Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 19, 1908, Zweiter Theil, Image 13

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    f J- etc-WI
Gleise von Kl. Düsterhosf.
In einein Pariser Theater machte
der Schauspieler Baron jeden Abend
ein We dar-is nnd erntete Lob and
Lorbeertrlinze in Villle und Fülle
sls er aber aus der hshe seines Ruh
sel stand, mochte er die heteiihte Ent
deckun , daß er, der Liebling der Po
riser mentoelt. den Anstrengungen
seines Beruses zu erliegen anfing.
Eine ganz bedrohliche Magerkeit war
der deutlichste Beweis davon. Mr
Baron eilte zu einem der berühmtesten
Anste.
»Was kann ich thun, um wieder
Fleisch anzusetzen? fragte er in gro
er Besorgnisz.
Nichts weiter, als daß Sie kae
Freien in dem Bade F. sit-bringen«
erwiderte ihm lächelnd der Gesragte.
«es ilt nämlich unfehlbar gegen Ma
Ferteit sowohl wie gegen Fettleibigi
eit.«
Baan eilte also gleich nach Schluß
der Theatersaison in das berühmte
Bad F,
»Mttor,« redete er den höchst lie
benstvijrdioen jungen Kurnrzt an -
«dars ich hossen, bei Ihnen meine nor
male Figur wiederzuerlangen?«
»Auf jeden Fall," versicherte ihm
der einnehmende junge Doktor. »Un
sere Bäder heilen die verztveiseltsten
Fälle von Fettsucht sowohl wie von
k ttschtvund. Mit Ihrer Krankheit
werden wir bald fertig werden« »
Froher Hoffnung voll badete der;
Künstler mit Fenereiier eine Wochef
nnd noch eine Woche: es·;undete sschj
Idct nichts all ihm. Duft arrange-»
schlagen saate er zu dem Badearzte:»
»An mir ist Ihr Wasser hier ver-»
loren. Es thut mir kein Gutes: wo- s
möglich macht es mich noch magerer.«
»Ganz ausaeschlollen,« war des
Doktors zrtoersichtliche Antwort.
«Nur Geduld, guter Freund! Vaoetni
Sie ruhig weitere vierzehn Tage. Dies
Wirkung ivird nicht ausbleiben. llnseei
Bad thut Wunder, tann ich aneni
sagen. Sehen Sie einmal da drau i
i
i
seen den dicken Herrn an« der im Aar
garten sapzieren geht« »
»Ich habe ihn schon öfter rnit tie—;
seen Bedauern aesehen,« bemerlte Las i
ron. »Solch eine Leibessiille muß zaj
eine furchtbare Last sein« »
»Und als der Mann oor drei Mo- (
naten hier einzug. war er so Banns
wie Sir.« ;
»Um des Himmels willen! Tanni
bleibe ich gewiß .nicht drei Monatej
hier,'· ries Baron voller Schrecken&c
Solche Fettleibiakeit wäre ja der
Fluin siir meine Kunsts« . i
»Sie brauchen ja auch diellur nichts
so lange sortzuseyern Ich koollte Jhsi
sen nur die Wietlamteit unierer Bä-!
der llar machen.'« versetzte der Mal-I
lige Doktor, und Baron nahm getreu
lich seine Bilder weiter, ohne seine
erschreckende Magerleit einzubiiszen.
Als er bereits einen vollen Monats
so ersolgreich aebadet hatte und sichi
immer weiter durch die Vertröstungeni
des Arztes ieithalten ließ« las-, er ein-s
mal in seiner Wonne und hörte ins
einer Nebenzelle zwei Männer mit
einander sprechen (
»Doktor,« lagte eine mißvergniiatel
männliche Stimme, »wir thut offen
iar Jhr Bad nicht aut. Nun bin ich
schon ganze vierMonate hier und bade
i
i
mit lächerlicher Gewissenhaftigkeit
Statt aber abzunehmen werde ich im
Ier lugelrunber.«
.Lassen Sie sich dadurch nicht ent:
Mut igen.« redete die geölte Stimme
bei renndlichenBadearztes dem miß
vergnugten Dicken gut zu. ..Dao ist
in manchen Fällen der scheint-are
Mißersola des Anfangs. Aber nur
ausharrerU Der wirkliche Erfolg
stellt sich dann mit Sicherheit ein."
»Noch vier Monaten! Eo ist wirts
lich nicht mehr anzunehmen,« knurrte
der ander-.
»Dort-, doch! Tier Eriolo bleibt
nicht aus. Auf einmal tritt er ganz
unerwartet ein, und Sie können sich
dann von Taa zu Tag mehr liber
seugem toie Sie langsam, aber stetig
an Gewicht verlieren. Jch könnte
Ihnen da ganz erstaunliche Beispiele
vorsuhren Faden Sie nicht u. a. den
berühmten lariser Schauspieler Va
rsn bemerkt, der mit zu unseren-lut
aästen nehört?«
»Den?" Ach du lieber Himmel ja,
den habe ich ost gen-la geieben,« ließ
sich fest die lachende Stimme des an
deren vernehmen »Der Mann :nus7,
einein ausfallen, das ist ja das reine
Gerippe Jch mache immer einen gro
sen Bogen, wenn ich seiner ansichtig
verde, um nicht zufällig neben ihm zu
stehen« gehen oder sitzen zu müssen.
Wir beide nebeneinander miirden ja
ein Schauspiel siir Götter abgeben
Alle Badegiiste würden in ein helles
Ieiiichter ausbrechen«
»Nun, und sehenSie, ais der Mann
hier zuerst berlarn, waret mindestens
so start wie Sie-«
»Sie scherzen, Doktor!«
»Nein, nein, so ist es, die Wirtunat
unserer Böoer ist nun einmal so
grob«
»Wissen Sie aber, Dottor, solch’
ein Stelett möchte ich denn doch nicht
werden!"
»Ei, warum nicht gar! Das braucht
auch kein Mensch, der die Sache ver
niinstig betreibt. Dieser Mr. Baron
war zu ungeduldig und hat die Kur
übertrieben. Daher dieses Zuoiel t-on
fehlen Jest sieht er es sa wohl
selbst ein und wird uns in einigen
Tagen verlassen."
Nun tonnte der unsreiwiuige Lau
scher in dersadewanne denn doch nicht
mehr länger an sich halten.
»Da irrst du dich, permänschter
Scheust von einein Dottot!« rief er
nnt aller Kraft seiner Lungen. »Nicht
in einigen Tagen, - sondern in einer
Stunde berlasse ich dein Allheilbad,
wo innner ein Kranter durch das
Beispiel des entgegengesetzt Kranken
festgehalten wird, nicht aber durch
nnrtliche Kurersol e. Da hilft mir
ja eine Tasse steie Mehlsuppe mehr
als dies ganze lostspielige Nest! Lebe
wohl siir immer!«
Und mit dem nächsten Zuge dampf
ten Mr.B;iron und der Date ein
trächtig aus F» dern Allheilbade, ab·
- W
Cit- vorrheuhsstee hunder.
Der alte Rentier Schildberger hatte
eine ausgesprochene Vorliebe fiir An
tiquitäten, die nur noch übertroffen
wurde durch seine Sucht, bie Sachen,
aus die er ein Auge geworfen, durch
shartniiaiges Feilschen billiger zu be
klommen als sie ausgezeichnet waren.
; So tain es, daß er ost drei, vier
Mal um einen Gegenstand bei demsel
ben Höndler vorsprach.
Heute war er auch mit strahlender
Miene im Heim seines Sohnes erschie:
nen. »Weißt Du,« sagte er, ,,da habe
ich an der Ecke bei Gradowih eine
prachtvclle, alte, holzgeschnitzte Ma
donna gesehen, die ganz tvurmzerstess
sen ist und sicherlich aus bem lit.
Jahrhundert stammt. Gradowitz for
dert aber 150 Mart und ich will nur
W« Mart geben« Ich glaube auch
sicher, das-, er sie mir dafür lassen
wird. «
« Sein Sohn lächelte. lxin Gedanke
schon ihm durch den Kopf, wie er sei
nem Alten eineFreude bereiten könnte.
Bei seinem nächsten Ausgang ging er
zu Gradowitz, ließ sich die wirklich»
sehr interessante, alte Holzfchniherei
zeigen, und nachdem der Händler ihm
betheuert hatte, daß er keinen Pfen
nig von den geforderten 150 Mart ab
lassen tönnte, sagte er: »Hier haben
Sie 50 Mart; wenn mein Vater wie
der tornmt. um die Figur zu holen,
lassen Sie sie ihm nach scheinbarern
längeren Handeln und Widerstreben
Jhrerseits; ich möchte meinem Vater
eine Freude damit machen.'«
Mehrere Tage vergingen. Da tam «
der alte Schildberger wieder zu seinem "
Sohn und streckte ihm ganz begliickt
seine offene Hand entgegen, in der 25
Mart lagen. »Sieh ’mal,« rief er aus,
»25 Mart baar verdient. ohne einen
Federftrich.« Der Gradotoitz hat mir
nämlich —-- wie ich ja voraussagte s
.die Madotina doch schließlich für 100
Mart gelassen. Wie ich nun damit um
die Ecke biege, stoße ich mit Freund
Gropius zusammen und zeige ihm das
Dings. Gropius ist gleich ganz ver
liebt und bietet mir sofort 125 Mark
dafür, was ich natürlich mit Freude
angenommen habe. Ja, ja,« trällerte
der Alte lachend, »man muß es nur
versteh’n!'·
Schildberger junior aber machte ein
langes Gesicht. Seinen Zweck, dem al
ten herrn eine Freude zu machen, hatte
er zwar erreicht; aber er beschloß doch,
sich fürderhin nicht mehr in die Ge
schöfte seines Vaters einzumischen
--«—I-—
Oeisiesscefleuwsrt
Crosdri Halt, das alte gotbische
Bauwerk in der City Londons, das
trotz großen Geschreis und ungeziihl
ter zornflammender Zeititngsartitel
abgebrochen worden ist, um Bantge
bäuden Platz zu machen, wird viel
Ieicht in Chelsea wieder aufgebaut
werden. Zufällia trifft es sich, das-,
der größte und edelste Bewohner oon
Croshn Hall, Thomas Markts, auch
in Ebeliea ein Landhaus gehabt hat.
Dieses Landhaus war der Schau
platt folgend-r Geschichte Von dem
Dache des Pförtnerhänscksiens bot iicks
ein båibscher Anblick über die Themse.
nnd der Großlanzler pflegte dort
häufig zu sitzen, in Gesellschaft seines
Hundes-. Eines Tages lam ein Toll
häusler vorbei. schlich die Stufen
hinauf und fand Morus schlafend
Er faßte den alten schwachen ils-kann
um den Leib und suchte ibn unter
den Rufen: »Spring, Tom, sprina!«
über die Dachrinnen zu werfen. Mo
rus fühlte. dafz er dem Wahnsinnigen
nicht lange Widerstand leisten Gönne,
aber die talte Ueberlegung oerliesiihn
nicht« und er rief seinem Bedränger
zu: »Wir wollen doch erst einmal den
Hund herunterwerfen!« Der Wahn
sinnige ließ von ihm ab und warf
den Hund hinunter. »Gut oemacht·«
sagte der Kanzler, »geht jetzt herun
ter, hole den bund heraus und ver
suche es dann noch einmal!« Der
Wüthetich gehorchte, und Morus
schloß die Thür ab: ihn umzubringen,’
war einem getrönten Wütherich rot-,
behalten. «
Im- ieden Fell.
-««—
Bindi-npr (vor dem Wirthshws):
»Was is, geh’n ma ’nein?«
»New net —- abek wir Wann-« ja!
a’ Siehmah trink’n, bis ma uns»
Wonnen hab’n!« I
Vo- Schochdors.
Von dem vor nicht langer Zeit ver
storbenen König Ostar von Schweden
erzählt man sich ein siir sein liebens
toiirdiges Wesen bezeichnendes kleines
Geschichtchen. Jn den achtziger Jah
ren versehrte König Ostar"sehr bäu
fig in der Stockholmer Schachgesrlls
schast,' mit deren Mitgliedern der
Fürst ost und gern eine Partie Schach
spielte. Es war selbstverständlich, daß
diese Schachgesellschast das sünsund
zwanzigste Regierungsjubilänm des
Königs feierlich beging,« und König
Ostar ließ es sich nicht nehmen, zum
Zuckerguß nach Angabe eines berühm
Festessen zu erscheinen. Eine Ueber-s
raschung brachte der Nachtisch in Gr- I
stalt einer großen Torte, aus der mit i
ten Mitgliedes der Gesellschaft eines
Schachausgade in Form eines großen
O gestellt war. Der Verfasser der
Schachansgade mußte die Lösung an
geben. Wie erstaunte er aber, als der
König mit dötlig ernstem Gesicht er
klärte, es wäre noch eine andere Lö
isung möglich. Nebenlösungen nehmen
igerade den Probleme-i den Reiz
Schon zerbrach sich der Schachtiinstler
Terschreett den Kon — er fand leine
zweite Lösung. Da nahm König Os
tra lächenld ein —- Küchenmesser und
schnitt die Torte an. Der Schnitt
ging gerade durch den schwarzen Kö
nig: »Das ist meine Lösung!« sagte
er dabei und ließ sich die Torte gut
schmecken.
Zabllos sind die Anetdoten, die sich
mit Schachspielen von Königen und
Fürsten um hohe Einsätzc beschäfti
gen. Zucnal in der Zeit, als die Re
gierungsgeschäste den Großen der
Erde noch mehr Zeit ließen, als lange
Winter und schlechte Witterung die
Edelleute und Fürsten auf ihren Bur
gen festhielten, war ja das Schachspiel
vor allen anderen Spielen bevorzugt:
Das Spiel der Könige.
Lange ist es her, da saß in einem
Thurm ein wendischer Fiirst in
Kriegsgesangenfchaft Jm kleinen
Dorfe Ströbeel war eg« «nntoeit hal
berstadt. Er hatte rechte Langeweile.
Um sie zu vertreiben, suchte er eines
schönen Tages sein Schachbrett hervor
und alle wohlgesormten Figuren. Und
Tag für Tag spielte er nun allein in
ödem Kerlen beim Spiel Gegenwart,
Gefangenschaft, »sein Volt und die
ganze Welt vergessend. Kopfschiittelnd
sah ihm sein Kerkermeister zu. Er ver
stand es nicht, wie ein Mann, ein
Kriegsheld Gefallen finden tonnte an
solchem BrettspieL Doch nicht lange.
Bald saß er seinem Gefangenen ge
genüber und spielte selber. Von Tag
zu Tag mit größerem Interesse, mit
ruhigerr Ueberlegung und schärfere-n
Verstande. Bald gab es nicht nur das
Schachbrett des gefangenen Wenden
fürften in Ströbeck, viele der ehrsamen
Bürger des Dorfes hatten sich nach
seinem Muster auch Schachbretter an
fertigen und zierliche Figuren schnitzen
lassen. Groß und Klein übte sich an
diesem Spiel, so daß sie alle bald
große Fertigkeit in ihm erhielten·
Und wie vor Jahrhunderten, so ist
es bis aus den heutigen Tag in Strö
beek, im »Schachdors'«, geblieben. Statt
Ball und Peitsche führen schon die
Feinder ihr Schachspiel bei sich, um
aus der Straße und Hosen, in Gärt
und auf Wiesen mit Altersgenossen
eine Partie Schach zu spielen. Ja
dieser- Spirl, an dem sonst nur die
schärfsten Denter und Feldberrn ihre
Schlagfertigleit und ihren tiihl abwä
genden Verstand zu üben pflegen, ist
noch heute im Schachdorf so allge
mein, daß es selbst in der Dorfschule
gespielt wird. Und wenn die ältesten
Schüler und Schülerinnen zu Ostern
ihre Schlußprüfung bestanden haben,
dann ist es für sie ein regelmäßig wie
dertehrendes Fest. an einem offiziel
len Schachwettlampf theilnehmen zu
dürfen, für den die Behörde Schach
bretter als Prämien aussehn
Was die Bevölkerung eines Ortes
seit Jahrhunderten interessirt, lann
nicht ohne Wirkung bleiben auch auf
das Aeußere ihrer Wohnstätten. Daß
der Schachthurm, in dem der Wen
densiirst einst gefangen gehalten
wurde, in Ehren gehalten wird, er
scheint selbstverständlich Aber auch
andere ältere Bauten erinnern in ih
rern Schmuck an die Vorliebe ihrer
Erbauer und Bewohner. So sieht
man in dem Giebel eines Hauses
außer anderen Schmuckstücten ein
richtiges Schachbrett in Mosailarbeit
einaesiiat.
Die Thaisache, daß die Ströbecter
das Schachspiel von einem Wenden
iiirfien eriernien, darf nun aber nicht
irrefiihren Das Land seines llr
,sprungs wie der meisten anderen
Brettspiele ist Indien. Ueber Per
sien kam es nach Griechenland-, Jtas
iien und Spanien. Nach Deutschland
brachten es erst die aus dem Orient
heimiehrenden Kreuziahren Aug dem
Orient stammen aller Wahrscheinlich
ieii nach auch unsere Spielleuten in
deren einzelnen Karten manche die Fi
guren des Schachs wiedereriennen
wallen. König und Königin sind auch
hier die höchsten »Ossiziere«, und in
den Zählbliiiiern kann man wohl
ohne Zwang die Bauern erkennen
Auch zwischen den beiden Farben des
Schachspiels mit ihren doppelten Of
sizieren und den auf vier Farben ver
theilten einfach beseyten Offizierste1
i
len läßt sich ein Zusammenhang fin
den, zumal bei beiden Spielen die
Grundidee der Kampf zweier Par
;teien, zweier feindlicher heere ist«
Uebrigens ist es heutzutage wohl
nicht gerade etwas Seltenes, daß
heranwachsende Kinder mit Lust und
Liebe und wachsender Kombination-Z
gabe Schach spielen. Zablreiche Zei
tungen regen ja mit ihren von Sach
verständigen geleiteten Schachecken
dazu an, und gerade dieses Spiel
diirfte auch von allen Eltern gern ge
fördert werden« Das Auffallende im
Schachdorf Ströbeck aber ist es eben,
daß dort das Schachspiel von der
Dotfjugend ganz allgemein gepflegt
und in der Dotfschule selbst systema
tische Anleitung gegeben wird. Frei-:
lich, wenn viele der Schachbrettläm
pfer statt Schacht-reitet aus sHolz
Schnchtortem wie fie König Osiar in
der Stockholmer Schachgesellschaft zu
würdigen wußte, erhielten, sie würden
vermuthlich auch fiir seine rasche Lö
sung fchwierigerSchachtortenprobleme
schnell Verftändniß entwickeln.
Der Gold-miser cöutq Friede-jeh
dei Gesten von Ade-erstem
»Erns; ist die Zahl der geniaten Be
ttuaer und Abenteuer-, die in ver
gangenen Jahrhunderten den Aber
glauben und die Sucht nach Reich
thum der Mächtigen dieser Erde aug
zunntzen verstanden. Eine der seit
samsten Gestalten unter diesen
Schmindlern großen Stils war im
streitig jener Mann, der in Wirklich
seit nur Caetano hieß, aber unter dein
stolzen Namen eines »Don Damenico
Emnmnuele Caetano Conte de Rust
gierc«. nachdem er schon zahlreiche
Gaunereien in Briissel, Madrid und
Wien veriibt hatte, im August des
Jahre-L- 1705 den Schauplatz seiner
Tbätiateit nach Berlin, an den Hof
dei- prachtliebenden ersten preußischen
Königs verlegte. Das Lebensschicksal
dieses alchemistischen Hochstaplerg bil
dete den Gegenstand eine-«- interessan
ten Vortrages, den Dr. Stepban
Ketnle b. Etradonitz tiirzlich im
Verein siir die Geschichte Berlin-s
hielt·
« Der damalige englische Gesandtetn
erlin, Thomas Wentrvorth Lord
Rat-Ni- später Carlos Stratford,
empfahl Caetano seiner Freundin, der
Grösin Kolbe von Wartenberg, gebo-1
renen Katharina Rickers, deren Ge
mahl, der damals preußischer Mini
stervriisident war, und dem Oberhos
inaricliall Grasen August von Witt
genstein, und durch den Einfluß die
ser Personen gelangte Ruggiero an
den Hof. Es wurde ihm gestattet,
vor dem Könige und den Großmüt
dentriigern des Hofes eine Verwand
lungsprobe von toerthloien Metall
gbföllen in Gold zu machen, bei ver
ei ihm gelang, sogar den Kronprim
.ien, den nachmaligen König Friedrich
Wilhelm den Ersten, hinterg Lichtzu
führen. Caetano schenkte dem Könige
auch 15Gran weißer Tinktur zur
angeblichen Herstellung von 20 Pfund
Silber-, 4 Gran rather Tinktur zur
angeblichen Herstellung von 20Psnnd
Gold und das Rezept zur Herstellung
von soviel rather Tinktur, daß man
damit für sechs Millionen Thaler
Gold herstellen könnte. Da der Alches
:nist aber nicht die Geschenke bekam,
die er als Gegengabe erwartet hatte,
leiste er plötzlich ab. Mit einiger
Mühe vermochte man jedoch, ihn zu
bewegen, nach Berlin zurückzukehren,
woraus er ein mit Diamanten besetz
iees Bildnisz des Königs. einen lönig
litt-en Echutzbries und den Charakter
als Generalmajor der Tlrtillerie er
hielt. Eine Warnung deg Kursiirsten
Johann Wilhelm von der Pialz und
eine Forderung Caetanocs von tausend
Dukaten für das hingegebene Rezept
machten den König indessen bald miss
irauisch. Als derilldept sah, dahieine
Geldscrderuna nicht ersiillt roerven
.viirde, verschwand er wiederum. Er
wurde jedoch in Hamburg aufgegris:
ten und nach Fliistrin gebracht Dort
glückte es ihm, den Kommandanten
ron Schlabrendors durch eine »gel:1ns
gene« Verwandlungsprobe zu täu
schen, und so wurde er nochmals nach
Berlin berufen. Er wurde hier ans
königliche Rechnung beherbergt nnd
belästigt und der König bezahlte alle
feine Schulden; das kostete ihn 15,s
bis 16,000 Thaler, das Bildniß mit
der Diamantensassnng nicht einge
rechnet. Allmählich gedrängt, endlich
die versprochenen sechs Millionen
Thaler Gold zu liefern, entfloh Car
tano wieder, diesmal nach Frankfurt
a. Oder, wo er verhaftet wurde. Nach
Küstrin gebracht, durste er iiber ein
Jahr lang seine »Versuche« sortsetzenz
man gab ihm auch noch mehrfach
Geld dazu. Schließlich wurde ihm
der Prozeß gemacht. Am 2fl. August
1709 ward er zu Küstrin an einen
mit Flittergold gezierten Galgen tie
hiingt. der Leichnam mit einem »W
manischen, vergoldeteu Habit« he
kleidet.
the nust nichts-.
Milchböuerin fdie wegen Verlaufs
von gewässekter Milch eine Strafe
von 80Makk bezahlen mußte, fis!
sich): »Hm, hm, do muß ich wieder
lang wässekn, bis ich bös ein’bmcht
hab’!«
Streng.
Einjähriget (der beim Execzjeken
ein dringendes Telegramm ethält):
»Herr Unteroffizier, ich habe soeben
hunderttausend Mark qeerbt.«
Untetofsizien »Sie haben jetzt
Dienst zu thun und nicht zu erben!«
W·
Vater mach dem Rückgang der Verlobung zum ExiBräutigcnOz »Da
ist der Ring zutijeL den Sie meiner Tochter
auch Ihre sonstigen Gechenfe!«
gegeben haben » und hie-:
Wthäutigann »Bei-Essig Pfennig bekomme ich auch noch fjjt frei
Tdmnbabnfahrten!«
Ein anriquarifdeer Schemen-.
Jin Jahre 1871 lud sich ein Alter
tbnmssammler in Briisse1, ein gemis
ser Goebel. sechs Herren aus«- seinem
Kundenkreise zu einem eiaenartigen
Gnstrnahl ein. »Ich werde mir erlau
ben, Ihnen Brod vorzusetzen. zu dem
der Weizen gewachsen ist, bevor die
Kindersgraels durch das Rothe Meer
gegangen sind. Sie sollen es mit But
ter bestreichen, die zaneit der Maria
Stuart qebuttert wurde. Die Aepfel,
oie ich Ihnen dazu auiiischen kann,
sind vor mehr als achtzehnhundert
Jahren gereift Angeseuchiet soll dies
anfiquarische Mahl werden miteinem
Wein, der schon zur Zeit der Entdeck
ung Akneriias hundert Jahre alt
:Var.J' Mit diesen Worten leitete
Goebel sein Fesrncahl ein.
Was er versprochen dem-, konnte er
auch halten«
Der Weizen. der zur Bereitung des
Brodes gedient hatte, das auf golde
ner Schale dalag, war einer Grab
tammer entnommen in einer der klei
neren iianptischen lItyratniden, die
Butter dem geheimen steinernen Ver
steck in einem schottischen Brunnen,
wo sie nach zuverlässigern Auf-weis
während der Konflikte der Schritten
tiinigin Eliiabeth von England in
einer irdenen, wohlverschlossenen
Biichse niedereelegt und drei Jahr
hunderte hindurch von Eistoasser ums
ipiilt worden war. Die Aepfel ent
stammten einem Thongeiiiß aus den
Ruinen von Warnen-ji« und der Wein
einem verschüttet aewesenen Gewölbe
in Rorinttx
Zum Sattessen war allerdings das
Mahl nicht eingerichtet Das Brod
tvar so knapp, daß aus jeden Gast nur
eben ein Bissen inni, auch der Wein
reichte nicht weiter als zu einem klei
nen Glase fiir Jeden. Die Butter
war aber reichlich vorhanden, zwei
Pfund etwa, und von ten Aepfeln gab
es mehr als ein Liter. Die entiicki
ten Gäste itellten aber mit Befriedi
auna fest daß dac- Brod iein« wohl
sebmeckend, der Wein soaar köstlich
!r-ar, daß die Butter nichts Zu mitn
ichen übrig ließ, unt. das-. dac« Lbst
to siiß und von so liebtichem Lilroma
war, ali- miire cis non neuester Ernte
gewesen«
—-.-s---.
,,iP«:nkL icickt sich nicht für Alle«:
Du wandelit in den Fußstapfen eines
Anderen nnd rierliinsst Dich dennoch.
Eine Wahrheit bedarf vieler Vor
tiiinpfer, um durchzudringm eine
Liine vieler islndeter
» Man koäre manchen Mal nicht ver
legen, wenn man wüßte« rvie verlegen
der andere ist. »
Nicht die erreichten, ieine Unmeich
baten ziele bestimmen den inneren
Werth eineg Menschen.
Jm Leben stehen die Oauptspieler
oft nicht aus der Bühne, sondern zwi
I schen den Kulissen
i ———-—-O-.--—
« Ein viel Geplagte-tu
»Nun. frischgebactener Ehe-mann,
’wie gefällt ers Dir im Ehestand?«
»Gar nicht gut!«
,.Weghalb?«
»Das erste, was meine Frau srith
von mir verlangt, ist —- Geld. Rom-?
me ich zum Mittagessen, wieder ——-s
Geld. Abends —-— desgleichen Jen-»
mer Geld —- Geld —- Geld!« »
»Ja was macht sie denn mit dein
vielen Geld?« l
»Das weiß ich nicht — ich hab’ ihr
noch —- icin«’s gegeben!«
Aphorismen.
l
Spekulatio.
Gast: »Die Aussicht oon Jhrer Ve
rlankza ist wirklich herrlich, Frau Wit
t in.«
Wirthim »Dös is no gar nix —
dös müssen S’ erscht sehn, wenn S’
so a zwon oder drei Flasche-i Wein
trunken heimt«
Hincingcfallcm
- »Da spiele ich nun seit Monats-n
fast täglich Karten mit dem-Oberw
rektor, verliere mit Absicht regel
mäßig, um mir seine Gunst ja sicher
zu erwerben, und als ich gestern end
lich um die Hand feiner Tochter an«
halte, weist er mich schroff imd ents
fchieden ab.«
»Weil Du ein Kartenspieler Dritt-«
»Nein —- weil er seine Tochter ei
lnem Mann, der sein Geld im Kot
;tenspiel verliert, niemals zur Frau
ngben wird!«
Bekrönt-etc Bot-sieht
» Frau Schultzu »Was, Frau Miit
?ler, Sie liegen im Bett, was fehlt ih
nen venn?«
Frau Müller: »Ach, ich muß dac
Bett hüten. «
Frau Schultze: »Ja, sind Sie denn
ernstlich trant?«
Frau Müller: »F wo, trant bin ich
gar nicht, aber wenn ich dass Bett
nicht hüte, trägt es mein Mann infe
Leiyhaiis.«
Ane- det Schule.
Lehrer: »Wir hatten in voriger
Stunde von den verschiedenen Weiden
arten gesprochen Nun, Müller,
kannst Du mir noch sagen, welche das
lvaren?«
Schüler: ,,Trauertoeide, Purpur
toeide, Korbmeide . .
Lehrer: »Schön, aber es warm
noch mehr.«
Schüler: »Die Augenloeidc!«
sei-streut
Diener: »Herr Professor, bitte,
kommen Sie schnell, eg find Einbrechkt
da!«
Professor: »Ich habe jetzt keine
Zeit, sagen Sie, sie möchten wieder
tomnien.«
Bettler Anan
Ein Bauer sieht die Vorstellung
mit dressirten, wilden Thieren in der
Menagerie an. Nach beendigter Pro
duition begibt er sich zum Msnaaeriesi
besitzer nnd sagt:
,c-,ie Herr, was toitg denn wenn
tre)
Sie mir mein Weib zahm machene
? Reis-c Watte «
; Wüthender Läusen »Sei-en Sie
;’mal het! Der Anzug, den ich gestern
»bei Ihnen kaufte, ist voller Motten
Höcher!«
L Händlcn »Da-s stimmt schon, mein
’Freund. Das ist eben ein Zeichen fiit
die vorzügliche Qualität der Waare.
iDie Motten fressen nie Baumwolle-,
»und wenn Damen und Herren diese
ILöcher sehen, so wissen sie, daß Sie
nur theuxe, reimvollene Sachen im
gen.« s
Höchste Kuuitlcistuiig.
A
Er: »Sieh nur, sast alle Zuschauer
find zu Thkänen gerührt, die Darstel
lung ist aber auch wirklich großartig.«
Sie: »Das ist noch gar nichis, vo
rige Woche wurden die »Minder« so
natürlich gegeben, daß nach der Vor
stellungi sogar mein Atmbcmd vers
schwanden wori«