» » Jahrg Nebraska Staats-Anzeiger und TiferoldF ummer 42. Zufriedenheit Zufriedenheit ist gleich dem Wohl gefiihle Des Wandrers in des jungen Mor gens Kühle, Wenn in der blauen Luft die Lerche schwebt, Jndeß ihr Strahlenangesicht die Sonne, Die Freundin allgemeiner Lebens wonne, lleber der Berge rof’ge Gipfel hebt Q, wahr Dir in der Brust so zau bckischee So wonneathmend morgendliche Frische, Die, wie der Thau die Blum’, er quickt das Herz; Dem Blicke des zufrtetfnen Sinns alleine Zeigt sich die Welt in immer jungem Scheine. Und nie geht seine Sonne nieder wärtsl ushek sschimäeiude nach-k. Stizze von Anna Mothe. Ueber schimmernde Dächer Weist des Mondes Hand, Spannt Brücken aus silbernen Perlen Weithin über schlafendes Land. Ueber schimmernde Dächer· Lächelt das Morgenroth, Und ernst, mit gesenkter Sichel, Schreitet durchs Frühlicht —- der Tod Ganz im Norden von Berlin, wo die Bergs und fthterftraße sich treu 3en, lieat inmitten eines nroßen Häu sergeviertes eine freundliche Dase. Das ist der Sopbientirchhof. Da singen znr Frühlingszeit die Nachtigallen, und der Flieder duftet. Lile Miller die kleine Näherin, öffnet dann die Fenster ihrer Nacht tarnmet weit nnd wenn der Abend kommt, wenn Alles so still und feier lich ist und nur von fern her das Brausen und Getriebe der großen Stadt herauitlingt, dann siht Lise und —- träumt. Das Abendlicht glei tet dann mit silbernein Licht über das große weite Häuten-neu und da un ten auf dem Kirchhof tropit es gar wie eine silberneFluth von Baum und Strauch. Am Tage hat Liie keine Zeit zu nutzlosen Träumereien, aber am Abend, dann athmet sie wohlia den Dust der Linden, mit denen sich scheu ver Dust der Rosen des Kirchhofs mischt. Zuweilen kommt auch Lises blasser Nachbar mit seiner Geige zu ihr aus ein Stündlein herüber. Dann gleiten süße Töne durch die Sommernacht und iiber die blinken den Dächer im Mondenlicht. Gerhard Schneider ist Schallehrer. Arn liebsten hätte er das Konservatos rium besucht. um dann hinaus iehen zu können als Jünger der Kunst, die ihm bisher Lebensinhalt gewesen Aber das durste nicht sein. Daheim im Dorf saßen seine arme Mutter und vier hungrige Geschwister. Die dossten aus ihn; da hieß es, diehiindr rühren. Lise Miller war eine Waise. Vater und Mutter schliefen lange aus dem alten Sophienkirchhos, und Lise war ganz allein· Lise nähte siir Gelt-. Erst war sie in die Fabrit gegangen. Aber der Ton. der dort herrschte, war ein so anderer. als sie ihn von Vater und Mutter kannte, daß Lise leicht zusam menschauerte, wenn sie nur daran dachte. Lise Miller ging dann in die Häuser der Reichen. Sie nähte siir die vornehmen Damen schöne Kleider aus dnstigen Stoffen, nnd da Lise ihre Sache verstand, waren die Da men sreundlich und giitig n ihr. Da blühte bei der kräftigen Kost, die Lise nun hatte, das Mädchen ans wie ein Maienriislein Die Wangen rundeten sich und die Augen strahlten, und das glänzendeBlondbaar ringelte sich in weichen Liiachen um die weiße Stirn. . Gerhard Schneider sah es voll Ent zücken. Was war alle Miihsal bess Lebens, wenn ei ihm gelang« dieses» Edaweiß zu Wie-ur- unz heim-( lich sparte nnd darbie er, um eins paar Groschen zu eeiibrigen, die das. Stammkapital werden sollten zums künstigen Nesiban. s Ganz heimlich schrieb er an einem! dicken Buch. Wenn er einen Verleger sand, was er natiirlich hoffte, dann! Hirt-e er bald ein wohlhabenderManH e n. Lises Schönheit aber hatte nicht nur ihn, sondern auch Andere ent sit-i Der Mann ver vornehmen Dante in deren Genie Lise jede Woche einige Tage nahte. hatte sie zufällig gesehen nnd sie hegehrenswerth gesunden. Lise war ihm zuerst immer geschickt ans aewichen, eines Tages aber hatte ee sit its Vorübergehen umarmt. ohne daß es Lise hindern konnte. Die Gat tin des Frechen war hinzugekommen, und ohne Lise auch nur anzuhören, hatte sie die sonst so giitige Frau mit Schimpf und Schande aus dem Hause gewiesen. » » Da war eine grenzenlose Bitterleit’ über Lise Miller gekommen. Was nuhtees, daß sie ehrlich war? Wurde? sie nicht wie eine Verbrecherin wich-T Beet-F Niemand fragte nach der Wahr t . Da nuhte es nicht viel, wenn der? Schullehrer des Abends lam und die Geige tlingen ließ. Die Sehnsucht nach Glück, der ungebändigte Drang nach des Lebens Fülle wurde nur noch stärler in dem jungen, einsamen Ge schöpf. Wenn sie mit Gerhard und ihrer Wirthin nach den Pichelsbergen oder nach Schildhorn suhr, um draußen Kasse zu tochen, was sriiher ihre höchste Lust gewesen, und wozu Ger hard schon-immer wochenlang im Voraus sparte, dann blickte sie sehn-· süchtigen Auges aus die schimmernden Wagen mit gepu ten Menschen und den glänzenden eitern, die an ihnen vorüber agen »Wi en Sie ’was, Gerhard,'« pflegte sie dann zuweilen zu sagen: »Ich möchte auch ’mal Evas Anderes als iiber die alten Dächer gucken. Jch möchte das Glück sehen.« Gerhard sah sie dann wohl mit sei nen dunklen Augen vorwurssvoll an, und sein blasses Gesicht zuckte schmerz hast zusammen. »Sie sind oerwegen, Lise,« pslegte er dann ernst und pedantisch zu sagen. »Ich tenne tein größeres Glück, als bei Jhnen zu sitzen und über dieDiicher zu schauen. So hoch, so weit erhaben iiber all· das tleinliche Getriebe der» Menschen« so allein mit Ihnen, wenn alle Dächer schimmern. Ach, Lise, es ist ja doch so schön da oben in unserer lustigen höhe, wo die Gemeinheit der Menschen nicht herandringt, wo wir srei und gliialich sind, srei wie der Vogel in der Lust.« Lise hatte wohl dazu geliichelt. »Sie sollten unter die Dichter gehen, Ger hard," sagte sie dann leise. Und später ging Lise in’s Geschäft. Jn der Friedrichsstrasze, in einemPutz geschäft, hatte sie eine Stelle als Ver tiiuserin gesunden. Dreißig Mart An- i fangsgehaltl Zum Leben zu wenig und zum Verhungern zu viel. Aber Lise fand es herrlich in dem bunten Getriebe. Schon allein alle Tage die Friedrichftraße hinunterzuge hen, wo das Leben der Großsiadt wogte. Das war eine Lust, das erst hiesz Leben! Immer seltener klang die Geige über die Dächer, immer selte ner ging es zur lustigen Fahrt in den Grunewald und immer seltener kam Lise des Abends pünrtiid heim. Gerhard sah es voll schmerzlicher Wuth. Umsonst grollte und warnte er. Lise lachte ihn gliickselig an. »Das Leben ist ja so schön,« jauchzte sie, »und ich bin noch so jung; im Mai werde ich achtzehn Jahre.« Und der Mai kam, und der Flieder auf dem Sophientirchhof blühte. Lin den und Rosen hatten schon dicke Knospen, da kam Gerhard ’r«nal wie der mit der Geige des Abends in Lises Kämmerlein Lise hatte ihn darum gebeten. Von selber wäre er nicht gekommen. Er grollte mit dem blonden, lehensdurfti gen Kinde, das er so gern vor jedem Rauhreif behütet hätte, und das, wie er wohl sah, unbarmherzig das Leben zerpflücktr. « Der Mond lag auf den Dachfirsten. Die Fenster von Lises Kammer stan den weit osfen. Unten der Friedhof in schlafender Stille, fernher ein Brausen von Welt und Leben. Lise war bleich. Das sah Gerhard, troßdem kein Licht brannte. Sie saß in dem alten Korhstuhh in dem ihr Vater so oft gesessen, als sie noch ein kleines Kind war. Das blonde Haupt zurückgelehnt, lächelt sie dem Freunde dankbar zu, als er zum Fenster trat und die Geige hob. « Und bei den leisen, wehmüthigen, abgerissenen Klängen, die er dem Jn strument entlvckte, da begann sie, wie früher so ost, zu erzählen. , Aber heute war es ein anderes Lied als damals, als sie von Vater und Mutter, von den Tagen der Kindheit und von ihren kleinen Leiden und Freuden sprach· Heute verkündete sie gar seltsame Mär. Wie schön er war und wie glänzend und vornehm, der blonde Mann, der sie Abends immer vom Geschäft abge holt, und wie er sie geliebt und ihr versprochen hatte, sie zu seinem Weibe zu machen. " Jm Geschäft selbst, als er eine Klei nigteit ’Inal kaufte, hatte sie ihn ken nen gelernt. Und welches große Glück J durch diese Liebe über sie gekommen war, das erzählte Lise in leisen, abge brochenen Lauten. Gerhards Geige: klagte. Liese hörte es taum. Das Auge des Schulmeisters hing in grenzenloser Verzweiflung an dem süßen, seinen, jent ganz schmalen Ge sichs »Und nun," schloß sie, »ist Alles aus! Verrathen, verlassen, vergessen! Er ist gegangen. Eine Andere nimmt meine Stelle ein. Jch bin fertig-« Schrill brach das Geigenspiel ab.— »Sie werden vergessen, Lise, und überwinden.« » Gerhard Schneider sagte es tonlos. »Ich werde Ihnen helfen, Lise, Jhr treuester Freundl« »Ich habe schon überwunden,« lis chelte sie ihm geisterhaft zu. ,,Und nun, lieber Freund, spielen Sie noch einmal —- ein letztes Mal!« »Ich kann nicht,« wollte er antwor ten, aber ein Blick in das todtenblafse Antlip zwang ihm den Bogen in die Hand. Er spielte, wie er noch nie gespielt. Schmerz Und Verzweiflung rangen mit dunklen Schicksalsmächten, aber immer sanfter, stiller wurde die Weise. Jn reinster Harmonie flutheten die Töne hinaus über die stillen Dächer, hernieder zu dem Friedhof, wo Vater und Mutter von Liese schliefen. Jn dieser stillen Mondnacht, hoch oben über den Dächern, da wurde ein Künstler, der später durch sein Gei genspiel eine Welt in Entzücken ver setzte, geboren. Ein armes Menschenkind aber, das ihn nicht ertragen konnte, den Kampf des Lebens, das schloß in dem alten Korbstuhl des Vaters die strahlenden Blauaugen fiir immer. Und das Mondlicht gleißte und Ro sen und Linden erblühten·in dieser Zaubernacht zwischen den alten Häu sern und trugen ihren Duft zu dem blonden Mägdlein empor. Ueber schlummernde Dächer Lächelt das Morgenroth, Und ernst, mit gesenkter Sichel, Schreitet durchs Frühlicht—der Tod s Vie Hausaufgabe. «Geora!« »Was gibt es denn, meine Liebe?« fragte Vater Mertel. ,,Möchtest du nicht versuchen,« sagte die eintretende Gattin, ,,ob du Otios Aufgabe zu stande bringst? Jch hab es schon mehrere Male probirt, doch es will mir nicht gelingen.'« Der Hausberr legte die Zeitung aus der Hand und schaffte auf dem Tische Platz. Ein besonderes Vergnügen schien ihm die Sache nicht zu machen. Seine rau brachte ein an unfauberen Finger puren reiches Lehrbuch der rithmetit, ferner ein Heft, in dem die meisten Blätter-das zeichnerische Ta lent des Jungen betundeten, und einen schlecht gespitzten Bleistist zum Vor schein. Der tleine Otto folgte seiner Mutter mit einem unerschiitterlichen Vertrauen in"die bewahrte Findigkeit seinesVaters, die räthselhaftesten Din ge rasch aufzulösen. Das Familienhaupt las zunächst die Ausgabe laut vor: »Wenn ein Löwe eine Kuh-in vier Stunden, ein Bär die gleiche Kuh in sechs Stunden ausfres: - sen kann, ein Wolf zu derselben Mahl- « seit acht, eine Hyäne aber elf Stunden; braucht, wieviel Zeit beniithigt die Hn J äne zur Berspeisung des übrigbleiben-— ! den Theiles der Kuh, wenn an dieser » vorher der Löwe zwei Stunden, derj Bär eine Stunde und dreißig Minuten ; und der Wolf zwei Stunden gefressens haben« s »Nun, gar so schwer ist diese Rech-l nung nicht! Das werden wir gleich babenl« meinte der Vater. »Aber es» ist immerhin eine merkwürdige Aus-: gabe. Ein Löwe kann eine Kuh doch nichtin vier Stunden ausfressen! Eine? Titub bietet dem Löwen Nahrung sur eine ganze Woche. Wie kann man nur« einen solchen Unsinn den Kindern mit-« stets einer Ausgabe lehren! Und dann. i-—ob jemals ein anderes Thier sich an» iden Löwen herantrauen wird, wenn er beim Speisen ist. Seht ihr denn nicht, was das fiir eine tomische Ausgabe ist? ! »Es scheint wohl so," pslichtete die Gattin bei, «doch es ist ja nur ein Bei spiel!" »Natürlich ist’s nur ein Rechenexems pel," sagte der Hausherr, indem er den Bleistist pitzte und den Graphitstaub von den z ingetn blies. »Doch warum gibt man den Kindern nicht Ausgaben, die einen Sinn haben? Als ich in die Schule gin . da hatten wir auszuruh nen, wievte Ziegel eine Mauer von ve stiinmter Größe enthält, was eine Ton ne Tabat kostet, wenn der Preis eines Psandei so und so viel beträgt, und andere praktische Dinge. Wir hatten aber nie Aufgaben iiber eine ganzeMe nagerie tuhfleischfressender Thiere.« »Ich habe zuerst die Größe der Kuh festzustellen versucht,« sagte die Mut ter, ,,um einen Begriff zu kriegen, wie viel der Löwe in zwei Stunden fressen könne; aber ich sehe schon, die Mathe matit ist nicht meine starte Seite.« Die Größe der Kuh hat in diesem Falle gar nichts zu bedeuten," entgeg nete der Gatte im Bewußtsein seiner höheren Weisheit. »Daösist eine gege bene Größe." ,,Jn der Thati« sagte sie und bewun derte die Ruhe und Geläufigkeit feiner Sprache. »Aber du wirst doch zugeben, daf; nicht alle Kühe von der gleichen Größe sind. Und ein Löwe mag eine kleine Kuh in vier Stunden verspeisen, doch er wird dies nicht zuwege bringen, wenn er eine doppelt so große vor sich bat. Das ist es hauptsächlich, was ;inir Kopfzerbrechen macht.« ,,Liebes Kind, die Größe der Kuh prielt in dieser Aufgabe gar keine »Rclle,« wiederholte der Vater energisch Hund warf dabei einige Ziffern aus das sPapier hin. »Es ist doch genau gesagt, sdasi ein Löwe die Kuh in vier Stunden ksressen könne; das steht fest, und der Umfang der Beute macht hier keinen Unterschied, ebensowenig als ihre Far be. Begreisst du denn das nicht«-» I »Ja —- und vielleicht war dies der sGrund, warum ich die Ausgabe nicht ilösrn tonnte," meinte sie nachdenklich I »Wenn du eine lleine Minute it ;hast,« seßte der Gatte seine Be eh srung fort, »will ich dir die FSache erklären. Also, da ist eine " .Kuh'· — er legte dabei den Bleistist ;an den Tisch- während Otto mit Jn Yteresse zuhorchte und erwartete, der Ernst seines Vaters werde den Blei »s:ift wirklich in eine Kuh verwandeln - —- ,,und hier ist ein Löwe.« Ein Pa piermesser sollte den König der Thiere Hdarstellen. »Nun, wenn der Löwe die ’ Kuh in vier Stunden auszehren kann« I s— er zeigte bei diesen Worten auf das Papiermesser und aus den Bleistift — «,.wird er in zwei Stunden einen be stimmten Theil dieser Beute verschlin s gen. Das verstehst du doch? Nun ; siehst du auch ein, daß die Größe der JKuh ganz gleichgültig ist — nicht ; wahr?« »Ich glaube, jetzt fange ich an, die .Sache zu verstehen,« antwortete die Frau. »So, nun gehen wir an die Arbeit!« sagte er, von den Schwierigkeiten des Problems sichtlich erwärmt. »Zuerst wollen wir sechzig anschreiben und mit vier multipliciren.« »Warum willst du sechzig viermal nehmen«-« fragte sie. »Davon steht doch gar nichts in der Aufgabe!« »Wir müssen doch die ganze Ge schichte aus Minuten reduciren, um die Grundlage der Rechnung zu erhal ten!" »Wie bringst du aber denn einesiuh l auf Minuten?« rief Otto verwundert aus, da er in dem Plane des Vaters einen Fehler entdeckt zu haben glaubte. »Otto,« tadelte der Vater strenge, »du würdest besser thun, ruhig zu sein nnd achtzugeben! Oder du wirst zu Bett gehen und dann morgen mögli cherweise eine Strafe für das Nicht tönnen deiner Aufgabe kriegen! — Nun,« setzte er ruhiger fort, »wenn wir die vier Stunden in Minuten verwan deln, erhalten wir 240, die wir als Basis unserer Rechnung niederschrei ten. Da der Löwe die Kuh in 240 Minuten vertilgen kann, wird er in zwei Stunden oder 120 Minuten ge nau die Hälfte davon fressen, was wir gleichfalls niederschreiben müssen. Und jetzt kommen wir zu dem Bären-" »Aber unser Lehrer hat es im Kopfe ausgerechnet,« bemerkte Otto heftig, »und er hat teine Minuten genom men!" »Das ist ganz nebensächlich, wie’s dein Lehrer gerechnet hatt« erwiderte der Vater majeftätisch. »Die richtige Art der Lösung dieses Exempels ist, der Sache auf den Grund zu gehen, und das ist nur mit Minuten möglich. TieLehrer sind zwar sehr gescheit, doch alles wissen sie auch nicht. — Nun, wir sind also beim Bären stehen geblie ben, welcher die Kuh in sechs Stunden ausfressen kann; daraus erhalten wir 360 Minuten. Nachdem der Löwe die eine Hälfte der Kuh verschlungen, Hbieibt die andere dem Bären übrig. Der Bär frißt eine Stunde und drei ssig Minuten, das macht zusammen 90 Minuten. Um die ihm bleibende hälfte aufzuzehrem würde er 180 Mi nuten brauchen; wir schreiben daher ""X»·, an. Und nun zu dem Wolf!« ! JWas bedeuten diese Do-,.,»?« fragte sdie Mutter. »Ich verstehe nicht, wie sdie uns helfen sollen!« ! » »halte dich nicht bei Einzelheiten; auf,« meinte der Gatte, »sondern war I te bis um Schlußresultat. « Watte —- ! zwo sin wir denn stehen gebliebenti Richtig, wir waren eben daran, die’ Leistung des Woler festzustellen. Gut. Der Wolf kann also die Kuh in acht Stunden verspeisen, das sind 480 Mi nuten. Er beginnt den Schmaus, so bald der Bär damit aufgehört hat und«frißt zwei Stunden oder 120 Mi nuten. Daher schreiben wir WXM und gehen zur Hyäne über.« »Jetzt mußt du aber doch schon wis sen, wieviel der hyiine von der Kuh bleibt —- nicht wahrs« fragte die von den Brüchen verwirrte Gattin. »Du hast immer eine zu große Eile, ausgenommen den Fall, wenn du dich sür einen Spaziergang antleidest!« be merkte der Gatte sartastisch ,,Diesen Vorwurf könnte man mir nur bezüglich meiner Berheirathung machen!« entgegnete die Frau schlag fertig. Der Vater, über dessen Stirne ein Schatten flog, lentte ein, er wollte das Gepläntel vor dem Jungen nicht fort setzen und fuhr in der Ausarbeitung der Aufgabe fort: »Wo waren wir denn zuletzt? Richtig, bei der Hhänr. Nun, sie ist imstande, die Kuh in elf Stunden zu fressen: das sind 660 Mi nuten. Sie frißt thatsächlich —« »Aber für die Hyäne ist doch gar teine Freßzeit angegeben!« wars die Frau ein. »Die Frage lautet viel mehr: Wieviel Zeit braucht die Hyiine zur Vertilgung des Theiles, den die anderen Bestjen übrig gelassen haben? Jch wußte im voraus, daß deine Brü che keinen Zweck haben tönnen.« »Unser Lehrer hat überhaupt nicht mit Minuten gerechnet,« sprang Otto seiner Mutter bei. »Er sagte, es sei bloß eine Kopfrechnung Probir es einmal mit dem Kopfe!" H »Wie ich eine Sache einmal ange-; fangen habe,« sagte der Vater mit» einiger Wärme, »so will ich sie auch zu Ende führen. Und falls dies euch nicht paßt, dann könnt ihr es ja selber ma chen! Mir bereiten derlei Aufgabens wahrlich kein Vergnügen. Zudem» habe ich eine anstrengende Tagesarbeit » hinter mir und bin sehr müde. Dessen ungeachtet will ich euch gerne den Ge fallen thun, aber ihr dürft mir nicht immer dazwischen reden. Jch brauche eure Rathschläge nicht. —- Nun müssen wir zu· dem Bären zurück.« Er ber folgte hieraus die Ziffern, kam aber dabei nicht so weit, als er wollte. »Jch habe doch alles aufgeschrieben und tann es nun nicht finden. —- Otto, hast du nicht den Zettel weggenommen, ! auf dem ich die Leistungen des Bären. aufgeschrieben habet-« - »Ich glaube, du hast das gar nicht« aufgeschrieben, Georg,« bemerkte feine Frau sanft. ( »Aber ganz gewiß hab ich’s gethan!« j erklärte der Gatte heftig. »Und ganz genau noch -— in Brüchen — was der Bär leistete, nachdem der Löwe fer tig war.« »Ich hab den Zettel nicht gesehen,« versicherte der Junge. »Uebrigens war ei; gar nicht so gerechnet, wie unser Lehrer es machte. Der Lehrer —« »Klara, wenn du deinen weisen Sprößling zu Bette bringen würdest, könnten wir wahrscheinlich eher zum Ziele tommen,« ließ sich die strenge Stimme des Vaters vernehmen. »Ich tann bei einem solchen Geschwätz diese Aufgabe nicht lösen. — Otto, du gehst augenblicklich zu Bett! Bis morgen früh werde ich die Rechnung längst fer tig haben und sie dir noch vor der Schule erklären. Es ist höchste Zeit für dich zum Schlafengehen — es ist» neun Uhr." s Otto machte sich, von seiner Mut ter geschoben, auf den Weg. Doch ehes er die Thüre schloß, meinte er noch ein- : mal: »Der Lehrer hats ganz andersi gerechnet.« — ,,Jch würde an deiner Stelle die Sache gehen lassen,« sagte die Frau bei ihrem Wiedererscheinen. »Du bist müde, nnd es muß doch nicht sein. Nimm lieber deine Zeitung wieder zur Hand« »Aber ich bin im Nu damit fertig» sobald ich nur die Ziffern des Bärenl gesunden habe. Wir brauchen jetzt nurT noch auszurechnem wieviel nach dem Fressen der einzelnen Bestien übrig bleibt, bis die Hyäne an die Reihe kommt, und haben dann diesen Rest durch elf zu dividiren.« »Aber plage dich doch nicht weiter!« warf die Gattin ein. »Was liegt denn an der dummen Ausgabe?« »Ich muß ans Ende kommen, und wenn ich die«ganze Nacht daran ar beiten sollte!« erklärte er entschlossen. Und er schrieb wieder Ziffern nieder —- Briiche und Gleichungen, Divisio nen und Multiplilationen, Additionen und Subtraitionen. Schließlich nahm er sogar zur Logarithmentafel seine Zuflucht. »Hast du endlich den Rest gefun den?« fragte die Gattin schüchtern nach Ablauf einiger Zeit. »Es ist schon elf Uhr, Georg —- laß uns doch jeyt schlafen gehen!« »Du kannst ja gehen, wenn du willst,« sagte er brummig, »ich gehe erst, bis diese elende Kuh bis auf das letzte Schwanzhaar aufgefressen ist. Jch werde doch schließlich diese vier elenden Bestien meistern. Das wäre denn doch zu dumm!« Die Hausfrau zog sich zurück. Eine Stunde nach Mitternacht , wachte sie aus und sah ihrenMann auf der Kante seines Bettes schm. »Nun hast du die Aufgabe gelöst, Georg?« fragte sie. . »Gewiß, mein Kinb,« antwortete er und zog dabei seinen Rock aus. »So »bald der unnöthige Lärm aufgehört shatte und absolute Stille herrschte, zwar ich mir klar. Wenn einmal ein zLöwe an einer Kuh frißt, wird er doch weder einen Bären, einen Wolf " oder aar eine Hyiine heranlassen! Das ist eben wieder eines der dummen Exempel, mit denen man die Kinder zum besten hält und alle Welt ver rückt macht!« »Ja, sie geben ihnen viel zu schwere Aufgaben —- ich hab es ja immer ge sagt,« bekräftigte die mitfühlende Mutter die Worte ihres aufopferu den Gatten. — Otto aber bekam am nächsten Mor gen in der Schule zwei Stunden Ar rest. Und als er laut aufheulend rief: »Die Aufgabe ift viel zu schwer, mein Vater hat die ganze Nacht daran ge rechnet!« wurde er auch noch von der ganzen Klasse, der Lehrer an der Spitze, ausgelacht. « Das Radelgecd einer gesamten Inm Mit der Frage: »Wieviel Nadelgeld braucht·eine elegante Frau?« hatte sich ’ vor einigen Tagen ein Londoner Rich ter zu beschäftigen. Die Klage eines bekannten Putz eschäftes gab den An laß dazu. Die e Firma vertan te von einem gewissen Herrn Gustav ayer die Bezahlung einer Rechnung von 51 Pfund Sterling —- etwa 250 Dollars k- fiir Hüte, die sie feiner Frau ge . liefert hatte, einer »Gräfin v. Spen eck«, wie die Londoner Blätter sagen. Wobei bemerkt sein mag, daß es sich augenscheinlich um die frühere Frau eines Grafen v. Sponeck handelt. Wie dem auch sei, Mr. Gustav Mayer wußte augenscheinlich die Ehre, der Gatte einer Exgräfin zu sein, nicht nach Gebühr zu würdigen, denn er weigerte sich energisch, die Hutrech nung zu bezahlen, indem er erklärte, er komme für die Verbindlichkeiten seiner Frau nur in dem Umfange des ihr ausgesetzten Nadelgeldes auf Mrs. Mayer erwiderte, dieses Nadel geld sei lächerlich niedrig und nicht entfernt ausreicheno für die berechtig ten Ansprüche einerDame, die einiger maßen auf gute Kleidung bedacht sei. Und als der Richter sich nun nach der Höhe dieses lächerlich niedrigen Na delgeldeg erkundigte, gab sie es auf — 8,()00 Dollars an. Man wird dem Richter nur beipflichten können. wenn er die Firma mit ihrem Klagew spruch abwies, Herrn Mauer recht gab und feiner Gattin im Urtheils spruche bündig auseinanderfetzte, daß 8,000 Dollars zum mindesten genü gend für die »dringendsten Toiletten Bedürfnisse« einer Frau ihres Stan des seien. Arius-he Statuts-. Nach dem ,,—Medical Record" gibt es gegenwärtig 228,234 diplomirte Aerzte in der Welt. Von diesen kom men auf Europa allein 162,334, die sich folgendermaßen oertheilen: Eng land 34,5)67; Deutschland 22,518; Ruleand 21,489; Frankreich 20,848; Italien 18,345. Die für Deutsch land angegebene Zahl ist allerdings nicht richtig. Nach dem medizinischen Jahrbuch gibt es :51,416 deutsche Aerzte, von denen 19,()0l) allein auf Preußen kommen. Jn den grofzen deutschen Städten kommen zwei bis drei Aerzte auf 1000 Einwohner, in Berlin 11,-"; auf 1000. Unter den deutschen Aerzten find etwa der fünfte Theil Spezialiften Geld- und Iürttemnacht. Ein anieritanischer Millionär, der sin einem Hotel zu Homburg logikte, Hgab dem Obertellnek hundert Mart dafür-, daß er ihn beim Diner in die Nähe eines dort anwesenden Herzogs plazirtr. Nächsten Tag sah et den Herzog am entgegengesetzten Ende der Tafel Platz nehmen. »Wie?« fragte »der enttäuschte Millioniik den »Ober«, i,,habe ich Jhnen nicht hundert Mark gegeben, damit Sie mir in des Her zogs nächster Nähe Platz resekviren?« —- »Getoiß, mein herr«, entschuldigte der »Obet« sich, »aber der Herzog hat mir zweihundert Matt dafür gegeben, daß ich Sie ihm soweit als möglich vom Leibe halte. Also-«