Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 26, 1908, Zweiter Theil, Image 9
Jahrgang Nebraska Staats— Anzetger und J cerold .......................................... ummer 44. Frühling-nacht Eis sendet durch mein Fensterlein Die Iriihlingsnacht vertraute Grüße, Und über Dächer hell und blank Gleiten des Mondes Silbersiißr. Die Wiese liegt vor meinem Haus So märchensiill im bleichen Glanze, Es schliesen alle Blumen ein Und Eisen sammeln sich zum Tanze. Kein Vogelstimmchen mehr ertönt. Das weite All beginnt zu träumen; Noch rauscht der weiche Frühlingiwind Ganz leise nur in Busch und Bäumen. Und als mein Blick hinübersliegt Zur mondbegliinzten stillen Heide, — Tritt zu mir die Erinnerung Jm weißen Feiertleidel Ver ceutnant als Photograph. Von seien-e fMiihlau »Sie machen wohl in Postiarten?« fragte Frau Meyer, die Wirtbin des Gasthoss zum «Krug«. — Jch saß im Gastzimmer erhitzt, müde und bang-» rig —- nicht eben in guter Laune und keineswegs ausgele t, ein tordialesi Gespräch mit der gickwampigem ver: gniigt lächelnden Wirtbsmadame an zufangem Leutnant von Meringen. mein Neisegenosse, hatte mich treulos im Stich gelassen. Ein hübsches Gesicht weiße Zähne, bimmelblaue Augen, und die unverdorbene, dralle Figur eines jungen Landmiidchens hatten ihm am Tag zuvor den Kops oer dreht. Ohne Erklärung, ohne irgend welche Entschuldigung war er im Dämmerschein des Augustabends ton traltbrüchig geworden, hatte sich auf's Rad geschwungen und war zu seiner Schönen geeilt. Da saß ich nun und wartete! Er —- der leiden schaftliche Liebhaber-Photograph, auf dessen Bitten bin ich diese sog. Stu dienreise mitgemacht hatte, amiisirte sich mit einem blonden Bauernmiidel, bedachte nicht« was ferner aus Reise gepiict, eingelegten Platten und seinem fingliicklichen Minnntjtameradm werden sollte und ließ auch am nach fien Morgen lein Wort von sich hö ren-. Die gemeinschaftliche Kasse war inl seinem Vesic: nur ein paar Nickel siir den Nothsall trug ich bei mir. —- Jch war in einer Stimmung, siir die ei nen passenden Ausdruck zu finden. eine Unmöglichkeit ist Es war Mittag geworden. Stun denlang hatte ich am Fenster des elenden Gaststiibchens, in dem ich eine schwiileNacht verbracht hatte, gesessen, hatte mit nerviiser Ungeduld aus die staubige. sonnenbeschienene Landstraße herabgeblickt, jedes Rad, das vorbei suhr, mit meinen Blicken verschlun gen und war schließlich —- in einem Ansall von Wuth wohl hundertmal vom Fenster zur Thitr und wieder zuriick zum Fenster gerasi· Er lam nicht! Und er wußte um meine materielle Lage, der Erbärmliche —- wußte, daß ich hier eingeschlossen saß mitsammt Rad, Apparat und Neisegepöckl Gegen Mittag meldete sich meinMa gen; —- das magere Frühstück hielt nicht länger vor! Unten in der Gast stube mußte aber baar bezahlt werden« und mein ganzes Vermögen bestand aus vier Nieleln. In meiner Verzweiflung sing ich an, die Tapetenmuster zu zählen, von rechts nach links, von oben nach un ten. —- Die verrosteten Gitterstäbesdes alten. eisernen Mantelpsens zählte und die tleinen weißen Sterne aus der rothen Tischdecke. Die Bilder an den Wänden fingen plötzlich an zu grinsen und zu höhnen, die Fliegen an den Fenstern sangen ein Spottlied —— ich hörte es deutlich. — Eine Raserei tam über mich. Jch hielt’s nicht länger aus im Zimmer. Aber was thun?« Einsach aus der Landstraße hin und her tadeln? Und wenn die Wirthin mißtrauisch wurde und ihr Geld ver langte? Wenn das Weib überhaupt einfach die Zeche verlangte, bevor Me ringen kam? Vor dem baut lag ein kleiner Gar ten. —- Einladend sah er nicht aus. Hühner und Enten liefen darin um her. Rothe, gelbe und blaue Blumen wucherten durcheinander, und die Sonne sluthete aus ihn nieder. —-· Aber in der rechten Ecke stand eine Getßblattlaubr. Diese Laube lockte mich! Es mußte paradiesisch sein« dort zu siten. Man konnte mit einem Blick die Landstraße nach allen Seiten hin umfassen. — Es kam mir aber dumm vor, so ohne Zweck in der Laube zu sihem ich nahm den Apparat meines Kamera den, suchte nach Platten, fand aber teine und hegniigte mich schließlich da mit, nur des Scheines wegen die Uten silien mit mir zu schleppen. Die Geißhlattlaube war aber tei neswegs ein Paradies, wenigstens kein solches Paradies, das uns irdischen Gliiassuchern verlockend erscheint. Wie ein Giuthofen war ihr Jnneres. Jch flüchtete in die Gaftstube, be stellte einen Schnitt Heiles und är gerte mich über die Fliegen an der Wand. Frau Meyer grinfte. Sie strictte an einem grauen Strumpf; die Radeln klirrten —- sie zählte Maschen, sie grinste wieder und schließlich fragte sie: »Sie machen wohl in Posttarten?« »Einfältiges Weibsbild!« dachte ich —- sagte »ja« und schwieg. Sie schwieg auch-strickte——grinfte, zählte Maschen, räusperte sich und sagte endlich: »Schäne Gegend —- nicht wahr, Herri« »Ja —- sehr schön —« erwiderte ich. »Und gesund, herr! Wäre die Ei fenbahnftation nicht zu weit entfernt, wir hätten den schönsten Kurort hier!« Jch schwieg. »Hm!« Sie räufperte sich. »Wollen Sie nicht zu Mittag essen, Herr? Es gibt Schmorbraten mitBoh nen und Eierluchen!" Das Wasser lief mir im Munde zu fammen. Wollte das Weidynich äffen? »Nein!« sagte ich kurz und ich sagte es in einem Ton, der keine weitere Frage zuließ. Sie fttictte eifriger als zuvor-. Das Klappern der Nadeln that meinem ar men, verstörten Kon weh. »Hutt« machte das Weib wieder. »Ich hab’ mir immer gewünscht — Herr --«« Sie stockte. ,,Was?« schrie ich. Sie wurde roth. »Ich hab’ mir immer gewünscht —-«« Sie tam nicht weiter. »Was — zum Donner-weiter —- ha ben Sie denn gewünscht?« ,,Verrgort —- Verr—mchro Schum mesi Aber immer wollte ich schon ein mal einen Herrn Photographen gebe ten haben, ein Bild oon uns zu ma chen!« Sie wischte sich die Augen »Jch hab’ einen einzigen — nur ei nen Sohn —- herrt Der ist in Nuß land und dem mocht’ ich die Freud' machen. Jch tönnte ja in die Stadt fahren zum richtigen Photographem Aber ich meine schon, so wie man ge rade geht und steht, so im eigenen Haus müßt’s am besten werden. Dann hat er auch gleich beides, das haust und mich!« Sie schwieg. »So?« sagte ich und mein Gehirn fing an zu arbeiten. »Ich will’s ja nicht umsonst haben, Herr!« Sie lief zu einer Kommode, die in der Ecke stand, brachte ein keines, pa pierumhiilltes Packet und zählte zwölf Mart auf den Tisch. »Zwölf Mart das Dutzend! So steh’ts in der Zei tung, soviel zahlt man in der Stadt dafür. Wenn Sie damit zufrieden wä ren, Herrl« Die zwölf Mart lachten mich an.-— Das Weib stand wie ein verschämter Backfisch am Tisch. Zum Donnerwet ter — ja —- jetzt die zwölf Mart ha ben, dann war ich aus der Klemme· Jch lief in das Zimmer, in dem ich« die Nacht oerbracht hatte. Mit sit-s ternden Händen durchsuchte ich das Reisegepäck nach Platten. Umsonstti Nicht eine war mehr da· —- Vernichtet sank ich auf einen Stuhl. Wenn der Mensch, der Meringen, nicht bald kam, würde ich in spätestens einer Stunde dem Wahnsinn verfallen sein. Es klopfte an meiner Thür. Frau Meyer trat auf mein herein schüchtern ein. »Berzeihen Sie, herr! Kann ich bleiben, wie ich bin, oder muß ich mich anders anziehen?« »Natürlich müssen Sie sich anders anziehen!« briillte ich sie an und die Arme ging zitternd hinaus. Was wollte ich denn eigentlich? Warum hatte ich ihr nicht gesagt, daß ich ih rer Bitte nicht willfahren konnte? O, die Noth macht erfinderisch! »Das ich keine Platten, so photogra phire ich eben ohne Platten!« dachte ich. Die Hauptsache ist, in den Besitz der zwölf Mart zu gelangen! Und ich photographirte! Jch photo graphirte mit Leidenschaft und Hin gabe! Jm Wohnzimmer, auf dem rothen Sammtsofa sitzend, tonterfeite ich sie; das Bild ihres Seligen, das iiber der Sofalehne prangte, sollte dabei zu sehen sein. Vor der Geißblattlaudes stehend, am Wirthstisch sitzend, lachend und ernst —- init und ohne hat — so gar mit der Lake auf dem Schooß und dem Strickstrumpf in der hand photographikte ich sie. »Viel-Es denn auch was, herri« fragte sie jedesmal und ihre Augen ——I glänzten und sie wollte die Platten sehen. Jch erklärte ihr, daß ich mit einem ganz neuen Apparat ohne Platten ar beitete und daß die Bilder vorzüglich gelungen seien. Wann sie denn fertig wären? wollte sie wissen. »Ich fahre sogleich nach Hause«, be lehrte ich sie. »Morgen in der Abend ftunde haben Sie alles beisammen!" Sie war selig. »Morgen schon! Dann sind sie näch ste Woche in Rußland!« Jn Schweiß gebadet —- müde zwar —- aber in ei-j ner vorzüglichen Stimmung tehrte ich ins Gastzimmer zurück. I Sie lief wieder an die Komode —s fügt zu dem Piickchen mit Silbermün- s zen noch einen Thaler hinzu, »wegen( der Liebenswiirdigteit und der vielen verfchtedenen Aufnahmen« motivirte sie und bat mich, ihr die Freude zu machen, eine Einladung zum Mittag essen anzunehmen. ( Der Schmorbraten mitBohnen und die Eierluchen lockten mich; ich fing wirklich an, zärtlicheGefiihle für Frau ( Meyer zu hegne. Jch aß mit Leidenschaft und trank dazu auf ihr Wohl, auf das ihres Seligen und ihres Sohnes in Ruß land, um dessenwillen die Bilder ge macht worden waren. Dann fragte ich nach der Rechnung fürs Logis. Sie wollte nichts haben. »Es war mir eine Freude! Kommen Sie bald wieder!« sagte sie herzlich und in meiner Seele regte sich etwas wie Reue und Mitleid »Noch eins, Frau Meyer!« bat ich sie. »Wenn heut« im Laufe des Tages der Herr, der gestern mit mir kam, nach mir fragen sollte, so sagen Sie ihm, ich sei in einem Anfall von Schwermuth aus dein Fenfter ge sprungen und mit zerschmetterten Gliedern in die nächste Stadt ge bracht worden! Es handelt sich um et nen Scherz!« Sie begriff nicht gleich, aber nach dem ich ihr noch einmal versichert atte, daß sie morgen Abend das Partei mit wohlgelungenen Bildern in der hand halten würde, erklärte sie sich chbereit, alles, was ich wünschte, dem betreffenden Herrn zu beftellen. —-—— Wir schieden mit einem warmen Händedruck. Am nächsten Morgen erhielt Frau Meyer einen Brief folgenden Inhalts-: »Anbei fünfundzwanzig Mart! Die Bilder sind leider nicht gelungen! Das Beste ist, wenn Sie zum Photographen in die Stadt fahren! Freundlichen Gruß v. EckvnhL Leutnant im Kam-Regt No· 27, etc.« v. Meringen ist eine Stunde nach meiner Abfahrt im »Gasthof zum »Mitg« gelandet, —- hat mit Seelen Iruhe Schmorbraten mit Bohnen und IEiertuchen verzehrt, hat auch die Nachricht von meinem Unfall ohne be -sondere Erregung hingenomnxem und ’da er der Bruder einer außerordent lich liebenswürdigen jungen Dame ist, die mein Jnteresse in höchstem Maße erregt, hab’ ich am selben Abend noch mit ihm ein Versöhnungsglas auf das Wohl der verwittweten Frau Metze-. und ihres russifchen Sohnes getrun ken. Ueber Gutestun-ing, speziell üver Itageremzüuvmig ipsasklttumJ Das wesentliche Moment einer Ent zündung ist der hindrang des Blutes nach der erkrankten Stelle. Der Stör ver führt dem lranlen Organ immer neues arterielles Blut zu, um den Schaden zu repariren. Ausgabe der Behandlung ist es nun, diesem zweck mäßigen Vorgange, dessen sich die Na tur selbst zur Abwehr der Entzün dungserreger und ihrer-d Torine und zur Heilung bedient, durch geeignete Mittel zu unterstützen. Da kommt eg an die Sonne, daß die bisher obligate schulärztliche Behand lung mit Kälte tein rationelle-Z Ver sabren war. Durch die beliebte Eis blgse suchte man ja die Blutzusuhr, die Kongestion zu dem entzündeten Organ zu vermindern und zu beseitigen, wäh rend doch eigentlich die Natur die Blut ansiillung gerade als hauptheilmittel bei Entzündungen anwendet. Denn die Blutsiille, diese regelmäßige Be gleiterscheinung von Ent itndunaen, wirlt ernährend, auflösen , resorbi-· rend, balterientiidtend, schmer stillend. Das- beste Mittel, die lranthafte Ent zündung zur Heilung zu bringen, be steht demnach in der Unterstützung, Erleichterung Steigerung der Blut ansiille und ihrer günstigen Folgen. »Ach, herr Doltor, nur nicht schnei den. nicht schneiden!« So schreit »die Anna von Profes sors« in Dr. Klaus Sprechzimmer und will die schmerzende linle Hand nicht hinter dem Rücken hervorziehen. Unter lautem Ach und Weh wickelt sie dann doch langsam die Leinwand von dem schlimmen Daumen ab. Dabei fragt sie zitternd: »Ach, da im Schrank liegen wohl die Messer?« » Die Anna erzählt uns nicht, wie sie Izu dem »schlimmen Finger« gekommen ist. Doch wir können uns leicht einen tlteim dazu machen. Beim Schrubben und Scheuern hat sie sich wohl ein Stückchen Holz in den Finger gestoßen. Ein kleiner Stich, eine geringfügige Riß-, Schnitt- oder Quetschwunde — unscheinhare Verletzungen, die täglich passirem und die man nicht weiter be achtet, die uns aber mitunter große Schmerzen und Leiden bringen. Viel leicht hat die Anna mit einer Steckna del den Splitter herauszuziehen ver sucht. Die Operation mag ihr auch gegliickt sein. Dann hat sie die Arbeit fortgesetzt. Häufig ist auch mit der. Entfernung des Fremdlörpers die Sache zu Ende. Der Stichkanal schließt sich und heilt zu. Jn unserem Falle aber sind mit dem Splitier oder durch die zweifellos we nig aseptische Manipulation gistige Pilze in die kleine Wunde gerathen. Die ergriffene Stelle röthet sich, schwillt an, ist heiß und schmerzt hef tig. Die Entzündung beginnt stets auf der Beugeseite des Fingers oder in der Hohlhand. Wissenschaftlich spricht man von einem Panaritium. Die Ent ziindung ist zunächst auf eine Stelle beschränkt, hat aber die Neigung, sich weiter auszubreiten. Jhr Weg zieht sich immer an der Seitenfläche desFin gers zu dessen Rückseite, geht längs der Sehnenscheiden weiter und verbreitet sich auf Knochen und Gelenke. Ferner kann sich noch an den ,,schlimmen Fin ger« eine Lymphgefäß- und Lymph driisenentziindung am Vorderarm, Oberarm und in der Achselhöhle an schließen. Ein ,,fchlimmer Finger« tann also eine schwere Erkrankung mit hohem Fieber und großen Schmerzen nach sich ziehen In unserem Fall liegt nur eine be schränkte, partielle, schmer hafte Zell gewebsentztindung —- leegmone — vor. Wir hören die etwas empfind same Anna jammern: »Nein, nein, nicht anfassen —- nicht schneiden!« Dr. Klaus betrachtet ein Weilchen den tranken Finger und verordnet dann: ,,Machen Sie Breiumschläge.« »Was — Breiumfchläge?« JDr.Klaus antwortet kurz und sicher: » ate. Und sein »Ja« hat heute wieder Gültigkeit Sie kommen wieder zu Ehren, die alten, im Volt so belieb ten phhfitalischen ,,Zugmittel« bei Ent zündungen: die Breiumschläge, die Wickel und Kräutersäckchem die heißen Kamillenböder, die »Spanischen lie gen« und Zugpflafter und Schröp töp fe. Aber mit dem Unterschied, daß uns jetzt daeVerständniß ihres eigentlichen Wesens aufgegangen ist, während diese altenslliaßnahmen früher rein empirisch angewandt wurden. Wir müssen eben bei allen Entzündungen zielbewußt Wärme anwenden, Wärme s— sei es in Form von heißenllmschlägen mit Brei, sei es als feuchte Wärme, sei es als strahlende Wärme (Dampf). als hei ßer Sand oder als heiße Luft. Die Wärme, der lotale Dampf, wie er z. B. beim feuchten Wickel sich bildet, erweitert die Blutgefäße der Haut. Es gelangt jetzt mehr Blut in die Haut, das sich in den erweiterten Kanälen staut. Dadurch wird der Säfteftrom, der sich nach dem Herzen zu bewegt, umgekehrt. Die eingewanderten Ent ziindunaserreger werden in der Wunde an der Jnfettionsftelle durch die Blut stauung festgehalten und an ihrem Weiterdringen in der Richtung des Säftestroinee, das eine Anst-eckungsge fuhr siir den ganzen Körper bedeutet, verhindert. Der Entzündungsprozeß kommt zum Stillstand und zur Hei lang. --· - stOU s.s..!»-..-—1-— Die Uylkukgrll Urqu uquuouum noch meist den zeitigen Schnitt in die Fingervola, das ist die Spaltung der kranken Stelle,sobalb man die Schwel lung undRöthung erkannt hat. Durch diese breite Spaltung, die unter dem Schutz der allgemeinen oder lokalen Narkose schmerzlos ausgeführt wird, kann man wohl die ganze erkrankte Partie sreilegen, die Grenzen der Ge websentziindung und die Ausdehnung der Eiterung in aller Ruhe übersehen und den giftigen Balterienprodukten Ausfluß und Absluß verschaffen. Ost aber ist es mit einer anision nicht ge than· Das Uebergreisen des Prozesses aus die Sehnenscheiden und die Kno chen und die Gelenke erheischt wieder holte Eingrisse. Die Folgen der be liebten großenSchnitte sind dann funk tionsstörende Narben,die den Gebrauch des Fingers bezw. der Gliedmaßen start beeinträchtigen, eventuell ganz aufheben. Nein, es muß nicht, oder doch nur gelegentlich geschnitten werden. Die feuchte Wärme, der lolale Dampf oder die heiße Luft bringen die Entzündungserreger, soweit sie nicht schon durch die Antilräfte des Blutes vernichtet worden sind, an der Wunde durch die sich öffnenden Hautporen zur Ausscheidung bezw. den Eiter zum na türlichen Durchbruch. Mitunter aber verzögert sich diese Selbsthilfe des Körpers-, z. B. wenn die Hornhaut sehr dick ist, wie bei der schwieligen Arbeiterhand. Jn diesen Fällen muß unbedingt ein Schnitt ge macht werden. Denn das längere Ver weilen von Eiter, namentlich bei fri schen Entzündungen, kann sehr leicht gefährliche Giftwirtungen entfalten, die schwer zu repariren sind. Aber diese anision ist nur ein ganz kleiner Einschnitt. Professor Bier legt dem Saugappa rate schriipfartige Instrumente an, die durch Verdünnung der Luft oberhalb der Hautpartie eine starke DurchbluH tung der Stelle und eine Ansaugung s der darunter befindlichen Säfte und» des Eiters bewirken. Dieses Verfah ren ähnelt dem uralten Aufsaugen des Giftes nach einem Schlangenbiß. Als Schuljungen haben wir diese Bierfche’ Methode bei Verwundungen mit einer tintenhaltigen Schreibfeder inftinttiv geiibt. Bei frischen Verletzungen mit nicht einwandfreien Instrumenten, z. B. einer roftigen Nadel, ist das Sau gen bezw. Drücken das zweckmäßigste Verfahren. Das reichlich zugeführte Blut macht das eingedrungene Gift unschädlich und schwemmt es fort Diese Saugapparate jedoch ersetzt die Naturbeilmethode zumTheil durch den feuchten Umschlag. Ein Stück Mull wird mit reinem, am sichersten mit abgetochtem und dann abgetiihl tem Wasser befruchtet, kräftig ausge drückt und um den »schlimmen Finger« gelegt. Darüber deckt man trockenen Mull und endlich Flanell oder Wolle. Dieser feuchte Wickel vermindert den Schmerz, erhält eine heilbringende vaerämie, begünstigt die Abgrenzung des entzündlichen Vorganges, besorgt die innere Wundfpülung und bewiritz eine Aufsaugung undAusscheidung der ufallsprodukte und Gifte. . ,,Lieber, befter Herr Doktor, nicht schneiden, nicht schneiden!« bittet die Anna. Und es braucht auch nicht immer ge schnitten zu werden« Der St. Geer-ges Tag der auf den 23. April fällt, soll zu einem großen englischen Nationalfeste erhoben werden« entsprechend dem Andreastag der Schatten und dem Patrickstag der Jrländer. Diese Auf gabe hat sich die Royal Society of St. George gestellt. Zu diesem Zweck ist von der Gesellschaft eine Zeit schrift gegründet worden, deren Name ihre Bestrebungen ausdrückt: ,,The English Race«. Außerdem stellt sie eine Liite don Büchern ans, die für »St. Georges Bibliotheien« geeignet find; ferner soll das Andenken der größten Geister Englands, die auch in einer Liste aufgezählt werden« an diesem Tage gefeiert werden. Einer dr ersten unter diesen 200 »Unfterb lichen« ist König Alfred der Große; außer ihm sind unter den Königen nur noch drei, die dieser Ehre theil haftig geworden sind: Eduard der Erste, Eduard der Dritte und Hein rich der Fünfte, und zwei Königin nen: Elisabeth und Viktoria. Neben den beiden Königinnen enthält die Liste dieser 200 Unfterblichen nur noch eine einzige Frau: Mrs. Sid dons. Eine große Reihe der berühm testen Esngländer, die uns wenigstens als Engländer gelten, sucht man ver geblich in der Aufzählung, so z. B. Walter Scott, Wellington und She ridan. Der Grund ist, daß diese und mit ihnen viele andere nicht reinraf sige Engländer sind, sondern irisches oder schottisehes Blut in den Adern haben. l Sonderhare deirathöermuntemns seu Vor mehreren Jahren bot der Maire einer kleinen Stadt im Sü den Frankreichs jedme Paare. das vor der Vollendung des vierund zwanzigsten Lebensjahres vor den.Al tar trat, eine Belohnung von hundert Franken. Dieses Geschenk sollte als Sporn zur Eingebung früher Ehen dienen, und der Maire soll aus diese Weise viele tausend Franken ausge geben haben. Die Bewohner der Stadt Alton, Illinois, lasen eines Tages zu ihrem Erstaunen an ihrem Satndesamk die folgende Notiz: »Das hübscheste Paar, das zwischen dem 18. Novem ber 1901 und dem 18. November 1902 zur Trauung erscheint, erhält einen sehr praktischen Ofen für die le Küche. Es wird vollständig unpar teiisch verfahren werden« Der Standesbeamte von East St. Louis machte zur selben Zeit bekannt, daß er dein jüngsten Paare, das zwi schen dem 19. und 27. November vor iihn treten würde, einen Truthahn ;verehren wolle. Mehrere Jahre zuvor war die Zahl der Heirathen in einer elsässischen Stadt weit unter das normale Maß gesunken, weshalb sich die Behörden qu einem sehr wirksamen Mittel ent sschlossen Es wurde bekannt gemacht, Idaß sämmtliche Personen, die wäh irend einer gewissen Zeit die Ehe ein )gingen, auf fünf Jahre von den städ sitschen Abgaben befreit sein sollten. lDiese Ankiindigung hatte eine wahre Heirathöepidemie zur Folge. Ein anderes Mittel wandte ein un garischer Edelmann an, um die Lebt gen auf seinen Gütern zur Ehe zu er muntern. Jeder Bräutigam wurde zeitlebens mit Tabak versorgt, und jede Braut erhielt jährlich vier Paar wollene Strümpfe. Dieses großmü thige Angebot wirkte auch dermaßen, daß sich bald aus den gesammten Be sitzungen des Edelmanns kaum noch ein einziger Junggeselle befand. Die erste deutsch-afrttantfche Festqu Auf Befehl des Großen Kursürsten erbaute im Jahre 1868 der Branden burgische Major v. d. Gröben an der asritaiiifchen Küste ein Fort »Erns Friedrichsburg«, das er mit 20 Ka nonen und einer kleinen Garnifon ausstattetr. Bereits im folgenden Jahre unterwarfen sich einige Neger stäniine und schickten eine schwarze Gesandtschaft nach Berlin. Die zwi schen dem grünen und dein weißen Vorgebirge liegende Jnfel Arguin wurde für Brandenburg in Besitz e nominen. Dieser Besitz hatte an ich keinen großen Werth, hätte aber den Anfang zur Gründung eines deut schen Kolonialgebietes bilden können, wenn nicht der Große Kurfürst »in zwischen gestorben wäre. Königjfriek rich der Erste unterftüßie gleichfalls die Afrikanische Kompagnie, auf de ren Betreiben die Anfänge deutscher Kolonialpolitil zurückzuführen sind. bis der Krieg mit Frankreich ihn no thigte, sein Augenmert näherliegen den Aufgaben zuzuwenden. Die Ge sellschaft kam in Verfall, ihr Direktor Venjaniin Raule fiel in Ungnadr. Friedrich Wilhelm der Erste überließ für 7200 Dukaten Groß-Friedrichs burg den Niederländern. Die Jdee eine preußischen Seemacht war begra ben, bis sie Friedrich Wilhelxwder Vierte wieder aufnahm. Vor einigen Jahren besichtigte ein «deutsches Kriegsschiff die noch theilweise erhal tenen Ruinen von Groß-Friedrichs kurg. Lustige Naturgeschichte. Der vor Lessings Auftreten als witziger Satyriter geschätzte und von seinen Gegnern gefürchtete Christian Ludw. Ligcow lebte in seinen letzten Lebens-fahren auf dem Gute Berg bei Eilenburg, roo er im Verkehr mit den Landleuten durch seine launigen Ein fälle eine große Beliebtheit gewann. Auf jede Frage, die seine Schlagfer tigteit herausfordern sollte, hatte e: stets eine lustige Antwort bereit. So sagte einst auf dem Eilenburger Fischmartt eine brave Fischhändlerin zu ihm: »Ist es nicht schade, daß die Fische stumm sind, Herr Rath?« — »Mag sein,« versetzte Liscow, — »da fiir sind aber ihre Vertäuferinnen um so beredter!« Ein Bauer, der über diese Absertigung der Ratsch base lachte, glaubte pfiffiger zu fra gen. Er schielte beträchtlich und stand neben seinem Ochsen. »Warum schie len die Thiere nicht, Herr Rath?« be merkte er. ,,Lieber Frund, —- damit die Menschen doch e n e n Vorzug vor den Ochsen haben,« lautete die anziig liche Antwort. ---.-—-—-—· Das Deutsche im zweiter Stelle Unter den Sprachen, die aus der Erde am meisten gesprochen werden, nimmt nach den neuesten Feststellun gen die deutsche Sprache die zweite Stelle ein; sie folgt unmittelbar hin ter der englischen, deren sich 27 Pro zent der Erdbevölierung als ge wöhnliches Ausdrucksmittel bedie nen. Die deutsche Sprache wird von 16 Prozent der Menschheit gesprochen. Das Französische wird, so theilt die »Revue« mit, von 14 Prozent gespro-. chen und ihm folgen dann das Rus sische, das Arabische und das Italie nische. W— Wer zu viel nach dem Wege fragt, kommt leicht zu spät ans Ziel.