4 Jahmang Nebraska Staats— Anzetger und I set-old. ii906. CZwei tTheck ) Immer 43 . Von Reinhard Polter Durch Dorn und Dickicht drang em por Der Pilgrim, der den Pfad verlor. Da steht, umleuchtet wunderbar, Vor ihm das Glück in goldnern haar, Das Glück, und lächelt welch ihm zu: »Nuh’ aus! Leg’ ab die Wander lchuh!« Ein kurzer Blick, ein rascher Gruß! Gelassen wendet er den Fuß Und wandelt still und wandert sacht Hinunter in die tithle Nacht, Und trägt nur einen gold’nen Strahl Schweigarn zurück in’3 dunkle Thal. Das Recht des Herzens Stizze von Peter Bergkr Er- bot sich ein hübsches Bild für die wenigen Vorübergehenden der ftil len Villonftrahe, als Frau Baurath Peterfen auf ihrer Veranda ftand im goldenen Sonnenfchein. Um sie hing es wie kiiftliches Spihengehiingr. Roth gliihender wilder Wein. Jhr haar war schneeweiß, ihr Antlih rosig zart, ganz leicht gebräunt von Wald- und Seetuft. die sie den Sommer iiber reichlich genossen.. Lächelnd stand sie und blickte die Straße hinauf. Da tam der Brieftriiger. Grüßend reichte er ihr einen Brief. Das waren die großen leidenschaft lichen Schriftziige ihrer Tochter. Sie öffnete und las, und ihr Ant litz färbte fich tiefer. Das war fo ganz ihre Ina, ihre einzige Tochter, die das heiße Tempe rament ihres Gatten geerbt hatte. Der Todte ftand wieder auf in ihrer Erin nerung. Es war ihr, als lefe sie Worte von feiner hand geschrieben. heiße, gluthvolle Liebesworte, wie er sie fand, als er feiner jungen Liebe zu ihr Ausdruck gab. Die Bauriithin war nie die gestim ge Mutter, sie war ftets die Vertraute, die Beratherin, die Freundin ihres Kindes gewesen. So blieb sie jun-J im Herzen, empfand mit der Jugend, lebte einen Frühling im Herbste. Die Tochter schrieb: »Mein liebes Manchem Eben wollte ich Dir schrei ben, wie lieb man hier zu mir ift, wie man mich verwöhnt, da kam Dein Brief mit der Nachricht, die mich ganz unsinnig macht oor Freude. Mein Herz klopft in Erpreßzuggefchwindig leit. meine Gedanken fliegen zu Dir hin. Muttchen, er kommt « Er kommt zu Dir, und ich bin nicht da, ihn zu empfangen, ihm in feine gelieb ten Augen zu fehen, feine Hand zu drücken! Ach Mutter, sag Du ihm doch, wie lieb ich ihn habe, fo grenzen los, fo über alles Maß. Ach, Mutt chen, und wir haben nichts, ihm zu geben — nur Liebe ——- Liebe H Lie bek« — -« --. Die Baurathtn seuizie schwer. »Das Geld, ja - das Geld das Geld« —— Jn ihre Augen trat ein feuchter Schimmer Der Sonnenschein aus ihrem Ant: lih erlosch. Einen Augenblick sank-. sie, dann erst las sie weiter. »Und wenn er mich nicht liebt, wer de ich furchtbar unglücklich sein« Des halb bin ich nicht da, nun er zu Dir kommt. Wenn er nicht gekommen wäre « so wie er es beim Abschied in Heringedors versprochen hat —- wäre ich wahnsinnig geworden oder gestor ben vor Schmerz. Mutterchen, Du bist klug, sei es jetzt -· gib ihn mir. und er soll es niemals bereuen. Ro sen will ich aus seinen Weg streuen « nur Blätter, Blüthen, keine Dornen. Manchem Manchem gib ihn mir doch·« Gan verwirrt legte die Baues thin den eies mit der leidenchastli: chen Bitte, mit dem heißen Flehen ih res Kindes aus der behenden Hand. Bald, nach wenigen Minuten, dann kam er. Drinnen im traulichen Zimmer stand der Kasseetich bereit, siir ihn gerichtet, den Sohn ihrer liebsten Freundin Sie hörte die weiche, klagende Stimme ihrer Freundin fest in ihrem Ohr klingen. »Mein ältester Sohn muß nachGex heirathen —- er muß und will es nich . Seine Karriere war so theuer, seine Brüder sollen ebensolche Karriere ma chen nnd —- und wenn —- mein Mann —- sterben sollte —- Gott behiite ihn uns —- dann muß er sorgen siir seine Brüder. Von meiner Wittwenpsnkion kann ich’s nicht.'« »Aber, Liebste, noch lebt Dein Mann in voller, rechter Mannestraft Er wird noch lange leben, er ist aus dem holz gebaut, das Neunzigjiihrige brauchen.« So hatte sie getröstet. Aber dann sahen sich beide. hre Tochter und der Sohn der Freun in. Die Mutter selbst hatte sie zusammen geführt. Wie ein Kind, ein ängstliches Kind hielt Jna die Bauräthin am Rock ge aßt. »Muttchen, ich verliebe mich sicher in ihn. und er — er soll doch eine Reiche heirathen." Ganz zögernd traten Mutter und Tochter ihm entgegen. »Kind, Kind, du steckst mich ordent lich an mit deiner Angst — komm nur » lomrn und sei oerniinstig.« So trasen sie sich am Strand der Ostsee. Mit großen. ernsten Blicken sah er Jna an, die seinen Blick ebenso ernst erwiderte und ganz rasch sentte. Sie wollte ihn nicht ansehen. Sie senkte die langen dunklen Wimpern aus die zarten, etwas blossen Wangen. Aeuszerst ernst, fremd, gingen die beiden jungen Menchen nebeneinan der. Jhr Jnneres war tief bewegt. Aber dann begann Jna das etwas peinliche Schweigen zu brechen. Jn ihrer ganz einfachen, natür lichen Weise sprach sie alles, was sie dachte. Ueber das Leben, die Men schen sprach sie. Er lauschte ihr und hörte den leisen, bebenden Unterton der Wehmuth, der Sehnucht aus ihren Worten. Oft schlug sie auch vie Augen zu ihm auf, in kurzem, seelenbollem Blick, )dann mied sie es, in tiefem Erfchrecken »seinern ernsten. suchenden, forschenden EBlick zu begegnen. i Er kannte sie auch schon seit Jah ren. »Jna -——- Jna -—— immer hörte ich diesen Namen, immer höre ich sie prei sen als sonniges, lebhaftes, einfaches-, natürliches Wesen. Jch möchte sie doch einmal sehen, diese »Jna«, von »der ihr alle schwärmt.« »Na, na —- nininr dich in acht«, warnte lächelnd sein jüngsier Bruder, »diese Jna könnte dir gefährlich wer den.« Zärtlich fing sich sein Blick in ih rem Auge, wenn sie nur turze Sekun den ihn anblickte. Was sie sprach in all’ der Zeit, die sie nun zusammenlebten, war nur ein Echo seines Denkens, das er ihr nie-: lmalg verrathen hatte· So traten sie sich nahe, ganz nahe. Die angstvolle Scheu Jnas verlor sich. Sie liebte und gab sich in heißer Freude dieser Liebe hin. Jhre sonnige Heiterkeit verfcheuchte alle Wehmuth. Das wußte ihre Vertraute, ihre Mutter. Aber sie war so aussichtslos, diese Liebe. Jmmer hörte sie es von feiner Mutter: »Er muß ja nach Geld hei rathen. Nicht um sich, aber um sei ner Brüder willen.« ! Die Bauräthin gab ihr nicht recht. "Sie stand immer auf Seiten der Ju zgend, der fordernden Liebe. An alles das dachte die Bauriithin. Der Ruf ihrer Tochter tönte in ih rem Herzen: »Gut ihn mir doch:" Was follte, was lonnte sie denn thun, diefe ftiirmifche Bitte zu erfül len? Eine lranlhafte Sehnsucht nach Reichthum, nach Geld beherrfchte feine Mutter. Eine ehrgeizige Frau kann schlimmer fein als ein ehrgeiziger Mann, der doch immer weiß, wie hoch er fein Ziel sich ftecken darf, wie weit fein Können reicht. Jn Gedankenfchnelle rafte dies alles durch den Kon der Bauräthin. Zwi fchendurch tönte Jnag Ruf: «Gib ihn mir doch!« —- Beim Klang der elektris fchen Klingel fchrat sie zufammen. Nun lam er. Scheu, angftvoll steckte sie Jnao lei denfchaftlichen Brief in ihre Tasche. Sie wollte es, aber ihre Hand zitterte, sie glitt neben die Tafche, der Brief fiel auf den Teppich! Da lag er zu feinen Füßen· Sie fahen es beide nicht. Sie blick ten fich beide an, froh bewegt von dem Wiederfehen. Sein Blick suchte. »Jna ——- Jna tft noch nicht da« — Ein tiefer Schatten zog über feine fonnig lichten, froh bewegten Züge. Sie war leine Diplomatin, die Bautiithin, aber der Zufall oder die Vorsehung war es, die den Brief auf den Teppich warf, dicht vor Horftö Füßen. Mit feinem fcharfen Blick erkannte er foforl die großen, leidenfchaftlichenz llaren Schriftziige des Mädchens, das er liebte. Mit gefenltem Blick hiirte er die Worte der Bauriithin an feinem Ohr verhallen. Die Bauriithin wunderte sich, wie verklärt ihr junger Gast plöslich zu ihr ausblicktr. an seinen Augen blitzte Glück und selige Freude. Ordentlich herausfor dernd blickte er die Baukäthin an, daß sie beschämt die Wimpern sentte, ganz wie ihre Tochter es that Sie sprach von allem möglichen, nur nicht von dem, was ihr Herz bewegte. Sie war verwirrt wie sonst nimmt-L Sie schalt mit sich, nannte sich eine ganz schlechte, seige Mutter. Der Name Jna zitterte nur zaghast über ilxe Lippen. Aber da begann es von den Lippen Horsts zu sprudeln: Ina, Jnat Jn jedem Sah ihr Name. Er sragte, er forschte, er konnte nicht genug hören von ihr. Stunde um Stunde verrann. Die beiden saßu und sprachen, und zwischen wehte der Geist Inn-T Die Zeit der Abendmahlzeit naht Iheran sp Er verließ seinen Platz nicht« Ent lich ging die Bauriithin hinaus, it Anordnung betreffs des Abendbrot ihrem Mädchen zu ertheilen. ," Mit raschem Griff nahm Her den Brief auf. Es war ihm, a könne er noch nicht gehen, als rnii er bleiben, als wäre seine Heimats »von jetzt an hier bei ihr — ihrer Mus »ter. s Die Bauräthin gehörte nicht zu den »Miittern, die es verstehen, den Augen ;blick zu niiyen und festzuhalten. Abe; ldann begann sie doch, ihm die Kind ’heit und Jugendbildnisse Jnas vorzu »fiihren und allerlei geflügelte Worte xvon ihr zu erzählen. s Endlich, gegen zehn Uhr. zog er dir -Uhr· Er erschrak iiber die späte Stunde. So rasch war ihm die Zeit noch nie mals vergangen. ; Da plötzlich ein stürmisches Klin -geln. ; Die Bauräthin erschrak. Horst ;lauschte gespannt. Da ging die Thiir aus. »Muttchen, ich hielt es nicht mehr ans —-- s— —- ah — ah — Sie — Sie -s— noch hier?« » Glühend roth, befangen, scheu, angstvoll stand sie vor ihm. DieBauräthin begriff, daß sie über flüssig war. Die beiden hörten es nicht einmal, als sie sagte: »Ich will den Kutscher bezahlen.« Lächelnd, strahlend zog er den Brief, ihren Brief aus der Brust-. tasche. »Das - s das habe ich gelesen« s sprach er triumphirend, und sein Rluge bliyte in das Jhre. l »Wir sind reich ---- so reich noch sreichrn als meine Mutter es je ge wünscht und ersehnt hat.« s So sprach er, als die Baurätliin Feintrat und beide eng umschlungen : fand HO F tstm Blume-Mqu s Eneintichkeit und Saudekteit dis- W llcbertreibung ist bekanntlich eine Lei denschaft der Holländer; sie geht so weit, daß sie an Fremden oft peinlich wird. Liebenswiirdiger erscheint uan die Blumenliebe und Vlunienvflege, worin die Holländer ihre englischen Nachbarn noch überhieten. Einersektsz eignet sich der Boden Hollands vorzüg lich zur Blunienzucht, anderseits hat der Holländer das Bestreben, sich gegen die Eintönigteit seiner'Marschen, Hei den, Siiinpfe und Dünen, gegen den oft umnebelten, grauen Himmel, gegen die nkatte feuchte Lust und die nasse Erde ein fröhliches Gegengewicht in schaffen. Dieses erreicht er durck das Rette, Heitere, Bunte an und in sei neu Wohnungen und Gärten. Wo durch aber tönnten Haus und Garten wohl netter, heiterer und bunter ge staltet werden, als durch die lieblichen Kinder Floras, die Mojen Bloeiitvieg«-.' Wenn man durch die Straßen hol ländischer Städte geht, so grüßen überall hinter den spiegelnden Schei den blühende Topfpflanzen Sie he ben sich lebhaft und freundlich von den spihenartigen Gardinenfliigeln zur Rechten und Linken ab, sowie von dem dunklen, fast schwarz erscheinenden Hinter runde des Zimmers. Nicht ohne bsicht haben die alten holländi schen Blunienmaler, ein Jan David de Heeni, eine Maria van Oosterwyt, ihre Blumenstlicke auf dunklemhintergrund gemalt. Es war die Zeit. da die Hol länder die Gärtner Europas waren, und der Admiralitätsgarten in der al ten Stadt Medeniblick wegen seiner herrlichen Blumen und seltenen Ge wächse durch gaanuropa hohen Ruhm genoß. Heute ist die schöne und saubere Stadt Haarlern in der Provinz Nord holland wegen ihrer Blumenzucht be rühmt. Von Ende April bis Endej Mai scheint die ganze Stadt aus einem bunten Riesentissen von Kroius, Ane n:onen, Auriteln, Narzissen, Tulpem Otiazinthen und Nelten zu liegen. Nicht Beete, nein, weitläufige Felder sind mit diesen lieblichen Blumen bestan den; ein würziger Wohlgeruch erfüllt weithin die Luft. Ein großer Theil der Gärten Europas wird von Holland, namentlich von Haarlem aus, mit Blu men versehen, und es ist nicht zu leug nen, daß der Sinn siir die Kultur der fclhen von hier ausgegangen ist. Seit dem 15. Jahrhundert ist die Haude rser Hyazinthenzucht der Stolz der Niederlandr. und im 1.7. Jahrhundert wurde siir selteneSpielarten der Haar lerner Hyazinthe ein Vermögen gebo ten. Noch berühmter und begehrter wurde die Haarlemer Tulpe. Jn den Jahren 1636 und 1637 herrschte in Holland ein wahres Blumenfieber; wie jetzt in Staatspapieren und Industrie attien, spetulirte man damals in Blu men, namentlich in Tulpen. Man verkaufte Zwiebeln, die man gar nicht besaß, siir unerhörte Summen, mit der Bedingung, selbige dem Käuser zu ei nem bestimmten Termin zu liefern. Für einen einzigen sen-par Augustus bezahlte man 85250 Für eine andere Zwiebel —-es war die von Viceroi — vupslichtete sich jemand folgendes zu liefern7 2 Last Weizen, 4 Last Rog aen. 4 fette Ochsen, R Ferkel, 12« Schafe, 2 Oxhoss Wein, 4 Tonnen Achtguldenbier, 2 Tonnen Butter, 1000 Pfund Käse, ein Bündel Kleider und einen silbernen Becher. »Admiral Lieslenshoeck«, »Adn:iral Enthuizen'« O dies die Namen siir bestimmte Tal pen — brachten es zu Tausenden von Dollars. Jn einer einzigen holländi schen Stadt sollen damals siir 4 Mil lionen Dollars Tulpenztviebeln ver taust worden sein,und jemand gewann zuAmsterdam in vierMonaten 827,500 an diesem Handel. Alle Stände wa ren von der Sucht, Tulpenztviebeln zu ziehen, ergriffen, um schnell reich zu werden Fiir den Handel mit Tulpenztoie beln hatte man besondere Markttage festgesetzt »An solchen versammelten sich tvie aus einer Börse an bestimmten Plänen in buntem Gemisch die Tut penhändlerI Kaufherrem Grasen, Da men, Handwerker, Bauern, Schiffer, Taglöhner, Näherinnen, Dienstboten und Kinder und tausten und vertaus ten Tulpenztoiebeln Fehlte einem das »Geld zum Kaufe, so trieb man Tausch shandeL s Mancherlei Anetdoten laufen aus je Tnen Tagen um. Ein Matrose trat bei !einem Amsterdamer Kaufmann ein Hund iiberbrachte eine Botschaft. Der sKausntann setzte ihm eine Kanne Bier snebst einem Hering vor und ließ ihn mit diesem meiß allein. Der Ma trose hätte gern eine Ztviebel zu dem Hering gehabt; er sah sich in der Stube um und entdeckte zu seiner Freude aus der Fensterbant die begehrte Bol. Er nahm sie, schälte siexsehnitt sie in Scheis ben und verzehrte sie mit dem Hering. Da erschien der Kaufmann, sah die Schalen aus dem Tische, blickte nach der Fensterbanl, und schloß, da er die Znsiebel dort nicht entdeckte, aus«dasl geschedette unlink der Makroie nacie eine Tulpenzwiebel verspeist, die 8200 lgelostet hatte! Ein andermal steckte ein englischer Naturforscher in einem hol iändischen Garten ein paar Zwiebeln zu sich, an denen er die schädliche Wirt samteit der Tulpeniliege untersuchen wolltet er wurde desJ Diebstahl-:- be zichtiat und sollte einen Schadenersatz leisten, wie wenn er Diansanten und Perlen aug- einer fiirstlichen Schatz iamnier aestohlen hätte Die Tulpe wurde zu jener Zeit auch in der Industrie Mode. Alle Stoffe, namentlich die Brabanter Spitzen, mußten Tulpenmuster zeigen, wenn der Verläuser aus Absatz rechnen wollte. Selbst auf den Blumenstiileben der holländischen Maler oes 17. Jahrhun dertjes durfte die Tulpe nicht fehlen. Der damalige Tnlpenhandel führte, schwindelhast wie er zum großenTheil war-, allerlei Streitigkeiten und Klä gereien herbei: namentlich wenn die Köuser sich weigerten, die vorbedunge-’ nen Summen zu zahlen. Da bestimm- i te die Reqieruna am 27. April 1637,s daß dergleichen Summen aus dem ge-« wöhnlichen Wege, wie jede andere Schuld, beigetrieben werden sollten» Jetzt stürzten die unsinnigen Preise aus s einmal und man konnte nun einens sesmper August-us siir 820 habenu nie ist 5154 schon sehr viel siir eine wirbel. Man könnte sagen: die von ihrer hohe gestürzten Tulpen haben sich ge rächt. Der Blumenmaler Jan van Huysum (1682———1749) malte sie. Nun wurden die Bilder schon zur Lebzeit des Malers von den ersten Fürsten und den reichsten Liebhabern eifrig begehrt und mit denselben hohen Preisen wie einst die natürlichen Tulpen bezahlt; auch erreichen sie noch heute vor allen ähnlichen Stilleben anderer Maler bei weitem die höchsten Preise. Van Hun sum verstand es aber auch mit stau nenswerther Meisterschan den Glanz der Tulpen, den Silberstaub der Au riieln, den bltntenden Thautropsen im Blumentelche wiederzugeben. Nachdem sich in Holland die trank haste Begeisterung für die Tulpe gelegt hatte. wandte man sich wieder der Kul tur der Hyazinthe zu,und nun entstand im Anfang des 18. Jahrhunderts eine förmliche Sucht nach Erzeugung neuer Hhazinthenarten. Die seltensten Exem plare gingen zu unglaublichen Preisen ab, eine Sorte zum Beispiel zu sl700. War in einem Orte die Erzeugung ei ner neuen Art gelungen, so wurden die Bewohner der Umgegend zu einem Feste geladen, wobei der neuen Hyg zinthe der Name gegeben wurde. Ueber nahm dieses Amt eine berühmte oder gar sürstliche Person, so wurde das Fest mit entsprechender Pracht ausge stattet. Diese Begeisterung für die Blume hat sich in Holland mit der Zeit verirr gert; trotzdem steht die Hyazinthentul tur von Haarlem immer noch in gro ßem Ruf. Den Umsatz des Haude mer Blumenhandels kann man noch ge genwärtig auf mehrere Millionen Dol larL veranschlagen. Der Schlaf miter- dem Fenster-sein Das sind jetzt- wieder einmal die Tage, wo der alte Ruf nach frischer Lust mehr Anllng findet, als bisher. Frische Luft im Hause, heißt es jetzt, und frische Luft außer dem Hause! Der Mensch soll soviel wie möglich im Freien leben. Wenn das immer so leicht auszuführen wäre; die meisten Menschen haben nach wie vor den gan-» zen Tag lang in geschlossenen Räumen, » Schreivstuben, Fabrilen, ums tägliche Brot zu arbeiten undNachts müssen sie schlafen, um neue Kraft zur Arbeit zu sammeln. Das ist lein Leben, das viel Zeit fiir Aufenthalt in freier frischer Luft gewährt. Fabrilräume und überhaupt Arbeitsräume jeder Art bleiben immer mehr oder weni er ge schlossene Räume, mag man die Fenster undThiiren noch so weit öffnen; oft ist es noch nicht einmal ,,frische« Luft, was da hereinströmt. Die Gesund heitsbehörden aller Städte machen ja alle möglichen Anstrengungen, um den Arbeits-räumen ein höchst mögliches Maß von Luftigleit zu verschaffen,. nnd ihre guten Lehren und Anweisun gen werden auch so gut es geht befolgt. Immer geht es aber nicht, und ebenso wenig lann der Durchschnittsmensch seine Wohnung so einrichten, wie es die Gesundheitsbehörde anräth. Zu-« dein, frische Lust! klingt ganz hübsch, wenn manche Leute ————— es sind ihrer aar nicht so wenige « nicht so große Angst vor Erlältuna hätten. Wie viele Menschen schlafen Nachts bei offenem Fenster? Viele. o sa, aber viele schlie ßen auch die Luftlöcher so dicht es aehen will, weil sie Angst haben, ein frischer Lustzug lönne eine nnbedeclte Stelle des Körpers treffen nnd Rhea-— matisinus erzeugen. Mit solchen änastlichen Seelen haben die Gesund heitsbehörden ihre liebe Noth und sind schon aus allerhand verzwielte Mittel verfallen, um die Widerspenstigen der frischen Nachtluft zugänglicher zu ma chen. Eines der rerzwicktesten Mittel ist das neuerlich erfundene sog. »Fen: sterzelt«, das von der Jndianaer Ge sundheitsbehörde empfohlen wird. Das Dqu ist ein zeltartia aufgespannter Schlunds aus Zeltstoff, der mit einer Oeffnung im Fensterrahmen aufqes spannt und mit der andern über den siopf des im Bette Liegenden gezogen wird, so dase der Kopf unter dem Rette im Freien lieat, während der übrige Körper von der Luft abgeschlossen bleibt. So tann der Schlafende frische Luft athmen und der Körper ist vor Zug und Rheumatismus geschützt Zur Sicherheit kann man auch noch eine Schlafmiitze über die Ohren und das Gesicht ziehen, so daß blofz die Na senlöcher zum Athmen frei bleiben. So. und wenn der Mensch dann noch nicht aesund bleibt, dann ist ihm nicht zu helfen. Furchtbar umständlich ist die Ge schichte mit diesem Fensterzelt trotz oder vielleicht gerade wegen des feierlichen Ernste-Z, mit dem sie empfohlen wird. Besonders die Schlafmiitze hat im hei ßen Sommer. auch wenn der Kopf im Freien liegt, wenig Anheimelndes. Weshalb überhaupt den Körper so ängstlich vor jedem Luftzuae hüten? Und denkt denn die fürsorgliche Ge sundheitsbehörde gar nicht daran, daß der im Warmen liegende Körper tüch tig schwitzen dürfte, während der fest abgeschlossene Kopf kühl bleibt? d. h. nur« wenn er nicht unter der Nacht mijsze steckt. Die Jndianaer Gesund heitsbehörde scheint doch in ihrer müt tertickten Sorgfalt etwas über das Ziel hinaus zu schießen. Frische kühle Lust ist nicht nur siir die Nase, sondern für den ganzen Körper nothwendig, und wer die genießen will, der soll ruhig bei ossenem Fenster schlafen. Er braucht sich ja nicht gerade in den Zug zu le gen, aber das Schlaszimrner voll fri scher, tühler Lust wird ihm sicher bes ser bekommen, als das Sch ,· bad bei Kopslustduschex durch Nat tschweiß wird der Körper auch nicht gerade ge stärkt. Das Fensterzelt dürfte wohl kaum als eine glückliche Erfindung zu begrüßen sein. Wbl. Bin ehrlicher Finder-. Schneidermeister Gliihnadel war » ein braver Mann, nur war er mächtig tnauserig, seine Freunde nannten ihn sogar geizig. Eines Tages hatte er süe den Herrn Pfarrer in D—dors ein neues Beintleid sertiggestellt. Es war ein Meisterstück seiner Kunst gewor den, und sorgfältig packte er es zu sammen und umschnürte das Packet ncit Bindfaden. Schon wollte er den Lehrbuben damit fortschicten, alsihm einsiel, halt, es ist ein prachtvoller Morgen, du setzt dich aus dein Rad und fährst selber hin, denn der Bub bummelt doch nur und wird vor Mit tag sicher nicht zurück sein. Der Meister besestigte also das Packet un ter dem Sattel seines Stahlrosses und fuhr ab. D—dorf lag etwa zwei Stunden entfernt, und stillvergnügt radelte der Meister seinem Ziele zu. Auf halbem Wege begegnete ihm ein Bruder Straubinger, der mit einem »Gut Heil!« den Meister um eine kleine Gabe ansprach. Höhnisch lachender widerte der Meister das »Gut HeiliY gondelte aber, ohne anzuhalten, wei ter. »Seit vergeuden und dem Faul lenzer noch obendrein Geld geben,« da wär’ mir so ein Spaß-« Es war heiß und die Chaussee staubig, er beschloß daher im ersten Gasthaus des Dorfes einzukehren, sein Rad einzustellen. sich vom Staube zu reinigen, um so dem Herrn Pfar rer in würdiger Verfassung entgegen Hzutreten Gedacht, gethan. Aber wie erschrak er, als er, in D-—dors an gekommen, sein Packet vermißtr. Es war aus dem nmfehniirenden «aden geruticht und lag nun auf men eisen leerer Chaussee, wenn nicht, wie ihm plötzlich mit verdoppeltem Erschrecken einfiel, der Handwerksbursche das Packet als gute Vrise mitgenommen hatte. Ohne sich zu besinnen, saß Meister Gliihnadel wieder auf nnd strampelte, als ob et wirklich auf glühenden Nadeln saße, wieder zurück. Er hatte schon fast den ganzen Weg vzurückgelegt, als er plötzlich in der Ferne einen Mann auftauchen sah, der ihm mit emporgehaltenem Poe-let entgegengelaufen lam» Es war der selbe Bursche, der ihm begegnet war, mit seinem Packet. »Es gibt also doch noch ehrliche Menschen« dachte der Meister nnd drückte dem Handwerks burschen geriihrt ein Maristiick in die Hand. Dann faß er wieder anf, nahm aber jetzt zur größeren Sicher heit dag- Pactet unter den Arm und radelte seinem Ziele wieder zu. Dies mal hielt er gar nicht erst beim Gast lianfe an, sondern fuhr geradeswegs lzum Herrn Pfarrer, dem er miteiner tiefen Verbeugung das Packet über reichte. Der Pfarrer öffnete es sogleich. Aber mer beschreibt dasErftaunendes ehrwiirdigen Herrn und das sprach ;lose Entsetzen Meister GliihnadelsT ; Denn als die schützende Hülle fiel, lag Ioor ihnen ein altes abgetrageneg, gänzlich zerfetztes Kleidungsstiick — l die Hofe dec- »ehrlichen« Handwerks s barsch-IN l .-——--· O Verdachtig. iWatnesz Gefchichtcheiu Aus der Obchzeiisreise besuchte ich mit meiner jungen Frau auch den Gebbardsberg bei sBreaenz. Kaum hatten wir den Gipfel erreicht, da setzte ein tiichtiaer Gewitterregen ein« Wir slijchteten uns in die Wirtbschast hinter ein Glas Röthel. Am nächsten Tische saßen einige Burschen, offenbar in der Umgebung daheim. Sie flüsterten untereinander, ung- dabei fast unverwandt ansehend. Die Wollen verzogen sich rasch; wir traten hinaus aus den Balton, die herrliche Rundsicht zu genießen. Un sere Tischnachbarn folgten sofort. ,,Na,« redete ich sie da an, »die Herren kennen sich hier sicher aus«-! Sie könn ten uns gewiß die Gegend erklären?« Das thaten sie recht gerne Meinem Frauchen gab ich dazu den Feldstecher. Nach kurzer Zeit erhielt ich ihn zurück mit einem freundlichen «Danie!" Da nierkte ich, wie einer der jun aen Männer den Nachbarn anstieß und hörte die leisen Worte: »Du dijs is sei Frau net, sie bat Daan · g’sa·ai!«