Koniul durchmaß ein paarmalH in beitigster Erregung das Zimmer. Dann blieb er wieder vor dem Tische des Untersuchungsrichterl stehen. »Aus das alles lann ich Jhnen ieyt nicht antworten. Ei ist unmöglich, denn ich vermag taurn noch meine Ge danken zusammenzuhalten Aber ich weiß. dasz Ihre Folgerungen irrig sind, ich weiß es ganz bestimmt, und ich werde es Ihnen beweisen, wenn Sie mir nur Zeit genu lassen, in Ruhe darüber nachzuden en. Bis da hin werden Sie nichts argen Fräulein —- aegen die Dame unternehmen?'· »Eine solche Zusaae lann ich««Jhnen nicht machen. Herr Aonsul.« »Auch dann nicht, wenn ich mich Ihnen dasiir verbürge, dasz Fräulein Hunolb mein haus nicht verlassen wird, olange auch nur der Schatten eines erdachts aus ihr ruht?« «Könnten Sie eine solche Bürg schaft wirklich übernehmen? Sie wä ren doch gar nicht in der Lage, die Dame mit Gewalt zurückzuhalten salls sie etwa ihr heil in der Flucht suchen wollte.« «Jch wiederhole, daß-das nicht ge schehen wird. Es ist selbstverständ lich, daß ich. keine Gewaltmaßregeln anwenden werde, aber Sie dürsen mir immerhin glauben, daß ich die Dame hinlän lich kennen gelernt habe, um zu wi en. inwieweit ich mich siir sie oerbilrgen dars. Jch biete meine Ehre zum Monde« daß sie sich den Behar den nicht entzieht, gleichviel. ob sie sich schuldlos oder schuldig siihlt.« «Sie würde ja auch in dem einen wie in dein anderen Fall durch einen Iluchtoersuch der selhstverstandlich von vornherein ganz aussichtslos wäre, ihre Lage nur erheblich ver schlechtern. Aber irgenle Bet szäechnngem die Dame an Jhre rgschait hin zu ichonen, ann ich hnen, wie gesagt, nicht machen. Wie Dinge augenblicklich liegen, wird der ge en Frau Sevmour vorliegende Derda noch nicht als hinlänglich begriin t angesehen, -um ihre Iler xatung zu rechtfertigen, aber die chlage tann sich in jedem Augen blick zu ihren Ungunsten verändern. Der Kriminallommiisiir Leuthold hat den Austrag erhalten« sich nach Berlin zu begeben und dort auf ei enekand nach dem Absender der gehe inni vol len Kiste, wie nach dem rothhaarigen Mädchen zu forschen, das die fran ziisische Goldmünke in der Wechsel itube zu vertver hen suchte. Er ilt einer unserer tüchtigsten Beamten und ich zweiile nicht, daß seine Be mühungen in der einen oder der an deren hinsicht von Ersolg sein wer den. haben wir aber erst einmal den unbekannten Kistenreisendem io wis sen wir sicherlich auch, wen wir fiir den Tod der Frau Bau-nett verant wortlich zu machen haben.« Brüning erkannte, daß er auf eine weitergehende Zulage nicht zu rechnen habe. und er verlor seine Zeit nicht mehr. Nach hattiger Verabschiedung verließ er das Justiigebiiude und fuhr ohne Aufenthalt nach der Van zurück. P l« Die erste Person, auf die Briining beim Betreten seines hauies stief, war die Wirthlchaiterin, die sich in o unmotivirter Weite neben dem Trep penausgang zu schaffen machte, daß ein unbesangenerer Beobachter, als es Brüning in dieiem Augenblick war, wohl auf bie Vermuthung gekommen wäre, sie habe es eilissentlich daraus angelegt, ihn bei einer heimkehr ab zufangen. Der Konsul aber bemerite ihre Gegenwart laum und ging ohne Gruß an ihr vorüber dem Rorridor zu. an dem Margarethes Zimmer lag. Da erklang hinter seinem Nil-ten die scharfe Stimme der Frau Lorenz: »Ich bitte um Entschuldigung Herr KonsuL aber wenn Sie vielleicht Fräulein hunold zu sprechen män schen, die ist nicht mehr da.« Wie von einem Fauitichlag getrof fen, fuhr Briining herum. »Nicht mehr bo? Jit sie ausgegangen?« »Nicht ausgegangen, sondern ab gereist, herr Konsull Vor zwei Stun den schon. Lina hat sie zum Bahn hof begleiten müssen. Ich dachte, der Herr Konsul wüßten Bescheid« Ihre in triumphirender Schaden freude glihernden Augen vertrethen, daß sie nn Gegentheil sehr genau vor ausgesehen hatte, wie überraschend ihre Neuigkeit ihn treffen würde, und nichts als boihaste Genugthuung war aus ihrem Gesicht zu lesen, als sie ge wahrte« wie er sich in halb unwill tiirlicher Bewegung mit der Rechten an die Stirn fuhr, während seine Linte eine Stühe an dem Treppen eliinder suchte. Wahrscheinlich hoffte spe, daß er sich durch einen heftigen Ausbruch von Zorn oder Verzweif lung vollends verrathen würde· Jn dieser hinsicht aber hatte ihre men schenfreundliche Erwartung sie doch etiiuscht denn so ganz hatte der nsul die herrschaft über seine Ner ven selbst in diesem schweren Augen blick nicht verloren. (Iortsesung folgt.) Ei Mann in New York ertlärt es siir ein Verbrechen, wenn ein Jüng ling in der Siraßenbahn einem älte ren Manne seinen Platz überläßt, weil er in jenem dadurch das Bewußtsein des Alters und der Gebrechlichteii er wecke. Unsere Jugend scheint im allge meinen der gleichen Ansicht zu sein, denn sie hütet sich geflissentlich davor O i I Yo die Fleischvreise doch schon im Steigen begriffen sind, werden die LECOPO Strafgelder wohl auch gleich mit heneingeherr. 1 Ins Deutschl-It - Bote: »Da bringe ich die gewünschten Geradehaltek für den Herrn Ge mahl, et m« sich einen aussucksen!« Frau: » t mir leid, die sind nun überflüssig geworden; et hat i einen Orden betont-neus« -